Modell in braunem Kleid
Farbkreide auf dünnem Velin. Um 1926/28.
48,5 x 41 cm.
Unten rechts mit dem Nachlaßstempel, dort von Ellen Hubbuch signiert.
Ausdrucksvolle großformatige Zeichnung, in sicherem, präzisem Strich mit elegant geführten Binnenschraffuren ausgeführt. Der Raum bleibt hell, ein Möbel lediglich angedeutet, so dass die Figur der sitzenden Frau mit ins Profil gedrehtem Gesicht im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Nichts Skurriles, Verzerrtes haftet der Zeichnung an, die vielmehr eine reizvolle Erscheinung in souveräner zeichnerischer Ausführung festhält.
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 31.05.2008, Lot 672
Privatbesitz Rheinland
Unter den Arkaden
Öl auf Hartfaser.
49,5 x 100 cm.
Die Passanten fluten vorbei, entlang der weißen Arkaden, und nehmen keine Notiz vom Betrachter. Diese distanzierte Menschenmenge gibt Hubbuch unter Aussparung von Details mit karikaturhaft vereinfachten Zügen und starren rostbraunen Konturen wieder. Die von Giftgrün und Rosa dominierte Tonalität sowie die betonte Disproportionalität der skurrilen Gestalten unterstreicht die groteske Atmosphäre der Szene. Wie viele der gegenständlichen Maler nach 1945 verarbeitet auch Hubbuch Anregungen der Expressionisten sowie vor allem Max Beckmanns, dessen Rezeption nach 1945 besonders intensiv einsetzte. Er findet in dieser Zeit wieder zu seinem alten Thema, dem Menschen in seinem sozialen Umfeld.
Provenienz: Bassenge, Berlin, Auktion 101, 13.06.2013, Lot 8187
Privatbesitz Rheinland
"Auf der Piazza Bologna (Rom)"
Rohrfeder in Schwarz, Filz- und Farbstift auf Fabriano-Velin. 1965.
48,3 x 66,3 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "Hubbuch", verso erneut signiert, datiert, betitelt und bezeichnet.
"Die späten Zeichnungen: Im Strom des Lebens - Das verbindende Element in der Vielzahl der Formentwürfe und bildnerischen Ideen des Spätwerks blieben bis zuletzt die Zeichnungen. Die Leistung der späten, entfalteten Zeichnungskunst Hubbuchs ist erstaunlich. Sie trägt Züge von Besessenheit, von überfließender Produktion. Vor allem auf den großen Reisen u. a. nach Frankreich oder Holland stürzt sich Hubbuch in den Strom des Lebens, der den Chronisten mit fortreißt. Diese unaufhaltsame Bewegung wird zum Generalthema der späten Blätter.... Die Kompositionen, die Architekturen, beginnen zu wanken, durcheinander zu wirbeln. Der zeichnerische Strich selbst hat dieses rastlose Gejagte der Passanten. Alles ist in Fluß geraten und Hubbuch in diesen Strom des Lebens eingetaucht, der sich äußert als der Aufbruch der Massen, als die eigentliche geschichtliche Bewegung." (Richard Hiepe, in: Karl Hubbuch 1891-1979, Ausst.-Kat. Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Berlin, Hamburg 1981 u. 1982, S. 78).
Provenienz: Bassenge, Berlin, Auktion 108, 26.11.2016, Lot 8114
Privatbesitz Berlin
Buttes Chaumont
Feder in Schwarz, Filzstifte, farbige Kreiden und Graphit, teils laviert, auf Velinkarton. 1966.
51 x 66,7 cm.
Unten links mit Feder in Schwarz signiert "Hubbuch".
Neugierig sehen sich die karikaturhaft-skurril in Rotbraun gezeichneten Parkbesucher um, während sie eine der zahlreichen Treppen im Parc der Buttes Chaumont emporsteigen. Wolkiges Grün umgibt sie; im Hintergrund ragen Kräne und ein Sendeturm hoch in den dramatisch strukturierten Himmel. Der Park im Nordosten von Paris ist eine der größten und originellsten Pariser Grünflächen. Als Landschaftsgarten im englischen Stil wurde er 1867 zur Weltausstellung unter Napoleon III. eröffnet, eine Kunstlandschaft auf dem steilen Gelände eines Steinbruchs im Areal ehemaliger Müllkippen, Abwassergruben und Abdeckereien von Paris.
Provenienz: Sammlung Rolf Deyhle, Stuttgart
Bassenge, Berlin, Auktion 107, 26.11.2016, Lot 8108
Privatbesitz Berlin
Zylindermann, Kaktus & rote Hunde
Öl auf Leinwand. 1930 (?).
100 x 72 cm.
Unten links mit Pinsel in Braun (undeutlich) zweifach signiert "Alfred Hawel" und schwer lesbar datiert.
Eine Spielzeugwelt für Erwachsene. Mit tänzerischem Schritt bewegt sich der Zylindermann mit seinen Begleitern, zwei roten Hunden und einem grünen Kaktus, durch die surreale Umgebung. Stilisiert wie radikal moderne Spielzeugfiguren aus lackiertem Holz oder glänzendem Plastik, kommen sie einen überlangen Gang entlangspaziert, dessen Seiten an die rostigen Eisenwände eines Hafens denken lassen, und die Masten rechts bestätigen diesen Eindruck. Ein helles Licht fällt von rechts ein, das jedoch allein für die Figuren Schatten erzeugt. Mit hyperrealistischer Genauigkeit, sorgsamem Duktus und strahlendem Kontrastreichtum gestaltet der Künstler die Komposition. Alfred Hawel, Wiener Maler der Neuen Sachlichkeit, imaginiert mit Humor und großem kompositorischen Geschick die skurrile, rätselhafte Szene.
Blindes Mädchen mit Bibel
Öl auf Mapappe. 1933.
55 x 35 cm.
Oben links mit Pinsel in Schwarz signiert "Wlastimil Hofman" und datiert.
Die leeren Augen im schönen Antlitz wenden sich mit ihrem weißen Leuchten irritierend direkt und groß frontal zum Betrachter, scheinen aber zugleich in die Ewigkeit zu schauen. Im vereinfachenden, klaren Stil der Neuen Sachlichkeit malt Hofman das junge Mädchen im roten Kleid, dessen Ton sich in den ebenso roten Lippen spiegelt. Mit beiden Händen hält sie das heilige Objekt vor ihre Brust und setzt es damit in der Mittelachse in Korrespondenz zur Herausforderung des Gesichtes mit all seiner Schönheit und dem leeren Blick. Der polnische Maler, geboren als Vlastimil Hofmann, ausgebildet ab 1896 an der Akademie der bildenden Künste in Krakau unter Jacek Malczewski und nach 1899 in Paris an der Ecole des Beaux-Arts, hatte seine erste Ausstellung 1902 in der Künstlervereinigung Sztuka, weitere Ausstellungen folgten in großen europäischen Metropolen. 1907 trat er als erster Pole der Wiener Sezession bei. Um 1921 änderte er seinen Namen in die polnische Version Wlastimil Hofman. Der Künstler, Vertreter des jungpolnischen Symbolismus, widmete sich vornehmlich religiösen und mythologischen Themen. Populär wurde er durch Madonnen-, Kinder- und Engeldarstellungen in ländlicher Umgebung.
Overbeck, Gerta
Menschenfresser; Industriearchitektur
Los 8126
Schätzung
5.000€ (US$ 5,376)
Menschenfresser; Industriearchitektur
2 Zeichnungen, recto/verso. Aquarell, Gouache, Kugelschreiber und Bleistift bzw. Gouache, Kohle und Bleistift auf Skizzenblockpapier. 1922 (recto) / 1924 (verso).
20 x 27 cm.
Beide Seiten unten links mit Bleistift signiert "G. OVERBECK" und datiert.
Overbecks künstlerisches Hauptaugenmerk lag auf der Industrie- und Arbeitswelt des Ruhrgebiets und Hannovers. Für sie besaßen Industrieanlagen und Baustellen eine visuelle Anziehungskraft und gaben der jungen, als Kunsterzieherin arbeitenden Malerin das Gefühl, einen dichten Kontakt zur Welt der proletarischen Arbeit zu halten. Sie hatte das Ziel, ihre Sujets auch für den einfachen Menschen verständlich und zugänglich darzustellen. In ihrer Ausbildung bei Fritz Burger-Mühlfeld hatte Overbeck neben Grethe Jürgens auch Ernst Thoms, Friedrich Busack, Ernst Wegner, Hans Mertens und Karl Rüter kennengelernt, die zusammen in Hannover die Gruppe der Neuen Sachlichkeit bildeten. "Gerta Overbeck schreibt in dem Aufsatz 'Industriebilder' von 1932: 'Der Mensch ist nur ein ganz unbedeutendes Etwas, auf das keine Rücksicht genommen zu werden braucht.'" (Heike Scholz, Am Rande des Blickfeldes. Grethe Jürgens - eine Künstlerin der zwanziger Jahre in Hannover, Köln 1999, S. 53f.). Dementsprechend wird der Mensch in ihrer Zeichnung verschlungen vom Monster bzw. findet in der Industrieanlage überhaupt keinen Platz.
Provenienz: Privatbesitz Rheinland
Ausstellung: Der stärkste Auszug unserer Tage. Neue Sachlichkeit in Hannover, Sprengel Museum, Hannover 2001 (Kat.-Nr. 304, mit Abb.)
Literatur: Doris Müller, Gerta Overbeck. Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik der 1920er Jahre, Münster 2002 (Kat.-Nr. 8, mit Abb.)
"Eiswagen"
Aquarell auf Velin. 1924.
34,4 x 25,5 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "G. OVERBECK" und unten rechts datiert, auf dem Unterlagekarton mit Bleistift nochmals datiert und betitelt.
Ohne Kundschaft, ohne lärmende Kinder oder sonstige Sommerfreuden stehen die zwei Frauen mit ihrem Eiswagen am Rand der städtischen Straße, unbeachtet von den starr und dunkel im Hintergrund stehenden Passanten. Gerta Overbecks "Anliegen war es, die Zeit, in der sie lebten, über das Bild ins Bewußtsein zu bringen; ohne Anklage zwar, ohne Mitleid, ohne Appell oder Schuldzuweisung, aber auch nicht rein dokumentarisch, 'neutral' im Sinne von unbeteiligt, sondern mit Wohlwollen, Sympathie und Verständnis für die kleinen Leute, so, als wolle man eher beruhigend als resignierend zum Ausdruck bringen: Das ist das Leben, Euer Leben." (Heike Scholz, Am Rande des Blickfeldes. Grethe Jürgens - eine Künstlerin der zwanziger Jahre in Hannover, Köln 1999, S. 62).
Provenienz: Galerie Krokodil, Hamburg
Privatbesitz Schleswig-Holstein
Privatbesitz Rheinland
Literatur: Doris Müller, Gerta Overbeck. Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik der 1920er Jahre, Münster 2002 (Kat.-Nr. 16, mit Abb.)
Kartenspieler
Aquarell, Deckweiß und Pinsel in Schwarz auf Skizzenpapier. 1927.
27 x 23,6 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "G. OVERBECK" und datiert.
Gerta Overbeck, Malerin der Neuen Sachlichkeit, suchte sich, wie ihre Künstlerfreundin Grethe Jürgens, ihre Sujets im proletarischen Milieu, im Alltagsleben der kleinen Leute mit ihren Sorgen, Freuden und Nöten, bedroht von Armut und Arbeitslosigkeit. Auch die Künstlerin selber lebte unter ärmlichen Bedingungen und trat später der Kommunistischen Partei bei. Im Mittelpunkt ihres unbestechlichen Blicks steht also der Mensch: Hier ist es ein Trio beim Kartenspiel in einer schummrigen Kneipe. Die in dichter Räumlichkeit komponierte Szenerie ist dominiert von den sorgfältig gezeichneten Figuren im Vordergrund, die im Beieinander einen Moment der sorgenfreien Entspannung finden.
Provenienz: Galerie Krokodil, Hamburg
Privatbesitz Schleswig-Holstein
Privatbesitz Rheinland
Literatur: Doris Müller, Gerta Overbeck. Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik der 1920er Jahre, Münster 2002 (Kat.-Nr. 19, mit Abb.)
Zwei Ball spielende Akte
Aquarell und Bleistift auf JW Zanders-Bütten. Ca. 1924.
40,5 x 26,5 cm.
Dorothea Maetzel-Johannsen, von 1907 bis 1909 in Hamburg zur Zeichenlehrerin ausgebildet, war als Lehrerin tätig und heiratete 1910 Emil Maetzel. Ihre Beschäftigung musste sie jedoch als verheiratete Frau im wilhelminischen Kaiserreich wieder aufgeben. Sie reiste zwischen 1911-1918 mehrfach nach Berlin und lernte dort bei Lovis Corinth. Ab 1919 entstand in Hamburg ihr expressionistisches Hauptwerk. Attraktive Zeichnung zweier Ball spielender Akte von etwa 1924, in harmonischer Farbigkeit gehalten.
Zwei Akte im Mondschein
Aquarell und Feder in Schwarz auf Velin. Um 1924.
34,5 x 24,4 cm.
Zumeist weibliche Akte mit schmalen Gesichtern und langen Gliedmaßen finden sich in den Gemälden und Zeichnungen der hamburgischen Künstlerin. Ein weiteres ihrer Kennzeichen sind die eckigen Konturen bei der Darstellung von Figuren und Stilleben. Unsere Zeichnung zweier Akte im Mondschein ist geprägt von einer kontemplativen, innigen Ausstrahlung.
Maetzel-Johannsen, Dorothea
Sitzende Figur vor dem Fenster
Los 8131
Schätzung
1.500€ (US$ 1,613)
Sitzende Figur vor dem Fenster
Mischtechnik auf festem Velin. Wohl 1915-20.
34,5 x 26,4 cm.
Oben links mit Bleistift signiert "D. Maetzel-Johannsen".
Gemeinsam mit ihrem Mann Emil Maetzel war Dorothea Maetzel-Johannsen Mitbegründerin der Hamburgischen Sezession und entwickelte zwischen 1919 und 1921 eine eigene expressive Bildsprache. Inspiration zog sie dabei u.a. aus dem Kubismus, der Künstlergemeinschaft Brücke und der afrikanischen Skulptur. So weist die graue weibliche Figur auf dem Fensterbrett in unserer Zeichnung mit ihren mandelförmigen Augen und der schmalen, langen Kopfform ebenfalls Züge einer afrikanischen Maske auf.
"Freundinnen"
Radierung mit Kaltnadel auf Kupferdruckpapier. 1919.
22,9 x 18 cm (29,9 x 25 cm).
Signiert "D. Maetzel-Johannsen", datiert und betitelt.
Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
Zwei sitzende weibliche Akte
Radierung mit Kaltnadel auf Kupferdruckpapier. 1919.
18,9 x 11,9 cm (29,9 x 24,9 cm).
Signiert "D. Maetzel-Johannsen", datiert und bezeichnet "No 12".
Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
Maetzel-Johannsen, Dorothea
Weiblicher Akt vor Sonnenuntergang
Los 8134
Schätzung
900€ (US$ 968)
Weiblicher Akt vor Sonnenuntergang
Radierung mit Kaltnadel auf Velin. 1920.
23,7 x 32 cm (35,4 x 47,9 cm).
Signiert "D. Maetzel-Johannsen" und datiert.
Prachtvoller, kontrastreicher Druck mit schönem Plattenton und breitem Rand.
Maetzel-Johannsen, Dorothea
Mutter und Kind unter der Sonne
Los 8135
Schätzung
900€ (US$ 968)
Mutter und Kind unter der Sonne
Radierung mit Kaltnadel auf Velin. 1921.
32,8 x 23,5 cm (50 x 35,4 cm).
Signiert "D. Maetzel-Johannsen" und datiert.
Prachtvoller, differenzierter Druck mit schönem Plattenton und breitem Rand.
Turu
Kohle auf Bütten. 1920.
44,3 x 36,8 cm.
Unten links mit Kohle signiert "MKaus" (ligiert) und datiert.
Bemerkenswert und herausragend in seiner Ernsthaftigkeit, Nähe und Direktheit ist das Portrait, das Kaus 1920 von seiner Freundin und zukünftigen Frau Gertrud, genannt Turu, zeichnet. Ihr fein geschnittenes, länglich-ovales Gesicht ebenso wie ihr Blick ist streng frontal ausgerichtet, zudem ist die Dargestellte bis an das intime Format des Brustbildes herangerückt. Das Portrait scheint den Bildraum fast zu sprengen, so dass eine intensive Wirkung und Ausstrahlung entsteht. Kaus konstruiert dieses konzentrierte, gewissermaßen verdichtete Bildnis seiner wichtigsten Bezugsperson mit zügigen, expressiven, geraden Linien und Schattierungen, die im spitzen Winkel zueinander stehen und gegeneinander verspannte Formen entstehen lassen. In ebendiesem Jahr 1920 lernte Kaus durch Erich Heckel Karl Schmidt-Rottluff und Otto Mueller kennen, trat der Freien Sezession und dann der Berliner Sezession bei.
Provenienz: Nachlass des Künstlers, Berlin
Privatbesitz Berlin
Weiblicher Halbakt mit verschränkten Armen
Kohle und Bleistift, teils gewischt, auf Velin. Um 1927.
49,5 x 43 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "CH" (ligiert).
Die für Hofers Antlitze charakteristischen, mandelförmigen Augen und der sanfte, ruhige Blick des Mädchens legen einen zarten Hauch von Beseeltheit über die Zeichnung. Die angeschnittenen Hüften der Halbfigur bleiben in der bloßen Andeutung, während der ins Halbprofil nach rechts gedrehte Kopf und der entblößte Oberkörper von eleganten, sicher geführten Konturen umrissen sind. Zarte Wischungen und mit der breit gelegten Kohle markant strukturierte Schraffuren ergänzen die geschwungenen Linien und verleihen dem Mädchenkörper Plastizität ebenso wie dem Hintergrund Räumlichkeit. Karl Hofer konnte seine ersten Erfolge in den 1920er Jahren mit Ausstellungen bei Paul Cassirer und Alfred Flechtheim in Berlin verzeichnen. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus seinem Professorenamt an der Hochschule der Künste entlassen. Nach dem Krieg wurde er ihr Direktor. Verso eine weitere, vom Künstler verworfene Komposition, "Stehender weiblicher Akt, den Arm aufgestützt".
Provenienz: Bassenge, Berlin, Auktion 82, 29.11.2003, Lot 6776
Privatbesitz Bayern
Jüngling mit Kopftuch
Kreide in Braun und Schwarz auf glattem Velin. 1925.
40 x 30 cm.
Unten rechts mit Kreide in Schwarz monogrammiert "CH".
Expressive Kreidezeichnung mit effektvoll gewischten Partien, entstanden in Hofers bester Schaffenszeit. Um 1924 entstand sein ikonisches Gemälde gleichen Titels, das den Jüngling in der Halbfigur zeigt, mit etwas erhobenerem Kopf, offenen Augen und weiter herabhängenden Tuchenden. Im Ausdruck erscheint der Jüngling in der vorliegenden Zeichnung etwas zurückgenommener und in sich versunken, mit der stillen Melancholie, die Hofers eindrucksvollste Arbeiten auszeichnet. Beigegeben: Eine signierte Lithographie von Karl Hofer, "Säufer", 1945-48 (Rathenau 116 II (von III)), verso mit der Skizze eines Frauenkopfes.
Provenienz: Galerie Kornfeld, Bern, Auktion 18.06.2015, Lot 364
Privatbesitz Rheinland
"Doppelgesicht"
Kreide in Schwarz auf festem Velin. Um 1945.
51,5 x 37,6 cm.
Unten mittig mit Kreide in Schwarz monogrammiert "CH" (ligiert) sowie am unteren Blattrand numeriert "22", verso betitelt.
Der Künstler integrierte das vorliegende Blatt in seinen Zyklus "Menschheit", den er 1946 in Potsdam publizierte. Seine Zeichnungen aus den 1940er Jahren sind geprägt von einer starken emotionalen Intensität und einer tiefen menschlichen Empathie. Sie zeigen die Verletzlichkeit und die Hoffnungen der Menschen in einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Aquarelle und Zeichnungen von Karl Bernhard Wohlert unter der Nummer "1545" aufgenommen.
Provenienz: Galerie Klihm, München
Privatsammlung Süddeutschland
Ketterer, München, Auktion 395, 19.10.2012, Lot 458
Privatbesitz Süddeutschland
Ausstellung: Galerie Klihm, München 1969, Nr. 8 (mit Abb.)
Städtebundausstellungen des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Unna 1970, Nr. 15
Galerie Valentin, Stuttgart u.a.1972/1973, S. 36, Nr. 18 (mit Abb.)
Ausstellung der Stadt Goslar, München und Goslar 1974
Jacob Bräckle und Carl Hofer, Kunstverein Ulm 1975, Nr. 6
Literatur: Menschheit. Zwölf Zeichnungen von Carl Hofer, Offizin Eduard Stichnote, Potsdam 1946, Abb. Bl. 7
Männerkopf mit offenem Mund
Aquarell, Gouache und Feder in Schwarz auf festem braunen Velin. 1950.
48,5 x 40,5 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert "CH" (ligiert).
Hofer trat 1945 seine Position als Direktor der Hochschule für Bildende Künste in Berlin an. In dieser Zeit schuf er eine Vielzahl von Zeichnungen, die sich durch ihre expressiven Linien und ihre introspektive Darstellung auszeichnen. Seine Blätter aus diesen Jahren sind geprägt von einer starken emotionalen Intensität und einer tiefen menschlichen Empathie. Sie zeigen die Verletzlichkeit, die Sorgen und die Hoffnungen der Menschen in einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit. Verso eine verworfene Zeichnung Hofers, vermutlich mit gleichem Motiv.
Provenienz: Kunsthandel Gerd Köhrmann, Köln (Nachlass Karl Hofer) (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort typographisch bezeichnet)
Lempertz, Köln, Auktion 847, 26.11.2003, Lot 734
Privatbesitz Rheinland
Mutter mit zwei Kindern
Graphit auf Bütten. 1945.
42,5 x 31,2 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Richter" und datiert.
Hans Theo Richter, der Ende der 1920er Jahre Student von Richard Müller in Dresden und Meisterschüler von Otto Dix war, erlangte durch seine eindringlichen Zeichnungen schon früh Aufmerksamkeit. "Richter hielt stets an der jahrtausendealten Tradition der europäischen Kunst fest, die das Bild des Menschen als eine zentrale Aufgabe ansieht. (...) Dabei sind seine Zeichnungen fast immer von einer Stimmung von Vertrauen, Zuneigung und Behutsamkeit beherrscht, die man als ideale Ziele menschlichen Umgangs benennen kann. So ist es natürlich und folgerichtig, daß bereits in Richters Frühwerk seine Aufgeschlossenheit für die Welt der Kinder sichtbar wird. Hunderte von Skizzen auf Spielplätzen erfassen die unendliche Vielfalt im Verhalten der Kinder untereinander und zu den Erwachsenen." (Hildegard und Hans Theo Richter-Stiftung, htr-stiftung.de/werk, Zugriff 04.07.2024).
"Mutter und Säugling"
Öl auf Leinwand. Wohl um 1923/25.
61 x 50 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Grau signiert "DRESSLER" und mit dem Künstlersignet, verso mit Pinsel in Schwarz signiert "A.W. Dressler", betitelt, bezeichnet "ÖLTEM. WA.FIR." und mit Farbstift in Rot "12,4II".
In ihrer Stille, liebevollen Zartheit und Intimität überstrahlt diese Darstellung einer Mutter mit ihrem Säugling Dresslers andere, um dieselbe Zeit herum entstandene Gemälde desselben Sujets, nämlich wohl seiner eigenen kleinen Tochter. Weich sind die Figuren und das Kissen in ihrem Rücken, die Farben, das Licht ebenso wie die Formen. "Dresslers inniges Mitgefühl mit dem Kreatürlichen äußert sich in einem völlig unprätentiösen Stil, der die äußere Form als innere Ästhetik spiegelt." (Gerhard Leistner, in: August Wilhelm Dressler, Ausst.-Kat. Galerie Nierendorf, Berlin 2007, S. 2).
Provenienz: Privatbesitz Rheinland
"Zwei Frauen am Meer"
Öl auf Hartfaser. 1937.
39,5 x 49 cm (Rahmenausschnitt).
Unten rechts mit Pinsel in Dunkelbraun mit dem Künstlersignet, verso mit Pinsel in Braun signiert "AW Dressler", betitelt, mit Bleistift (von fremder Hand?) datiert und zweifach mit Pinsel in Rot bzw. Blau bezeichnet "6".
Eine leise Melancholie prägt die Strandszene mit den beiden anmutigen Frauen. Durch den dichten Farbauftrag erhält die Szene eine großartige Stofflichkeit, die durch die formstrenge und die Plastizität betonende Modellierung noch gesteigert wird. Dressler, einer der stilprägenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit, studierte 1906-1913 an den Akademien in Dresden und Leipzig. Anschließend zog er als freischaffender Künstler nach Berlin und schloss sich der Novembergruppe an. 1924 wurde Dressler Mitglied der Berliner Sezession. Max Osborn nennt Dressler 1927 "einen der besten und redlichsten der Neurealisten" (zit. nach Gerhard Leistner, s.u.). "Sparsam geht Dressler auch mit seiner Farbpalette um, wenn er die Figuren in stumpfen, weichen und abgestuften Tonwerten mit wenigen Aufhellungen malt, was zur Entstofflichung der Gegenstände führt, die die Welt noch stärker anorganisch macht." (Gerhard Leistner, in: August Wilhelm Dressler, Ausst.-Kat. Galerie Nierendorf, Berlin 2007, S. 2).
Provenienz: Leo Spik, Berlin, Auktion 20.10.2005, Lot 73
Privatbesitz Rheinland
"Forum Romanum"
Öl auf Leinwand. 1930.
60 x 70 cm.
Verso mit Feder in Schwarz signiert "AW Dressler", betitelt und mit Pinsel in Rot bezeichnet "37".
In harmonischer, lebendiger Farbgebung und aus leicht erhöhter Perspektive schildert Dressler liebevoll den Blick auf einen der prominentesten Orte Roms. In zahlreichen Gemälden "dokumentiert der 1930 nach Rom ausschwärmende Künstler mit panoramaartigen Reportagen die Architekturgeschichte der Ewigen Stadt." (Gerhard Leistner, in: August Wilhelm Dressler, Ausst.-Kat. Galerie Nierendorf, Berlin 2007, S. 3).
Provenienz: Leo Spik, Berlin, Auktion 26.06.2003, Lot 61
Galerie Nierendorf, Berlin 2007
Privatbesitz Rheinland
Literatur: August Wilhelm Dressler, Ausst.-Kat. Galerie Nierendorf, Berlin 2007, Nr. 28, Abb. S. 21
"Revuegirls"
Öl auf Leinwand. Wohl um 1950.
88 x 69 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz mit dem Künstlersignet, verso mit Farbstift in Schwarz signiert "Aug. Wilh. Dressler", betitelt und mit Pinsel in Rot bezeichnet "26".
Die graziösen Revuegirls scheinen inmitten der Bewegung erstarrt, mit erhobenen Armen verharrend im Moment. Die blassen, langgestreckten Körper stellt der Künstler nicht wie reale, lebensvolle junger Frauen dar, sondern sie wirken starr wie Schaufensterpuppen, geschildert in makelloser Plastizität. Ein helles Licht, die mit Weiß abgetönten Farben und die Palmwedel ebenso wie die angeschnittene Architektur versetzen die Szene in eine südliche Umgebung. In Dresslers Spätwerk finden sich zunehmend Sujets aus Randgruppen der Gesellschaft wie Revuegirls, aber auch Gaukler, Balletteusen und Artisten.
Provenienz: Leo Spik, Berlin, Auktion 26.06.2003, Lot 65
Privatbesitz Rheinland
Felsen am Weg ("Fjeld")
Metallprägedruck auf schwerem, handgeschöpftem Van Gelder Zonen-Velin. 1934.
43 x 57,7 cm (51 x 65,2 cm).
Signiert "Nesch", betitelt und bezeichnet "Selvtrykk".
Helliesen/Sørensen 480.
Blatt 12 der 20 Blatt umfassenden Serie "Schnee". Rolf Nesch lernte u.a. bei Oskar Kokoschka in Dresden, war Freund Ernst Ludwig Kirchners und Bewunderer Edvard Munchs. Als die Nazis 1933 seine Bilder aus einer Ausstellung entfernten, emigrierte er nach Norwegen und wurde dort neben Munch zum wichtigsten Künstler der Klassischen Moderne Skandinaviens. Bekannt ist er für seine oft farbenfrohen, einzigartigen Metallprägedrucke, die er nach seiner Übersiedlung nach Hamburg 1929 erfand und Zeit seines Lebens weiterentwickelte. Die reliefartigen Strukturen auf dickem Papier, die sich 1925 durch zufälliges Durchätzen seiner Radierplatten ergaben, führte er fortan weiter, indem er ganze Drähte, Lochplatten oder Gitter auf große Druckplatten lötete und so seine außergewöhnlichen, fast haptischen Reliefdrucke schuf.
Die Serie "Schnee" entstand kurz nach seiner Ankunft in Norwegen in Slependen, einem Vorort Oslos, und markiert einen ersten Höhepunkt in Neschs Materialdrucktechnik. Noch bleiben die kräftigen Farben aus und Nesch druckt mit viel Weißfläche nur in Schwarz. Wenige markante Drahtprägungen durchziehen die Komposition. Das Formenvokabular bleibt reduziert. Unser Exemplar in einem prächtigen Handdruck mit kräftigem Relief und dem vollen Schöpfrand. Selten, Helliesen/Sørensen vermuten mindestens elf Abzüge, auf dem internationalen Auktionsmarkt ist in den letzten 25 Jahren kein Exemplar nachweisbar.
Elbsteg ("Freihafenbrücke")
Farbiger Metallprägedruck auf schwerem Velin. 1932.
59,7 x 44,8 cm (64,9 x 50 cm).
Verso unten rechts wohl eigenhändig betitelt.
Helliesen/Sørensen 461.
Blatt 15 (von 20) der Serie "Hamburger Brücken" von 1932. Im Jahr 1929 hatte Rolf Nesch sich in Hamburg niedergelassen, wo er von Gustav Schiefler und Max Sauerland gefördert wurde. Nach ersten Experimenten entstand hier 1932 seine bahnbrechende Graphikserie "Hamburger Brücken" in der von ihm erfundenen Metalldrucktechnik: zur Gestaltung seiner Bildmotive lötete er lose Teile, Drahtgaze und Metalldrähte auf die Platten, die sich auf das Papier durchdrückten. Unser Blatt zeigt ein Figurenpaar, angedeutet durch hellgrüne Drahtgaze, eingerahmt von einem in markant kontrastierendem, leuchtend orange gefassten Brückengeländer und schwarz-grau changierendem Umfeld, wohl Himmel und Wasser. Prachtvoller, kontrastreicher und herrlich farbfrischer Druck mit dem vollen, schmalen Rand. Äußerst selten, es findet sich nur ein Exemplar in den letzten 25 Jahren auf dem internationalen Auktionsmarkt. Helliesen/Sørensen sind lediglich sieben Exemplare bekannt.
Provenienz: Else Mögelin, Berlin
Privatbesitz Berlin
Hommage à Dürer
Farbiger Metallprägedruck auf schwerem Velin. 1971.
57,5 x 44 cm (64,7 x 50 cm).
Signiert "Rolf Nesch", datiert und bezeichnet "Tiré par l'artiste".
Helliesen/Sørensen 840.
In dem vielseitigen und hochproduktiven graphischen Gesamtwerk Rolf Neschs gehört unser Blatt in die späte Serie „Hommage à Dürer“, die nur wenige Jahre vor seinem Tod entstand. Zum 500. Geburtstag von Albrecht Dürer lud der Kunstverein Nürnberg verschiedene Künstler ein, ein Werk zu Ehren des Meisters anzufertigen. Nesch lieferte insgesamt vier Arbeiten zum Thema, wovon nur eine in Nürnberg Verwendung fand. Die restlichen, darunter unseres, waren wohl als Triptychon geplant. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre beschäftigte sich Nesch viel mit humorvollen Vogel- und Fischformen, die er in seinen Materialbildern zum Teil mit Industrieschrott formte und jeden einzelnen Abdruck in der Zusammensetzung von Form und Farbe veränderte. Unser Exemplar in einem brillanten Druck mit kräftigem Rotorange im Hintergrund. Die weiteren Farben pointiert, fein nuanciert und insgesamt mit prachtvollem, teils ornamentalen Relief und mit kleinem, aber wohl dem vollen Rand. Selten, Helliesen/Sørensen vermuten ein Minimum von neun Abzügen.
Europäische Graphik II
9 Bl. Druckgraphik, 1 Bl. Impressum und Inhalt auf Japan bzw. Velin. Lose in Orig.-Leinenmappe. 1964.
Bis 75 x 53 cm (Blattgröße).
Die Druckgraphiken jeweils signiert, im Impressum vom Verleger signiert "Felix H. Man". Auflage 35 röm. num. Ex.
Die komplette Mappe der Ausgabe A, herausgegeben von Felix H. Man und verlegt von der Galerie Wolfgang Ketterer, Stuttgart 1964. Enthält Graphiken von Julius Bissier, Komposition (Lithographie), Hap Grieshaber, Paar (Holzschnitt, Gabler 64/91), E.W. Nay (2), Dominant-Blau und Rot aus Blau (Lithographien, Gabler 72 und Gabler 71), K.R.H. Sonderborg (2), Komposition I und Komposition II (Lithographien), Hans Uhlmann, Erregt (Lithographie) und Fritz Winter, Vor Horizontalen (Lithographie, Gabler 45). Zusätzlich als Sonderedition nur in Ausgabe A enthalten: Rolf Nesch, Der Zopf (Metallprägedruck, Helliesen/Sørensen 774). Neben der Auflage von 35 Exemplaren in Ausgabe A existiert zusätzlich eine Auflage von 65 Exemplaren der Ausgabe B. Prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand, teils mit dem Schöpfrand. Sehr selten.
Provenienz: Ehemals Sammlung Friedrich und Ingeborg Spengelin, Hamburg (mit deren Sammlerstempel verso, nicht bei Lugt)
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