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Kisch, Egon Erwin
Eigenhändige Postkarte Irgendwo in Spanien", 24. Juni 1937
Los 3091

Zuschlag
1.500€ (US$ 1,613)

Details

"Vorläufig umstehendes Konterfei zweier Helden. Dein Egonek".
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändige Postkarte an Jarmila Haasová in deutscher Sprache, mit Unterschrift "Dein Egonek". 8,6 x 13,5 cm. "Irgendwo in Spanien", 24. Juni 1937.
Fotopostkarte von der Front im Spanischen Bürgerkrieg, von dem Egon Erwin Kisch berichtete. Die Postkarte zeigt ihn mit einem Kampfesgefährten in Uniform der internationalen Brigaden, dem Kisch in Anzug mit weißem Hemd und der unvermeidlichen Zigarette im Mund darstellt. Vermutlich handelt es sich bei Kischs Freund um den jungen Schauspieler Ernst Busch, hier mit Nickelbrille (vgl. das Foto der "Barrikaden-Tauber", Ernst Busch begutachtet Kischs Gewehr, bei Haupt S. 229).

Der Sänger, Schauspieler und Regisseur Ernst Busch (1900-1980) gehörte zu den besten Freunden Kischs. Er war 1937 in Begleitung der Journalistin Maria Osten nach Spanien gereist, wo er als Sänger bei den Internationalen Brigaden auf, wobei die Lieder Die Thälmann-Kolonne, No pasaran, Bandiera Rossa entstanden, in denen er sich offen gegen den Faschismus wandte. Er hatte in Spanien auch Liederhefte herausgegeben, wie die Canciones de las Brigadas Internacionales, vor deren Kampfgruppen er auftrat und sang. Ferner spielte er auch Schallplatten ein und sang im Radio" (vgl. Katalognummer 2906 mit einem Liederheft aus Kischs Besitz).

"Irgendwo in Spanien, am 24. Juni. Liebe Jarmila, ich habe Deinen Brief bekommen, bald erhältst Du Antwort und Manuskript. Vorläufig umstehendes Konterfei zweier Helden. Dein Egonek". Adressiert an "Señora Donna Jarmila Haasová. Praha. Bučková 49". Verso auf der Fotoseite die rote Klebemarke "SRI, Ayuda a las víctimas del fascismo" (ca. 30x35 mm). – Verso mit 2 Briefmarken und Stempeln, postalisch gelaufen, Aufkleber "Correo Aéreo - Par avion" sowie großem violetten Stempel "Censurada". Sehr seltene Fotografie, die wohl zu den wenigen, bis dato nicht veröffentlichten von Kisch gehört (nicht bei Patka-Karasek). – Beiliegt das originale Leinen-Schiffchen, die faltbare Kopfbedeckung Egon Erwins Kischs, das er wohl als Angehöriger der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg trug (möglicherweise aber auch als Leichtmatrose oder in Algerien): Leinenschiffchen. Dunkelblaues Feinleinen, doppelt gelegt, vernäht und gesäumt, mit aufgenähter Paspel aus weißer Seide und weißer Seidentroddel am vorderen Rand. 12,5 x 26 cm. - Sehr sauber und wohlerhalten. - Beides, Postkarte und Leinenschiffchen aus dem Nachlass der Jarmila Haasová, Prag.

Lot 3092, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief m. U. mit Beischriften und beiliegendem Billet

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief m. U. mit Beischriften und beiliegendem Billet
Los 3092

Zuschlag
3.600€ (US$ 3,871)

Details

"Kisch kämpft wie ein Löwe - und schreibt wenig" - "Nur Spanien kann Prag vor Hitler retten. Salud!"

Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache, mit Unterschrift "Viele Küsse von Deinem alten Egonek". 1 S. mit verso 2 eigenhändigen Beischriften mit Unterschrift von Maria Osten und Gustav Regler sowie mit beiliegendem eigenhändigen Billet mit Unterschrift von Leutnant Bertram (d. i. Bodo Uhse). 31,5 x 21,8 cm bzw. 15,5 x 11 cm. Madrid 28. Juli 1937.
Haupt S. 216ff. (mit Beischriften, das Billet unveröffentlicht). – Besonders inhaltsreicher, bedeutender Brief des Journalisten und Schriftstellers Egon Erwin Kisch an seine Prager Freundin, die Übersetzerin fast aller seiner Werke Jarmila Haasová, in dem der 'rasende Reporter' von seinen Erlebnissen an der Front des Spanischen Bürgerkriegs berichtet, wobei er zahlreiche Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen, Schriftsteller und Journalisten erwähnt, die er in Madrid oder in den Schützengräben traf.

"Wir Schriftsteller aus aller Welt und aus allen Lagern müssen in unseren Schriften nicht nur für die Gegenwart des spanischen Freiheitskampfes eintreten, sondern wir müssen auch dafür sorgen, daß die Geschichtsschreibung diesen heldenhaften Widerstand nicht verfälschen kann und ihn als das hinstellen muß, was er wirklich ist: ein Krieg um die Menschenrechte gegen die modernsten Gewaltmethoden der Reaktion, die Methoden des Faschismus!" hatte Kisch in seiner großen Rede auf dem 2. Internationalen Schriftstellerkongreß zur Verteidigung der Kultur (Valencia 1937) als Aufruf formuliert.

In seinem vorliegenden Brief äußert er sich zunächst über seine Reportagen und deren Veröffentlichung, die Jarmila Haasová in Tschechien organisierte: "Lieber Jamilatsch, hiermit beantworte ich Deinen Brief vom 7., der vor ein paar Tagen in meine Hände kam, - es ist ein weiter Weg vom Frieden in den Bürgerkrieg et vice versa, und ich weiß nicht, wann Du die Antwort kriegst. Inzwischen erlebt man so viel ... Heute lege ich einen Artikel Der Tod um den Eskurial und einen Mutter Madrid bei. Du kannst sie tschechisch veröffentlichen, wo Du willst, d. h. entweder beide im Rudé Právo oder einen (und das wäre der Eskurial in der Tvorba. Nachher, d. h. nachdem es erschienen ist, schicke den Eskurial an die Volkszeitung und Mutter Madrid (ich glaube im Manuskript heißt der Titel Häuserkrieg in Madrid) an die Rote Fahne..."

Die äußerste Gefahr, in die sich Kisch nicht nur durch die Kampfhandlungen selber begab, wird nicht zuletzt daraus deutlich, dass immer wieder Leute aus seiner unmittelbaren Umgebung den Einsatz nicht überlebten. So erwähnt er den slowakischer Lyriker und Kulturpolitiker Laco Novomeský (1904-1976), der zwei Jahre später nach Auflösung der Tschechoslowakei in den Widerstand ging und von der Slowakei aus den Slowakischen Nationalaufstand gegen den Faschismus organisierte, "Sag ihm [Laco], daß das schöne Mädchen, das mit uns an der Front war (sie hieß Gerda Taro) vor drei Tagen gefallen ist."

Gemeint ist "Gerda Taro (1911-1937), aufgewachsen in Leipzig, hatte sich als junges Mädchen der Arbeiterbewegung angeschlossen, wurde 1933 kurzzeitig inhaftiert und floh anschließend nach Paris. Am Krieg in Spanien nahm sie als Foto- und Filmreporterin teil; bei Aufnahmen im Kampfgebiet stürzte sie von einem Fahrzeug, wurde von einem Panzer erfaßt, schwer verletzt und verstarb am 27. Juli 1937. Unter großer Anteilnahme wurde die mutige Journalistin am 1. August in Paris auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt. Spanische und französoische Zeitungen widmeten ihr ehrende Nachrufe, u. a. in Ce soir aus der Feder von Egon Erwin Kisch" (Haupt S. 292f.).

Des weiteren erwähnt Kisch die mit ihm in Madrid in engem Kontakt stehenden Journalisten und Schriftsteller Willi Bredel (1901-1964), "Kantor" (d. i. Alfred Kantorowicz; 1899-1979), Hans Marchwitza (1890-1965), Ludwig Renn (1889-1979), Ladislav Štoll (1902-1981) und Erich Weinert (1890-1953) sowie die "Jungs vom Rudé Právo", die er Jarmila zu grüßen aufträgt. Die Zeitschrift Rotes Recht war das Zentralorgan der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, Chefredakteur war der
Journalist, kommunistischer Politiker und Parteifunktiär Oldřich Švestka (1922-1983). "Ich will noch zur Zensur fahren, damit der Brief heute abgeht".

Verso finden sich noch zwei eigenhändige Beischriften an Jarmila Haasová von der Schriftstellerin Maria Osten (1908-1942), die als Sonderkorrespondentin der Deutschen Zentralzeitung (DZZ) auf der Seite der Internationalen Brigaden vom Spanischen Bürgerkrieg berichtete, wo bei sie noch im selben Jahr 1937 von dem französischen Komintern-Funktionär André Marty an Stalin als deutsche Spionin denunziert wurde. Am 8. August 1942 wurde sie verurteilt und von einem NKWD-Kommando, dem sowjetischen Innenministerium erschossen. Sie schreibt: "Liebe Jarmila, herzliche Grüße an Sie und Jonny - und natürlich an Kaspar! Kisch kämpft wie ein Löwe - und schreibt wenig. Maria Osten".

Die zweite Beischrift stammt von Gustav Regler: "Liebe Jarmilla [sic]! Das tue ich nun sehr gerne, nämlich Ihnen schreiben und Sie bitten, den Egonek weiter mit so spanientreuen Briefen zu verwöhnen. Mir gehts gut, die Löcher stopfen sich mit Anstand, und heute behauptet Egonek sogar, ich wäre schon wieder schön. Vergeßt uns nicht und treibt Eure Tschechen vorwärts. Nur Spanien kann Prag vor Hitler retten. Salud! Gustav Regler". Auch Regler hatte, wie Kisch, für den Spanischen Freiheitskampf ein Gewehr statt seiner Feder in den Dienste des Kampfes gestellt, wobei er schwer verwundet wurde ("Pistolenlöcher").

Beiliegt ein weiteres Billet (15,5 x 11 cm), unterschrieben mit "Beste Grüße Bertram": "Liebe Jarmila! Ich benutze die Gelegenheit da ich den Brief aufgebe, Dir herzliche Grüße zu schicken. Außer einem Kopfsteckschuß von dessen Folgen ich mich rasch erhole geht es mir sehr gut und ich kann in einigen Tagen wieder hinaus. Wir verteidigen hier Prag mit Macht und auch noch mehr und trotz aller Schwierigkeiten werden wir durchkommen". Bei dem Autor handelt es wohl um den sich allgemeinhin Leutnant Bertram nennende Schriftsteller Bodo Uhse (1904-1963), der mit Kisch befreundet auch in Madrid vor Ort war. Er hatte sich bei Kriegsausbruch als Freiwilliger und Politkommissar für Spanien gemeldet, woraus der Roman Leutnant Bertram wurde. Die deutsche Erstausgabe ist 1943 in Mexiko bei Editorial El Libro Libre erschienen. Der zweite Teil des Romans mit dem Titel 'Auf fremder Erde' spielt von 1936 bis 1937 und verarbeitet Uhses Erlebnisse im Spanischen Bürgerkrieg im Zeitraum. Leutnant Bertram war darin zunächst als Offizier der Legion Condor an der Bombardierung Madrids beteiligt und erhält dann den Befehl Guernica zu zerstören. Hier stürzt er mit seinem Kampfflugzeug ab, "ein Sturz aus der Lüge in die Wahrheit", worauf er dem Faschismus abschwört. – Wohlerhalten.

Lot 3093, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, 4 eigenhändige Postkarten von Kisch aus Spanien

Kisch, Egon Erwin
4 eigenhändige Postkarten von Kisch aus Spanien
Los 3093

Zuschlag
2.600€ (US$ 2,796)

Details

"Zwei altspanische Krieger gedenken der Liebsten daheim ... dieweil des Feindes Kugeln um ihre Ohren sausen"
Kisch, Egon Erwin. 4 eigenhändige Postkarten von Kisch aus Spanien an Jarmila Haasová in deutscher (3) und tschechischer (1) Sprache, mit Unterschrift "Egonek". Jeweils 9 x 14 cm. Madrid und Valencia 1937.
Zusammen mit vielen seiner Kollegen und Freunden war Egon Erwin Kisch an die Bürgerkriegsfront nach Spanien gereist, um von dort zu berichten. Zu seinen engsten Freunden gehörte dort z. a. Fodor Draguti (1900-1974), der unter seinem Pseudonym Theodor Balk schrieb und mit Duško signierte.

1) Madrid, 27. Juni 1937. "Zwei altspanische Krieger gedenken der Liebsten daheim in fernem Land und grüßen sie, dieweil des Feindes Kugeln um ihre Ohren sausen Tvůj Egonek" und eigenhändig von Theodor Balk "und Duško". Auf einer farbigen Propaganda-Postkarte der Feldpost "Tarjeta postal de campaña - con las armas y la cultura se vence al enemigo".

2) Madrid, 9. August 1937. "Liebe Jarmila, bin verzweifelt. Habe Dir zwei Artikel mit Bildern geschickt und um Bestätigung telegrafischen Weges gebeten. Aber keine Antwort. Nicht einmal für das Büchel und den Brief, den ich Dir durch Laco [Novomeský] schickte. Alles Liebe Egonek". Und Lyner: "Liebste Jarmila, schreib doch endlich, seit Wochen hör ich nichts von Dir, von niemandem. Ich bin hier sehr froh. Alles, alles Gute" und Zusatz von Bedřich Kisch, Egon Erwins Bruder: "Grüße an alle Kaspar". Auf Propagandapostkarte "Vigilancia en la retaguardia. A cargo del gobierno y de suJunta Delegada".

3) Madrid, 28. September 1937. Auf der einer Farbpostkarte mit dem Motiv der "Erschießung der Aufständischen" des Gemäldes von Francisco de Goya im Prado: "Bevor wir wieder auseinandergehen, grüßen wir Jarmila sehr herzlich. Egonek." Mit Beischrift von Gisl.

4) Valencia, 31. Oktober 1937. Kisch wollte Jarmila in Paris treffen. "Ich fliege am 8. Oktober nach Paris - bist Du schon da? Wenn nicht, dann komm doch sofort nach Spanien, vielleicht in Barcelona ...". Auf Motivpostkarte "Valencia - Tribunal de las Aguas", dem berühmten "Wassergericht", der wohl ältesten Rechtsinstitution mozarabischer Architektur in Europa. – Postalisch gelaufen, mit Stempeln und Marken, Gebrauchsspuren.

Lot 3094, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, 5 masch. Briefe in deutscher Sprache,

Kisch, Egon Erwin
5 masch. Briefe in deutscher Sprache,
Los 3094

Zuschlag
1.800€ (US$ 1,935)

Details

In Madrid und kreuz und quer durch Spanien während des Bürgerkriegs

Kisch, Egon Erwin, und Gisela Lyner. 5 ausführliche, maschinenschriftliche Briefe an Jarmila Haasová in deutscher Sprache, mit Unterschrift "Egonek" bzw. "Gisl". Jeweils 31,5 x 21 cm. Madrid und Spanien, auf Reisen 1937-1938.
Haupt S. 218ff. – Korrespondenz aus dem Spätsommer des Jahres 1937 bis zum Ende Januar 1938 aus dem Spanischen Bürgerkrieg, in dem Kisch mit der Feder als Berichterstatter wie auch mit der Waffe als Kämpfer für die Internationalen Brigaden teilnahm. Seine Lebenspartnerin und unermüdliche Typistin Gisela Lyner (1895-1962) war jüngst nach Madrid zu ihm gereist. Zunächst berichten die beiden aus Madrid, wo sich auch Bedřich Kisch, gen. "Kaspar" (1894-1968) aufhält, der als Chirurg der Interbrigade im Jan-Amos-Komenský-Feldlazarett im spanischen Guadalajara stationiert war und dann im Mai 1939 nach Indien und daraufhin nach China emigrieren sollte.

1) 22. August 1937. 2 S. masch. Brief von Gisela Lyner m. u. "Gisl" und "Salud! Gisl". "In den drei Wochen, die ich jetzt hier bin, habe ich ungeheuer viel Interessantes gesehen und erlebt, aber leider fehlt mit jede Begabung, wie Du weißt, Erlebnisse brieflich zu schildern. Den größten Eindruck hat auf mich die Stimmung der Bevölkerung gemacht, obwohl ich schon oft vorher gehört hatte, wie gut sie ist ... Von unseren gemeinsamen Freunden habe ich alle schon gesehen, bis auf Duško. Gustav Regler geht es schon viel besser, er geht sogar schon ein bißchen herum, im Augenblick wohnt er mit Mieke im gleichen Haus wie wir ... Kaspar haben wir ein paarmal gesehen, waren auch in seinem Hospital oben, das in einer sehr schönen Landschaft liegt. Vor ein paar Tagen ist er einem anderen Hospital zugeteilt worden, das am Meer liegt ... Vor etwa 14 Tagen haben wir angefangen, spanisch zu lernen, hoffentlich mache ich hier raschere Fortschritte als in meinem Französisch-Unterricht. Was mir hier sehr fehlt, sind Zeitungen, denn die spanischen kann ich natürlich noch nicht lesen, und ausländische gibt es nur selten und wenig ... Heute haben wir eine Karte von Leni Sachs bekommen, sie schreibt, sie habe auch Zigaretten abgeschickt. Auch andere Freunde in Paris schreiben dasselbe. Bis jetzt aber haben wir nichts bekommen, was nicht schlimm ist, weil es sicher den Soldaten zugute kommt [die die Pakete abfingen]. Es scheint, daß Pakete an Privatadressen im allgemeinen nicht zugestellt werden. Wenn Du uns also mal ein Paket mit Zeitungen oder Seife schickst, dann adressiere es: Egon Erwin Kisch, Madrid, Internationale Brigaden, Calle Velasquez 63 ..."

2) 24. September 1937. 1 S. masch. Brief mit Unterschrift "Egonek" und ausführlicher Beischrift von "Gisl". Egonek beschwert sich über die unzuverlässige Zustellung der Post zwischen Prag und Madrid, er schreibt: "Lieber Jarmiláč, das ist eine verflucht schwere Korrespondenz, so eine Korrespondenz mit Hindernissen ... Dein Rat, der 'Agence' nichts mehr zu schicken, wird durch meine Erfahrungen bestätigt, es ist besser, man schickt es den Zeitschriften direkt. Aber auch da klappt es nicht immer, wie Du mit Lex und nun auch mit dem Prado siehst". Kisch hatte eine Reportage über den Prado geschrieben.

"Einen Artikel kann ich Dir diesmal nicht schicken, ich, ich lege Dir eine Brigadezeitung bei, worin ich etwas über Belchite geschrieben habe, aber es ist nichts Besonderes. Allerdings kommen die Tschechoslowaken darin vor ..." Und Gisela Lyner fügt hinzu: "obiger Brief sollte eigentlich von uns beiden sein, aber Egonek drängt sich so vor, dass ich auch sellbst noch schreiben muss, obwohl ich nicht weiss, wo man anfangen könnte zu erzählen ... Eine Landsmännin von Dir, [die Tänzerin, Schauspielerin, Choreografin, Schriftstellerin und Journalistin] Mira Holzbachová [1901-1982], ist jetzt in Spanien ... von dem Paket Zigraretten ... sind nur vier einzelne angekommen ..., hoffentlich war es wenigstens Soldaten, die die anderen geraucht haben...".

3) 15. November 1937. Spanien, auf Reisen. 2 S. masch. Brief mit Unterschrift "Egonek + Gisl". Über die Veröffentlichung seiner Reportagen und deren Rezensionenin der tschechischen Zeitungen, u. a. in Rudé Právo, Rozsévačka und Národní Osvobození (die "Befreitung"): "... die Notiz in Nar. Osv. ist wirklich scheußlich, das muß ein direkter Feind geschreiben haben. In allen Redaktionen sitzen welche, ich weiß nicht, wieso das kommt. Sollte man nicht bei einer solchen Gelegentheit einmal den Chefredakteur besuchen oder anrufen? Oder ihm einen Brief schreiben und ihm erklären, warum das falsch ist?". Über Freunde, die nach Amerika emigiert sind, Fröschls, Elschen, über Duško (Theodor Balk) "Sein Buch über eine der Brigaden ist übrigens ganz glänzend, ich glaube, es wird zuerst französisch erscheinen." Ferner erwähnt er John Fisher, Gustav Regler. "Heute habe ich eine tschechische Illustrierte gesehen, sie heißt Salud und wird in Barcelona gedruckt, sieht fabelhaft aus, darin ist auch eine ganze Seite von Fotos von mir".

4) 12. Dezember 1937. 2/3 S. masch. mit Unterschrift "Egonek & Gisl". "Mily Jarmilaci ... Aus einer Kritik von Frank Pitcairn im Daily Worker (London) erfuhr ich, dass mein Australienbuch englisch erschienen ist, es heisst E. E. K's Australian Landfall ... ich möchte wissen, wer eigentlich als Uebersetzer angegeben ist und was alles geändert wurde. Ferner über seine Reportagen: Die drei Kühe schicke ich Dir für die Verbreitung in tschechischer Sprache. Es ist glaube ich besonders hübsch geworden ... Hie und da lese ich die Lidové Neviny und bin also einigermassen über die Vorgänge bei Euch informiert, auch die Enquète über die besten Bücher habe ich gelesen. Reglers sind schon in Paris."

5) 28. Januar 1938. 1 S. masch. Brief, je zur Hälfte mit Unterschrift "Dein alter Egonek" bzw. "Gisl" und langer, 25-zeiliger eigenhändiger Beischrift von Kisch. Der letzte Brief aus Spanien an Jarmila Haasová. Er fragt, ob die Drei Kühe in Prag veröffentlicht wurden. "Du kannst Dir vorstellen, daß wir oft an Dich denken und oft von Dir sprechen, ohne eine rechte Ahnung zu haben, was Du in Prag anderes tust als seufzen". Auch über den Teruel in Spanien, wo zur Zeit der Bürgerkrieg tobte und von dem Kisch für die Zeitschrift Salud berichtete "Teruel gibt uns viel zu tun". Dann aus der Beischrift: "Wegen der Australien-Buch-Übersetzung hat mir weder Borový noch sonstwer geschrieben. In der A.I.Z. ist diese Woche eine Reportage aus Spanien von mir angekündigt".

Kisch, Egon Erwin
Soldaten am Meeresstrand. Eine Reportage
Los 3095

Zuschlag
2.200€ (US$ 2,366)

Details

Reportage aus dem Spanischen Bürgerkrieg
Kisch, Egon Erwin. Soldaten am Meeresstrand. Eine Reportage. Hrsg. von Ayuda Medica Extranjera (Ausländische Medizinische Hilfe). 50 S., 1 w. Bl. Mit 31 (2 ganzseitigen) Abbildungen nach Fotografien. 20,8 x 15,4 cm. Farbig gedruckte OBroschur (minimal abgegriffen, minimal angestaubt) mit hellgrünem VDeckel und VDeckeltitel nach einem Schriftzug von Kisch. (Valencia, Semana Gráfica), o. J. (1938).
Melzwig 372.2. – Erste deutsche Ausgabe der zunächst in tschechischer Sprache unter dem Titel "Vojáci u more" erschienenen Reportage, die Jarmila Haasová aus dem Deutschen übersetzt hatte (Melzwig 372.1). Um die Schrift auch im Westen verfügbar zu machen, hatte sich Kisch an den Zeitschriftenverlag Semana Gráfica in Valencia gewendet, da er 1938 - unter anderem - in Spanien weilte. Schon 1937 hatte er an dem II. Internationalen Schriftstellerkongress in Madrid teilgenommen und immer wieder von der Front der Kämpfe im Spanischen Bürgerkrieg berichtet, Interviews mit Soldaten der Internationalen Brigaden geführt und diese in einzelnen Reportagen niedergeschrieben. Neben "Die drei Kühe" gehört der Bericht "Soldaten am Meeresstrand" in diese Zeit.

Neu ist dabei, dass Kisch erstmalig eine kleine Einzel-Reportage mit Fotos illustrierte, die der tschechischen Ausgabe noch fehlten. Damit wird sein Bericht auch im modernen Sinne zu einem Text-Bild-Dokument, der ein noch größere Anspruch an die Authentizität des Geschilderten erhebt. Und so endet Kisch, erschüttert von den Bombenangriffen, mit einem Kampfruf:

"Hoch springen Feuer und Rauch empor wie ein Schrei. Mögen die menschlichen Menschen ihn hören, diesen Schrei gegen die Barbarei: Fortschrittliche Menschheit, werde zu einer Internationalen Brigade für Freiheit und Recht!" (Seite 50). Tragischer Weise sollte der "Franquismus" in Spanien Kischs Leben noch um fast 30 Jahre überdauern. – Nur minimale Knick- und Gebrauchsspuren, insgesamt bemerkenswert wohlerhaltenes Exemplar aus dem Besitz der Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), der Kisch das Exemplar persönlich zueignete und verzierte, indem er auf dem Vorderdeckel mit seinem Federhalter zehn waagerechte Wellenlinien zog und unter die, ebenfalls von seiner Hand entworfenen Titelschrift im selben Duktus und wiederum in seiner blauschwarzen Tinte weiterschrieb: "Soldaten am Meeresstrand. Eine Reportage von Egon Erwin Kisch" und als eigenhändige Widmung dann: "gegeben der Jarmila mit allerherzlichsten Grüssen. Egon Erwin Kisch. Barcelona, 14. April 1938".

Diese Ausgabe ist außergewöhnlich selten: über den KVK sind weltweit nur vereinzelt Exemplare nachweisbar, meist auch nur als Online-Exemplare.

Lot 3096, Auction  118, Fisher, John, Masch. Brief mit Unterschrift Sydney, 20. Mai 1938

Fisher, John
Masch. Brief mit Unterschrift Sydney, 20. Mai 1938
Los 3096

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

"... to assist the Czechoslovakian point of view, as against the Nazis and other fascists"

Kisch, Egon Erwin. - Fisher, John (1910-1960). Masch. Brief an Jarmila Haasová in englischer Sprache, mit Unterschrift "John Fisher". 2 S. 225,5 x 20,8 cm. Sydney, 20. Mai 1938.
Auf dem Briefpapier von "The Labor Daily. The Popular Morning Newspaper - Official Organ of the Australian Labor Movement", bei der der australische Journalist und Redakteur, der Sohn des Premierministers Andrew Fisher (1862-1928) tätig war. John Fisher gehörte zum Kreise der besten Freunde von Egon Erwin Kisch und Gisela Lyner, wie auch der gemeinsamen Freundin und Übersetzering Jarmila Haasová.

In seinem politsch hochinteressanten, trotz der Zensur erstaunlich offenen Brief bittet Fisher Haasová um engeren Austausch von Artikeln und bietet Hilfe im Kampf gegen den Faschismus an. Er schreibt über den Faschismus in Italien und Deutschland und beurteilt weitsichtig die problematische Haltung der Appeasement-Politik und der Position Chamberlains.

"Dear Jarmila, I enclose cuttings from The Labor Daily, Sidney, on which I am working as industrial reporter, and as general assistant to the Foreign Editor, Mr. Tom Fitzgerald ... [he] has asked my assistance in getting some good connections with Czechoslovakia, and has guaranteed that any material we get from Prague will be used to assist the Czechoslovakian point of view, as against the Nazis and other fascists".

Er erklärt die politische Ausrichtung des Blattes "to be the organ of one wing of the political Australian Labor Party ... Its policy was 'isolationist' to the point of beeing almost pro-fascist ... This is very important from an international point of view. The position is that Hitler and Mussolini can succed only because they have the support of Chamberlain. Chamberlain depends very largely on the support vor Mr. Lyons the Australian Prime Minister, who is his loyallest ally in the British Empire. Mr. Lyons remains in office very precariously!) only because the Federal Labor Party in Australia is dragged down by the semi-fascist isolationist policy of the Lang A.L.P. in New South Wales. By setting up this A.L.P. on democratic and Collective Security principles, we are doing something that will have world-wide repercussions in the struggle against fascism".

Fisher bittet indirekt um Artikel, also vor allem auch von solchen des Egon Erwin Kisch, die Jarmila bekam, um sie ins Tschechische zu übersetzen: "Our policy is a definite anti-fascist, boadly democratic one, and we are keen to get airmail newes and photographs form Czechoslovakia. Can you help us in this ...?".

Aus diesem Brief geht nicht nur hervor, dass der zunächst lokal beschränkte Faschismus eine weltweite Bedrohung war, die die Demokratien aller Kontinente betraf - und dann nahezu zwangläufig nicht in einem transnationalen, sondern weltweiten Krieg, einem "Weltkrieg" mündete, bei dem kaum eine Nation wirklich neutral bleiben konnte. Auch die mittlerweile gut funktionierenden Kommunikationswege hatten die Welt kleiner gemacht, so dass die Ereignisse plötzlich von globalem Interesse waren. Für diese neue Zeit war ein Journalist wie John Fisher, aber eben auch ein 'rasender Reporter' wie Egon Erwin Kisch charakteristisch, die durch die ganze Welt reisten und sich aller Nachrichtenkanäle bedienten.

Dennoch wurden die meisten Artikel nach wie vor als "cuttings", also als Zeitungsausschnitte verbreitet, wonach John Jarmila bittet: "Of course, a service in English would be desirabel, but French or German would bei possible" (also kein Tschechisch, Jarmila sollte die Artikel tschechischer Zeitungen übersetzen).

Lot 3097, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief.

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief.
Los 3097

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

"Autor und Übersetzer verzichten auf Honorar zugunsten Spaniens." - Europa nach dem Reichsparteitag von 1938

Kisch, Egon Erwin. 3 (2 masch. auf Deutsch und 1 eigenh. auf Tschechisch) Briefe aus Versailles, teils mit Beischriften von Gisela Lyner. Mit Unterschrift "Egonek", "tvůj E." bzw. "Gisl". 31 x 21 cm. Mit 3 Kuverts. Versailles 1938.
Wieder zurück aus dem Bürgerkriegsland Spanien, in dem die Truppen Francisco Francos mit deutscher Hilfe immer mehr die Oberhand gewinnen, schreibt Egon Erwin Kisch, teils mit Gisela Lyner aus dem Exil in Versailles an Jarmila Haasová in Prag.

1) 10. Juni 1938.
2 S. masch. Brief mit Unterschrift "Liba Té Egonek", 8-zeiliger eigenh. Beischrift von ihm und 2-zeiligem eigenh. Gruß von "Gisl".

Über den Australier John Fisher (1910-1960), einen Freund, den er scherzhaft "the boody fool" nennt und seinen Freund Otto Katz ("K"): "Wenn Du John schreibst, so schreibe ihm auch ein paar Zeilen über die Prager Stadtratswahlen und über die Bedeutung der Tatsache, daß den drei deutschen Nazis die beiden Deutschen K. und Schneider gegenüberstehen; sowie, daß die deutschen Sozialdemokraten und die deutschen Demokraten in Prag kein Mandat mehr haben, weil selbstverständlich alles die Liste wählte, auf der K. stand. Da man nur mich in Australien kennt, geschieht seinem Blatt damit sicherlich ein Gefallen. (Vergiß nicht zu sagen, daß wir 70 000 Stimmen gewonnen haben). Eine Korrespondenz aus Prag kommt nicht in Betracht ...". Haupt erklärt hierzu "das Pseudonym - gemeint ist der Name André Simone, das Pseudonym, unter dem Kischs Freund Otto Katz international bekannt war und Aktionen gegen den deutschen Faschismus organisiert bzw. an ihnen teilgenommen hat" (Haupt, S. 234).

"Ich sprach heute mit Gustav Regler, der glaubt, daß ein Vermerk 'Autor und Übersetzer verzichten auf Honorar zugunsten Spaniens' ganz wirkungsvoll ist. Also, wie gesagt, ich überlasse das ganz Dir, keinesfalls aber will ich, daß man mir ein Honorar zahlt." Dann weiter über seine "Broschüre" mit der ReportageSoldaten am Meerestrand, in dem Kisch die Situation der Patienten im Hospital der Internationalen Brigaden in Benicasim beschreibt ... Dieser Brief ist seit Tagen der vierte große Brief, den ich an Dich schreibe. Du siehst also, daß ich mein Versprechen, daß ich Dir bei meiner Rückkehr aus Spanien gegebgen habe, mehr als erfülle...".

2) 10. September 1938. 1 1/4 S. masch. Brief mit Unterschrift "Egonek" und 2/3 S. masch. Zusatz von "Gisl". Wieder über die Broschüre Soldaten am Meerestrand: "Ich habe sie ganz durchgelesen, finde sie ausgezeichnet übersetzt ... Nur schreibst Du Quapa anstatt Guapa [was zu einer unfreiwilligen Komik wird, aus einem hübschen Mädchen, "la guapa" wird eine Quappe ... ]".

"Der Rummel bei uns ist unbeschreiblich, lauter Rückkehrer aus Spanien, denen es in Anbetracht der materiellen Verhältnisse hier schlecht geht. Auch Nico [Rost] schreibt, daß es ihm sehr schlecht geht, Gisl hat mit ihrer Mischpoche zu tun, und ich muß an meiner blöden Selbstbiographie arbeiten. Anna S[eghers] ist noch im Land, ihr Hausmädchen ist dort schwer erkrankt, sie muß sie von früh bis abend pflegen und hat kein Geld. Vor ein paar Tagen war die Lenka Reiner hier, die von der Volks-Illustrierten, sie hat mir einiges über Prag und die Sudeten erzählt. Da oben muß es ja schön aussehen. Auch hier ist die Stimmung sehr gespannt, jeder fragt sich, was mit den Emigranten werden wird, jeder fragt über die Tschechoslowakei und glaubt, ich kann Authentisches mitteilen ... Otto [Katz] sehen wir jetzt öfter, Ilse ist noch in Sanary, wo auch Werfel, Kesten, Feuchtwanger, Eva Hermann, Marcuse, Koestler und noch ein paar Schriftsteller sind, die eifrig diskutieren...".

Und Gisela Lyner setzt hinzu: "Liebste Jarmila, hier ist alles sehr aufgeregt, was die nächsten Tage bringen, man hofft, dass nächste Woche irgendeine Entscheidung da sein wird, man wartet auf jede Nachricht mit Spannung und hofft, dass es keinen Krieg geben wird. Aer wer weiss, was in Nürnberg gekocht wird?". Von 5.-12. September 1938 hatten die Nationalsozialisten den sog. "Reichsparteitag Großdeutschland" in Nürnberg abgehalten, in dem der Anschluss Österreichs an das Deusche Reich beschlossen wurde.

3) 27. September 1938. 1/2 S. eigenh. mit Paraphe "E[gonek]" unter 1/3 S. masch. Brief von "Gisl". Kisch schreibt auf Tschechisch: "Milý Jarmiláčku ..."was kann man schreiben! Das einzige: daß ich Dir Glück wünsche. Und uns auch. Ich arbeite hier wie ein Wahnsinniger, schreibe und spreche über die Tschechoslowakei. Lieber wäre ich bei Euch. Grüße den Vater, die Mutter und Vinček. Und auf ein glückliches Wiesersehen! Ich küsse Dich Dein E.". – Beiliegt ein umfangreicher masch. Brief von Gisela Lyner an "Liebster Koulousch", 1 1/4 S. Mit 5-zeiliger eigenhändiger Beischrift von "Dr. Brdlicka". Versailles, 26. Mai 1939. Adressat nicht eindeutig geklärt. Sie erwähnt Theodor Balk ("Duschko") und Otto und Ilse Katz: "... heute haben wir eine grosse Einladung von Lou gekriegt, sie ist in Mexico und es scheint ihnen dort ganzen gut zu gehn, im Herbst gehn sie wieder nach Newyork, auch von Ilschen und ihrem Mann, die jetzt in den Ver. Staaten sind, hatten wir vor kurzem Brief, Duschko ist noch hier, will aber so bald es möglich ist, nach England oder Amerika, hier ist es in jeder Beziehung für ihn schwierig; Dr. Brdlicka hat viel zu tun, in den letzten Monaten noch mehr als vorher, Bodo [Uhse] ist für ein Jahr nach Amerika eingeladen und schon abgereist, Kaspar [d. i. Friedrich Kisch, Egon Erwins Bruder] schreib uns von unterwegs, Jos. Roth ] liegt sehr schwer krank im Hospital, man glaubt, er wird sterben...". Der große österreich-ungarische Schrifsteller Joseph Roth (1894-1939) war nach der Bücherverbrennung ins Exil nach Paris gegangen, wo er ebenfalls zu dem weiteren Bekanntenkreis Kischs gehörte, er starb den Folgetag nach diesem Brief, am 27. Mai 1939.

Lot 3098, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Die drei Kühe. Eine Bauerngeschichte

Kisch, Egon Erwin
Die drei Kühe. Eine Bauerngeschichte
Los 3098

Zuschlag
700€ (US$ 753)

Details

"Dedié à Jarmila en meilleur amitié. L'auteur."
Kisch, Egon Erwin. Die drei Kühe. Eine Bauerngeschichte. 48 S. Mit 8 Illustrationen nach Federzeichnungen und 2 Tafeln nach Fotografien. 18,5 x 12,8 cm. OKartonbroschur (minimal angestaubt, kleiner Knick) mit zweifarbig illustriertem VDeckeltitel in Schwarz und Blau. O. O. (d. i. Madrid), Amalien-Verlag, 1938.
Melzwig 370.1. – Erste Ausgabe des Reportageromans aus dem Spanischen Bürgerkrieg, das ebenfals in der Reihe der "Ediciones del Comisariado de las Brigadas Internacionales" erschienen war und in dem Kisch als Rahmenhandlung von einem tiroler Bauern erzählt, der seine drei Kühe verkaufte, um bis nach Albacete zu reisen, wo er mit dem Bataillon des 12. Februar in Berührung kommt.

Die Illustrationen sind hübsche Karikaturen in Federzeichnung eines anonymen Künstlers, die erste Tafel zeigt ein Porträt des Autors, die zweite zwei Fotos "Genosse Kisch und unser Held, der Maxl", "Der Autor im Gespräch mit verwundeten Kameraden" am Strand. – Kaum unfrisch, sehr schön, gedruckt auf festem Kartonpapier. Titel mit Widmung: "Dedié à Jarmila en meilleur amitié. L'auteur". Von größter Seltenheit: über den KVK bzw. den Worldcat ist weltweit nur ein Exemplar in der Biblioteca Nacional de España Madrid zu finden mit dem Kommentar "1 ejemplar disponible en Sede de Recoletos. Código de barras 3/108178 - 1103193149".

Kisch, Egon Erwin
Marktplatz der Sensationen
Los 3099

Zuschlag
340€ (US$ 366)

Details

"The best of the Germnan antifascist writers can now be read in their own language"
Kisch, Egon Erwin. Marktplatz der Sensationen. 321 S., 1 Bl. Titel in Schwarz und Rot. 19,4 x 14,5 cm. Farbig illustrierte OBroschur (Gelenke offen, stärker knickspurig, beschabt und bestoßen, ohne den Rückdeckel). (Mexiko-Stadt), "Das Freie Buch", (1942).
Melzwig 373.2. – Erste deutsche Ausgabe, im Jahr nach der englischen Erstausgabe "Sensation Fair. Translated by Guy Endore" (New York, Modern Age Books, 1941) erschienen. Der Verlag nannte sich "Das Freie Buch - Verlag fuer Antinazi-Literatur in deutscher Sprache" bzw. "El libro libre - Editorial de literatura anti-Nazi en lengua alemana" mit Ortsangabe "México D. F." für Mexiko-Stadt ("México Distrito Federal") verso Titel.

Auf dem Vorsatz der endrucksvolle Klappentext in spanischer und englischer Sprache: "On May 10, the anniversary of the burning of the books in Germany, exiled German writers founded a publishing house: 'The Free Book'. This means that the best of the Germnan antifascist writers can now be read in their own language. Each of these books will be a weapon in the fight against Hitler. The first book published is 'Sensaton Fair' by the great European reporter Egon Erwin Kisch. The English edition has already been hailed by the critics. It is at once a personal history of the author and a good piece of world history. Dealing with the past it is of the utmost importance for the present. Frank, ironic, witty and free from prejudices, it represents the work of a restless fighter against Nazism. Mexico, D. F., july 1. 1942". – Wenige Bleistiftanstreichungen, papierbedingt minimal gebräunt, wenige Eselsöhrchen. Vortitel mit 5-zeiliger Widmung des Autors an eine Freundin oder Geliebte "Ich hab' dich gern, Doris / und schreib' es her, weil's wahr is. Dein Egon Erwin Kisch. Mexico, 18. Juli 1942

Lot 3100, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Entdeckungen in Mexiko

Kisch, Egon Erwin
Entdeckungen in Mexiko
Los 3100

Zuschlag
340€ (US$ 366)

Details

Kisch "interviewt die Pyramiden und eine Zauberin - Ueberall ist er mit ganzem Herzen dabei."
Kisch, Egon Erwin. Entdeckungen in Mexiko. 293 S., 1 Bl. Titel in Schwarz und Rot. 18,9 x 14,2 cm. Farbig illustrierte OBroschur (Block verschoben, Gelenke offen, stärker knickspurig, beschabt und bestoßen). (Mexiko-Stadt), "Das Freie Buch", 1945.
Melzwig 374.1. – Erste Ausgabe. Mit dem ausführlichen Klappentext, der die Unmittelbarkeit der Methode zur Recherche des "Rasenden Reporters" treffend schildert: "Mit Temperament und Humor enthuellt Egon Erwin Kisch die Geheimnisse eines geheimnisvollen Landes, sodass man kaum merkt, wie sein Buch das ganze Land Mexiko darstellt. Den indianischen Nomaden war der Mais launischer Gott, der noch heute den Charakter des Landes und seines Brotes bestimmt. Ein Vulkan gebiert sich vor unseren Augen. Der mexikanische Kaktus treibt bei Goethe, Hebbel, Dounier Rousseau, Spitzweg und Karl May sein Unwesen.

Kisch sucht das Lepraheim auf und freundet sich mit einem Insassen an. Er kauft an der Kracuterbude die seltsamsten Gifte. Er dringt in die Cyanidlanddschaft des Silberbergwerks Real del Monte. Er begleitet als Uebersetzer einen Einkaeufer von Exportware durchs Land. Er klettert den metallenen Rundturm einer Petroleumraffinerie empor. Er sucht den Nibelungenhort des Moctezuma. Er interviewt die Pyramiden und eine Zauberin, die verdaechtig genau ueber die Vergiftung der Kaiserin Carlota unterrichtet ist. Er beschreibt die Wett-Tricks beim Hahnenkampf. Er betet ein erschuetterndes Totengebet im juedischen Indiodorf Venta Prieta mit. Er streift durch die Mika-Minen, durch die Pulque-Kaschemmen, das nationalisierte Baumwollgebiet und den Berg der an Schmuck reichen Koenigsgraeber. Ueberall ist er mit ganzem Herzen dabei." (Klappentext). – Arbeitsexemplar der Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), die zahlreiche eigenhändigen Streichungen von Textpassagen, Anmerkungen, Anstreichungen, Textbrocken und ganze Sätze in tschechischer Sprache etc. eintrug - ein interessantes Zeugnis zur Entstehung der Übersetzung der Reportagen Kischs, der das Exemplar seiner Schwägerin Ginette Liner widmete (von der es dann zu Jarmila kam): "Mexico, February 15th 1945. To my sister-in-law Ginette Liner with best greetings and wishes Egon Erwin Kisch".

Lot 3101, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief. Mexiko-Stadt 12. September 1945.

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. Mexiko-Stadt 12. September 1945.
Los 3101

Zuschlag
700€ (US$ 753)

Details

"Jeder Schritt wird traurig ... jene, die übriggeblieben sind, grüße von mir..."

Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache. 2 S. mit Unterschrift "Egonek. 28,3 x 22 cm. Mit masch. beschrifteten Kuvert. Mexiko-Stadt 12. September 1945.
Haupt S. 240ff. – Erschütternder Brief an Jarmila Haasová, wohl der erste nach Ende des Kriegs, in dem Egon Erwin Kisch (1885-1948) seine Trauer und auch seine Angst ausdrückt im Angesicht der grauenhaften Bilanz, die das Regime des sogenannten "Dritten Reichs" hinterlassen hat. Es ist ein eng beschriebener, ausführlicher eigenhändiger Brief in schwarzblauer Tinte auf Luftpostpapier mit Aufdruck "Egon Erwin Kisch. Av. Tamaulipas 152-6 Tel. Mexicana P-07-99 Mexico, D. F."

Ende 1939 war Kisch nach Amerika geflohen. Die Zudringlichkeiten des Versailler Exils durch die französischen Behörden und die aktuellen Ereignisse im Deutschen Reich waren dermaßen besorgniserregend, dass Kisch mit Hilfe eines Visums des mexikanischen Generalkonsuls in Paris ausreisen durfte, zunächst in die USA, wo er New York über die jüdischen Viertel und das jüdische Leben berichtete. Weiterhin arbeitete er an seiner Autobiographie Crawling in the Inky River (Schwimmen im Tintenstrom, veröffentlicht dann erst 1941 unter dem Titel Sensation Fair), die der Verlag Alfred A. Knopf dann aber letztlich ablehnte. 1940 kam eine Ehefrau, seine Typistin, Korrektorin und hier und da auch Mitautorin Gisela Lyner (1895-1962) nach, er hatte sie im Oktober 1938 geheiratet. Ende 1940 gelang ihnen die Übersiedlung nach Mexiko Stadt, wohin zahlreiche deutsche Intellektuelle geflohen waren. So saß Anna Seghers als Präsidentin dem literarischen Heinrich-Heine-Klub vor, die Vizepräsidentschaft hatte Kisch übernommen.

Seine treueste Freundin und Übersetzerin nahezu aller seiner Werke ins Tschechische, Jarmila Haasová (1896-1990) befand sich weiterhin in Prag. Er schrieb ihr in tschechischer Sprache aus dem Spätsommer 1945: "Milý Jarmiláču můj, Tak Tí píšu! Jest-li to dostaněs?" - "Mein liebe Jarmiláču, so schreibe ich Dir also! Ob Du den Brief erhältst? Was habe ich nicht an Dich gedacht, jeden Tag. Und was habe ich alles befürchtet. Und vor einigen Tagen habe ich Deine Zeilen erhalten, die Du und Vincek Herberts Brief beigefügt hatten. Gisl hatte Tränen in den Augen ..." Herbert war der Sohn von Kischs Bruder Arnold, der die Post übernommen hatte. "Gestern und vorgestern habe ich direkt aus Prag Briefe bekommen, beide von unbekannten Leuten. Einer der Briefe war von einem Herrn Hicke, einem Tschechen, der mich grüßt, daß ich am Leben bin. Der zweite ist von einer Frau, die mir schreibt, daß ihr Sohn nach Mexiko gefahren ist und daß sie keine Nachricht von ihm hat. Sie will wissen, ob er noch lebt."

Als Tscheche und Deutscher waren Kisch und Lyner im Krieg, ebenso wie danach zu einer der Vermittlungsstellen für Displaced Persons in Mexiko geworden. Er schreibt weiter: "Zufällig kenne ich ihn und weiß, daß er gesund ist. Deshalb will ich ihr sofort antworten. Aber ihr meinen ersten Brief nach Prag schreiben, das geht nicht. Der erste Brief gehört doch Jarmilka! ... Stell Dir vor, die Frau heißt Ambrožová. Und als ich gestern den Brief erhalten und den Namen der Absenderin gelesen habe, blieb mir das Herz stehen. Vielleicht ist das Deine Familie, und Dir ist etwas zugestoßen. Aber zum Glück war es keine neue Katastrophe für mich. Ich habe ja auch genug davon gehabt. Was soll ich Dir, Jarmilko, über all das, was ich durchgemacht habe, schreiben! Und das auf einem Papier, von dem ich nicht weiß, ob Du es erhältst!"

Kisch spricht von seinen Plänen, mit Gisela Lyner nach Prag zurückzukehren: "Ich arbeite daran, daß ich so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren kann. Die Botschaft hilft mir (auf Anweisung von Prag), aber so leicht ist das nicht ... Jarmilko, was soll ich Dich fragen? Ich habe Angst davor, wen von meinen Freunden ich in Prag noch sehen werde. Jeder Schritt wird traurig, jede Frage, jede Antwort - jene, die übriggeblieben sind, grüße von mir, den alten Zápotocký, Olbracht, Kreibich und jeden, den ich gern hatte".

Kisch berichtet von seinen Freunden, von dem 'Duško' genannten serbisch-jüdischen Schrifsteller Fodor Dragutin (1900-1974), der unter seinem Pseudonym Theodor Balk veröffentlichte: "Duško hat Lenka Reinerová geheiratet, sie erwartet ein Kind, und sie fahren wahrscheinlich diese Woche auf einen jugoslawischen Schiff nach Belgrad. Er hat einen guten Roman Das verlorene Manuskript und eine erfolgreiche Biographie Marschall Tito geschrieben. Ich habe ein großes Buch (autobiografisch oder Roman) über Prag geschrieben; es ist in Amerika unter dem Titel Sensation fair und hier als Marktplatz der Sensationen herausgekommen. Ich freue mich darauf, es in Deiner Übersetzung zu sehen! Außerdem kam hier ein großes Buch Entdeckungen in Mexiko heraus."

Kisch erzählt Jarmila von seiner Arbeit und seinen Kontakten in Mexiko: "Außerdem habe ich gearbeitet, geschrieben, und gelesen, zusammen mit unseren Freunden, die hier unter der Leitung des Abgeordneten Paul Merker (eines Freundes von Gottwald [gemeint ist der tschechoslowakische Politiker und stellvertretender Ministerpräsident Klement Gottwald, 1896-1953] gegen die nazistischen Spitzel, Provokateure und Agitatoren in der Presse gearbeitet haben usw.

Anna Seghers ist hier, Bodo Uhse, Lotte Lex (er ist in Frankreich), André Simone (Otto) und Ilse [Katz] (sie küssen Dich), Rosl, die mit dem Angeordneten Jungmann befreundet ist, und viele andere. Ruth Jensen, Alice Glassner, Max Schröder sind in Amerika, John Fisher in Moskau, Lene Radó in Paris usw."

Er erkundigt sich nach den Prager Freunden und nach seiner Familie: "Danach zu fragen, ob Du weißt, wie meine Brüder endeten, fürchte ich mich geradezu. Wie hast Du von ihrem Schicksal erfahren? Ella Kalm beging Selbstmord. Das ist alles unvorstellbar schrecklich ...".

Die jüdisch-deutsch-böhmische Kischfamilie, der fünf Brüder entsprungen waren, hatte die Zeit nur teilweise überlebt, während
Der dritte Bruder Wolfgang Kisch (1887-1914) bereits im Ersten Weltkrieg gefallen war, kam Paul (1883-1944) im Konzentrationslager Auschwitz und Arnold (1889-1944) im Ghetto Litzmannstadt ums Leben. Einzig sein 'Kaspar' genannter Bruder
Friedrich 'Bedřich' Kisch (1894-1968), den Egon Erwin zwischen 1937-1938 vielfach als Chirurg in Spanien getroffen hatte, sollte überleben. Er blieb in Prag, bis er im Prager Frühling auf seiner Flucht aus der Tschechoslowakei am 13. September 1968 in Westberlin umkam. – Mit 4-zeiliger eigenhändiger Beischrift von Gisely Lyner mit Unterschrift "Gisl".

Lot 3102, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Eigenhänder Brief. New York 27. Februar 1946.

Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. New York 27. Februar 1946.
Los 3102

Zuschlag
150€ (US$ 161)

Details



Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek" und Beischrift von "Gisl". 28,3 x 21,3 cm. Mit Kuvert. New York 27. Februar 1946.
Haupt S. 242. – Datiert "V Novém Yorku, ve středn 27 února 1946". Kisch schreibt "Mein Jarmiláčku, wie Du siehst, bin ich in New York, und in ein paar Stunden werde ich mit dem englischen Dampfer 'Queen Elisabeth' in Richtung Europa fahren. Am Dienstag soll ich in Southampton sein, und wenn ich gleich weiterfahren kann, werden wir uns bald sehen. Heute und gestern waren bei mir einige hundert Bekannte, unter ihnen Bornstein, der Dich herzlich grüßt. Ich habe ihm Deine Adresse gegeben. Polgar, Leonhard Frank, Sinaiberger usw. waren natürlich auch hier. Über alle diese Sachen werde ich Dir mündlich erzählen, und ich möchte Dich nur bitten, daß Du mir mit Hilfe irgendeines Amtes eine Wohnung beschaffst, wenn möglich im alten Haus. Auch Otto und Ilse, die mit mir kommen, haben keine Unterkunft..." Gemeint ist das mit den Kischs befreundete Ehepaar Otto und Ilse Katz. Der Schriftsteller Otto Katz (1895-1952) wurde dann Agent für Sowjetunion Stalins, wobei er unter den Decknamen wie Rudolf Breda, Franz Spielhagen, André Simone agierte und dann in dem Schauprozess gegen Rudolf Slánský zum Tod verurteilt wurde. – Gisela Lyner setzt noch hinzu: "Much love and I am happy to see you soon Yours Gisl".

Lot 3103, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Entdeckungen in Mexiko

Kisch, Egon Erwin
Entdeckungen in Mexiko
Los 3103

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

Kisch als Rasender Reporters - Ein Buchtitel als Synonym seines Autors
Kisch, Egon Erwin. Entdeckungen in Mexiko. 277 S., 7 Bl. 19 x 12 cm. Farbig illustrierte OBroschur (mit Läsuren und kleinen Fehlstellen, Randausbrüchen und Knickspuren). Wien, Globus, 1947.
Melzwig 374.2. – Zweite deutsche Ausgabe. Mit dem hübschen Umschlag nach einem Entwurf von Karl Dopler. – Gedruckt auf hadernhaltigem Nachkriegspapier, im Block jedoch sauber und wohlerhalten. Vortitel mit 8-zeiliger Widmung des Autors an seine Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), in der er sich selbst als "rasenden Reporter" ("zurivý reporter") bezeichnet und hinzusetzt, dass er sich mit diesem Namen, der ja von einem der Titel seiner Reportageromane stammt (Der Rasende Reporter. Berlin 1925) - aber von seinen Zeitgenossen immer wieder auf ihn selbst angewendet wurde - durchaus identifiziert, was er Jarmila auf Tschechisch schreibt: "Jarmiliče, Autorče výrazu 'zurivý reporter', s kterým úplně souhlasím. Egon Erwin Kisch. V Praze, 16 sprna 1947" ("Jarmila, vom Autor des Namens 'Rasender Reporter', mit dem ich durchaus einverstanden bin. In Prag am 16. August 1947").

Lot 3104, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Entdeckungen in Mexiko

Kisch, Egon Erwin
Entdeckungen in Mexiko
Los 3104

Zuschlag
100€ (US$ 108)

Details

Erste deutsche Nachrkiegsausgabe - bei Aufbau
Kisch, Egon Erwin. Entdeckungen in Mexiko. 328 S., 2 Bl. 19 x 12,8 cm. Grünes OHalbleinen mit farbig illustriertem Titel auf Rücken und VDeckel mit illustriertem OSchutzumschlag (mit Läsuren und kleinen Fehlstellen, gebräunt) und rotem Kopfschnitt. Berlin, Aufbau, 1947.
Melzwig 374.3. – Nach einer zweiten deutschen Ausgabe (Melzwig 374.2) im Wiener Globus-Verlag 1947 erschien die erste deutsche Nachkriegsausgabe im 1945 im Auftrage des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gegründeten Aufbau-Verlag in Berlin. Dabei enthält die Ausgabe erstmals einige weitere Reportagen, u. a. Der Kaugummi; Die fetten und die mageren Jahre des Hennequen Die Vanille-Indianer. – Papierbeding leicht gebräuntes, sonst sauberes Exemplar mit ausführlicher, 9-zeiliger Widmung an seine geliebte Freundin, die treue Übersetzerin nahezu aller seiner Werke ins Tschechische: "Milý Jarmiláče, tato kniha přišla kurýrem z Berlína. Já Ti jí dám s nejilepšim přiznim a ve velké lásce. Egonek. 17.5.1947" ("Liebe Jarmila, dieses Buch kam direkt per Kurier aus Berlin. Ich werde es Dir mit größter Wertschätzung und in großer Zuneigung widmen").

Lot 3105, Auction  118, Kisch, Egon Erwin, Kleinschriften, Sonderdrucke, Reportagen in Magazinen und illustrierten Zeitschriften

Kisch, Egon Erwin
Kleinschriften, Sonderdrucke, Reportagen in Magazinen und illustrierten Zeitschriften
Los 3105

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Kisch, Egon Erwin. Kleinschriften, Sonderdrucke, Reportagen in Magazinen und illustrierten Zeitschriften, teils mit Widmungen. 21 Hefte, Broschüren oder Faltblätter. 8° bis Fol. 1912-1975.
Sammlung der Einzelpublikationen von Schriften und Reportagen Egon Erwin Kischs (1885-1948), die in den bedeutenden literarischen Magazinen und illustrierten Zeitschriften der zwanziger und dreißiger Jahre zunächst meistens in Berlin, dann ab 1933 in europäischen Exilverlagen erschienen, ferner mit Verlagswerbungen, Einladungen, Hommagen etc. aus Tschechien, aus Mexiko etc. Dabei fungierte Kisch meist als Autor, Verfasser von Vorworten, teils aber auch als Herausgeber oder Mitglied der Redaktion (wie z. B. Die neue Bücherschau) etc. Aus dem Besitz der Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), teils mit Autorenwidmung an sie. Vorhanden sind:

1) Začátek. In: Montmartre 1912 Mit weiteren Beiträgen von Jaroslav Hašek u. a. (illustrierter OUmschlag mit Fehlstellen, lädiert, tschechische Publikation von größter Seltenheit!). Prag 1912.

2) Tragedie z Montmartru.
In: Kavárna Montmatre. Svým príznivcum Waltner (Dem Kabarettier Josef Waltner von seinen Freunden). 35 S., 4 Bl. Lädierte OBroschur. Prag, Grafía, 1913 (seltenes Repräsentationsheft der Bohème-Kneipe 'Montmartre' mit zahlreichen Beiträgen der dort verkehrenden Künstler u. a. Kisch, Hašek in Hommage für seine Gäste von Josef Waltner, dem Besitzer des prominenten Nachtlokals, u. a. mit Beiträgen von von Egon Erwin Kisch und Arne Laurin Za Egonem (Für Egon) über die Tanzkünste und weitere Aktivitäten seines Freundes Egon im „Montmartre“. Titel mit 3-zeiliger Widmung: „Ná památku na Montmartre. Egon Erwin Kisch“ („Zur Erinnerung ans ‚Montmartre‘).

3) Warschau am Tage
nach dem Staatsstreich. In: Das Tagebuch Jg. 7, 22, 29. Mai 1926.

4) Moskaus strengster Kerker Lefortowo. In: Das Tagebuch Jg. 7, 37, 11. September 1926.

5) Die Neue Bücherschau
. Hrsg. von Gerhart Pohl, Redaktionskomitee: J. R. Becher, E. E. Kisch u. a. Jg. 7, 5. Folge, 6. Schrift. Dezember 1927.

6) Sieben Jahre Justizskandal Max Hoelz. Illustrierter (mit Fehlstellen, defekter und lädierter) OUmschlg. Berlin, Mopr Verlag, 1928 (Titel mit 4-zeiliger Widmung an Jarmila Haasová, datiert 29. März 1928).

7) Karriere eines Kaninchens
. In: Die Weltbühne XXVI, 19, 6. Mai 1930.

8) Lenin, Mayer und Modratschek. In: Die Weltbühne XXVI, 35, 26. August, 1930.

9) Das Kriminalkabinett von Lyon
. In: Die Weltbühne XXVI, 23, 3. Juni 1930.

10) Das paradiesische Amerika.
In: A.I.Z. - Die Arbeiter-Illustrierte Zeitung aller Länder. Jg. IX, 36. Berlin 1930.

11) Theodor Balk.
Ein Gespenst geht um. Einleitung von Egon Erwin Kisch. 31 S. Illustrierte OBroschur (Rückdeckel gerissen, knittrig, abgegriffen) nach einer Fotomontage. Paris, Edition Combat, 1933 (Überaus seltene kleine kommunistische Kampfschrift gegen die Diktatur der Nationalsozialisten. - Melzwig 25.1. Vorderdeckel innen mit 10-zeiliger Widmung des Autors: "Liebe Jarmila, dieses Heftchen ist nur ein unbedeutender Ersatz für die vergilbten Manuskriptblättchen, die du mir aus deinem Archiv gegeben hast. In alter Freundschaft Theo Balk - 1.1.1965".

12) Neue Deutsche Blätter
II, 5: Sonderheft für Egon Erwin Kisch, der am 29. IV. 1935 fünfzig Jahre alt wurde. Prag, Zürich, Paris, London, Amsterdam 1935.

13) Für Egon Erwin Kisch
zum 50. Geburtstag. In: Internationale Literatur Jg. 5, 4. Hrsg. von der Internationalen Vereinigung revolutionärer Schriftsteller, Johannes R. Becher. Verlag für Schöne Literatur. Moskau, Glawlit, 1935.

14) Kohle unter dem Meer.
In: Das Wort. Literarische Monatsschrift Jg. II, Heft 1. Moskau 1937.

15) PEN-Club, Mexiko Stadt.
Invitación. Banquete de homenaje para Egon Erwin Kisch gran escritor checoslovaco con motivo de su sexagésimo aniversario. (Doppelblatt). 26 de abril de
1945.

16) Egon Erwin Kisch.
Su viaje alrededor del mundo en 60 años. Njegov put oko sveta u 60 godina. Jeho cesta svetem za 60 let … His trip around the world in 60 years. Pro-Homenaje a Kisch. 24 S. Mit Illustrationen. (Mexiko), El Comité de Escritores, 1945.

17) Egon Erwin Kisch zum 60. Geburtstag. In: Stimmen aus Böhmen. Schriftenreihe der Vertretung der demokratischen Deutschen aus der Tschechoslowakei. London, Verlag der Einheit, Mai 1945 (Dt. Exilarchiv 2990; Nicht bei Kosch, Melzwig und Sternfeld-Tiedemann - Sehr selten).

18) Im Spiegel der Zeit. Egon Erwin Kisch. Der Steckbrief. In: Roland von Berlin. Wochenschrift für Kultur, Politik, Wirtschaft und Berliner Leben, Heft 15, 11. April 1948.

19) Zur Literaturgeschichte des letzten Vierteljahrhunderts. In: Die Weltbühne IV, 13, 29. März 1949.

20) Egon Erwin Kisch. Descubrimientos en México. Verlagsanzeige Doppelblatt mit Porträt und Kurzbiographie. Mexiko Stadt, Editorial Nuevo Mundo, 1959.

21. Egon Erwin Kisch 1885-1948.
Erinnerungen zum 90. Geburtstag. Hrsg. von Oldřich Bureš. Prag 1975. – -

Kisch, Egon Erwin
Verschiedene Dokumente aus dem Nachlass der Jarmila Haasová
Los 3106

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

Kisch, Egon Erwin. Verschiedene Dokumente aus dem Nachlass der Jarmila Haasová, darunter auch eigenhändige Briefe, Karten und Notizen von Kisch, von seinen Verlegern, Umschläge, Zeitungsausschnitte, Sonderdruck etc. Verschiedene Orte ca. 1918-1972.
Dokumente, die von Kisch teils an Jarmila Haasová (1896-1990) geschickt worden, teils auch von ihr gesammelt und bewahrt wurden, vorhanden sind u. a.

1) Udatný rek kanonýr Jabůrek. (Das Lied vom Kanoniers Jaburek). Falblatt mit Text und Noten. 4 nn. S. 16 x 11 cm. O. O. und J. (wohl Prag um 1918). Das berühmte tschechische Jaburek-Lied, wohl die Inspirationsquelle für Kischs gleichnamige Reportage. "Bei der Kanone dort / Stand er und lud in einem fort / Eine Kugel kam behende / Riß vom Leib ihm beide Hände / Und er stand weiter dort / Lud er in einem fort".

2) Egon Erwin Kisch. Eigenhändige Bleistiftnotiz auf Deutsch, undatiert (wohl frühe 20er Jahre, als Jarmila in Berlin war): ;"Liebe Jarmila, Krüger, Frau Braff (Reissverlag) mit Tochter und Schwiegersohn sind hier, nur ich muss sie führen. Abends bin ich im Rokoko (wenn ich eine Loge krig). Kom' hin, so gegen 9, ja? Wenn es Dir nicht dafürsteht, hinzukönnen, so rufe mich morgen früh auf dem Wege zum Bahnhof d. i. 3 /4 10 Uhr an. Herz. Dein Egonek".

3) Egon Erwin Kisch.
Eigenhändige Postkarte an Jarmila Haasová in Prag. Konstanz, 22. September 1924. Mit Ansicht (Originalfotographie in Silber-Gelatine Abzug) von "Konstanz: Insel-Hôtel". Kisch schreibt: "Ich sitze in dem Dominikanerkloster, in dem Jan Hus verbrannt wurde, und denke an meine liebe Freundin Jarmilinka ... Dein Egonek".

4) Bertold Brecht. Die Songs der Dreigroschenoper. 26 S. Potsdam, Gustav Kiepenheuer, (1928). 15,5 x 11,5 cm. OBroschur (dezimiert, Fehlstellen, Abrisse). - Erste Ausgabe dieses kleinen Auszugs aus der Dreigroschenoper mit dem Text der Lieder. - Brüchiges Papier mit stärkeren Wasserflecken und Läsuren, Titel mit Zueignung von Kisch "Jarmila Haasová. Berlin 1929" in Bleistift. Die Uraufführung von Brechts Erfolgsstück hatte am 31. August 1928 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin stattgefunden.

5) Pokrok. Langer Brief des Verlagsleiters m. U. an "Pan Egon Erwin Kisch, spisovatel. Berlin, Güntzelstrasse 3" aus Prag, den 9. September 1929 in tschechischer Sprache. "Lieber Meister, Ihre Schriften werden trotz unserer Bemühungen nicht vertragsgemäß und für Sie und uns wünschenswert in unserem Verlag veröffentlicht. Die Schuld liegt bei der Übersetzerin, Frau Haasová, die die vertraglich vereinbarten Fristen nicht einhält. Ihre Gründe: Krankheit, Sommeraufenthalt, Beschäftigungen in andere Richtungen usw. Das bereitet und ärgerliche Schwierigkeiten ... Um Ihnen ein Bild von unseren Problemen zu geben, gebe ich hier einen Fall mit dem Buch Zaren, Popen, Bolschewiken an. Laut Vertrag sollte das Buch am 15. Mai erscheinen ... [es] wurde vereinbart, dass das endgültig druckfertige Manuskript spätestens am 2. Juli, eintreffen würde...". Bei Pokrok reichte Jarmila zahlreiche Manuskripte Kischs ein.

6) Dienstnotiz. Orangefarbenes, hs. ausgefülltes Formular mit Bescheid: "Das am 25/ 1931 bei dem Telegraphenamte Wien Z unter der Adresse Haasova, Versailles aufgegebene Telegramm ... konnte nicht zugestellt werden, weil Empfänger abgereist ohne Adresse". Ein typischer Bescheid, den Jarmila sicherlich öfters von ihrem unsteten Freund bekam.

7) Ernst Busch. Lied der Zeit. Spanien 1936-39. Lieder der XI. Internationalen Brigade. Schallplatten. 20 S. Mit Illustrationen. OKartonbroschur. (Berlin 1946). Von Busch herausgebene Lieder während des Spanischen Bürgerkriegs, "... der kämpfenden Demokratie gewidmet".

8) Einladungskarte zum 8. November 1931 für die Militärbasis "Kisch" in der Bolschoi-Kazenny Straße, in Charkow, zu eine Feier am Abend anlässlich des Jubiläums der Russischen Revolution. 1 Bl. Mit kleiner Vignette mit Lenin-Porträt. 10 x 13 cm. Auf roséfarbenem Papier. In russischer Sprache. (1931).

9) Egon Erwin Kisch. Undatierter, eigenhändiger Brief auf Tschechisch an Jarmila, in Bleistift mit Unterschrift "Tě Tvůy Egonek". Kisch berichtet über die gute Reise nach Berlin, wo er wohl aus Russland zurückkam: "Wenn Du einen stummen Baedeker für ganz Sowjetrussland haben willst, musst Du nur telegrafieren ... Ich höre, die Piscator-Premiere war ausgezeichnet, Haas [der Mann der Jarmila] hat das Filmlibretto für Tonka Šibenica geschrieben...". Erwähnt Nico Rost und andere.

10) Sándor Radó. Lenin und die Geographie. Sonderdruck aus "Petermanns Geographischen Mitteilungen", 114. J., 1970, Heft 1. 13 S. Mit Umschlag. Berlin 1970.

Weiterhin: Mehrere Briefumschläge, teils eigenhändig von Kisch an Jarmila adressiert, in denen u.a. die zahlreichen Zeitungsausschnitte zur Übersetzung nach Prag geschickt wurden, darunter ein Blatt aus der "Jarhundert-Ausgabe der Deutschen Zeitung Bohemia" vom 30. Januar 1927 (Nr. 25, S. 3-4), ein Ausschnitt des Artikels "Kisch war in Rußland" von Maria Kamp. Ferner 6 postgelaufene, gestempelte, mit Briefmarken versehene Briefkuverts, davon drei eigenhändig adressierte, aus Berlin, Rotterdam, Malines (Belgien). – Gebrauchsspuren, teils stärkere.

Blažek, Václav und Kisch, Egon Erwin
Gipsabguss der Totenmaske von Egon Erwin Kisch. 1948
Los 3107

Zuschlag
5.000€ (US$ 5,376)

Details



Kisch, Egon Erwin - Blažek, Václav. Gipsabguss seiner Totenmaske. Ca. 33 x 24 x 18 cm. Montiert auf massive Eichenholzplinthe 41,5 x 30 x 0,6 cm. Prag April 1948.
Egon Erwin Kisch war am 31. April 1948 in Prag gestorben. Er hatte schon im November 1947 hatte einen ersten Schlaganfall und am 24. März 1948 einen zweiten erlitten. So verbrachte er seine letzten Tage in dem Prager Krankenhaus in der Kateřinská-Straße. Die beiden ihm immer treu gebliebenen Frauen, seine Sekretärin, Typistin und Mitarbeiterin sowie ab 1938 seine Gattin, Gisela Lyner (1895-1962) und seine Freundin, die unermüdliche Übersetzerin seiner Werke ins Tschechische, Haasová-Necasová(1896-1990) begleiteten ihn jeden Tag bis zu seinem letzten Atemzug. Noch am selbten Tag hatte der Prager Akademiekünstler Václav Blažek einen Abdruck seines Gesichts und seiner rechten Hand - der Hand, die alle seine Werke - und auch alle seine eigenhändigen Briefe geschrieben hatte, abgenommen.

Daraus fertigte der Künstler Abdrücke, von denen jeweils nur zwei Exemplare angefertigt wurden. Je eines der Exemplare ging an die Ehefrau Gisl, die sich der Nationalen Gedenkstätte der tschechischen Literatur (Památník národního písemnictví) in Stráhov auf dem Hradschin übergab. Das jeweils zweite Exemplar der Abdrücke erhielt Jarmila. Diese Abgüsse sind die vorliegenden.

Die Zuweisung an den Künstler von Klaus Haupt über Jarmila Haasová, aus deren Besitz beide Abgüsse stammen. Klaus Haupt und Harald Wessel. Kisch war hier. Reportagen über den "rasenden Reporter". Berlin, Verlag der Nation, 1995, S. 315: "Kischs Totenmaske - abgenommen von dem akademischen Künstler Václav Blažek". – Minimale Staubpatina, kaum fleckig, die Nase minimal berieben, insgesamt von bester Erhaltung.

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