Eck, Johannes. Prima pars operum Iohan. Eckii contra Ludderum. I. Epistola ad gloriosissi. Imp. Carolum V. August a Deo coronatum. II. De Primatu Petri lib. III. III. De Poenitentia lib. IIII. 5 nn., CCXXI Bl. Mit Titel in Rot und Schwarz und einer Holzschnitt-Titelbordüre. 29,5 x 20 cm. Halbleder d. Z. (alt repariert mit schmalerem Rückenbezug aus weißen Leder; die Kanten etwas lädiert, Rücken mit größeren Fehlstellen, ohne die zwei Schließen) über abgefasten Holzdeckeln mit Blindprägung, hs. Rückentitel und Schnitt-Titel. Augsburg, Alexander Weißenhorn für Georg Krapf in Ingolstadt, 1530.
VD16 E 389. Metzler, Eck 70 I. – Einzige Ausgabe. Der erste Teil des zweibändigen Werkes mit drei von insgesamt sieben Schriften des katholischen Professors der Theologie (1486-1543) gegen den Reformator Martin Luther. Der zweite Band erschien 1531. Die Titelbordüre mit Porträt-Medallions von Karl V. und Ferdinand I., eingerahmt von 46 Wappendarstellungen. – Innen etwas gewellt, aber bis auf Titel und Vorsätze kaum fleckig, vereinzelt kleine Wasserränder. Stellenweise kleine Wurmspuren im unteren Rand oder im Bundsteg. Innengelenk vor dem Titel aufgeplatzt. Titelblatt mit schmalem Abschnitt am oberen Rand (ca. 1,5 cm, nicht bis zum Holzschnittrand) und zwei verschiedenen alten Rundstempeln, etwas (finger)fleckig. Vorsatz mit kleinen hs. Vermerken und drei Stempeln. Verklebung des Innenspiegels im Rückdeckel gelöst, darunter Abklatsch eines Inkunabelblatts auf dem Holz sichtbar. Breitrandiges Exemplar.
Fries, Laurent. - Waldseemüller, Martin. Asiae Tabula. Kolorierte Holzschnitt-Karte aus der "Ptolemäus Altas". 28 x 41 cm (Darstellung). Mit Passepartout. Straßburg, Laurent Fries, 1522.
Verkleinerte Version der Asienkarte von Martin Waldseemüller (1455-1532) aus dem Jahre 1522. Text verso mit kunstvollen Holzschnitten.
Die Karten von Waldseemüller erschienen erstmal in den "Ptolemäus-Atlanten" im Jahre 1513-1520. Der französisch Physiker und Mathematiker Laurent Fries (1485-1532) war so beeindruckt von diesem Werk, dass er es in Straßburg im Jahre 1522 zusammen mit Peter Apian und Johannes Grüninger neu und in mit verkleinerten Karten veröffentlichte. Der Atlas erschien in weiteren Auflagen 1525, 1535 und 1541. – Mit Mittelfalz. Minimal braunfleckig. Sehr hübsche und dekoratives Exemplar.
Geiler von Kaysersberg, Johann
Das Irrig schafe [und:] Passion des Here Jesu. Straßburg Grüninger 1514
Los 337
Nachverkaufspreis
8.000€ (US$ 8,602)
Aus dem ehemaligen Augustinerchorherrenstift zu Rebdorf bei Eichstätt
Geiler von Kaysersberg, Johann. Das Irrig schafe, Das irrig schafe Sagt vo cleinmütigkeit un böser anfechtung, Der helisch Lew Von böser anfecchtunge. Kristliche küngi Von underscheid tötlicher und teglicher sünde ... XCII num. Bl. Mit Titel- und 7 Textholzschnitten. Straßburg, Johann Grüninger, 25.III.1514 [und nachgebunden:] Derselbe. Passion des Here Jesu. Fürgeben und geprediget gar betrachtiglich und geteilt in stückes weiß eins süßen Lebkuchen ußzugeben ... Neulich uß dem latyn in tütsche sprach Tranßveriert, durch Johannem Adelphum Physicum von Straßburg. CXII (recte CXIV) num. Bl. Mit 43 (17 ganzseitigen) Textholzschnitten des Livius-Meisters, Hans Wechtlin und anderen. Ebenda vor dem 30.XI.1514. 28,3 x 20,4 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas fleckig und stärker gebräunt und gedunkelt, beschabt und berieben, Rücken geweißt und nachgedunkelt, bestoßen) über abgefasten Holzdeckeln und mit 2 intakten schlichten Messingschließen. Straßburg, Johann Grüninger, 1514.
VD16 G 724 (BSB-Exemplar Titelvariante "Gepredigt" statt "Geprediget") und G 747. Panzer I, 364, 773. Proctor 9931. Ritter II, 966. Schmidt, Grüninger, 136 und 141. Muller II, 33, Schmidt, Elsass, 381. Dacheux 48 und 65. Muther 1433-34. – Zwei bedeutende Werke des großen Predigers Johannes Geiler von Kaysersberg (1445-1510) in einem zeitgenössischem Schweinslederband. Das erste Werk "Das Irrig schafe" liegt hier im ersten Druck der zweiten Auflage vor (vgl. Ritter), das zweite in der besonders seltenen ersten deutschen Übersetzung. Beide Werke wurden reich illustriert mit Holzschnitten von dem Livius-Meister, Hans Wechtlin u. a. Auch typographisch handelt es sich um bemerkenswert schöne Straßburger Drucke mit figürlichen Initialen auf schwarzem Grund.
Das erste Werk enthält eine Sammlung beliebter Geschichten und Märchen in Predigtform, darunter eine der ersten literarischen Verwendungen des Aschenbrödel-Themas. Vorliegt hier der erste Druck der zweiten Ausgabe bei Grüninger, dem Erstdruck war ein undatierter Druck bei Schürer (um 1510) vorausgegangen.
Bei dem zweiten Werk handelt es sich um die seltene erste deutsch Ausgabe des wohl am reichsten ausgestatteten Werkes von Geiler von Kaisersberg in der Übersetzung des Johann Adelphus. Die schönen Holzschnitte sind meist aus früheren Drucken Grüningers entlehnt, so aus der Passion der vier Evangelisten (1509) und aus dem Hortulus anime (1502). Vier Holzschnitte wurden hier erstmals verwendet. Unter den blattgroßen Abbildungen sind folgende Szenen dargestellt: Christus am Ölberg, Ratschlag der Juden, Christus vor Pilatus, Dornenkörnung, Ecce Homo, Handwaschung des Pilatus, Kreuztragung, Veronika mit dem Schweißtuch, Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung. Ein Holzschnitt zeigt den Verfasser während einer Predigt am Aschermittwoch.
Geiler (1455-1510) war einer der beliebtesten Kanzelredner und Schriftsteller der vorreformatorischen Zeit, der mit deutschsprachigen Sammlungen wie dieser große Wirkung erzielte. "Sein eingängiger Stil, der auf Derbheiten und Komik nicht verzichtet, verfehlte seine Wirkung auch auf eine ungebildete Zuhörerschaft nicht" (C. Händl). Durch die originelle, anschauliche und mit bildhaften Beziehungen auf das tägliche Leben reich durchsetzte kraftvolle Bildsprache sind die Predigten heute eine außerordentlich wichtige und interessante Quelle für das Leben am Vorabend der Reformation.
Besonders durch die Schriften des Johann Gerson angeregt - Geiler hatte dessen Werke 1488 zusammen mit Schott und Wimpfeling herausgegeben - verschaffte ihm seine originelle und anschauliche, mit bildhafter Beziehung auf das tägliche Leben reich durchsetzte Redeweise, einen außerordentlichen Erfolg. Die "63 Löwenschrey des Löw" und die fünf folgenden Stücke sind Übersetzungen von Traktaten des Gerson. Der Holzschnitt des "hellisch Leuwe" trägt das Monogramm "ER", das von Nagler (III, 1753 No. I und III, 970) dem Erhard Schlozoc aus Straßburg zugewiesen wird (Abb. bei Kristeller S. 48). Der Holzschnitt "der dreieckecht Spiegel" ist mit "HG" signiert (Nagler No. 979 und 944) schreibt ihn Hans Baldung Grien zu. – Gegen Anfang und Ende und stellenweise etwas fleckig, angestaubt, fingerfleckig und unfrisch mit Gebrauchsspuren, jedoch kaum Einträge oder Papierläsuren, wenige Seiten mit Rubrizierung und Kapitalstrichelung, im Block meist auch bemerkswert wohlerhalten, die Holzschnitte kontrastreich und meist in sehr gutem Abdruck. Teils schon alt hinterlegte, von Buchwürmern aber wieder ausgeknabberte kleine Fehlstellen eines einstigen Griffregisters durch ein Folgeblatt (man hätte im 15. Jahrhundert weniger schmackhaften Leim verwenden sollen). Der bemerkenswerte zeitgenössische Einband aus der bei Kyriss genannten Augsburger Werkstatt 88 (mit der Augsburger Jagdrolle IV, um 1478-1514), die Deckel mit breiten Filetenrahmen, die äußere mit einer verflochtenen Bandwerkbordüre gefüllt (Schwenke-Schunke 302/36037), der Mittelspiegel ist mit Fileten in Kreuz-Rauten geteilt. Zur Provenienz: Eintrag auf dem vorderen Innendeckel: "Das puch gehort den layen prudern zu rebdorff in das gemain". Es handelt sich um das ehemalige Augustinerchorherrenstift zu Rebdorf im Altmühltal, im heutigen Bistum Eichstädt, das 1156 gegründet und 1803 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst worden war. Danach in der Bibliothek des David Alexander Edward Lidsay mit ausgelöstem Exlibris der "Bibliotheca Lindesiana" und verbliebener Signatur "67/H", dann Earl of Crawford, Nicolas Barker, London und schließlich im Handel und deutschem Privatbesitz.
Giovio, Paolo
Von der türkischen Keyseren härkommen, aufgang uund Regiment
Los 338
Zuschlag
260€ (US$ 280)
Giovio, Paolo. Von der türkischen Keyseren härkommen, aufgang uund Regiment mit sampt allen Historien uund namhafftigen geschichten ... erstlich durch D. Heinrich Pantaleon auff das treüwlichest verteütschet und in den truck verfertiget. LXXXII, 2 Bl. 28,5 x 19,5 cm. Halbpergament des 19. Jahrhunderts (leicht berieben und fleckig) unter Verwendung eines hs. Pergament-Fragments d. Z. Basel, o. Dr. (Heinrich Petri und Peter Perna), 1564.
Göllner II, 1051. Pétrovich 26. VD16 G 2052. Nicht bei Adams und STC. – Erste deutsche Ausgabe des Werkes über die Türkischen Kaiser von dem italienischen Geschichtsschreiber Paolo Giovio (1483-1552). Mit den Texten "Wie die statt Rom durch keyser Caroli deß fünfften kriegsvolck..." und "Pauli Jovii eigetliche beschreibung wie Basilius der Großfürst in Moscauw seyn Bottschafft ...". – Leicht braun- und feuchtfleckig, teils mit hs. Notizen, letztes Blatt mit kleineren Fehlstellen (Text teils betroffen), knapp beschnitten am Kopfsteg und insgesamt etwas gewellt.
Guevara, Antonio
Di Marco Aurelio con l'horologio de principli
Los 339
Zuschlag
300€ (US$ 323)
Guevara, Antonio. Di Marco Aurelio con l'horologio de principli, in tre volumi. 28 Bl., 279 num. Bl. 21,5 x 15 cm. Halbleder des 19. Jahrhunderts (etwas lädiert und Gelenke offen) mit goldgeprägtem RTitel. Venedig, Francesco Portonario, 1560.
Vgl. STC 320 (1556). Adams I, 1482 (1562). – Frühe Ausgabe des Fürstenspiegels aus der Offizin von Francesco Portonario (1520-1578). – Vorsatz etwas gelöst, teils stock- und feuchtfleckig. Erstes Blatt mit zeitgenössischer Wappenzeichnung und der Datierung "1561".
Guicciardini, Lodovico. L'hore di ricreatione. Novamente stampate & con somma diligenza corrette. 350 num., 23 nn. Bl. Mit ankolorierter Holzschnitt-Druckermarke. 9,5 x 6,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben). Venedig, Giacomo Ghedini, 1579.
EDIT16 CNCE 71784. – Venetianische Taschenausgabe der seinerzeit beliebten Anekdotensammlung des florentinischen Kaufmanns und Gelehrten Lodovico Guicciardini (1521-1589), die unter dem deutschen Titel Stunden der Erholung verbreitet wurde; der italienische Erstdruck erschien 1568. – Etwas fleckig, Titel gestempelt. Es fehlen wohl zwei weiße Blatt am Schluss.
Horae BMV
Drei gedruckte Blätter aus unterschiedlichen Stundenbüchern
Los 341
Zuschlag
220€ (US$ 237)
Horae BMV. Drei gedruckte Blätter aus unterschiedlichen Stundenbüchern mit großen Bordüren in Metallschnitt. Papier und Pergament (2). 17,5 x 11 bis 24 x 16 cm. Mit mehreren goldgehöten Initalen und Zeilenfüllern auf rotem oder blauem Grund. Frankreich oder Niederlande, um 1520.
Eine kleine Sammlung von drei reich illustrierten Blättern aus verschiedenen Stundenbüchern. Darunter Darstellungen der heiligen Maria und Märtyren, staffiert mit Engeln, Fabelwesen und Ranken. – Alle mit Montage- und Kleberresten, leicht fleckig und in den unteren rechten Ecken recto ein kleiner Besitzstempel. Recht saubere, schöne Exemplare.
Hotman, François
Francogallia (EA) und Dialecticae Institutionis libri IIII
Los 342
Nachverkaufspreis
800€ (US$ 860)
Hotman, François. Francogallia. 8 Bl., 174 S., 5 Bl. Mit Holzschnitttitel-Bordüre 17 x 10,5 cm. Flexibles Pergament d. Z. (fleckig und stärker lädiert) mit hs. RSchild. (Genf), Jacob Stoer, 1573.
Adams H 1083. Brunet III, 346. Cioranescu 11577. Haag V, 532. Fueter 142. Vgl. STC 419. (Ausgabe von 1574). – Erste Ausgabe und die einzige, die nicht unter Jacob Stoers (1542-1610) Pseudonym Hieroymi Bertulphi gedruckt wurde. "Fit beaucoup de bruit lorsqu’il parut, et s’attira plusieurs réfutations" (Brunet). François Hotman (1542-1590) "schrieb sein Werk über die geschichtlichen Grundlagen des französischen Staates in der Verbannung, welche ihm sein Glaube als Protestant zugezogen hatte. Offenbar ist es ihm weit weniger um eine geschichtlich richtige Darstellung zu tun, als um einen Schlag gegen das tyrannisch gewordene Königtum" (von Mohl, Staatswiss. III, 42). Diesen Schlag führte er, indem er für das Wahlkönigtum und die Souveränität der Stände eintrat.
Der uns vorliegende Druck ist nicht im VD16 verzeichnet worden, womöglich absichtlich? Immerhin handelt es sich um einen Druck, der gerade nicht mehr aus dem deutschen Sprachraum (Genf) stammt und noch dazu in lateinischer Sprache herausgegeben wurde. Allerdings führt VD16 eine andere Ausgabe desselben Titels von 1574 auf, wohl mit einem Kölner Druckvermerk (VD16 H 5206 Ausgabe "Coloniae, Ex officina Hieroymi Bertulphi, 1574 [= Genf: Jakob Stoer]"). – Leicht fleckig und mit kleinem Wasserrand, Bindung fast vollständig vom VDeckel gelöst. Exlibris im Innenspiegel, ein nicht identifizierbarer Stempel auf dem Vorsatz und dem vorgebundenen weißen Blatt. – Vorgebunden: Derselbe. Dialecticae Institutionis libri IIII. 8 Bl., 363 S., 2 l. w. Bl. Mit Holzschnitttitel-Bordüre. Ebenda 1573. - In der Bibliothèque Française unter FRBNF30619121 verzeichnet. Nicht bei Adams oder im STC. - Erste Ausgabe. Dieses Werk wurde erst 1593 neu verlegt und war damit nicht annähernd so beliebt wie Hotmans "Francogallia". - Die erste Lage teils aus der Bindung gelöst. Titel mit zwei hs. Besitzvermerken. Stärker wasserfleckig und etwas fleckig.
(Ibn Butlan). Schachtafelen der Gesuntheyt. I. Erstlich, durch Bewarung der sechs neben natürlichen Ding. II. Zum Anderen, durch Erkantnussz, Cur und Hynlegung aller Kranckheyten menschlichs Zufalls, eüsserlich und innerlich... uß Arabisch in Latin und yetzt jüngst in Teütsche sprach verdolmetscht III. Zum Dritten. Aller lxxxiiij Tafelen sonderlich Regelbuch angehenckt ... Newlich ußgangen unnd verteütscht durch D. Michael Hero. 2 Bl., 246 (statt 252; recte: 256) röm. num. S., 4 Bl. Mit zahlreichen figürlichen Holzschnitt-Bordüren und Holzschnitt-Bildleisten von Hans Weiditz. Ohne den Totentanz-Holzschnitt. 28,5 x 19 cm. Marmorierter Halbpergamentband des 19. Jahrhunderts (berieben, Ecken schwach bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild und (lädiertem) Papierrückenschild. (Straßburg), Hans Schott, 1533.
VD16 M 6776. STC 635. Schmidt, Schott 127. Muller II, 93, 207. Hirsch-Hübotter I, 176. Choulant S. 369. Wellcome I, 1998. Durling 2522. Waller 2739. Weiss 906. Nissen, Kräuterbücher S. 40 (Anmerkung). – Sehr seltene erste deutsche Ausgabe des Tacuinum Sanitatis, eines der schönsten Gesundheitsbücher des Mittelalters. Die Schachtafelen gehen zurück auf die Gesundheitstabellen des arabischen Arztes Ibn Butlan (Abu'l-Hasan al-Muchtar) und enthalten das gesamte medizinische Wissen der Zeit um das Jahr 1000. Im 13. Jahrhundert entstand eine lateinische Bearbeitung des Werks unter dem Titel Tacuinum Sanitatis, das sich großer Beliebtheit erfreute und in ganz Europa Verbreitung fand. Die vorliegende erste deutsche Übersetzung stammt von dem Straßburger Arzt und Schriftsteller Michael Herr (gest. 1550).
Bei den schachbrettartigen Tafeln handelt es sich um eine Art Synopsis der Hygiene und Makrobiotik in Tabellenform, wobei auf Grundlage der antiken Säftelehre 280 Medikamente, Lebensmittel, Tiere, Winde, Arten des Wassers, Jahreszeiten und andere Umweltfaktoren nach ihren Auswirkungen auf die vier Menschtentypen geordnet und ihre positiven und negativen Einflüsse beschrieben werden (vgl. Biedermann, Medicina Magica S. 23ff.). Besondere Aufmerksamkeit verdienen die friesartigen Holzschnitte von Weiditz. Sie zeigen in einer Fülle von Details und Kleindarstellungen verschiedene Speisen, Tiere und Pflanzen sowie Menschen bei typischen Tagesgeschäften und allzumenschlichen Tätigkeiten, die zusammengenommen ein kleines Sittenbild des 16. Jahrhunderts ergeben. "Da die arabische Weisheit im deutschen Kleide erscheint, läßt sie uns Zu- und Verrichtungen mit Augen sehen, die mit Worten zu beschreiben kein heimischer Autor der Zeit Gelegenheit gefunden hätte" (Röttinger 114). – Es fehlen die sechs Blatt Diiii, Ei, Ji, Oii, Oiii und Yi, darunter der blattgroße Totentanz-Holzschnitt von H. Wechtlin. Titel etwas fingerfleckig, im Bug breit hinterlegt, mit hinterlegter Fehlstelle im Seitenrand sowie zwei kleinen Einrissen im unteren Rand. Blätter Li-iii sowie die Schlussblatt mit kleiner Fehlstelle im Seitenrand durch Wurmfraß (minimaler Buchstabenverlust), Blatt Ggii mit Federproben im unteren weißen Rand. Im Seitenrand teils etwas knapp beschnitten. Insgesamt etwas finger- oder braunfleckig, teils mit kleinem Feuchtigkeitsrand, zahlreiche Lagen mit Feuchtigkeitsfleck im unteren Bug.
Krantz, Albert. Ecclesiastica historia, sive metropolis. De primis Christianae religionis in Saxonia initijs. Denuo, et quidem multo accuratius & emendatius, quam ante, edita. 5 (statt 6) Bl., 337 S., 25 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. 30,5 x 20 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel. Frankfurt, Andreas Wechel, 1576.
VD16 K 2251. Adams C 2877. Brunet III, 695. Ebert 11538. Graesse IV, 47. Potthast 700. – Erster Frankfurter Wechsel-Druck der Kirchengeschichte für die Jahre 780 bis 1504, der Erstdruck erschien 1548 bei Basel bei Johannes Oporinus. "Bei der Nachwelt ist Krantz besonders als Geschichtschreiber berühmt geworden. Während seines Lebens erschienen von ihm außer einigen grammatischen und philosophischen eine Reihe theologischer und kirchlicher Schriften; aus seinem Nachlaß wurden vier umfangreiche historische Arbeiten, die 'Vandalia', die 'Saxonia', die 'Dania' und die 'Metropolis', herausgegeben und erschienen dann theilweise bis in 17. Jahrhundert hinein in mehrfach wiederholten Auflagen. Sie beruhen auf umfassenden Studien, für welche er schon von früh an auf seinen Reisen Archive und Bibliotheken durchforschte. Daß sie vielfach einen compilatorischen Charakter tragen, hängt wol damit zusammen, daß er nicht immer die letzte Hand an sie gelegt hatte. Hat er oftmals seine Quellen wörtlich aufgenommen, wie sich aus einer Vergleichung mit denselben ergibt, so darf er deshalb um so weniger für einen Plagiator gehalten werden, als nicht ersichtlich ist, was er selbst bei längerem Leben würde haben drucken lassen; zunächst hat er diese Werke sich zu seinem eigenen Gebrauche angelegt und es fehlt nicht in ihnen an Beweisen eingehender kritischer Forschung und Bearbeitung der ihm vorliegenden Quellen. Unläugbar haben aber seine Werke zur Verbreitung einer Kenntniß der Geschichte und Kirchengeschichte des nördlichen Deutschlands und des Nordens sehr viel beigetragen und sind wegen seiner Urtheile über Begebenheiten und Zustände, die bis in seine Zeit hineinragten, noch heute werthvoll. Insbesondere gilt das von der Metropolis, um derentwillen man ihn nicht mit Unrecht einen zweiten Adam von Bremen genannt hat; sie kann als eine Fortsetzung der klassischen Gesta hammaburgensis ecclesiae pontificum dieses Magisters angesehen werden" (ADB). "Er war der erste, der die deutsche Historie von den vielen Fabeln säuberte" (Jöcher II, 2161). – Es fehlt das weiße Blatt VI der Vorstücke. Anfangs mit unbedeutendem Feuchtigkeitsfleck in der unteren rechten Ecke, Titel mit zeitgenössischem Besitzeintrag des Frankfurter Patriziers Raimundus Fichardt. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. – Beigebunden: Derselbe. Wandalia. De Wandalorum vera origine, variis gentibus, crebris e patria migrationibus, regnis item, quorum vel autores vel eversores fuerunt. Adiecta est Polonici regni, & Prussiae, tum regiae tum ducalis descriptio. 3 Bl., 338 S., 12 Bl., 43 S. Mit 3 Holzschnitt-Druckermarken. Frankfurt, Andreas Wechel, 1575. - VD16 K 2267. STC 477. Adams C 2890. Ebert 11540. Graesse IV, 47. - Erster Frankfurter Wechel-Druck der Chronik des slawischen Volksstamms der Wenden, der Erstdruck erschien 1519 in Köln bei Johann Soter. Enthält im Anhang die zum Druck gehörende Polenchronik von Marcin Kromer mit dem Titel Poloniae, gentisque et rei publicae Polonicae descriptionis libri duo, die auch separat vertrieben wurde (vgl. VD16 K 2431). - Titel mit zeitgenössischem Besitzeintrag im unteren Rand. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. - Saxo Grammaticus. Danica historia libris XVI, annis ab hinc trecentis quinquaginta, summa verborum elegantia. 4 Bl., 342 S., 12 Bl., 12 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. Ebenda 1576. - VD16, S 2050. Adams S 532. Brunet V, 175. Ebert 20411. Graesse VI1, 287. Potthast 999. - Erstmals 1514 erschienene "erste einheimische Geschichte der Dänen, welche aber an jeder sichern Chronologie Mangel leidet. Begonnen vor 1185, vollendet nicht vor 1206-8" (Potthast). - Titel und am Schluss leicht stockfleckig, sonst wohlerhalten.
Lambert, François
Que Fran. Lambertus Auenionensis, apud sanctam Hessorum Synodum Hombergi congregatam
Los 345
Zuschlag
360€ (US$ 387)
Als Ketzer in Europa noch verbrannt wurden - Beförderung der Europäizität der Reformation
Lambert, François. Que Fran. Lambertus Auenionensis, apud sanctam Hessorum synodum Hombergi congregatam, pro ecclesiarum reformatione, dei verbo disputanda et deservienda proposuit. Eiusdem epistola ad Colonienses de ipsa venerabili synodo: adversum Nicolaum Herborn Minoritam assertorem et consarcinatorem mendaciorum. 53, [3] Bl. (le. w.). Mit breiter Holzschnitt-TBordüre. 13 x 9 cm. Pappband unter Verwendung eines liturgischen Drucks des 16. Jahrhunderts. Erfurt, Johann Loersfeld, 1527.
VD16 L 154, L 139. Panzer VI, 503, 64. Hase 769. – Wichtigste Schrift der frühen reformatorischen Bewegung in Hessen, von größter Seltenheit. Erste Ausgabe des Pamphlets aus der Feder des umstrittenen Theologen und Franziskaners Franziskus Lambertus aus Avignon (1486-1530), der vor allem für Hessen zu einem wichtigen Reformator wurde und wesentlich für die "frühzeitig offenkundig werdende Europäizität der Reformation" verantwortlich war, wie es Thomas Kaufmann formulierte (in: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. München 2016, S. 10).
Landgraf Philipp von Hessen hatte Lambert 1526 nach Kassel berufen, von dort nahm er ihn "mit zu einer Disputation in Homberg/Efze, durch die über die Wahrheit der evangelischen Lehre entschieden werden sollte. Lambert stellte dafür Thesen auf ('Paradoxa') und verteidigte sie als wichtigster Vertreter der reformatorischen Lehre. Er arbeitete auch in dem Ausschuß mit, der eine Kirchenordnung erarbeitete, nachdem die hessischen Stände die Einführung der Reformation beschlossen hatten. Als Luther diese 'Reformatio ecclesiarum Hassiae' ablehnte, wurde Lambert dennoch weiter beschäftigt, und zwar als einer der beiden Theologieprofessoren an der 1527 gegründeten Marburger Universität. Er hat dort nicht nur Vorlesungen gehalten, sondern auch über Thesen des Schotten Patrick Hamilton, der wegen seines Glaubens 1528 in St. Andrews verbrannt werden sollte, die erste Universitätsdisputation durchgeführt" (NDB XIII, 435f.). – Etwas knapp beschnitten (auf wenigen Seiten unter Verlust der ersten Zeile bzw. des Kolumnentitels, kleiner Darstellungsverlust der Bordüre), durchgehend etwas wasserrandig und leicht gebräunt, sonst ordentlich. Überaus selten.
Lichtenberger, Johannes
Dise Practica und Prenostication Johannis Liechtenbergers Ist gedruckt worden zum Mentz im M.CCCC xcij. JahrA
Los 346
Zuschlag
10.000€ (US$ 10,753)
Rarissimum: das einzige Exemplar im Handel seit 1950
Lichtenberger, Johannes. Dise Practica und Prenostication Johannis Liechtenbergers Ist gedruckt worden zum Mentz im M.CCCC xcij. Jahr ... nach dem Latin in das deutsch gebracht, auch von newem Corrigiert [von Stephan Roth]. 48 Bl. Mit 46 (1 wdhl.) Textholzschnitten von Jörg Breu. 26 x 18,3 cm. Pappband d. 20. Jahrhunderts mit Inkunabelblatt-Bezug aus der Koberger-Bibel (ein Gelenk defekt). (Augsburg, Heinrich Steiner), 1528.
VD16 L 1598 (nur ein inkomplettes Exemplar der BSB). Kurze, Lichtenberger, 30. Nicht bei Zinner und Muther. – Außergewöhnlich seltenes Exemplar eines reich mit prachtvollen Holzschnitten illustrierten "Prognosticums", eines Vaticiniums oder Vorhersagebüchleins aus dem Jahr 1492, dessen Prophezeihungen angeblich über 75 Jahre - bis ins Jahr 1567 gültig sein sollten, das "werdt biß man zelt M.D.lxvij. Jar. Darin ein yeder mensch abnemen und erkennen mag, wie die vergangen zeyt auch yetzt die gegenwertig in diser Practica zutrifft, und darneben zu besorgen wie hierinn künfftigs zukommen mag, doch Gott ist alle ding möglich" (Untertitel).
Der mutmaßlich am Hofe Kaiser Friedrichs III. wirkende Astrologe Johannes Lichtenberger (ca. 1426-1503) hatte die Jupiter-Saturn-Konstellation des Jahres 1484 und die Sonnenfinsternis von 1485 zu Prognostiken benutzt, die erstmals ca. 1488 in Heidelberg erschienen war (Hain 10080) und dann bis ins 19. Jahrhundert in zahlreichen, immer wieder aktualisierten Ausgaben (zuletzt Berlin 1873) aufgelegt wurde. Zu begründen ist die langanhaltende Popularität mit den kirchlichen und politischen Aspekten (Türkengefahr etc.) bzw. mit der tagespolitischen Ausdeutbarkeit von Lichtenbergers Prophezeiungen. So erschienen ab 1527 mehrere deutsche Ausgaben mit einer Vorrede Martin Luthers, der bei Lichtenberger Hinweise auf den Papst als Antichrist erkannt haben wollte.
Vor allem aber standen die Prognostiken in der Tradition der spätmittelalterlichen Endherrscherprophetie, die Lichtenberger zunächst hoffnungsvoll auf Kaiser Friedrich III., später auf dessen Nachfolger Maximilian projizierte. "Die eschatologische Erwartung ebbt zwar im 16. Jahrhundert ab, doch es bleibt die Sehnsucht nach dem Idealkaiser, nach dem Retter und Reformator. Ebenso wie Lichtenberger knüpften die Menschen des 16. Jahrhunderts ihre Hoffnung an die jeweilige Herrschergestalt und forderten von ihr die Erfüllung der alten Weissagungen" (Kurze, S. 60).
Lichtenberger gliederte seine Prognostiken in drei Teile, die der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung entsprechen, indem sie sich auf Kirche, das heilige Reich sowie auf den Laienstand beziehen. Die vorliegende Ausgabe - in der deutschen Übersetzung durch Stephan Roth (1492-1546) - basiert auf der Mainzer von 1492. Sie ist die zweite bei Heinrich Steiner in Augsburg gedruckte und enthält die gleichen Holzschnitte Jörg Breus (1475-1537) wie seine Ausgabe von 1526 (VD16 L 1594): "Zwei blattgroße, die übrigen satzspiegelbreit und von nahezu quadratischem Format; der Titelholzschnitt ist auf Bl. A6a wiederholt. Wie üblich, stehen auch diese Augsburger Holzschnitte in der Tradition jener der Erstausgabe von 1488 und bilden drei Gruppen: Eine dient der Illustration
des geschriebenen Wortes, eine andere der Wiedergabe der in Gestalt von Bild und Gleichnis vermittelten Prophetie, eine dritte als astrologische Illustration. – Titel mit altem Stempel und kleinem Eintrag, etwas fleckig und stärker angestaubt sonst durchgehend sauber und erstaunlich frisch, die Holzschnitte in bestem Abdruck, kontrastreich und gratig. Aus der Wernigerode-Bibliothek der Fürsten Stolberg mit deren Stempel. Das Exemplar ist dann auf einer Münchner Auktion 1996 angeboten worden. Davor nennt das Jahrbuch der Auktionspreise (JAP) für 1950-1993 nur ein einziges Exemplar Rosen 32/II (1959), Nr. 2417, wobei es sich sicherlich um das vorliegende Exemplar handelt. In all den Nachkriegsjahren ist somit lediglich das hier angebotene Exemplar nachweisbar, selbst das für die Autopsie im VD16 untersuchte Exemplar der Münchner Staatsbibliothek ist inkomplett. Auch Zinner und Muther kennen den Druck nicht.
Livius, Titus. Deche vulgare hystoriate. 4 röm. num., 374 (statt 376) nn. Bl. Mit Titelholzschnitt, Holzschnitt-Druckermarke in Rotdruck, 3 Holzschnittbordüren mit Holzschnittillustration und ca. 400 Textholzschnitten. 29,5 x 20,5 cm. Halbleder des frühen 18. Jahrhunderts (berieben und beschabt, Ecken bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Venedig, Bartholameo Zani für Luca Antoine de Giunta, 16.IV.1511.
Essling, I, 38. Sander II, 4001. IT\ICCU\VEAE\008443. Nicht bei Adams und im STC. – Illustrierter venetianischer Druck von Titus Livius' Hauptwerk Ab urbe condita, in dem er die Geschichte von Roms sagenhafter Gründung 753 v. Chr. bis zum Tod des Drusus im Jahr 9 v. Chr. behandelt. Mit der schönen Druckermarke von Luca Antonio Giunta in Rotdruck auf dem Titelblatt. Die Textillustrationen sind dieselben wie in der Ausgabe von 1493. – Es fehlen ein Blatt der Lage e sowie das weiße Schlussblatt Q8. Titel fingerfleckig und im oberen und unteren Bug leicht gelöst. Erste Blatt mit sehr kleiner Wurmspur, Blatt bb mit der zweiten Bordüre mit Einriss im oberen Rand (ca. 8 cm), Blatt kkii mit Eckabriss (kein Textverlust), Blatt Fviii mit Tintenspritzern, Blatt ccii, ccvii, Liiii und Lv papierbedingt stärker gebräunt, Blatt ccvii auch mit kleinen, teils restaurierten Rissen im Satzspiegel. Sonst nur gering fleckiges und insgesamt wohlerhaltenes Exemplar der reich illustrierten Postinkunabel.
Luther, Martin
Iudicium D. Martini Lutheri, de Erasmo Roterodamo
Los 348
Zuschlag
260€ (US$ 280)
Luther, Martin. Iudicium D. Martini Lutheri, de Erasmo Roterodamo. 11, 1 w. Bl. Mit 2 figürlichen Holzschnitt-Initalen. 18 x 14,5 cm. Modernes flexibles Pergament (fleckig, etwas wellig). (Straßburg, Johann Schott, 1523).
VD16 L 5005. Benzing 1484. – Erste Ausgabe. – Lediglich die Vorsatzblätter wasserfleckig und wurmspurig. Innen leicht gebräunt und minimal fleckig, das letzte weiße Blatt mit Textabklatsch (so auch bei anderen Exemplaren).
Luther, Martin. - (Barnes, Robert). Bapsttrew Hadriani iiij, und Alexanders iij. gegen Keyser Friderichen Barbarossa geuebt. Aus der Historia zusamen gezogen nützlich zulesen. Mit einer Vorrhede D. Mar. Luthers. 25 (statt 26) Bl. Mit großem Titelholzschnitt (wohl) von Jacob Kallenberg. 18,5 x 14,5 cm. Moderner marmorierter Pappband. Straßburg, Wendelin Rihel d. Ä., 1545.
VD 16, B 412. Benz, Luther 3503. Nagler Monogrammisten, S. 1021. – Erster von drei im selben Jahr erschienenen Drucken der antirömischen Darstellung der Kämpfe zwischen Barbarossa und dem römischen Stuhl, mit einer vierseitigen Vorrede Luthers. Der Titelholzschnitt (monogrammiert "IK") zeigt die Unterredung zwischen Papst und Kaiser. – Es fehlt das letzte weiße Blatt. Titel mit restaurierten Fehlstellen im Rand (kein Textverlust) sowie geschlossenem Riss (dieser bis in die Darstellung reichend), anfangs im Bug mit kleinen Restaurierungen. Vereinzelte Unterstreichungen, Blatt Fiv und Fv etwas braunfleckig.
(Mair, Paul Hector). Geschlechter Buch: Darinn der loblichen Kaiserliche Reichs Statt Augspurg so vor Fünffhundert und mehr Jaren hero, daselbst gewonet,... sampt aines jeden Geschlechts Wapen, Zeichen, Schilt und Helm... jetzt wiederumb an Tag gegeben. 162 S., 1 Bl. (ohne das letzte weiße Blatt). Mit Titel in Rot und Schwarz, Holzschnitt-Titelvignette, 158 blattgroßen Holzschnitten (inklusive 2 Zwischentiteln) und großer Holzschnitt-Druckermarke. Ca. 28,5 x 17 cm. Modernes Leder (minimal berieben) im Stil der Zeit mit Ornament-Blindprägung auf Deckeln und Rücken. Frankfurt, Sigmund Feyerabend, 1580.
VD 16 M 366. Becker 104, 29. Von Berchem 325. Lipperheide Rc 6, Anm. (gibt diese irrig als 2. Auflage an). Nagler, Monographie II, 818 (ebenso). – Dritte Ausgabe des prachtvollen Wappenbuches der Augsburger Patrizier, die erste erschien 1538, die zweite 1550 (vgl. Emmendörffer, Christoph und Zäh, Helmut (Hrsg.): Bürgermacht & Bücherpracht. Augsburger Ehren- und Familienbücher der Renaissance. Luzern, Quaternio, 2011. S. 176 ff.). "Nach Mairs Hinrichtung Ende 1579 erwarb der Frankfurter Drucker und Verleger Sigmund Feyerabend die Holzstöcke und druckte sie 1580 mit einem neu entworfenen Titelblatt Jost Ammans" (S. 181). Die Holzschnitte mit den idealisierten Rittergestalten in bewegten Posen als Wappenhalter mit phantasievollen Rüstungen stammen von Christoph Weiditz und David Kandel. Das fliegende Vorsatzblatt wurde aus einem anderen alten Druck übernommen (ähnliches Papier mit "Schatten" von altem Text). Titel am oberen Rand eng beschnitten (ca. 0,5 cm Abstand zum Text, bei den Holzschnitten sind es meist 1,5 cm). – Blatt A4 mit alt ergänztem Ausriß im unteren Eck (nur geringfügig bis in die Darstellung). Ein paar Blätter mit fachmännisch reparierten Einrissen am unteren Rand. Nur vereinzelt etwas braun- bzw. fingerfleckig. Wenige Notizen von alter Hand am oberen Rand des Nachsatzes. Exlibris auf dem Innenspiegel. Gutes Exemplar.
Meichssner, Johann Helias
Hoch oder gemeiner deutscher Nation Formular
Los 351
Zuschlag
350€ (US$ 376)
Meichssner, Johann Helias. Hoch oder gemeiner deutscher Nation Formular; mit einem eynverleibten ordentlichen Gerichtlichen Proceß und darbey gesetzten Formulis ... gemehret und verbessert. Sampt desselben Handtbuechlein gruendtlichs Berichts der Orthographiae. 2 Teile in 1 Band. 8 Bl., 184 S.; 105 (recte: 107) S., 3 (l. w.) Bl. Mit 2 Holzschnittdruckermarken. 31 x 20 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig, Schließbänder fehlen) Frankfurt, N. Basse, 1588.
VD16 M 1977. Vgl. Harms, Notariat 781. – Fünfte Ausgabe des Formularbuchs. Zehnte Ausgabe des beigefügten 'Handbüchlins ... der Orthographie' mit eigenem Titelblatt, zu welchem auch die 'Teutsche Dialectica' von W. Buettner gehört. Meichssner bekleidete das Amt des Hofgerichts-Sekretärs in Württemberg. – Titel gestempelt. Ungleichmäßig papierbedingt gebräunt. Mit wenigen Wurmspuren. Mit Blattweisern.
Melanchthon, Philipp. Loci praecipui theologici. Nunc denuo cura et diligentia summa recogniti, multisqua in locis copiosè illustrati.. Cum appendice disputationis de coniugio. 749 S., 50 Bl. 15,5 x 9,5 cm. Halbleder des 19. Jahrhunderts (hinteres Gelenk geplatzt, Rückenbezug stark ausgeblichen). Wittenberg, Johannes Krafft d. Ä., 1563.
VD16 M 3666. – Posthume Wittenberger Ausgabe des grundlegenden dogmatischen Lehrbuchs des Luthertums. Erstmals 1521 unter dem Titel Loci communes rerum theologicarum erschienen, wurde die Schrift in den folgenden Jahren mehrfach neu bearbeitet und erweitert, sodass sich der Titel immer wieder änderte. Für die evangelischen Theologen ersetzen die Loci die "spekulativen Summen und Sentenzenkommentare der Scholastik" (Pöhlmann, Einführung, in: Melanchthon: Loci communes 1521, S. 9.). – Mit einigen dezenten Unterstreichungen. Wohlerhaltenes Exemplar aus einer Pfarreibibliothek mit entsprechenden Stempeln und Vermerken,
Missale und Missale Carthusiense
s(ecundu)m ordinem Carthusiensium nouiter impressum
Los 353
Zuschlag
1.600€ (US$ 1,720)
Missale Carthusiense. - Missale s(ecundu)m ordinem Carthusiensium noviter impressum. 16 nn., CXLI (recte CXXXI) num., 1 Bl. Mit 20 ganzseitigen (teils wiederholenden) Textholzschnitten, 22 (1 teilkolorierten) Holzschnitt-Bordüren, ca. 450 kleinen Textholzschnitten und Initialen (ca. 18 koloriert) sowie Musiknoten. 17 x 10 cm. Marmorierter Lederband des 18. Jahrhunderts (Bezug säurebrüchig, lädiertes RSchild, berieben). (Venedig, Lucantonio Giunta, 1509).
EDIT16 CNCE 10864. Weale-Bohatta 1730. Sander 4692. – Reich illustriertes Kartäuser-Missale, zweispaltig gedruckt in Rot und Schwarz. Die ganzseitigen Holzschnitte zeigen meist Szenen aus der Vita Christi, darunter die Verkündigung, Geburt Christi, Kreuzigung, Himmelfahrt, dazu Mariä Himmelfahrt, Petrus und Paulus, Allerheiligen etc. Den ganzseitigen Holzschnitten liegen Textrahmen in Form von Bordüren gegenüber, die sich aus Einzelszenen und floralem Blattwerk zusammensetzen. – Titel mit zeitgenössischem Besitzvermerk, gelegentliche Marginalien und Streichungen (an kleiner Stelle etwas Tintenfraß). Kaum gebräunt und fleckig. Zum Schluss drei weitere Blätter mit zeitgenössischen handschriftlichen Ergänzungen beigebunden, 2 1/2 Seiten mit Ergänzungen "In festo sancti brunonis confessoris patris ac institutoris ordinis carthusiensis solemnitas agitur sexta die octobris. Misse officium. Introitus". Folgend weitere spätere Zusätze "In festo transfigurationis Domini".
Monner, Basilius. Bedencken vonn dem Kriege, der anno sechs, siben und viertzig im land zu Meissen und Sachsen gefürt ist, wo für er zuhalten sey gestalt. Durch Cchristian Aleman mit einer kurtzen vorrede Christoff Cunrads. 32 Bl. 19 x 14 cm. Papierumschlag unter Verwendung zeitgenössischer Fragmente mit lateinischem Text (lose und mit kleinen Fehlstellen). Basel, o. Dr. (Bartholomaeus Stöhelin), 1557.
VD16 M 6169 und VD16 M 6168. – Erste Ausgabe. Basilius Monner (1500-1566) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und im Rat des unterlegenen sächsischen Kurfürsten während des sächsischen Feldzuges im Schmalkidischen Krieges 1546-1547. – Titel leicht fingerleckig und mit einem größeren Braunfleck. Insgesamt papierbedingt leicht gebräut, sonst wohlerhalten.
Münster, Sebastian. Von Italia. Apulia unnd Neapolis wie disz künigreich erstanden/zugenommen und vil krieg erlitten. Grenz- und flächenkolorierte Holzschnittkarte. 20,5 x 14,5 cm (Darstellung). Mit Passepartout. Basel um1550.
Der Kupferstich stammt aus dem berühmten Werk "Cosmographia Universale" verso mit deutschem Text. Dargestellt sind zum Beispiel die Städte Kampanien, Molise, Apulien, Basilikata und Kalabrien. – Knapp beschnitten und braunfleckig, sonst gut erhalten. Dekorativ.
Ortelius, Abraham
Palestinae sive totius terrae promissionis
Los 356
Nachverkaufspreis
350€ (US$ 376)
Ortelius, Abraham. Palestinae sive totius terrae promissionis nova descriptio auctore tilemanno stella sigenens. Kolorierte Kupferkarte. 34,5 x 46,5 cm. Um 1579.
Kupferstich mit zwei großen zeitgenössisch kolorierten Beschlagwerk-Kartuschen, Kompaß, Segelschiffen und Seeungeheuer sowie mit zeitgenösschem Landschafts- und Flächenkolorit. Mit typographischer lateinischer Beschreibung auf der Rückseite. – Mit Mittelfalz und rundum mit Montageresten. – Dabei: J.Sandrart. Die Reise der Kinder Israel aus Egypten durchs Rothe Meer ihr um Schweitt durch die Wüsten. Kupferkarte. 39 x 51,5 cm. Um 1690. - Mit teils verstärkter Mittelfalz. Etwas stockfleckig und mit kleineren Einrissen.
Pantheo, Giovanni Agostino
Ars et theoria transmutationis metallicæ
Los 357
Zuschlag
3.000€ (US$ 3,226)
Pantheo, Giovanni Agostino. Ars et theoria transmutationis metallicæ cum Voarchadumia, proportionibus, numeris, & iconibus rei accommodis illustrata. 2 Teile in 1 Band. 34 num. Bl.; 55 num, 1 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette und 14 ganzseitigen Textholzschnitten. 15,5 x 10 cm. HLeder um 1800 (etwas berieben, Rücken alt restauriert) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Paris, Vivant Gaultherot, 1550.
Adams, P-184. Caillet, 8274. – Seltener einziger Nachdruck der Hauptwerke des venetianischen Alchemisten des 16. Jahrhunderts, von dem keine Lebensdaten bekannt sind. Die beiden Einzelschriften erschienen erstmals 1519 (Ars transmutationis metallicae) bzw. 1530 (Voarchadumia contra alchemiam ars distincta ab Archemia et Sophia). In seiner Voarchadumia differenziert Pantheo die Alchemie von der Archimie, nur letztere könne metallische Stoffe in Gold umwandeln. Seine Wortneuschöpfung "Voarchadumia" ist aus dem chaldäischen Begriff für Gold und dem hebräischen Wort für zwei Rubine gebildet. Enthält u. a. auch eine Rezeptur für die Herstellung von Spiegeln sowie zwei esoterische Alphabetschriften, von denen das eine auf die Occulta Philosophia (1513) des Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim zurückgeht und das andere nach Pantheo auf die mystisch-biblische Gestalt des Henoch. Die Holzschnitt-Titelvignette zeigt eine kleine Weltkarte, die Textholzschnitte die verschiedenen Phasen der Transmutation. – Vor allem der erste Teil mit Feuchtgkeitsrändern. Sonst wohlerhalten.
Panvinius, Onphrius. Pontificum maximorum. Elogia et imagines accuratissime ad vivum aeneis typeis delmeatae. Kupfertitel und 30 (2 lose beiliegend) auf den Plattenrand beschnittene und montierte kolorierte Portraitkupfer. 28 x 20,5 cm. Marmorierter Lederband des 19. Jahrhunderts. Rom, o. Dr., 1575.
Vgl. STC 488. EDIT 16 CNCE 47232. Nicht bei Adams und im STC. – Wohl ein Nachdruck der Ausgabe, die 1568 ebenda bei Antonio Lafreri erschien. Seltene Portraitfolge der römischen Päpste, sämtlich bis auf den Plattenrand beschnitten, fest montiert und etwas unsauber, möglicherweise später koloriert bzw. ankoloriert. Format: ca. 23 x 15 cm. – Mal mehr, mal weniger fleckig, eine Tafel mit Loch in der Darstellung. Auch der Kupfertitel beschnitten und fest montiert. – Vorgebunden: Folge von 13 Portraitkupfern bedeutender weiblicher (Herrscher-)figuren der Antike und Spätanike, ebenfalls bis auf den Plattenrand beschnitten und etwas unsauber, möglicherweise später koloriert: Semiramis, Septimia Zenobia, Cornelia (Mutter der Gracchen), Valasca, Amalasuntha, Berenike, Portia u. a. Format: ca. 16 x 12 cm. - Mal mehr, mal weniger fleckig. - Vorgebunden: Folge von 24 Portraitkupfern römischer Kaiser, ebenfalls bis auf den Plattenrand beschnitten und etwas unsauber, möglicherweise später koloriert. Format: ca. 20 x 14 cm. - Mal mehr, mal weniger fleckig.
Pariser Sammelband mit 8 Drucken römischer Gelehrter. 22,5 x 16,5 cm. Pappband um 1850 (stärker bestoßen) mit hs. RSchild. Paris, verschiedene Drucker, 1554-1578.
Sammlung äußerst seltener Pariser Drucke, die uns bibliographisch nicht nachweisbar sind. Mit Schriften römischer Gelehrter, darunter Plinius d. Ä. (23-79 n. Chr.), Cicero (106-43 v. Chr.) und Vergil (70-19 v. Chr.) sowie ein Druck des französischen Philosophen und Humanisten Petrus Ramus (1515-1572) über die Unterschiede der griechischen und lateinischen Grammatik.
I. Plinius der Ältere. Capita aliquot propter insignem rerum historiaúmque varietatem selecta, ex plinii libro septimo naturalis historiae. 12 Bl. Paris, Dionysii à Prato, 1576. - Nicht im KVK und IA.
II. M(arcus) Tul(lius) Cicero. Pro p. quintio oratio I. 39 S. Mit figürlicher Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. Paris, Guillaume le Bret, 1554. - Vgl. STC 112. Nicht im KVK und IA.
III. Derselbe. Academicarum quaestionum liber primus. Illustratus Scholiis Jacobi Camilli. 12 Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. Paris, Dionysii à Prato, 1577. - Nicht im KVK und IA.
IV. Derselbe. Tusculanarum quaestionum liber primus. Cum annotationibus doctissimorum virorum, margini adiunctis ut unaqueaeque suis locis per numerum facilè respondeat. Mit figürlicher Holzschnitt-Druckermarke. 32 Bl. Ebenda 1578. - Nicht im KVK und IA.
V. Derselbe. Somnium scipionis ex libro sexto de republica. Cum annotationibus doctissimorum virorum, margini adiunctis, ac suis numeris designatis. 7, 1 w. Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Druckermarke. Ebenda 1577. - Nicht im KVK und IA.
VI. Pub(lius) Vergilius Maro. Epigrammata in gratiam iuuentutis selecta. 10 Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Druckermarke. Ebenda 1577. - Nicht im KVK und STC.
VII. Derselbe. Bucolica, Georgica, et aenis. 32 S., 16 S. (von ?) Paris, Vascosanum, 1554. - Vgl. STC 443. Adams V 487. Nicht bei Schweiger. - Die "Georgica" fehlen. Den einzigen französischen Druck von 1554 können wir in Lyon (bei Rovillius) nachweisen, möglicherweise handelt es sich um eine frühe Art einer "édition roulée", die gleichzeitig in Lyon und Paris angeboten wurde.
VIII. P(etrus) Ramus. Grammatica graeca, quatenus á latina differt. 100 (von 102) S. Mit kleiner Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. Paris, Andreas Wechel, 1560. - Vgl. STC 253 (Ausgabe von 1562). - Blatt N1 fehlt. – Die meisten der Drucke mit zahlreichen zeitgenössischen hs. Marginalien. Teils typographische und hs. beschriebene Blätter zwischengeschossen. Stellenweise Randläsuren, etwas fleckig, weniger stark nässerandig und leicht gebräunt.
Pausanias. Veteris Graeciae descriptio. Romulus Amasaeus vertit. 7 Bl., 432 S., 40 Bl. Mit Holzschnitt-Titel und eine große, figürliche Holzschnitt-Initiale. 35 x 22,5 cm. Flexibles Pergament d. Z. (berieben, fleckig und Kapitale mit Einrissen). Florenz, L. Torrentin, 1551.
STC 496. Adams P 524. EDIT 16 CNCE 34583 – Der erste Druck aus der Offizin von L. Torrentin in Florenz. Der bekannteste und wichtigste Reisebericht über das antike Griechenland von Pausanias (um 115-um 180). – Titel mit zwei kleinen Wurmlöchlein, Innenstege offen, etwas stock- und fingerfleckig und durchgehend feuchtrandig am Fußsteg.
Pfinzing, Melchior
Die Geferlicheiten und geschichten, des Ritters Teürdancks
Los 361
Zuschlag
1.300€ (US$ 1,398)
Pfinzing, Melchior. Die Geferlicheiten und geschichten, des löblichen streytbaren unnd hochberiempten Helds und Ritters Teürdancks. 2 nn., XCVIII (ohne Fol. XXII) num., 4 nn. Bl. Mit großem Titelholzschnitt und 116 (statt 117) 3/4-seitigen Textholzschnitten von L. Beck, H. Burgkmair, H. Schäufelein, H. Weiditz u. a. 29 x 18,6 cm. Einfaches Pergament um 1580 (mit 2 von 4 Bindebändern, winzige Gelenkfehlstelle, leicht fleckig) mit Blindfileten und hs. RTitel sowie dreiseitigem Grünschnitt. Augsburg, Heinrich Steiner, 1537.
VD16 M 1652. STC 690. Goedeke I, 336. Muther 119, 852. Oldenbourg, Schäufelein, L. 121. Burgkmair-Kat. Augsburg 1973, 167-77 (mit 6 Abb.). Vgl. Fairfax Murray 329 (EA. v. 1517). – Dritte Ausgabe des prächtigen und berühmten Holzschnitt-Buches, das auf Veranlassung Kaiser Maximilians I. (1459-1519) von dessen Sekretär Melchior Pfinzing (auch: Pfintzing; 1481-1535) verfasst und erstmals 1517 gedruckt wurde. Die vorliegende Ausgabe enthält einen Holzschnitt weniger als die beiden früheren Ausgaben, dafür wurde das Schlussbild auch als Titelholzschnitt verwendet.
Während der erste Druck von 1517 von Kaiser Maximilian fast ganz zu Geschenkzwecken verwendet wurde, war die zweite Ausgabe zum Verkauf bestimmt. Doch erst die dritte mit den großartigen Holzschnitten derselben Stöcke war dann auch für den gemeinen Sammler erschwinglich.
Die in charmanten poetischen Versen in deutscher Sprache abgehandelte Geschichte berichtet von der Brautwerbung Maximilians um Maria von Burgund. So stellt der "Theuerdank" eine der wichtigsten Quellen für die Kenntnis der ritterlichen Gebräuche und Sitten sowie von Turnieren und Festlichkeiten im ausgehenden Mittelalter dar.
Für die Illustrationen zeichneten die besten Künstler Frankens vor Albrecht Dürer verantwortlich: Hans Schäufelin, Hans Burgkmair, Hans Weiditz und Leonhard Beck. – Es fehlt Fol. XXII. Die Holzschnitte sind wie gewöhnlich in dieser Ausgabe vereinzelt etwas blasser oder mit kleinen Ausbrüchen, meist aber frisch, gratig und kontrastreich. Das letzte Blatt mit alt hinterlegten Einrissen, stellenweise leicht fleckig, gebräunt oder mit Fingerfleckchen. Vorsatz mit längerem interessanten Notabene-Eintrag vom Ende des 16. Jahrhunderts: "NB Under disem namen Teürdanks werden verstanden die wunderbarlichen und löblichen Thaten so Kaiser Maximilian der erste, sein lebenlang verricht hat ...". Exlibris.
Plinius Secundus, Gaius d. Ä. Historiae mundi libri XXXVII. denuo ad vetustos codices collati, et plurimis locis iam iterum post cunctorum editiones emendati, adiunctis Sigismundi Gelenij annotationibus. 18 Bl., 663 S., 30 (l. w.), 78 Bl. Mit 2 wiederholten Holzschnitt-Druckermarken und einigen figürlichen Metallschnitt-Initialen. 37,5 x 25 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (fleckig und etwas stärker berieben) mit 2 intakten Messingschließen. Basel, Froben und Episcopius, 1554-1555.
VD16 P 3545. Adams P 1573. Schweiger 788. STC 705. Graesse V, 340. – Basler Druck der klassischen naturwissenschaftlichen Enzyklopädie des Altertums in 37 Büchern, mit den Kommentaren des böhmischen Gelehrten Sigismund Gelenius (1497-1554). Revidierte Ausgabe der ersten Ausgabe aus dem Jahre 1535 mit dem neuen Index von Johannes Herold. Plinius der Ältere (23 - 79 n. Chr.) durchlief eine militärische Beamtenkarriere und war u. a. als Kommandant des Flottenstützpunktes in Misenum und als Prokurator für Vespasian tätig. Er kam beim Ausbruch des Vesuv ums Leben. Von seinen vielen Schriften ist eigentlich nur die vorliegende Naturgeschichte erhalten geblieben. Sein großes Geschichtswerk mit der Darstellung der Geschichte von ca. 47 bis zur Regierungszeit von Vespasian ist verloren; Tacitus hat diese Ausgabe zwar kritisiert, aber auch ausgiebig benutzt. In der vorliegenden Ausgabe, einer Enzyklopädie unterschiedlichster Themen überliefert er uns weite Bereiche des antiken Wissens, oft auch eine Kompilation aus bedeutenden Werken anderer Autoren. Das Werk ist in Sachgebiete unterteilt. Nach einer allgemeine Beschreibung folgen eine Länder- und Völkerkunde, Anthropologie und Physiologie des Menschen, Zoologie, Botanik, Heilmittel aus Pflanzen und Tieren, Mineralogie, Metallurgie. Gerade in den letzten Abschnitten auch mit Hinweisen zu dern Verwendbarkeit in der Malerei und Plastik. Zum Schluss mit Kapiteln über Gold, Silber, Edelsteine und Farben. Auch heute noch eine Fundgrube für alle Sachgebiete. Nach der Überlieferung hat Plinius etwa 2000 Bücher durchgearbeitet und für seine Texte verwendet. – Gering fleckig, Titel mit zeitgenössischem Besitzeintrag sowie zweitem (verbasstem) Eintrag, vorderes Vorsatz im Bug gelöst, hinteres Innengelenk etwas wurmstichig. Der blindgeprägte Schweinslederband mit einer datierten Heiligenrolle (1558).
Plutarch
Vitae Plutarchi Cheronei novissime post Jodocum Badium Ascensium longe diligentius repositae
Los 363
Zuschlag
3.500€ (US$ 3,763)
Mit großem hochmittelalterlichen Textfragment aus dem Mombritius
Plutarch. Vitae Plutarchi Cheronei novissime post Jodocum Badium Ascensium longe diligentius repositae, maioreque diligentia castigatae. Nec non cum Aemilii Probi Vitis. Una cum figuris: suis locis apte dispositis. 26 nn., CCCLX Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarken auf dem Titel und am Schluss, zahlreichen bis zu 12-zeiligen-Holzschnitt-Initialen und 78 Textholzschnitten. 32 x 21 cm. Flexibles Pergament d. Z. (mit Knicken, Abriebspuren vor allem auf dem Rücken, beschabt und bestoßen, leicht fleckig) unter Verwendung eines Handschriftenfragments des 12. Jahrhunderts. (Venedig, Melchior Sessa, & Petrus de Ravanis, 1516).
Sander 5785. Essling 597. Nicht im STC und bei Adams und bei Panzer. – Erste vollständige und illustrierte Ausgabe der Werke des griechischen Schriftstellers Plutarch (um 45-125 v. Chr.). Mit Texten von Cornelius Nepos (100-25 v. Chr.). – Vorsatz mit virtuos ausgestrichenem Vermerk, Titelblatt ebenfalls mit Ausstreichungen und einem Tintenmonogramm, sowie einem längeren lateinischen Eintrag und einem 3-zeiligen Besitzvermerk oben, teils mit alten Rasuren: "Federicus Flavius Archipresb[yter] Archivij kommand. Curia scriptor Librum hunc sibi Amicisque Carlinis X. mercator xxviij Novembris MDXIX (28.11.1519)".
Erste und letzte Blätter mit kleinen Randeinrissen, von oben durch den Block teils etwas feuchtrandig und gegen Schluss etwas stärker wassergewellt, feucht- und sporfleckig (das letzte weiße Blatt mnit Löchern und Ausbrüchen), sonst nur hin und wieder kleine Wurmlöcher (meist ohne größeren Buchstabenverlust). Hin und wieder zeitgenössische und ältere Marginalien in Sepia
Für den bemerkenswerten flexible Pergamenteinband wurde das Fragment einer hochmittelalterlichen Handschrift benutzt, die zu weiten Teilen gut lesbar ist. Vorhanden ist: 1 Blatt mit 2 Kolumnen. 50 Zeilen. Schriftraum ca. 44,4 x 27 cm (Kolumne ca. 44,4 x 12,8 cm). Blattgröße des Fragments ca. 58,5 x 38,5 cm. Es handelt sich um ein Fragment in später karolingischer Minuskel des 12. Jahrhunderts. Der Inhalt ist kurios, da er nicht, wie meistens, allgemein bekannte theologische Sujets behandelt, etwas der patristischen Literatur. Erwähnt werden hier Orientalen wie "Go[n]dolias, Dohec, Aaman", die sich mit der christlichen Theologie auseinandersetzten.
Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um Texte aus dem äußerst seltenen Mombritius, die in nur in zwei kleinen Fragmenten erhalten sind (unvollständig). So steht in der Einbandhandschrift (rechte Textspalte, Zeile 10-13) zum Beispiel "Aaman dixit. Sicut non potest fides nostra (abgekürzt mit nra) recto to tenore deviare. sic nec iste taurus potere refurgere. Tamen quia in eo est conclusa sententia."
In den Fragmenten der Trierer Silvesterhandschrift heißt es ebenfalls, dass Aunan sagt "Sicut non potest fides nostra a recto itinere deviare (...) Tamen quia in eo est conclusa sententia", (W. Levison, Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit , Düsseldorf 1948, S.428). Beziehungsweise in dem anderen Fragment, dass Aunan sagt "sicut non possunt dies nostri a recto itinere deviare, sic nec taurus iste poterit resurgere". (Monumenta Germaniae Historica, Der Trierer Silvester, S.12). Bei "Aaman" handelt es sich um Auman, und bei "Dohec" um Doech.
Silvester wird auf der Makulatur auch erwähnt (rechte Textspalte, Zeile 2), was zunächst zu der Annahme führte, dass es sich um den Text der Trierer Silvesterhandschriften handelt.
Es sind sicherlich Textteile aus der Vita Sancti Silvestri des Mombritius, was noch genauer zu prüfen wäre.
English:
With large high medieval text fragment from the "Mombritius"
Plutarch. Vitae Plutarchi Cheronei novissime post Jodocum Badium Ascensium longe diligentius repositae, maioreque diligentia castigatae. Nec non cum Aemilii Probi Vitis. Una cum figuris: suis locis apte dispositis. 26 nn, CCCLX pp. with woodcut printer's marks on the title and at the end, numerous up to 12-line -woodcut initials and 78 text woodcuts. 32 x 21 cm. Contemporary flexible vellum (with creases, traces of abrasion especially on the spine, scuffed and bumped, slightly stained) using a manuscript fragment of the 12th century. (Venice, Melchior Sessa, & Petrus de Ravanis, 1516).
Sander 5785, Essling 597, not in the STC, Adams and Panzer.
First complete and illustrated edition of the works of the Greek writer Plutarch (c. 45-125 BC). With texts by Cornelius Nepos (100-25 BC).
Endpapers with virtuosically crossed-out annotation, title page with likewise crossed out annotation and an ink monogram, as well as a lengthy Latin entry and a 3-line ownership annotation at top, some with old shaving: "Federicus Flavius Archipresb[yter] Archivij kommand. Curia scriptor Librum hunc sibi Amicisque Carlinis X. mercator xxviij Novembris MDXIX (28.11.1519).
First and last leaves with small marginal tears, from above through the block partly somewhat damp-margined and towards the end somewhat more water-wrinkled, damp-stained and spore-stained (the last white leaf with holes and chipping), otherwise only now and then small wormholes (mostly without major loss of letters). Now and then contemporary and older marginalia in sepia.
For the remarkable flexible vellum binding, the fragment of a high medieval manuscript was used, which is largely legible. Present is: 1 leaf with 2 columns. 50 lines. Type area ca. 44,4 x 27 cm (column ca. 44,4 x 12,8 cm). Sheet size of the fragment ca. 58,5 x 38,5 cm. It is a fragment in late Carolingian minuscule of the 12th century. The content is curious, since it does not deal with generally known theological subjects, as is usually the case, something of patristic literature. Mention is made here of Orientals such as "Go[n]dolias, Dohec, Aaman", who dealt with Christian theology.
In all likelihood, these are texts from the Mombritius, which is preserved in only two small fragments (incomplete). For example, the binding manuscript (right column of text, lines 10-13) reads "Aaman dixit. Sicut non potest fides nostra (abbreviated as nra) recto to tenore deviare. sic nec iste taurus potere refurgere. Tamen quia in eo est conclusa sententia."
In the fragments of the "Mombritius" it is also said that Aunan says "Sicut non potest fides nostra a recto itinere deviare (...) Tamen quia in eo est conclusa sententia", (W. Levison, Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit , Düsseldorf 1948, p.428). In the other fragment, Aunan says "sicut non possunt dies nostri a recto itinere deviare, sic nec taurus iste poterit resurgere". (Monumenta Germaniae Historica, Der Trierer Silvester, p.12). "Aaman" is Auman, and "Dohec" is Doech.
Silvester is also mentioned on the maculature (right text column, line 2), which seems to confirm the statement that it is the text of the Trier Silvester manuscripts.
It is most likely that the text contains parts from the Vita Sancti Silvestri of Mombritius, which would still have to be checked.
Plutarch
Vite di greco in latino et di latino in volgare
Los 364
Nachverkaufspreis
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Plutarch. Vite di greco in latino et di latino in volgare tradotte et novamente con le sue historie ristam pate. 2 Teile in 1 Band. CCCIII num. Bl.; CCVX num. Bl. Titel von Teil II in Schwarz und Rot. Mit 2 Holzschnitt-Titelbordüren und 48 szenischen Textholzschnitten. 20,5 x 14,5 cm. Blindgeprägter Lederband d. Z. (bestoßen und mit Schabspuren; dezent neu aufgebunden, Fehlstellen im Bezug behutsam kaschiert). Venedig, Nicolo Zoppino, 1525.
EDIT 16 CNCE 41051. Sander 5787f. Nicht bei Adams und im STC. – Seltener zweispaltiger Druck von Plutarchs Parallelviten in der Übertragung in die italienische Volkssprache durch Battista Alessandro Jaconellos. – Titel etwas fingerfleckig, drei Blatt zu Beginn mit alter Tintenkorrektur des Kolumnentitels, anfangs mit verblasstem Feuchtigkeitsrand, sonst nur vereinzelte Flecken und insgesamt wohlerhalten. Innenspiegel mit Exlibris. Der zeitgenössische Einband mit Darstellung eines Cherubims mit gespanntem Bogen im Mittelfled, umgeben von Drachenköpfen und kleinen Blumenstempeln sowie ornamentaler Bordüre und Streicheisenlinien.
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