Cavalieri, Giovanni Battista de'
Die Madonna mit Kind in Glorie
Los 5060
Schätzung
750€ (US$ 806)
Die Madonna mit Kind in Glorie, umgeben von dem Johannesknaben und musizierenden Engeln auf Wolken. Kupferstich nach Livio Agresti. 42,3 x 30,5 cm. Le Blanc 21, Rubach 131 II. Wz. Adler im Kreis.
Der Kupferstich geht zurück auf eine Zeichnung von Livio Agresti, die sich im British Museum, London befindet (Inv.-Nr. 1880,1009.31). Ganz ausgezeichneter, klarer Druck mit der vollen Darstellung, teils mit den Spuren eines Rändchens. Minimal angestaubt, verso leichte horizontale Mittelfalte, oben links geschlossener Randeinriss mit kleiner ergänzter Stelle, die rechte obere Ecke ergänzt, sonst in guter Erhaltung. Sehr selten. Verso mit einer unleserlichen Sammlerparaphe, 1636.
Totentanz: Vornehmes Paar und der Tod. Kupferstich. 8,5 x 6,4 cm. 1562. B. 5, Hollstein 170.
Ganz ausgezeichneter, kräftiger Druck mit zartem Plattenton und feinem, ungleichmäßigem Rändchen, rechts unten knapp an die Darstellung geschnitten. Fleckig, vornehmlich links, insgesamt angestaubt, verso alte Montierungsspuren sowie Annotationen, aufgezogen, sonst schön. Aus der Sammlung der Kunstsammlungen der Veste Coburg, Kupferstichkabinett (mit dem Doublettenstempel Lugt 451a) sowie der Sammlung Hermann Dürck (nicht in Lugt). Sehr selten.
Blumen und Landschaften. 8 Kupferstiche mit Radierung. Je ca. 7,6 x 11,7 cm. (1645). Berliner Ornamentstichkat. aus 4419, IFF aus 879-890, Fuhring (Ornament Prints in the Rijksmuseum, 17th c.), III, S. 292.
Durch die miniaturhafte Wirkung bestechende Darstellungen verschiedener Blumen über friesartig angelegten Landschaften mit Jagd- und Kampfszenen aus der 13-teiligen Serie "Livre nouveau de fleurs tres-util pour l'art d'orfevrerie, et autres" in der ersten Auflage vor den Nummern. Ganz ausgezeichnete, die zarten Linien klar und meist kräftig wiedergebende Drucke mit schmalem bis feinem Rändchen. Partiell minimal gegilbt und vereinzelt geringfügig stockfleckig bzw. fleckig, wenige zarte Knickspuren, Bleistiftnummerierung in den unteren rechten Ecken, ein Blatt mit punktuell kolorierter Figur in der Landschaft, sonst in sehr schöner Erhaltung. Sehr selten.
Eine Sibylle. Clair-obscur-Holzschnitt von zwei Blöcken in Graugrün und Schwarz, nach Guido Reni. 28,3 x 18,8 cm. Um 1640. B. XII, 88, 3.
Eine Farbvariante in hellem Olivgrün wird im British Museum, London aufbewahrt (Inv. Nr. 1904.0226.9). Ausgezeichneter, farbfrischer Druck mit feinem Rändchen, verso mit deutlichem Relief druckend. Geringfügige Altersspuren, verso Montierungsreste und eine kleine Hinterlegung, der Gesamteindruck jedoch sehr gut.
Coriolano, Bartolomeo
Die Allianz von Friede und Überfluss
Los 5064
Schätzung
1.800€ (US$ 1,935)
Die Allianz von Friede und Überfluss. Clairobscur-Holzschnitt in Schwarz und rötlichem Braun nach Guido Reni. 21,3 x 15,2 cm. (1642). B. XII, 131, 10 III (von IV). Wz. Anker.
Nach einer 1627 von Guido Reni ausgeführten Zeichnung. Bereits mit dem Wort "Romae" rechts, die weiße Jahreszahl "1642" unten mittig noch leicht sichtbar, vor Änderung der Adresse Coriolanos. Ganz ausgezeichneter Druck meist bis an die Einfassung beschnitten, teils mit Spuren eines Rändchens. Vornehmlich verso angestaubt und fleckig, links schwarzer Fleck mit winziger beriebener Stelle sowie kleiner Ausbesserung darunter, geringe Altersspuren, sonst gleichwohl gut.
Die Geschichte des Noah. 6 Kupferstiche nach Maarten van Heemskerck. Je ca. 20,2 x 24,9 cm. Hollstein 4-9, je III, Sellink (New Hollstein, Cort) 3-8, je III, Veldman (Maarten van Heemskerck) 2-7, je III.
Die komplette Folge in prachtvollen, herrlich tonigen Drucken mit Rand. Teils geringfügig fleckig und fingerfleckig, Blatt 2 mit geschlossenem Einriss im unteren Rand mittig, Trockenfältchen, alte Sammlernummerierung in brauner Feder im Textrand, weitere marginale Altersspuren, sonst jedoch in sehr schöner und einheitlicher Erhaltung.
Ecce Homo. Kupferstich. 31,7 x 21,5 cm. 1572. Hollstein 82, Sellink (New Hollstein) 60 I (von III). Wz. Opferlamm im Kreis.
Prachtvoller, herrlich markanter und prägnanter Druck mit gleichmäßig feinem Rand um die Facette. Vor der Adresse von Giovanni Orlandi. Unbedeutend fleckig, nahezu unsichtbare Ausbesserungen in der oberen rechten Ecke, sonst tadellos schönes Exemplar.
Die Akademie der Schönen Künste. Kupferstich nach Jan Stradanus. 42,8 x 29,2 cm. 1578. Hollstein 218, Sellink (New Hollstein) 210 I (von II). Wz. Zepter im Kreis mit Stern.
Die Vorzeichnung des Kupferstiches befindet sich heute im British Museum, London (Inv. 5214-2). Die dargestellte Akademie ist in Rom verortet: im Zentrum oben bearbeitet ein Bildhauer mit Hammer und Meißel die Statue einer Personifikation der Stadt. Der Flussgott Tiber sowie die Wölfin, die Romulus und Remus säugt, liegen zu ihren Füssen. Rechts davon arbeitet ein Historienmaler an einem Schlachtengemälde. Einen prominenten Platz räumt Stradanus der Kunst des Kupferstechens unten rechts im Vordergrund ein, am ausführlichsten aber schildert er das Studium der Anatomie, welches nahezu die ganze linke Hälfte der Darstellung einnimmt. Mehrere junge Knaben und Malergesellen üben ihre Zeichenkunst an einem menschlichen Skelett, weiter hinten beginnen zwei Männer mit Messern einem Leichnam durch Abziehen der Haut die Muskeln freizulegen. Nur wenige Jahrzehnte zuvor sezierte Andreas Vesalius (1514-1564) zum ersten Mal öffentlich (Bologna 1540), 1543 erschien in Basel sein De humani corporis fabrica libri septem (Sieben Bücher über den Aufbau des menschlichen Körpers), das die neuzeitliche Anatomie begründete. Ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck mit der Einfassungslinie, ringsum fein angerändert. Verso geglättete und hinterfaserte Mittelfalte, kleine Ausbesserung in de rechten unteren Ecke, der Gesamteindruck, vor allem recto, gut.
Die Gefangennahme Christi. Holzschnitt. 24,5 x 16,9 cm. 1509. B. 8, Hollstein 11.
Aus der Passionsfolge, verso mit dem Text. Ganz ausgezeichneter, stellenweise minimal auslassender Druck mit der Einfassung, partiell bis an diese beschnitten. Kaum merkliche Knitterspuren, vor allem verso minimal fleckig, weitere schwache Gebrauchsspuren, sonst schönes Exemplar.
Cranach d. Ä., Lucas
Märtyrium des hl. Matthäus; Märtyrium des hl. Simon; Märtyrium des hl. Judas
Los 5069
Schätzung
750€ (US$ 806)
Märtyrium des hl. Matthäus; Märtyrium des hl. Simon; Märtyrium des hl. Judas. 3 Holzschnitte. Um 1539. Je ca. 16,3 x 12,7 cm. B. 44, 46 und 47, Hollstein 60, 62 und 63. Wz. Hohe Krone (jeweils Fragmente).
Blatt 8, 10 und 11 aus der 12-teiligen Folge der Apostelmartyrien wohl aus einer der späteren Auflagen, verso mit dem Text. Ausgezeichnete, minimal auslassende bis ganz ausgezeichnete, schön kräftige Drucke jeweils mit schmalem Rand. Schwache Alters- und Gebrauchsspuren, dünne Stellen, ein Blatt minimal gebräunt, sonst insgesamt gut erhalten. Aus der Sammlung Pierre Sentuc (Lugt 3608), ein Blatt zusätzlich aus der Sammlung J. E. Wetterauer (Lugt 3869).
Cranach d. Ä., Lucas
Die Buße des heiligen Chrysostomus
Los 5070
Schätzung
3.500€ (US$ 3,763)
Die Buße des heiligen Johannes Chrysostomus. Kupferstich. 25,4 x 19,9 cm. 1509. B. 1, Hollstein 1. Wz. Sächsisches Wappen (undeutlich).
Bei dieser dicht ausgeführten Darstellung handelt es sich um die größte und detaillierteste Radierung Cranachs mit einer Landschaft. Cranach hat erstaunlich wenige Kupferstiche ausgeführt; vermutlich erlaubte ihm seine Tätigkeit als Hofmaler nicht ausreichend Zeit dafür. Zweifellos findet sich der Einfluss Dürers in seinem elaborierten und differenzierten Duktus, den er sich trotz zahlreicher Aufträge und Beschäftigungen in kürzester Zeit aneignete. Auch die Thematik könnte gleichfalls von seinem Zeitgenossen inspiriert sein, befasste sich Dürer doch bereits um 1496 mit diesem Thema. Ausgezeichneter, leicht toniger Druck mit feinem Rändchen um die Plattenkante. Geringfügige Altersspuren und minimale Randmängel, sonst sehr gutes Exemplar.
Crüger, Dietrich
Tua Sectus Orbis Nomina Ducet: Allegorie auf Kardinal Alessandro Lisio
Los 5071
Schätzung
750€ (US$ 806)
Tua Sectus Orbis Nomina Ducet: Allegorie auf Kardinal Alessandro Ludovisi. Kupferstich nach Andrea Lilio d'Ancona. 32 x 39,1 cm. Um 1620. Nicht in Hollstein. Wz. Sechszackiger Stern über Krone.
Allegorisches Thesenblatt mit den Insignien des Kardinal Alessandro Ludovisi, der im Konklave von 1621 zum neuen Papst Gregor XV. gewählt wurde. Prachtvoller, klarer Druck mit sehr feinem Rändchen um die Facette, links teils etwas knapp an die Darstellung. Minimal angestaubt, verso geglättete Falzspuren, diese unten teils gesprungen und geschlossen, hinterlegter Sprung an der vertikalen Mittelfalte unten, weitere Gebrauchsspuren, sonst in sehr schöner und originaler Erhaltung. Sehr selten. Verso mit der Sammlersignatur von Jules-Armand-Guillaume Boucher (Lugt 284).
Die Folge der Kühe. 6 Radierungen zzgl. des Titels von späterer Hand (VI Stüks koitjes...). Je ca. 6,9 x 7,3 cm. Hollstein 1-6 III.
Die komplette Folge in ausgezeichneten Drucken mit Rändchen. Ganz leichte Altersspuren, sonst tadellos. Sämtlich aus der Sammlung Ture Lundh, Göteborg (Lugt 6064).
Davent, Leon
Mars und Venus werden bei Tisch von Amor bedient.
Los 5073
Schätzung
7.500€ (US$ 8,065)
Mars und Venus werden bei Tisch von Amor bedient. Radierung nach Luca Penni. 28,4 x 42,8 cm. Um 1547. Herbet 73, Zerner L.D. 74, Jenkins LD 74. Wz. Kleines Nürnberger Wäppchen.
Prachtvoller, kräftiger und wirkungsreicher Druck auf die Darstellung geschnitten, teils minimal knapp, links sowie unten vereinzelt die Einfassungslinie sichtbar. Verso schwache geglättete Mittelfalte und zarte Trockenfältchen, verso Spuren eines Contre-Épreuves einer anderen Darstellung der Schule von Fontainebleau, weitere leichte Altersspuren, kleine Federannotationen verso, sonst in sehr schöner Erhaltung. Selten.
Michelangelo im Alter von 23 Jahren. Radierung. 14,4 x 9,3 cm. Herbet 224 (Appendice), Kat. The French Renaissance in Prints, Los Angeles 1994, Nr. 53, nicht in Jenkins.
Die sehr seltene Darstellung des jugendlichen, gedankenversunkenen Michelangelo wurde, trotz fehlendem Monogramm, schon von Renouvier dem Meister L.D. zugeschrieben und geht wohl auf Marcantonio Raimondis Komposition von der "Vision der hl. Helena (gedankenversunkene Frau)" zurück (B. 460). Ganz ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck, bis auf die stellenweise gratige Plattenkante beschnitten. Vorzüglich erhalten.
Christus vor Pilatus. Kupferstich. 11,6 x 7,4 cm. 1512. B. 7, Meder 7 wohl c (von d). Wz. Fragment Stadtwappen.
Blatt 5 der "Kupferstichpassion". Ganz ausgezeichneter Druck mit breitem Rand. Leicht fleckig, minimal gebräunt, zarte Quetschfältchen, im weißen Rand unten Bleistiftannotationen, winzige Randläsuren, rechts unten Sammlerstempel bis knapp in die Darstellung, verso kleine Montierungsreste, sonst schön. Aus einer bisher nicht identifizierten Sammlung KB (Lugt 4786).
Der verlorene Sohn. Kupferstich. 24,9 x 18,8 cm. Um 1496. B. 28, Meder 28 f-h (von h). Wz. Bekrönter Doppelkopfadler (ähnlich Meder 226, 230).
Noch mit der Schramme über dem vorletzten Fenster. Ausgezeichneter Druck mit Spuren der Plattenkante, teils mit winzigem Rändchen, nur oben wohl minimal knapp innerhalb. Geringfügig stockfleckig und fleckig, verso geglättete Horizontalfalte, sorgsam ausgebesserte Läsuren in der Ecke oben rechts sowie in der Fassade des mittleren Hauses, dort mit punktuellen Retuschen, weitere kleine Ausbesserungen vor allem in den Rändern, minimal gegilbt, weitere Gebrauchsspuren, sonst in guter Erhaltung.
Maria mit der Meerkatze. Kupferstich. 19 x 12,2 cm. Um 1498. B. 42, Meder 30 a (von l) . Wz. Hohe Krone (Meder 20).
Rein und vor allen Kratzern oder Wischspuren, wie bei Meder für die frühesten Drucke beschrieben. Prachtvoller, gegensatzreicher, das filigrane Liniengefüge bis ins letzte Detail wunderbar prägnant und dabei scharf wiedergebender Abzug mit der vollen Darstellung, teils mit Spuren der Plattenkante. Das Papier mit vereinzelten dünnen Stellen und überaus dünn hinterfasert, kaum sichtbare Ausbesserungen mit Faserspuren und sehr dezenten Retuschen in den rechten Ecken sowie punktuell entlang der äußersten Kanten, winzige Ausbesserung mit Spuren von Deckweiß im Pfahl unten links, im Gesamteindruck jedoch vorzüglich. Aus der Sammlung Pierre Mariette, 1661 (Lugt 1790).
Maria mit dem Kinde am Baum. Kupferstich. 11,5 x 7,4 cm. 1513. B. 35, Meder 34 wohl b (von e).
Wohl vor den zarten Wischkritzeln durch das Monogramm und die Jahreszahl. Prachtvoller Druck an die überwiegend sichtbare Plattenkante geschnitten, teils mit Spuren eines Rändchen. Minimale Alters- und Gebrauchsspuren, oben rechts teils fleckig sowie dort partiell silhouettiert und die Partie mit dem weißen Hintergrund sorgsam ergänzt, weitere leichte Gebrauchsspuren, sonst im Gesamteindruck herrliches Exemplar. Aus der Sammlung des Nationalmuseum Stockholm (Lugt 5131 und 5132).
Der Apostel Simon. 11,6 x 7,6 cm. 1523. B. 49, Meder 49 b (von d).
Mit den Kritzeln rechts von der Ärmeldraperie. Ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck mit feinem Rändchen um die Plattenkante, oben bis auf diese beschnitten. Geringfügige Altersspuren, minimal fleckig, sonst sehr gutes Exemplar.
Die Buße des heiligen Chrysostomus. Kupferstich. 18 x 11,8 cm. Um 1497. B. 63, Meder 54 d/e (von f).
Ganz ausgezeichneter, gratiger Druck, ganz knapp innerhalb der Plattenkante geschnitten, teils mit Spuren dieser. Verso leichte Spuren alter Montage, rechte untere Eckenspitze ganz minimal ergänzt, vereinzelte dünne Stellen, sonst vorzüglich erhalten. Aus einer unbekannten Sammlung "K.K." (Nicht bei Lugt), Privatsammlung Niedersachsen.
Der hl. Hieronymus im Gehäus. Kupferstich. 24,6 x 18,87 cm. 1514. B. 60, Meder 59 e-f (von f). Wz. Fragment (Stadttor?).
Mit dem diagonalen Kratzer vom Tisch zum Löwen. Ausgezeichneter Druck mit sehr feinem Rändchen um die Einfassungslinie, unten links minimal knapp an die Darstellung geschnitten. Minimal angestaubt, verso verschiedene horizontale Knick- und Knitterspuren, die recto jedoch kaum in Erscheinung treten, teils mit unmerklichen Ausbesserungen, unten links kleine ausgebesserte Randläsur mit geschlossenem Randeinriss, dort feine Federretuschen, untere rechte Eckenspitze ergänzt, weitere geringfügige Ausbesserungen, sonst sehr schön. Möglicherweise aus der Sammlung Max Egon Fürst zu Fürstenberg (vgl. Lugt 2811).
Die Nemesis oder: Das große Glück. Kupferstich. 33,4 x 23,1 cm. Um 1501-02. B. 77, Meder 72 II a (von f). Wz. Ochsenkopf mit fünfteiliger Blume, Dreieck und zwei Querstrichen (Meder 62, 1441-1481 (?)).
Eines der programmatischen Hauptblätter des Nürnberger Meisters, das an Größe nur noch vom "Hl. Eustachius" übertroffen wird. Wurde es von Bartsch und Heller noch mit dem Titel "Das Große Glück" versehen, konnte Bernhard Hausmann den Zusammenhang zu der von Dürer in seinen Schriften erwähnten Darstellung der "Nemesis" herstellen. Der Künstler gab ihr "die Gestalt eines nackten, geflügelten Weibes von mächtiger Statur und Körperfülle, das weltbeherrschend hoch über der Erde schwebt. In strenger Profilansicht steht die Rächerin mit ausgebreiteten Schwingen und im Wind flatternden Gewandzipfeln auf einer Kugel. (...) Die Attribute bezeichnen die ausgleichenden Eigenschaften der Göttin der Vergeltung, die den Menschen Strafe und Lohn im rechten Maß zuteilt." (Schoch/Mende/Scherbaum, S. 97). Die Landschaft zeigt die Stadt Klausen in Tirol am Zusammenfluss von Eisack und Tinnebach. Dürer machte hier Station, auf seiner Reise nach Italien, die ihn über den Brennerpass führte.
Prachtvoller, überaus harmonischer und gegensatzreicher Abzug von großer Schönheit, der in allen Parallellagen rein und deutlich zeichnet, einzelne Details wie der Pokal, die Draperie, das Zaumzeug sowie die Architektur und die Landschaft in der unteren Hälfte der Darstellung von unübertrefflicher Brillanz und Schärfe. Der Abzug trägt bereits den Glitsch unterhalb des Mannes auf der Brücke, jedoch auch das Wasserzeichen Ochsenkopf, das Meder nur für die früheren Abzüge des ersten Druckzustandes verzeichnet. Die punktierten Wolken noch deutlich, der Kratzer von der Draperie zum Oberschenkel noch schwach sichtbar, vor den bräunlichen, ungleichmäßigen Drucken des b-Zustands. Meist an die sichtbare Plattenkante geschnitten, teils mit den Spuren eines Rändchens. Geringfügig fleckig, entlang der äußeren Ränder vereinzelt und vor allem links sehr sorgfältig und kaum wahrnehmbar ausgebesserte Randläsuren, diese mit feinen und fachmännisch gesetzten Federretuschen entlang der Facette und der äußersten Darstellung, geweißtes bzw. ausgebessertes Rostfleckchen links an der Draperie auf den Wolken und unter dem Zügel, geringe Montierungsreste verso, sonst ganz vorzügliches und wundervoll erhaltenes Exemplar. In dieser Druckschönheit ein Rarissimum. Aus den Sammlungen Paul Prouté, Paris (Lugt 2103c) und Hans Rinn, Heuchelheim (Lugt 4049), Galerie Bassenge, Auktion 75, 26. Mai 2000, Los 5171, seither in hessischem Privatbesitz.
Die Sonne der Gerechtigkeit (sol iustitiae). Kupferstich. 10,6 x 7,6. (1500). B. 79, Meder 73 wohl c (von d).
Mit Spuren eines Kratzers links der rechten Schulter, sowie mit senkrechten Kratzern über Hals und Brust der Gestalt, über Mantelsaum und Oberschenkel. Ganz ausgezeichneter, klarer und transparenter Druck an die Facette geschnitten, unten mit der sichtbaren Facette, oben mit sehr feinem Rändchen. Minimal angestaubt und fleckig, dünne Stellen, links hinterlegte Stelle mit kleiner unauffälliger Ausbesserung, winziges Nadellöchlein auf dem rechten Oberschenkel, sonst im Gesamteindruck sehr schön.
Ritter, Tod und Teufel (Der Reuter). Kupferstich. 24,4 x 18,8 cm. 1513. B. 98, Meder 74 wohl e (von g). Wz. Ochsenkopf mit Stern und Kreuz (Meder 65).
Die komplexe Darstellung "Ritter, Tod und Teufel" oder "Der Reuter", wie Dürer selbst sie nannte, gilt als erste der drei sogenannten "Meisterstiche". Die beiden Blätter "Melancholie" und "Der hl. Hieronymus im Gehäuse" (vgl. unsere Losnummer 5081) entstanden im folgenden Jahr 1514. Seit Heinrich Wölfflin hat sich die kunsthistorische Forschung eingehend mit den Prototypen und der ikonographischen Deutung dieser Darstellung des "Eques christianus" befasst. Als Urbild fungierte laut Wölfflin vermutlich Leonardo da Vincis Modell zum Reiterdenkmal des Francesco Sforza. Die vielfältigen Interpretationen, die das Blatt seitdem erfahren hat, fasste Winkler (1957) mit dem folgenden Satz zusammen: "Der Stich verbildlicht das Leben des Christen in der praktischen Welt der Handlung und Entscheidung".
Ganz ausgezeichneter, noch in vielen Details schön klarer und ausgewogener Abzug mit der vollen Darstellung, teils mit Spuren eines weißen Rändchens. Vornehmlich verso leicht fleckig, verso zarte horizontale Quetsch- und Knickspuren, in diesen teils sehr sorgsame Ausbesserungen, verschiedene unauffällige und versiert ausgebesserte Erhaltungsmängel mit dezenten Federretuschen wie etwa am Kamm des Pferdes, im Hinterteil, in den Vorderläufen von Pferd und Esel sowie an der Elle des Reiters, weitere ausgebesserte Randläsuren und Randschäden, in diesen Stellen ebenfalls sorgsame Federretuschen, weitere Altersspuren, verso alte, leicht verblasste Federannotation des Künstlernamens, im Gesamteindruck jedoch sehr schönes Exemplar. Aus der Sammlung Richard Herrlinger (Lugt 5818).
Die Missgeburt eines Schweins. Kupferstich. 11,9 x 12,6 cm. Um 1496. B. 95, Meder 82 d (von h).
Die vertikalen Kratzer teils noch schwach sichtbar. Ausgezeichneter, teils kräftiger Druck bis an die Darstellung beschnitten, punktuell mit Spuren der Plattenkante. Unauffällig geglättete Vertikalfalte, angestaubt und gelegentlich fleckig, Faserspuren in den Ecken sowie verso, winzige Ausbesserung im linken Ohr des Schweines, geschlossenes Randeinrisschen oben, weitere kaum merkliche Ausbesserungen, minimal gegilbt, sonst in guter Erhaltung.
Der Koch und sein Weib. Kupferstich. 10,8 x 7,7 cm. Um 1496/97. B. 84, Meder 85 d (von e). Wz. Vierblatt (Fragment Wappen mit L, Meder 314a).
Mit dem Kratzer über der rechten Schulter der Frau und deren Kopf. Ausgezeichneter Druck mit der vollen Darstellung, oben und unten mit Spuren der Einfassungslinie. Minimal angestaubt, unten rechts am Saum mit schwachem Fleckchen, winzige ausgebesserte Stelle links des Monogramms, sonst sehr gut erhalten. Aus den Sammlungen Joseph von Camesina (Lugt 429) und Georg Rath (Lugt 1206).
Das große Pferd. Kupferstich. 16,1 x 11,7 cm. 1505. B. 97, Meder 94 e (von f).
Ausgezeichneter, überwiegend prägnanter Druck an drei Seiten mit Rändchen um die Plattenkante, teils an diese geschnitten, oben ca. 2-3 mm Darstellungsverlust. Minimal angeschmutzt und gegilbt, kleine Fehlstelle rechts der Hinterläufe mit Stichfragment hinterlegt, dort der Leim bräunlich nach recto durchschlagend, die Ecke oben rechts ausgedünnt, punktuell weitere dünne Stellen, Leimspuren verso, ebenda Montagereste umlaufend entlang der Kanten, sonst in guter Erhaltung. Mit unbekannter Sammlermarke (wohl nicht bei Lugt).
Löwenwappen mit dem Hahn. Kupferstich. 18,4 x 11,8 cm. Um 1503. B. 100, Meder 97 wohl b-c (von g).
Mit Spuren der kleinen horizontalen Stricheln unten links. Ganz ausgezeichneter, überwiegend klarer Druck meist mit der Einfassungslinie, teilweise mit Spuren eines Rändchens, vor allem unten. Minimal angestaubt, winzige, meist sehr unauffällige und nur punktuelle Ausbesserungen, die obere rechte Eckenspitze ergänzt, Altersspuren, sonst in sehr schöner Erhaltung. Aus der Bibliothèque Nationale de France, Paris (Lugt 612).
Die Schaustellung Christi. Holzschnitt. 12,8 x 9,8 cm. B. 35, Meder 144, lateinische Textausgabe von 1511. Wz. Hohe Krone (Meder 20).
Aus der "Kleinen Holzschnittpassion". Ganz ausgezeichneter, klarer Druck mit der Kustode und 1,9-5 cm breitem Rand. Vorwiegend nur in diesem minimale Gebrauchsspuren, so geringfügig angestaubt und fleckig sowie unten rechts fingerfleckig, die untere linke Eckenspitze mit kleinem Abriss, rechts davon zwei kurze Randeinrisschen, Federpaginierung in der Ecke rechts oben, Montierungsreste verso, sonst in schöner Erhaltung. Aus der Sammlung Osbert Howard Barnard (Lugt 2007b).
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2024 Galerie Gerda Bassenge
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge