Los 1003

Beneventana
Fragment eines süditalienischen Chrogebet-Brevier

Schätzung
8.000€ (US$ 8,333)

Abgabe von Vorgeboten möglich

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Lot 1003, Auction  125, Beneventana, Fragment eines süditalienischen Chrogebet-Brevier

"Breviarium tipo barese" - Illuminiertes Beneventana-Fragment aus dem Raum Bari
Beneventana. Fragment eines süditalienischen Antiphonales. Lateinische Handschrift in schwarzer Tinte auf Pergament. 30 Zeilen. Ligaturenreiche Beneventana. Schriftraum bis ca. 32,5 x 19 cm. Format bis 35,5 x 26 cm. Mit 8 kleinen farbigen Initialen, 4 großen, 3-zeiligen Federwerk-Initialen mit Knollenwerk in Grün, Gelb, Rot, Blau und Orange sowie 2 Zierinitialen mit Abhängern (10- und 18-zeilig) mit Flecht- und Rankenwerk, einem Groteskenkopf und Knollen. Süditalien (Benevent, Apulien) Ende 11., Anfang 12. Jahrhundert.
Außergewöhnlich seltenes Beispiel eines bemerkenswert großen Fragments einer "Beneventana", einer Gruppe von Handschriften aus süditalienischen Skriptorien des 11.-12. Jahrhunderts (etwa in Monte Cassino und Bari), die eine ganz eigene Schrift ausgebildet haben, die jüngsten Theorien zufolge von den langobardischen Buchschriften herrührt. So finden wir typische Merkmale in den Ligaturen von "oc" = "a", der Buchstabe "e" mit langem Mittelstrich, ein "c" mit Kerbung, ähnlich dem "E" sowie zahlreiche Abbreviaturen, die die Lesbarkeit deutlich erschweren. Auch der Buchschmuck ist charakteristisch: Lange Zierinitialen, die in die Kolumne eingerückt erscheinen, lombardisches, aus dem iro-schottischen Kulturraum herrührendes Flechtwerk mit Knollen und Akantus sowie kleinen Grotesken zeigen. Die größeren Initialen im Text (hier z. B. "A" und "S" und "N") sind farbig gefüllt in Rot und Orange, die Initialen ebenfalls von einer planen, kraftvollen Malerei in den Grundfarben Rot, Gelb, Blau und Grün.

Das vorliegende große Fragment stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem späten 11. oder frühen 12. Jahrhundert. Die Illuminierung und die Schrift gehören eher zum "tipo barese" als zum "tipo cassinese" der beneventanischen Schrift. Der "tipo barese" ist an der Adriaküste von Dalmatien bis nach Puglia zu lokalisieren. Auffällig ist der starke Einfluss der karolingische Minuskel auf die Schrift des Fragments.

Es handelt sich um die Kollecte für die Vigilia des Festes des heiligen Benedikt, Gründers des Benediktinerordens, dessen Fest den 21. März begangen wird. Die Handschrift war somit in einem Benediktinerkloster in Gebrauch. So stammt das Fragment wohl aus einem Brevier, das alle Texte für das Chorgebet (Divinum officium) enthält, einschließlich der Bibellesungen, von den Psalmen jedoch, wie üblich, nur die Anfangswörter. Die Antiphonen haben in dieser Handschrift eine eher rudimentäre Musiknotation bekommen.

Zeile 9 "Concede nobis domine alacribus animis beati confessoris tui benedicti sollemnia celebrare . cuius diuersis decorata uirtutibus tibi uita complacuit. per ... " (Gib uns, o Herr, dass wir mit eifrigen Seelen das Fest deines seligen Bekenners feiern, dessen Leben, geschmückt mit vielfältigen Tugenden, dir gefallen hat. Durch den Herrn), liturgischer Text der Kollekte aus der Vigil des Festes in Rodrade und Tours (De 3455).

Zeile 17 beginnt dann das Buch der Weisheit: "Incipit liber sapientiae." mit der Antiphona "Iustus cor suum tradet ad vigilandum diluculo ad Dominum qui fecit illum, et in conspectu Altissimi deprecabitur." (Der Gerechte wendet sein Herz, um zu Wachen, frühmorgens zum Herrn, der ihn geschaffen hat,
und fleht vor dem Angesicht des Allerhöchsten), nach Jesus Sirach 39, 6.

Intermittierend sind auf beiden Seiten des Fragments ein paar Zeilen mit (recto sieben, verso drei) zu singendem Text eingefügt, recto mit linienfreier Neumennotation (rechte Kolumne, daher mit Abbruch). – Einst Einbandmakulatur mit entsprechenden Leimspuren, ungeradem Beschitt, mit Braunflecken, gebräunt und mit Wurmlöchern, rechter Rand nach 2/3 der Kolumne verlustig, oben fehlen ca. 5-7 cm (möglicherweise 2-3 Textzeilen und Rand). Winzige Löchlein und Gebrauchsspuren, insgesamt jedoch bemerkenswert gut erhalten, die kraftvollen Farben in strahlender Leuchtkraft. Beneventana-Handschriften, auch Einzelblätter oder Fragmente sind extrem selten und kaum auf dem Markt zu finden.


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