Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu
Brief an den Maler Vogel zu Vogelstein
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260€ (US$ 280)
Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu, Dichter, Übersetzer und Jurist, Mitglied des Göttinger Hainbundes (1750-1819). Eigh. Brief m. U. "Friedrich Leopold Graf zu Stolberg". 2 S. Doppelbl. mit Adresse. 4to. Sondermühlen 13.VIII.1818.
An den bedeutenden Porträtmaler Carl Christian Vogel (ab 1831 Vogel von Vogelstein), der zu dieser Zeit in Rom lebte. Bedankt sich für die Übersendung von lithographierten Papst-Porträts. "... haben mir eine so grosse als unerwartete Freude gemacht mit den schönen Steinabdrücken des vortreflichen Portraits Seiner Heiligkeit ... Wie schön muß das Portrait selbst seyn, da diese Steinabdrücke die schönen Züge des ehrwürdigen Papstes so lebendig darstellen! - Ich nehme mir die Freiheit Euer Hochedelgeboren den Ueberbringer dieser Zeilen zu empfehlen. Er ist ein katholischer Kandidat, hat sehr rühmliche Zeugnisse, wünschet in Rom seine Studien zu vollenden, und da wird ihm der gütige Rath eines Landsmannes, der durch sein grosses Talent in Rom wie daheim ist, ohne Zweifel nüzlich seyn. Er heisset Brinkhofmann, ist aus dem Oldenburgischen und hat studirt auf dem Carolinum in Osnabrück ...". - Bei dem etwas gebräunten, empfindlichen Papier sind diverse Risse mit Transparentpapier unterlegt; das Adressblatt durch zwei Siegel-Ausrisse beeinträchtigt.
Storm, Theodor, der große Erzähler und Lyriker (1817-1888). Eigh. Brief m. U. "Dein Theodor". 21/2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Husum 25.I.1880.
An seinen Bruder Johannes, Holzhändler in Hademarschen (1824-1906), der Theodor Storm beim Bau einer Villa an der dortigen Hauptstraße behilflich ist. Ausführlich über Finanzierung und Organisation des bevorstehenden Umzugs nach Hademarschen. "... Ich habe heute Zweierlei auf meinem Zettel. I. Du weißt, daß ich die 10,000 M von Bandholt zum 12 Mai erhalten sollte. Da er nun aber mit 6000 M. davon noch Frist bis zum 1 Juli wünscht, so möchte ich Dich bitten mir baldmöglich einen sichern Überschlag zu senden, wie viel Geld ich vor dem 1 Juli zu zahlen haben werde, natürlich ohne daß ich Zinsverlust erleide. Ich muß mich ja baldmöglich mit Bandholt, der im Nothfall das Geld für mich wohl von Aemil bekommen könnte auseinandersetzen. Könntest Du mir gleichzeitig einen Ueberschlag des ganzen Baues schicken, so wäre das um so besser ...". Erörtert dann die Kapazität der benötigten Möbelwagen, die Anzahl der Fuhren und der zu erwartenden Kosten, bevor er zu Familien-Mitteilungen übergeht: "... Rike befindet sich wohl, auch Agnes, die von ihrem jetzt eingerichteten Klosterzimmer ganz entzückt ist, aber doch noch einige Tage hier bleibt ... Im Uebrigen wollte ich, ich säße erst in Hademarschen. Dieser Uebergang ist ruinirend ...". - Zwei Beilagen: Von Storms Tochter Gertrud (1865-1936) ein eigenhändiger Brief (Rödemis bei Husum 20.VI.1930; 31/2 S. Gr. 8vo, mit Umschlag), in dem sie auf 11/2 Seiten Erläuterungen zu den in Storms Brief genannten Personen gibt und auf 2 Seiten über ihr eigenes Leben informiert. - Ferner ein Zeitungsausschnitt mit einem Aufsatz von Gertrud Storm, betitelt: "Theodor Storm und seine Ahnen".
Tiedge, Christoph August, Dichter, Lebensgefährte der Elisa von der Recke, Verfasser der "Urania" (1752-1841). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. "C. A. Tiedge". 2/3 S. Kl. 8vo (12,5 x 9 cm). Dresden 29.XII.1825.
"Ruht einst mein Staub bei anderm Staube; / Und wird mit ihrem frischen Grün / Und jungem Blütenschmuck die Laube / Des Lebens, Freundin Dich umblühn: Dann wird mein Geist, um dich zu segnen, / In diesem Buche dir begegnen ...".
Wanckel, Carl, Dresdener Pädagoge, Dichter, Theologe und Naturforscher (1811-1858). Handschriftliche Sammlung seiner Gedichte als Druckvorlage. Ca. 200 Bl., von mehreren Händen überwiegend zweiseitig beschrieben, wobei jedes Gedicht auf einem neuen Blatt beginnt. 8vo. Halbleinenband d. Z. (etwas beschabt) mit vergold. Rückentitel "Wanckel. Dichtungen und Lebensbilder". (Dresden 1859).
"Dichtungen und Lebensbilder von Carl Wanckel. Als Andenken für die zahlreichen Freunde des Verstorbenen herausgegeben durch Hermann Waldow [d. h.] von Otto Wanckel. Dresden, Woldemar Türk, 1859." (Titelblatt). Sehr reichhaltige Sammlung von Dichtungen des früh verstorbenen Dresdener Autors, der sich auch als Naturforscher Verdienste erwarb, zusammengetragen von seinem Bruder Otto Wanckel, der hier unter dem Pseudonym "Hermann Waldow" in Erscheinung tritt. Es handelt sich um die zusammengebundenen Druckvorlagen für die unter diesem Titel geplante Anthologie sämtlicher Gedichte. Die Blätter zeigen mehrere Handschriften, wobei diejenige Otto Wanckels überwiegt. Das vorgebundene Inhaltsverzeichnis listet 185 Gedichte auf; viele von ihnen sind mit Streichungen und Änderungen versehen. Am Schluss einige Prosatexte sowie eine Grabrede und ein Nachruf auf Carl Wanckel. Ferner lose beiliegend ca. 34 weitere Blätter mit Gedichten und Notizen sowie anders geordneten Registern. - Anrührendes Beispiel nicht nur tätiger Bruderliebe, sondern auch des dichterischen Fleißes eines nicht unbegabten Lyrikers, dessen Werke wegen seines frühen Todes, aber auch wegen der in dieser Zeit inflationären Fülle von Gedichtbänden zu wenig bekannt geworden sind. - Beiliegend das gedruckte Buch: Dichtungen und Lebensbilder von Carl Wanckel. Als Andenken für die zahlreichen Freunde des Verstorbenen herausgegeben durch Hermann Waldow. XXXV, 208 S., 1 Bl. Kl. 8vo. Lederband d. Z. (beschabt, Rückdeckel lose) mit goldgepr. Rücken- und Deckeltitel sowie Goldschnitt. Dresden, Woldemar Türk, 1859. - Der Band enthält auch eine 25seitige Würdigung Wanckels von dem Dresdener Botaniker Ludwig Reichenbach. - Auf dem Vorsatzblatt eine zweiseitige handschriftliche Widmung des Herausgebers Otto Wanckel. - Im Internet-Katalog des "Bibliotheksverbundes Berlin-Brandenburg" wird für die Sprache des Buches "Unbestimmte Sprache" angegeben!
"Auseinandersetzungen mit meinem Vater"
Werfel, Franz, Schriftsteller (1890-1945). Eigh. Brief m. U. "Ihr Werfel". 21/2 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Prag 23.IX.1912.
Interessanter, sehr früher Brief des 22jährigen Lyrikers an den Verleger Axel Juncker in Berlin, der Werfel nach dem Erscheinen seines Erstlingswerkes, des Gedichtbandes "Der Weltfreund", eingeladen hatte, sich an einer geplanten [wohl expressionistischen] Anthologie zu beteiligen. Doch Werfel lehnt ab und zeigt für einen Anfänger ein beachtliches Selbstbewußtsein: "... Es sind da natürlich nur innere Gründe im Spiel. Denn erstens wünsche ich, daß mein erstes Buch nicht mehr zitiert wird und so bald wie möglich in Vergessenheit gerät. Und zweitens glaube ich, wären meine neuen Gedichte den andern Herren, und wieder umgekehrt die Andern meinen Gedichten unbequem ... Was den Vertrag anbelangt ... stehn die Dinge so. Da ich mich von Oktober an infolge einiger Auseinandersetzungen mit meinem Vater ganz auf eigene Füße stellen muß und ich weder journalistische, noch irgendwie lukrative Fähigkeiten habe, bin ich gezwungen, es zu versuchen, mir durch meine poetischen Arbeiten eine Existenz zu schaffen. Sie dürfen nicht denken, daß ich noch etwa über den Weltfreund rede. Die 300 K[ronen] für die 2te Auflage mögen ruhig passieren. - Es handelt sich um meine nächsten Werke, die ich Ihnen nur unter sehr guten Bedingungen überlassen könnte. Ob Sie für einen lyrischen Autor gewillt sind, mehr zu tun, als es Brauch ist, weiß ich nicht. Jedenfalls bitte ich Sie aber höflichst, mir Ihre Ansicht mitzuteilen, weil ja vielleicht dann die Formalität der fünf nächsten Einsendungn entfiele. Meine Handlungen stehn jetzt unter dem Zwange des Erwerbs, sie wenden sich natürlich nicht gegen Ihren Verlag ...". - Kleiner Tintenfleck auf der ersten Seite.
Böhme, Johann Gottlob, Historiker und Jurist, Professor für Geschichte und Reichsstaatsrecht in Leipzig, kurfürstl. Hofhistoriograph und latein. Dichter (1717-1780). Eigh. Brief mit Namenszug "Boehmius, Prof. Lips." im Briefkopf. In latein. Sprache. 2 S. 4to. Leipzig, Nov. 1765.
An Bartolomeo Mercieri, den er - mit Kommentaren - über diverse Neuerscheinungen von Büchern informiert, darunter auch seine Arbeit an einer sächsischen Geschichte. - Böhme ist auch dadurch bekannt geblieben, dass der Student Goethe an ihn empfohlen wurde, Böhme aber vergeblich versuchte, ihn an dem von Goethes Vater gewünschten Jura-Studium in Leipzig festzuhalten.
Born, Max, Physiker, Nobelpreisträger (1882-1970). 2 Briefe m. U. "M. Born". Zus. 2 S. Gr. 4to und quer-4to. Bad Pyrmont 2. und 16.II.1968.
An den Verleger Detlev Rosenbach, der ihn interviewen und daraus ein Buch machen möchte. "... Zunächst danke ich Ihnen für das Leibnizbuch, das ich inzwischen bekommen habe. Ich hatte noch keine Zeit, darin zu lesen und kann nur die schöne Aufmachung bewundern. Was ein Gespräch zwischen uns betrifft, so möchte ich Sie bitten zu bedenken, daß ich 85 Jahre bin und mich so etwas sehr anstrengt. Auch ist keine Rede davon, daß ich noch etwas publiziere [2. Februar] ... Es ist sehr freundlich von Ihnen, daß Sie solches Zutrauen zu meiner Leistungsfähigkeit trotz hohen Alters haben. Doch bin ich wirklich unfähig, so etwas noch zu unternehmen, weder mittels Tonband noch direkt. Was jetzt an Büchern erscheint, besonders in Amerika, sind alles Neuauflagen von alten Büchern oder Verschmelzungen von solchen ..." [26. Februar].
Brucker, Johann Jacob, evang. Pfarrer und Schulrektor in Augsburg, Philosophie- und Literaturhistoriker, veröffentlichte vielbändige Werke zu beiden Gebieten (1696-1770). Eigh. Brief mit Namenszug "Bruckerus" am Kopf. In latein. Sprache. 2 S. 4to. Augsburg 18.IX.1750.
An einen befreundeten Kollegen. Beschäftigt sich mit lobenden und dankenden Worten mit dem Austausch von Briefen und Veröffentlichungen sowie der Liebenswürdigkeit des Briefpartners. Erwähnt seinen "Bildersaal berühmter Schriftsteller" ("pinacotheca scriptorum illlustrium") (1741-1755) sowie andere Veröffentlichungen, von denen er ein Faszikel nach Leipzig an Gottsched gesandt habe, "apud quem contubernio fruitur filius meus, qui porro curabit ad me devehendum ...". Erwähnt auch Leonhard Euler, "noster hodie principem facile locum inter mathematicos fueri Virum incomparabilem. Dissertationem de Caulacau Basilidianerum recte accepi; prodibit ille in Museo Helvetico ... Ceterum faventes Musas, et Apollinem ...". - Die "Dissertatio de Caulacau" des Johann Christian Clodius von 1706 wurde 1752 von Brucker neu herausgegeben.
Dilthey, Wilhelm, Philosoph (1833-1911). Eigh. Brief m. U. "Wilh Dilthey". 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. (Berlin, 11.VI.1856).
An Ernst Friedel, Jurist, Kommunalpolitiker und Historiker, Gründer und erster Leiter des Märkischen Museums in Berlin. "... Wenn Sie und Tempeltey Zeit haben den Donnerstag abends um halb sieben bei D'heureux zu sein, so könnte dann unser Spatziergang vor sich gehn. Geht's nicht so bitt' ich mir bis heut abends um 7 Uhr eine Zeile aus, ob es Freitag geht, damit ich das wo möglich einrichten kann ...". - Am Fuß des Blattes Friedels Antwort: "Ich denke, wir finden uns nun morgen zur bezeichneten Stunde bei d'Heureux ein. - Ernst. - Mittwoch d. 11ten Juni 1856." - Der erwähnte, in Berlin geborene Eduard Tempeltey (1832-1919) war Feuilleton-Mitarbeiter der Berliner "Nationalzeitung" und wurde später Kabinettschef in Gotha und Leiter des Gothaer Hoftheaters. - Dabei: Ernst Curtius, Archäologe und Althistoriker, Professor und Akademie-Sekretär in Göttingen, Mitglied der preuß. Akademie der Wissenschaften und Ritter des preuß. Ordens Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste, bereiste mehrmals Griechenland und leitete Ausgrabungen in Olympia (1814-1896). Eigh. Brief m. U. "E Curtius". 1 S. Kl. 8vo. Berlin 23.VI. o. J. - An einen Gelehrten, der ihn darum gebeten hatte, einem neuen Buch eine Dedikation an Curtius voranstellen zu dürfen. "... Ihre freundliche Gesinnung ist eine große Freude für mich. Zwar bin ich gerade auf Ihrem Forschungsgebiete wenig zum Urtheil berufen - aber als ein Zeichen Ihrer Anhänglichkeit nehme ich Ihre Gabe dankbar an in der Überzeugung, daß Ihre Arbeit auf den ernstesten und umsichtigsten Studien beruhe ...".
"aussi illustre que l'Academie de Berlin"
Eberhard, Johann August, Philosoph, Professor in Halle, Lehrer Schleiermachers, Mitglied der Preuß. Akademie der Wissenschaften, von Nicolai mit einer Gedenkschrift geehrt (1739-1809). Eigh. Brief m. U. "Eberhard". In französ. Sprache. 2 S. Mit Trauerrand. 4to. Halle 11.XI.1786.
An Jean Henri Samuel Formey (1711-1797), Berliner Philosoph, Theologe und Historiker, Mitarbeiter an Diderot-d'Alemberts "Encyclopédie" und langjährig führendes Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften als deren Ständiger Sekretär und Historiograph. Eberhard übersendet Formey die Neuauflage eines seiner Bücher. "... J'ose Vous présenter la nouvelle Edition d'un livre, sur lequel Vous avés un ancien droit, par le suffrage honorable, dont Vous avés bienvoulu l'acueillir avant même sa première publication, & par le rang que Vous occupés si dignement dans l'Academie, qui a donné occasion à son Existence. Après l'Acueil, dont l'illustre Academie a honoré mon Livre, que le Public a confirmé en demandant une seconde Edition depuis plusieurs années, il ne me resterois plus rien à désirer, si l'honneur d'appartenir à une assemblée de Savans aussi illustre que l'Acad. de Berlin n'étoit pas un but aussi digne de l'emulation d'un homme de Lettres ... J'envoie par le Courier d'aujourd'hui un Exemplaire de mon Livre à S. Exc. M. le Comte de Herzberg, qui a toujours acueilli mes faibles productions littéraires avec la bonté, que Vous Lui connoissés ...". - Der Trauerrand des Briefes ist wohl auf den Tod Friedrichs des Großen am 17. August 1786 zurückzuführen.
Eichhorn, Johann Gottfried
Brief 1814 über die Göttinger "Gelehrten Anzeigen"
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Über die Göttinger "Gelehrten Anzeigen"
Eichhorn, Johann Gottfried, bedeutender Orientalist, Historiker und Theologe, Professor in Jena und ab 1788 in Göttingen (1752-1827). Eigh. Brief m. U. "Eichhorn". 1 S. Folio. Göttingen 13.XI.1814.
An einen Assessor, wohl einen Juristen, dem er ausführlich Auskünfte über die geschäftlichen Beziehungen der Göttinger Sozietät der Wissenschaften zu dem Buchhändler Dieterich erteilt, bei dem die "Gelehrten Anzeigen" der Sozietät erscheinen. "... Es wird Ew. Wohlgebohren schon bekannt seyn, daß die Societät der Wissenschaften mit dem Herrn Buchhändler Dieterich in Contracten steht, nach welchen sie ihre gelehrten Anzeigen in dessen Druckerey drucken, und an dessen Buchhandlung von diesen Anzeigen so viele Exemplare, als sie debitiren kann, mit einem ansehnlichen Rabbat aus der Expedition kaufen läßt, daß bisher die Druckkosten mit diesen Exemplaren compensirt worden sind, und was letztere mehr als erstere betrugen, von den Geldern, welche die Bibliothek für die von der Dieterichschen Buchhandlung gelieferten Bücher zu bezahlen hatte, abgezogen worden ist ...". Nun habe Dieterich ein Moratorium dieser Regelung verlangt, und Eichhorn als gewählter "Direktor" der "Gelehrten Anzeigen" werde anfragen müssen, ob denn nun der Sozietät die Fortdauer dieser günstigen Kompensation zugesichert werde oder nicht. "... Sollte dies nicht zugesichert werden können, so würde ich mich veranlaßt sehen, den Druck der gelehrten Anzeigen sofort in eine andere Druckerey zu verlegen, und die Ablieferung der Exemplare, welche die Dieterichsche Buchhandlung bisher aus der Expedition der gelehrten Anzeigen bezogen hat, zu sistiren ...". - Am Briefkopf eine Notiz des Empfängers, dass er eine mündliche Unterredung mit Eichhorn geführt habe und dass am 16. November eine schriftliche Erklärung an die Sozietät der Wissenschaften abgegangen sei.
Einstein, Albert, Physiker, Nobelpreisträger (1879-1955). Brief m. U. "A. Einstein". 2/3 S. Mit blindgepr. Adresse im Briefkopf und mit dem Umschlag. Gr. 4to. Princeton (New Jersey) 11.II.1953.
An einen Professor an der Columbia University New York. "... Ich habe Ihr Manuskript nun sorgfältig durchgelesen und habe Sie auch an dem festgesetzten Tage erwartet. Es würde mich freuen, wenn wir uns mündlich über die Angelegenheit unterhalten könnten. Da meine Assistentin krank ist, kann ich das Datum Ihrer Wahl überlassen ...".
Humboldt, Alexander von, Naturforscher, Universalgelehrter, Weltreisender (1769-1859). Eigh. Brief m. U. "Al Humboldt". 1/2 S. Gr. 8vo. O. O. "Sontags Nacht" (wohl um 1855).
An den Staatsrechtler Hermann von Schulze-Gaevernitz (1824-1888). "Wie könnten Sie, theuerster Herr Doctor, glauben, dass ich unserer Wissenschaft so entfremdet sein sollte, um nicht die grösste Freude zu haben, Sie Dienstag um 1h zu empfangen. Ich selbst stehe zwar dem wissenschaftlichen Ministerium jetzt sehr entfremdet, werde aber doch gern mit Ihnen Rath pflegen. Mit der innigsten freundschaftlichsten Hochachtung ...". - Auf demselben Blatt Bleistift-Notizen von der Hand Gerharts von Schulze-Gaevernitz (1864-1943), mit einer (fehlerhaften) Transkription des Textes. - Kleine Faltenrisse und winzige Heftlöcher.
Leyser, Polycarp von, Philosoph, Professor der Geschichte und Poesie an der Universität Helmstedt, Polyhistor (1690-1728). Eigh. Brief m. U. "Polycarpo Leyser Juris et Med. Dr. Poes. Prof. Ord." In latein. Sprache. 2 S. Doppelblatt. 4to. Helmstedt 28.V.1725.
An einen Gelehrten, dem er über ein neues Buch berichtet. "... Significavit mihi his ipsis diebus Dr. Praepositus Hermannus von der Handt ... novam Lucani editionem moliri, ad eamque perficiendam a me nonnulli expectare. Gaudeo semper ubi occasio humaniores promovendi literas suppeditatur ... Servo tamen Lucanum Venetiis apud Aldum anno MDII. impessum, cui partim insertae partim subiunctae sunt notae manuscriptae eruditi cuiusdam Anonymi circa annum MDXXX. exaratae. Hic Codex si utilis esse poterit transmittetur ...".
Meiners, Christoph, Philosoph, Ethnograph, Kulturhistoriker und "Professor der Weltweisheit" sowie Hofrat in Göttingen (1747-1810). Eigh. Brief m. U. "Meiners". 3 S., eng beschrieben. Doppelblatt mit Adresse. Göttingen 15.X.1791.
Wohl an den Mediziner Johann Georg Christoph von Siebold (1767-1798) in Würzburg, den ältesten Sohn des Begründers der Würzburger Siebold-Dynastie hervorragender Ärzte, Carl Caspar von Siebold. Umfangreicher Brief über einen familiären Streit um die erwartete Promotion von Johann Georgs jüngstem Bruder Adam Elias von Siebold (1775-1828), der in Jena studiert hatte und nun in Göttingen den Doktortitel erwerben wollte. Meiners habe einen Brief Johann Georgs jedoch dem Bruder nicht gezeigt: "... Erstlich deßwegen nicht, weil er Ausdrücke und Sachen enthält, die Ihres Bruders Gemüth ohne Noth von Neuem erbittert hätten. Zweytens, weil sein Inhalt dem Inhalt des vorletzten Briefes gar nicht entsprach ... Im letzten Briefe erwähnen Sie von allen ... Versprechungen nichts, ungeachtet Ihr Bruder Ihren Wunsch erfüllt und nicht gleich promovirt hat. Im Gegentheil wiederhohlen Sie Dinge, die Ihren Bruder, wenn er nicht sonst schon der Verzweyflung nahe wäre, in Verzweyflung stürtzen könnten ...". Geht dann sehr ausführlich auf alle Aspekte der möglichen Promotion in Göttingen und Jena ein. - Adam Elias promovierte schließlich in Würzburg, wo er es zu einem der führenden Gynäkologen Deutschlands brachte. 1816 wurde er nach Berlin berufen, wo er 1817 die neue Universitäts-Frauenklinik der Charité eröffnete. - Das Adressblatt mit geringem Textverlust durch das Öffnen der Versiegelung.
Winterl, Jacob Joseph, österr. Arzt, Botaniker, Pharmazeut und Chemiker, Professor in Tyrnau und Pest, korresp. Mitglied der Göttinger und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1732-1809). Eigh. Brief m. U. "Prof. Winterl". 2 S. Doppelblatt. 4to. Pest 15.VI.1789.
An den (nicht genannten) Wiener Botaniker und Chemiker Nicolaus Joseph Freiherrn von Jacquin, Herausgeber der "Flora Austriaca" und des "Hortus Botanicus Vindobonensis". Winterl bestellt dessen Hauptwerke für die Bibliothek der Universität Pest. "... Der hiesige Bibliothekar haben schon lange einem geistlichen Agent Kurz in Wien den Auftrag gemacht, den Hortum Viennensem von Euer Hochedlgebohren zu kaufen; er schrieb aber zurük, daß solcher nicht ohne der Flora austrica [!] zu bekommen wäre. Nun weiß ich aber gerade, daß letztere sehr selten geworden, und folglich diese Schwierigkeit kaum gegründet seyn kann. Ich glaube also, mich an Euer Hochedlgebohren Selbst wenden zu müssen: ist noch ein Exemplar von dem Hortus übrig, so bitte ich den Preis desselben ... gütigst zu erinnern, worauf sogleich das Geld angewiesen werden soll. - Ausser diesen haben wir in der Bibliothek 2 tom von den Collectaneis, 2 tom von den Miscellaneis, und von den Iconibus tomum primum und secundi Fasciculos tres: ist ein oder anderes schon weiter fortgesezt, so bitte ich ebenfalls von solcher Fortsetzung den Preis gütigst zu erinnern ...".
Zeppelin, Ferdinand Graf von, Ingenieur, legendärer Luftschiff- und Flugzeugkonstrukteur, auch General der Kavallerie (1838-1917). - Akten der "Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt" in Liquidation. Konvolut von ca. 105 teils mehrseitigen Schriftstücken, davon mindestens 13 mit eigenhändigen Anmerkungen, Kommentaren und Notizen Zeppelins. Mit 1 Bleistift-Skizze. Zus. mehr als 140 S. Lose Bl. in einer beschrifteten Papp-Mappe d. Z. 1901-1905.
"Akten 1900-1903 der Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt" (Deckel-Aufschrift). Umfangreiche Korrespondenz, bestehend aus z. T. eigenhändig von Zeppelin kommentierten Briefen an ihn sowie Schreiben in seinem Auftrag, ferner Aufsatz-Entwürfe, finanzielle Rechenschaftsberichte über Spenden und Zuwendungen, Telegramme, Notizen, Brief-Kopien u. a. in der Phase der Liquidation der mit großen Hoffnungen gegründeten Gesellschaft, also aus dem Zeitraum, in dem Zeppelin noch um breite Anerkennung kämpfen mußte und die finanziellen Mittel für Entwicklung, Bau und Erprobung lenkbarer Luftschiffe erschöpft waren. Im einzelnen enthält die Korrespondenz: Ferdinand Graf von Zeppelin: 5 eigh. Schriftstücke verschiedener Art. - 2 zeitgenöss. Abschriften von Briefen Zeppelins (1903) sowie 1 Brief Zeppelins in handschriftl. Durchschrift (an den Zeitungsverleger August Scherl; 11. Sept. 1903). - Einen "Bericht über das Ergebnis der zweiten und dritten Auffahrten unseres Flugschiffes am 17. und 21. Oktober 1901" (handschriftliche Durchschrift, 16 S.). - Einen "Bericht über den bisherigen Verlauf meines Versuchs, die Mittel für den Bau eines Flugschiffs zu finden" (handschriftliche Durchschrift, 2 S. Friedrichshafen, Sept. 1903). - Einen "Nothruf zur Rettung der Flugschiffahrt" (masch. Durchschrift, 9 S., Friedrichshafen, Sept. 1903). - Eine Bleistiftskizze auf der Rückseite eines gedruckten Rundschreibens an die Zeichner der "Aktien-Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt in Stuttgart". - 6 Bl. handschriftliche Listen mit mehr als 80 Zeichnern von "Garantie-Scheinen" der Gesellschaft (1901). - 3 Bl. Listen mit Namen und Wohnort der mehr als 70 Empfänger eines gedruckten "Abschiedswortes" des Grafen von Zeppelin. - Ernst Uhland, Sekretär, Bevollmächtigter und Finanzverwalter Zeppelins in Friedrichshafen: 23 handschriftl. und 1 masch. Brief m. U. "Ernst Uhland" an den Grafen Zeppelin, meist mit Briefkopf der "Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt" (1901-1903). - Eine Liste (4 S.) aller Zeitungen in Deutschland und Österreich, die einen Prospekt über die Veranstaltung einer groß angelegten "Lawinen-Sammlung" zur Finanzierung von Zeppelins Projekten erhalten sollten. - 6 Bl. "Aufstellungen" der eingetroffenen Briefe und Spenden-Anweisungen aufgrund der "Lawinen-Sammlung" (Juli - August 1903). - 14 teils mehrseitige Briefe bzw. Brief-Abschriften und 4 Telegramme verschiedener Absender an den Grafen Zeppelin bzw. an Ernst Uhland (1897-1903). - 34 Bl. meist handschriftlicher Brief-Durchschriften von und an Uhland und Zeppelin (nur zum Teil noch leserlich). - Dr. Dietze (Köln): "Ziele und Aussichten der modernen Luftschiffahrt" (Typoskript, 3 S.). - Ferner 5 Zettel mit Notizen, zumindest teilweise von Zeppelins Hand. - 2 gedruckte kurze Rundschreiben Zeppelins sowie mehrere Zeitungsausschnitte. - Der bedeutendste Teil der Sammlung sind die 23 meist umfangreichen Briefe von Zeppelins Bevollmächtigtem Ernst Uhland in Friedrichshafen, in denen er dem Grafen akribisch, ausführlich und ungeschminkt aus der Sicht des "Buchhalters" die gesamte Entwicklung des Luftschiff-Projekts in diesen drei Jahren, dessen Außenwirkung und wirtschaftliche Situation darstellt, wobei Berichte über finanzielle Transaktionen und die Presse den breitesten Raum einnehmen. Mindestens 7 dieser Briefe enthalten teils größere Randbemerkungen und Kommentare von Zeppelins Hand. - 1 Brief Uhlands ist unvollständig; 1 Bl. mit Tesafilm-Spuren am Rand. - Leider sind von den 34 Bl. meist handschriftlicher Brief-Durchschriften ca. 24 durch chemische Prozesse (stark gebräuntes Papier, verschwommene Schrift) beinahe oder ganz unleserlich geworden; doch über 100 Seiten des Konvoluts sind ordentlich erhalten und gut leserlich. - Die Akten der "Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt" dokumentieren auf das Genaueste drei Jahre aus einer krisenhaften Phase der Luftschiff-Entwicklung des Grafen Zeppelin und bieten höchst wertvolle Informationen zur Geschichte des Luftschiff-Baus und seiner Förderer.
- Eigh. Brief m. U. "Gr Zeppelin". 2 S. Doppelblatt. 4to. Berlin 9.IV.1907.
An Emil Sandt, den Hamburger Zollbeamten und Schriftsteller, der vor allem als Science-Fiction-Autor berühmt war (1864-1938) und dessen erfolgreicher Roman "Cavete", der von der neuen Zeppelin-Technik handelt, auch vom Grafen Zeppelin begeistert begrüßt wurde. "... Es fehlt mir die Arbeitskraft, um neben der Erfüllung der Aufgabe, die mein Beruf geworden ist, anderen - wenn auch noch so dringenden und berechtigten - Anforderungen gerecht zu werden. Welche Freude mir Ihr Bild mit dem ehrlichen, festen Blick und den markigen, geistvollen Zügen machte, sowie daß Sie mir ein willkommener Fachgenosse sein werden, wußten Sie, bevor ich es Ihnen jetzt schriftlich bestätige. Dazu kennen wir uns bereits gut genug. - Auch die Bemerkung, daß Ihre Frau Sie zum Photographen schleppen mußte, zeigte mir einen wertvollen Zug Ihres Karakters ... Um Ihnen weiteres als das bereits veröffentlichte technische Material zu liefern, fehlt mir durchaus die Zeit; auch halte ich es nicht für wünschenswert, dem Auslande noch mehr davon zu erzählen. Für Ihren eigenen Gebrauch werde ich bestimmte Fragen nach Möglichkeit gern beantworten. Ich freue mich darauf, Sie am Bodensee persönlich kennen zu lernen ...". - Mit Empfangsvermerk; am unteren Rand gelocht.
Zoologen. Konvolut von 51 Briefen und Karten international angesehener Naturforscher, überwiegend aus oder nach Österreich geschrieben. 1845-1932.
Meist inhaltsreiche Briefe zu zoologischen Themen. Vorhanden: A. V. Agassiz (1 Karte, Cambridge 1880), Paul Kammerer (1 Karte, New York 1924), J. J. Kieffer (3 Briefe, 2 Karten, Bitsch 1891-1897), Emil von Marenzeller (3 Briefe, 1 Karte, Beilagen (Wien 1878-1902), Constantin von Mereschkowsky (1 Brief, St. Petersburg 1879, dazu ein Zeitungsbericht zu seinem überaus tragischen, spektakulären Selbstmord), Alfred Nalepa (8 Briefe, 2 Karten, Wiener Neustadt, linz und Baden 1884-1928), Gustav Paganetti-Humler (1 Brief, Vöslau 1901), August von Pelzeln (1 Brief, Wien 1862), Othmar Reiser (9 Briefe, 2 Karten, Sarajewo und Sickern 1894-1932), Ewald Heinrich Rübsaamen (3 Karten, Berlin u. Linz a. Rhein, an Alfred Nalepa, 1897-1902), Karl Frhr Schilling von Cannstatt (3 Briefe, Ivan 1895), Robert James Shuttleworth (1 Brief, Bern 1845), Friedrich Siebenrock (1 Karte, Schärfling 1924), Friedrich Ritter von Stein (1 Brief, Prag 1861), Franz Steindachner (3 Briefe, 1 Vis.-Karte, 2 Bl. Notizen, Wien 1899-1917), Fredrik August Wahlgren (1 Brief, Lund 1871), Adolfo Targioni-Tozzetti (2 Briefe, Florenz 1873-1876).
Friedrich Herzog von Anhalt-Dessau
Drei Urkunden der Herzöge Friedrich I. und Friedrich II.
Los 2374
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360€ (US$ 387)
Anhalt-Dessau. - Friedrich I. und Friedrich II., Herzöge von Anhalt-Dessau. 3 Urkunden m. U. Folio. 1875-1913.
Vorhanden: I. Friedrich I., Herzog von Anhalt (1831-1904). 2 Urkunden m. U. "Friedrich Herzog von Anhalt". Zus. 6 S. Mit dem Staatssiegel in Blindprägung. Folio. Krauchenwies 31.VIII.1875 und Ballenstedt 28.IX.1887. - Bestallung des Franz Riechardt aus Jahmo als Lehrer und Kantor in Dornburg. Sein Jahreseinkommen von voraussichtlich 900 Reichsmark erweist sich als sehr unsicher, denn es setzt sich aus 6 Quellen zusammen, darunter "Nutzungswerth der Wohnung nebst Garten" sowie "der Acker- und Wiesengrundstücke", ferner "Zinsen und Geldprästationen, Accidentien von Taufen und Leichen, Besoldung für das Orgelspiel aus der Kirchenkasse in Dornburg" und schließlich 660 Mark als feste Besoldung aus der Staatskasse in monatlichen Raten. - II. Derselbe. Bestallung des Lehrers und Cantors Franz Riechardt in Dornburg als Lehrer und Cantor in Unterwiederstedt. Hier erhöht sich das Jahreseinkommen auf voraussichtliche 1500 Mark, eingerechnet der "Nutzungswerth der Dienstwohnung, des Gartens beim Hause und der Pacht von den Schul-Aeckern und Wiesen", während der "Staatszuschuß aus der Landeshauptkasse" ungefähr gleich bleibt. - Interessante Einblicke in die kümmerlichen Besoldungsverhältnisse von Dorfschullehrern zur Kaiserzeit. - III. Friedrich II., Herzog von Anhalt (1856-1918). Urkunde m. U. "Friedrich". 1 S. Mit dem Staatssiegel in Blindprägung. Folio. Berchtesgaden 19.VIII.1913. - Verleihung der "goldenen Verdienst-Medaille" des Herzogl. Anhaltischen Haus-Ordens Albrechts des Bären durch den Herzog als Großmeister dieses Ordens an den Lehrer und Kantor Franz Riechardt in Unterwiederstedt. - Beiliegend das Begleitschreiben zu der Urkunde durch den Ordenskanzler und Staatsminister (Dessau 19.VIII.1913) sowie der große Umschlag für die beiden Schriftstücke, der kurioserweise den Poststempel vom Vortag der Verleihung trägt.- Die erste Urkunde mit 2 Einrissen.
Autogramm-Kollektion des 17.-19. Jhdts
eines Unterschriften-Sammlers
Los 2375
Zuschlag
900€ (US$ 968)
Autogramm-Kollektion eines Sammlers, begonnen wohl um 1900. Mehr als 400 Signaturen vornehmlich des 17. bis 19. Jhdts, meist ausgeschnitten aus Briefen und Urkunden, montiert auf lose zusammengehefteten Folio-Blättern. Defekter karton. Umschlag d. Z. mit hs. Aufschrift "Handschriften-Sammlung". Folio. Ca. 1675-1934.
Große Sammlung von Signaturen, handschriftlich durchnummeriert von 1 bis 516 und mit hs. Inhaltsverzeichnis versehen. Eine Anzahl Stücke sind jedoch im Lauf der Zeit entnommen worden, so dass wohl nicht viel mehr als etwa 450 Blatt noch vorhanden sind. Bis etwa Nr. 400 handelt es sich größtenteils um Angehörige deutscher Adelsfamilien, vor allem Reuss, Schwarzburg, Sachsen-Gotha, Schönburg, Schaumburg, Castell, Stolberg, Hochberg, Solms, Erbach, Hohenlohe, Waldeck, Wittgenstein, ferner Kurfürst Friedrich August von Sachsen (1820), Max I. Joseph König von Bayern (1807), Adolph Friedrich Herzog von Mecklenburg-Strelitz (1773), Friedrich Herzog von Sachsen-Hildburghausen (1791), Herzog Carl (1823) und Elisabeth Sophie von Braunschweig-Wolfenbüttel (1722), Landgraf Ludwig von Hessen (1773) und andere, wobei etliche Unterschriften noch mit Fragmenten der zugehörigen Briefe verbunden sind. Ab Nr. 407 dann Postkarten und einige wenige komplette Briefe (z. T. lose beiliegend) von Autoren vieler Gebiete, darunter z. B. der Schachweltmeister Emanuel Lasker, der Weltkriegskapitän Karl Kircheiß, die Literaten Eduard Engel, Paul Keller, August Trinius, Otto Ernst, Gustav Frenssen, "Dr. Karl May" (nur ausgeschnittene Signatur) und andere. - Interessant für Sammler und Händler zur Echtheitsprüfung von Unterschriften.
Balabanoff, Angelica, sozialistische Aktivistin russ. Herkunft, international
tätige Agitatorin in kommunistischen Parteien und Bewegungen, organisierte mit Clara Zetkin Frauen-Kongresse (1869-1965). Eigh. Brief m. U. "Angelica Balabanoff". In deutscher Sprache. 4 S. auf 2 Bl. 8vo. Frankfurt a. M. (August 1959).
Umfangreicher Brief der 90jährigen, unermüdlichen Aktivistin an den Verleger Detlev Rosenbach. "... ich beabsichtige noch einige Zeit in D'land zu bleiben zu einer Kneippkur in der Nähe von Frankfurt & wahrscheinlich auch noch wegen einiger Vorträge, die ich evtl. im September in der Nähe von München zu halten haben werde. - Was Ihr 'Vorbehalt' in bezug auf eine deutsche Ausgabe meiner kürzlich erschienenen Schrift über Lenin anbetrifft, so verstehe ich ihn und bin ganz Ihrer Meinung, aber es handelt sich um nichts weniger als um eine Biographie, deren sind schon sehr viele (unter ihnen auch erschöpfende, ausgezeichnete) erschienen - auch ist das nicht das Gebiet, was mir besonders liegt ... bei Handlungen der einzelnen Menschen kommt es mir vor allem auf die psychologische Seite dieser Handlungen an. So hat mich Lenin immer von diesem Standpunkte aus interessiert, zu einer Zeit wo er noch weit davon war der berühmte oder berüchtige 'Lenin' zu sein. Dementsprechend habe ich ihn schon zu unserer gemeinsamen Emigrantenzeit beobachtet. (und zwar nicht weil seine Persönlichkeit mich irgendwie 'frappiert' hätte, sondern im Gegenteil weil ich so Manches in ihm primitiv fand & ich wissen wollte, ob er sich eine gewisse Primitivität aus pädagogisch-agitatorischer Rücksicht angeeignet hat oder ob sich in der Primitivität seine eigene Natur äusserte). In Russland, nach der Revolution, bin ich ihm auch persönlich näher getreten & und meine Beobachtungen erweitern können ...". Sie sei bestrebt gewesen, "so etwas wie psychologisches Material zu seiner Beurtheilung zu liefern und das umso mehr dass ich eine der wenigen Überlebenden bin die parteipolitisch unparteiisch sein kann: ich bin ja weder Bolschevistin noch Menschevikin gewesen ...". Erörtert dann Konzept und Zweck des Buches, das sie Rosenbach zum Verlag anbieten möchte. - Selten.
Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg
Signierte Verfügung auf einem Brief an ihn
Los 2377
Zuschlag
400€ (US$ 430)
Berlin. - Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg (1620-1688). Eigh. Signatur "Friderich Wilhelm" auf einer an ihn gerichteten Supplik des Berlin-Cöllner Bürgermeisters. 31/2 S. Folio. Cölln a. d. Spree 5.II.1676.
Auf der Rückseite eines Schreibens des Cöllner Bürgermeisters Meinhardt Neuhauß an den Kurfürsten vermerkt dieser: "Seine Churfürstliche Durchläuchtigkeit zu Brandenburg p Unser Gnädigster Herr, remittiren dieses an deren hiesiges Hoff: und Cammergericht, mit gnädigstem Befehl, in dieser Sache keine Unnötige weitleüffigkeit zu gestatten, sondern Supplikanten zu seiner Befugnüß Ungeseümbt zu verhelffen ... [eigenhändig:] Friderich Wilhelm". - Neuhauß hatte ausführlich einen Rechtsstreit geschildert, in dem die Witwe Coßel [Cosel?] nebst anderen Erben vom Kammergericht in zweiter Instanz zur Bezahlung einer Schuld an den Bürgermeister verurteilt worden war, sich auch zunächst zur Zahlung bereit erklärt, nun aber neue Schwierigkeiten gemacht habe. - Etwas gebräunt, minimale Randeinrisse, sonst gut erhalten.
Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler, Begründer eines geeinten Deutschen Reiches (1815-1898). 4 Briefe m. U. "v Bismarck". Zus. 41/4 S. je zweifach gefaltet. Quer-folio. Mit 3 Umschlägen. Friedrichsruh und Varzin 1891-1894.
– Vorhanden ist ein Kondolenzschreiben an "Frau Regierungs Räthin Wilke", die Gattin eines Freundes, beginnend mit den Worten "Gnädige Frau, Mit der herzlichsten Anteilnahme haben meine Frau und ich die Kunde von dem Geschick erhalten, welches sie betroffen hat...". Datiert auf den 6. September 1894, stammt der Brief aus Bismarcks Schloss Varzin. Nur zwei Monate später sollte auch seine Frau versterben. Die übrigen drei Briefe richten sich an Ihren Gatten und sind höfliche Dankesbekundungen, eines für erhaltene Neujahrsgrüße, in einem weiteren bringt Bismarck seine Dankbarkeit für die unterstützende Hilfe während einer Reise nach Haag mit einem Zwischenstopp in Hamburg zum Ausdruck, ferner handelt es sich um eine Einladung zu einem Dankesessen. Sie datieren auf den 9. Juli 1891; 3. Januar 1893; 13. Mai 1894. - Papierbedingt gebräunt.
Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler (1815-1898). - Bismarcks Vertraute. Konvolut von 29 Briefen und 1 Postkarte, geschrieben von Personen aus dem engeren Umkreis des Reichskanzlers. Zus. ca. 40 S. Meist gr. 8vo. Friedrichsruh, Chemnitz und Berlin 1896-1902.
Alle Schreiben an den Kunstverleger, Photographen und Bismarck-Verehrer Hans Franke gerichtet, der ein Gedenkwerk plante und die Autoren mit der Bitte um Material, vor allem Bildnisse, angeschrieben hatte. Vorhanden: Horst Kohl, Historiker, Oberlehrer in Chemnitz, Studienrat in Leipzig, Biograph Bismarcks und ab 1890 Publizist in dessen Diensten (1855-1917). 20 eigh. Briefe, meist m. U. "Prof. Dr. Horst Kohl". Chemnitz und Friedrichsruh 1897-1899. - Ausführlich über die Verwertung eines Bismarck-Porträts von Franz von Lenbach, das Bismarck seinem "Hof-Schreiber" Horst Kohl 1895 geschenkt hatte. - Beiliegend eine Reproduktion des Porträts aus dem Wiskott Kunstverlag Breslau, ein Schreiben des Verlegers Franke sowie ein ausführliches Werbeblatt für das Porträt, das als "Fürstendruck" für 100 Reichsmark und als "Künstlerdruck" für 25 Reichsmark angeboten wird. - Rudolf Chrysander, Leibarzt und Privatsekretär Bismarcks (1865-1950). 2 eigh. Briefe m. U. "Chrysander". Friedrichsruh 15.IV.1896 und 19.III.1897. - Lehnt die Durchsicht eines Werkes (wohl ein Manuskript über Bismarck) ab und warnt den Adressaten, noch einmal verbotenerweise den Park von Friedrichsruh zu betreten. - Friedrich Pinnow, Kammerdiener Bismarcks. 2 eigh. Briefe und 1 eigh. Postkarte m. U. "Pinnow" (1896-1898) sowie eine rückseitig von Pinnow beschriftete Orig.-Photographie, die ihn im Park sitzend zeigt, neben sich Bismarcks Hunde Tyras und Rebekka. - Teilt Franke mit, dass er "das Gewünschte" nicht aushändigen könne, da es ein "Heiligthum" für ihn sei. Sendet ihm aber eine Haarlocke des Fürsten. - Anton Weishaar, Privatsekretär Herbert von Bismarcks. 4 maschinenschriftl. und 1 eigh. Brief m. U. "A. Weishaar". Berlin 1901-1902. - Lehnt im Auftrag Herbert von Bismarcks in mehreren Briefen mit verschiedenen Begründungen den wiederholt vorgetragenen Wunsch Frankes ab, die Familie Bismarck zu fotografieren und die Bildnisse zu veröffentlichen. - Gelegentlich etwas fleckig, gelocht oder mit Einrissen; meist jedoch ordentlich erhaltenes Konvolut mit interessanten Einblicken in den Bismarck-Kult um 1898.
Wilke, Eugen und Bismarck, Otto Fürst von
Manuskript über Besuche bei Bismarck
Los 2381
Zuschlag
550€ (US$ 591)
Bismarck: "Ich habe wenig Leidenschaften, ich liebe nicht die Frauenzimmer, nicht das Spiel und keinen Sport".
Bismarck. - Wilke, Eugen Regierungsrat beim königl. Eisenbahnbetriebsamt Hamburg (1850-1898). Eigenh. Manuskript "Notizen über meinen Besuch bei Bismarck, Zur Erinnerung für meinen lieben Jungen Otto." 67 pag. S. Jeweils Doppelblätter, jeweils mit breitem Rand, der gelegentlich für Ergänzungen benutzt ist. Folio. Friedrichsruh, 1889-1894.
Überaus inhalts- und detailreiche Berichte des Hamburger Eisenbahndirektors Wilke über Einladungen, Ausflüge und andere Begegnungen mit dem Alt-Reichskanzler. Er schildert Atmosphäre und Details der gemeinsamen Gespräche, an denen auch die Fürstin Johanna von Bismarck teilnahm und deren Themen von eher privaten Dingen wie der Hundehaltung bis zu den damals aktuellen Ereignissen in den Adelshäusern und der Weltgeschichte reichen. U. a. werden Anekdoten von Begegnungen der Bismarckschen "Reichshunde" mit dem russischen Zaren Alexander wiedergegeben, Erwähnung findet z. B. die Thronbesteigung des portugiesischen Königs Carlos I., die Heiratspolitik im Haus Battenberg, etc., wobei Bismarck jeweils ausführlich wörtlich zitiert wird.
"...Im Empfangszimmer, das ziemlich nüchtern und kahl möbeliert ist, wie alle Räume, nehmen wir Platz. Schlag ½ 7 Uhr öffnete der Diener die Türen und B. Trat ein, hochaufgerichtet, sehr frisch aussehend, die herrlichen, dunkelblauen Augen ungetrübt vom Alter. Er trug einen langen dunklen Rock, um den Hals ein geknotetes weißes Tuch wie auf einem Bild aus seiner ersten Ministerzeit. Nach der Vorstellung ging er uns voran zum nächsten Zimmer, wo wir Platz nehmen. Unterhaltung sehr gleichgültig, nur vom Wetter! Bald erschien die Fürstin mit dem Legationsrath von Brauer und zwei Angestellten, Hauslehrer pp. und nun ging's zu Tisch. Ich führte die Hausfrau nahm aber zu Ihrer Rechten Platz, so dass ich zwischen sie und den Kanzler zu sitzen kam. Zu Beginn der Tafel stoppelte sich das Gespräch auch noch etwas mühsam fort, obgleich B. ja sehr angenehm plauderte und wir nicht verlegen waren."
Weiterhin teilt er Gedanken über Kaiser Wilhelm II. mit. "Das Gespräch kam, ich erinnere mich nicht mehr wie, auf den regierenden Kaiser Wilhelm II. Bism. äußerte sich außerordentlich frei: Er ist noch sehr jung, viel jünger als seine Jahre. Er ist noch ein Zwanzigjähriger, während er doch schon die 30 überschritten, das kommt daher, dass ihn seine Eltern künstlich zurückgehalten haben. Die Folge dieser Jugendlichkeit ist es aber leider, daß er oft sein Vertrauen Leuten schenkt, welche dasselbe nicht verdienen. Die Folge ist auch seine nervöse Unruhe und Hast."
Ferner findet Bismarcks Leidenschaft zur Landwirtschaft Erwähnung: "Dabei betonte er in wirklich rührender Weise, wie ihm nach seinem langen, aufregenden Leben voll aller denkbaren Ehren und Genüsse zuletzt doch am treuesten und stärksten die Liebe zur Landwirtschaft und zur einfachen Natur geblieben sei. Scherzhaft sagte er: 'Ich habe wenig Leidenschaften, ich liebe nicht die Frauenzimmer, nicht das Spiel und keinen Sport, meine einzige Freude ist es, da, wo vor einigen Jahren Sumpf und Brachfeld war, schönen Roggen stehen und gute Wiesen grün werden zu sehen."
Wilke bemerkt, dass Bismarck deutlich nach Cognac roch. "...offenbar braucht er den, um sich aufzufrischen."
Im weiteren Verlauf des Gesprächs schreibt er Bismarck folgendes Zitat zu: "Möglich wäre es wohl, denn bei meiner ersten Anwesenheit in Paris sah Napoleon und Eugenie schon in mir den künftigen Premier, sie kamen mir mit der außerordentlichen Liebenswürdigkeit entgegen und ließen ... mich das Leben am kaiserlichen Hof aus der angenehmsten 'KavalierPerspektive' schauen. Natürlich habe ich dort fleißig getanzt, aber später als Minister musste ich manch liebes Mal walzen. Eine schwere Aufgabe, denn die preußische Ministeruniform wiegt dreißig Pfund." - Wilke notiert ferner sehr viel Äußerungen Bismarcks zur Innen- und Außenpolitik. - Teils leicht fingerfleckig und mit kleineren Randläsuren. - Beiliegend 4 Orig.-Photographien: Bismarcks 80. Geburtstag (Photo von Willy Wilcke, Hamburg, 2 Exemplare, eines unter Passepartout), eine Abendgesellschaft mit Bismarck und Hund (Aufnahme von Ulrich Putze, München 1893) sowie eine große Gesamtansicht (19 x 27 cm) des Berliner Bahnhofs in Hamburg. - Historisch wertvolle Aufzeichnungen über Persönlichkeit und Ansichten Bismarcks, die, wie es scheint, zumindest in Buchform nicht veröffentlich worden sind.
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