Los 5144
Lucchese, Michele
(oder Greco, tätig zwischen 1534-1564 in Rom)Der Traum
Schätzung
4.500€ (US$ 4,839)
Abgabe von Vorgeboten möglich
Aus dem Katalog
Druckgraphik des 15. bis 19. Jahrhunderts
Auktionsdatum 27.11.2024
Der Traum. Kupferstich nach Michelangelo Buonarroti. 44,3 x 29,9 cm. Vor 1545. Nagler, Die Monogrammisten, IV, 1977, 14; Kat. Michelangelo’s Dream, hrsg. v. Stephanie Buck, Courtauld Gallery, London 2010, Kat. Nr. 14., S. 167 ff; A. Alberti (La fortuna di Michelangelo nelle stampe del cinquecento, Mailand 2015) 243 II. Wz. Tulpen in Wappenschild mit Stern (Woodward 124 A).
Michelangelos Zeichnung, die der vorliegende Kupferstich wiedergibt, wurde seit dem 16. Jahrhundert als Der Traum bezeichnet (Courtauld Gallery, Inv. D.1978.PG.424). Sie steht im zeitlichen Kontext einer Werkgruppe mit allegorischen Inhalten, den sogenannten "Präsentationszeichnungen", die der berühmte Künstler seinem Schüler und Freund aus römischem Adel Tommaso de‘ Cavalieri schenkte. Die Arbeiten erregten schon zur Zeit ihrer Entstehung und Schenkung Aufsehen, wurden vielfach kopiert und nachgestochen. Das geschah zu Beginn in einzelnen Initiativen ganz unterschiedlicher Verleger und Künstler, entgegen der früheren Auffassung, Antonio Lafreri hätte diese Zeichnungsgruppe als ganze und als erster nachstechen lassen (Michel Bury, "The Dream, after Michelangelo", in: Kat. 2010, S. 66 ff.). Die erste, hier vorliegende graphische Nachbildung desTraumes ließ hingegen Michele Lucchese, der in diesem Fall als Verleger auftrat, durch einen heute nicht identifizierten Künstler anfertigen, außerdem weitere Blätter nach Michelangelo, von denen Lafreri anschließend mehrere übernahm. Eine Nicolas Beatrizet zugeschriebene Kopie nach unserem Blatt wurde früher fälschlich als erster Stich nach dem Traum eingeordnet.
In einer traumartigen Umgebung, in der aus wolkigen Schleiern Figuren hervortreten, liegt ein nackter Mann auf einem Kasten, in dem unten Masken mit verzerrter Mimik zu sehen sind. Er stützt sich auf eine Sphäre, während ein Genius oder Engel mit einer Trompete direkt an seine Stirn bläst. Die kleinen, halbkreisförmig um die Hauptfigur angeordneten Szenen werden als allegorische Bilder der Todsünden interpretiert (vgl. Matthias Vollmer: "The Vices in Michelangelos Dream", in: Kat. 2010, S. 27-37): von links nach rechts die Völlerei (Gula), die Wollust (Luxuria), der Geiz (avaritia), der Zorn (ira) und die Trägheit (acedia); der Neid (invidia) ist implizit in avaritia und ira vertreten. Die Hauptfigur verkörpert nach dieser Interpretation mit der Weltkugel die siebte und höchste Sünde des Geistes, den Hochmut (superbia), den der Protagonist im Begriff ist, zuletzt zu überwinden. Die überwundenen Sünden werden sinnbildlich in den abgelegten Masken unten gesehen. Michelangelo verwendete in seinen Sündenszenen kaum gängige allegorische Elemente der Todsünden, sondern entwickelte eine ganz eigene Ikonographie, die vor allem in ihrer expliziten Erotik zum Thema der Luxuria mit mehreren Phallusdarstellungen ungewöhnlich ist. Die erotischen Elemente hier und in einigen der "Präsentationszeichnungen" werden als Ausdruck seiner unterdrückten Gefühle und seiner Neigung zu dem Adressaten Cavalieri verstanden. Ganz ausgezeichneter, fein zeichnender Frühdruck mit Plattenton und Wischkritzeln, mit Rand um die teils gratig druckende Plattenkante. Unmerkliche geglättete Mittelfalte, unten eine horizontale Quetschfalte vom Druck, an den Rändern leicht gebräunt und rechts mit einer Kreideannotation, ansonsten in unberührter Erhaltung. Selten.
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