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Lot 6331, Auction  117, Wohl Deutsch, 18. Jh. Fahnenstangenbekrönung mit Schädel im Blätterkranz

Wohl Deutsch
18. Jh. Fahnenstangenbekrönung mit Schädel im Blätterkranz
Los 6331

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
425€ (US$ 457)

Details

18. Jh. Fahnenstangenbekrönung mit Schädel im Blätterkranz.
Tempera auf Metall, beidseitig mit dem gleichen Motiv bemalt. 25 x 22,5 cm (strahlenförmig).

Beigegeben zwei kleine Totenschädel aus Gips, polychrom gefasst, H. je ca. 5,5 cm.

Arcimboldo, Giuseppe - zugeschrieben
Der Vogelfänger
Los 6332

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
52.500€ (US$ 56,452)

Details

zugeschrieben. Der Vogelfänger.
Öl auf Leinwand, doubliert. 125 x 70,5 cm. Um 1570.

Das Staunen, das die Originalität und die Bizarrerie der Inventionen Giuseppe Arcimboldos hervorrief, bescherte dem gebürtigen Mailänder bereits zu Lebzeiten enormen Erfolg an den kaiserlichen Höfen in Wien und Prag. Seine Werke bedienten den Geschmack humanistisch gebildeter Auftraggeber, die einerseits die phantasievolle Spitzfindigkeit, andererseits die naturwissenschaftliche Exaktheit der Kompositbilder schätzten. Die aus Viktualien, Objekten der Flora und Fauna, aber auch aus Alltagsgegenständen zusammengesetzten Figuren wirkten und wirken bis heute fremdartig und gleichzeitig fesselnd. Je nach Betrachtungsweise und Standpunkt zerfällt das Bild in seine Einzelteile oder fügt sich zu einer Gesamterscheinung zusammen. So viel Aufmerksamkeit und Vertiefung das Entschlüsseln der minutiösen Details verlangt, umso unmittelbarer und müheloser ist die Figur als Ganzes lesbar. Das Auge, der Geist sind im steten Kippen begriffen und in diesem Prozess der Fragmentierung und Addition gefangen.
In vorliegendem Werk sind es Vögel verschiedenster Couleur, die zueinander in Beziehung gesetzt einen alptraumhaften Vogelfänger formen. Berufsnahe Objekte, die Vertreter ihrer Zunft stilisieren, finden sich beispielsweise auch beim Juristen (1566) oder dem Kellermeister (1574). Geflügel verwendete Arcimboldo dagegen zuvor in seiner berühmten Serie derVier Elemente (1566) für das Element der Luft. Hier sind es etwa zwei Blaumeisen, die die Augen und Wangen bilden, der rechte Unterarm entpuppt sich als Eichelhäher, der linke besteht aus einer Türkentaube und einem blaugefiedertem Papagei. Der sich prominent wölbende Bauch sowie das stattliche Gemächt werden von einer Stockente dargestellt. Es ist eine Synthese aus realistischer und phantastischer Welt. Uns vertraute, diesseitige Tiere metamorphosieren vor unserem Auge in ein Ungeheuer, ein befremdliches Wesen, das nicht von dieser Dimension ist.
Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass Arcimboldos Werk in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts von den Surrealisten und Dadaisten wiederentdeckt wurde. Sie sahen in den erfindungsreichen Vexierbildern visionäre Vorläufer ihrer eigenen Arbeit. Winfried Konnertz geht sogar so weit, in unserem Vogelfänger eine direkte Inspiration für Max Ernsts Serie der Horden zu sehen (vgl. Le Musée sentimental de Cologne, op.cit., S. 64). Tatsächlich befand sich das Gemälde ehemals im Besitz des Kölner Künstlers Robert Schuppner, einem engen Freund von Max Ernst. Wenn man Ernsts Barbaren von 1937, heute im New Yorker Metropolitan Museum, zum Vergleich heranzieht, ist man dazu geneigt, den vogelartigen Wesen im Bild Verwandtschaft mit unserer Kreatur zuzusprechen. Sie eint der Zwiespalt zwischen Vertrautem und Befremdlichem, der groteske Humor verbunden mit künstlerischem Spieltrieb, die Arcimboldo zum Meister seines Genres machten.

Provenienz: Sammlung Robert Schuppner (1896-1966), Köln.
Lempertz, Köln, Auktion am 26. November 1970, Los 12.

Literatur: Benno Geiger: Die skurrilen Gemälde des Giuseppe Arcimboldi (1527-1593), Wiesbaden 1960, Abb. 83 (als Giuseppe Arcimboldo).
Le Musée sentimental de Cologne. Entwurf zu einem Lexikon von Reliquien und Relikten aus zwei Jahrtausenden, Ausst.Kat. Kölnischer Kunstverein, Köln 1979, S. 64 mit Abb. (als Giuseppe Arcimboldo).
Winfried Konnertz: Max Ernst: Zeichnungen, Aquarelle, Übermalungen, Frottagen, Köln 1980, S. 219, Abb. 180 (als Giuseppe Arcimboldo zugeschrieben).
Il Bello e le bestie. Metamorfosi, artifici e ibridi dal mito all'immaginario scientifico, Ausst.Kat. Museo di Arte Moderna e Contemporanea di Trento e Rovereto (MART) 2004. Mailand 2004, S. 226 mit Farbabb. (als Giuseppe Arcimboldo).
Une Image peut en cacher une autre. Arcimboldo Dali Raetz, Ausst.Kat. Galeries nationales Grand Palais 2009, Paris 2009, S. 82, Kat. 49 mit Farbabb. S. 83 (als École de Giuseppe Arcimboldo).

Frankreich
17. Jh. Studienblatt mit einem Basilisken, Chimären und grotesken Tierfiguren
Los 6333

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.250€ (US$ 5,645)

Details

17. Jh. Studienblatt mit einem Basilisken, Chimären und grotesken Tierfiguren.
Feder in Braun, braun laviert, verso: Groteskes Wesen auf einem Eselsmenschen reitend, verfolgt von einem mit Klistier bewaffneten Zwerg. 26,2 x 20,5 cm. Wz. Kreis mit Adler (Fragment).


Italien
wohl 19. Jh. Paar groteske Mischwesen
Los 6334

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.750€ (US$ 2,957)

Details

wohl 19. Jh. Ein Paar groteske Mischwesen.
Holz, vollrund geschnitzt, versilbert über rotem Bolus. Je ca. 12 x 24 cm.


Lot 6336, Auction  117, Deutsch, 19. Jh. Becher eines Apothekers mit Totenkopf und gekreuzten Gebeinen

Deutsch
19. Jh. Becher eines Apothekers mit Totenkopf und gekreuzten Gebeinen
Los 6336

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
163€ (US$ 175)

Details

19. Jh. Becher eines Apothekers mit Totenkopf und gekreuzten Gebeinen.
Farbloses Glas, Email, Lippenrand vergoldet. H. 12,5 cm. Frontseitig bez. "Apotheker Alfr. Schmidt", rückseitig am Oberrand eingeschliffen "0,3 L".


Lot 6337, Auction  117, Deutsch oder Englisch, um 1900. Zwei Pfeifen in Totenschädelform und eine Zigarrenspitze mit Schädel auf gekreuzten Knochen

Deutsch oder Englisch
um 1900. Zwei Pfeifen in Totenschädelform und eine Zigarrenspitze mit Schädel auf gekreuzten Knochen
Los 6337

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
350€ (US$ 376)

Details

um 1900. Zwei Pfeifen mit Kopf in Totenschädelform und eine Zigarrenspitze mit Schädel auf gekreuzten Knochen.
Eine Pfeife vollständig aus gelbem Meerschaum, die andere mit Kopf aus gelbem Meerschaum, Stiel aus dunkel lackiertem Holz und Mundstück aus Horn, die Zigarrenspizze mit Stiel aus Elfenbein, Silbermanschette und Mundstück aus Meerschaum. L. 15,5 cm, 17 cm und 11,9 cm.


Lot 6338, Auction  117, Schweiz (wohl Zürich), um 1670/80. Stabellenstuhl (Brettstuhl) mit Totenschädel und Groteskenschnitzerei

Schweiz (wohl Zürich)
um 1670/80. Stabellenstuhl (Brettstuhl) mit Totenschädel und Groteskenschnitzerei
Los 6338

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.063€ (US$ 1,142)

Details

um 1670/80. Stabellenstuhl (Brettstuhl) mit Totenschädel und Groteskenschnitzerei.
Hartholz, Nussbaum, Rücklehne mit herzförmigem Griffloch, reich geschnitzt mit starken Voluten, über dem Griffloch ein Totenschädel über gekreuzten Knochen. H. 83 cm.


Englisch oder Holländisch
um 1810. Memento Mori-Taschenuhr
Los 6339

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.750€ (US$ 5,108)

Details

um 1810. Große Memento Mori-Taschenuhr.
Silberner Totenschädel zum Aufklappen, beweglicher Unterkiefer, Emailziffernblatt mit römischen Zahlen, vergoldete Zeiger. Ca. 7 x 6,5 x 4,5 cm. Auf dem Uhrwerk bez. "28297 Samson LONDON".

Durch Aufklappen der Schädelkalotte wird der Blick frei auf das Ziffernblatt. Bereits seit dem 16. Jahrhundert gibt es die Tradition, dass das Stundenglas im Zusammenhang mit dem personifizierten Tod oder auch Chronos dargestellt wird. Derlei Totenkopfuhren fanden durch die Jahrhunderte hinweg eine weite Verbreitung und waren dabei stets Mahnung, die verrinnende, noch verbleibende Zeit sinnvoll zu nutzen.

Wien
um 1850. Kleine Damen-Taschenuhr in Form eines Totenschädels
Los 6340

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
938€ (US$ 1,008)

Details

um 1850. Kleine Damen-Taschenuhr in Form eines Totenschädels mit Glas-Steinen verziert.
Messing, die Augen mit zwei weißen, im Mund mit sechs roten Glassteinen besetzt, oben Anhänger mit Öse, Email(?)-Zifferblatt mit römischen Zahlen (gebrochen bzw. gesprungen). Ca. 4,5 x 4 x 3,4 cm. Uhrwerk herausnehmbar, bez. „S / L“.


Deutsch
19. Jh. . 19. Jh. Kleine Memento Mori-Taschenuhr.
Los 6341

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.000€ (US$ 4,301)

Details

19. Jh. Kleine Memento Mori-Taschenuhr.
Wohl Silber, oben mit kleiner Anhängeröse und Kettenreste, Öffnung mit kleiner Schließe unten, silbernes (?) Ziffernblatt mit römischen Zahlen. Ca. 3,1 x 3,9 x 3 cm. Auf dem Uhrwerk bez. „J. Debaufre 1148 LONDON“.

Mit der Öse wurde die Uhr möglicherweise an einer Uhrenkette getragen. Durch Aufklappen des Schädels wird das Ziffernblatt sichtbar.

Lot 6342, Auction  117, L'œil de Sorcière, 20. Jh. Kleiner Konvexspiegel im schwarzen Holzrahmen

L'œil de Sorcière
20. Jh. Kleiner Konvexspiegel im schwarzen Holzrahmen
Los 6342

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
113€ (US$ 121)

Details

20. Jh. Kleiner Konvexspiegel.
Spiegel im schwarzen Holzrahmen. 16 x 12,5 cm (oval).


Lot 6344, Auction  117, Süddeutsch, 18. Jh. Der Tod verweist auf die verrinnende Zeit

Süddeutsch
18. Jh. Der Tod verweist auf die verrinnende Zeit
Los 6344

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.250€ (US$ 5,645)

Details

18. Jh. Der Tod verweist auf die verrinnende Zeit.
Holz, vollrund geschnitzt, farbig und golden gefasst. H. 34,5 cm.

Beigegeben eine kleine Skulptur, die als Uhrenaufsatz gedient haben könnte: "Allegorie des Todes: Chronos mit Putto und Totenschädel", wohl Österreich, 18. Jh. (Holz, geschnitzt, vergoldet. H. 19,5 cm).

Lot 6345, Auction  117, Süddeutsch, um 1700. Der Eremit Onophrius mit Einsiedler-Krücke und Totenschädel

Süddeutsch
um 1700. Der Eremit Onophrius mit Einsiedler-Krücke und Totenschädel
Los 6345

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.250€ (US$ 3,495)

Details

um 1700. Der Eremit Onophrius mit Einsiedler-Krücke, das Bein auf einen Totenschädel gestützt.
Holz, vollrund geschnitzt, farbig gefasst und teils vergoldet. H. ca. 38,5 cm.

Vollständig bedeckt das lang gewachsene Haar den Körper des Eremiten, dessen Bein auf einem Totenschädel ruht und seinen Körper auf eine hölzerne Krücke stützt. Der Totenschädel steht als Symbol für ein asketisches und weltabgewandtes Leben. Beigegeben eine weitere polychrom gefasste Holzskulptur des hl. Erzengels Michael, alpenländisch, 18./19. Jh. (H. 27,4 cm).

Lot 6346, Auction  117, Süddeutsch, 18. Jh. Hl. Stephanus

Süddeutsch
18. Jh. Hl. Stephanus
Los 6346

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
500€ (US$ 538)

Details

18. Jh. Hl. Stephanus.
Holz, vollrund geschnitzt, farbig gefasst, teils vergoldet, montiert. 59 x 13,5 x 23 cm.

Der hl. Stephanus, der um das Jahr 40 wegen seines Glaubens zu Tode gesteinigt wurde, gilt als erster Märtyrer des Christentums. Die Verehrung des Erzmärtyrers ist bereits seit dem 4. Jahrhundert belegt. Der Überlieferung nach wurden Stephanus' Gebeine im Jahr 560 in der Krypta der Kirche Sankt Laurentius vor den Mauern in Rom überführt und bestattet. Der Stefanitag wird seit der Einführung des Weihnachtsfestes als Gedenktag am 26. Dezember unmittelbar nach dem Fest der Geburt Jesu begangen.

Süddeutsch
19. Jh. Zwei Reliquienbilder mit Wachstafeln "Hl. Maria mit Kind" und "Hl. Franz von Assisi"
Los 6347

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
388€ (US$ 417)

Details

19. Jh. Zwei Reliquienbilder mit Wachsreliefs "Hl. Maria mit Kind" und "Hl. Franz von Assisi".
Holzrahmen mit Schleifenbekrönung, teilweise vergoldet über rotem Bolus, Textilgrund, Drahtarbeit, Wachs, Papier. Je 39 x 22,5 cm (Rahmen). Verschiedene Cedulae (handschriftl.), das Reliquiar mit der Mariendarstellung rechts unten mit den Buchstaben "RA" (Bouillondraht).


Lot 6348, Auction  117, Alpenländisch, spätes 18. Jh./ frühes 19. Jh. Hausaltar mit Pietà

Alpenländisch
spätes 18. Jh./ frühes 19. Jh. Hausaltar mit Pietà
Los 6348

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
750€ (US$ 806)

Details

spätes 18. Jh./ frühes 19. Jh. Hausaltar mit Pietà.
Holz, geschnitzt, farbig gefasst und teils vergoldet. Architektonisch gegliederter, dreigeteilter Aufbau, zentral über der Predella eine kleine Pietà vor einer Nische mit halbrundem Abschluss, beidseitig von zwei freistehenden Säulchen flankiert, darüber eine weitere Nische, verglast, mit Papier und goldener Folie ausgekleidet, darin drei Tonfigurinen (Priester und zwei Helfer) vor einem Altar mit Kreuz, diese Nische auf einem verkröpftem Gebälk, auf den zwei seitlichen Verkröpfungen je ein Säulchen und eine Heiligenskulptur, den oberen Abschluss bildet ein vergoldetes und aus Glaspaste gearbeitetes Auge Gottes. 57 x 42 cm.


Schweiz (Kanton Graubünden)
um 1750. Begräbnisfahne mit dem Tod mit Sense und Sanduhr, auf der Rückseite die Auferstehung Christi
Los 6349

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
400€ (US$ 430)

Details

um 1750. Begräbnisfahne: Tod mit Sense und Sanduhr, auf der Rückseite die Auferstehung Christi.
Öl auf Leinwand, doppelseitig auf schwarzem Damast aufgenäht, goldgewirkte Bordüre. 75,9 x 54,4 cm.


Lot 6350, Auction  117, Frankreich, 19. Jh. Reliquienschrein

Frankreich
19. Jh. Reliquienschrein
Los 6350

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
525€ (US$ 565)

Details

19. Jh. Reliquienschrein.
Metallkästchen, teils rot und grün lackiert, Glas, Papier, Pailletten, darin gebettet zwei runde Reliquienkapseln. 20,5 x 21 x 9,6 cm (Kästchen); D. Kapseln 7,8 cm. Verschiedene Cedulae (handschriftl.).



Provenienz: Sammlung Nan Goldin, Paris.
Christie's, Paris, Auktion am 7. April 2009, Los 105.

Lot 6351, Auction  117, Frankreich, 18./19. Jh. Reliquienschatulle

Frankreich
18./19. Jh. Reliquienschatulle
Los 6351

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
188€ (US$ 202)

Details

18./19. Jh. Reliquienschatulle.
Kästchen aus fester Pappe, mit bestickter Seide überzogen, Fensterchen aus Glimmerschiefer, innen vergoldete Krüllarbeit, Textil. 12 x 16 x 10 cm. Verschiedene Cedulae (handschriftl.).

Nan Goldin revolutionierte die Welt der Fotografie mit ihren intimen und ungeschönten Schnappschüssen der Demimonde der New Yorker Lower East Side. Sie selbst war Teil dieser marginalisierten Welt, die Bilder gleichsam ein Tagebuch. Ein wegweisendes Denkmal setzte sie der Subkultur 1986 mit der berühmten Serie „The Ballad of Sexual Dependency“. Unterschwellig sind darin die Themen der Sterblichkeit und vor allem des Erinnerns allgegenwärtig. Denn viele der von Nan Goldin im Foto dargestellten Personen erlagen in der Folgezeit Krankheit oder Exzess. Goldin selbst kann als Überlebende bezeichnet werden. Weniger bekannt, aber mit der Memoria- und Gemeinschaftsthematik kongruent, ist Goldins Faszination für das Religiöse. Das spiegelt sich in ihrer Privatsammlung wider, die auch Objekte religiösen Volksglaubens umfasst. Die Gegenstände, darunter zahlreiche Reliquiare wie die hier angebotenen Lose 6350-6354, sind ständige Begleiter ihres Alltags: „I’m fascinated by the notion that people believe en masse, that a group of people can come together in a kind of ecstasy of belief to the point that they believe that they can be cured. I love that; I think it’s wonderful.” (Interview mit Nan Goldin für die Ausstellung “Quilling. Devotional Creations from Cloistered Orders”, Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli, Turin 2001).

Provenienz: Sammlung Nan Goldin, Paris.
Christie's, Paris, Auktion am 7. April 2009, Los 105 A.

Süddeutsch
Mitte 19. Jh. Kastenreliquiar mit Agnus Dei
Los 6353

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
438€ (US$ 470)

Details

Mitte 19. Jh. Kastenreliquiar mit Agnus Dei.
Holzgehäuse, Textilgrund, Drahtarbeit, geprägtes Wachs. 22 x 38 x 2,8 cm. Verschiedene Cedulae (handschriftl.).

Das Agnus Dei zeigt auf auf Schauseite den hl. Silvester vor der Muttergottes kniend und auf dem Revers Papst Gregor XVI. (Pontifikat 1831-1864) und ist dort auf 1832 datiert.

Provenienz: Sammlung Nan Goldin, Paris.
Christie's, Paris, Auktion am 7. April 2009, Los 114.

Lot 6354, Auction  117, Süddeutsch, 17./18. Jh. Reliquienpyramide mit geschweifter Rahmenblende

Süddeutsch
17./18. Jh. Reliquienpyramide mit geschweifter Rahmenblende
Los 6354

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
475€ (US$ 511)

Details

17./18. Jh. Reliquienpyramide mit geschweifter Rahmenblende.
Holz, vergoldet, Textil, Drahtarbeit, Papier. H. 20 cm. Zwei Cedulae (handschriftl.).

Beigegeben ein Armreliquiar aus farbig gefasstem Holz, alpenländisch, 18. Jh.

Provenienz: Sammlung Nan Goldin, Paris.
Christie's, Paris, Auktion am 7. April 2009, Los 108.

Lot 6355, Auction  117, Süddeutsch, 18. Jh. Schaukasten mit dem gegeißelten Christus

Süddeutsch
18. Jh. Schaukasten mit dem gegeißelten Christus
Los 6355

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
875€ (US$ 941)

Details

18. Jh. Schaukasten mit dem gegeißelten Christus.
Holz, vollrund geschnitzt, farbig gefasst, im Holzkasten mit Glasfront. Christus H. ca. 21,5 cm; Kasten 36 x 20 x 13 x cm.


Lot 6356, Auction  117, Alpenländisch, 18. Jh. Figurengruppe der Geißelung Christi

Alpenländisch
18. Jh. Figurengruppe der Geißelung Christi
Los 6356

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.500€ (US$ 5,914)

Details

18. Jh. Figurengruppe der Geißelung Christi.
Holz, geschnitzt, polychrom gefasst, teils vergoldet, die einsetzbaren Geißelruten mit Lederschnüren. 19,5 x 27,5 cm. Auf der Rückseite des Sockels ein aufgeklebter Zettel mit einer alten Zuschreibung an Franz Xaver Messerschmidt mit Biogramm des Künstlers, auf der Unterseite bezeichnet "M Posonia".


Lot 6358, Auction  117, Süddeutsch, wohl 19. Jh. Flagellanten-Geißel

Süddeutsch
wohl 19. Jh. Flagellanten-Geißel
Los 6358

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
225€ (US$ 242)

Details

wohl 19. Jh. Flagellanten-Geißel.
Schenkelknochen, das obere Ende mit rot lackiertem Leder bezogen, darüber eine Silbermontierung, daran befestigt ein geflochtener, in zwei Enden auslaufender Lederriemen mit Knoten. Der Schaft des Knochens mit Draht umwickelt, das untere Ende des Knochens mit einer ornamentalen, mit einem Türkis besetzten Kupferfassung. L. 31 cm (Knochen), 90 cm (Lederriemen).


Lot 6359, Auction  117, Meistermann, Georg, Ohne Titel (Totenschädel)

Meistermann, Georg
Ohne Titel (Totenschädel)
Los 6359

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
550€ (US$ 591)

Details

Ohne Titel (Totenschädel).
Farblithographie auf festem Velin. 47 x 51 cm. Unten links nummeriert "2/9".

Die Darstellung wiederholt einen Ausschnitt des zweiten Glasfensters von rechts in der Kreuzkapelle im St.-Pauls-Dom zu Münster, das zum letzten Zyklus gehört, den Meistermann 1985-1990 vor seinem Tod entwarf.

Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (vgl. Nachlassstempel verso).

Collier, Edward
Vanitasstillleben mit Totenschädel, Seifenblasen und verlöschender Kerze
Los 6360

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
16.250€ (US$ 17,473)

Details

Vanitasstillleben mit Totenschädel, Seifenblasen und verlöschender Kerze.
Öl auf Leinwand, doubliert. 74 x 61 cm. Unten rechts signiert und datiert "E. Collier 1700".

Den um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Brabant geborenen Edward Collier wird man gewiss als einen "Meister des Todes" apostrophieren dürfen. In unzähligen Variationen hat der Maler das Thema von Leben und Vergehen in seinen Stillleben festgehalten. Der Totenschädel als Relikt des menschlichen Daseins erscheint dort ebenso wie die verlöschende Kerze oder die aus einer Seifenschale aufsteigenden zerbrechlichen Seifenblasen. Das Vanitas-Thema war für die Menschen des 17. Jahrhunderts, geplagt von der Pest und Kriegen, allgegenwärtig. Durch seine delikaten Kompositionen gelingt es Collier, dem Thema einen eigenen ästhetischen Ausdruck zu verleihen.

Sohn, Anton
Der Zizenhausener Totentanz
Los 6361

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
17.500€ (US$ 18,817)

Details

Der Zizenhausener Totentanz.
41 (von 42) Figuren aus Ton, rückseitig abgeflacht, farbige Fassungen, auf den Plinthen die auf Papier gedruckten, zugehörigen Text. Je ca. H. 13,5-14,5 cm.

Den Totentanz, bestehend aus insgesamt 42 Figuren, fertigte Anton Sohn ab 1822 in seiner berühmten Terrakottamanufaktur in Zizenhausen bei Stockach am Bodensee. Die Figuren gehen in ihrer Motivik auf den sogenannten Basler Totentanz, ein monumentales Wandgemälde mit dem „Tod in Basel“ zurück, das im 15. Jahrhundert von einem unbekannten Künstler auf den Mauern des Friedhofs des Predigerklosters der Dominikaner angelegt wurde. Im 16. Jahrhundert wurde die Wandmalerei überarbeitet und die Figuren erhielten zeitgenössische Kleidung. Bei der Niederlegung der Mauer im Jahre 1805 wurde die Malerei jedoch zerstört. Überliefert sind die Bilder durch alte Bildkopien und die Kupferstiche von Matthäus Merian den Älteren. Anton Sohn folgt in seiner Ausarbeitung den Bildern Merians, der den Totentanz 1623 erstmals mit begleitendem Text herausgab. Nach diesen Stichen formte Anton Sohn Halbreliefs aus Ton, von denen Gipsabgüsse angefertigt wurden, die als Model zur Vervielfältigung der Figuren dienten.
Bei den Szenen handelt es sich um die Gegenüberstellung des Lebens mit dem Tod. Auftakt macht die Predigtszene mit einer kleinen Menschengruppe, die sich um einen Geistlichen schart, vermutlich predigt er über das Sterben. Die zweite Szene zeigt zwei musizierende Gerippe, die dem Beinhaus entschwinden und den Tanz einleiten. Die Menschen sind mit Attributen ihres jeweiligen Standes oder Berufes dargestellt; dies und die Reihenfolge der Darstellungen zeigen die Hierarchie der spätmittelalterlichen Gesellschaftsordnung: beginnend mit dem Papst und endend mit dem Bauern. Nach dem Bauern schließt der Tanz mit Adam und Eva, dem Maler und der Malerin. Hoffnung gibt es im Tod, da alle Menschen sterben müssen. Gerade der Basler Totentanz gilt angesichts seiner frühen Entstehung als Sinnbild der Sterblichkeit und damit des Memento-Mori Bildes, wie es seit dem 15. Jahrhundert vor allem in Bettelordensklöstern in ganz Europa Verbreitung fand. -
Die Figuren des Zizenhausener Totentanzes wurden über eine Spanne von 150 Jahren in der Terrakotta Werkstatt des Anton Sohn produziert und auch wenn heute einige vollständige Sätze überliefert sind, darunter diverse Mustersätze sowie ergänzende Archivalien (das Stadtmuseum Stockach verwahrt seit 2003 den Nachlass der Familie Sohn), nähern sich die Experten nur langsam der Zuordnung eines bestimmten Satzes an einen bestimmten Autor der Familie sowie deren Chronologie (op. cit. S. 6f.). Begonnen bei Anton Sohn wurde die Anleitung zur Produktion bis an den Ururenkel Otto Müller Sohn (1909-2003) weitergegeben. Erschwerend zu einer Klassifizierung kommt hinzu, dass sie Figuren auch auf Kundenwunsch unterschiedlich gefasst, lackiert und gefirnisst wurden. Aufgrund der rückseitigen Höhlungen, der Fassung und der Bemalung der Rückseite lässt sich die Entstehung der vorliegenden Figuren auf die Jahre zwischen 1860 und 1920 eingrenzen.
Wir danken Herrn Johannes Waldschütz, Stadtmuseum Stockach für wertvollen Hinweise.- Hier vorliegend die beinahe vollständige Serie, lediglich Nr. 38: Der Tod und der Koch fehlen.

Literatur: Vgl. Stefanie Knöll: „Der Zizenhausener Totentanz“, in: Friedhof und Denkmal: Zeitschrift für Sepulkralkultur, 49:1-2(2004), S. 3-9.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

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