Modell
Kaltnadel auf JWZanders-Bütten. 1917/18.
23,5 x 18 cm (44,2 x 36 cm).
Signiert "Beckmann" und datiert. Auflage 50 Ex.
Hofmaier 124 II C.
Das dargestellte Modell dieses seltenen Blattes ist laut Hofmaier unbekannt und zeigt nicht Fridel Battenberg, wie von Gallwitz ursprünglich angenommen. Auch die Datierung bleibt nach Hofmaier unklar. Datiert Beckmann es in seiner eigenen handschriftlichen Liste mit 1917, so ist unser Blatt vom Künstler auf das Jahr 1918 datiert. Da auch der erste bekannte Probedruck auf 1918 datiert ist, vermutet Hofmaier eine Entstehung über den Jahreswechsel hinaus. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
Provenienz: Ehemals Galerie Commeter, Hamburg (verso sowie auf dem Unterlagekarton mit der handschriftlichen Bezeichnung)
Privatbesitz Berlin
Place Vintimille
Bleistift auf Skizzenbuchpapier. Um 1916.
17,5 x 10,4 cm.
Unten rechts mit dem Atelierstempel "E.V." (Lugt 909c).
An der Place Vintimille lebte Vuillard seit 1908, immer wieder in verschiedenen Wohnungen, die ihm unterschiedliche Blickwinkel auf den Platz eröffneten. Mit ornamental geschwungenen Linien erfasst der Künstler den vertrauten Anblick, sein Stift ertastet und umkreist den ruhigen Platz inmitten der Großstadtwelt. "Die kurvigen Umschreibungen, die Schlangenlinien, mit denen sich sein Stift tastend von Ding zu Ding findet, berufen und sichern den atmosphärischen Zusammenhalt im Raume. (...) hier an der Place Vintimille hat er für sich, für sein Auge und für seine Kunst die endgültige Heimat gefunden." (Günter Busch, in: Edouard Vuillard, Intérieurs et Paysages de Paris, Ausst.-Kat. Wolfgang Werner, Berlin 1992, o.S.).
Provenienz: Privatsammlung Paris
Ausstellung: Edouard Vuillard, Intérieurs et Paysages de Paris, Wolfgang Werner, Berlin 1992, Kat.-Nr. 24
Edouard Vuillard, Les Tasses noires - Arbeiten auf Papier 1903-1928, Neue Pinakothek, München 2001, Kat.-Nr. 32 (Abb. S. 51)
Drei spielende Mädchen
Feder in Schwarz auf Skizzenbuchpapier. 1914.
16,2 x 9,7 cm.
Verso im Unterrand mit Feder in Schwarz (eigenhändig?) datiert und bezeichnet "70" sowie mit dem schwarzen Nachlaßstempel, dort von Elisabeth Erdmann-Macke mit Bleistift bezeichnet "St 7/18" sowie betitelt "Drei Mädchen" und bezeichnet "M" sowie oben links "Em".
Heiderich 2669 (ohne Abb., Verbleib unbekannt).
Fast immer hatte August Macke sein Skizzenbuch zur Hand, um jederzeit Bewegungen und Haltungen von Mensch und Tier zeichnerisch studieren zu können und sich damit selber immer weiter zu schulen. Die "Drei spielenden Mädchen" tragen den Charakter einer solchen spontan entstandenen, naturnahen Erscheinungszeichnung, wie sie neben seinen Konstruktionszeichnungen stets in Mackes Schaffen zu finden sind. In einer differenzierten Zeichentechnik kombiniert Macke flächige mit linearen Effekten und verleiht dem Strichgefüge auf dem hellen Grund tiefdunkle Partien. Kurvig schwingende Linien fügen sich zu Schraffurbündeln, umfahren die Konturen und erzeugen den Eindruck einer durchlichteten Transparenz. "Durch die gesamte Schaffenszeit Mackes hindurch ist die Zeichnung vor allem dies: eine spontane und vitale künstlerische Äußerung als Reaktion auf die sinnliche Wahrnehmung. (...) 1912 beginnend, besonders aber in den letzten beiden Schaffensjahren 1913 und 1914, nimmt die Zeichnung in zunehmendem Maße einen eigenständigen Rang neben dem malerischen Œuvre ein." (U. Heiderich, in: August Macke, Ausst.-Kat. Münster u.a. 1987, S. 115). Kleine Notizheftchen mit abgerundeten Ecken, wie hier verwendet, benutzte Macke häufig als Skizzenbücher, von denen auch zahlreiche erhalten sind. Die Einzelblätter dieser von ihm selbst oder seiner Witwe aufgelösten Heftchen wurden mit eigenen Nummern in den Nachlasslisten registriert.
Die Abkürzung der Nachlassnumerierung "St" steht in der Liste für "Schwarze Tuschzeichnung".
Provenienz: Nachlass des Künstlers, Bonn
Privatbesitz Berlin
"Regenbogen"
Farbstifte, Aquarell und Pinsel sowie Feder in Schwarz über Kohlestift auf dünnem Velin. 1917.
Ca. 31,2 x 19,2 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "C.Mense", verso vom Künstler (eigenhändig?) mit Silberstift betitelt und numeriert "32 ª".
Drenker-Nagels 258.
Bedeutendes Aquarell aus der frühen Zeit des rheinischen Künstlers Carlo Mense. Durch deutschlandweite exzellente Kontakte zur Kunstavantgarde des frühen 20. Jahrhunderts, wurde Mense von einflussreichen Galerien vertreten und in zahlreichen legendären Ausstellungen der damaligen Zeit gezeigt. Zunächst Vertreter des Rheinischen Expressionismus, wandte sich Mense nach dem Ersten Weltkrieg dann zunehmend dem Stil der Neuen Sachlichkeit zu. Unser Aquarell „Regenbogen“ entstand noch, ganz typisch für den frühen Mense, mit kubo-futuristischen Stilelementen und beeinflusst von der Kunst seines Freundes August Macke und des russisch-jüdischen Malers Marc Chagall. Wie im Traum, visionär, umgeben von feierlicher Ruhe inmitten einer Berglandschaft, blicken die unterschiedlichen Figuren mit sehnsuchtsvollem Blick und voller Hoffnung auf eine friedliche Welt hinauf zum Regenbogen, der angesichts der Entstehungszeit im Ersten Weltkrieg als Symbol der Erlösung zu werten sein dürfte.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München
Mutter
Holzschnitt auf dünnem, glatten Velin. 1916.
37,2 x 30,8 cm (60 x 42,1 cm).
Signiert "S. Rottluff", datiert und vom Künstler mit der Voigt-Nummer "169" bezeichnet, von fremder Hand betitelt "Mutter" sowie bezeichnet "Voigt" und "Schapire 1916/194".
Schapire H 194.
Wohl neben der Auflage von 75 Exemplaren, diese bei Fritz Voigt, Berlin, gedruckt und vom Graphischen Kabinett I.B. Neumann, Berlin, erworben. 1919 wurde die Auflage in der Mappe "Zehn Holzschnitte von Schmidt-Rottluff" von Neumann veröffentlicht. Vorzüglicher Abzug mit sehr breitem Rand. Durch das dünne, satinierte Papier druckt der kräftig eingefärbte Holzstock entlang der Ränder mit wunderbar subtilen, aufgetürmten Farbstegen von monotypieartigem Charakter. Die Balance zwischen dem satten Schwarz und dem lebhaft mitdruckenden Stockgrund ist in unserem Exemplar exzellent gelungen.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München
Lago Maggiore
Holzschnitt auf Japanbütten, auf Karton kaschiert. 1930/60.
39,2 x 50,2 cm (43,2 x 56,5 cm).
Signiert "SRottluff". Auflage 175 Ex.
Schapire H 32.
Einzige Auflage, die 1960 von der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin als Jahresgabe in Auftrag gegeben wurde. "Der Holzschnitt muß etwa von 1930 sein, ursprünglich sollte daraus ein Farbholzschnitt werden. Aus nicht mehr erklärbaren Gründen ist das unterblieben. Da der Stock sich zufällig erhalten hatte und mich die Hoferges. letzthin bat, ob ich nicht u.s.w., kam mir der Stock wieder in die Hände, ich ließ ihn andrucken und man war damit einverstanden." (zit. nach Schapire H 32). Prachtvoller Druck mit tiefschwarzen Partien, mit Rand.
Bärtiger Mann (Männerkopf)
Lithographie auf Bütten. 1919.
Ca. 32,8 x 27,4 cm (46,4 x 35,6 cm).
Signiert "ErichHeckel" und datiert.
Ebner/Gabelmann 746 L, Dube L 255.
Abzug wohl vom endgültigen Zustand mit kräftig schwarzem Umraum und wunderbar differenzierten Abstufungen der Binnenzeichnung in der linken Gesichtshälfte und am Hals. Ebner/Gabelmann führen im Werkverzeichnis der Druckgraphik lediglich 25 bekannte Exemplare auf, allesamt mit Druckunterschieden. Prachtvoller, harmonischer Abzug mit breitem Rand. Selten.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München (rückseitig mit dem blauen Galeriestempel)
Roquairol
Holzschnitt auf Bütten mit Wz. "Concordia". 1917.
31,7 x 24,3 cm (43,3 x 35,8 cm).
Signiert "Erich Heckel" und datiert sowie bezeichnet "2.".
Ebner/Gabelmann 716 H II, Dube H 308 II.
Mit den Gesichtszügen Ernst Ludwig Kirchners stellt Heckel in diesem Holzschnitt eine der beiden männlichen Hauptfiguren aus dem Roman "Titan" von Jean Paul dar. Prachtvoller, differenzierter Handabzug, die feine Maserung des Holzstocks besonders in der rechten Hälfte wunderbar belebend mitdruckend, recto wie verso mit prächtigem Relief und wohl mit dem vollen Rand. Sehr selten, Ebner/Gabelmann führen im Werkverzeichnis der Druckgraphik lediglich 19 bekannte Exemplare auf.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München (rückseitig mit dem blauen Galeriestempel)
"A.N." (Asta Nielsen/Frau A.N.)
Holzschnitt auf Hadernbütten. 1919.
46,5 x 30 cm (ca. 71,5 x 55,3 cm).
Signiert "Erich Heckel", datiert und betitelt.
Ebner/Gabelmann 741 H A (von B), Dube H 322 A (von B).
Der großformatige Holzschnitt außerhalb der Auflagendrucke von 40 Exemplaren für die Mappe "Elf Holzschnitte 1912-1919, Erich Heckel bei I.B. Neumann", Berlin 1921. Dargestellt ist die von Heckel sehr geschätzte und oft portraitierte dänische Schauspielerin Asta Nielsen. Prachtvoller, tiefschwarzer Handabzug, mit dem vollen Rand, oben und unten mit dem Schöpfrand.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München
"Geschwister"
Holzschnitt auf handgeschöpftem Bütten mit Wz. "Turm mit Zinnen und sechszackigem Stern". 1913.
41,8 x 28,7/30,9 cm (67,7 x 51 cm).
Signiert "Erich Heckel", datiert, betitelt und bezeichnet "Holzschnitt".
Ebner/Gabelmann 584 H II A (von B), Dube H 260 A (von B) .
Abzug des zweiten Zustandes vor der Auflage von 40 Exemplaren für die Mappe "Elf Holzschnitte 1912-1919, Erich Heckel bei I.B. Neumann", Berlin 1921. Mit den im Holzstock aufgefüllten weißen Flächen, so dass die Oberschenkel des Jungen und der Rock des Mädchens als geschlossene Fläche erscheinen und nur die Konturen von Oberschenkel und Knie leicht angedeutet sind. Die Darstellung zeigt Heckels damalige Lebensgefährtin Sidi mit einem ihrer jüngeren Brüder in enger Umarmung. Durch das schroffe Material des Holzes und die sich langsam im Werk Heckels durchsetzenden kristallinen Formen in Gesichtern und Umraum, genauso wie durch die zentrale Anordnung der Figuren im engen Umraum, bekommt die Darstellung gleichsam einen sakralen Charakter. Prachtvoller, tiefschwarzer Druck mit Schöpfrand an allen Seiten.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München
Fischerkopf VII
Holzschnitt auf festem Velin. 1911.
29,5 x 24,2 cm (53,6 x 39,2 cm).
Signiert "Pechstein", datiert und bezeichnet "28". Auflage 120 Ex.
Krüger H 123.
Aus einer Folge von elf Fischerköpfen. Erschienen 1912, als drittes Blatt der VII. Jahresmappe der Brücke, die Pechstein gewidmet war. Neben 20 Exemplaren auf Japan, verlegt bei Gurlitt, gab es eine Auflage von 100 Exemplaren auf Velin. Wunderbar kräftiger Druck mit sehr breitem, wohl vollem Rand.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München
Pechstein, Hermann Max
Musiker (Dr. Freundlich)
Los 8072
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.625€ (US$ 1,747)
Musiker (Dr. Freundlich)
Kaltnadel auf festem Velin. 1918.
17,6 x 13,8 cm (47,3 x 36,3 cm).
Signiert "HMPechstein" (ligiert), datiert "1919" und bezeichnet "I."
Krüger R 109.
Wohl Abzug neben der Gesamtauflage von 70 Exemplaren, erschienen als Originalbeilage der Luxusausgabe von Paul Fechter, "Das graphische Werk Max Pechsteins", Berlin 1921. Prachtvoller, gratiger Druck mit tief eingeprägter Plattenkante und fein schimmerndem Plattenton, mit breitem Rand. Selten.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München (rückseitig mit dem blauen Galeriestempel)
Leuchtturm
Lithographie, handkoloriert, auf dünnem Velin. 1917.
Ca. 31 x 29 cm (ca. 44,8 x 35,4 cm).
Signiert "HMPechstein" (ligiert), datiert und bezeichnet "1.".
Krüger L 244.
Der kräftige, frühe Druck mit satten Schwärzen von Pechstein in kräftigem, harmonischem Kolorit manuell überarbeitet. Prachtvoller Abzug mit Rand, die Aquarellfarben leuchtend und frisch. Die Arbeit ist der Max Pechstein Urheberrechtsgemeinschaft, Hamburg, bekannt. Wir danken Julia Pechstein, Hamburg, für wertvolle Hinweise vom 13.03.2024.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München (rückseitig mit dem blauen Galeriestempel)
Pechstein, Hermann Max
Bildnißköpfe I (Porträt Dr. Freundlich)
Los 8074
Nachverkaufspreis
20.000€ (US$ 21,505)
"Bildnißköpfe I" (Porträt Dr. Freundlich)
Fettkreide in Schwarz und Aquarell auf festem Velin, mit eingeprägtem Papiersignet "TAUEN". 1918.
50 x 37,8 cm.
Unten rechts mit Zimmermannsbleistift monogrammiert "HMP" (ligiert) und datiert, verso mit Kreide in Schwarz betitelt und unleserlich bezeichnet.
Die klassische Gattung des Portraits spielte auch in der Kunst des deutschen Expressionismus eine zentrale Rolle. Neben einer kleinen Anzahl von Selbstportraits und Portraits von Freunden und Bekannten, die Pechstein vor 1917 gemalt hatte, schuf er nach seiner Versetzung ein Jahr vor Kriegsende zurück nach Berlin eine Reihe psychologisch aufgeladener Portraits, die sein charakteristisches Gespür für die Persönlichkeit, den Blick und die Miene des Dargestellten widerspiegeln und zu einem bedeutenden Teil seines Œuvres wurden. Das Antlitz seines engen Freundes, des berühmten Astrophysikers und versierten Cellisten Prof. Dr. Erwin Finlay Freundlich (1885-1964) diente Pechstein als Vorlage für zahlreiche Portraits sowohl in Öl, wie auch als Zeichnung und Druckgraphik (vgl. Los 8072). Unsere Arbeit entstand noch vor dem ersten Gemälde "Cellospieler: Bildnis Dr. Freundlich" (Soika 1919/116) von 1919 und steht dem Holzschnitt "Bildnis Dr. Freundlich" (Krüger H 206) desselben Jahres sehr nahe. Expressiv, mit schnellem, aber sicheren Strich umreißt Pechstein die Physiognomie und schildert seinen Freund hoch konzentriert in einem Zustand geistiger Anspannung. Sein wacher, eindringlicher Blick wird umspielt von kräftig-bewegten Schraffuren. Pechstein erreicht mit harmonisch-dezentem, mitunter pointiertem Kolorit eine zutiefst malerische Wirkung von bedeutender Intensität, die ihresgleichen sucht. Weder Beruf und sozialer Status des Dargestellten, noch seine Profession als Musiker spielen für Pechstein hier eine Rolle. Sein Interesse gilt einzig allein der Psychologie und Persönlichkeit des Menschen. Freundlich war Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums am Albert-Einstein-Institut in Potsdam. In Zusammenarbeit mit dem berühmten Architekten Erich Mendelsohn (1887-1953) entwickelte er zwischen 1919 und 1924 ein Sonnenobservatorium für seinen Freund Albert Einstein, den sog. Einsteinturm, der heute als Hauptwerk expressionistischer Architektur gilt. Während des Zweiten Weltkriegs emigrierte Freundlich nach Schottland, wo er seine Arbeit an der Sternwarte der Universität St. Andrews fortsetzte. Verso mit einer verworfenen Tuschpinselzeichnung des selben Motivs. Die Arbeit ist der Max Pechstein Urheberrechtsgemeinschaft, Hamburg, bekannt. Wir danken Julia Pechstein, Hamburg, für wertvolle Hinweise vom 13.03.2024.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München (rückseitig mit dem blauen Galeriestempel)
Literatur: Carla Schulz-Hoffmann (Hrsg.), Sammlung Otto Stangl. Von Klee bis Poliakoff, Ostfildern-Ruit 1993, S. 231, Nr. 157 (Farbabb.)
Gering, Andreas
Soldat mit Tod und Gewehr
Los 8075
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
6.875€ (US$ 7,392)
Soldat mit Tod und Gewehr
Radierung und Aquatinta in Braun und Rot auf festem Kupferdruckpapier. Um 1916.
10,1 x 14,8 cm (34,4 x 39,3 cm).
Signiert "A. Gering." und bezeichnet "Orig. Radierung.", verso mit dem schwarzen Nachlaßstempel.
Gerings eindrückliche Schilderungen der Kriegsgeschehnisse aus dem Ersten Weltkrieg zeigen ihn stets als einen sicheren Beobachter und Zeichner. Die farbintensive kleinformatige Radierung in einem prachtvollen Druck und mit vollem Rand. In dieser Form selten.
Vor dem Kampf
Lithographie auf JWZanders-Bütten. 1917.
21 x 26,7 cm (44,4 x 57,4 cm).
Signiert "A. Gering" und datiert, verso mit dem schwarzen Nachlaßstempel.
Als gelernter Graphiker setzte sich Gering vor allem in seinem umfangreichen druckgraphischen Œuvre intensiv mit den Gräueltaten des Ersten Weltkrieges auseinander. In dieser Lithographie schildert er den Moment vor dem Kampf. Durch die Ansicht des Soldaten als Rückenfigur fühlt man als Betrachter mit und versetzt sich in die alternativlose, bedrohliche Situation des jungen Mannes bei seinem Blick auf das Schlachtfeld. Kräftiger und fein differenzierter Druck mit dem vollen, sehr breiten Schöpfrand.
"Die Stafette"
Farblithographie auf JWZanders-Bütten. 1917.
23,7 x 32,6 cm (44,4 x 57,2 cm).
Signiert "A. Gering." und datiert sowie betitelt und bezeichnet "Orig. Steinzeichnung.", verso mit dem schwarzen Nachlaßstempel.
Die Grausamkeiten, mit denen Gering während des Ersten Weltkrieges selber konfrontiert war, prägten sein bildnerisches Schaffen dieser Zeit. Nach einem Bombenangriff verschüttet und schwer verletzt geborgen, zeigt er hier den Tod, der schon nach der Hand des taumelnden Soldaten greift. Ausgezeichneter Druck in Schwarz, Rot und Gelb, mit breitem Rand.
Die Stafette
Feder in Schwarz, aquarelliert, auf hauchdünnem Japan. Um 1917.
Ca. 31,8 x 48,7 cm.
Der einsame Soldat auf dem Schlachtfeld und die Auseinandersetzung mit dem nahenden Tod ist ein immer wiederkehrendes Thema in Gerings umfangreichem Schaffen. Wie in Zeitlupe und weniger plakativ als in der titelgleichen Graphik (Los 8077), schildert Gering in der vorliegenden Zeichnung hautnah die Situation eines gerade noch wegstürmenden Soldaten. Die tosende Geräuschkulisse der einschlagenden Granaten vermag man als Betrachter förmlich zu hören. Die letzten Regungen eines Kameraden am Boden, der nach ihm greift, wirken erschreckend real und lassen erahnen, was als nächstes passiert.
Blinder Krüppel ("Cripple")
Aquarell und Kohle auf festem Velin. 1923.
64,5 x 52,3 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Grosz" und datiert sowie (wohl später) betitelt, verso bezeichnet "15 blind" sowie (von fremder Hand) "81".
Gebückt zieht der kriegsversehrte Blinde mit Stock zusammen mit seinem Hund durch die Straße: eine von zahllosen Figuren im Panoptikum der Großstadt. So mühsam er zu gehen vermag, so stolz trägt der ehemalige Soldat sein Eisernes Kreuz und die Uniform. Mit einem flüssigen, zarten Pinselstrich und in hellen Farben zeichnet Grosz, der als Soldat selber die Grausamkeit des Krieges erfahren hatte, in übersteigerter Verfremdung die ausgemergelte Gestalt vor einem parkartigen Hintergrund. Kriegsveteranen waren in der Öffentlichkeit ein gewohnter Anblick, denn viele von ihnen mussten um ihren Lebensunterhalt betteln. Armut und Arbeitslosigkeit bedrohten weite Teile der Bevölkerung. Die verhärmte Gestalt des Blinden macht das Elend sichtbar, das Grosz ebenso schonungslos und kritisch schildert wie Habgier und Überfluss, so dass in seinem Werk die sozialen Gegensätze der Weimarer Republik genauso konträr nebeneinanderstehen wie auf den Straßen der Hauptstadt.
Im Entstehungsjahr der vorliegenden Arbeit wurde Alfred Flechtheim George Grosz' Kunsthändler. Wenig später wurde das Aquarell in der Galerie Flechtheim in Düsseldorf erstmals ausgestellt. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier von Ralph Jentsch aufgenommen. Eine Kopie der Foto-Expertise von Ralph Jentsch, Rom/Berlin, vom 16.04.2020 liegt vor.
Provenienz: George Grosz, USA (bis 1933, davor in Kommission bei Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf)
Associated American Artists Gallery, New York
Nachlass Elsbeth Bothe, Baltimore, USA
Galerie Ronny Van de Velde, Knokke-Heist, Belgien
Ausstellung: George Grosz. Ölgemälde und Aquarelle, Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf, Oktober 1930, Kat.-Nr. 41 (dort betitelt "Der Blinde")
Impressions du Front: Invalide aveugle. George Grosz - Otto Dix, Musée du Temps, Besançon 2014, S. 79 (mit Abb.) und S. 110, Kat.-Nr. 29
Raw War, Galerie Ronny Van de Velde, Knokke-Heist 2015, S. 74f. (mit Abb.)
The Art of War, Kazerne Dossin, Malines/Mecheln 2017, S. 173 (mit Abb.), S. 141
Literatur: Ralph Jentsch, George Grosz 1893-1959. Ein großes Nein - Der visionäre Grosz, Antwerpen 2013, S. 190f. (mit Abb.) sowie S. 284, Kat.-Nr. 43
Grosz, George
Texasbild für meinen Freund Chingachgook
Los 8080
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.250€ (US$ 2,419)
Texasbild für meinen Freund Chingachgook
Umdrucklithographie auf Japanbütten. 1915/16.
27 x 22 cm (50,2 x 39 cm).
Signiert "Grosz". Auflage 120 Ex.
Dückers M I, 2.
Blatt 2 aus: "Erste George Grosz Mappe", herausgegeben vom Verlag Neue Jugend/Der Malik-Verlag, Berlin 1917. Chingachgook ist eine der Hauptgestalten der Lederstrumpf-Erzählungen von James F. Cooper, die zu der bevorzugten Jugendlektüre von George Grosz gehörten. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
Bürgerliche Welt
Umdrucklithographie auf genarbtem Velin. 1918.
37,5 x 46,8 cm (53 x 68 cm).
Signiert "Grosz". Auflage 40 num. Ex.
Dückers E 44.
Herausgegeben vom Verlag Hans Goltz, München. Beeindruckendes und authentisches Abbild der Gesellschaft, die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zutiefst verunsichert, zerrüttet und traumatisiert war. Das große Profilbildnis unten rechts ist ein Selbstportrait des Künstlers, der sich als Teil der bürgerlichen Welt verstand. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, rechts und links mit dem Schöpfrand.
Arbeiter, Rückenansicht
Bleistift auf Velin. 1924.
63,3 x 50,2 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel und der Registriernummer in Tusche "5 124 1" sowie datiert und mit der Bezeichnung "L 3 Nr. 35".
Aus einer leichten Untersicht und in etwas gebeugter Haltung zeigt der Künstler den Stehenden; mit sachlicher Präzision und geschwungenen, weichen Lineaturen schildert Grosz jede Falte und lässt statt des abgewandten Gesichts die seitlich ins Leere ausgestreckte Hand mit ihren etwas gekrümmten Gelenken und den deutlich hervortretenden Adern sprechen. Nachdem Grosz bereits seit 1918 Mitglied der KPD und der Novembergruppe gewesen war, trat er 1924 der Roten Gruppe Berlin bei. Kurz vor der legendären Ausstellung "Neue Sachlichkeit" im Jahr 1925 in der Kunsthalle Mannheim entstand die fein ausgearbeitete Zeichnung des stehenden Mannes.
Provenienz: Galerie Fred Jahn, München
Privatsammlung Berlin
Hockender weiblicher Akt
Durchreibedruck vom Holzstock in Rotbraun auf festem Velin, auf Unterlagekarton montiert. Um 1913-16.
Ca. 39 x18 cm.
Monogrammiert "CR", verso auf der Unterlage wohl vom Künstler signiert "ChrRohlfs", betitelt "Frauenakt" und bezeichnet "H.H.16".
Vgl. Utermann 80, Vogt 67.
Erst im reifen Alter von 60 Jahren entdeckte Christian Rohlfs das Medium der Graphik für sich. Dabei verzichtet er in seinem graphischen Œuvre auf so wesentliche Charakteristika wie Wiederholbarkeit und Vervielfältigung in Auflagen. Durch seine fast jugendlich wirkende Experimentierfreude verleiht er vielmehr jedem Abzug einen höchst individuellen, unikatären Charakter. In unserem Fall fertigt er einen Durchreibedruck vom Holzstock in der Art einer Frottage, indem er das feste Papier auf den Holzstock legt und mit rotbrauner Kreide darüber reibt. So bekommt das Motiv vorderseitig den Charakter einer Kreidezeichnung, verso wiederum erkennt man folgerichtig die passgenauen Umrisslinien der Zeichnung des Holzstocks als Druck. Wie so typisch bei Rohlfs, ragt das Motiv über die Blattränder hinaus. In dieser Form ein seltenes Unikat.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München (verso mit dem blauen Galeriestempel)
Frau mit Kind
Monotypie und Pinsel in Schwarz auf festem Velin, auf grauen Unterlagekarton montiert.
28,9 x 16,7 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz monogrammiert "CR".
Nicht bei Vogt.
Rohlfs graphisches Werk entstand zwischen 1908 und 1926. Die hier vorliegende Arbeit, wohl eine Monotypie im Abklatschverfahren, war Vogt und Utermann unbekannt geblieben, insofern scheint es keine variierenden Abzüge des Motivs zu geben. Die Gesichter von Frau und Kind sowie der nackte Oberkörper sind mit wenigen Pinselstrichen angelegt. Die mittige Weißfläche kontrastiert wiederum mit dem schwarzen Umraum, der ähnlich einer Holzmaserung eine stark gemusterte Fläche hervorruft, was wiederum der Herangehensweise des Malers Rohlfs entspricht. Wie immer formatfüllend ins Bild gesetzt, in dieser Form ein Unikat.
Provenienz: Nachlass Galerie Otto Stangl, München (verso mit dem blauen Galeriestempel)
Kubin, Alfred
Ali, der Schimmelhengst
Los 8085
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.125€ (US$ 1,210)
Ali, der Schimmelhengst
11 Lithographien auf Japan und 4 Bl. lithograph. Titel und Inhaltsverzeichnis. 1932.
45 x 34,5 cm.
Sämtlich signiert "Kubin".
Hoberg Mappe IX I (I von II), Raabe 451.
Die nahezu vollständige Folge von 11 Lithographien erschien unter dem Titel "Ali der Schimmelhengst. Schicksale eines Tatarenpferdes in 12 Blättern" im Verlag des Johannes-Presse, Wien 1932. Prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand.
Bruycker, Jules de
Porte S'Denis Paris
Los 8086
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.125€ (US$ 1,210)
"Porte S'Denis Paris"
Radierung und Aquatinta auf Japan. 1928.
51,2 x 61 cm (63 x 76 cm).
Signiert "JdBruycker" und betitelt. Auflage 125 num. Ex.
Le Roy 154 II.
De Bruycker studierte an der Kunstakademie Gent bei Théo Canell und Jean Delvin. Seinen späteren Ruhm begründeten vor allem seine ausdrucksstarken, meisterlich ausgeführten Radierungen, die ihm in der Kunstkritik schon bald den Status des "größten belgischen Radierers nach Ensor" einbrachten. Ein Hauptaugenmerk legte de Bruycker in seinen Arbeiten auf historische Bauten und Alltagsleben in Gent, Paris oder London. Das vorliegende Blatt zeigt den hoch aufragenden Pariser Porte St. Denis, einen Triumphbogen aus der Regierungszeit Ludwigs XIV. Obwohl das imposante Bauwerk die Komposition eindeutig dominiert, gilt de Bruyckers Interesse dem hektisch-pulsierenden, bunten Straßenleben. Die mit lockerem, expressivem Strich ausgeführte Radierung besticht durch ihre dramatische Helldunkelwirkung. Prachtvoller, gegensatzreicher Druck mit Rand.
"Madeleine"
Öl auf Leinwand. 1913.
54 x 41 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "Eugen Spiro" und datiert, verso bezeichnet "448", auf dem Keilrahmen auf Klebeetikett mit Feder in Schwarz bezeichnet und betitelt sowie von fremder Hand mit Kreide in Blau bezeichnet "4 04 M-S 1000", "l 12 11 / 10339" (gestrichen), zudem auf Klebeetikett "14955 de-Nel".
Das blühende Leben blickt uns entgegen in Gestalt der schönen Madeleine mit ihrem blumengeschmückten Hut. Dem ausgewogenen Spiel von Blau- und Rotnuancen verleihen zurückhaltende grüntonige Schattierungen eine ganz besondere Zartheit, die sich im Licht des pastos gestalteten, unbestimmten Hintergrundes wiederfindet. Das für Spiros herausragendes Portraitschaffen charakteristische, frühe Bildnis entstand in seiner Pariser Zeit. "Das Fluidum der Stadt (Paris) inspirierte ihn zur Schaffung vieler seiner eindrucksvollsten Bilder von jungen und eleganten Frauen." (Wilko von Abercron, Eugen Spiro, Alsbach 1990, S. 13). Ein ganz ähnliches Portrait des Modells verzeichnet Abercron (A-13-4), es zeigt Madeleine nach rechts gewandt in leicht abweichender Pose und Kleidung, aber in fast gleichem Format, entstanden ebenfalls 1913. Abercron zufolge hatte Spiro Madeleine um 1907 in Paris, nach seiner Scheidung von Tilla Durieux, kennengelernt. "Mit großer Meisterschaft hat der Künstler auf seinen Bildern nicht nur ihre klassische Schönheit, sondern auch einen Teil ihrer Seele freigelegt." (von Abercron, S. 38f.).
Provenienz: Privatbesitz Schweden
Weiblicher Rückenakt
Aquarell und Feder in Schwarz auf Japan. 1925.
29 x 22 cm.
Seitlich rechts, um 90° gedreht, mit Feder in Schwarz signiert "Hertzer" und datiert.
Sensibel, in kräftiger, expressiver Farbigkeit erfasst Hertzer den stehenden weiblichen Rückenakt.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Hertzer, Else
Terrasse am Lago Maggiore
Los 8089
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.250€ (US$ 1,344)
Terrasse am Lago Maggiore
Aquarell über Bleistift und Feder in Schwarz auf Pergaminpapier. 1925.
29,7 x 23,3 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Hertzer", datiert und in Blau mit der Ortsangabe "Cannobio".
Expressiv und schwungvoll erfasst die Künstlerin die Ansicht einer Terrasse mit herrlichem Blick über den Lago Maggiore. Auf ihren Reisen nach Italien hielt Else Hertzer die Farbigkeit und das Licht des Südens in zahlreichen eindrucksvollen Aquarellen fest.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Alpenveilchen
Öl auf Leinwand. 1924.
63 x 51 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Blau signiert "E. Hertzer".
Else Hertzer erhielt ihre Ausbildung ab 1910 bei George Mosson, an der Akademie der Künste Berlin und bei André Lhote in Paris. 1918 war sie erstmals für mehrere Jahre in den Ausstellungen der Berliner Sezession, neben Arbeiten von Käthe Kollwitz, Marc Chagall und Karl Schmidt-Rottluff, vertreten. Hertzers Werk, das nach dem Krieg in Vergessenheit geraten war, wird aktuell in zahlreichen Ausstellungen wiederentdeckt, etwa in der Retrospektive im Kunsthaus Apolda, 2019. In unserem expressiven Stilleben erscheint das Alpenveilchen im Blumentopf nahezu formatfüllend, arrangiert vor Weinflasche und umgefallenem Glas auf einem Tisch, im Hintergrund rechts ein angeschnittener Bilderrahmen, links ein Vorhang. In ihren eigenen Aufzeichnungen vermerkte die Künstlerin, das Werk sei 1924 in der Berliner Sezession ausgestellt worden. Eindrucksvolle Arbeit aus dem Frühwerk der Künstlerin.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
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