Tudeschis, Nicolaus de und Panormitanus
Lectura super libros Decretalium
Los 305
Zuschlag
50.000€ (US$ 53,763)
Einzigartiges Exemplar mit spannender Provenienzgeschichte - und Freigabe durch die Jewish Claims Conference
Panormitanus. - Tudeschis, Nicolaus de. Lectura super quinque libros Decretatium. Teil I-VII in 6 Bänden. Zweispaltiger Druck in einer gotischen Type zu je 60 Zeilen. Durchgehend rubriziertes Exemplar mit ausgefüllten Initialspatien in blauer und roter Tinte. 42 x 28 cm. Braunes, blindgeprägtes Halbleder über Holzdeckeln (teils beschabt, kleinere Wurmspuren, Vereinzelt mit restaurierten Fehlstellen) mit 2 Messingschließen. Venedig, Andreas Torresanus, 1482-1483.
Hain-Copinger 12313. GW 47874. Goff P-49. Proctor 4695. Pellechet 8341. Bodleian P-017. Hubay 2040. Schlechter-Ries 1333, 1334. Rhodes 1303. Sheehan P-26. Walsh 1882. CBB 3763, 3846. CIH 3369. IBE 5747, 5771, 5798, 5812, 5827. IBP 4131. IDL 4493. IGI 9753, 9780, 9797, 9812, 9829, 9846. ISTC ip00049000. – Vollständiges Exemplar in sechs Foliobänden der "Lectura super V libris Decretalium" des unter "Panormitanus" bekannten italienischen Theologen und Erzbischof von Palermo Nicolaus de Tudeschis (1386-1445) in einem illuminierten und zeitgenössisch gebundenen Exemplar. Es ist die sechste Ausgabe nach der ersten von Johannes von Köln und Johann Manthen (Venedig 1475-77), die dritte venezianische.
"Among the many names of distinguished printers that we meet with during this period, none is more famous than that of Andrea de Torresani of Asola. We have already seen that by the year 1482-3 he announced his edition of Nicolao Panormitano's Lecturae (siehe Zitat unten), to be printed in Jenson's type ..." (Brown, The Venetian Printing Press, 1891, S. 33). "In the year 1479, Jenson is said to have sold his type to Andrea de' Torresani de Asola, the father-in-law of Aldus Manutius. It is possible that he may have sold a set of matrices punched by his punches. Such a practice was not unknown among printers, and Andrea de' Torresani, in 1482-83, published the Lectura super prima Decretalium, which he declares to have been printed inclytis famosisque characteribus optimi quondam in hac arte magistri Nicolai Jenson Gallici, quo nihil praestantius nihil melius" (Brown, The Venetian Printing Press, 1891, S. 14).
Die sechs Bände datieren im Einzelnen und haben den folgenden Umfang: Band I. Venedig 3. II. 1482. 214 Bl. (erstes Blatt weiß). - Band II: 24. VII. 1483. 210 Bl. (erstes Blatt weiß), Band III: 13. III. 1483. 134 Bl. (erstes Blatt und die letzten beiden weiß). Band IV: 24. VII 1483. 130 Bl. (das erste und letzte weiß). Band V: 13. V. 1483. 212 Bl. (das erste und letzte weiß). Band VI: 27. V. 1483, 162 Bl. (das erste und letzte sowie Blatt 41 weiß).
Illumination
Die Szenen in den Miniaturen beziehen sich stets auf den Inhalt des betreffenden Bandes. Sie sind in leuchtenden Farben auf schwarzer Federzeichnung sorgsam angefertigt, wobei wohl nicht nur ein Künstler tätig war. Jede Szene ist mit schillerndem, punzierten Goldgrund hinterfangen, der die Fläche mit doppelten Streichlinien quer in Quadrate teilt, in denen jeweils ein Stempelchen eingedrückt wurde: eine Eichel bzw. ein Stern. Der Text beginnt jeweils mit einer großen Initiale (bis zu 9-zeilig) in vierfacher Farbigkeit auf ebenfalls punziertem Goldgrund. Von ihr läuft die vegetabile Bordüre mit akanthusähnlichem Schlingwerk in Rosé, Blau, Grün, Gelb, Rot und Grau um beide Kolumnen (meist drei- bis teils sogar vierseitig) herum. Die großen Blüten sind vielfarbig teils mit Goldstaub übermalt, die kleineren mit Blattgold gefüllt. Die Engel und die ganze Bordüre wird mit Blattgoldpunkten in roter Federwerkrahmung umspielt.
Das Wappenschild des ursprünglichen Besitzers, der die Bände illuminieren ließ, wird in jeder Darstellung von einem Engel gehalten. Das Schild zeigt einen absteigenden weißen Balken auf nachtblauem Grund, in dem drei gedrechselte Holzkreise (oder Rüben?) erschienen.
Miniaturen
1) Band I: Der palermitanische Bischof Nicolaus de Tudeschis in roséfarbenem weiten Gewand und mit Kappe kniet vor dem Papst Eugen IV. und überreicht ihm sein großes Rechtsbuch, die "Decretalia". Der Papst mit Tiara, die aus dem Bildrahmen herausragt, nimmt das prächtig gebundene purpurfarbene Buch entgegen (8,5 x 12 cm).
2) Band II: Im Werk über das Kirchenrecht zeigt die Miniatur einen Richter auf einer schweren Holzbank. Ein junger Mann rechts neben ihm weist anklagend mit ausgestreckten Finger auf einen Beschuldigten, der seine blaue Kappe verteidigend vor seine Brust hält (9 x 12,4 cm).
3) Band III: Nicolaus de Tudeschis in roséfarbenem Mantel über einer hellgrünen Kasel sitzt auf einer grauen Steinbank vor einem geschnitzten Holzpult und liest in einem aufgeschlagenen Folianten, dessen Schließen rechts herunterhängen. Auf einer Bank im Hintergrund liegt ein weiteres, leuchtend rot gebundenes Buch (8,8 x 11,8 cm; Goldgrund minimal abgerieben).
4) Band IV: Dieselbe Szene wie in Band III mit dem Autor auf einem beigefarbenem Sitz mit Volute an der Rückenlehne, wiederum in seinem roséfarbenen Mantel beim Lesen eines rotgebundenen, diesmal sehr viel kleineren Buches, das nur eine einzige Schließe hat. Die Bank im Hintergrund fehlt, der Boden ist hellgrün (9,2 x 9,6 cm).
5) Band V. Szene einer Messe: Auf dem mit einer weißen Zierdecke mit Spitzen bedeckten rosafarbenem Marmoraltar steht ein mit einer Patene gedeckter goldener Kelch. Darüber eine goldene Altartafel in rotem Rahmen mit zwei Heiligenfiguren. Vor dem Altar kniet der Priester mit dem Messdiener, beide mit gefalteten, betenden Händen (8,8 x 7 cm).
6) Band VI. Der Bischof Nicolaus im Habit mit weißer Tunika, grüner Toga mit roter Borte und weitem rotem Bischofsmantel (Kasel), blauer Halskrause und hohem Bischofshut traut ein junges Brautpaar: Links der schmucke Bräutigam in roséfarbenem Wams mit blauer Hose, rechts seine hübsche Braut in langem Kleid, das goldene Lockenhaar mit grüner Schleife gebunden (9,2 x 9,5 cm).
7) Band VII. (Seite 41). Gerichtsszene für das Buch „De accusationibus“ mit einem weltlichen Richter in grünem Mantel mit Zepter, der zwei Ankläger richtet, die gestikulierend, in roséfarbenen langen Gewändern links und rechts vor ihm stehen (9,2 x 10,2 cm).
Zustand: Vorsätze teils lose, vereinzelte Einträge und zeitgenössische Marginalien (15.-16. Jahrhundert), Band III mit kleinem hinterlegten Randausriss im Titelblatt, Vorsätze teils fleckig, nur ganz, ganz wenige, vereinzelte kleine Wasserflecke, sonst nahezu fleckenfrei. Einige Bände mit wenigen Wurmstichen und kleinen Wurmgängen, Titel teils minimal angestaubt, insgesamt in der allerbesten, frischen Erhaltung, auf bemerkenswert breitem, festen Papier (mit Wasserzeichen Bischofshut am Band, Armbrust).
Einbände
Die einheitlich zeitgenössischen Einbände sind am Rücken mit braunem Kalbsleder breit bezogen, das mit zahlreichen Stempeln geziert wurde, unter anderem einer großen und kleinen Rose im Rund, einer Rose im Quadrat und Herzblättern mit Rosenblüten - in vier Registern auf den Deckeln. Die Rücken sind jeweils über vier mächtige Doppelbünde gelegt und in den fünf Feldern mit je drei Bändern aus drei sich gegenüberliegenden Herzblättern und einer Reihe von vier kleinen Rosenstempeln geteilt. Die Stempel weisen auf eine Augsburger Werkstatt, die zwischen 1473 und 1498 nachweisbar ist (vgl. Kyriss, Gotische Einbände, S. 78, Nr. 91, Tafeln 185-186). Auch die hübschen Schließbeschläge sind bemerkenswert schön ornamentiert (mit punziertem Schriftzug "MARIA"), die Schließen greifen untypischerweise für deutsche Binder von oben nach unten.
Sehr selten sind alle sechs Bände zusammen. Die meisten Bibliotheken verfügen lediglich über einen oder mehrere Teile, nicht aber das Gesamtwerk. In der Berliner Staatsbibliothek, in der British Library und in der Bibliothèque Nationale in Paris (nicht in den Katalogen BMC und CIBN) gibt es den Druck überhaupt nicht, in München werden nur zwei inkomplette Exemplare bewahrt. Nach den Besitzstandsregistern des ISTC kann man weltweit überhaupt nur neun vollständige Exemplare nachweisen (in Deutschland in Stuttgart WLB und Würzburg UB), keine kompletten Exemplare in Wien, Madrid, in Washington und so weiter. – Tadellos erhaltenes, frisches und nur teils leicht fleckiges Exemplar, vereinzelt mit kleinen Wurmlöchlein sowie teils mit wenigen hs. Notizen der Zeit im Text; Band VII wenige Blätter mit geringfügigem Wasserrand.
Glücklicher Ausgang eines Abenteuers der Provenienzforschung
Zur Provenienz:
Das Werk stammt aus der Bibliothek der bekanntesten Münchner Bibliophilen des 16. Jahrhunderts Anna Reitmor, einer Tochter des Juristen und Schriftstellers Andreas F. Perneder (vgl. ADB XXV, 384f.), dessen Büchersammlung sie 1564 erbte. Auf dem Vorsatz aller Bände befindet sich jeweils ein längerer eigenhändiger Eintrag der Reitmor: "Diß puch gehört mir Anna Reitmorin zu München zue. ist weilent meines freuntlich vnd herzliebsten Vaters Andreen Pernöders Fürstlich Rats vnd Secretarien alhie zu München selig gewest. Hab Ich von weilent meinem lieben Prueder auch Andreen Pernöder Peeder Recht Licentiat vnd fürstlich Regiments Procuratorn zu Lanzhuet selig geerbt den 5. tag October ao. 1564. Psalm. 119. Herr Dein Wort ist mein trost gewest. Ich war sonst vergangen in meinem Elent. Anna Reitmorin manu propia s.".
Danach ist das Exemplar im jüdischen Antiquariat Julius Halle in München nachweisbar. Die Antiquarin Ida Halle "führte nach dem Tod ihres Mannes Julius Halle das 1889 gegründete, auf rare Alte Drucke (besonders Inkunabeln, Americana, Kupferstiche) spezialisierte Seltenheitsantiquariat J. Halle in München, Ottostraße 3a, weiter […]. Nach der NS-'Machtergreifung' gab Halle einen Teil des Lagers einem in die Niederlande flüchtenden Bekannten der Familie, Ernst Horwitz, zum kommissionsweisen Verkauf in den Niederlanden mit; einen anderen Teil konnte Emil Offenbacher, seit 1931 Angestellter, nach Paris transferieren. Sie selbst emigrierte, ebenfalls 1933, in die Schweiz und führte in Zürich den Antiquariatsbuchhandel fort. Die Münchener Firma wurde 1935 liquidiert, und die verbliebenen Bestände bei Karl & Faber in München und bei Graupe in Berlin versteigert" (Ernst Fischer, Verleger, Buchhändler & Antiquare, S. 117).
Die Auktion bei Paul Graupe, auf der der "Panormitanus" am 10. Mai 1935 angeboten wurde, war aus heutiger Sicht ein Zwangsverkauf jüdischen Besitzes, die Bücher wurden, laut Ida Halle, weit unter dem eigentlichen Marktwert angeboten. Allerdings wurde das Werk (Losnummer 144/29) nicht verkauft - und fand auch auf einer Folgeauktion keinen Käufer. Ida Halle bat daraufhin um die Beendigung des Liquidationsprozesses, was immerhin zur Rückgabe der nichtverkauften Bücher führte. Da ihrer Bitte nach der Erlaubnis zur Fortführung des Geschäfts nicht entsprochen wurde, gab es auch keinen weiteren Verkauf in Deutschland - jedenfalls der wertvollsten Titel des Antiquariats. Ida Halle übersiedelte dann endgültig in die Schweiz zu ihrer Tochter Bessy Neu-Halle, wo sie wahrscheinlich die Bücher mitnahm, es sei denn sie hätte vorher noch privat verkaufen können. Jedenfalls taucht der "Panormitanus" dann erst wieder wohl nach dem Krieg im Antiquariat M. Edelmann, in München auf, der es dann an einen privaten Sammler verkaufte. Dieser brachte es zur Auktion bei Bassenge, wo es 2015 verkauft wurde.
Inzwischen hat sich die Provenienzforschung umfangreich des Falles angenommen und weltweit nach möglichen Erben von Ida Halle gesucht, von denen jedoch keine mehr zu leben schienen. Die letzten Nachfahren von Bessy Neu-Halle (Werner Neu-Aeberhard und Viviane Saalmann-Neu) lebten bis in die siebziger Jahre. Das Exemplar wurde von den Provenienzforschern bei Christie's zur Erforschung der Provenienz zunächst angehalten, woraufhin es dann dem Einlieferer zurückerstattet werden musste, da laut Christie's der Fall nicht eindeutig geklärt werden konnte.
Daraufhin hat Herr Dr. Markus Brandis von Bassenge Buchauktionen sich eine erste Auskunft von der Holocaust Claims Processing Office of the New York State Department of Financial Services geholt, wo bestätigt wurde, dass das Exemplar unbelastet und handelsfrei wäre, wenn keine Erben mehr nachweisbar sind. Jedoch selbst, wenn es diese gäbe, würden wahrscheinlich keine Ansprüche bestehen können. Als weiteren Schritt stellte Herr Brandis den Fall beim Workshop der "Arbeitsstelle Provenienzforschung - NS-Raubgut " am 16.-17. Mai 2024 einer Gruppe der führenden deutschen Provenienzforscher in einem Vortrag mit Powerpoint-Präsentation an der Staatsbibliothek Hamburg vor, damit der Fall möglichst weit bekannt wurde und das Exemplar endgültig wieder dem Handelskreislauf zugeführt werden konnte.
Schließlich kontaktierte Herr Brandis noch ein zweites Mal die HCPO in New York und bat um Hilfe bei der Auffindung möglicher Erben, dieses Mal mit Erfolg. Durch ein überaus großzügiges Angebot des Einlieferers wie auch ein weitmögliches Entgegenkommen des Auktionshauses konnte mit den Erben eine Vereinbarung über eine faire und gerechte Lösung erzielt werden, so dass mit dem hoffentlich guten Verkauf der "Panormitanus" nunmehr nicht nur wieder in den Handelskreislauf gegeben, sondern auch exemplarisch eine teilweise Wiedergutmachung geschehenen Unrechts in der Zeit zwischen 1933 und 1945 erzielt werden kann.
Biblia latina
Biblia latina. 1483 für Basel, Michael Wenssler, 1485
Los 306
Zuschlag
4.800€ (US$ 5,161)
Kein Exemplar in einer öffentlichen Bibliothek in Amerika
Biblia latina. 515 (statt 516; ohne das erste w.) nn. 50 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 22,6 x 13,8 cm. Format: 29,4 x 20,6 cm. Mit großer 13-zeiliger Zierinitiale in Rot und Sepia mit Maiblumendekor, durchgehender Rubrizierung mit Kapitalstrichelung und zahlreichen, bis 10-zeiligen Lombarden in Rot. Reich blindgeprägtes Schweinsleder um 1560 (etwas fleckig, berieben, leicht bestoßen, beschabt, winziger Kapitaleinriss) über 4 Bünden und abgefasten Holzdeckeln mit 2 intakten ziselierten Messingschließen. Wohl Straßburg, Drucker der "Vitas Patrum" von 1483 für Basel, Michael Wenssler, 1485.
Hain-Copinger 3092. GW 4257. Proctor 424. Pellechet 2319. Feigelmanas 81. Bodleian B-290. Deckert 124. Hartig 113. Sack 636. 637. BSB-Ink B-452. ÖNB-Ink B-367. CIH 641. IBP 1020. IDL 841. IGI 1670. ISTC ib00580700. Nicht bei Goff und im BMC. – Mit den Typen des anonymen Druckers der "Vitas Patrum" von 1483 gesetzte, in der Baseler Offizin des Michael Wenssler (tätig 1472-1497) gedruckte Vulgata. – Es fehlt das erste weiße Blatt. Mit älteren Marginalien im weißen Rand (teils überschnitten) und Besitzvermerken auf dem Vorsatz "sum Adami Harth. laus d[omi]nj 86." sowie einem weiteren durchgestrichenen Besitzvermerk. Vorderes und hinteres Innengelenk offen, knapp beschnitten, erste und letzte Lagen papierbedingt gebräunt und etwas finger-, braun und teils feuchtfleckig sowie teils leicht feuchtrandig (Lage "t"). Letztes Blatt mit hinterlegtem Einriss, einem weiterem Einriss und Wurmgängen (minimaler Buchstabenverlust). Sonst bemerkenswert wohlerhaltenes Exemplar mit recht sauberem Text.
Der blindgeprägte Schweinslederband setzt sich aus folgenden Rollenstempeln zusammen: doppelte Filetenrahmen, Palmettenfries, Medaillonportraits, florales Fries und im Mittelstück eine Darstellung des personifizierten Glaubens. Das Exemplar stammt aus der Sammlung des Erstbesitzers Adam Harth (?) und war ein ausgeschiedenes Exemplar einer amerikanischen Kirchenbibliothek in Chicago. Innenspiegel und erstes Blatt gestempelt "St. Michael's Church Library C.SS.R." (kein LostArt-Eintrag, nicht im MissingBooksRegister und im Art Loss Register, 26.06.2024).
Konvolut von 4 Einzelblättern aus Inkunabeldrucken unter Passepartout. Mit zusammen 5 (4 kolorierten) Holzschnittillustrationen und einigen Initialen in Rot und Blau. Folio. Wohl um 1490.
Druck teils in Schwarz und Rot und mit roter Kapitalstrichelung. Ein Holzschnitt mit einem Papstbildnis und dazugehörigem Wappen. – Teils etwas fleckig und mit minimalen Randläsuren. Insgesamt wohlerhalten.
Seneca, Lucius Annaeus
Opera mit Vorrede des Heiligen Hieronymus
Los 308
Zuschlag
4.200€ (US$ 4,516)
Seneca, Lucius Annaeus. Opera mit Vorrede des Heiligen Hieronymus. 2 Teile in 1 Band. 216 Bl. (3 nn., 147 num Bl.; 65 num., 1 w. Bl.). 60 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 24,6 x 16 cm. Format: 32,2 x 22 cm. Holzdeckelband d. Z. (Vorderdeckel erneuert) mit breitem Lederrücken (alt ersetzt, restauriert und ergänzt (Schließen fehlen). Venedig, Bernardinus de Choris und Simon de Luere, 5.X.1490.
Hain-Copinger 14593. GW 41242. Goff S-370. Proctor 5213. Pellechet 10393. Bodleian S-155. Collijn 1345. Kind 554. Madsen 3664. Mendes Lisboa 1151. Schüling 755. Walsh 2371. Zdanevyc 437. BMC V, 464. BSB-Ink S-267. CIH 3060. IBE 5191. IBP 4968. IDL 4085. IGI 8869. ISTC is00370000. – Recht frühe Gesamtausgabe der philosophischen Werke und Briefe, die wie üblich die Schriften des älteren und jüngeren Seneca zusammen enthalten. Die besondere Bedeutung der vorliegenden Ausgabe liegt darin, dass hier erstmals die "Naturales quaestiones" des Philosophen Seneca im Druck erscheinen; ebenfalls die erhaltenen Teile der "Suasoriae" und "Controversiae" des älteren Seneca (Rhetor). Der zweite Teil die "Epistolae" und die kleine Schrift "De paupertate", die übrigen Werke in sind im ersten Teil vereinigt. Zu den für die Wissenschaftsgeschichte bedeutenden "Naturales questiones" vgl. ausführlich Dictionary of Scientific Biography Bd. XII, 309 f.: "The Naturales quaestiones survived the Middle Ages, contributing to the rediscovery of ancient science in Western Europe during the twelfth century, and was still read as a scientific work during the Renaissance. Today it gives an instructive picture of the state of Roman Science in the first century A.D., and of the history of Greek meteorology, has considerable literary interest, and illuminates our knowledge of Seneca himself" (DSB XII, 309f.). – Der vordere Vorsatz erneuert. Am Anfang und Schluss etwas wurmstichig, letzte Blätter etwas fleckig, oberer Schnitt teilweise etwas angestaubt, wenige Blätter am Rande brüchig mit kleinen Läsuren und Knicken. Auf wenigen Blättern An- und Unterstreichungen von alter Hand, einige Marginalien von zeitgen. Hand. Eine Seite mit rubrizierter Lombarde und zahlreichen Annotationen, auf dem Titel recto alter Namenszug sowie in der Außenecke montiertes Wappenexlibris "Baron de Bellet".
Locher Philomusus, Jacobus
Panegyricus ad Maximilianum. Mit: Tragoedia de Turcis et Soldano
Los 309
Zuschlag
950€ (US$ 1,022)
Locher Philomusus, Jacobus. Panegyricus ad Maximilianum. Mit: Tragoedia de Turcis et Soldano. Dialogus de heresiarchis. 56 (von 62) nn. Bl. 31 Zeilen. Rom. Typ. Schriftraum: 13,6 x 9 cm. Format: 20,2 x 13,4 cm. Mit 18 (von 20; 1 ganzseitigem) teilkolorierten Textholzschnitten. Schlichtes Halbleinen um 1880 (leicht beschabt, fleckig, berieben). Straßburg, Johann Grüninger, 1497.
Hain-Copinger 10153. GW 18631. Goff L-264. Proctor 483. Schreiber 4513. Schramm XX, 374-389. Goedeke I, 427, 9. Fairfax-Murray 242. Bodleian L-133. Borm 1702. Collijn 668. Ernst I/,1 281. Günther 2818. Hartig 433. Hubay 1319. Schäfer 212. Madsen 2505. Oates 195. Sack 2264. 2265. Schlechter-Ries 1189. Sheehan L-128. Walsh 179. ISTC il00264000. BMC I, 112. BSB-Ink L-206. CIBN L-202. – Erste Ausgabe der "Libri philomusi. Panegyrici ad Regem Tragediam de Thurcis et Suldano Dyalogus de heresiarchis" (Titel), eines seltenen Straßburger Drucks, der reich illustrierte wurde. Gleichzeitig handelt es sich um einen sehr frühen "Türkendruck", eine Auseinandersetzung des Hofdichters, des Humanisten, Philologen, Übersetzers und Dramatikers Jakob Locher (1471-1528) mit der permanenten Türkengefahr in Westeuropa. "Nach dem Besuch der Lateinschule in Ulm wird Locher in zweijährigen Studien (1487-89) in Basel als Schüler Sebastian Brants und in Freiburg i. Br. in der Tradition des älteren oberrheinischen (später als statisch und konservativ empfundenen) Humanismus ausgebildet. Gegen Ende der anschließenden Studienzeit in Ingolstadt erfährt Locher durch den seit 1492 dort lehrenden und einen neuen, freieren, universal ausgerichteten Wissenschaftsbegriff vermittelnden Konrad Celtis die entscheidende Prägung. Die obligate Italienreise führt ihn 1493 zu den Quellen humanistischer Antike-Rezeption, u. a. nach Padua, Pavia, Ferrara und Bologna" (NDB XIV, 743f.).
Enthalten sind Lobgedichte an den Kaiser, den Hofstaat und den Klerus, eine Ermahnng zum Kampf gegen die Türken, ein "Dyalogus" gegen alle Formen der Häresie etc. 13 der prachtvollen Holzschnitte sind den Straßburger Ausgaben des Terenz und des 'Narrenschiffs' Sebastian Brandts entnommen, sechs Stöcke wurden neu geschnitten und "zeigen ebenfalls den Stil des Terenz-Meisters, doch wurde die metallschnittartige Verdünnung weitergerieben. Der Eröffnungsholzschnitt stellt den im Jahre des Druckes zum 'poeta laureatus' gekrönten Autor dar" (v. Arnim"). – Es fehlt die Lage I4 mit 2 Holzdschnitten, darunter der Querholzschnitt "Triumphus", ferner L1 und L4. K5 mit überklebtem Einriss, Blatt A1 mit dem Titel stark verbräunt durch säurehaltiges Vorsatzpapier, vereinzelte Wurmlöchlein, gegen Ende etwas feuchtrandig, vereinzelte Marginalien, gelegentlich gebräunt und etwas unfrisch. Der Titelholzschnitt des "Magister ad Cathedram" ist sorgsam zeitgenössisch in Grün und Gelb koloriert, alle anderen Textholzschnitte dann teilkoloriert in Gelb.
Nicht bei Hain. Eines von weltweit nur sechs bekannten Exemplaren
Proles, Andreas. Ein Innige Lere wie ma sych haldenn sal bey der Tauff der Kinder. 6 nn. Bl. 31 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 15 x 8,5 cm. Format: 21 x 14 cm. Mit hs. Initialspatie in Tinte über zwei Zeilen. Flexibles Pergament-Fragment des 15. Jahrhundert (berieben, leicht knittrig und etwas geworfen) in einfacher Fadenbindung und mit typographischem Notendruck. Leipzig, Martin Landsberg, um 1500.
Reichling 693. GW 35642. Goff P-1008. Borm 2231. ISTC ip01008000. – Seltene Inkunabelausgabe. Der Augustinermönch Andreas Prole (1429-1503) thematisiert in seinen Predigten das Sakrament der heiligen Messe und das Ordensleben. – Leicht braun- und fingerfleckig und mit winzigem Wurmloch. Mit hs. Besitzvermerk auf dem Vorsatz "Gerhard Eis". Von größter Seltenheit. So befinden sich nicht mehr als fünf (!) Exemplare weltweit in öffentlichen Bibliotheken: in Deutschland in der Staatsbibliothek Bamberg, in der Universitätsbibliothek zu Erlangen-Nürnberg, in Wolfenbüttel in der Herzog August Bibliothek sowie in der Ratsschulbibliothek in Zwickau. Das fünfte Exemplar ist das einzige in Amerika in der Beinecke Library der Yale University in New Haven, Connecticut.
ALTE DRUCKE VOR 1600
Ariost, Ludovico. Orlando furioso, ornato di varie figure. Concinque canti d’un nuovo libro, & altre stante del medesimo, nouvamente aggiunti. 508 S., 22 (le. w.) Bl. Mit Holzschnitt-Titel mit Druckermarke, 2 weiteren Holzschnitt-Druckermarken, mehreren szenischen Textholzschnitten und ornamentalen kleinen Holzschnittbordüren sowie figürlichen Holzschnitt-Initialen. 23,5 x 14,5 cm. Wurzelmarmoriertes Leder des späten 18. Jahrhunderts (kleine Fehlstelle an einer Ecke) mit goldgeprägtem RTitel und floraler RVergoldung. Lyon, Bastiano di Bartholomeo Honorati, 1556.
Graesse I, 198. Adams A 1666. – Im selben Jahr erschienener Druck nach der erste Valgrisi-Ausgabe. Der Kommentarteil von Girolamo Ruscelli (1500-1566) im Anhang mit eigenem Titelblatt. Mit den schönen blattgroßen Holzschnitten nach den Entwürfen Dossa Dossis. Zweispaltiger Druck. – Unscheinbare Wurmspur, Titel etwas gebräunt, stellenweise fleckig. Fiche im Innenspiegel.
Aristoteles. Logica Aristo. cum com. Averro. Habes hoc in enchiridio ca(n)didiss. lector o(mn)ia q(uae) ad Aristotelis logice(m) pertinent opera. CCLXXVI Bll. Mit Titel in Rot und Schwarz (in Pag.) mit Holzschnitt-Bordüre, zahlreichen Holzschnitt-Initialen und ein paar kleinen Holzschnitt-Figuren im Text. 18 x 12,5 cm. Flexibler Pappband d. Z. (berieben, kleiner Eckabriss) mit hs. RTitel (stark verblasst). Lyon, Scipio de Gabiano, o. J. (ca. 1530).
Seltene Lyoner Ausgabe der Logik des Aristoteles mit den berühmten Kommentaren des Averroes. Der Band enthält außer den Büchern des "Organon" am Anfang das "Liber quinque predicabilium Porphyrii: cum Aver. Cordubensis exactissimis commentariis". Es folgen die Teile: "Liber predicamentorum", "Perihermenias", "Sex principiorum", "Priorum analecticorum", "Posteriorum analecticorum", "Topicorum" und "Elenchorum sophisticorum". – Titel und Blatt "2" mit Fehlstellen am Außenrand, die mit einem Streifen aus ähnlichem Papier alt hinterlegt wurden. Blatt XIIII mit wenigen alten Marginalien. Hinteres Innengelenk mit kleinen Wurmspuren, der hintere Innenspiegel mit unscheinbarem Nummern-Stempel. Am Fußschnitt eine alte hs. Bibliotheks-Signatur. Einige Seiten gebräunt, stellenweise leicht braun- bzw. wasserfleckig. Sonst ordentliches Exemplar.
Alte Drucke des 16. Jahrhunderts
Ars moriendi ex Varijs sententijs collecta cum Figuris ad resistendum in mortis agone dyabolice suggestioni valens cui libet Christi fideli utilis ac multum necessaria. 14 nn. Bl. Mit großem Titelholzschnitt und 13 ganzseitigen Textholzschnitten. 18 x 13 cm. Modernes Halbleinen (unscheinbare Gebrauchsspuren). (Nürnberg, Johannes Weyssenburger, 1512).
VD16 A 3806. STC 48. Proctor 11064. Fairfax Murray I, 44. Weigel-Zestermann II, 58, 247. Nicht bei Adams. – Zweite lateinische Ausgabe der reich illustrierten Sterbekunst aus der Offizin des Nürnbergers Johannes Weyssenburger (1465-1535). Der erste Druck der "Ars moriendi" ist 1510 erschienen, 1514 folgte der dritte. Die eindrucksvollen Holzschnitte folgen noch ganz der Tradition der Blockbücher des 15. Jahrhunderts, in denen die Sterbekunst vielfach thematisiert wurde. Besonders bezeichnend ist der Titelholzschnitt mit dem Spruchband "Versehung eines mensch en leib sel und gut". Ein Sterbender liegt auf seinem Totenbett, zu seiner Linken drei Personen: ein Arzt mit einem Salbgefäß, ein Priester mit der Hostie und ein Notar, der die Hinterlassenschaft des Sterbenden ordnen soll. Vorne, zur Rechten sitzt die ebenfalls schon alte Ehefrau, die aus einem großen Buch, der Bibel, vorliest. Neben ihr ein Tisch mit allerhand Nahrungsmitteln und einem Weinglas. Zu Häupten des Sterbenden bringt eine hübsche junge Frau, wohl die Tochter, eine Erfrischung herbei.
Die folgenden Holzschnitte zeigen weitere Sterbeszenen, in denen der Kranke auf verschiedene Weise von Teufeln versucht wird, während ihm Engel, Heilige und Christus selbst beistehen. Lediglich der letzte Holzschnitt ist einem anderen Meister zuzuweisen, er ist feiner ausgeführt und zeigt schon die Kunstentwicklung der Graphik vom Anfang des 16. Jahrhunderts: Der Erzengel Michael als Seelenwäger wiegt in großen Waagschalen das Gewicht des Menschen mit den materiellen Gütern auf, derweil ein kleines Teufelchen, auf die eine Waagschale geklettert ist und seine Spießgenossen die nackten Menschlein in heißem Öl braten oder in hölzernen Foltertrommeln quälen und rädern. Nur oben wird eine Seele von einem weiteren Engel in den Himmel gezogen.
"The 11 full-page cuts are of a curious character, being in outline with slight hatching, and are naturally adapted from the original xylographs. Each is surrounded by a border of foliage, white on black ground, with figures, such as Death with bow and arrow pursuing a youth, two wild warriors, a skeleton, and Pyramus & Thisbe. These cuts occupy the versos of A3 to C3 and are followed by a 12th cut (of a different character) on last leaf, representing the Archangel Michael weighing souls, torments by demons, &c. This cut may have been copied from a similar one made to match other reduced copies of the original xylographs in an undated edition, probably by G. Suchs at Nuremberg" (Fairfax Murray). – Zwischen die Lage C sind die Blätter (mit 2 ganzseitigen Holzschnitten und dem Druckvermerk) C2-3 aus der Auflage von 1514 zusätzlich beigebunden. C3 verso mit einem Braunfleck.
Durchgehend nässerandig, anfangs stärker, kaum braunfleckig. Das Titelblatt fleckiger und an 2 Stellen etwas Papierabrieb in den Holzschnitt. Der letzte Holzschnitt mit kleinem Loch, dieses und Blatt C2-3 mit einem größeren Braunfleck (kaum in der Darstellung). Die Innenspiegel mit Anmerkungen und einer Fiche.
Athanasius Alexandrinus
Dialogoi E' peri tes hagias triados
Los 314
Nachverkaufspreis
500€ (US$ 538)
Athanasius Alexandrinus. Dialogoi E' peri tes hagias triados (graece) [und:] Dialogi V de Sancta Trinitate. 2 Teile in 1 Band. 159; 143 S. Mit Druckermarke auf den Titeln. 14,5 x 9,5 cm. Grün gestrichenes flexibles Pergament d. Z. (Fehlstellen, Farbabrieb). Leipzig, Voegelin für Andreas Schneider, 1573.
VD16 A 4001. Adams A 2092 (griechischer Teil). Vgl. Hoffmann I, 387. Renouard 133, 2 (zur Editio princeps bei Estienne 1570). – Griechischer Text und mit einem eigenem Titelblatt die lateinische Übersetzung von dem Humanisten Theodor de Beza (1519-1605). "Die Dialogi werden Anthansius nur zugeschrieben, als Verfasser werden auch Maximus Confessor und Didymus Alexandrinus genannt" (IA).
In dem heftigen Streit um die Lehre des Arius (ca. 260-336 n. Chr.), die als Haeresie eingestuft und scharf verfolgt wurde, geht es im wesentlichen um das Dogma der Dreifaltigkeit Gottes, die von den Arianern abgelehnt wurde. Sie erkannten allein den Vater als Gott an und erklärten die Trinitätsidee zu einer Irrlehre. – Erster Titel angeschmutzt und verso hinterlegt. Durchlaufender kleiner Feuchtrand, wenig gebräunt und meist sauber.
Dieses Exemplar mit teils reichen Anmerkungen, erster Titel mit mehreren teils verwischten älteren Besitzvermerken, davon einer datiert 1643, eine Hand im Text und am Schluss jedoch älter. Angehängt sind 34 Seiten in alter Handschrift, dabei eine "synopsis rerum", die wohl vom ersten Vorbesitzer selbst angelegt wurde, ferner längere Zitate aus der Korrespondenz des Humanisten (und Übersetzers des lateinischen Teils) Theodore de Beze (1519-1605) sowie 1591 datierte Texte des Genfer Theologen Antoine de La Faye (1540-1615). Diese Manuskripte aus dem Ende des 16. Jahrhunderts in Schwarz, Grün und Rot stammen von der Hand eines der Annotatoren. Interessantes Exemplar mit unikalen Ergänzungen in alter Handschrift.
Bacci, Andrea. De thermis. 23 Bl., 492 S. Mit großer Holzschnitt-Vignette auf dem Titel, 2 (1 doppelblattgroß;1 halbseitig) Text- Holzschnitten und Buchschmuck. Titel in Rot und Schwarz. 34,5 x 24,5 cm. Halbpergament d. Z. (etwas berieben und mit 2 kleinen Fehlstellen) Deckel mit später aufgezogenen Textfragmenten d. Z. (leicht berieben und mit kleiner Fehlstelle). Venedig, Felix Valgrisi, 1588.
Vgl. STC 66. Garrison-Morton 1586.2. Adams B 6. Durling 427. Hirsch-Hübotter I, 270. – Zweite Ausgabe, erschien erstmals 1571. Der Mediziner Andrea Bacci (1524-1600) beschreibt in seinem Werk Behandlungsmethoden mittels Mineralwasser und Bäder und ihrer Anwendung vom Altertum bis zur Renaissance. Darüberhinaus geht Bacci auf die Wirkung von Wein als Medizin ein. – Innengelenke offen, Titel etwas braun- und fingerfleckig, insgesamt leicht stock- und fingerfleckig, sonst gutes Exemplar.
(Bargagli, Girolamo). Dialogo de'Giuochi che nelle vegghie Sanesi si usano di fare del Materiale intronato. 223 S. Mit Holzschnitt-Druckermarke und Schlussvignette in Holzschnitt. 22 x 15,5 cm. Halbpergament des 18. Jahrhunderts (fleckig und berieben, Seitenkanten beschabt). Siena, L. Bonetti, 1572.
STC 426. – Erster Druck der Intronati in Dialogform, wie sie während Sieneser Karnevalsgesellschaften im Wechselspiel zwischen Mann und Frau vorgetragen wurden. – Etwas fingerfleckig, Titel und Schlussblatt stärker betroffen, anfangs auch etwas feuchtrandig, Innengelenke angeplatzt. Titel gestempelt.
Bembo, Pietro
Prose di M. Pietro Bembo nelle quali si ragiona della volgar lingua scritte al cardinale de Medici
Los 317
Zuschlag
260€ (US$ 280)
Bembo, Pietro. Prose di M. Pietro Bembo. 1 nn., 122 num., 48 num., 10 nn., 104 num Bl. Mit großer Holzschnitt-Vignette auf dem Titel. 15 x 9,5 cm. Pergament des 19. Jhr. (minimal fleckig) mit goldgeprägtem hs. RTitel und spanischen Kanten. Venedig, Monferrato, 1544.
Vgl. STC 81. IA 116.370. Ebert 1915. Graesse I, 332. Nicht bei Adams. – Zweite Ausgabe der "Prose", bedeutender Essay des italienischen humanistischen Gelehrten und Kardinals Pietro Bembo (1470-1547), der für seine elegante Beherrschung der lateinischen Sprache, sowohl der Antike als auch der Renaissance bekannt war, so dass seine Zeitgenossen sich an seinem vorbildlichen Stil orientierten. So wurde er wegweisend für den italienischen Humanismus und die Theorie der italienischen Literatursprache. "Die Abhandlung hat die Form von Gesprächen, die 1502 im Hause von Bembos Bruder geführt wurden. Im Mittelpunkt steht das Problem der Muttersprache in ihrem Verhältnis zur italienischen Tradition und zu den Sprachen anderer Völker" (vgl. KLL 7852). – Titel mit verblasstem hs. Besitzvermerk sowie mit kleinen Fehlstellen (Text minimal betroffen). Mit kleinem Wurmgang auf den ersten 10 Blättern sowie minimal braun- und feuchtfleckig. Gutes Exemplar.
Bèze, Théodore de. Les vrais pourtraits des hommes illustres en piete et doctrine, du travail desquels Dieu s'est servi en ces derniers temps. Avec les descriptions de leur vie & de leurs faits plus memorables. 4 Bl., 284 S., 2 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette, 49 blattgroßen Holzschnitt-Portraits, 44 emblematischen Holzschnittillustrationen und einigen Zwischentiteln mit Holzschnitt-Bordüre. 19 x 13,5 cm. Neuerer Lederband im Stil d. Z. unter Verwendung alter Deckelbezüge. Genf, Jean de Laon, 1581.
Adams B 921. STC 454. Brunet I, 843. – Erste französische Ausgabe, übertragen durch den Genfer Humanisten Simon Goulart (1543-1628). Nach Brunet die gesuchtere Ausgabe im Vergleich zum lateinischen Erstdruck aus dem Vorjahr, da um zwölf Portraits vermehrt. Jedes der 49 Reformatorenbildnisse mit dazugehöriger Kurzvita. – Titel und fl. Vorsatz mit mehreren alten Besitz- bzw. Dedikationseinträgen, Innenspiegel mit neuerem Exlibrisschildchen. Etwas fleckig, sonst wohlerhalten.
Biblia germanica und
Biblia: Das ist die gantze heilige Schrifft
Los 319
Zuschlag
4.200€ (US$ 4,516)
Die Ausgabe letzter Hand der Lutherbibel bei Hans Lufft
Biblia Germanica. - (Biblia: Das ist die gantze heilige Schrifft: Deudsch. Auffs new zugericht. D. Mart. Luth.). 2 Teile in 1 Band. CCCL (ohne die ersten 8 nn. Bl.); CCCCXI, 2 nn. Bl. (le. w.). Mit 1 (von 2) Holzschnitt-Titel, ganzseitigem Holzschnitt und 126, vereinzelt teilkolorierten Textholzschnitten. 43 x 23 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (stark gebräunt, berieben, mit Wurmlöchern und Fehlstellen) über Holzdeckeln mit 5 (von 8) Messingbeschlägen (ohne die Messingschließen). Wittenberg, Hans Lufft, 1544-1545.
VD16 B 2718. STC 89. Darlow-Moule II, 1, 495. Benzing-Claus 145.2. Schmidt, Lutherbibel, 222. – Die letzte, in der Offizin von Hans Lufft (1495-1584) gedruckte Bibelausgabe, die noch zu Lebzeiten Martin Luthers (1483-1546) erschien. "Die große Foliobibel a. d. J. 1545 ist die letzte, die Luther selbst bearbeitet hat. Ihre Textgestalt war jahrhundertelang die endgültige für die deutsche protestantische Bibel. Niemand wagte an diese Bibelausgabe letzter Hand mit irgendwelchen Änderungen heranzugehen ... Die letzte Bibel Luthers von 1545 blieb unantastbar (bis zur Revision 1858-92) ... Die Unantastbarkeit bezog sich auch lange Zeit auf die Bilder der Ausgabe letzter Hand, derselben Bilder, die Luther seiner ersten Vollbibel 1534 mitgegeben hatte" (Schmidt, Luther-Bibel, 222). Hans Lufft war der erste Verleger der Lutherischen Bibelübersetzung und veröffentlichte diese erstmals 1534. Die Textholzschnitte sind nach Vorlagen Lucas Cranachs d. J. (1515-1586) entstanden. – Es fehlt die erste Lage (+8) mit dem Holzschnitt-Titel, der Widmung mit dem Porträtholzschnitt Friedrichs des Weisen, den Vorreden, dem Inhaltsverzeichnis mit dem ganzseitigen Schöpfungsholzschnitt. Papierbedingt gebräunt, die ersten fünfundzwanzig sowie die letzten dreizehn Blätter mit starker Randläsur, Einrissen, teils Fehlstellen und Verstärkungen (mit Text- und Darstellungsverlust), sonst im Block hier und da Einrisse und Randläsuren (teils mit Text- und Darstellungsverlust). Stock-, braun- und fingerfleckig, vereinzelt lose Blätter sowie etwas Feuchtrandig am Innensteg und am Kopfsteg. Teilweise mit hs. Notizen am Textrand und auf dem letzten weißen Blatt mit Bibelversen.
Biblia germanica
Das Newe Testament, Verdeudscht durch Luther
Los 320
Zuschlag
10.000€ (US$ 10,753)
Fürstliches Exemplar des späteren sächsischen Kurfürsten Christian I. in Künstlerkolorit von Johannes Schnelboltz
Biblia germanica. - Das Newe Testament, Verdeudscht durch Luther. Mit den Summarien M. Viti Dieterichs. 367 num. Bl. (recte 347; Bl. 202-221, 305, 306 in Foliierung übersprungen, Bl. 257 und 258 doppelt gezählt), 1 w. Bl. Titel mit kolorierter, goldgehöhter Holzschnitteinfassung und Holzschnitt-Porträt Luthers, 95 kolorierte und goldgehöhte Textholzschnitte. 25 x 18 cm. Reich gold- und blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Goldprägung nur minimal abgerieben, etwas abgegriffen, kaum fleckig, ohne die Bindebänder) über 4 Bünden mit einst dreiseitig gefärbtem Grünschnitt. Wittenberg, (Johann Schwertel), 1575.
VD16 B 4475. – Prachtexemplar des separat erschienenen Teils von Schwertels Vollbibel von 1575 mit fast hundert feinsten Holzschnitten, hier in besonders schönem Altkolorit, das von Johannes Schnelboltz stammt, der in der Einfassung des Titelporträts in Gold signiert hat. Dort steht in winzigen Buchstaben: "JOHANNES · SCHNELBOLTZ · Illuminist zu Wittenberg / ANNO DOMINI · 1·5·7·6" (vgl. Nagler XVII, 384 u. Thieme-Becker XXX, 201). Hans Schnellbolz stand laut Nagler in Berlin als Illuminierer in Diensten des Buchdruckers Thurneisser; später war er nach unserer Angabe offenbar in Wittenberg tätig. - Den Einband fertigte nach Haebler der Wittenberger Buchbinder Frobenius Hempel bzw. dessen Nachfolger. Schönes altkoloriertes Exemplar der seltenen Ausgabe aus der Bibliothek des späteren sächsischen Kurfürsten Christian I. – Vorsatz mit späterem Eintrag. Gleichmäßig papierbedingt leicht gebräunt, aber kaum braunfleckig oder fingerfleckig, durchgehend sehr sauberes und bemerkenswert frisches Exemplar in einem außergewöhnlich schönen Goldprägeeinband aus fürstlichem Besitz des Herzogs Christian zu Sachsen und späteren Kurfürsten Christian I. (1560-1591) aus der albertinischen Linie der Wettiner. Die Deckel sind mit einer blindgeprägten Rolle aus Blattranken sowie Tugendrolle "Fides-Prudentia-Temperantia-Caritas-Spes FH" (Haebler I, 172, 1) geprägt. Der innere Rahmen aus vergoldeter Blattrankenrolle, hinten als Mittelstück das vergoldete kursächsische Wappen in Arabeskenkartusche, umgeben von Goldfleurons, im Mittelfeld des Vorderdeckels zwischen vergoldeten Ornamentleisten und Fleurons die goldgeprägte Widmungsinschrift "Dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Christiano/ Hertzogen zu Sachsen/ Landgrauen in Düringen/ Marggrauen z Meissen/ und Burggrauen zu Magdeburg etc.", darunter das Jahr "1576". Herzog Christian bekam die Bibel also als Geschenk wohl zu seinem 16. Geburtstag überreicht.
Biblia latina
Biblia cum concordantijs veteris et noui testamenti et sacrorum canonum
Los 321
Nachverkaufspreis
2.500€ (US$ 2,688)
Biblia latina. - Biblia cum concordantijs veteris et novi testamenti et sacrorum canonum. 14 nn., 317 röm. num., 25 nn. Bl. (1 w. Bl. fehlt). Mit Text in Schwarz und Rot, Titelholzschnitt, wiederholter Holzschnitt-Druckermarke (1 ankoloriert auf dem Titel), 2 ganzseitigen, 1 halbseitigen und zahlreichen Textholzschnitten. 31 x 22,5 cm. Pergament um 1680 (etwas fleckig und angestaubt) mit hs. Veröffentlichungsdatum sowie Resten eines Papierschilds auf dem Rücken, Spanischen Kanten und Rotschnitt. (Lyon, Jacques Sacon für Anton Koberger, 1513).
VD16 ZV 26696. Bibelsammlung Württemberg LB, D 240. Baudrier XIII, 332. Vgl. Adams B 988. Darlow-Moule 6101. Dogson I, 373. Mortimer 64. – Zweite von Jacques Sacon in Lyon für die Offizin Anton Kobergers gedruckte Bibel, die erste 1512 und letzte 1522 veröffentlicht. Lediglich die ersten beiden Ausgaben sind in der Offizin des Buchdruckers, Verlegers und Buchhändlers Anton Koberger d. Ä. (1440-1513) erschienen, nach seinem Tod übernahm dessen Sohn Hans d. J. (1499-1552), der den Betrieb nicht halten konnte, wodurch die Offizin 1526 geschlossen wurde. Die vielzähligen Illustrationen der Bibel entstanden nach Vorlage der venezanischen Malermi-Bibel von 1490, an der sich Jacques Sacon mit anderen Bibel auch schon früher inspirierte. Der Nürnberger Maler und Graphiker Hans Springinklee (um 1490-1450) illustrierte erstmals 1516 unter Kobergers Verlag Bibeln und ab 1518 ersetzte Sacon die Holzschnitte in der "Biblia cum concordantijs" mit hauptsächlich Metallschnitten (nach Bibelsammlung Württemberg) Springklees und Erhard Schöns(1491-1542). – Das weiße Blatt nach der Paginierung fehlt. Leicht bis stärker fleckig und gebräunt, wenige Buntstiftspuren (halbseitiger Holzschnitt auf Blatt CLI betroffen) oder Marginalien. Blatt CLXXXIX-CCXXXVI mit leichtem Wasserrand, Blatt I mit hinterlegter Wurmspur (kleiner Textverlust der Paginierung). Titel mit stärkeren Gebrauchsspuren, verso ein Eintrag überklebt, dadurch das Blatt etwas verzogen. Schönes Exemplar.
Biblia latina
Biblia Sacra, veteris et novi testamenti, secundum editionem vulgatam
Los 322
Nachverkaufspreis
3.000€ (US$ 3,226)
Die Tobias-Stimmer-Vulgata in einheitlichen, auf "1583" datierten und reich verzierten Einbände
Biblia latina. - Biblia Sacra, veteris et novi testamenti, secundum editionem vulgatam. 3 Teile in 2 Bänden. 16 Bl., 612; 251 S., 3 Bl., 224 S., 37 Bl. Mit Holzschnitt-Titelbordüre, 3 Holzschnitt-Druckermarken, 190 Textholzschnitten von Tobias Stimmer sowie 3 gefalteten und 1 ganzseitigen (im Text) Holzschnitt-Karten. 21,5 x 13,5 cm. Reich blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (stellenweise alt fleckig, etwas stärker gebräunt, jedoch kaum beschabt, bestoßen oder mit Bezugsfehlern) über kraftvollen, abgefasten Holzdeckeln mit jeweils 2 intakten ziselierten Messingschließen und dreiseitigem Rotschnitt. Basel, Thomas Guarinus, 1578.
VD16 B 2644. STC 87. Adams B 1086. Andresen III, 131. Thieme-Becker XXXII, 57-62. Vgl. Schmidt 297 ff. und Fairfax Murray 66. Nicht bei Darlow-Moule. Siehe Foot, H. Davis Gift II, 408-409. Goldschmitdt, Gothic & Renaissance Bookbindings I, 251-252. – Prachtvoll zeitgenössisch gebundenes Exemplar der ersten Ausgabe der vollständigen Quart-Bibel mit der kleinformatigen Folge der schönen, fantasievollen Holzschnitte von Tobias Stimmer (1539-1584), die erstmals in einem Album mit Reimen von Johann Fischart 1576 in Basel erschienen waren. So hatte der Drucker Thomas Guarinus (Gwarin, Guarin) eine Serie von Holzschnitten mit biblischen Szenen von Tobias Stimmer als "Neue Künstliche Figuren Biblischer Historien" (vgl. Fairfax-Murray G 68) herausgebracht und diese 170 Bilder von Versen des Johann Fischart (1546-1591) begleiten lassen. Nach dem Druck obiger Bibel wanderten die Stöcke nach Straßburg, wo sie von B. Jobin und später L. Zetzner noch mehrfach verwendet wurden: "Diese Schnitte von Tobias Stimmer sind hervorragend schön. Matthäus Merian hat dann mit seinem sicheren Urteil nicht weniger als ein rundes Dutzend zu Vorbildern seiner Bibelkupferstiche genommen" (Schmidt).
Thieme-Becker verweisen, dass die Bildentwürfe "durch die Fülle des Neuen in Auffassung der Szenen und Wahl und Komposition des dekorativen Apparats auf lange Zeit hinaus schulbildend" wirkten und noch Peter Paul Rubens sie höchst bewunderte. Die Karten zeigen das Paradies, das Heilige Land (2, davon 1 mit Ägypten) und das östliche Mittelmeer (im Text). – Vorsätze mit altausgestrichenen Einträgen, Titel mit Vermerkrasuren, wenige Fleckchen, teils leicht gebräunt, hier und da Unterstreichungen in Rot und wenige rote Federzeichnungen in den Holzschnitt-Vignetten. Band II mit einigen Wurmlöchlein und Unterstreichungen in schwarzer Tinte, hier und da blasse Wasserränder. Insgesamt ein außergewöhnlich schönes, einheitliches Paar der beiden Bände dieser hervorragend edierten und illustrierten Vulgata.
Die blindgeprägten Einbände mit dem Porträt Karls V. auf dem Vorderdeckel: "Carole mortales dubitant homo sisne deusve sunt tua sc[e]ptra hominis sed tua facta dei". Auf dem Rückdeckel eine Porträtplatte mit dem Antlitz des Herzogs Johann Friedrich von Sachsen: "Victus eras acie fidei constantia tandem victorem ante homines fecit et ante deum". Goldschmidt erwähnt zwei ganz ähnliche Einbände in seiner Sammlung (Nr. 251 und 252) und stellt fest, dass es mehrere dieser Platten gab, sowohl signiert wie unsigniert. Auch bei Foot findet man einen ähnlichen Einband von 1582. Die vorliegenden Exemplare sind beide auf das Jahr "1583" datiert und tragen die Initialen "K.L.R." als Monogramm des Eigners. Die Porträtplatten sind umgeben von breiten floralen Rollen mit Profilköpfen in Tondi, Putten und einem Schildträger mit den Initialen "H.S" sowie einem Christuskind (vgl. dazu Haebler II, Tafeln III/1).
Bock, Hieronymus
Teutsche Speißkammer. Der vierde Theil, von den vier Elementen, zamen vnd wilden Thieren, Vögeln
Los 323
Zuschlag
360€ (US$ 387)
(Bock, Hieronymus. Kreutherbuch). Daraus: Teutsche Speißkammer. Der vierde Theil, von den vier Elementen, zamen und wilden Thieren, auch Vögeln, Fischen, Milch, Käß, Butter, Honig ... S. 401-454. 31 x 21 cm. Mit 15 kolorierten Holzschnitten. Halbpergament des 20. Jahrunderts (kaum berieben). (Straßburg, Melchior Sebizius und Jonas Rihel, 1587).
ADB II, 766. – Fragment aus Bocks Kräuterbuch mit den 15 kolorierten Holzschnitten, vermutlich aus einem Exemplar eines Straßburger Drucks von Jonas Rihel. Nachdruck der vierten Auflage. Der Botaniker und lutherische Prediger Hieronymus Bock (1498-1554; auch Tragus genannt) war Schullehrer in Zweibrücken und Leibarzt des Grafen von Passau. Er "zeichnete sich dadurch aus, daß er möglichst viel in der Natur selbst zu sehen suchte und unternahm daher, wiewohl im letzten Drittel seines Lebens von Schwindsucht geplagt, zahlreiche Wanderungen im westlichen Deutschland, in den Ardennen, im Jura und den Schweizer Alpen. Seine Beschreibungen und seine Holzschnitte, die er von den deutschen Pflanzen gab, sind daher auch meist ausführlicher und naturgetreuer, als diejenigen seiner Vorgänger" (ADB II, 766). – Vorsätze erneuert. Gelegentlich mit leichtem Wasserrand. Papierbedingt gebräunt. Teils mit hinterlegten und restaurierten Randläsuren.
Buchholzschnitte
Konvolut von 5 Blättern mit altkolorierten Holzschnitten
Los 324
Zuschlag
400€ (US$ 430)
Buchholzschnitte. Konvolut von 5 Blättern. Mit 6 altkolorierten Text-Holzschnitten. 5 x 3,5 cm bis 10 x 13,5 cm; 24,5 x 16,5 cm bis 31 x 21 cm (Blattgröße). Deutschland um 1550.
Verschiedene Blätter mit schön kolorierten Darstellungen aus der Bibel wie zum Beispiel Moses auf dem Berg, Jesus mit Gläubigern oder verschiedene Heilige wie Sanct Benedict. – Papierbedingt leicht gebräunt, leicht stockfleckig und mit kleinen Montageresten. Mit kleinem Besitzstempl "PS".
Caesar, Gaius Iulius. Commentarii. Novis emendationibus, et aliquot ad marginem adiectis lectionum varietatibus illustrati. 8 Bl., 556 S., 2 Bl. Mit Titel-Holzschnittbordüre und 5 blattgroßen Textholzschnitten. 12 x 8 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (fleckig und berieben, vorderes Gelenk schwach angeplatzt). Antwerpen, Christoph Plantin, 1578.
Plantin-Taschenausgabe von Cäsars Kriegskommentaren. – Es fehlen die beiden Holzschnittkarten. Anfangs mit zahlreichen Anstreichungen in grüner Tinte, Titel fleckig und mit alt hinterlegtem Randausriss. Insgesamt etwas braunfleckig. Der Einband mit allegorischer Darstellung der septem artes liberales.
Caesar, Gaius Julius
Rerum ab se gestarum commentarii
Los 326
Nachverkaufspreis
1.000€ (US$ 1,075)
Caesar, Gaius Julius. Rerum ab se gestarum commentarii. Ad codicum vetustissimorum fidem summa diligentia castigati. 695 S., 60 Bl. Mit Holzschnittvignette auf dem Titel, 5 Textholzschnitten und 1 (von 2) gefaltete Holzschnittkarte. 11,5 x 7 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (berieben, bestoßen und mit mehreren Fehlstellen). Lyon, Sebastianus Gryphius, 1546.
STC 89. Vgl. Adams 39 (Ausgabe 1547). – Erste Ausgabe der Werke des Gaius Julius Caesar (100-44 v. Chr.) aus der Offizin des Sebastianus Gryphius (1492-1556). – Die ersten sieben Blätter und die Holzschnittkarte gelockert. Titel mit ausgeschnittenem Besitzvermerk und einem hs. Besitzvermerk d. Z. Etwas stock- und feuchtfleckig, knickspurig und circa die letzten 15 Blätter des Index am Innensteg verklebt bzw. vereinzelt mit kleinen Fehlstellen (kleiner Textverlust). Selten im Handel.
Cicero, Marcus Tullius. Le epistole famigliari, tradotte secondo i veri sensi dell'auttore, & con figure proprie della lingua volgare. Ristampate di nuovo, & con molto studio ricorrette. 305 num., 1 nn. Bl. Mit 2 wiederholten Holzschnitt-Druckermarken. 14,5 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben, mit hs. RTitel). Venedig, Aldus Manutius, 1548.
Renouard I, 318 ff. Adams C 1982. Schweiger II1, 245. – Zweite Aldus-Ausgabe, übersetzt von Guido Loglio. – Etwas fleckig, Titel mit gelöschtem Tinteneintrag, im oberen Rand stellenweise etwas knapp beschnitten.
Dacicky, Jiri Jakubuv. Portugalská Bitwa: S gistym wyswetlenijm Nowin z Madril a Lisabony o zalostiwém zahynutij Krále z Portugalie pátého dne M. Srpna Letha tohoto ... (tschesch.) 4 Bl. Mit zwei Porträt-Holzschnitten auf dem Titel. Moderne Broschur (etwas berieben) in einfacher Fadenbindung. Prag, Jiri Jakubuv Dacicky, 1578.
Knihopis 1157 und 17. Vgl. Weller S. 109, 371. – Seltenes Werk in Tschechisch über die Schlacht von "Alcácer-Quibir", die im Jahre 1578 stattfand. Die portugiesischen Truppen unter dem Kommando Königs Sebastian I. und die marokkanischen Truppen unter dem Befehl Sultans Abu Marwan Abd al-Malik standen sich bei Alcácer-Quibir (heutigem Marokko) gegenüber. Die vernichtende Niederlage Portugals hatte ernorme Folgen für den Staat, da dieser lange Zeit wirtschaftlich und militärisch geschwächt war, seine Elite größtenteils auf dem Schlachtfeld verlor und zeitweise unter spanischer Besetzung danach stand. – Teils knapp beschnitten (leichter Textverlust), braunfleckig und Blatt zwei mit größerer Fehlstelle (Textverlust).
Della Porta, Giambattista
De humana physiognomonia libri IIII
Los 329
Zuschlag
3.000€ (US$ 3,226)
Della Porta, Giambattista. De humana physiognomonia libri IIII. Qui ab extimis, quae in hominum corporibus conspiciuntur signis, ita eorum naturas, mores & consilia ... demonstrant, ut intimos animi recessus penetrare videantur. Nunc ab innumeris mendis, quibus passim Neapolitana scatebat editio, emendati, primumque in Germania in lucem editi. 8 Bl., 522 (statt 534) S., 29 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit Holzschnitt-Titelvignette, 2 Holzschnittportraits und 85 teils wiederholten Textholzschnitten. 18,5 x 12 cm. Flexibler Pergamentband d. Z. (fleckig und berieben, VDeckel schwach geworfen, Rückenbezug mit kleinem Loch) mit schwarzgeprägtem Wappensupralibros (diese berieben) und 4 erneuerten Schließbändern. Hanau und Frankfurt, Wilhelm Antonius für Peter Fischer, 1593.
VD16 P 4326. Adams P 1925. STC 712. Hirsch-Hübotter IV, 657. Wellcome 5197. Durling 3722. – Erste in Deutschland gedruckte Ausgabe. Wie Lavater fast 200 Jahre nach ihm versuchte Della Porta, Aussagen über menschliche Charaktere aus deren Physiognomie abzuleiten. Die Textholzschnitte zeigen überwiegend Vergleiche zwischen Mensch- und Tierköpfen. "Della Porta preceded Lavater in attempting to estimate human character by the features. This is one of the first works on the ancient science of physiognomy to be extensively illustrated" (Garrison-Morton 150). – Es fehlen die Blatt C4-C8 und K3. Titel im Rand hinterlegt bzw. verstärkt und verso gestempelt, Innengelenke und Schlussblatt ebenfalls verstärkt. Exemplar im zeitgenössischen Wappeneinband der Adelsfamilie von Nostitz aus der Oberlausitz, dessen Zweige nach Schlesien, Böhmen und Polen reichen. Mit deren charakteristischen geschachten Hörnern im Wappenschild.
Dreissigst Thurnier, Der
Off Donerstag nach Bartholomej Off Donerstag nach Bartholomej
Los 330
Zuschlag
200€ (US$ 215)
Der Dreissigst Thurnier. Off Donerstag nach Bartholomej hat mein gnedigster Herr Phaltzgraue die Fürsten, Herrn, Frauen unnd Junckfrauen, Ritter un Edlen zu der morgen malzeit off das Schloß zu disch geladen ... Einzelblatt mit großem, kolorierten Holzschnitt. 18,5 x 14 cm (Darstellung) bzw. 30,5 x 20 cm (Blattgröße). Heidelberg um 1530.
Darstellung eines Festbanketts in Heidelberg mit zahlreichen Gästen, zum Beispiel "Philips Phaltzgraue bey Reine", "Albrecht Marggraue zu Baden", "Der Teutsch meyster unser lieben Frauen ordens", "Hans Graue zu Wertheym", "Otto Hertzoge in Beyern", "Georg der Reich Hertzoge in Beyer", etc. – Leicht stockfleckig, sonst gutes Exemplar. Dekorativ und mit sehr kräftigem Kolorit.
Du Choul, Guillaume
Discours de la religion des anciens Romains
Los 331
Zuschlag
300€ (US$ 323)
Du Choul, Guillaume. Discours de la religion des anciens Romains, de la castrametation & discipline militaire d'iceux des bains & antiques exercitations Grecques & Romaines. 2 Teile in 1 Band. 339 S., 27 (statt 28) Bl.; 154 S., 5 Bl. Mit 2 wiederholten Holzschnitt-Titelvignetten, 2 wiederholten Holzschnitt-Wappendarstellungen auf den Titeln verso, ca. 550 Textholzschnitten mit Münzdarstellungen sowie 92 zumeist blattgroßen figürlichen Textholzschnitten. 23,5 x 17,5 cm. Pergament d. Z. (stärker fleckig, Rücken unter Verwendung des zeitgenössischen Bezugsstoffes erneuert; neu aufgebunden). Lyon, Guillaume Rouillé, 1581.
Adams D 1026. STC 142. Baudrier IX, 383. Graesse II, 441. – Dritter Quartdruck der zuerst 1567 unter diesem Titel erschienenen kulturgeschichtlichen Abhandlung Du Chouls (1496-1560), die erste Ausgabe erschien ebenda 1555 im großzügigeren Folioformat. Seine altertumskundliche, reich illustrierte Schrift erläutert im ersten Teil verschiedene Aspekte der römischen Religion und ihrer Darstellung auf antiken Münzen und Medaillen. Der zweite, mit eigenem Titelblatt ausgestattete Teil enthält die blattgroßen figürlichen Textholzschnitte und befasst sich mit der Planung und Errichtung von Militärcamps sowie der Konstruktion und Architektur von antiken Bädern und Thermen. Die beiden Wappenholzschnitte auf den Titeln verso zeigen das Familienwappen der Du Chouls – Es fehlt das letzte Blatt vom Index zu Teil I. Titel gebräunt, mit Tintenspritzern, im Seitenrand hinterlegt (mit Fehlstelle in der unteren Ecke) sowie montiertem Katalogausschnitt unterhalb des Impressums. Anfangs mit Quetschfalten, im Rand etwas fingerfleckig oder gebräunt, stellenweise mit Feuchtigkeitsrändern. Getrüffeltes Exemplar mit zahlreichen montierten Textausschnitten aus Fachjournalen des 19. Jahrhunderts (u. a. über die Pembroke Auktion in London) sowie einigen zusätzlichen Illustrationen. Mit einigen alten Annotationen.
Das John St. Aubyn-Exemplar der Kleinen Holzschnittpassion Albrecht Dürers
Dürer, Albrecht. Die kleine Holzschnittpassion. 37 Holzschnitte. Ca. 9 x 8 cm (1) und je ca. 12,7 x 9,7 cm (36), montiert auf Büttenpapier. 22 x 18,5 cm. Braunes Maroquin um 1890 über 5 Zierbünden mit goldgeprägtem Rückentitel, Goldstempeln und reicher Filetenvergoldung, Deckel mit goldgeprägter Rahmenbordüre, Dentelles und Eckfleurons, Stehkantenfilete und reicher Innenkantenvergoldung, türkisches Glanzmarmorpapier für die Vorsätze und dreiseitiger Goldschnitt in modernem Pappschuber. Nürnberg 1508-1511f.
Meder 125-161. Illustrated Bartsch 16-52. Hollstein 125-161. Davies, Fairfax Murray, 144. Panofsky, Dürer, I, 60f. und II, 236-272. Schneider, Otto Schäfer, II, 22-58. – Vollständige Folge der sogenannten "Kleinen Holzschnittpassion" Albrecht Dürers (1471-1527), wie üblich zusammengestellt aus verschiedenen Ausgaben in verschiedenen Zuständen. So stammt der Titel mit dem sitzenden Christus als Schmerzensmann (leicht über die Darstellung beschnitten ca. 9 x 8 cm) aus der Buchausgabe mit verso lateinischem Text. Die folgenden 36 Holzschnitte aus frühen Drucken kurz vor und nach der Buchausgabe von 1511.
Die "Kleine Passion" ist Dürers umfangreichste druckgraphische Folge. Die einschließlich Titelblatt 37 Holzschnitte entstanden, den vier datierten Blättern zufolge, 1509 und 1510. Im Jahre 1511 erschien sie als Buch mit den lateinischen Versen des Benedictus Chelidonus, im selben Jahr wie auch die "drei großen Bücher" Dürers: "Apokalypse", "Große Passion" und
Marienleben. In den folgenden Jahren, bis ca. 1550 erschienen drei weitere, durch Wasserzeichen unterscheidbare Drucke ohne Text. 1612 veranstaltete Daniele Bissuccio in Venedig mit den originalen Druckstöcken wiederum eine Buchausgabe, nun mit italienischem Text.
35 der 37 Druckstöcke befinden sich seit 1839 im British Museum in London. Die populäre Holzschnittfolge wurde außerdem oft kopiert und paraphrasiert. Marcantonio Raimondi veröffentlichte bereits 1511 eine in Kupfer gestochene Kopie, eine in den 1530ern in Venedig von Vavassore gedruckte Biblia Pauperum enthält ebenfalls Nachschnitte. Weitere Kopien entstanden in Deutschland und den Niederlanden im 16. und 17. Jahrhundert.
"Dürer hat in der Kleinen Passion Leidensgeschichte mit großer Erzählfreude vorgetragen. Jenen Szenen, die ausdrücklich von der Passion Christi handeln, stellte er weitere vier voran - vom Sündenfall bis zur Geburt Christi - und ergänzte die Folge durch einen Epilog von sieben Szenen, in denen er die Ereignisse nach Christi Auferstehung bis zum Jüngsten Gericht darstellte. Die Kleine Passion geriet hierdurch zu einem kompletten heilsgeschichtlichen Zyklus über den Sündenfall und die Erlösung der Menschen durch das Leiden Christi (Erich Schneider in Albrecht Dürer, Das druckgraphische Werk I, S. 283). Enthalten sind die Blätter in der folgenden Reihenfolge:
1. Schmerzensmann
2. Sündenfall; Wasserzeichen Hohe Krone?
3. Vertreibung aus dem Paradies
4. Verkündigung
5. Geburt Christi
6. Christus nimmt Abschied von seiner Mutter
7. Einzug nach Jerusalem
8 Christus vertreibt die Händler aus dem Tempel; Wasserzeichen 'Hohe Krone'
9. Abendmahl; Wasserzeichen 'Hohe Krone'
10. Fußwaschung
11. Christus am Ölberg; Wasserzeichen 'Hohe Krone'
12. Gefangennahme
13. Christus vor Annas
14. Christus vor Kaiphas
15. Verspottung
16. Christus vor Pilatus; Wasserzeichen 'Hohe Krone'
17. Christus vor Herodes
18. Geißelung
19. Dornenkrönung
20. Schaustellung 'Ecce Homo'
21. Pilatus wäscht sich die Hände; Wasserzeichen 'Hohe Krone'
22. Kreuztragung
23. Veronika zwischen den Heiligen Peter und Paul
24. Annagelung ans Kreuz
25. Kreuzigung Christi
26. Christus in der Vorhölle; Wasserzeichen Ochsenkopf
27. Kreuzabnahme
28. Beweinung
29. Grablegung
30. Auferstehung
31. Christus erscheint seiner Mutter; Wasserzeichen Hohe Krone
32. Christus erscheint Maria Magdalena 'Noli Me Tangere'; Wasserzeichen 'Ochsenkop'
(ähnlich Meder Tafel XIII. IN 81)
33. Christus in Emmaus
34. Der ungläubige Thomas
35. Himmelfahrt
36. Pfingstwunder; Wasserzeichen Hohe Krone'
37. Das Jüngste Gericht
Die komplette Serie ist in guten oder sehr guten Zuständen. Nach Meder wurde Papier mit dem Wasserzeichen 'Hohe Krone' (Meder Tafel IV, Nr. 20) für die lateinische Buchausgabe von 1511 benutzt. Da viele der vorliegenden Blätter dieses Wasserzeichen aufweisen, dürften sie gleichzeitig oder nur wenig später entstanden sein, die Blätter mit 'Ochsenkopf' möglicherweise etwas früher. Der Zustand der meisten Blöcke entspricht Meders Beschreibungen der Ausgabe von 1511 oder anderer früher Abdrucke. – Die 36 Holzschnitte, in denen Dürer den Leidensweg Christi schildert, sind jeweils bis zum Bildrand beschnitten (ca. 12,7 x 18,8 cm), alle sind mit der linken Kante auf festes Büttenpapier montiert. Meder 132 ist hinter Meder 129 gebunden. Verso eine feine alte Nummerierung in brauner Tinte (1-36, beginnend mit dem Sündenfall). Hier und da wenige winzige Braunfleckchen. Meder 126 knapp ins Bild beschnitten; 2 Tafeln mit Nadellöchlein, 3 Tafeln mit kleinen hinterlegten Einrissen, 9 Tafeln gering fleckig. Prachtvoll gebunden in einen englischen Maroquinband vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Provenienz: Aus der Sammlung des Kunstmäzens, Sammlers von Grafik und Büchern und großem Bibliophilen Sir John St. Aubyn (1858-1839). Sein Monogramm "I.S.A." befindet sich auf den meisten Holzschnitten (Lugt 1534). Dann ging das Exemplar an Thomas Edward Watson, dann durch Erbfolge bis zum letzten Vorbesitzer, einer europäischen Privatsammlung, dann Handel Schweiz und schließlich deutsche Privatsammlung.
Dürer, Albrecht
Pictoris et geometrae de symmetria [und:] De varietate figurarum
Los 333
Nachverkaufspreis
7.000€ (US$ 7,527)
Dürer, Albrecht. Pictoris et geometrae de symmetria partium in rectis formis humanorum corporum, libri in latinum conversi. 80 nn. Bl. (l. w.). Mit Holzschnitt-Monogramm "AD" auf dem Titel und 85 zumeist blattgroßen Textholzschnitten. - [Und:] Derselbe. De varietate figurarum et flexuris partium ac gestibus imaginum, libri duo. 60 nn. (l. w.; 4 gefaltete doppelblattgroße a3-4, e5-6, f1-2, i5-6) Bl. Mit 71 zumeist ganzseitigen Textholzschnitten. 30 x 20 cm. Pappband des 19. Jahrhunderts (Gelenke beschabt und angeplatzt, Ecken etewas bestoßen) mit RSchild. (Nürnberg, Hieronymus Andreae, 1532-1534).
VD16 D 2860 und D 2681. Adams D-1044 und D-1049. STC 256. Bohatta 21. Fairfax Murray 152 und 153. Dogdson I, 265. Panzer VII, 481. Hollstein VII, 259, 28b. Meder 288, XXIX, 2. – Erste lateinische Ausgabe der zuerst 1528 auf Deutsch erschienenen Schrift Von den menschlichen Proportionen, in der Übersetzung von Joachim Camerarius, die zu der außerordentlichen Verbreitung des Werkes hauptsächlich beitrug. Albrecht Dürers (1471-1527) De symmetria wurde zu der grundlegenden Proportionslehre der Renaissance schlechthin, hier in der für die Wissenschaft maßgeblichen lateinischen Ausgabe, die mit denselben Holzschnitten der deutschen Erstausgabe illustriert wurde. Bohatta hatte noch eine lateinische Parallelausgabe aus dem selben Jahre der deutschen Erstausgabe 1528 vermutet, was sich allerdings als Irrtum erwies.
"Bald nach Dürers Tod, wenn nicht schon vorher, begann Johann Camerarius das kunsttheoretische Werk Dürers zu übersetzen ... Ohne die Übersetzungsarbeit des Camerarius wäre den Schriften Dürers ihre außerordentliche Verbreitung und Wirkung in Europa versagt geblieben ... Durch die Übertragung in die Sprache der Gelehrten wurde die Proportionslehre aus der Sprache der Künstler herausgenommen und somit Teil der europäischen wissenschaftlichen Literatur. Ohne die Arbeit von Camerarius hätte Michelangelo die Proportionslehre nicht zu Gesicht bekommen ... Zum Verständnis Dürerschen Sprachgebrauchs blieb der Text des Camerarius unentbehrlich" (Kat. Dürer 495).
Die Ausgabe enthält auch die beiden Lobgedichte auf Dürer von dem protestantischen Humanisten und berühmten neulateinischen Dichter Helius Eobanus Hessus (1488-1540). Selbst Michelangelo besaß ein Exemplar dieser Übersetzung; Baldassare Peruzzi und Giorgio Vasari studierten es zur Verständnis der "Maniera tedesca", der deutschen Baukunst. – Vorsätze erneuert. Titel von Teil I sowie wenige weitere Blatt mit fachmännisch geschlossenen Einrissen, gering finger-oder stockfleckig, die doppelblattgroßen Blatt mit schwachen Quetschfalten. Insgesamt wohlerhalten.
Im Ketteneinband
Eck, Johannes. Der drit Thail christenlicher Predigen an den hohen Festen und hochzeytlichen Tagen, der Hayligen, durch das ganntz Jahr. 8 Bl., CCCV Bl. Mit szenischer Holzschnitt-Titelbordüre von Leonhard Beck und 45 Textholzschnitten meist von Hans Schäufelein. 31,5 x 21 cm. Holzdeckelband mit breitem Schweinslederrücken (berieben) mit 2 intakten Messingschließen sowie am Rückdeckel mit Eisenöse und viergliedriger Kette. Augsburg und Ingolstadt, Alexander Weißenhorn für Jörg Krapf und Jakob Focker, 1531.
VD16 E 283. Adams E 31. Nicht im STC. – Erste Ausgabe. Dritter Teil der fünfbändigen Predigtsammlung Ecks, die unter dem Haupttitel Christenliche außlegung der Evangelienn von der Zeit, durch das gantz Jar zwischen 1530 und 1539 erschien. Zweite von zwei kollationsgleichen Druckvarianten, die sich anhand des Umbruchs auf dem Titel unterscheiden lassen. Die schöne Titelbordüre von Leonhard Beck mit dem Schiff der Penitenz (ausführliche Schilderung bei Nagler, Monogrammisten IV, 942) fand erstmals 1514 Verwendung. – Anfangs etwas wurmstichig, stellenweise mit verblassten Feuchtigkeitsrändern. Insgesamt wohlerhalten.
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