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Lose pro Seite


Beneventana
Fragment eines süditalienischen Chrogebet-Brevier
Los 1003

Nachverkaufspreis
5.000€ (US$ 5,556)

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"Breviarium tipo barese" - Illuminiertes Beneventana-Fragment aus dem Raum Bari
Beneventana. Fragment eines süditalienischen Antiphonales. Lateinische Handschrift in schwarzer Tinte auf Pergament. 30 Zeilen. Ligaturenreiche Beneventana. Schriftraum bis ca. 32,5 x 19 cm. Format bis 35,5 x 26 cm. Mit 8 kleinen farbigen Initialen, 4 großen, 3-zeiligen Federwerk-Initialen mit Knollenwerk in Grün, Gelb, Rot, Blau und Orange sowie 2 Zierinitialen mit Abhängern (10- und 18-zeilig) mit Flecht- und Rankenwerk, einem Groteskenkopf und Knollen. Süditalien (Benevent, Apulien) Ende 11., Anfang 12. Jahrhundert.
Außergewöhnlich seltenes Beispiel eines bemerkenswert großen Fragments einer "Beneventana", einer Gruppe von Handschriften aus süditalienischen Skriptorien des 11.-12. Jahrhunderts (etwa in Monte Cassino und Bari), die eine ganz eigene Schrift ausgebildet haben, die jüngsten Theorien zufolge von den langobardischen Buchschriften herrührt. So finden wir typische Merkmale in den Ligaturen von "oc" = "a", der Buchstabe "e" mit langem Mittelstrich, ein "c" mit Kerbung, ähnlich dem "E" sowie zahlreiche Abbreviaturen, die die Lesbarkeit deutlich erschweren. Auch der Buchschmuck ist charakteristisch: Lange Zierinitialen, die in die Kolumne eingerückt erscheinen, lombardisches, aus dem iro-schottischen Kulturraum herrührendes Flechtwerk mit Knollen und Akantus sowie kleinen Grotesken zeigen. Die größeren Initialen im Text (hier z. B. "A" und "S" und "N") sind farbig gefüllt in Rot und Orange, die Initialen ebenfalls von einer planen, kraftvollen Malerei in den Grundfarben Rot, Gelb, Blau und Grün.

Das vorliegende große Fragment stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem späten 11. oder frühen 12. Jahrhundert. Die Illuminierung und die Schrift gehören eher zum "tipo barese" als zum "tipo cassinese" der beneventanischen Schrift. Der "tipo barese" ist an der Adriaküste von Dalmatien bis nach Puglia zu lokalisieren. Auffällig ist der starke Einfluss der karolingische Minuskel auf die Schrift des Fragments.

Es handelt sich um die Kollecte für die Vigilia des Festes des heiligen Benedikt, Gründers des Benediktinerordens, dessen Fest den 21. März begangen wird. Die Handschrift war somit in einem Benediktinerkloster in Gebrauch. So stammt das Fragment wohl aus einem Brevier, das alle Texte für das Chorgebet (Divinum officium) enthält, einschließlich der Bibellesungen, von den Psalmen jedoch, wie üblich, nur die Anfangswörter. Die Antiphonen haben in dieser Handschrift eine eher rudimentäre Musiknotation bekommen.

Zeile 9 "Concede nobis domine alacribus animis beati confessoris tui benedicti sollemnia celebrare . cuius diuersis decorata uirtutibus tibi uita complacuit. per ... " (Gib uns, o Herr, dass wir mit eifrigen Seelen das Fest deines seligen Bekenners feiern, dessen Leben, geschmückt mit vielfältigen Tugenden, dir gefallen hat. Durch den Herrn), liturgischer Text der Kollekte aus der Vigil des Festes in Rodrade und Tours (De 3455).

Zeile 17 beginnt dann das Buch der Weisheit: "Incipit liber sapientiae." mit der Antiphona "Iustus cor suum tradet ad vigilandum diluculo ad Dominum qui fecit illum, et in conspectu Altissimi deprecabitur." (Der Gerechte wendet sein Herz, um zu Wachen, frühmorgens zum Herrn, der ihn geschaffen hat,
und fleht vor dem Angesicht des Allerhöchsten), nach Jesus Sirach 39, 6.

Intermittierend sind auf beiden Seiten des Fragments ein paar Zeilen mit (recto sieben, verso drei) zu singendem Text eingefügt, recto mit linienfreier Neumennotation (rechte Kolumne, daher mit Abbruch). – Einst Einbandmakulatur mit entsprechenden Leimspuren, ungeradem Beschitt, mit Braunflecken, gebräunt und mit Wurmlöchern, rechter Rand nach 2/3 der Kolumne verlustig, oben fehlen ca. 5-7 cm (möglicherweise 2-3 Textzeilen und Rand). Winzige Löchlein und Gebrauchsspuren, insgesamt jedoch bemerkenswert gut erhalten, die kraftvollen Farben in strahlender Leuchtkraft. Beneventana-Handschriften, auch Einzelblätter oder Fragmente sind extrem selten und kaum auf dem Markt zu finden.

Resurrexi
Großes Fragment aus einem Gregorianischen Messbuch
Los 1004

Nachverkaufspreis
2.000€ (US$ 2,222)

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Früheste Musiknotation
Resurrexi, et adhuc tecum sum, alleluia. Großes Fragment aus einem Gregorianischen Messbuch. Lateinische Handschrift auf Pergament. Spätkarolingische Minuskelschrift in Braunschwarz, Auszeichnungen in Capitalis rustica. Textraum linke Kolumne ca. 19,5 x 9,5 cm. Blattgröße ca. 26,5 x 11 cm. Mit roten Versalüberschriften und großer 7-zeiliger Zierinitiale "R" in roter Federzeichnung, grün gefüllt. Wohl Frankreich 1. Viertel des 12. Jahrhunderts.
Sehr frühes, großes Fragment mit nahezu einer vollständigen Kolumne eines Blattes mit frühmittelalterlicher Neumennotation. In karolingischer Minuskel und Versalien in schwarzbrauner Tinte geschriebene Choraltexte mit interlinearer Neumennotation ähnelt das vorliegende Fragment einem Blatt, einem anderen, freilich früheren Fragment, das jüngst in der Salzburger Bibliothek entdeckt wurde und als "Ältestes Musikdokument Österreichs" von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tituliert wurde.

Enthalten ist hier der Introitus zur katholischen Messe: "Resurrexi, et adhuc tecum sum, alleluia - posuisti super me manum tuam, alleluia: mirabilis facta est scientia tua" (ergänzt: "Ich bin auferstanden und bin immer bei dir. Halleluja. Du hast deine Hand auf mich gelegt. Halleluja. Wie wunderbar ist für mich dieses Wissen." (nach Psalm 138, 18).

Die prachtvolle große Initiale "R" (ca. 5,5 x 5,2 cm) zeigt ein aus Knollenwerk hervorgehenden Hundekopf vor grünem Füllgrund in den Balken der Initiale, die mit kleinen Volutenausläufern aus rotem Federwerk gezeichnet ist. Über dem Text ist interlinear die durchgehende Neumennotation eingeschrieben. Durch die Ähnlichkeit des Blattes mit dem oben genannten können wir zitieren:

"Herausragend an dem [wie an dem vorliegenen] Dokument ist die auf einem sehr hohen Niveau stehende Neumennotation. Das sind über dem Text stehende Symbole zur melodischen Interpretation des Gesangs. Man vermutet, dass die Neumennotation um das Jahr 800 erfunden wurde. Diese neu gefundene Quelle ist damit nicht nur das älteste Musikschriftstück Österreichs, sondern auch die mit der am weitest entwickelten linienlosen Neumennotation. Die linienlosen Neumen, die keine exakten Tonhöhen angeben können, beinhalten in diesem frühen Stadium viele Zusatzbedeutungen zur Interpretation der einstimmigen Musik (Ausdruck, rhythmische Differenzierung, ungefähre Tonhöhenangaben)." (zit ÖAW Robert Kulgseder, 12.05.2015). – Vorhanden ist ein Teil der linken Kolumne, die rechts abbricht (dort unregelmäßig beschnitten, mit Knickspuren, Einschnitten und Traktierung durch Verwendung als Einbandmakulatur). Oben ein kleines, unten ein paar größere Knorpellöcher, materialbedingt gebräunt, jedoch kaum Leim- oder Montagespuren, nur minimaler Oberflächen- bzw. Textabrieb, insgesamt bemerkenswert schön und wohlerhalten.

Neumenhandschrift
"Si iniquitates domine". Einzelblatt aus einem Antiphonar
Los 1005

Nachverkaufspreis
2.500€ (US$ 2,778)

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Neumenhandschrift "Si iniquitates domine". Einzelblatt aus einem Antiphonar. Lateinische Handschrift in Sepia mit Neumennotation auf Pergament. 1 Bl. mit 2 S. 12 Zeilen. Schriftraum: 21 x 13 cm. Format: 27,8 x 19,2 cm. Karolingische Minuskelschrift mit Auszeichnungen in Rot, 6 kleineren Initialen, davon 5 in Schwarz auf Rot sowie 2 große Initialen "S" und D" in Rot. Wohl Frankreich Ende 12. Jahrhundert.
Frühes Beispiel für die Entwicklung der Notation aus den um 800 entstandenen Neumen, den "Winken", mit denen der Chorleiter die relativen Tonhöhen angab. Im 10.-11. Jahrhundert kam dann ein Liniensystem hinzu, um die Tonhöhen auch absolut verorten zu können, ein logischer Schritt und gleichzeitig ein Meilenstein der Musikgeschichte. Die erste, meist rote Linie kennzeichete die Tonhöhe "f", um das Jahr 1000 kam zu der f-Linie dann noch eine c-Linie hinzu, oft gelb gezogen. Der nächste Schritt bestand in weiteren Begleitlinien, wie es in der vorliegenden Handschrift sichtbar wird: Wir finden die rote f-Linie flankiert von zwei gelben, hier blau nachgezogenen (zusammen grünlichen) Linien, zwischen denen sich die Neumen wie Virga, Punctus, Pes, Clinis, aber auch Tremula für Vibration, Pilica für Doppelschlag und Quilisma für den Triller bewegen.

Vertont sind hier der Introitus mit dem Text nach Psalm 129,3-4: "Si iniquitates observaveris Domine, Domine quis sustinebit? Quia apud te propitiatio est, Deus Israel" (Wenn du auf das Unrecht acht hättest, Herr, Herr, wer könnte bestehen? Denn bei dir ist die Versöhnung, Du Gott Israels) für die "Dominica XXII" (Trinitatis), die vollständig erhalten ist. Verso schließt sich die gesungene Liturgie für die "Dominica XXIII" an. – Etwas angestaubt, mit einigen alten Randvermerken, die mit blauer Tinte ausgestrichen wurden (so dass es zu blauen Farbflecken kam), ingesamt sehr breitrandiges Blatt einer ordentlichen Handschrift. Von großer Seltenheit, haben sich doch nur wenige so frühe Musikhandschriften erhalten.

Lot 1009, Auction  125, Laudes salvatori, Einzelblatt aus einer lateinischen Choralhandschrift

Laudes salvatori
Einzelblatt aus einer lateinischen Choralhandschrift
Los 1009

Nachverkaufspreis
1.800€ (US$ 2,000)

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Maßgeblicher Entwicklungsschrit
in der musikalischen Notation

Laudes salvatori voce modulemur supplici. Einzelblatt aus einer lateinischen Choralhandschrift. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Bl. mit 2 S. 12 Zeilen mit Hufnagelnotation auf 4-linigem System. Schriftraum: 27,4 x 18,5 cm. Format: 32,6 x 24,2 cm. Gotica Textutalis in Schwarzbraun und Rot. Mit 14 Initialen in Rot und Blau sowie großer 2-zeiliger Zierinitiale in Blattgold in blau-braun gefülltem Kasten mit weißem Federwerk sowie Ausläufer mit Goldpunkten sowie interlinearer Hufnagelnotation auf 12 Systemen, alles in Sepia. Norditalien Ende 2. des 14. Jahrhunderts.
Besonders frühes Beispiel einer noch als Neumen notierten sogenannten "Hufnagelnotation" auf schon fünflinigem System, auch schon mit links in einer abgesetzten Spalte eingetragenen Notenschlüsseln, nämlich dem f-Schlüssel und dem c-Schlüssel. Die Hufnagelnotation war die letzte Entwicklungsstufe der Notation durch "Winke", durch Angaben von Tonhöhen durch Handzeichen nach Guido von Arezzo, die erst in Neumen notiert wurden, dann aber in der Gotik einen kleinen quadratischen Notenkopf bekam, der auf einer bestimmten Linie platziert wurde. Mit Angabe von Notenschlüssel konnte so von der relativen (diastematischen, also die Tonabstände untereinander bezeichnenden) Tonhöhe eine absolute (durch Schlüssel auf einem Instrument fest verortbare) angegeben werden. Erst im 16. Jahrhundert sollte sich dann die Modalnotation durchsetzen, die die zusätzlich auch noch die Länge der Töne angibt, für die aber die Hufnagelnotation die wichtigste Vorstufe bildete.
Enthalten ist hier das Incipit des schönen Chorals: "Laudes salvatori voce modulemur supplici. Et devotis melodiis calesti domino jubilemus messiae. Qui se ipsum exinanivit ut nos perditos liberaret homines." ("Lasst uns das Lob des Erlösers mit der Stimme begleitend singen. Und mit Andachtsmelodien lasst uns im Herrn den Messias feiern. Er hat sich entäußert, um uns verlorene Menschen zu retten.") – Einige ältere, teils geschlossene Randläsuren, leicht welling, etwas fleckig, wenige Einrisse oder Löchlein, die Schrift und Initialen vereinzelt leicht berieben bzw. stellenweise leicht verlaufen. Insgesamt schönes Blatt einer für die Musikgeschichte und die Entwicklung unserer Notation bedeutendes Fragment.

Katechetische Sammelhandschrift
Deutsche Handschrift auf Papier. Südwestdeutschland um 1400
Los 1010

Nachverkaufspreis
40.000€ (US$ 44,444)

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Sammelhandschrift der deutschen Mystik:
Mit zwei Traktaten von Heinrich Seuse

Theologische Sammelhandschrift mit 12 mystischen und asketischen Traktaten, darunter 2 Schriften von Heinrich Seuse. Deutsche Handschrift auf Papier, gut erhalten. Die erste Lage fehlt, einige weitere Blattverluste ohne Textverluste. 86 von einer gleichzeitigen Hand foliierten Bl. (XIIII-CXI, lückenhaft). 21-23 Zeilen. Schrift: regelmäßige Bastarda und Cursiva (Bl. 35r-72v) von einer Hand, spätere Nachträge in Cursiva (Bl. 83r-84v). Schriftraum 13,3 x 8 cm. Format 21,6 x 14,5 cm. Rubriziert. Wenig späteres flexibles weinrotgefärbtes Leder mit Kettenstichen im verstärkten Buchrücken (Kopert). Buchblock und Einband an den äußeren Ecken oben und unten gerundet. Südwestdeutschland (alemannischer Raum, vermutlich Konstanz) um 1400.
Geistlich-mystische Sammelhandschrift in alemannischer Schriftsprache Alemannisch mit schwäbischen Anklängen (Vermeer (s. u.) S. 88), darin:

Heinrich Seuse: 'Büchlein der ewigen Weisheit' [Auszüge, überwiegend aus Buch XIII] (Bl. 2r-27r), nach dieser Hs. teilweise ediert von H. J. Vermeer in Germanisch-romanische Monatsschrift 41 (1960), S. 86-93.
Heinrich Seuse: 'Horologium Sapientiae', lat. [Auszug] (Bl. 28r-32v).
Betrachtung über die wichtigsten Gebete und Tugenden (Bl. 35r-42r).
'Zehn Gebote'-Erklärung (Bl. 42r-49v), nach dieser Hs. ediert von J. Werlin in Zs. für die Geschichte des Oberrheins 110 (1962), S. 132-140, Ergänzungen in 2VL 10, Sp. 1490-91.
'Von den acht Seligkeiten' (Bl. 49v-52r).
'Die zwölf Räte Jesu Christi' und weitere Betrachtungen (Bl. 52r-53r), nach dieser Hs. von J. Werlin ediert in Leuvense bijdragen 52 (1963), S. 156-168; s. auch 2VL 10, Sp. 1643-46.
'Die Goldwaage der Stadt Jerusalem' (Bl. 59-60), ediert in W. Stammler, Spätlese des MAs, S. 57-60 u. 157-160; vgl. 2VL 3, Sp. 93-94.
Traktat über die Kunst zu Leben und zu Sterben (Bl. 61v-63v), nach dieser Hs. ediert von J. Werlin (s. oben), S. 147-149).
Betrachtungen über das Paternoster und die Siebenzahl (Bl. 65v-70v), nach dieser Hs. ediert von J. Werlin (s. oben), S. 140-146.
Betrachtung über das Leiden Christi (Bl. 70v-74r)
'Zehn Staffeln der Demut' (Bl. 74v-76v), nach dieser Hs. ediert v. G. Eis in Neophilologus 52 (1968), S. 286-291; s. auch 2VL 10, Sp. 1512-14.
'Seelenkloster' (Bl. 77rv), nach dieser Hs. ediert in G. Eis, Altgermanistische Beiträge z. geistl. Gebrauchsliteratur, S. 145-150.
Geistliche Betrachtung (Bl. 77v-79r)
'Die Bruderschaft von der ewigen Weisheit' (Bl. 79v-83r)
[Nachtrag des 16. Jh.s: Andachtsübung (Bl. 83v-84v)].

Es handelt sich um eine inhaltlich kohärente, gut erhaltene Sammlung von meist selten überlieferten Texten zur Meditation, vermutlich in und für ein Franziskaner- oder Franziskanerinnenkloster geschrieben. Inhaltich teilweise mit der jüngeren Handschrift Einsiedeln, Stiftsbibl. 710 (aus Konstanz) übereinstimmend. Beschreibung der Hs. in Leuvense Bijdragen 52 (1963), S. 156-163. Verzeichnet im Handschriftencensus Nr. 2639 (https://handschriftencensus.de/2639). – Innendeckel mit dem blassen Stempelabdruck "Prof. Dr. Gerhard Eis", die alte Foliierung hebt mit "XIIII" an, davor Blatt XIII ohne Nummer, möglicherweise fehlt wie oben genannt erste 12 Blätter, wiewohl Seite XIIIIr mit rotem Initialtext anfängt "Wel[ch]er Oren hab zu Hoerent" (nach dem antiken "Qui habet aures audiendi, audiat"). Blatt "XV" dann mit älter hinterlegtem größeren Ausschnitt (2/3 Textverlust), sonst nur hinterlegte Randverluste. Wenige Fingerfleckchen, Tintenwischer und Flecken, insgesamt bemerkenswert wohlerhaltene umfangreiche Sammelhandschrift mit Texten der mittelalterlichen Mystik in Deutschland.
Provenienz: Aus der Bibliothek des Franziskanerklosters in Konstanz, Bl. 2v mit hsl. Besitzvermerk Bibliothecae F. F. Min: Conv: Constantiae (18. Jh.). Aus der Sammlung des Germanisten und Mediaevisten Gerhard Eis (1908-1982), hier mit der Signatur Hs. 112. Zwei Zettel mit bibliographischen Angaben von Eis‘ Hand hinten eingeklebt.

Lot 1011, Auction  125, Passionalsbrevier, Umfangreiches Fragment aus einer spätmittelalterlichen Gebetshandschrift

Passionalsbrevier
Umfangreiches Fragment aus einer spätmittelalterlichen Gebetshandschrift
Los 1011

Nachverkaufspreis
1.600€ (US$ 1,778)

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"Erleuchte meine Augen,
dass ich nicht im Tode entschlafe"

Passionalsbrevier. Umfangreiches Fragment aus einer spätmittelalterlichen Gebetshandschrift. Deutsche Handschrift auf Papier. 18-19 Zeilen Unterschiedliche Fragmentformate bis 15 x 10,5 cm. Breites Halbkaliko des 19. Jahrhunderts mit breiten Leinenecken, goldgeprägtem Rückentitel "Schles. Gebetsbetrachtungen, Handschr. XV. Jahrh." und wurzelmarmorierten Deckelbezügen. Schlesien (Glogau?) um 1420.
Unterschiedlich große Fragmente aus einer spätmittelalterlichen Gebetshandschrift, die möglicherweise aus dem schlesischen Glogau stammt (oder vermutlich aus der Langer'schen Bibliothek in Braunau, wie der Forscher Gerhard Eis vermutete), der auf einem beigebundenen masch. Zettel vermerkt : "Gebetsbetrachtungen über die Passion in schlesischer Mundart. Bruchstücke. Ausgelöst im August 1911 aus einem Einband von Christ. Schwytzer in Breslau, datiert 1532 (M. Fabian Francke, Ein Canczley- vnd Titelbuchlin, Wittenberg, Nickel Schirlentz MDXXXI)".

Umfangreiche Textfragmente sind erhalten mit den roten Überschriften "Antiphona", Dy Erste Lectio", "Dy andere Lectio", "Anti[phona)", "Capitel uff dy laudes" "Dy dritte lectio", "Laudes", "Irleuchte dy awgen meyn das sy nymmer geslossen yn dem tode ..." nach dem Psalm 13, 6. Bis dato unveröffentlicht. – Provenienz: Heinrich Hinterberger, Wien 10/1957, dann Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 102. Mit Stempel und hs. Signatur der Sammlung Eis.

Johannes von Neumarkt
Mystische Sammelhandschrift. Deutsche Handschrift auf Papier. Nürnberg, St. Katharina, 2. Drittel des 15. Jahrhunderts. - Umfangreiche spätmittelalterliche Sammelhandschrift
Los 1015

Nachverkaufspreis
24.000€ (US$ 26,667)

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Spätmitelalterliche Sammlung mystischer deutscher und lateinischer Gebete an Maria,
die Trinität und die Heiligen

Johannes von Neumarkt et al. Mystische Sammelhandschrift. Reichhaltige deutsche Sammelhandschrift auf Papier mit wenigen lateinischen Texten, aus mindestens drei gleichzeitigen Faszikeln zusammengesetzt. 150 nn. Bl. 18-22 Zeilen. Schrift: Bastarda und Cursiva von verschiedenen Händen. Schriftraum: ca. 8-9 x 6 cm. Format: 11,2 x 7,2 cm. Mit durchgehender Rubrizierung, Initialen, Überschriften, Hervorhebungen, Unterstreichungen in Rot. Alte Lagensignatur VIII (Bl. 14r) bis XX (Bl. 145r). Moderner schlichter Leinenband um 1950 (etwas streng gebunden). Wohl Nürnberg, St. Katharina, 2. Drittel des 15. Jahrhunderts.
Besonders umfangreiche, reichhaltige spätmittelalterliche deutsche Sammelhandschrift mit Texten der deutschen Mystik, die wohl aus dem Nürnberger St. Katharinenkloster stammt. Enthalten sind u.a.:

1)
Lateinische Weihnachtsgebete und -gesänge mit deutschen Einsprengseln (Bl. 1r-9r), darunter ein Lied zur Krippe Jesu (Bl. 6r-7r), nach dieser Hs. von G. Eis ediert in Altgermanistische Beiträge zur geistl. Gebrauchslit. (1974), S. 162-164.

2) Sieben Freuden von Maria
(Bl. 9r-13v).

3)
Dt. und lat. Gebete und Gesänge zu Palmsonntag (Bl. 13v- 16v), Karfreitag (Bl. 16v-20v), Ostersamstag (Bl. 20v-21v) und Ostern (Bl. 21v-26v).

4)
Dt. Betrachtung (Gebet) über sieben biblische Wörter (rufe) Jesu (Bl. 26v-28r).

5)
Dt. Lieder und Reimgebete an Maria (Bl. 28r-30v).

6)
Lat. Officium für das Osterfest (Bl. 30v-34r).

7)
Dt. Gebet an Maria (Bl. 34rv), lat. Gebete und Gesänge an Maria (Bl. 35r-39r), weitere lat. liturgische Gebete (Bl. 39r-44r), lat. Gebete und Gesänge an Maria (Bl. 44v-48v), weitere dt. Gebete und Betrachtungen (Bl. 48v-53v), darunter Spruch der Engel (Bl. 52v), vgl. 2VL 9, Sp. 184.

8)
Lat. liturgische Gebete und Gesänge (Bl. 54v-59r), darunter lat. Chunradus zugeschriebene Reimsprüche, vgl. 2VL 5, Sp. 110.

9)
Dt. Betrachtungen (Bl. 60r-81v), darunter 'Marien Rosenbaum' (Bl. 79r-80v), nach dieser Hs. von Eis ediert in Germanisch-romanische Monatsschrift n. F. 17 (1967), S. 98-100.

10) 'Kunigundengürtel'
(Bl. 82r-85r), nach dieser Hs. v. Eis ediert in Zs. f. Religions- und Geistesgeschichte 12 (1960), S. 263-265.

11)
Dt. Leidensbetrachtung (Bl. 85r-87r).

12)
Dt. Gebet von dem Heiligen Wilhelmus (Bl. 88r-91v), an die Heilige Katharina (Bl. 91v-94r), nach dieser Hs. von G. Eis ediert in Altgermanistische Beitr. z. geistlichen Gebrauchslit., S. 160-162.

13)
Gebet an den Heiligen Geist (Bl. 95r-98r).

14) Johannes von Neumarkt
: ‚Summe sacerdos‘ (dt.) (Bl. 98v-108r), nach dieser Hs. v. Eis ediert in Ders., Altgermanistische Beitr. zur geistlichen Gebrauchslit., S. 184-189.

15)
Dt. Gebet an Maria (Bl. 109r-116r), weitere dt. Gebete (Bl. 116v-120v), dt. Betrachtung der fünf Wunden Christi und der fünf Ausflüsse Christi (Bl. 121r-129r).

16) Dt. Gebete an die Trinität (Bl. 129r-133v), an das süße Herz Christi (Bl. 133v-136v), weitere, meist kürze dt. Gebete (Bl. 136v-150v), darunter ein dt. Gebet, das an Maria zugeschrieben wird, nach dieser Hs. von G. Eis ediert in Euphorion 53 (1959), S. 441-442.

Unter den zahlreichen Aufsätzen und Artikeln, die über diese bedeutsame Sammelhandschrift und ihre einzelnen Partitionen erschienen, nennen wir hier u. a. Gerhard Eis, Geistliche Lyrik des späten Mittelalters aus unbekannten Handschriften, in: Euphorion 53 (1959), S. 441-455, hier S. 441f. - Gerhard Eis, Zur Überlieferung von 'Unser vrouwen klage', in: Germanisch-Romanische Monatsschrift N.F. 17 [48] (1967), S. 98-100. - Rainer Rudolf, Konrad, in: 2VL 5 (1985), Sp. 110. - Rolf Bergmann, Katalog der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des Mittelalters (Veröffentlichungen der Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften), München 1986, S. 489. - Edgar Büttner, Die Überlieferung von "Unser vrouwen klage" und des "Spiegel" (Erlanger Studien 74), Erlangen 1987, S. 18. – Teils etwas gebräunt, kaum fleckig, erste und letzte Blätter mit kleinen Randläsuren, jedoch keinerlei wesentlicher Textverlust, insgesamt sehr gut erhalten und klar lesbar.

Provenienz
: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 136, der die Sammelhandschrift in dieser Form 1958 im Wiener Antiquariat Heinrich Hinterberger erwarb (vgl. Eis in Euphorion 53 (1959), S. 441 Anm. 6). Möglicherweise enthielt sie vor seinem Erwerb noch weitere Teile. Vorsatz mit hs. Eintrag "Cod. 136" und mit blauem Stempel des "Univ.-Prof. Dr. Gerhard Eis. Neckargemünd bei Heidelberg Saarstraße 3". Fliegender Nachsatz mit zahlreichen eigenhändigen Literaturangaben des Herrn Gerhard Eis (1908-1982).

Lot 1033, Auction  125, Geomantia, Eyn kunst des warsagens. Deutsche Handschrift auf Papier. Süddeutschland, frühe Mitte des 16. Jahrhundert

Geomantia
Eyn kunst des warsagens. Deutsche Handschrift auf Papier. Süddeutschland, frühe Mitte des 16. Jahrhundert
Los 1033

Nachverkaufspreis
600€ (US$ 667)

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Geomantia Eyn kunst des warsagens. Deutsche Handschrift auf Papier. 16 nn. Bl. mit 24 beschriebenen S. Schrift: Bastarda kursiva. Schriftraum: 23 x 16 cm. Format: 30 x 20,8 cm. Mit Zahlentabellen und spiegelübergreifenden Textblöcken. Geheftet (Blätter teils lose). Süddeutschland, frühe Mitte des 16. Jahrhundert.
Geomantie mit der Anleitung zum deuten des Schicksals aus den Handlinien, laut Gerhard Eis (1908-1982) handelt es sich um eine "Abschrift der 1532 von Peter Jordan von Mainz gedruckten "Geomancia". Ein Exemplar ist in Göttingen vorhanden. Erwähnt von Johann Bolte" (Bleistift-Anmerkung vorletzte Seite): "Geomantia: eyn kunst des warsagens, die bey den allten in geheym und grossen wirden gehalten ist worden, durch welche auch vil zukünfftiger ding, es sey zu glück odder zu unfal, eröffnet werden, unnd das alles leychtlich durch rechnunge der Planeten stunden, unnd des menschen namen, der so etwas künfftigs zu wissen begeret : mit beygesetzter Tafeln ... zu lassen sey" (Mainz, Peter Jordan, 1532, vgl. VD16 G 1314). – Wenige Wurmlöchlein, unwesentliche Feuchtfleckchen, sehr schöne, saubere Handschrift. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 154. – Mit einer ausfürlichen Begutachtung und Beschreibung von Wolfram Sexauer vom 10. Februar 1971, mit paläographischen Ausführungen: "Der Verfasser nennt sich am Ende des Werkes zweimal ein Georgius Fuchs.

Da dessen Name sonst unbekannt ist, und da auch eine Jahresangabe fehlt, bleibt es nur, auf Grund von Schreibeigenheiten die Zeit der Entstehung zu erschließen. Der Verfasser bedient sich einer recht flüssigen Kurrentschrift mit einem mittelstark rechtsgeneigten Duktus. Ober- und Unterlängen sind sehr ausgeprägte, und solche überlangen Buchstaben sind noch auffallender geneigt. Das Schriftbild zeigt im ganzen eine nicht ungeübte Schreiberhand aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, möglicherweise aus dem letzten Dritttel. Im allgemeinen schreibt Fuchs deutliche, doch nicht immer mit Sorgfalt. Besonders die letzten Seiten zeigen sichtbar Eile, worunter das Schriftbild zu leiden hat."

Lot 1034, Auction  125, Eleazar und der verlorene Sohn, Fragmente aus zwei biblischen Erzählungen. Deutsche Handschrift auf Papier. Süddeutschland (Zell?) 1542 und 1545.

Eleazar und der verlorene Sohn
Fragmente aus zwei biblischen Erzählungen. Deutsche Handschrift auf Papier. Süddeutschland (Zell?) 1542 und 1545.
Los 1034

Nachverkaufspreis
1.000€ (US$ 1,111)

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Eleazar und der verlorene Sohn. Fragmente aus zwei biblischen Dichtungen, Textschluss auf Bl. 3v. Deutsche Handschrift auf Papier. 3 Bl. mit 6 S. Schrift. Gotische Kursive. Format: 17,5 x 13 cm, an den Rändern beschnitten. Mit 3 Zeilen Notensystemen und mehreren lavierten Federzeichnungen in Sepiatinte. Moderner Pappeinband. Süddeutschland (Zell?) 1542 und 1545.
Zwei deutsche Textfragmente mit dem Bruchstück eines Gedichtes vom verlorenen Sohn, datiert 26. Mai 1542 sowie dem Fragment eines Gedichtes vom "Eleazar", datiert auf den 2. April 1545.

Es handelt sich um Nacherzählungen in lockeren, umgangssprachlichen Versen des Schlusses der biblischen Geschichte des verlorenen Sohnes nach Lukas 15: 11-32 (Bl. 1) und der vollständigen Geschichte des weisen Eleazars, der sich lieber von den Schergen des Königs Antiochus umbringen lässt als Schweinefleisch zu essen oder vorzugeben, dies zu tun, nach 2 Makkabäer 6: 18-31 (Bl. 2-3). – Saubere, gut leserliche Handschrift, etwas fleckig und gebräunt, einige kleine Löchlein und Randläsuren. Mit mehreren hübschen Randzeichnungen und Federproben, darunter Reiter auf wunderlichen, raupenähnlichen Pferden sowie ein Reiterzug (wohl als verspielter Ausstrich eines Vermerkes auf Bl. 2v). Letzte Seite mit Zeichnungen von Häusern in Sepia und zwei Figuren (Holzfäller?) in roter Tinte.

Provenienz: Besitzeintragungen "Georg Rues" und "Georg Riebstäschel Zur Zell Anno 1673." Im Vorderdeckel der Besitzername Schoeppl und der rote Stempel Archiv Schöppl (19. oder 20. Jh.). Aus der Sammlung des Heidelberger Germanisten Prof. Dr. Gerhard Eis (1908-1982), hier mit der Signatur Hs. 148. Im Vorderdeckel der Vermerk „gekauft 21. V. 1966 von Jacques Rosenthal".

Lot 1035, Auction  125, Weinmeister, Georg, Zwei Briefe an den Ingolstädter Zöllner Georg Weinmaister

Weinmeister, Georg
Zwei Briefe an den Ingolstädter Zöllner Georg Weinmaister
Los 1035

Nachverkaufspreis
200€ (US$ 222)

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Briefe des Ingoldstädter Zöllners
aus Straubing an der Donau

Weinmeister, Georg. Zwei Briefe an den Ingolstädter Zöllner Georg Weinmaister. Deutsche Handschrift auf Papier. 2 Bl., 2 S., verso Regesten. 24-25 Zeilen. Schrift: Kanzleibastarda. Format: 27,5 x 20 bzw. 30,5 x 20,5 cm. Mit einigen kalligraphischen Auszeichnungen. Straubing, wohl 1565 und 1567.
Zwei Briefe an den Ingolstädter Zöllner Georg Weinmaister zu Steinbach (Rat und Mautner zu Ingolstadt 1550-1571). "In der Franziskanerkirche zu Ingolstadt hängt ein Epitaph in Solnhofer Stein mit nachstehender Inschrift: Anno domini 1571 den 1. Tag July starb der ernvest Jörg Weinmaister gewesner Fürstl. Rhat und Zolner alhie seines alters 72 Jar. Anno 15. den tag starb die erbar und tugendsam fraw Katharina Winmanin on Starenberg sein Eheliche Hausfraw. Denen got genedig sei. Amen. Das ist alles, was wir von ihm wissen" (Brief Günzinger, Stadtarchiv Ingolstadt, an Gerhard Eis). – Gebrauchsspuren, Schnitte, Leimreste, sonst ordentlich und gut lesbar. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 72.

Rosarium philosophorum
Alchemistische Sammelhandschrift. Deutsche Handschrift auf Papier.
Los 1038

Nachverkaufspreis
18.000€ (US$ 20,000)

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"Aristotelles dem Fürsten Allexander" - mit einem deutschen Gedicht auf den "Stein des Weisen"
Rosarium philosophorum. - Alchemistische Sammelhandschrift. Deutsche Handschrift auf Papier. 114 nn. Bl. Kursive Schrift von drei oder vier Schreibern. Format: 21,2 x 15,6 cm. Klappenband d. Z. (leicht abgegriffen, gebräunt, etwas angeschmutzt, gelegentlich stärker berieben, etwas bestoßen, nur winzige Einrisse an Gelenken) mit blindgeprägtem Schweinslederbezug. Schweiz, Ende 16. bis Anfang 17. Jahrhunderts.
"Aristotelles dem Fürsten Allexander" und "Ross gartt der weysen" - Ein umfangreiches Kompendium alchemistischer Werke, die zusammen das alchemistisches Grundwissen ihrer Zeit vermitteln. Enthalten sind folgende Schriften. Besonders hübsch ist auch die kleine Federzeichnung "Hic est furnus sancti thomae de aquino" (S. 84v, alte Zählung "16).

1) Pseudo-Aristoteles
an den Fürsten Alexander über die Alchemie (Bl. 1r-7v)
2) 'Schrift der Verkündung' mit zeitgenössischen Randbemerkungen (Bl. 7v-33v)
3) Pseudo-Arnald von Villanova: Brief an Papst Bonifaz VIII. (Bl. 34r-43r)
4) Arnald von Villanova (?): Rosengaert der Weisen (Bl. 49r-73v)
5) Pseudo-Thomas von Aquin: Etlich Kunst der Philosophie (Bl. 77r-92v), mit einer Federzeichnung des Ofens des Thomas von Aquin auf Bl. 84v.
6) Pseudo-Raymundus Lullus: Lux mercuriorum (dt.), anschließend alchemistische Rezepte (Bl. 94r-100r)
7) Lapis. Dt. Gedicht über den Stein der Weisen (Nachtrag von anderer Hand) (Bl. 103r-105r)

Auf leergebliebenen Blättern (1r-1v, 23v, 43r-46r, 73v. 106v-109v, 113v-114v) wurden im Zeitraum 1650-1694 persönliche und geschäftliche Aufzeichnungen von Mitgliedern der in der Ostschweiz (u.a. Lausanne) ansässigen Familien Krachbeltz, Criblet und Sechaux eingetragen. – Nur ganz vereinzelt etwas fleckig, wenige Randverstärkungen, Vorsätze stärker angestaubt und gedunkelt, wenige Seiten leicht angeschmutzt zum Schluss. Die unbeschriebenen Blätter meist blütenweiß. Der bemerkenswert schöne Klappenband mit reicher Blindprägung im Schweinsleder ist teils leicht abgegriffen und etwas angeschmutzt, zeigt neben Floralvignetten Blindstempel mit Eicheln und jeweils eine elegante Rolle mit den sieben Kardinaltugenden.
Provenienz:
Besitzvermerk des 17. Jhs. ‚Dism Buch ist mein Hans Jacob Maybach‘ (Bl. 7r). Antiquariat Jacques Rosenthal 09/1965. Aus der Sammlung des Heidelberger Germanisten Prof. Dr. Gerhard Eis (1908-1982), hier mit der Signatur Hs. 145. Beiliegend mehrere Briefe und Notizen, teilweise von Gerhard Eis, die Hs. betreffend.

Lot 1039, Auction  125, Hoffmann, Daniel, Kurtzer Bericht von etlichen beweißlichen der vier Philosophen zu Helmstedt

Hoffmann, Daniel
Kurtzer Bericht von etlichen beweißlichen der vier Philosophen zu Helmstedt
Los 1039 [*]

Nachverkaufspreis
800€ (US$ 889)

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Hoffmann, Daniel."Kurtzer Bericht von etzlichen beweißlichen Greweln der vier Philosophen zu Helmstedt." Deutsche Handschrift auf Papier. 10 Bl. (l. w.). 25-29 Zeilen. Format: 18,7 x 15,2 cm. Moderner Pergamentband mit RSchild und 4 (1 lose) Bindebändern. Helmstedt um 1595.
Zeitgenössische Kopie einer im Druck nicht erschienenen Streitschrift des aus Halle an der Saale stammenden und an der Universität Helmstedt lehrenden einflussreichen lutherischen Theologen und Philosophen Daniel Hoffmann (um 1538-1611). Hoffmann wurde 1576, im Gründungsjahr der Academia Julia, Professor für Ethik und und Dialektik an der dortigen philosophischen Fakultät, zwei Jahre später wechselte er als ordentlicher Professor der Theologie an die theologische Fakultät. Insbesondere im letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts entfaltete sich zwischen den beiden Fakultäten ein erbitterter Streit um die Frage der Gotteserkenntnis. Deren Hauptprotagonisten waren neben dem Gnesiolutheraner Hoffmann auf der einen Seite die beiden Philosophen Johannes Caselius (1533-1613, seit 1589 in Helmstedt) und Cornelius Martini (1568-1621; seit 1592 in Helmstedt), die beide den Einfluss der Philosophie in theologischen Lehrmeinungen zu stärken suchten und somit im Widerspruch zu Hoffmann standen. Hoffmann polemisiert in der vorliegenden Handschrift in zwölf Thesen gegen die Lehren seiner Kollegen an der philosophischen Fakultät. Als Giordano Bruno sich 1589 an der Universität Helmstedt immatrikulierte und dort das kopernikanische Weltbild verteidigte, kam es rasch zum Konflikt mit Hoffmann, der diese Weltsicht strikt ablehnte. Und nach dem Tod von Brunos Fürsprecher Herzog Julius mit zahlreichen Invektiven gegen den berühmten Astronomen dafür sorgte, dass dieser 1590 die Universität verließ. Zehn Jahre später wurde Bruno bekanntlich von der katholischen Kirche wegen Ketzerei zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. – Im Seitenrand etwas knapp beschnitten (geringer Buchstabenverlust), Titel mit verblasstem Feuchtigkeitsrand, sonst wohlerhalten. Interessante und wissenschaftlich noch auszuwertende Quelle zur Geschichte der Helmstedter Universität und den dort geführten philosophisch-theologischen Kontroversen im ausgehenden 16. Jahrhundert.

Lot 1042, Auction  125, Dialogus oder gesprech von dem absterben, Friderici Staphyli. Deutsche Handschrift auf Papier. Um 1600. - Abschrift

Dialogus oder gesprech von dem absterben
Friderici Staphyli. Deutsche Handschrift auf Papier. Um 1600. - Abschrift
Los 1042

Nachverkaufspreis
180€ (US$ 200)

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Ein Dialogus oder gesprech von dem absterben Friderici Staphyli. Deutsche Handschrift auf Papier. 27 nn., 3 unbeschr. Bl. Ca. 23-24 Zeilen. Schrift: Bastarda currens. Format: 19,4 x 15,6 cm. Moderner Kleisterpapier-Umschlag. O. O. um 1600.
Etwas spätere Abschrift einer 1564 erschienenen Schrift über den doppel-konfessionellen lutherisch-protestantischen und römisch-katholischer Theologen Friedrich Staphylus (1512-1564). "Der Beitrag stellt ein Beispiel für den wirksamen Einsatz theatralischer Mittel im Kontext der reformatorischen Polemik vor. Im Jahr 1564 veröffentlichte ein unbekannter protestantischer Autor einen theatralischen Dialog über den Tod von Friedrich Staphylus, einem ehemaligen Protestanten, der konvertiert war und schließlich Superintendent der katholischen Universität Ingolstadt wurde. Der Dialog ist Teil eines längeren Streits über Staphylus und seine gegenreformatorische Lehre sowie über die Frage nach einem angemessenen 'christlichen Tod'. Er bedient sich des Musters von Lukians Dialogen der Toten, um einen 'Augenzeugenblick' in die jenseitige Welt und den Besitz der Wahrheit zu beanspruchen, dem diejenigen, die nur eine 'weltliche' Perspektive haben, nicht widersprechen können" (Cora Dietl, Two Perspectives on a 'Wrong Saint': Ein Dialogus oder Gespreche von dem absterben Friderici Staphyli, 1564, EMD 24 2020, S. 135-164). Vgl. den Druck bei VD16 P 1357. – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 203. Vorsatz mit Stempel "Prof. Dr. Gerhard Eis" und eigenhändigem Zusatz in Bleistift: "Gekauft am 15. I. 72 von Jacques Rosenthal, Eching". Auf dem letzten weißen Blatt verso weitere umfangreiche Einträge von Gerhard Eis (1908-1982).

Lot 1045, Auction  125, Ad Laudes hymnus, 2 Einzelblätter aus einer großen Antiphonale-Handschrift. Italien um 1620. Mit mehreren Initialen

Ad Laudes hymnus
2 Einzelblätter aus einer großen Antiphonale-Handschrift. Italien um 1620. Mit mehreren Initialen
Los 1045

Nachverkaufspreis
200€ (US$ 222)

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"Ad Laudes hymnus". 2 Einzelblätter aus einer großen liturgischen Noten- und Texthandschrift, prachtvoll illuminiert mit 3 großen Prunkinitialen. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 S. auf 2 Bl. 19 Zeilen. Schrift: Gotica rotunda. Schriftraum: 43 x 27,5 cm. Format: 58 x 41 cm. Mit Rubrizierung, 12 Initialen in Rot und Blau und 3 Rankeninitialen auf blauem Grund mit weiteren weißen Ranken auf roten, blauen und grünen Zwickelfüllungen. Italien um 1620.
"Laudes matutinae", die morgendlichen Lobgesänge werden mit dem "Hymnus ad Laudes" auf den Text angestimmt: "Festi laudes hodierni. Ritu ductas annuo Cives gaudio superni. Celebrant perpetuo, Regem trinum dum ter terni. Chori laudant mutuo ...". Den Anfang leitet eine prachtvoll-festliche, 3-zeilige Zierinitiale "F" ein, die mit filigranem Rankenwerk in Negativtechnik - Weiß auf mehrfarbig wechselndem Grund illuminiert sind. Es folgt eine weitere große Initiale "S" auf demselben und eine "I" auf dem anderen Blatt. – Ränder teils etwas gebräunt, wenige Löchlein, Risse und Gebrauchsspuren, die frischen Farben sehr schön erhalten.

Lot 1052, Auction  125, Plutarch, Plutarchi Cheronei ethica, sive moralia opera

Plutarch
Plutarchi Cheronei ethica, sive moralia opera
Los 1052

Nachverkaufspreis
500€ (US$ 556)

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Plutarch. "Plutarchi Cheronei ethica, sive moralia opera". Lateinische Handschrift auf Papier. 273 S. (num. 1-260), 4 w. Bl. 31 Zeilen. Schriftraum: 22 x 16 cm. 25,6 x 18,6 cm. Pappband im Stil d. Z. (gering bestoßen) mit Kleisterpapierstreifen. Italien, 17. Jahrhundert.
Seltene neuzeitliche Abschrift der Plutarch zugeschriebenen "Ethica" bzw. "Moralia", einer Sammlung von 78 Orationen, Aufsätzen und Traktaten, die wohl im ersten nachchristlichen Jahrhundert entstand und die vor allem durch ihre weite Rezeption bis hin in die Moderne bedeutend wurde. So fußten auch zahlreiche Schriften der Humanisten in der Renaissance bis hin zu den Philosophen der Aufklärung auf der "Ethica". – Teils etwas fleckig und mit Wasserrändern und Wischspuren durch Feuchtigkeit, der Text in Sepiatinte jedoch meist leserlich, kaum gebräunt, nur wenige Papierläsuren. Unter Verwendung der alten Vorsätze neu aufgebunden mit hs. Fiche montiert auf dem vorderen Innendeckel: "Magguero l'infrascritti figlio di Cinchio Bastoffi, e Sr Portia Ricci, Stefano ad. 9 Marzo 1651. Gio. Francesco ad. 12 Maggio 1652. Gio. Francesco ad. 2 Decembre 1654 ..." Plutarch-Manuskripte sind sehr selten auf dem Markt.

Lot 1053, Auction  125, Conrad, Balthasar, Traktat von der Glaubwürdigkeit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre. Deutsche Handschrift auf Papier

Conrad, Balthasar
Traktat von der Glaubwürdigkeit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre. Deutsche Handschrift auf Papier
Los 1053

Nachverkaufspreis
240€ (US$ 267)

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"Die wahre Lehre wird dort sein,
wo sie von Wundern begleitet wird" -
Eigenhändige Verteidigung des katholischen Glaubens von dem Breslauer Jesuitenrektor

Conrad, Balthasar. Traktat von der Glaubwürdigkeit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre. Deutsche Handschrift auf Papier. 2 geheftete Doppelblätter mit zus. 4 Bl. mit 8 nn. S. 28 Zeilen. Schrift: deutsche Kurrentschrift. Format: 24 x 16,5 cm. Mit einigen kalligraphischen Schwüngen. In modernem Kartonumschlag. Breslau, 1652-1655.
Eines umfangreiche Disputation und Abhandlung über die Glaubwürdigkeit und Integrität der katholischen Lehre des Rektors des Breslauer Jesuitenkollegs, unterschrieben "Ihrer Gnaden Dienstwilliger in Christo Balthasar Conradus S. I. Coll. Vratisl. Rector" (1609-1660).

Der Text wurde einer ausführlichen wissenschaftlichen Untersuchung von Rainer Rudolf unterzogen, der feststellte: "Offenbar handelt es sich bei unserem Text um eine Reinschrift durch den Verfasser selbst ... Durch scharfes Beschneiden am rechten Rand wurden manche Wörter verstümmelt, doch fehlen jeweils nur wenige Buchstaben, so daß sich die Wörter leicht ergänzen lassen ..." (Balthasar Conrads Traktat von der Glaubwürdigkeit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre, Sonderdruck aus dem Archivum Historicum Societatis Iesu, Extractum e vol. XLI, Roma 1972).

"Die Schrift von Pater Baltasar Conrad S. I. (1609-1660) findet sich im Privatarchiv von Professor Eis. Die kritische Ausgabe wurde von R. Rudolf S. D. S. erstellt. In der Einleitung bietet der Herausgeber sorgfältig neue Daten und korrigiert einige Biografien von Pater Conrad, in denen er die Abhandlung anderer Autoren beisteuert. Der Text ist verfasst als eine Antwort, die Pater einer Edeldame gab, deren Namen wir nicht kennen und die sich in ihren Gewissenskonflikten an ihn gewandt hatte. Pater Conrad stützt seine Argumentation auf die Wunderlehre und beginnt mit den Worten Christus: 'Wenn nicht ich die Werke (Wunder) unter ihnen getan hätte ...' (Joh 15, 24). Das Argument lautet: Die wahre Lehre wird dort sein, wo sie von Wundern begleitet wird, die denen Christi und der Apostel ähneln; solche Wunder geschehen nur in der katholischen Kirche ..." (nach dem spanischen und lateinischen "Resumen - Summarium"). – Papier teils etwas stärker gebräunt, rechts beschnitten, leicht über den Rand (o.g. geringer Buchstabenverlust). Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 197, erworben am 2. August 1971 bei Antiquariat Jacques Rosenthal (Hans Koch), Eching bei München. – Beiliegt: Rainer Rudolf, Balthasar Conrads Traktat von der Glaubwürdigkeit und Unverfälschtheit der katholischen Lehre, Sonderdruck, zit. oben.

Lot 1054, Auction  125, Testament, der Anna Polixena von Krasseg. Schloss Krasseg (Steiermark) 1659

Testament
der Anna Polixena von Krasseg. Schloss Krasseg (Steiermark) 1659
Los 1054

Nachverkaufspreis
200€ (US$ 222)

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Testament der Anna Polixena von Krasseg. Deutsche Handschrift auf Papier. 6 nn. Bl. mit 9 S. Text. Schrift: Kanzleibastarda. Schriftraum: bis 21,8 x 15 cm. Format: 31,5 x 19,5 cm. Mit kalligraphischen Schnörkeln. Moderner Kartonumschlag. Schloss Krasseg (Steiermark) 1659.
Reinschrift des Testaments der reichen Witwe Anna Polixena von Krasseg, Herrin von Schätzenberg, in der Regeste mit "Testament Abschrifft" betitelt und notariell gezeichnet "Kollationiert Landt Canzler zu Krain (?), den 29. Januarij Anno 1659 LS Conradt Hagg", demnach zahlreiche bewegliche und immobile Güter sowie beträchtliche Gelder in der Erbmasse zur Disposition stehen. – Sehr sauber und wohlerhalten. Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 54, erworben von Helko Eis bei Hans Koch, Antiquariat Jacques Rosenthal in Echning, Dezember 1967.

Hostauer Judeneid
Deutsche Handschrift auf Papier. 7 S. auf 4 Bl. 14-18 Zeilen
Los 1055

Nachverkaufspreis
1.800€ (US$ 2,000)

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"So ein Jud einen Ayd schwören wil"
Hostauer Judeneid - Taufzettel. Deutsche Handschrift auf Papier. 7 S. auf 4 Bl. 14-18 Zeilen. Schrift: Deutsche Kurrentschrift. Format: 10,8 x 7 cm. Moderner Pergamentumschlag (unter Verwendung älteren Materials). Hostau in Böhnen 1659-1662.
Sehr kleine, aber sehr gehaltvolle, umfangreiche und engbeschriebene Handschrift, die wohl einem Geistlichen, einem Gerichtsschöffen o. ä. als Vademecum diente. Auf Fol 1v nennt er sich als Wenzeslaus Adelbert Miller aus dem westböhmischen Hostau, dem heutigen tschechischen Hostoun auf halber Strecke zwischen Pilsen und Amberg. Zunächst ein:

"Verzeichnus der Hochlöbl. Bistumümer der Röm. Reichs. Annotiert von mir Wencelslao Adalberts Miller der Zeit wohhafft in der Stadt Hostau: im Königreich Böheimb: am fest s. gregorijy Anno 59". Es folgt Fol 1v ein Register mit Nennung einiger Bistümer des Heiligen Römischen Reichs wie "Straßburg", "Maytz", "Treyer" (Trier), "Cöln".

Hauptteil der kleinen, aller Wahrscheinlichkeit in sich vollständigen Handschrift ist ein ausrührliches Iuramentum Iudaeorum, ein seltener deutscher Judeneid, der ganze vier engbeschriebene Seiten umfasst (Fol 2r-3v). Der Judeneid, auch "More Iudaico", war eine von Stadtherren, Richtern und Kirchenobersten den Juden obligatorisch auferlegter Schwur auf die Gebote Moses und besiegelt mit dem höchsten Gebet "Höre Israel", mit dem sich Juden einer Anklage oder einer Beschuldigung gegenüber zur Wehr setzen konnten. Für Betroffene hatte der Judeneid, der Zwange, sich vor seinem eigenen Gott und dem Propheten Moses zu verantworten eine klar diskriminierende Konnotation und steht somit meist in Verbindung zu Herabwürdigung, Einschüchterung, Verfolgung, Hetze und Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung

"Eines Juden Aydt. So ein Jud einen Ayd schwören wil, so sol er bey ihm haben Herrn Moyses buch, darin die Zehen gebot geschrieben stehen, und sol sie rechter Hand bis auf oder an die Knorren auf die Zehen gebot Legen. Und sol ihm der eyd schriefftlich vorgelegt werden, den sol er selbst lesen mit lauter stim: das hab ich nit gethan, und bin des gantz unschuldig, also helf mir gott, der himmel und erden erschaffen hat: und also helf mir die Ee, die gott gebott, die die gab Hern Moysi auf den berg Sinai in Zweiyen Stainen tafeln, mir und aller Juden zu trost:
Es folgt das wichtigste Gebet des Judentums "Schma Jisrael" ("Höre Israel"): "Schem Adanai elohecha laschane ... escher issa et schmo Laschane", gewissermaßen als höchste jüdische Schwurformel.

Der zweite Text (Fol 6, 7r), datiert 1662 in schwarzer Tinte hinzugefügt worden, offenbar war das kleine Heft bis dahin in Gebrauch. Es enthält einen "Taufzettel", datiert "den iij. May 1662" mit einem Taufmahngedicht, ebenfalls in deutscher Sprache, gereimt in 8 Versen zu 16 Zeilen: "Jetz und hir angezaiget ist / daz schöne kindlein Jesu Christ / Bevreyt bist du nun von Sünd / und von den gottes Liebes Kind / So wachs nun auf mit gutem vleis, Sey deinen eltern ehr und preis / ein erb der frohen Seligkeit / Welche hier allzeit ist bereit ..." (ungefähre Lesart mit Fehlern).

Der schon im frühen Mittelalter nachweisbare Judeneid wurde nahezu überall in Europa angewendet und erst im 19. Jahrhundert abgeschafft bzw. verboten (in den preußischen Erbländern am 15. März 1869). – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 94. Vorderer Innendeckel mit Signatur "Hs. 94" und Stempel "Prof. Dr. Gerhard Eis". Fliegender Vorsatz am Schluss mit eigenhändigen Einträgen der bibliographischen Angaben: "Veröffentlicht: G. Eis. Judeneid aus Hostau in Böhmen, Journal of English and Germanic Philology LII, 1953, S. 86-89", "G. Eis, Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften aus dem Sudentenländern, Stifter-Jahrbuch VIII (1964), S. 174-178" und weiteres.

Lot 1056, Auction  125, Arnauld, Antoine, Nouveaux Elemens de Geometrie. Frankreich 1667. - Sehr saubere und klare Abschrift der wohl ersten Ausgabe.

Arnauld, Antoine
Nouveaux Elemens de Geometrie. Frankreich 1667. - Sehr saubere und klare Abschrift der wohl ersten Ausgabe.
Los 1056

Nachverkaufspreis
1.000€ (US$ 1,111)

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Mit vier Federzeichnungen der "magischen Quadrate"
Arnauld, Antoine. "Nouveaux Eléments de Géométrie". Französische Handschrift auf Papier. 12 nn., 490 hs. num. S., 5 nn. Bl. 27 Zeilen. Schrift: Französische Kurrent. Schriftraum: 21 x 14,5 cm. Format: 23,5 x 16,5 cm. Mit Diagrammen in Federzeichnung und 4 Tafeln mit tabellarischen Federzeichnungen. Braunes Kalbsleder d. Z. (beschabt, bestoßen, mit Fehlstellen und Erinrissen an den Kapitalen, Gelenke leicht brüchig) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung. Frankreich 1667.
Sehr saubere und klare Abschrift des mathematischen Werkes "Nouveaux Eléments de Géométrie" von dem französischen katholischen Theologen, Philosophen und Mathematiker Antoine Arnauld (1612-1694). Wohl von der ersten Ausgabe aus dem Jahre 1667 abgeschrieben, ohne die Angaben des Ortes oder des Druckers. Die letzten 20 Seiten von 471 bis zum Ende enthalten den interessanten Abschnitt: "Solution d'un des plus celebres des plus difficiles problèmes d'arithmétique appellé communement les quarrez magiques". Am Schluss wurde auf den letzten vier Blättern fein säuberlich die "magischen Quadrate" gezeichnet.
"The 'Elemens' undertakes a reworking and reordering of the Euclidean theorems in the light of the contemporary literature and Pascal's influence. As mathematics it is characterized by the mastery of the contemporary literature and by its clear and fresh exposition" (DSB I, 292). – Innengelenke offen und leicht stockfleckig, sonst wohlerhaltenes Exemplar.

Lot 1060, Auction  125, Ritterlichkeit, Sentenze et eruditioni

Ritterlichkeit
Sentenze et eruditioni
Los 1060

Nachverkaufspreis
200€ (US$ 222)

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Ritterlichkeit. "Sentenze et eruditioni cavalleresche ordinali riportate per alfabeto". Italienische Handschrift auf Papier. 42 nn. Bl. Schrift: Italienische Kurrentschrift. Format: 27,4 x 19,6 cm. Fadenbindung, ohne Einband. Italien um 1700.
Abhandlung mit einer Sammlung alphabetisierter Sprüche und Sätze verschiedener Autoren über die Ethik des Rittertums und die Figur des perfekten Ritters. – Einige Vakatblätter. Gebräunt, (wasser)fleckig, stärkere Randläsuren, Bindung gebrochen.

Laertius, Diogenes
Ex Läertio de vitis philosophorum.
Los 1062

Nachverkaufspreis
280€ (US$ 311)

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Laertius, Diogenes. Ex Läertio de vitis philosophorum Anno 1719. Lateinische Handschrift auf Papier. 124 num. S. 16 Zeilen. Schrift: lateinische Kurrent. Format: 10,2 x 8 cm. Pergament (abgegriffen, fleckig) unter Verwendung von Material d. Z. Wohl Tiroler Raum, datiert 1719.
Kleines Breviarium philosophorum, eine Taschenkompilation aus den Viten der Philosophen nach den Schriften des Philosophiehistorikers und Doxographen Diogenes Laertius (3. Jahrhundert n. Chr.), der die Biographien der bedeutendsten antiken Philosophen und deren Lehren zusammenfasste und damit eine unerschöpfliche Quelle für unser heutiges historisches Wissen bildete.
Das interessante an dem Kompendium ist die thematische Zusammenfassung nach alphabetischen Stichwörtern wie "Admonitio", "Adolescens", "Adversa", "Aequanimitas", "Amicitia", "Amare et amor", "Arcana", "Avaritia", "Aulico", "Aurum", um allein den Buchstaben "A" zu zitieren. – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis (1908-1982), Heidelberg, Hs. 27, mit eigenhändigem Besitzvermerk des Sammlers und dessen Stempel.

Arnhold, Christian
Artzeney Buch Vor vile Jinnerliche, und eusserliche, des
Los 1064

Nachverkaufspreis
250€ (US$ 278)

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Arnhold, Christian. Artzeney Buch Vor vile Jinnerliche, und eusserliche, des menschlichen Leibes zu stossenden Schwachheiten und Krankheiten, bewerthe Mittel. Deutsche Handschrift auf Papier. 1 Bl., 342 hs. num. S., 7 nn. Bl. Schrift: Kalligraphie und deutsche Kurrent. Text in Sepia mit einigen Unterstreichungen in Rotbraun. 19,5 x 16 cm. Halbleder d. Z. (Rücken mit größeren Fehlstellen, Bezug teils abgeschabt, Gebrauchsspuren, stärker bestoßen). Deutschland (Kohren bei Leipzig) 1725.
Im Jahre 1721 begonnenes, bis 1725 weitergeführtes Arzneibuch aus einer Hand, wohl autograph von einem Schuldiener mit Namen Christian Arnhold, der über Geburts-, Tauf- und Sterberegister in die sächsische Kleinstadt Kohren zu verorten ist, das heutige Kohren-Sahlis, ein Ortsteil der Stadt Frohburg im Süden des Landkreises Leipzig.
Enthalten sind Hunderte von wertvollen Ratschlägen und Rezepten der Gesundheitsfürsorge und Humanmedizin, darüber hinaus auch ein eindrucksvolle Sprachzeugnis des Barock, das von zahlreichen Germanisten sprachlich und inhaltlich wissenschaftlich bearbeitet wurde:

"Artzeney Buch Vor vile Jinnerliche, und eusserliche, des menschlichen Leibes zu stossenden Schwachheiten und Krankheiten, bewerthe Mittel. Theils aus Eigenerfahrung, und Probä Theils auch aus erfahren, und gelehrter Leute Schrifften zusammen getragen und auffgezeichnet. Vor allein nur arme und Preßhaffte und sehr kränckliche Menschen aus Liebe bemerket, und eingetragen. Benebst einen Vollständigen Register von Christian Arnhold. Derzeit Kirch- und Schull-diener In-Jahrshayn Anno Christi 1725" (Titel).

Veröffentlichungen bzw. Teilveröffentlichung und Nenneng bei:
Gerhard Eis. Späte Paracelsus-Exzerpte aus unbekannten Handschriften, in: Eis, Vor und nach Paracelsus (1965) S. 74-93. - Karl-Heinz Weimann. Paracelsus-Bibliographie 1932-1960 (1963), S. 86. Volker Wendland, Die Gräfin von Mansfeld, eine Verfasserin spätmit-telalterlicher Rezepte, in: Medizinische Monatsschrift 23 (1969), S. 544- 548. – Etwas gebräunt, vereinzelter Durchschlag, insgesamt sehr sauber und kaum Gebrauchsspuren. - Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 46, mit dessen Fiche mit eigenhändigem Eintrag in Tinte auf dem vorderen Innenspiegel: "Handschrift 46 Christian Anrholdt Rezeptbuch, 1725 im Besitz Doz. Dr. Gerhard Eis" und hs. "Gekauft am 12. Juni 1940 in Dresden bei Paul Alike, lt. Kat. 236, Nr. 1297". Beiliegen mehrere eigenhändige Transkriptionszettel von Eis, ferner 4 gestempelte und unterschriebene Auszüge aus dem "Geburts-, Tauf-, Sterbe-, Aufgebots- und Begräbnisregister der ev.-luth. Kirche zu Kohren", die sich auf den Autor Christian Arnhold beziehen (von 1940).

Liebenberg
"Sammlung fürstlicher und adeliger Wappen". Deutsche Handschrift auf Papier. Um 1728
Los 1065 [^]

Nachverkaufspreis
3.000€ (US$ 3,333)

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Liebenberg. - "Sammlung fürstlicher und adeliger Wappen" (hs. Titel). Deutsche Handschrift auf Papier. 1 Bl. und 70 num. Wappentafeln mit hs. Beischriften. Format: 16 x 18,4 cm. Mit 71 ganzseitigen Wappenmalereien in Deckfarben und zweifach gefalteter großer Wappentafel (20,8 x 34,6 cm). Hellbraunes Halbleder d. Z. (beschabt und bestoßen, Vorsätze stärker abgerieben) über 5 erhabene Bünde mit Goldfileten und goldgeprägtem RSchild "Armories" sowie dreiseitigem Rotschnitt. Deutschland (Schloss Liebenberg) nach 1728.
Wohl für das Adelsgeschlecht der Freiherren Hertefeld (Hertefeldt) von Liebenberg am Ende des ersten Viertels des 18. Jahrhunderts angefertigtes Wappenbuch, das alle prachtvollen Wappenschilder der Freiherren bzw. Barone, Fürsten, Könige und Kaiser zeigt, die irgendwie mit dem Geschlecht verwandt und assoziiert sind. So zeigt die große Falttafel am Schluss (No. 71) das Wappen "Cleve", da die Hertefeldt dem kleveschen Adelsgeschlecht im 17. Jahrhundert entstammen: "Comtes de Lottum et Willich".

Am Anfang ein großes kaiserliches Wappen mit Krone, Einhorn, Greif und dem Orden vom Goldenen Vlies mit hs. Beischrift "Duc d'Espagne en Russie - Liria grand et Ambassadeur 1728". Enthalten sind auch englische und schottische Adelsgeschlechter "Angleterre", "Ecosse", "France" z. B. "Du Bourg Maréchal de France et Gouverneur de Straßbourg", "Hollande", "Gueldre" etc.
– Nur vereinzelte kleine Oberflächenbereibungen, wenige Farbabplatzungen, fast durchgehend in bemerkenswert guter, frischer Qualität.
Provenienz:
Vorsatz mit kleiner gelber Klebefiche: "Aus der Bibliothek des Baron von Hertefeld in Liebenberg". Das Geschlecht der Freiherren von Hertefeldt zu Schloss Liebenberg in Brandenburg (nördlich von Berlin im Löwenberger Land) hatte wohl als wichtigsten Spross den Freiherren Samuel von Hertefeldt aus dem klevischen Adelsgeschlechts von und zu Hertefeldt hervorgebracht, einen preußischen Staatsmann, Geheimer Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrat sowie Ritter des Schwarzen Adlerordens, der als Erbherr von Liebenberg erstmals ein Schloss errichten ließ, in dem auch eine Bibliothek eingerichtet wurde. Mit altem Wappenstempel auf dem Vorsatzblatt. Vorsätze aus türkischem Marmorpapier, der hintere mit Marke des bedeutenden Antiquars William Salloch, New York.

Lot 1066, Auction  125, Rossarznei und geistliches Lied, Deutsche Handschrift auf Papier. Deutschland 1728

Rossarznei und geistliches Lied
Deutsche Handschrift auf Papier. Deutschland 1728
Los 1066

Nachverkaufspreis
220€ (US$ 244)

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Rossarznei und geistliches Lied. Deutsche Handschrift auf Papier. Fragment. Deutschland 1728. - Rezepte zur Kurierung von Pferden:
Rossarznei und geistliches Lied. Deutsche Handschrift auf Papier. Fragment mit 6 nn. Bl. Schrift: deutsche Kurrent. Format: 21 x 16 cm. Moderner Kartonumschlag. Deutschland 1728.
Rezepte zur Kurierung von Pferden ("Wenn ein Roß aufgebrochen ist mit Zeiten..."), denen "Ain segenes Geistliches Liedt" beigegeben ist. An dessen Schluss datiert "1728". – Erstes Blatt hier zu einem Drittel abgerissen (Textverslust), wahrscheinlich fehlen anfangs weitere Blätter, etwas fleckig, mit Gebrauchsspuren. Provenienz: Tenner Heidelberg Auktion 81 10/1970. Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 157.

Lot 1067, Auction  125, Oratio Imperatoris, occasione Terraemotus Pekini - Lat. Handschrift

Oratio Imperatoris
occasione Terraemotus Pekini - Lat. Handschrift
Los 1067

Nachverkaufspreis
500€ (US$ 556)

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Die Rede des Kaisers von China zum Erdbeben von 1730
Oratio Imperatoris occasione Terraemotus qui Pekini contigit 30. Septembris 1730. Lateinische Handschrift auf Papier. Doppelblatt mit 4 S. 31 Zeilen. Kanzlei-Kurrent. Format: 27 x 20 cm. Italien nach 1730.
Zeitgenössische Abschrift in sehr sauberer Kanzlei-Kurrent von der Kaiserlichen Rede nach dem Großen Erdbeben von Peking im Jahre 1730, das schwerste Schäden verursachte und Hunderttausende von Todesopfern forderte. Jesuiten-Missionare vor Ort berichteten von der Katastrophe und von einer öffentlichen Rede des Kaiser von China, die in bis dato nur zwei Abschriften erhalten ist. Hier handelt es sich um ein weiteres Dokument aus einem zeitgenössischen Urkundenduplum mit hs. "No. 34", ausgelöst aus einer Sammlung.

"Tempore Terraemotus, qui die 19. Lunae 8. (30 Septemberis) evenit, timore atque horrore perculsus, illico me collegi, animum que discutiens, hanc coeli vindictam adscripsi negligentiae, quam in gubernando admisi aestate et autumno proximè elapso, dum invaletudine [...]" ("Zur Zeit des Erdbebens, das sich am 19. Montag, dem 8. (30. September), ereignete, wurde ich von Furcht und Schrecken heimgesucht, und als ich meine Gedanken zerstreute, schrieb ich diese Rache des Himmels der Nachlässigkeit zu, die ich bei der Führung eingestanden hatte, und dem Herbst, der fast vorüber war, als ich krank war.").

Der Text ist bekannt, eine Abschrift befindet sich auf einem Dokument in der römischen Jesuitenbibliothek, vgl. Federico Masini. Western Humanistic Culture Presented to China by Jesuit Missionaries (XVII-XVIII Centuries). Edited by Federico Masini. Rome, Institutum Historicum SJ, 1996, S. 77, Nr. 226, Sign. 1386/28 (S. 187r-188v). Ein weiteres (wohl etwas späteres) Exemplar einer Abschrift ist enthalten in der Sonderkollektion Pray gyüjtemény, der Hevenesi-Kaprinai-Pray-Sammlungen, einer Quellensammlungen jesuitischer Historiker. – Linker Rand im Bug mit kleinen Ausbrüchen und Leimspuren, sonst kaum fleckig, das letzte Blatt etwas gebräunt, Knickspuren, kaum Löchlein, insgesamt gut erhalten und gut lesbar.

Vitalis, Marineoffizier
Journal de la campagne que l'escadre des huit galères du Roy viennent de faire, présenté à Monseigneur le duc d'Anville. Marseille 1734
Los 1068

Nachverkaufspreis
2.000€ (US$ 2,222)

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Galerentagebuch der Reise eines Kriegsschiffs von Genua nach Sizilien
Vitalis, Marineoffizier. "Journal de la campagne que l'escadre des huit galères du Roy viennent de faire, présenté à Monseigneur le duc d'Anville, lieutenant-général des galères." Französische Handschrift auf Papier. 1 Bl., 98 num. S. 24 Zeilen. Schriftraum 16 x 11 cm. Format 21,5 x 15,5 cm. Mit aquarellierter Federzeichnung auf Falttafel. Pergament d. Z. (wenige winzige Fehlstellen, leicht fleckig) mit hs. RTitel. In moderner grüner Halbmaroquin-Decke mit goldgeprägtem RTitel und Marmorpapier-Deckelbezügen in Halbmaroquinschuber. Marseille 1734.
Tagebuch einer Kampagne im Mittelmeer, das den Zeitraum vom 13. Mai bis zum 12. Oktober 1734 abdeckt. Es ist mit einem großen, gefalteten Plan der Reede von Tarent in kolorierter Federzeichnung illustriert.

Das vom Großprior der Galeeren und dem Generalleutnant Herzog d'Anville befehligte Geschwader bestand aus acht Galeeren: La Réalle, La Patronne, L'Eclatante, La Gloire, La Brave, La Favorite, La Hardie und L'Ambitieuse. Ihr Auftrag war es, nach Tarent (Taranto) in Süditalien zu fahren, um die Küsten des Königreichs Neapel zu überwachen und gegebenenfalls feindliche Schiffe abzufangen. Das Tagebuch beschreibt die zurückgelegten Routen, die durchgeführten Manöver, die Navigationsbedingungen und die nautischen Messungen während der Reise.

Die Schiffe liefen am 17. Mai 1734 in Marseille aus, passierten Toulon und die Hyères-Inseln und steuerten dann auf das Kap Korsika zu, wo sie spanische Galeeren erblickten, die aus dem Golf von Saint-Florent zu kommen schienen (29. Mai). Am nächsten Tag fuhr ein holländisches Schiff in der Nähe des Geschwaders vorbei, ohne Anzuhalten, trotz eines Kanonenschusses, den die Réalle abfeuert. Am 2. Juni sind sie in Civita Vecchia und am nächsten Tag wird das Geschwader von zwei Galeeren des Papstes gegrüßt. Die Schiffe ankerten dort bis zum 12. Juni, dem Tag der Abfahrt nach Neapel, wo sie am 16. Juni ankamen. Nach der üblichen Begrüßung fährt das Geschwader nach Pozzuoli, wo es bis zum 26. bleibt.

Am nächsten Tag erreicht die Mannschaft die Liparischen Inseln und ankerte kurz vor der Insel Stromboli, die angepeilt worden war. Am 29. Juni passierte die Expedition die Straße von Messina und nahm Kurs auf Reggio di Calabria, wo sie noch am selben Tag ankommt. Am 1. Juli findet eine Prozession statt, bei der die Schiffe vom Erzbischof der Stadt gesegnet werden. Am 5. wird ein Schiff mit englischer Flagge gesichtet, auf das zwei Kanonenschüsse abgefeuert werden, aber "das besagte Schiff ließ es nicht zu, seine Route fortzusetzen, die an Sizilien vorbeiführt". Am 11. Juli verließ das Geschwader Reggio und fuhr entlang der kalabrischen Küste, bis es am 16. Juli auf der Reede von Tarent ankam.

Der Offizier erklärt, wie man in die Reede gelangt "Dans cette rade on peut entrer par 3 passes dont la meilleure est celle d'entre le cap St Vito et la petite isle appelée St André. Il faut approcher la ditte isle à la portée d'un coup de canon de 4 et venir ouvrir le passage d'entre cette ditte isle et la grande et l'ayant un peu ouvert on peut gouverner sur la ville sans crainte, ayant évité un bas fondc" (S. 50). Er beschreibt die gefährlichen Stellen und gibt die Peilung der Reede an. Diese Beschreibung ist mit einem Aquarellplan illustriert, der die Lage der Stadt, die drei Brücken, die sie mit dem Festland verbinden, das Kap San Vito und die beiden Inseln der Reede zeigt. Die Abfahrt von Tarent erfolgte dann am 23. Juli.

Nun bricht die Rückreise an: Am 26. August ankern sie in Reggio, wo sie zwei spanische Galeeren treffen und die das Geschwader mit vier Kanonenschüssen begrüßen: "la Réalle leur en a rendu un". Die Liparischen Inseln werden am 5. August passiert, die Ankunft in Pozzuoli am 7. August notiert und das Ankern in Neapel am 10. August. Am nächsten Tag liest man: "A sept heures du matin les galères d'Espagne, où Don Carlos Roy de Naples estoit embarqué, ayant pareu, lesquelles revenoient du siège de Gayette, la Réalle a mis une banderole rouge [c] pour venir à la rencontre des dittes galères qui estoient au nombre de 5, et estant à une certaine distance, l'escadre s'estant rangée en bataille par le signal qu'en a fait la Réalle [qui donna] celuy de nous préparer pour le salutc" (S. 63).

Es folgen mehrere Salutschüsse, die aus Kanonen- und Musketenschüssen zwischen den französischen und spanischen Geschwader bestehen. Am 18. August verließ die Expedition Neapel. Am 20. erkundeten sie "Gayette" (Gaeta) nordwestlich von Neapel und setzten dann ihren Weg fort. Als sie in der Nähe der Ponces-Inseln ankamen, mussten sie aufgrund des schlechten Wetters und des geringen Ostwinds nach Gaega zurückkehren, von wo sie am 24. Am 4. September erreichten sie Civitavecchia, wo das Geschwader mit zwei päpstlichen Galeeren Salutschüsse austauschte. Am 7. September erblickten sie die Insel Monte Christo, erreichten Elba, ankerten am 18. September in Genua und kehrten am 12. Oktober 1734 nach Marseille zurück.

Der Verfasser dieses Tagebuchs könnte der Familie Vitalis (oder Vitally) angehören, die aus der Republik Genua stammte und mehrere ausgezeichnete Offiziere hervorgebracht hat (Artefeuil, Histoire héroïque et universelle de la noblesse de Provence, II, S. 572-574). Er könnte auch mit Esprit Vitalis verwandt sein, der 1662 Konsul der Stadt Toulon war (Teissier, Armorial de la ville de Toulon: familles consulaires, officiers de marine, S. 30) oder mit Gaspard Vitalis, einem Bürger, und Jean Vitalis, einem Kaufmann und Händler (Godefroy de Montgrand, Armorial de la ville de Marseille, S. 164). – Kaum Gebrauchsspuren, sehr sauber und frisch. Das Manuskript, das in seinem zeitgenössischen Einband sehr gut erhalten ist, stellt ein interessantes Zeugnis über die Aktivitäten der Galeeren des Königs im Mittelmeer im achtzehnten Jahrhundert dar.

Lot 1069, Auction  125, Römische Geschichte, Lateinisches Manuskript zur römischen Geschichte. Handschrift in schwarzbrauner Sepiatinte auf Papier. Italien Mitte 18. Jahrhundert

Römische Geschichte
Lateinisches Manuskript zur römischen Geschichte. Handschrift in schwarzbrauner Sepiatinte auf Papier. Italien Mitte 18. Jahrhundert
Los 1069

Nachverkaufspreis
300€ (US$ 333)

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Römische Geschichte. Manuskript zur römischen Geschichte. Lateinische Handschrift in schwarzbrauner Sepiatinte auf Papier. 90 Bl., nahezu komplett halbspaltig mit Kommentaren beschrieben. 2 Spalten. Ca. 21-32 Zeilen. Schrift: Kurrent-Bastarda. Schriftraum: ca. 26 x 9,5 cm. Format: 27,5 x 20,3 cm. Ungebunden, lose Lagen. Italien Mitte 18. Jahrhundert.
Bei dem vorliegenden Manuskript handelt es sich um ein Studienobjekt mit zahlreichen textlichen Änderungen, Streichungen und Marginalien derselben Hand, die auf eine fortlaufende Überarbeitung und Revision hinweisen, vermutlich im Hinblick auf die Erstellung einer kohärenteren Textfassung zur Publikation über die Geschichte Roms und der Kirche. – Ecken mit leichten Knicken. Wohlerhaltenes Manuskript.

Lot 1070, Auction  125, Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban, Breve Istruzione per l’intelligenza della Fortificazione Moderna

Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban
Breve Istruzione per l’intelligenza della Fortificazione Moderna
Los 1070

Nachverkaufspreis
500€ (US$ 556)

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Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban. "Breve Istruzione per l’intelligenza della Fortificazione Moderna". Italienische Handschrift auf Papier. 18 Bl. Mit 9 mehrfach gefalteten Festungsplänen in Tinte und Bleistift. Schrift: Italienische Kurrentschrift. Format: 28,3 x 18,9 cm. Flexiles Pergament d. Z. (leicht geworfen und fleckig, Rückdeckel wiederansgesetzt, wohl neueingehängt, Vorsätze neu) mit auf dem VDeckel montierten Pergamentschild mit kolorierten Wappen in Federkartusche sowie 4 späteren Pergament-Bindebändern. Italien 1750.
Studie über die Festungsbauten von Sébastien Le Prestre de Vauban (1633-1707), General, Marshall und Festungsbaumeister Ludwigs XIV. Auf den gezeichneten Plänen sind Umrisse der Festungen und Gräben dargestellt die an den westlichen, nördlichen und östlichen Grenzen Frankreichs gebaut sind. – Titel teils hinterlegt. Ein Faltplan mit kleinem Einriss, sonst wohlerhalten. Etwas fleckig und gebräunt, gut erhalten. Mit einigen Vakatblättern.

Lot 1071, Auction  125, Neuschloß, Kontorbuch aus der Kaunitz-Bibliothek Neuschloß. Deutsche Handschrift auf Papier

Neuschloß
Kontorbuch aus der Kaunitz-Bibliothek Neuschloß. Deutsche Handschrift auf Papier
Los 1071

Nachverkaufspreis
500€ (US$ 556)

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Kontorbuch der bedeutenden böhmischen Residenz "Neuschloss"
Neuschloß. - Kontorbuch aus der Kaunitz-Bibliothek Neuschloß. Deutsche Handschrift auf Papier. Ca. 80 Bl. mit ca. 80 beschriebenen S. in brauner Sepiatinte und 36 Vakat-Blätter.Tabelle mit 4 Spalten, bis 30 Zeilen mit Einträgen. Schrift: deutsche Barock-Kurrent. Format: 19,5 x 16,5 cm. Geheftet und über 3 Bünde (ohne Decken, aus einem Einband ausgelöst). Neuschloß, Nordböhmen 1750-1761.
Aus dem heutige tschechischen Schloss Nový zámek (Neuschloß) stammendes Kontorbuch mit Hunderten von Einträgen der Jahre 1750-1761, die eine ganze Wirtschaftsgeschichte im Barock rekonstruieren lassen: "Ausgabe von NeuSchloß Monath January 1750". Zum Barockschloss gehört der Neugarten sowie die größten Parkanlagen Böhmens, die im Stil der englischen Gärten angelegt worden waren - und noch heute zu den bedeutendsten Tschechiens gehören.
Das Kontorbuch, das aus der Bibliothek des Fürsten Wenzel Anton von Kaunitz (1711-1794) stammt, verzeichnet Einnahmen und Ausgaben, etwa: "Vor die pro Januario abgeführende contribution", "Den Pfarrer und denen Rechen Vättern sambt buben und contor der colecta", "Kircheninteressen", "Nach Prag geschicket der Herr Ragnitzki", aber auch Reparaturarbeiten wie: "die Schoßstiegen machen zu lassen" und vieles, vieles mehr. – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 43. Mit auf den Vorderdeckel montierter Fiche: "Handschrift 43 Ausgabenbuch (aus Neuschloß), 18. Jhdt. im Besitz von Dr. Gerhard Eis, Prag 1938". Kostbar sind auch die zahlreichen Vakat-Blätter feinster Bütten aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Lot 1079, Auction  125, Meister Albrant, "Albrechts Roßarzneibuch, Rosenberger Pelzbuch"

Meister Albrant
"Albrechts Roßarzneibuch, Rosenberger Pelzbuch"
Los 1079

Nachverkaufspreis
500€ (US$ 556)

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Rossarzneibuch Meister Albrants und Pelzbuch
des Jost von Rosenberg

Meister Albrant. "Albrechts Roßarzneibuch, Rosenberger Pelzbuch". Großes Fragment einer böhmischen Sammelhandschrift in tschechischer Sprache auf Papier. 159 (statt 185?) Bl., mit Seitennummerierung 53-412 (mit Fehlern und Sprüngen). Ca. 14 Zeilen. Schrift: nordböhmische Kurrent. Schriftraum: 19 x 16,4 cm. Format: 22 x 18,5 cm. Mit Rubrizierung und kalligraphischen Auszeichnungen der Überschriften in roter und brauner Feder. Halbleder d. Z. (Kanten und Ecken beschabt, gering bestoßen). Nordböhmen (Ploschkowitz, Leitmeritz) um 1800.
Gerhard Eis, Meister Albrants Roßarzneibuch im deutschen Osten (Schriften der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft in Reichenberg 9), Reichenberg 1939 (Nachdruck [Documenta Hippologica] Hildesheim/Zürich/New York 1985). - Gerhard Eis, Meister Albrants Roßarzneibuch. Verzeichnis der Handschriften, Text der ältesten Fassung, Literaturverzeichnis, Konstanz 1960, S. 15-21. – Großes Fragment einer besonders umfangreichen böhmischen Handschriften-Anthologie mit großen Teilen aus Meister Albrants Roßatzneibuch, des bedeutendsten hippiatrischer Text des Mittelaltes, der in mittelhochdeutscher Sprache im 13. Jahrhundert wohl am Hofe des Stauferkönigs Friedrichs II. entstanden war. Geschildert werden 36 typische Krankheiten der Reitpferde und Anweisungen zu deren Kurierung. Der Mediaevist und Germanist Gerhard Eis, Heidelberg (1908-1982) sammelte Überlieferungen in Handschriften wie der vorliegenden des späten 18., bzw. frühen 19. Jahrhunderts, die er edierte, um damit erstmalig die Bedeutung der Roßarznei Meister Albrants für die Entwicklung der deutschen Sprache zu manifestieren. Wie wenige andere Texte wurde das Pferdebuch als praktische Diagnose- und Kurationsanweisung nahezu lückenlos über 800 Jahre tradiert und bildete somit ein Kalleidoskop der Sprachentwicklung und wichtige Quelle für die Linguistik zwischen Mittelalter und Neuzeit.

"Im Herbst 1937 von dem Prager Antiquar K. Zink gekauft. Es ist eine um 1800 hergestellte Abschrift eines Werkes, das 1599-1601 abgefaßt worden sein muß. Ein Pferdesegen aus Ploschkowitz bei Leitmeritz [das heutige Ploskovice bei Leitmeritz in Böhmen], ist 1599 datiert und das Pelzbuch das den ersten Abschnitt bildet, ist Peter Wok von Rosenberg (+1611) gewidmet, der Herr auf Krummau genannt ward. Diese Herrschaft verkaufte er jedoch 1601. Der erste Teil ist ein Roßarzneibuch, das zum großen Teil Vorschriften des Meisters Albrant, Kaiser Friedrichs Schmied, enthält. Von besonderer Wichtigkeit ist der vierte Teil, das Rosenberger Pelzbuch, von Jost von Rosenberg für Peter Wok von Rosenberg, verfaßt" (eigenhändiger Eintrag Gerhard Eis). Gemeint ist der Grundherrr Peter Wok von Rosenberg (1539-1611). – Provenienz: Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Heidelberg. Mit einmontierter Fiche auf dem fliegenden Vorsatz: "Handschrift H. 33 Albrechts Roßarzneibuch, Rosenberger Pelzbuch u. a. im Besitz von Dr. Gerhard Eis, in Ruppersdorf bei Reichenberg in Böhmen ist nach den Grundsätzen der [durchgestrichen:] Königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im November 1937 aufgenommen worden". Fliegender Vorsatz mit umfangreichen hs. Einträgen des Germanisten und einer höchst ausführlichen Liste der Bibliographie von Veröffentlichungen über die Handschrift mit neun Titeln, meist von Eis selber.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

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