Esoterische Komposition
Farbradierung mit Aquatinta auf festem Velin. 1924.
38,7 x 29 cm (54 x 40 cm).
Signiert "FUrban" und datiert, von fremder Hand bezeichnet.
Prachtvoller, großformatiger Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und mit breitem Rand. Äußerst selten.
Kopf mit Knollennase
Öl auf festem Velin, gefirnist. Um 1900-1920.
13,5 x 9 cm.
Oben mittig mit Pinsel in Schwarz bezeichnet "850".
Über Leopold Löwy ist nur wenig bekannt. Er kam aus einem jüdisch-österreichischen Industriellenhaushalt und umgab sich in den Wiener Kaffeehäusern mit vielen Prominenten der Zeit. Löwy wird von seinem Zeitgenossen Josef Krejcik wie folgt beschrieben: „Trotz seiner Jugend schon Rentner! Sehr dick! Geht Sommer und Winter ohne Überrock, ja sogar ohne Unterwäsche (Abhärtungsapostel!). Glänzender Karikaturenzeichner; trockener Witz zeichnet seine Reden aus, an seinen guten Tagen auch Großmeistern gefährlich!“ (Michael Ehn, Ein Denker abseits großer Bühnen. Zur Person Leopold Löwy, in: Karl. Das kulturelle Schachmagazin, 33. Jg., 1/2016, S.23). Die Karikaturen seiner Zeitgenossen werden in verschiedenen Wiener illustrierten Zeitschriften veröffentlicht. Des weiteren illustriert Löwy 1920 eine Sammlung eigens verfasster Tierfabeln. Um der Deportation in ein Konzentrationslager zu entkommen, entscheidet sich Leopold Löwy 1940 zum Freitod und hinterlässt ein umfangreiches Werk kleiner, ungemein feiner und geistreicher Zeichnungen, die spitzfindig und phantasievoll seine Zeitgenossen in den Blick nehmen. Beigegeben: Die Gezeichneten des Leopold Löwy, Ausst.-Kat. Galerie bei der Oper, Wien 2023.
Provenienz: Direkt vom Künstler an Rudolf Brix, Wien
Privatbesitz Wien
Galerie bei der Oper, Wien
Privatbesitz Wien
Kopf mit Zyklopenauge
Öl auf festem Velin, gefirnist. Um 1900-1920.
13,8 x 9 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz bezeichnet "980".
Frontal blickt das skurrile Gesicht aus dem Bild, das einzelne Auge blickt melancholisch mitten im Gesicht zwischen Mund und Nase hervor. Beigegeben: Die Gezeichneten des Leopold Löwy, Ausst.-Kat. Galerie bei der Oper, Wien 2023.
Provenienz: Direkt vom Künstler an Rudolf Brix, Wien
Privatbesitz Wien
Galerie bei der Oper, Wien
Privatbesitz Wien
Phantasiewesen
Öl auf festem Velin, gefirnist. Um 1900-1920.
13,8 x 9 cm.
Links mittig mit Pinsel in Schwarz bezeichnet "973".
Phantastische Kreatur mit vollkommen verschobenem Gesicht: oben ein Ohr, links der Mund, und nach rechts blickt ein Auge. All das ist von Löwy feinsinnig gezeichnet und mit subtilen Schattierungen plastisch durchgestaltet. Beigegeben: Die Gezeichneten des Leopold Löwy, Ausst.-Kat. Galerie bei der Oper, Wien 2023.
Provenienz: Direkt vom Künstler an Rudolf Brix, Wien
Privatbesitz Wien
Galerie bei der Oper, Wien
Privatbesitz Wien
Phantasiewesen mit dickem Bauch
Öl auf festem Velin, gefirnist. Um 1900-1920.
14,2 x 9,4 cm.
Oben mittig mit Pinsel in Schwarz bezeichnet "886".
In den Proportionen verzerrt und verschoben und dennoch mit menschlichem Blick, mit fünf Fingern an der winzigen Hand, einem feinen Öhrchen und ebenmäßigem Inkarnat, so zeichnet Löwy die seiner Phantasie entsprungene Kreatur, ausgehend von der menschlichen Erscheinung. Beigegeben: Die Gezeichneten des Leopold Löwy, Ausst.-Kat. Galerie bei der Oper, Wien 2023.
Provenienz: Direkt vom Künstler an Rudolf Brix, Wien
Privatbesitz Wien
Galerie bei der Oper, Wien
Privatbesitz Wien
"Geburt Christi"
Farbige Monotypie auf Bütten.
13,4 x 12,2 cm (25 x 20 cm).
Monogrammiert "ABr" und betitelt.
Die Innigkeit und Stille des heiligen Moments schildert Brömse in großzügiger, souveräner Abstraktion mit kantigen Flächen und expressiv stilisierten Formen. Ein feines Leuchten und die schimmernde Wirkung der zurückgenommenen und zugleich delikat differenzierten Farbtöne, Nuancen von Rot, Grün und Gelb, scheint vom Christuskind auszugehen, während der Stall im Hintergrund in blassem Braun erscheint. Ganz prachtvoller, in der Farbigkeit harmonisch abgestimmter Druck mit dem wohl vollen Rand, oben und rechts mit dem Schöpfrand. Rarissimum.
Der Überfall
Aquarell, Feder und Pinsel in Schwarz auf Skizzenpapier.
23,3 x 15 cm.
Alptraumhafte Szene, mit vehementen Federschraffuren und in dunkeltoniger Aquarellierung gezeichnet. Der Überfall der riesenhaften Spinne auf den Kopf des essenden Mannes versetzt nicht nur seinen Tischgenossen, sondern auch den Betrachter in Schrecken. Es existiert eine Kohlezeichnung des Künstlers, auf der ganz ähnlich ein Mädchen von hinten von einem Insekt angefallen wird. Wir danken Dr. Gabriela Kašková, Regensburg, für wertvolle Hinweise vom 26.09.2024. Beigegeben: Zwei weitere Federzeichnungen des Künstlers (1 Blatt monogrammiert).
Holzsammlerin
Radierung, Vernis mou und Stoffdurchdruckverfahren in Braun auf festem Japan. Um 1902.
40,8 x 33,1 cm (54,8 x 44,7 cm).
Signiert "H. Zille". Auflage 25 röm. num. Ex.
Rosenbach 31 c.
Eines der graphischen Hauptblätter Heinrich Zilles in einem prachtvollen Druck mit beitem Rand. Selten.
"Drücken musste!"
Feder in Schwarz und Aquarell auf Kupferdruckkarton. 1910.
28,8 x 22 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "H. Zille" und betitelt, dort zudem koloriert, verso vom fremder Hand bezeichnet.
Eindrucksvolle Variante des äußerst beliebten Sujets Heinrich Zilles, das er zwischen 1910 und 1923 in verschiedenen Versionen immer wieder aufgriff: Humorvoll erfasst Zille in charakteristischer Weise die kleine Szene der beiden kleinen Mädchen, die große Schwester der kleinen auf dem Hochstuhl die Nase putzend. Die Darstellung wurde durch den Umschlag seines zweiten Bildbandes "Mein Milljöh" bekannt, das erstmals 1914 veröffentlicht wurde. Sorgfältig aquarellierte Federzeichnung mit leuchtenden Farben. Wir danken Prof. Matthias Flügge, Berlin, für freundliche Hinweise vom 10.10.2024.
Provenienz: Nachlass des Künstlers
Privatbesitz Berlin
Literatur: Gerhard Flügge und Margarethe Köhler-Zille, Heinrich Zille Berlin aus meiner Bildermappe, Leipzig 1969 (Abb. S. 142)
Mann und Frau
Farbige Kreiden auf braunem Velin.
Ca. 24 x 22 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "H.Zille".
Verso eine weitere kleine Kreideskizze eines sitzenden Mannes. Mit schnellem, kräftigem Strich und wenigen pointierten Farbakzenten umreißt Zille eine seiner typischen Alltagsszenen mitten aus dem Leben der Menschen um die Jahrhundertwende. Eine korpulente Frau mit Putzeimer dirigiert mit energischer Geste einen ihr hinterdrein laufenden Mann, der tief gebeugt eine schwere und heikle Last mit Mobiliar und Geschirr auf seinem Rücken trägt.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Heimarbeit
Kreide- und Pinsellithographie auf dünnem braunen Affichenpapier. 1925.
68,5 x 45 cm (71,5 x 48 cm).
Knesebeck 217 B II.
Exemplar des Plakatdrucks von einem zweiten Stein, mit dem Plakattext in Schreibschrift, der endgültige Zustand mit der lithographierten Signatur oben rechts und dem durchgehenden, leicht welligen Strich oberhalb der Darstellung, vermutlich vom Steinrand. Prachtvoller Druck mit kleinem Rand. Selten.
Die Eltern
Kreidelithographie auf hauchfeinem Japanbütten. 1919.
31,7 x 47,5 cm (47,7 x 61,5 cm).
Signiert "Käthe Kollwitz". Auflage 25 Ex.
Knesebeck 142 b (von c).
Exemplar aus der kleinen Auflage auf Japanbütten, neben 275 Exemplaren auf Velin, erschienen bei Richter 1919. Verworfene zweite Fassung des dritten Blattes aus der Folge „Krieg“. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.
Deutschlands Kinder hungern!
Lithographie auf braunem dünnen Affichenpapier. 1923.
42,5 x 68,5 cm (47,2 x 70 cm).
Knesebeck 202 B (von C 3).
Druck der auf einen neuen Stein umgedruckten oder fotomechanisch übertragenen Darstellung mit der vorhandenen Schläfenlinie des Kindes und der Randlinie der Schale oben links und weiteren Überarbeitungen sowie mit dem lithographierten Namenszug, dem gesamten deutschen Text und der Adresse des Druckers H. Birkholz, Berlin, im Unterrand. Spätere Auflagen trugen den Text in Norwegisch bzw. Englisch. Ausgezeichneter Druck, teils mit kleinem Rändchen. Selten.
Wehrt dem Hunger! Kauft Ernährungsgeld!
Lithographie auf bräunlichem Affichenpapier. 1924.
32,5 x 45,5 cm (36 x 47,7 cm).
Knesebeck 206 A II (von B).
Aus der wohl kleinen Plakatauflage mit der Schrift; Knesebeck konnte nur sechs Exemplare in dieser Form nachweisen, keines davon signiert. Ausgezeichneter Druck mit dem wohl vollen, kleinen Rand. Sehr selten.
Kollwitz, Käthe
Handzeichnungen in originalgetreuen Wiedergaben
Los 8044
Schätzung
1.800€ (US$ 1,935)
Handzeichnungen in originalgetreuen Wiedergaben
1 Lithographie "Nachdenkende Frau" auf glattem Velin sowie 1 Doppelbl. Titel, Vorwort, Inhaltsverzeichnis und 24 Lichtdrucktafeln auf Velin. Lose in Halbleinenmappe. 1920.
65 x 48 cm.
Die Lithographie signiert "Käthe Kollwitz".
Knesebeck 160 A III (von B).
Erschienen im Verlag Emil Richter, Dresden, wohl in einer Auflage von mehreren hundert Exemplaren, hier vorliegend Exemplar der Ausgabe C, die Lithographie mit dem horizontal abschließenden Stirch in der Mitte zwischen den Beinen. Die Lichtdrucktafeln verso mit dem Sammlerstempel von Emil Richter (Lugt 5085). Nach eigenen Plänen von Käthe Kollwitz entstand 1920 die sogenannte Richter-Mappe mit den vorzüglichen Lichtdrucken und der beiliegenden Lithographie, diese gedruckt bei Herm. Birkholz, Berlin. Die von Kollwitz selbst getroffene, subjektive Auswahl verdeutlicht die Sicht der Künstlerin auf ihr Werk. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
Traum
Holzschnitt, mit dem Pinsel überarbeitet, auf glattem Velin. 1912.
30 x 48,3 cm (34,8 x 50 cm).
Signiert "Tappert".
Wietek 50.
Wietek verzeichnet lediglich Probedrucke, ihm war keine Auflage bekannt. Das gleiche Motiv der in einer Landschaft liegenden Betty existiert auch als Monotypie (vgl. Wietek 280/281), die Komposition der Landschaft ist im Holzschnitt jedoch weitaus komplexer ausgearbeitet. Prachtvoller, von Tappert überarbeiteter Druck mit kleinem Rändchen. Äußerst selten.
Provenienz: Nachlass Gerhard Wietek, Hamburg
Der Nachtwandler
8 Holzschnitte und 2 Bl. Text, Impressum und Titel auf Velin. In Orig.-Passepartouts, lose in Orig.-Kartonmappe mit Titelholzschnitt. 1920.
Bis 43 x 28,3 cm (Blattgröße).
Alle signiert "Tappert", im Impressum zusätzlich signiert. Auflage 100 num. Ex.
Wietek 112-120.
Holzschnitte zu dem Gedicht von Theodor Däubler. Herausgegeben von der Galerie Flechtheim, Düsseldorf 1920, in einer Gesamtauflage von 136 numerierten Exemplaren, gedruckt von der Pan-Presse, Berlin. Die Mappe enthielt auch mehrere Blätter, die ursprünglich für den nicht zur Publikation gelangten Zyklus "Träume" bestimmt gewesen waren. Die Inhalte bewegen sich zwischen Traum und Wirklichkeit, dargestellt in einem kantig abstrahierenden, spitzwinkligen Nachkriegsexpressionismus. Prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand.
Provenienz: Nachlass Gerhard Wietek, Hamburg
Liegende in rotem Kleid
Öl auf Leinwand. Um 1908.
49,4 x 59,8 cm.
Verso auf dem Keilrahmen von fremder Hand alt bezeichnet "Otto Möller" sowie datiert "um 1908" und mit diversen alten Klebeetiketten.
Brabenetz M 1908-2 (online).
Otto Möller, bekannt als Mitglied der Berliner Novembergruppe und als Expressionist der zweiten Generation greift in seinem Œuvre verschiedene Stilelemente auf und bewegt sich in seinen Arbeiten eklektisch zwischen Expressionismus, Dadaismus, Konstruktivismus und Futurismus. Unser Gemälde zeigt eine Frau in leuchtend rotem Kleid, die auf einem grünen Bett liegt. Ihre laszive Pose, wenn auch bekleidet, lässt eine bewusste Anspielung an Courbets „L’origine du monde“ vermuten. Die kräftigen Primärfarben und der deutlich hervorstechende Komplementärkontrast entsprechen wiederum ganz den expressiven Vorbildern, wenngleich eine dem Expressionismus typische Verzerrung und Überzeichnung ausbleibt und Möller beispielsweise beim Inkarnat der Frau eher realistischen Traditionen folgt. Verso mit einem weiteren Gemälde "Blumenstilleben" (Weißer Flieder in Vase). Das Werkverzeichnis wurde online eingesehen am 03.10.2024.
Provenienz: Galerie Utermann (verso mit deren Klebeetikett)
Ehemals Grisebach, Berlin, Auktion 163, 29.11.2008, Lot 732
Bäume im Winter
Holzschnitt auf feinem Japanbütten. 1905/75.
11,8 x 16 cm (22,9 x 28 cm).
Monogrammiert "SR".
Nicht bei Schapire/Rathenau.
Der erste bekannte Holzschnitt Schmidt-Rottluffs, von dem keine Frühdrucke gedruckt worden sind, aus der Auflage von 1975. Die kleinen Bäume auf einer leeren Fläche lassen mit ihrem feinen Lineament Schmidt-Rottluffs Auseinandersetzung mit japanischer Kalligraphie erkennen. Ausgezeichneter Druck mit dem wohl vollen Rand, unten mit dem Schöpfrand.
Schmidt-Rottluff, Karl
Holzschnitt für das Spiel Christa
Los 8049
Schätzung
1.500€ (US$ 1,613)
Holzschnitt für das Spiel Christa
Holzschnitt auf Velin. 1918.
15,8 x 9 cm (35,5 x 26,7 cm).
Signiert "S Rottluff", unten mittig mit der Werknummer "1824".
Schapire H 225.
Männlicher Kopf an eine weibliche Halbfigur gelehnt, entstanden als Teil der Folge von neun Holzschnitten, die Schmidt-Rottluff für "Das Spiel Christa vom Schmerz der Schönheit des Weibes" entwarf, erschienen mit dem Text des Dramatikers und Erzählers Alfred Brust bei der Sammlung "Der rote Hahn", Verlag der Aktion, Berlin 1918. Vom Stock gedruckt bei Fritz Voigt, Berlin. Sämtliche Stöcke sind zerstört. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.
Provenienz: Nachlass Gerhard Wietek, Hamburg
Weiblicher Kopf
Holzschnitt auf Japan. 1915.
24,8 x 17,7 cm (34 x 27 cm).
Signiert "S Rottluff". Auflage 110 Ex.
Schapire 180, Söhn HdO 105-13.
Den lichten Hintergrund um das schmale Frauengesicht strukturiert Schmidt-Rottluff mit kristallin wirkenden, strahlenförmigen schwarzen Strichen. Ein ausgewogenes Verhältnis von Hell und Dunkel charakterisiert dieses Blatt in besonderem Maße. Das weiche Fichtenholz ermöglicht es dem Künstler, seine expressive und reduzierte Formensprache zu entfalten, indem es leicht in alle Richtungen bearbeitet werden kann. In keinem anderen Medium verwirklicht Schmidt-Rottluff seine expressionistischen Ideen, Reduktion, Klarheit und Aufrichtigkeit, so konsequent wie im Holzschnitt. Exemplar aus der Auflage in Bauhaus Drucke, Neue Europäische Graphik, 5. Mappe: Deutsche Künstler, Weimar 1921, unten links mit dessen Blindstempel (Lugt 2558b). Eigendruck des Künstlers, entstanden bei Voigt. Ganz prachtvoller Druck, die Holzmaserung des Fichtenstockes wunderbar sichtbar machend, mit breitem Rand. Selten.
Sitzendes Paar
Bleistift auf Velin. Um 1927.
37,5 x 28,5 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel, dort signiert "Heckel" und bezeichnet "OM" sowie "C 4834".
Ein unkonventionelles Liebespaar: In zeitloser, kreatürlicher Nacktheit sitzt die junge Frau vor ihrem Partner im Anzug, beide schmiegen sich innig aneinander. Weich geschwungene Linien einerseits und gerade, kantige Formen andererseits nutzt Mueller, um männliche und weibliche Körperkonturen auch zeichnerisch zu unterscheiden, locker geführte Schraffuren kennzeichnen bei beiden Gestalten die Binnenstrukturen. Als Mueller um 1924 bis 1925 die Sommermonate in Dalmatien, Ungarn und Rumänien verbrachte, fand er dort seine Inspiration für die Motive der "Zigeunermappe", die er im Herbst 1927 veröffentlichte. Vermutlich im Zusammenhang mit dieser Mappe entstand die vorliegende Zeichnung. Mueller sah sich selber als Bohemien und suchte, wie in frühen Jahren bereits seine Freunde in der Künstlergemeinschaft Die Brücke, ein Leben in selbstgewählter Armut und außerbürgerlichem Milieu. Er malte und zeichnete auf seinen Reisen Sinti und Roma, "Das positive Bild, das Müller in seinen Arbeiten von der teils ausgegrenzten, im späteren 19. Jahrhundert andererseits auch romantisierten Volksgruppe entwarf, ist nun gewiss nicht rassistisch, blendet ihre Lebensrealität allerdings weitgehend aus und spiegelt wohl eher seine eigenen eskapistischen Sehnsüchte. Ihr scheinbar freies Leben, das er vorübergehend mit ihnen teilte, sah er vermutlich als Gegenentwurf zu den Zwängen einer bürgerlichen Existenz, die seinem unkonventionellen Denken widersprachen." (Michael Lassmann, Otto Mueller. Der Traum vom freien Leben, weltkunst.de vom 17.01.2024, Zugriff 09.09.2024).
Provenienz: Galerie Nierendorf, Berlin (dort erworben 1974)
Privatbesitz Berlin
Literatur: Kunstblätter der Galerie Nierendorf, Nr. 31, Juni 1974, Abb.-Nr. 58
Frauenkopf und stehender Mann
Bleistift auf Kupferdruckpapier. 1915.
49 x 36 cm.
Oben rechts mit Bleistift signiert "ELKirchner" und datiert.
In nur wenigen kurvenhaften Linien, kraftvollen, energischen, etwas kantigen Bleistiftstrichen und vehementen Binnenschraffuren zeichnet Kirchner den nahezu überlebensgroßen Frauenkopf und den stehenden Mann links im Hintergrund. Lebendig und beinahe bis zur Abstraktion aufgelöst ist das längliche Gesicht mit den zum Dutt aufgesteckten Haaren wiedergegeben, so dass die Physiognomie schemenhaft in der Andeutung bleibt. Die Frisur ist häufig bei Erna Schilling zu sehen, es handelt sich also möglicherweise um eine Darstellung von Kirchners Modell und Geliebter. "Kirchners Zeichnung vertraut allein der Linie. Diese leistet Kontur, Fläche, Raum und Volumen. Wischungen und Schattierungen erscheinen nur selten und nicht Volumen modulierend, sondern Flächen bildend." (Wolfgang Henze, Kirchner der Zeichner. Am Beispiel seines Menschenbildes 1909-1936, in: Galerie Henze & Ketterer, Kat. 78, Bern 2009, S.11). Mit dem raschen Erfassen einer kurzzeitigen, flüchtigen Körperhaltung vermeidet Kirchner eine detaillierte Ausformung der Oberflächen und erreicht mit der schnellen Strichführung und der unmittelbaren Wahrnehmung eine natürliche, ganzheitliche Darstellung der Szene.
Provenienz: Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 10.06.2006, Lot 1321
Privatbesitz Rheinland
David Müller
Holzschnitt auf gelblichem Velinkarton. 1919.
34 x 29,6 cm (48 x 40 cm).
Mit dem Signaturstempel "EL Kirchner".
Gercken 1094 IV B 2, Dube 409 II B, Söhn HdO 105-6.
Kirchners kleinteilige, splittrige Schnittführung im Holzschnitt "David Müller" formt ein differenziertes Bild des langgestreckten Männerkopfes mit der Kappe. Figur und Hintergrund sind mit Hilfe der zumeist linearen Strukturen komplex miteinander verzahnt. Die feinen Linien schnitt Kirchner mit dem Geißfuß. David Müller war der dritte Sohn der Eigentümer der Hofgruppe "In den Lärchen" in Frauenkirch. "Kirchner war die Darstellung so wichtig, dass er sie 1921, aufgefordert sich an den Bauhaus-Mappen zu beteiligen, in einer Auflage von 110 hierfür zur Verfügung stellte." (staatsgalerie.de, Zugriff 23.09.2024). Exemplar aus der Auflage mit dem Monogramm im Druckstock, gedruckt für Bauhaus Drucke, Neue Europäische Graphik, 5. Mappe: Deutsche Künstler, Weimar 1921. Es muss sich um einen der nach 1920 entstandenen Drucke handeln, da erst ab diesem Jahr Kirchners Signaturstempel Verwendung fand. Ausgezeichneter Druck mit breitem Rand.
Heischer
Holzschnitt, aquarelliert, auf dünnem Velin. 1917/18.
24,6 x 20,5 cm (49,4 x 39,4 cm).
Monogrammiert „HMP“ und datiert "1918".
Fechter H 117.
Den ausgezeichneten, wunderbar differenzierten Holzschnitt hat der Künstler zart in Rot und Gelb koloriert, mit dem wohl vollen Rand. In dieser Form unikathaft und von allergrößter Seltenheit.
Doppeltes Kinderbildnis
Kreide in Schwarz auf Skizzenblockpapier. 1927.
34 x 26,3 cm.
Mittig mit Kreide in Schwarz signiert "HMPechstein" (ligiert) und datiert.
Schnelle, treffsichere Skizze, in der Pechstein die unterschiedliche Mimik im kindlichen Gesicht seines knapp einjährigen Sohnes "Mäki" erfasst. Die Arbeit ist dem Archiv in Hamburg durch Abbildungen bekannt. Wir danken Julia Pechstein, Hamburg, für freundliche Hinweise vom 04.09.2024.
Provenienz: Galerie Saxonia, München
Ehemals Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 272, Lot 1033
Weihnachten
Holzschnitt in Braun, aquarelliert, auf Bütten. 1916.
23,4 x 17 cm (43,5 x 28,2 cm).
Signiert und gewidmet "Unsre besten Wünsche zum Weihnachtsfeste Ihre Pechsteins" sowie datiert.
Krüger H 164.
Wie eine Weihnachtsgrußkarte fungiert unser Holzschnitt, koloriert in den Farben Blau (verblasst), Gelb, Grün und Ocker, wie bei Krüger beschrieben. Die Dargestellten sind der Sohn des Künstlers, Frank, sowie Lotte und Max Pechstein. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.
Bülowstraße
Öl auf Hartfaser. 1914/15.
29,2 x 25,7 cm.
Unten links mit Pinsel in Rot signiert "A. Blunck".
Lebhaft weht die schwarz-weiß-rote Flagge des Deutschen Reiches der Kaiserzeit von den Balkonen und Fenstern in der verschneiten Schöneberger Bülowstraße, wo Blunck bis 1923 sein Atelier unterhielt. Diesen euphorischen Patriotismus, mit dem große Teile der Bevölkerung den Kriegsbeginn und die ersten Siege unter Hindenburg bejubelten, schildert Blunck mit kurzen, leicht abstrahierenden Pinselstrichen, harmonischer Tonalität und pastosem Farbauftrag.
Provenienz: Nachlass des Künstlers
Privatbesitz Berlin
1915
Farblithographie auf Bütten. 1915.
60,4 x 78,7 cm (72,5 x 91 cm).
Signiert "Egger Lienz".
Kirschl DG 8.
Das Werk entstand in Egger-Lienz' Jahren als Kriegsmaler. 1915 meldete er sich bei den Tiroler Standschützen und hielt u.a. mit der Lithographie seine Eindrücke bei der Gilde fest. Gedruckt von der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien, herausgegeben als Prämienblatt zu "Die Graphischen Künste", Jahrgang 38, von der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, Wien. Prachtvoller Druck mit dem vollen Schöpfrand.
Im Reich der Mühlen
Feder in Schwarz über Bleistift auf gelbem Velin. Um 1920.
27,3 x 35,6 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Kubin".
Charakteristisch für Kubins Schaffen sind seine Darstellungen phantastischer Traumvisionen. Das Zusammenspiel von Traum und Alptraum ist dabei ein immer wiederkehrendes Thema. Ein idyllisch wirkendes Dorf, von Fabelwesen bewohnt, mit zahlreichen Tieren, in dem aber scheinbar kein Platz für Menschen existiert. Im Vordergrund ist eine kleine Kochstelle, auf der eine tote Frau liegt, deren Gesicht bereits von einem Raben gehackt wird. Die Zeichnung ist als Vorzeichnung zu der Lithographie "Im Reich der Mühlen", 1922, aus der Mappe "Traumland I" zu verstehen (Raabe 168). Sie zeigt nicht nur einen Detailreichtum an Bildelementen, sondern auch an zeichnerischer Ausarbeitung.
Provenienz: Privatbesitz Schweiz
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