Lots Auszug aus Sodom. Kupferstich nach Anthonie Blocklandt. 34,1 x 39,9 cm. 1582. B. 263, Hollstein 293 I (von II), Leesberg (New Hollstein) 312 I (von II).
Von 1582 an druckte Hendrick Goltzius in seinem eigenen Verlag in Haarlem und durchbrach damit die Monopolstellung Antwerpens. Frühe Drucke wie diese Darstellung nach einer Vorlage Anthonie Blocklandts tragen den selbstbewussten Adress-Zusatz "gedruckt tot Haarlem" des jungen Verlegers. Das mit seinen betont späthumanistischen Figuren beeindruckende Blatt in einem ganz ausgezeichneten, speziell in den zarten Valeurs herrlich präzisen Druck mit der Adresse von Goltzius. Mit Spuren eines Rändchens um die Einfassungslinie und dem vollen Schriftrand unten. Unscheinbar geglättete Mittelfalte mit zarten Trockenfältchen verso, dort unten zwei kurze horizontale Brüche, hinterlegtes Risschen oben, entlang des linken Randes auf ein Untersatzpapier montiert, sonst sehr schönes Exemplar.
Zwei Sibyllen. Kupferstich nach Polidoro da Caravaggio. 24,1 x 17,2 cm. Um 1592. B. 248, Hollstein 304 II, Leesberg (New Hollstein) 323 II (von III). Wz. Kreis.
Während seiner Italienreise (1590-1591) setzte sich Goltzius intensiv mit dem Werk des Polidoro da Caravaggio auseinander. Polidoro verwendete in seinen Werken die neue Technik des Chiaroscuro, sie waren somit besonders zur Reproduktion in Stichen geeignet. Die Schriftzeile auf dem Blatt teilt uns mit, dass die Darstellung nach einem (heute verlorenem) Fresko Polidoros nahe der Porta di S. Angelo in Rom entstanden ist. - Prachtvoller, kräftiger Druck vor der Adresse Hendrick Hondius', meist mit der Facette, teils an diese geschnitten. Insgesamt leicht fleckig, rechts winziges Rostfleckchen, sonst in sehr schöner Erhaltung.
nach. Vanitasstillleben. Radierung. 18,2 x 26,8 cm. Unbeschrieben.
Das kunstvoll arrangierte Stillleben zeigt die üblichen Attribute der Vanitassymbolik wie eine leere Pfeife, einen umgefallenen Bierkrug sowie ein halb leeres Weinglas nebst Zitrusfrüchten, Brotlaiben, Garnelen und eine Krabbe. Die Inschrift in der linken oberen Ecke weist Jan Davidsz. de Heem als den Autor der Komposition auf, jedoch dürfte das Blatt von der Hand eines anonymen flämischen Künstlers stammen. Druckgraphische Nachbildungen nach de Heem sind selten. Ausgezeichneter, toniger, stellenweise etwas ungleichmäßiger Druck mit feinem Rändchen um die Einfassungslinie. Alt aufgezogen. Geringfügige Altersspuren, verso vereinzelte Klebereste, der Gesamteindruck jedoch gut. Aus der Sammlung Ernest-Théophile Devaulx, 1870 (Lugt 670).
Erasmus von Rotterdam. Holzschnitt. 27,9 x 16,5 cm. Um 1538. Passavant III, 390, 57, Hollstein 9, spätere Auflage, 16. Jh.
Ganz ausgezeichneter Druck mit Rändchen um die Darstellung. Unauffällige, geglättete horizontale Faltspur, schwach fleckig, unten schwache horizontale Knickspur, oben rechts verso geglättete diagonale Faltspur, verso kleine Montierungsreste, sonst sehr schön. Beigegeben von demselben eine weiteres Exemplar desselben Holzschnitts (H. 9, spätere Auflage) und ein Holzschnitt im Rund nach Hans Holbein "Bildnis Erasmus von Rotterdam", beide aus der Sammlung Dr. Edgar F. Paltzer, Elisabeth Charlotte Paltzer-Boker (Lugt 4262), sowie von Wencelaus Hollar die Radierung "Bildnis Hans Holbein" (NH 979).
Folge von Hirtenstücken. 4 Radierungen nach Nicolaes Berchem. Je ca. 9,5 x 12,5 cm. 1662. Heller-Andresen 10, Hollstein, teils aus 345-350 (345, dort als "Shepherd" beschrieben und 349).
Die nach Heller-Andresen komplette Folge von 4 Blatt in ganz ausgezeichneten Drucken mit Rändchen bzw. Rändchen um die Einfassungslinie. Hollstein verzeichnet unter den Nummern 345-350 eine Folge von insgesamt 6 Blatt, wobei die Beschreibung nur teilweise auf unsere Blätter zutrifft. Der "Schäfer mit der Kuh, zwei Schafen und zwei Ziegen" mit Ausbesserungen an den Ecken, minimale Altersspuren, sonst in vorzüglicher Erhaltung. Sämtlich aus der Sammlung Ture Lundh, Göteborg (Lugt 6064). Selten.
"Frau Venus" mit Amor und Teufel. Eisenradierung. 22,1 x 15,7 cm. B. 46, Hollstein 54 II, Metzger 82 III (von V).
Mit der Funck-Nummer. Das anmutige und seltene Blatt besticht durch die bizarren, teuflischen Kreaturen, die Amor und Venus umgeben. Ganz ausgezeichneter, markanter und toniger Druck mit gleichmäßigem Rand. Geringfügig stockfleckig, verso vereinzelte Klebereste, sonst tadelloses Exemplar.
Hopfer, Hieronymus
Personifikation der siegreichen Stadtgöttin Roma.
Los 5126
Schätzung
750€ (US$ 781)
Personifikation der siegreichen Stadtgöttin Roma. Radierung nach dem Meister IB. 21,8 x 15,7 cm. B. 37, Hollstein 41 I (von II). Wz. Bekröntes Wappen mit Buchstabe R (Fragment).
Vor der Funck-Nummer. Prachtvoller, leuchtender Abzug an drei Seiten mit der vollen Darstellung, oben minimal in diese geschnitten. Geglättete horizontale Knickfalte, etwas angestaubt, vornehmlich links oben leicht fleckig, linke obere Eckspitze ergänzt, links am unteren Ende des Mantels der Victoria-Figur kleiner unauffälliger, geschlossener Randeinriss, unter dem Ellbogen der Roma eine winzige kleine gequetschte Stelle, verso alte Montierungsspuren sowie partiell entlang der Ränder verstärkt, im Gesamteindruck sehr schön.
Hopfer, Hieronymus
Bildnis des türkischen Kaisers Suleiman
Los 5127
Schätzung
600€ (US$ 625)
Bildnis des türkischen Kaisers Suleiman. Eisenradierung. 22,9 x 15,8 cm. B. 57, Hollstein 62 II.
Ganz ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck mit vertikalen Wischkritzeln und Wischspuren, mit sehr feinem Rändchen an allen Seiten um die Facette. Winzige Läsur in der unteren rechten Ecke, rechts mittig kleine Ausbesserung, sonst sehr schönes Exemplar. Aus der Sammlung Theodor Falkeisen und Johann Friedrich Huber (ehemals Heinrich Füssli, Lugt 1008).
um 1540-50. Die Beweinung Christi. Holzschnitt. 17,8 x 15,8 cm. Nagler, Die Monogrammisten, I, 1068, 5, Oberhuber 1963, Nr. 192, S. 70, Francesca Buonincontri, in: I Campi, 1985, S. 321.
Der eindrucksvolle und höchst expressive Holzschnitt galt lange als ein Werk des Cremoneser Künstlers Antonio Campi. Oberhuber vermutete hingegen einen venezianischen Holzschneider aus dem Umkreis des Andrea Schiavone. Die Darstellung zeichnet sich durch ihre kompositorische Dichte und emotionalen Stimmungsgehalt aus. Die Auffassung des Leichnams Christi übernimmt Elemente von Parmigianinos Radierung des gleichen Bildthemas, jedoch ist der Zeichenduktus kantiger, ungestümer und archaischer. Der verantwortliche Formschneider bleibt vorerst anonym, jedoch sind Anklänge an die Kunst Francesco Salviatis oder Giorgio Vasaris unübersehbar. Der Holzschnitt ist von eminenter Seltenheit. Wir konnten lediglich ein weiteres Exemplar in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich nachweisen. Das dortige Exemplar weist eine erhebliche Ergänzung in der linken oberen Ecke auf, während die Wurmlöcher auf unserem Abzug bereits auf eine gewisse Abnutzung des Holzstockes hinweisen, ein inhärentes Phänomen, das sich auch bei zahlreichen venezianischen Formschnitten der Epoche bemerkbar macht (siehe Kat. Italienische Holzschnitte der Renaissance und des Barock, bearb. M. Matile, Basel 2003, Nr. 29, S. 87-88). Ausgezeichneter Druck mit feinem Rändchen. Geringfügige Altersspuren, der Gesamteindruck jedoch sehr schön. Aus der Sammlung Giuseppe Storck (1766-1836), Mailand (Lugt 2318).
Jegher, Christoffel
Silen, begleitet von Satyr und Faun
Los 5129 [*]
Schätzung
6.000€ (US$ 6,250)
Silen, begleitet von Satyr und Faun. Holzschnitt nach Peter Paul Rubens. 44,5 x 33,8 cm. Le Blanc 14, Hollstein 16 I (von II). Wz. Nebenmarke (vgl. Ausst.Kat. Rubens e l'incisione, Rom 1977, Filigrane 155).
Ganz ausgezeichneter, kräftig schwarzer und kontrastreicher Abzug mit der vollen, doppelten Einfassung, das rückseitige Druckrelief wunderbar prägnant erhalten. Geglättete horizontale Trockenfalte, schwache Quetschfalte rechts, unauffällige Ausbesserung hinter den Hufen des Fauns, punktuelle Retusche in der Einfassung unten, weitere unerhebliche Gebrauchsspuren, sonst in vorzüglicher Erhaltung. Mit dem Stempel des Kunsthandels Falkeisen & Huber (Lugt 1008).
Die hl. Familie mit der Rose. Kupferstich nach Bartolomäus Spranger. 23,5 x 16,7 cm. B. (Goltzius, pièces douteuses) 297, Hollstein (Spranger) 4 II, Hollstein (nach Goltzius) 430, Leesberg (New Hollstein, Goltzius) R4 II. Wz. Doppelkopfadler.
Ganz ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck mit Rändchen. Schwach stockfleckig, unten mittig kleines Rostfleckchen, die Eckspitzen etwas ausgedünnt und verso mit Spuren alter Montierung sowie weitere kleine Leimspuren verso entlang des Randes, sonst sehr schön erhalten. Beigegeben von Hendrick Goltzius nach Bartolomäus Spranger der Kupferstich "Adam und Eva" (B. 271).
Alcune animali. 10 Radierungen inkl. Titelblatt nach Giovanni van den Hecke. Je ca. 7,3 x 10,4 cm. 1654. Hollstein 58-67.
Die komplette Folge in ausgezeichneten Drucken mit Rändchen um die Einfassungslinie, das Titelblatt unten mit der vollen Darstellung. Die Ecken teils ergänzt und mit Federretuschen, weitere geringe Erhaltungsmängel, im Gesamteindruck jedoch gut. Beigegeben 6 weitere radierte Tierstücke u.a. nach Paulus Potter und van de Velde, insgesamt 16 Blatt.
Der Sündenfall. Kupferstich. 11,6 x 6,9 cm. 1519. B. 8, Hollstein 8, Filedt Kok (New Hollstein) 8 a-b (von b).
Ausgezeichneter, samtener Druck auf die Darstellung geschnitten, links mit Spuren eines Rändchens. Lediglich geringe Alters- und Gebrauchsspuren, unten rechts der Sammlerstempel leicht durchscheinend, sonst tadellos. Beigegeben von demselben der Kupferstich "Der Sündenfall" von 1529 (New Hollstein 9).
Die Vertreibung aus dem Paradies. Kupferstich. 16,3 x 11,9 cm. 1510. B. 11, Hollstein 11, Filedt Kok (New Hollstein) 11 wohl b (von c).
Ausgezeichneter, überwiegend gleichmäßiger Druck auf die Einfassungslinie geschnitten, diese meist sichtbar. Etwas stockfleckig und fleckig, verso teils leicht angeschmutzt und Spuren alter Notenlinien in zarter Feder, die Ränder teils bestoßen, Montierungsreste und -spuren verso (wohl ehemals aufgezogen), Alters- und Gebrauchsspuren, sonst sehr gut. Aus den Sammlungen Jean Cantacuzène (Lugt 4030), Graf Franz Jozef von Enzenberg (Lugt 845) und Pierre Sentuc (Lugt 3608).
Lamech und Kain. Kupferstich. 11,9 x 7,6 cm. 1524. B. 14, Hollstein 14, Filedt Kok (New Hollstein) 14 wohl b.
Ausgezeichneter, noch gleichmäßiger Druck an die Plattenkante bzw. auf dieselbe geschnitten, teils mit Spuren eines Rändchens. Etwas angestaubt und vereinzelt fleckig, partielle und unauffällige Ergänzungen im äußersten Rand oben, links am Rand in Höhe des Knies sowie teils entlang des linken Randes verso mit nahezu unsichtbaren Ausbesserungen, verso kleine Montierungsreste, sonst sehr gut. Mit einer unbekannten Sammlermarke (Lugt 961) sowie aus den Sammlungen der Städtischen Kupferstichsammlung Stettin (Lugt 2312d) und Pierre Sentuc (Lugt 3608). Beigegeben von demselben der Kupferstich "Kain erschlägt Abel" (B. 13).
David spielt vor Saul die Harfe. Kupferstich. 25,5 x 18,2 cm. (1508). B. 27, Volbehr 26, Hollstein 27, Filedt Kok (New Hollstein) 27 III.
Ausgezeichneter Druck mit schmalem Rand. Leicht angestaubt, vereinzelt schwach fleckig, unten links kleine Quetschfalte vom Druck, die rechte obere Eckspitze sorgsam wiederangefügt, die linke Eckspitze mit geschlossenen Randeinrisschen, Sammlerstempel unten im weißen Rand schwach durchschlagend, sonst sehr schön. Aus der Sammlung Emanuel Levy (Lugt 876).
Samson und Delila. Kupferstich. 28,5 x 20,3 cm. (1508). B. 25, Volbehr 24, Hollstein 25, Filedt Kok (New Hollstein) 25 a-b (von c). Wz. Vierfüssler (Hund?) mit Wort (ähnlich New Hollstein, Watermarks, S. 283, Abb. 4).
Ausgezeichneter, teils etwas trockener Druck teils mit der Einfassungslinie, sonst mit der vollen Darstellung. Etwas vergilbt und stockfleckig, unauffällige geglättete Mittelfalte, am unteren und oberen Rand mit sorgfältigen Ausbesserungen, vereinzelte Federretuschen, sonst gut. Selten.
Susanna und die beiden Alten. Kupferstich. 20 x 14,8 cm. (1508). B. 33, Filedt Kok (New Hollstein) 33 c (von d). Wz. Bekröntes Wappen mit Posthorn.
Vor den weißen Flecken in den Gewändern der beiden Alten. Ausgezeichneter Druck teils mit der Plattenkante, sonst mit Rändchen um die Einfassungslinie. Etwas vergilbt, vereinzelte Fleckchen, Spuren von Rötel am rechten Rand bei Susanna, sonst gutes Exemplar.
Der alte Mann mit den Weintrauben. Kupferstich. 11,3 x 8,3 cm. Um 1523. B. 151, Volbehr 154, Hollstein 151, Filedt Kok (New Hollstein) 151 b (von c).
Ganz ausgezeichneter Druck mit sehr feinem Rändchen. Ganz schwach stockfleckig, horizontale Quetschfalte, oben rechts winziger Ausriss unauffällig ergänzt, sonst in sehr schöner Erhaltung. Aus der Sammlung Wilhelm Heinrich Ferdinand Karl von Lepell (Lugt 1672) sowie des Kupferstichkabinetts, Staatliche Museen zu Berlin (Lugt 1606, mit dem Tilgungsstempel Lugt 2398).
Cephalus und Procris. Radierung. 17,7 x 24,3 cm. Nagler (Johann van der Lys) 1, Hollstein (Jan Lys) 2. Wz. Kleines Schriftband.
Die vorliegende Darstellung von Cephalus und Procris bildet eine der insgesamt nur drei Radierungen des in Oldenburg geborenen Malers und Zeichners Johann Liss. Mit etwa achtzehn Jahren zog Liss zunächst nach Holland, wo er wohl in Amsterdam und Haarlem tätig war und unter anderem von Willem Buytewech und wohl auch von Hendrick Goltzius beeinflusst wurde. Weiter führten ihn seine Wege wahrscheinlich über Antwerpen und Paris bis hin nach Venedig, wo er etwa um 1620/21 eintraf und besonders die Werke Domenico Fettis für sich entdeckte. Von etwa 1622-25 hielt Liss sich schließlich in Rom auf. Als bedeutsam erweist sich hier vor allem der Einfluss der Caravaggisten aber auch das Studium der Werke des Annibale Carracci und Francesco Albani. In diese Zeit des römischen Aufenthalts fällt auch die Entstehung dieser sorgfältig durchgeführten und sehr harmonisch komponierten Radierung. Das äußerst seltene Blatt zeigt nicht die häufiger dargestellte Szene vom Tode der Procris, sondern den unter anderem in den Metamorphosen des Ovid erzählten Moment von Cephalus Demaskierung nach dem Liebesspiel, mit dem er die Treue seiner Ehefrau auf die Probe hatte stellen wollen. Ganz ausgezeichneter, klarer und schön differenzierter Druck mit gleichmäßig feinem Rändchen um die Plattenkante. Aus der Sammlung von Alexandre-Pierre-François Robert-Dumesnil, Autor des Peintre-Graveur Français (Lugt 2200).
Madonna mit Kind. Radierung nach Giovanni Andrea Sirani. 17,9 x 13,6 cm. B. XIX, S. 181, 2.
Ganz ausgezeichneter Abzug mit leichtem Plattenton und feinen Wischspuren mit feinem Rändchen um die Einfassung, partiell auf diese geschnitten. Etwas angestaubt, winziges Rostfleckchen am Hals der Madonna, verso Montierungsreste, sonst tadellos erhalten. Beigegeben von Sisto Badalocchio die Radierung "Das letzte Abendmahl" (B. 23) sowie von Guido Reni die Radierung "Die hl. Familie mit der hl. Clara" (B. 50).
Der hl. Hieronymus. Radierung. 17 x 14,2 cm. B. 13.
Der Maler und Radierer Lorenzo Loli war ein Schüler von Guido Reni und Andrea Sirani. Mehrere Altarbilder seiner Hand und Gemälde mit religiösen Sujets haben sich in seiner Geburtsstadt Bologna erhalten. Loli ist ein charakteristischer Vertreter der Emilianischen Barockmalerei und zählt zudem zu den besten Bolognesischen Malerradierern des Seicento. Die vorliegende Darstellung des in Kontemplation versunkenen hl. Hieronymus geht auf eine Komposition Guido Renis zurück. Das Blatt ist in einem flüssigen, treffsicheren Duktus behandelt, der sanfte, malerische Übergänge und eine stimmungsvolle Helldunkelwirkung erzeugt. Brillanter, gegensatzreicher und toniger Druck mit feinem Rändchen. In dieser Druckqualität und Erhaltung selten.
Der Raub der Europa. Radierung. 20,1 x 26,2 cm. 1634. Robert-Dumesnil 22, Manocci 14 IV (von VII).
Die Darstellung "Raub der Europa" zählt zu den druckgraphischen Hauptblättern Lorrains und verkörpert in seiner kompositorischen Dichte und der subtilen Wiedergabe von Licht und Atmosphäre seine Formenwelt auf vollkommene Weise. Prachtvoller, kontrastreicher und toniger Druck mit gleichmäßigem Rand, vor der Verstärkung der Einfassungslinie und vor der Nummer. Geringfügig stockfleckig, verso kleine Montierungsreste in den oberen Ecken, sonst vorzüglich erhalten.
Bildnis des König Ludwig XIII. von Frankreich. Radierung und Grabstichel nach Peter Paul Rubens. 40,2 x 28 cm. Hollstein7, Corpus Rubenianum XIX, Porträts (21).
Nach einer gezeichneten Vorlage von Pieter Claesz. Soutman (um 1580 - 1657, Haarlem). Prachtvoller, kontrastreicher und schwarzer Druck. Geringfügig faltig im Rand, sonst sehr gut erhalten.
Der Traum. Kupferstich nach Michelangelo Buonarroti. 44,3 x 29,9 cm. Vor 1545. Nagler, Die Monogrammisten, IV, 1977, 14; Kat. Michelangelo’s Dream, hrsg. v. Stephanie Buck, Courtauld Gallery, London 2010, Kat. Nr. 14., S. 167 ff; A. Alberti (La fortuna di Michelangelo nelle stampe del cinquecento, Mailand 2015) 243 II. Wz. Tulpen in Wappenschild mit Stern (Woodward 124 A).
Michelangelos Zeichnung, die der vorliegende Kupferstich wiedergibt, wurde seit dem 16. Jahrhundert als Der Traum bezeichnet (Courtauld Gallery, Inv. D.1978.PG.424). Sie steht im zeitlichen Kontext einer Werkgruppe mit allegorischen Inhalten, den sogenannten "Präsentationszeichnungen", die der berühmte Künstler seinem Schüler und Freund aus römischem Adel Tommaso de‘ Cavalieri schenkte. Die Arbeiten erregten schon zur Zeit ihrer Entstehung und Schenkung Aufsehen, wurden vielfach kopiert und nachgestochen. Das geschah zu Beginn in einzelnen Initiativen ganz unterschiedlicher Verleger und Künstler, entgegen der früheren Auffassung, Antonio Lafreri hätte diese Zeichnungsgruppe als ganze und als erster nachstechen lassen (Michel Bury, "The Dream, after Michelangelo", in: Kat. 2010, S. 66 ff.). Die erste, hier vorliegende graphische Nachbildung desTraumes ließ hingegen Michele Lucchese, der in diesem Fall als Verleger auftrat, durch einen heute nicht identifizierten Künstler anfertigen, außerdem weitere Blätter nach Michelangelo, von denen Lafreri anschließend mehrere übernahm. Eine Nicolas Beatrizet zugeschriebene Kopie nach unserem Blatt wurde früher fälschlich als erster Stich nach dem Traum eingeordnet.
In einer traumartigen Umgebung, in der aus wolkigen Schleiern Figuren hervortreten, liegt ein nackter Mann auf einem Kasten, in dem unten Masken mit verzerrter Mimik zu sehen sind. Er stützt sich auf eine Sphäre, während ein Genius oder Engel mit einer Trompete direkt an seine Stirn bläst. Die kleinen, halbkreisförmig um die Hauptfigur angeordneten Szenen werden als allegorische Bilder der Todsünden interpretiert (vgl. Matthias Vollmer: "The Vices in Michelangelos Dream", in: Kat. 2010, S. 27-37): von links nach rechts die Völlerei (Gula), die Wollust (Luxuria), der Geiz (avaritia), der Zorn (ira) und die Trägheit (acedia); der Neid (invidia) ist implizit in avaritia und ira vertreten. Die Hauptfigur verkörpert nach dieser Interpretation mit der Weltkugel die siebte und höchste Sünde des Geistes, den Hochmut (superbia), den der Protagonist im Begriff ist, zuletzt zu überwinden. Die überwundenen Sünden werden sinnbildlich in den abgelegten Masken unten gesehen. Michelangelo verwendete in seinen Sündenszenen kaum gängige allegorische Elemente der Todsünden, sondern entwickelte eine ganz eigene Ikonographie, die vor allem in ihrer expliziten Erotik zum Thema der Luxuria mit mehreren Phallusdarstellungen ungewöhnlich ist. Die erotischen Elemente hier und in einigen der "Präsentationszeichnungen" werden als Ausdruck seiner unterdrückten Gefühle und seiner Neigung zu dem Adressaten Cavalieri verstanden. Ganz ausgezeichneter, fein zeichnender Frühdruck mit Plattenton und Wischkritzeln, mit Rand um die teils gratig druckende Plattenkante. Unmerkliche geglättete Mittelfalte, unten eine horizontale Quetschfalte vom Druck, an den Rändern leicht gebräunt und rechts mit einer Kreideannotation, ansonsten in unberührter Erhaltung. Selten.
Lutma II, Janus
Bildnis des Poeten Pieter Cornelisz. Hooft
Los 5145
Schätzung
800€ (US$ 833)
Bildnis des Poeten Pieter Cornelisz. Hooft. Radierung in Punktiermanier. 28,6 x 21,1 cm. Hollstein 7.
Ausgezeichneter, nuancierter Druck mit feinem Rändchen um die Plattenkante. Schwach angestaubt, ganz minimale Knitterspuren rechts oben, leichte Spuren alter Montage verso, sonst vorzüglich erhalten. Aus der Sammlung Thomas Graf (Lugt 1092a).
Die Madonna mit Kind. Kupferstich. 22,9 x 21,8 cm. Um 1450-55. B. XIII, 232, 8, Hind V, 10, 1 II, Kristeller 3, Levenson-Oberhuber-Sheehan 77 II, TIB (Commentary) 88, 3 II.
Laut Hind gehört die Komposition der "Madonna mit Kind" stilistisch Mantegnas Schaffenszeit um 1450-55 an, jedoch wurde der Kupferstich seiner Ansicht nach wesentlich später vom Künstler ausgeführt. Zucker weist auf die stilistischen Übereinstimmungen mit zwei frühen gemalten Versionen der Madonna mit Kind hin, die heute in der Gemäldegalerie in Berlin und im Poldi-Pezzoli Museum in Mailand aufbewahrt werden. Aufgrund dieser Analogie plädiert Zucker für eine Datierung zwischen den frühen 1460er Jahren und der Mitte der 1470er Jahre. Das Blatt gehört zu den seltensten Kupferstichen Mantegnas und liegt hier im zweiten Druckzustand vor, bei dem Maria mit einem Nimbus versehen wurde. Ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck, wie alle bekannten Abzüge dieses Druckzustandes heller und silbriger im Erscheinungsbild. Mit der vollständigen Darstellung unten, sonst an drei Seiten innerhalb dieser beschnitten. Nahezu alle überlieferten Exemplare sind innerhalb der Plattenkante beschnitten. Vereinzelte geringfügige kleine Bereibungen und dünne Stellen, geringfügig stockfleckig, einzelne unauffällige Ausbesserungen, der Gesamteindruck jedoch sehr gut. Aus der Sammlung Johann Karl Brönner (1738-1812, Frankfurt/M., Lugt 306). Die Sammlung wurde dem dortigen Museum vermacht und ging 1870 in den Besitz des Städel Museums, Frankfurt über. Mit einer weiteren, nicht identifizierten Sammlermarke "CF" (Lugt 5543).
Moses, in einer Nische sitzend. Kupferstich nach Michelangelo Buonarroti. 36,5 x 24,5 cm. 1601-1605. B. 81, Hollstein 8, Widerkehr (New Hollstein) 5 I (von II), A. Alberti (La fortuna di Michelangelo nelle stampe del cinquecento, Mailand 2015) 329 I (von II). Wz. Stadttor mit anhängender Kartusche mit Initialen.
Der von Widerkehr in die Jahre zwischen 1601 und 1605 datierte Stich ist nach einer von Matham in den Jahren 1593-1597 in Rom vor dem Original angefertigten Zeichnung entstanden. Vor der Adresse von de Widt. Ausgezeichneter, kräftiger und schön transparenter Abzug mit sehr feinem Rändchen um die Plattenkante. Nur geringfügig angestaubt, verso schwache horizontale Mittelfalte und unten kleine Knickspur, sonst vollkommenes und tadelloses Exemplar,
Der Frühling; Der Sommer. 2 Kupferstiche im Rund nach Hendrick Goltzius. D. je ca. 26 cm. 1589. B. 140 und 141, Hollstein 301 II und 302, Widerkehr (New Hollstein, Matham) 215 II, 216, Leesberg (New Hollstein, Goltzius) 672 II, 673. Wz. Bekröntes Wappen (Estas).
Aus der Folge der vier Jahreszeiten mit der Adresse von Visscher. Ausgezeichnete Drucke mit jeweils sehr feinem Rändchen um die runde Plattenkante. Etwas angestaubt und insgesamt etwas fleckig, Verso mit kleinen Knickspuren und Montierungsresten, sonst gut.
Matham, Jacob
Landschaft mit den Personifikationen der sieben Tugenden
Los 5149
Schätzung
600€ (US$ 625)
Landschaft mit den Personifikationen der sieben Tugenden. Kupferstich nach Hendrick Goltzius. 29,9 x 20,9 cm. (1588). B. 282, Hollstein (Goltzius) aus 266-273, Hollstein 241 III, Widerkehr (New Hollstein) 352 II (von III). Wz. Bekröntes Lilienwappen.
Die Vorlage von Hendrick Goltzius befindet sich in der Staatlichen Graphischen Sammlung München. Blatt 5 der Folge mit mythologischen und allegorischen Darstellungen, mit der doppelten Nummer 5 und vor der Adresse Visschers. Ganz ausgezeichneter, prägnanter und leuchtender Druck mit feinem Rändchen um die Plattenkante, teils minimal knapp an diese geschnitten. Geringfügige Gebrauchsspuren, verso kleine Rückstände alter Montage, sonst sehr schönes Exemplar.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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