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Lot 2541, Auction  124, Forrer, Robert, 4 Briefe

Forrer, Robert
4 Briefe
Los 2541

Zuschlag
120€ (US$ 125)

Details

Forrer, Robert, großer Schweizer Kunst- und Antiquitätensammler, Kunsthändler, Archäologe, Kunsthistoriker, Museumsdirektor und Denkmalschützer, u. a. mit Kaiser Wilhelm II. befreundet (1866-1947). 4 eigh. Briefe m. U. "Dr. R. Forrer". Zus. 111/2 S. 8vo. Strassburg i. E. 3.-17.I.1911.
An Adolf Baron von Bachofen in Wien. Ausführlich über Antiquitäten (Klapp-Altärchen, Bild, Elfenbein-Rahmen) des 16. Jahrhunderts mit Bezug zur Familie Bachofen, woran der Adessat interessiert ist.

Fries, Jakob Friedrich
12 Briefe und 1 Gedicht
Los 2542

Zuschlag
550€ (US$ 573)

Details

Fries, Jakob Friedrich, Philosoph, Mathematiker und Physiker, Schüler Fichtes, Förderer der Burschenschaft, Lehrer des Kotzebue-Mörders Sand, Professor in Jena und Heidelberg (1773-1843). 12 eigh. Briefe m. U. "Fries" und 1 eigh. Gedichtmanuskript. Zus. 44 S. Gr. 8vo. Jena 1823-1842.
Hauptsächlich an Bertha Schulze, geb. Sturm (1799-1857), Ehefrau des bedeutenden Nationalökonomen und Agrarwissenschaftlers Friedrich Gottlob Schulze (-Gaevernitz) (1795-1860) in Jena, an den auch zwei der Briefe gerichtet sind. Fries und seine Frau waren mit der Familie des akademischen Kollegen Schulze durch ein enges Freundschaftsverhältnis verbunden, so dass die meist umfangreichen Briefe vornehmlich familiären Charakter besitzen und vom Alltagsgeschehen sowie von Freunden, Verwandten und Reisen berichten. In einem Brief vom 20. Januar 1836 charakterisiert Fries sein Verhältnis zum Ehepaar Schulze-Gaevernitz: "... Zeit meines Lebens habe ich wohl manchen dummen Streich gemacht, aber gewiß nie einen Dummeren als den, daß ich Euch rieth von hinnen zu ziehen [Schulzes waren nach Eldena verzogen]. Bey jeder eigenen Noth und Unruhe war mir doch bey Euch die Freystatt gewiß, in die ich um Trost und Ruhe flüchten konnte. Ihr freundlicher Blick, liebe Bertha, begegnete mir dann und Schulzes Rath und Theilnahme blieb mir sicher. Nun habe ich keine solche Freystatt mehr! Mit diesen Worten der Sehnsucht nach Eurer Liebe muß ich Euch begrüßen zum neuen Jahre und nun auch zu Schulzes Geburtstag! ... Mit den Nachrichten von Ihnen konnten wir doch immer zufrieden seyn, auf das Gedeihen von Schulzens Unternehmen bin ich mit stolz, nur wünsche ich herzlich, daß die Überlast der Geschäfte sich endlich einmal mindere ... Mir selbst habe ich freylich mit allzugroßer Zahl der Stunden, wie ich täglich mehr fühle, das Leben zu schwer gemacht. Ich frage mich manchmal: wenn Bertha noch hier wäre, wann wolltest du sie denn besuchen? und vor fünf Uhr findet sich dann kein Winkel frey ...". - Am 28. Oktober 1836 erwähnt er: "... An Studenten verlieren wir diesen Winter viel, ich bin aber, das erzählen Sie Schulze, wieder in der Bücherwelt aufgelebt, indem ich Anthologie Band 1 neu auflasse und Geschichte der Philosophie B. 1 herausgebe ...". - Am 27. August 1837 berichtet er von Krankheit: "... Seit dem 29. Juny hält mich eine Lähmung des linken Beines mit allerley künstlichen Wunden dagegen gefangen, so dass ich mich stets in sehr übler Lage befinde und nur mit Noth im Hause meine Vorlesungen fortsetzen kann ... Auch am 23ten mußte ich zu Hause bleiben, doch verlief der Tag recht freundlich und meine Zuhörer bewiesen mir abermals ihre Theilnahme ...". - Am 29. April 1839 informiert er Freund Schulze: "... Wenn Du nun zu uns kommst, so weißt Du doch wohl, daß Du nach Jenaischem Herkommen in der Facultät wieder von unten einrückst, sonst aber wird die Facultät Dir freundlich entgegen kommen und Dich ohne alle Formalitäten von Rede oder Programm gleich wieder aufnehmen. In Berlin stehst Du nun so gut, aber wie steht es denn mit Deinem Abschied? Wir haben noch keinen Befehl, Dich zu vociren [?]; das bedeutet freylich weiter nichts, wird aber doch erledigt werden müssen, und nicht eher erledigt werden können, bis Du den Abschied von Berlin vorlegst ...". - Das erwähnte umfangreiche Gedicht (50 Zeilen) vom 7. Oktober 1823 schrieb Fries zur Hochzeit von Bertha Sturm und Friedrich Gottlob Schulze-Gaevernitz. Es beginnt: "Sinnig schreitet durch die Fluren / Eros, noch ein kleiner Knabe / und auf seiner Fersen Spuren / Sprießen, holde Göttergabe, / Glänzend wol in Schmelz und Gold / Tausend Blümlein wunderhold ...". - Die Werke des einflußreichen Philosophen werden heute neu gewürdigt, wie die seit 1967 erscheinende, auf 30 Bände angelegte wissenschaftliche Gesamtausgabe seiner sämtlichen Schriften beweist. - Beiliegend eine Bleistiftzeichnung mit dem Porträt eines Mannes in mittlerem Alter (12,2 x 9,6 cm), beschriftet: "Zeichnung von Prof. Henke, Schwiegersohn v. Fries". - 1 Brief stärker beschädigt mit etwas Textverlust, 1 Brief mit Büroklammer-Rostspur; sonst alles ordentlich erhalten.

Lot 2543, Auction  124, Gilles de la Tourette, Georges, Brief an einen Freund

Gilles de la Tourette, Georges
Brief an einen Freund
Los 2543

Zuschlag
150€ (US$ 156)

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Gilles de la Tourette, Georges, franz. Neurologe und Rechtsmediziner, Namensgeber des "Tourette-Syndroms", vermittelte grundlegende Erkenntnisse über neurologische Störungen, verstarb in der Schweiz an den Folgen der Neurosyphilis (1857-1904). Eigh. Brief m. U. "Gilles de la Tourette". 1 S. Mit Briefkopf der Pariser Weltausstellung von 1900, "Service Médical. Cabinet du Médecin en chef". Doppelblatt. Gr. 8vo. Paris 17.I.1900.
An einen Freund, dem er aus einem Brief von Roger Bouvard zitiert, den er erhalten habe. Bouvard habe auch den Brief vom hiesigen Adressaten in Händen.

Lot 2545, Auction  124, Hübner, Jacob, Brief an einen Kunden

Hübner, Jacob
Brief an einen Kunden
Los 2545

Zuschlag
200€ (US$ 208)

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Hübner, Jacob, bedeutender Entomologe und Kupferstecher von internationalem Rang; bildete 3598 Schmetterlingsarten auf 1952 kolorierten Kupfertafeln ab (1761-1826). Eigh. Brief m. U. "Hübner". 2 S. Gr. 4to. Augsburg 2.I.1817.
An einen Interessenten an seinem Schmetterlingswerk. "... Es ist schon ziemlich lange daß ich einen Versuch die Stämme der Schmetterlinge zu bestimmen anzuordnen und zu nennen abdrucken ließ, um ihn Kennern mittheilen zu können ... Aber es hat fast niemand von Allen darauf geachtet denen ich ihn vorlegte. Denn wie wäre es sonst möglich gewesen, daß er ungetadelt und ungelobt geblieben wäre. Ich habe ihn gleichwohl aus Mangel eines bessern Systems behalten. Sie erweisen diesem Versuche nun die erste Ehre, indem Sie ihn zu erlangen wünschen. Mit größtem Vergnügen übersende ich Ihnen deswegen einen Abdruck und noch mehr sollen gelegenheitlich folgen ... Gegenwärtig kann ich Ihnen noch keine Sendung von Fortsetzungen machen, indem noch sehr wenig fertig ist und jezt wegen allzugroßer Theure der Lebensmittel wie der Materialien, wenig oder gar nichts zu machen ist. Unter dem vollen Verkaufspreis, welcher 8 gg. für jedes Blatt ist, könnte ich jezt kein Blatt verschaffen, wenn ich nicht verlieren sollte ... Ich habe jedoch mehrere fertige Platten bereits zum Abdrucken fertig. Die Engländer kaufen durchaus nichts Deutsches mehr, als rohe Erzeugnisse. Von Aufträgen dieser Art werden Sie daher nicht incommodirt werden ... Die Lobresische Bibliothek ist schon sehr zerstreut. H. v. L. wohnt schon etliche Jahre auf dem Lande, eine halbe Meile von hiesiger Stadt in Göggingen. Seine Benehmungsart ist etwas ungeschmeidig und daher läßt sich nicht leicht etwas mit ihm machen. Dieß ist auch die Ursache, warum ich nicht mehr zu ihm gehe ...".

Lot 2546, Auction  124, Hugo, Gustav, Brief + Beigabe

Hugo, Gustav
Brief + Beigabe
Los 2546

Zuschlag
190€ (US$ 198)

Details

Hugo, Gustav, bedeutender Göttinger Jurist, gilt als Wegbereiter und Mitbegründer der Historischen Rechtsschule des 19. Jhdts, Verfasser vielbändiger Werke zur Rechtswissenschaft (1764-1844). Eigh. Brief m. U. "Hugo". 1 S. Mit Adresse und Siegelspur. Gr. 4to. (Göttingen) 16.XI.1814.
Sehr ungehaltener Brief an die Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, die das bisher praktizierte Verfahren, mit dem Hugo sein Lehrbuch an die Studenten verkauft hat, abändern will. "Von der mir gegebenen Nachricht, daß ich das hiesige Corpus Juris in Zukunft ganz so wie jeder andere, der ein einzelnes Exemplar nimmt, bezahlen soll, werde ich Gebrauch machen u zuverlässig kein einziges Exemplar mehr absetzen. Daß die Veränderung des mir von Herrn Dieterich schon vor 10 Jahren erst auf 8 Th. dann auf 12 Louisd'or gesetzten Preises, auf welchen hin ich so viele Exemplare, ohne allen Vortheil für mich, blos zum besten der Studierenden, verkauft habe, bey dem Exemplar eintreten soll, welches ich gestern habe nehmen wollen, lasse ich mir aber durchaus nicht gefallen. Sie nehmen dieses Exemplar zurück, aber wenn Sie es nicht mehr bekommen, so ist es Ihre Schuld, daß Sie es abgeliefert haben, ohne mich vorher von Ihrem Entschlusse zu benachrichtigen ...". Er habe sich Dieterichs schriftliche Rabatt-Zusage von 1807 aufgehoben und werde diese verwenden, wenn er jetzt vielleicht gerichtlich gegen den Verlag vorgehen werde. - Ein Siegel-Ausriss und 2 Tintenflecke am Rand; etwas gebräunt. - Beiliegend ein 3seitiger Brief eines königl. Rates namens Hugo in französischer Sprache, Göttingen 22.IV.1837. - An einen Finanzbeamten Durand de Lançon in Frankreich, ausführlich über Ableben und Testament von dessen Freund Artaud, wobei auch "mon Père" erwähnt wird.

Lot 2547, Auction  124, Kersting, Johann Adam, Vorlesungs-Mitschrift, Hannover

Kersting, Johann Adam
Vorlesungs-Mitschrift, Hannover
Los 2547

Zuschlag
700€ (US$ 729)

Details

Eine Enzyklopädie der Pferdemedizin
Kersting, Johann Adam, berühmter Tierarzt in Hannover, Ober-Hofroßarzt und Dozent für Veterinärmedizin an der 1778 neu errichteten königlichen Vieharzneischule (1727-1784). - Mitschrift seiner Vorlesungen durch den Studenten Georg Heinrich Meyer. 570 pag. Seiten, eng beschrieben, 9 nicht pag. Seiten, 12 leere Bl. und 4 Seiten Index. Folio. Pappband d. Z. (stärker beschabt) mit Rückenschild. Hannover [ab] 24.V.1779.
"Vorlesungen über die Innerlichen und Aeußerlichen Krankheiten der Pferde, und wie dieselbigen nach medicinischen Lehr-Sätzen zu heilen sind. Von Johann Adam Kersting ..." (Titelblatt). Außerordentlich umfangreiche, zweiteilige Arbeit, die in 60 Kapiteln nicht nur die hohe und ausgedehnte Gelehrsamkeit Kerstings, sondern auch den staunenswerten Fleiß des mitschreibenden Studenten vor Augen führt. - Obwohl Kersting zu Lebzeiten nur vier oder fünf Veröffentlichungen herausbrachte, genoß er doch einen solchen überregionalen Ruf, dass 1789 als überaus erfolgreiches Buch "Johann Adam Kerstings, gewesenen Churhannöverischen Oberhofroßarztes nachgelassene Manuscripte über die Pferdearzneiwissenschaft" erschien, herausgegeben von O. Chr. Sothen. Es erlebte zahlreiche Auflagen, und auch andere Schriften Kerstings wurden bis ins 19. Jahrhundert immer wieder aufgelegt. Insofern ist das vorliegende, überaus reichhaltige Kompendium eine wertvolle Quelle, die den gesamten Wissensstand der Medizin auf dem wichtigen Gebiet der Pferdeheilkunde um 1780 repräsentiert. - Stellenweise etwas braunfleckig, sonst innen sehr gut erhalten.

Lot 2548, Auction  124, Klaproth, Martin Heinrich, Brief an Louis-Nicolas Vauquelin

Klaproth, Martin Heinrich
Brief an Louis-Nicolas Vauquelin
Los 2548

Zuschlag
2.000€ (US$ 2,083)

Details

Klaproth, Martin Heinrich, Apotheker und Chemiker in Berlin, einer der bedeutendsten deutschen Chemiker des 18. Jhdts, entdeckte die Elemente Uran, Zirconium und Cer und verifizierte die Entdeckung von Titan, Strontium und Tellur; als Nachfolger Achards zum Chemiker der Akademie der Wissenschaften berufen, ab 1810 auch Professor an der Berliner Universität (1743-1817). Eigh. Brief m. U. "Klaproth". 21/2 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. 4to. Berlin 29.V.1799.
In deutscher Sprache an den europaweit berühmten französischen Chemiker und Pharmazeuten Louis-Nicolas Vauquelin (1763-1829), Professor an der Sorbonne, Inhaber hoher Staatsämter, in Paris Mitarbeiter Alexander von Humboldts, korresp. Mitglied der Royal Society sowie der Bayerischen, Preußischen, Schwedischen und Göttinger Akademie der Wissenschaften. Umfangreicher Brief Klaproths über seine wissenschaftliche Tätigkeit, seine aktuellen Untersuchungen und Experimente mit ihren Ergebnissen und seinen Erkenntnissen. "Überbringer dieses, Baron Rothkirch aus Schlesien, welcher sich die Ehre Ihrer Bekanntnschaft wünscht, wird die Güte haben, mein bestes und ergebenstes Compliment an Sie zu überbringen. Zugleich nutze ich diese gute Gelegenheit, um Ihnen eine kleine Menge Tellur-Erz (sic dictum Aurum problematicum seu paradoxum) zuzusenden, welches mir von meiner Bearbeitung desselben übrig geblieben ist; im Fall es Ihnen gefällig sein sollte, mit diesem, schwer zu erhaltenden und daher kostbaren, Fossil einige Versuche zu wiederholen. Da es aber schon gröblich zerstoßen ist, so habe ich ein kleines Bruchstück von dem besten Exemplare meines Kabinets beigefügt, um darnach dessen äußere Characteristik zu beurtheilen. - Da ich nicht weiß, ob man in Paris schon das neue schwärzliche Fossil aus Sibirien kennt, welches ich als eine, aus Eisen und Chromium bestehende Mischung gefunden habe, so habe auch hier ein Echantillon beigelegt.
Ihre Entdeckung der Glycine gehört zu den wichtigsten neuen Bereicherungen in der chemischen Mineralogie, und macht eine Wiederholung mehrerer älterer Analysen nothwendig. Daß diese neue Erde von mir, bei meiner ehemaligen Analyse des Smaragds, übersehen worden, kann denjenigen nicht befremden, der meine Lage kennt, und er weiß, daß mir zur Anstellung chemischer Untersuchungen nur die seltenen Stunden übrig bleiben, welche ich mühsam meinen vielen Amts- und Berufsgeschäften abstehle, oder mir Nachts am Schlafe abbreche ...". Berichtet dann von einer neuen Analyse des Smaragds und beklagt anschließend: "... Die sich immer noch vermehrende Last meiner verschiedenen Berufsgeschäfte, die oftmalige Wiederkehr arthritischer Beschwerden, welche mich oft lange Zeit ans Krankenbett fesseln, meine zunehmende Jahre, welche mir nicht mehr, wie sonst, erlauben wollen, die Stunden der Nacht zur Arbeit zu Hilfe zu nehmen, dieses alles hindert mich an meiner Lieblings-Beschäftigung gar sehr. Der letzte Gegenstand derselben betraf den Honigstein ... Dieses merkwürdige Product besteht aus Alaunerde, mit einer eigenthümlichen krystallisirbaren Säure verbunden ...
Ich hoffe, daß Sie das [Diplom der] Mitgliedschaft der hiesigen Gesellschaft [Naturfor]schender Freunde richtig werden erhalten [haben], dessen Beförderung an Sie ihr nunmehrige[r] Director, B. Sieyes, schon vor einigen Monaten zu übernehmen die Gefälligkeit gehabt. Ich habe Sie dazu vorgeschlagen, und die Gesellschaft hat sich eine Ehre daraus gemacht, durch eine einstimmige Wahl zu beweisen, daß sie Ihre große Verdienste um die Chemie zu schätzen wisse ...". - Siegel-Ausriss mit etwas Textverlust unterlegt. - Bemerkenswertes Beispiel internationaler Zusammenarbeit der Gelehrten in politisch bedrohlicher Zeit (zweiter Koalitionskrieg). - Briefe Martin Klaproths, zumal wissenschaftlichen Inhalts an einen bedeutenden Kollegen, sind von größter Seltenheit.

Lot 2549, Auction  124, Klemm, Wilhelm, 3 Briefe an André Chrétien

Klemm, Wilhelm
3 Briefe an André Chrétien
Los 2549

Zuschlag
80€ (US$ 83)

Details

Klemm, Wilhelm, dt. Chemiker und einflussreicher Wissenschaftsmanager, Professor in Danzig und Münster, Mitherausgeber von Fachzeitschriften und Verfasser maßgeblicher, mehrfach aufgelegter Lehrbücher (1896-1985). 3 eigh. Briefe m. U. "W. Klemm". Zus. 51/4 S. 4to. Münster i. W. 1974-1976.
In deutscher Sprache an den ihm befreundeten französischen Chemiker André Chrétien (1899-1996), Professor für Mineralchemie an der Sorbonne. "... Eine grosse Freude haben Sie mir mit der Mitteilung gemacht, daß die 'Revue' einen Band über 'ungewöhnliche Wertigkeiten' herausgeben wird, der mir gewidmet sein soll. Ich fühle mich dadurch sehr geehrt und erfreut; der Zeitpunkt ist besonders schön, da ich am 5.1.76 meinen 80. Geburtstag feiern werde. Zusammen mit Prof. [Rudolf] Hoppe ... werde ich mir personelle und sachliche Vorschläge überlegen [3.VI.1974] ... Sehr freut mich, daß mir zu Ehren ein Festheft der Revue de Chimie Minérale erscheinen wird. Ich danke Ihnen sehr für diese Ehre und all die Mühe, die Sie damit gehabt haben. Die Liste der Autoren lässt viel Schönes erwarten ... Ich finde es einen sehr schönen Gedanken, daß Sie mit solchen Sonderheften die internationale Zusammenarbeit fördern! [12.II.1976] ... eine Ehre ist es, daß so viele Autoren von internationalem Ruf meiner anerkennend gedenken, indem sie in diesem Heft Arbeiten publizieren; eine Freude bereitet es mir, daß ich so viele Freunde in der ganzen Welt habe; ist doch die Pflege internationaler Beziehungen seit vielen Jahren mein besonderes Anliegen gewesen, bei dem ich gerade im Kreise meiner französischen Kollegen besondere Resonanz gefunden habe ..." [13.V.1976]. - Von diesem Brief liegt eine französische Übersetzung bei.

Lot 2550, Auction  124, Langevin, Paul, Brief an einen Kollegen

Langevin, Paul
Brief an einen Kollegen
Los 2550

Zuschlag
70€ (US$ 73)

Details

Langevin, Paul, franz. Physiker, Schüler von Pierre Curie, lange Jahre Professor an der Sorbonne, mit Albert Einstein befreundet, Namensgeber der Langevin-Gleichung, der Langevin-Funktion und der Langevin-Dynamik, als Politiker Pazifist und Mitglied der Kommunistischen Partei, privat zweitweilig mit Marie Curie liiert (1872-1946). Eigh. Brief m. U. "P. Langevin". 1 S. Mit Briefkopf "Ecole Municipale de Physique et de Chimie industrielles". Gr. 8vo. Paris 2.XI.1934.
An einen ihm befreundeten Kollegen. Lehnt die Teilnahme an einer von Freunden aus Lille vorgeschlagenen Versammlung ab. "... mon état de santé en est la cause parce que, finalement, il me faut refuser toute participation à des réunions - Pour quelque temps au moins, il me faut suivre un régime très sévère et je ne puis travailler qu'au ralenti alors que je n'ai jamais eu plus de besogne en retard - même du côté strictement professionnel ...".

Lot 2551, Auction  124, Lichtwark, Alfred, 4 Briefe + Beigaben

Lichtwark, Alfred
4 Briefe + Beigaben
Los 2551

Zuschlag
300€ (US$ 313)

Details

Lichtwark, Alfred, Kunsthistoriker und Kunstpädagoge, Direktor der Hamburger Kunsthalle (1852-1914). 4 eigh. Briefe m. U. "Lichtwark". Jeweils mit Briefkopf "Kunsthalle zu Hamburg". Zus. 71/2 S. Gr. 8vo. 1891-1913.
An verschiedene Kunstbeflissene: Georg Biermann, Karl Mönckeberg und den Berliner Architekten Hans Grisebach. Letzterem übersendet er (hier beiliegend) die "Denkschrift über die innere Ausstattung des Hamburger Rathauses. Einem Hohen Senat im März 1889 überreicht" (Hamburg, Meißner, 1891). Auch an die anderen Adressaten über kunstwissenschaftliche oder städtebauliche Fragen. - Dabei 7 weitere Briefe von Kunsthistorikern: Justus Brinckmann (Hamburgisches Museum für Kunst und Gewerbe; 1 eigh. Brief), Gustav Pauli (Museumsdirektor in Bremen und Hamburg; 2 eigh. Briefe), Peter Jessen (Direktor der Bibliothek des Kgl. Kunstgewerbemuseums in Berlin; 1 Brief), Herman Grimm (Professor an der Berliner Universität; 1 eigh. Brief) sowie kleine Autographen von Heinrich Frauberger (Düsseldorf) und Ignaz von Olfers (Generaldirektor der Kgl. Museen Berlin; an Freiherrn von Ledebur, Direktor der Kgl. Kunstkammer in Berlin, Begleitschreiben zur Verleihung des Roten Adlerordens II. Kl. mit Eichenlaub).

Lot 2552, Auction  124, Liebig, Justus von, Brief an den Buchhändler Oldenbourg

Liebig, Justus von
Brief an den Buchhändler Oldenbourg
Los 2552

Zuschlag
320€ (US$ 333)

Details

Liebig, Justus von, der große Chemiker (1803-1873). Eigh. Brief m. U. "Dr Justus v Liebig". 1/2 S. Gr. 4to. München 1.XII.1853.
An den Buchhändler Oldenbourg, den er um die Beschaffung eines Buches bittet. "... Es ist für meinen Sohn nach Bombay bestimmt und ich wünschte darauf rechnen zu können es in spätestens drei Wochen zu haben ...". - Liebigs ältester Sohn Georg (1827-1903), ein Mediziner und Klimatologe, war 1853 für die englische Ostindien-Kompanie nach Bombay gereist. 1855 wurde er Professor in Kalkutta. - Ein kleiner Einriss unauffällig unterlegt. - Beiliegend ein Porträt Liebigs, nach einer Zeichnung von Engel lithographiert von d'Artus; mit faksimilierter Signatur noch ohne Adelstitel, also vor 1845.

Lot 2553, Auction  124, Mayer, August Fr. J. Karl, Brief an Georges de Cuvier

Mayer, August Fr. J. Karl
Brief an Georges de Cuvier
Los 2553

Zuschlag
120€ (US$ 125)

Details

Mayer, August Franz Josef Karl, Mediziner, Professor der Anatomie und Physiologie in Bern, 1819-1856 Professor an der Universität Bonn (1787-1865). Eigh. Brief m. U. "Dr. Mayer". 2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Bonn 1.XI.1830.
In deutscher Sprache an den berühmten Naturforscher und Zoologen Georges Baron de Cuvier (1769-1838), Staatsrat und Professor der Zoologie am Collège de France in Paris. Übersendet ein Exemplar seines Berichtes über das Anatomische Institut der Universität Bonn und äußert eine Bitte: "... Ew. Hochwohlgeboren haben unlängst Rapport erstattet über M. Bennati's Memoire sur le mécanisme de la voix humaine dans le chant. Ich habe früher (in dem Archiv für Anatomie u Physiologie von Meckel Jahrgang 1826 S. 188-228, welches gefälligst nachzusehen bitte) in einer Abhandlung über die menschliche Stimme und Sprache den Unterschied zwischen Bruststimme und Fistelstimme und namentlich das Verhalten des Gaumensegels bey der leztern ausführlich dargethan ... Ich bitte nun Ew Hochwohlgeboren die Gefälligkeit zu haben, in einer der Sitzungen der Akademie mir durch Erwähnung meiner Abhandlung das Recht der Priorität dieser Ansicht der menschlichen Stimme zuerkennen zu wollen ... P.S. Ich erlaube mir ein Exemplar für die Bibliothek der Königl. Akademie beyzulegen. Ferner bitte ich die drey Anlagen geneigtest annehmen zu wollen." - Cuvier gilt als Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie und als Mitbegründer der Zoologie als vergleichende Anatomie.

Lot 2554, Auction  124, Planck, Max, Postkarte an einen Theologen

Planck, Max
Postkarte an einen Theologen
Los 2554

Zuschlag
550€ (US$ 573)

Details

Planck, Max, Physiker, Nobelpreisträger, Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (1858-1947). Eigh. Postkarte m. U. "Planck". 1 S. (Berlin-Charlottenburg) 15.I.1930.
An den Oberkirchenrat Neuberg in Berlin-Steglitz. "... Selbstverständlich bin ich gern damit einverstanden, daß Sie nächsten Freitag in mein Kolleg kommen. Doch möchte ich Sie im voraus darauf vorbereiten, daß es Ihnen wahrscheinlich äußerst langweilig werden wird, da ich gerade gegenwärtig einige mehr mathematisch geartete Probleme (Wärmeleitung betreffend) behandle ...". - Etwas gebräuntes Papier.

Lot 2555, Auction  124, Schabus, Jakob, 2 Briefe + Beigabe

Schabus, Jakob
2 Briefe + Beigabe
Los 2555

Zuschlag
150€ (US$ 156)

Details

Schabus, Jakob, österr. Physiker und Mineraloge, Professor der Physik an der Wiener Handelsakademie, starb durch Selbstmord (1825-1867). 2 eigh. Brief m. U. "Jakob Schabus" bzw. "J Schabus". Zus. 51/4 S. Gr. 8vo. Wien 20.VI. und 14.XI.1855.
An einen Kollegen in Frankreich. Entschuldigt die Verspätung seines Dankes mit seinem Mangel an Französisch-Kenntnissen und einer anderen Eigenschaft: Dass er "leider die üble Gewohnheit habe, das Briefschreiben von einem Tag auf den andern zu verschieben." Kommt dann auf die Aufsätze des Adressaten zu sprechen: "... Die Ansicht, daß der Zusammenhang zwischen Form und Zusammensetzung an möglichst vielen chemisch gut untersuchten Substanzen ermittelt werden soll, habe ich in meiner Abhandlung deshalb ausgesprochen, um die Chemiker zu veranlassen, daß sie ihre Verbindungen auch einer krystallographischen Untersuchung unterwerfen. Denn es geschieht leider sehr häufig, daß Gemenge aus verschiedenen Substanzen analysirt und als eigene Verbindungen beschrieben werden, welche man an den Krystallformen sehr leicht erkennen und sogar voneinander trennen kann.
Ihre schönen Arbeiten, mein Herr, werden hier allgemein mit großem Interesse studiert und besonders ist es Herr Sectionsrath [Wilhelm] Haidinger, welcher dadurch, daß er dieselben in den Sitzungen der kais. Academie der Wissenschaften zur Sprache bringt, auch jene für dieselben interessirt, die sich nicht unmittelbar mit derartigen Untersuchungen abgeben. Ich für meinen Theil fühle mich glücklich, Ihre vortrefflichen Arbeiten zu besitzen ...". Behandelt dann ausführlich das Problem, daß man in Frankreich und Deutschland in der Kristallographie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet, und plädiert für die Einführung übereinstimmender Bezeichnungen [20.VI.1855]. - Im November bedankt er sich für "Mittheilungen", die ihm durch den Physiker Constantin Freiherr von Ettingshausen übermittelt worden seien. Da der Adressat offenbar die Bezeichnungen in der Kristallographie für unwichtig hielt, geht Schabus noch einmal auf dieses Problem ein. Anschließend kommentiert er seine neueste Veröffentlichung und verteidigt sie gegen ungerechtfertigte Kritik [14.XI.1855]. - Sehr selten. - Beiliegend der Brief eines F. H. Schroeder, Lehrer am Gymnasium in Clausthal, an einen Professor, dem er seine Arbeit über Kristallographie übersendet, mit der Bitte, ein zweites Exemplar dem Professor Dufrénoy zu übergeben.

Lot 2556, Auction  124, Schweitzer, Albert, Billet + 2 sign. Porträts

Schweitzer, Albert
Billet + 2 sign. Porträts
Los 2556

Zuschlag
200€ (US$ 208)

Details

Schweitzer, Albert, Urwald-Arzt, Organist, Theologe, Philanthrop und Nobelpreisträger (1875-1965). Eigh. Billet m. U. "Albert Schweitzer". In franz. Sprache. 1 S. 7,5 x 10,5 cm. O. O. (wohl um 1920).
An einen Herrn. "... Merci de l'envoie de carte à Joseph Gloess de 1905 qui me fait me reporter en arrière dans mes souvenirs. En ce moment je me prépare à faire de disques de la 6e Symphonie de Widor ...". - Charles-Marie Widor (1844-1937) gehört zu den großen Virtuosen und Komponisten der Orgelmusik. Sein Schüler Schweitzer war später mit ihm befreundet. - Dabei: Eigh. Signatur "Albert Schweitzer" auf der Reproduktion eines Gemäldes, das den jungen Künstler an der Orgel zeigt. 15,2 x 19,2 cm. (Wohl vor 1918). - Ferner beiliegend: Farbige Postkarte mit eigh. Signatur "Albert Schweitzer" unter seinem Porträt nach dem Gemälde von Wolf Ritz (Schweitzer am Schreibtisch sitzend und schreibend, 1954). - Zus. 3 Teile.

Lot 2557, Auction  124, Thiersch, Friedrich von, Brief an Jean Gabriel Eynard

Thiersch, Friedrich von
Brief an Jean Gabriel Eynard
Los 2557

Zuschlag
460€ (US$ 479)

Details

Thiersch, Friedrich von, bayerischer Philologe und Philhellene, führte 1831 Grabungen in Griechenland aus (1784-1860). Eigh. Brief m. U. "Fr. Thiersch". In franz. Sprache. 2 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelrest. Gr. 4to. München 5.XI.1835.
An den Schweizer Bankier Jean Gabriel Eynard, Pionier der Daguerreotypie und begeisterter Philhellene, in Beaulieu (1775-1863). Ausführlich über ihr gemeinsames Thema Griechenland und diesbezügliche Korrespondenzen. - Eynard war Mitbegründer der Nationalbank von Griechenland. - Leichte Randschäden, auch durch den Siegel-Ausriss.

Zeppelin, Ferdinand Graf von
Brief über ein Heiratsverbot
Los 2558

Zuschlag
360€ (US$ 375)

Details

Heiratsverbot in Württemberg
Zeppelin, Ferdinand Graf von, Ingenieur, legendärer Luftschiff- und Flugzeugkonstrukteur, auch General der Kavallerie (1838-1917). Eigh. Brief m. U. "Graf Zeppelin". 3 S. Mit Briefkopf des "1. Königl. Württ. Ulanenregiments König Karl". Doppelblatt. 4to. Stuttgart 13.V.1883.
Als Kommandeur des Ulanen-Regiments der 26. Kavallerie-Brigade an den Secondelieutenant v. Bayer-Ehrenberg, der sich mit der Gräfin Sophie von Taubenheim vermählen will. Doch der König habe die Heirat in Württemberg untersagt. "... Auf die Meldung des Herrn Oberststallmeisters Grafen von Taubenheim, daß Seine Excellenz die Vermählung seiner Tochter, Gräfin Sophie, mit Euer Hochwohlgeboren zugebe, haben Seine Majestät, der König, mir Befehl zugehen lassen, Ihnen zu eröffnen, daß Allerhöchstdieselben, ohne Ihnen irgendwie ungnädig gesinnt zu sein, doch aus Familienrücksichten nicht genehmigen könnten, daß Sie nach Ihrer Vermählung in Württemberg verbleiben. - Sie werden deshalb die Heirathserlaubniß von Seiner Majestät, dem König, nicht erhalten ...". Rät dem Leutnant jedoch - mit Zustimmung des Königs - in einem anderen Land des Deutschen Reiches in den Militärdienst zu treten und dort zu heiraten. Kündigt am Schluß seine Abreise nach Moskau an. - So früh selten.

Lot 2561, Auction  124, Wohlwill, Emil, Brief als Student in Berlin

Wohlwill, Emil
Brief als Student in Berlin
Los 2561

Zuschlag
300€ (US$ 313)

Details

"es giebt viel Schönheit in Berlin"
Berlin. - Wohlwill, Emil, Hamburger Chemiker aus jüdischer Familie, Namensgeber des elektrolytischen Verfahrens zur Metallscheidung, Wissenschaftshistoriker, Galilei-Forscher, Mitglied der Hamburger Patriotischen Gesellschaft (1835-1912). Eigh. Brief m. U. "Emil Wohlwill". 4 S., eng beschrieben. Mit der lithographischen Darstellung einer Kriegsszene auf der oberen Hälfte der ersten Seite. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin, (wohl letztes Quartal 1856).
Als Student in Berlin an einen Freund. Sehr umfangreicher, interessanter Brief über seine Eindrücke, Empfindungen und Stimmungen in Berlin, wobei auch Damenbekanntschaften nicht unerwähnt bleiben. "... Ich hatte in einer wunderbar genialen Weise Carl Ritter über die Geographie der Zukunft sprechen hören, und hatte die Absicht, nach Hause zu gehen und analytische Mechanik mit Butterbrod zum Abendessen zu genießen. Sonderbarer Weise stimmt mich die analytische Mechanik, die vielleicht das rein Geistigste ist, was existirt, fast immer sinnlich. Ich ging hinaus in die dunklen Straßen, und suchte ein Weibsbild, aber was ich sah, gefiel mir nicht, ich wandelte unter den Linden rechts und links und dachte mir die Welt als großes Trauerspiel, das mit einem Selbstmord nothwendig schließen muß. - Darauf ging ich hin, mir Pandectenpapier zu kaufen, und kaufte kein Pandectenpapier, sondern diesen Briefbogen, der mir komisch genug erschien, um einen Contrast zu bilden ... Vielleicht Contrastes halber ging ich auch in den Buchbinderladen; da sitzt ein schönes Kind, das leibhafte Ebenbild meiner verehelichten Crefelderinn, natürlich behandle ich sie schon aus Achtung vor meinen Erinnerungen mit feinen Fingerspitzen; bin schon manche Abendstunde da geblieben und heute ebenso. Ihre Augen haben ganz das leuchtende Blau, das mich immer von vornherein erobert ... Der Mund ist so fein, und das süße Lachen, das manchmal um ihn zuckt, so süß, wie ich's nur einmal sonst gesehen habe. Gegen die reiche Schönheit protestiren leider sehr mißhandelte Zähne - das ist ein Unglück ... Das Ganze ist nur ein Absteigequartier für solche Stimmungen, in denen mir Wein trinkende Menschen fehlen und doch menschliche Wesen nöthig sind. Aber es schützt vor der eisigen Kälte der Arbeit, an die ich mich selbst geschmiedet habe ... .
Ich wollte auf den Kirchhof gehen, wo die Todten vom März 48 in einem gemeinschaftlichen Grabe liegen und da mir Bewegung ins Blut bringen; aber es darf Keiner hin, der Eintritt ist versteckt und verschlossen; denn man will die Bewegung eben nicht in's Blut kommen lassen. - Die Schönheit allein ist Etwas, aber es ist wenig; es giebt viel Schönheit in Berlin, aber es ist immer nur Etwas. Großartige Gebäude mit den wohlthuenden griechischen Säulen, mit den Fresko Gemälden von warmer Farbe und warmem Inhalt treten Dir entgegen; auf den Brücken hat man Gestalten des Alterthums aufgepflanzt ... griechische Göttersymbole zieren jedes öffentliche Gebäude, selbst die Wachen und Casernen für das Militärübermaß; die Sammlungen sind reich, wie wenige, Musik und Theater blühen, Döring und Dessoir sind Männer und spielen in Shakespeareschen Riesendramen, daß man selbst zum Riesen wird; die Universitätslehrer zählen zu den ersten Größen Europa's, und die Collegien, die ich höre, sind Meisterwerke ...". Geht dann noch einmal auf seine Empfindungen und Stimmungen sowie zum Schluß auf die Liebesaffären seines Freundes ein.
Das "comische" Bild, das den Briefbogen in ungewöhnlicher Größe ziert, zeigt laut Unterschrift das "Gefecht der Königl. Preuß. Kriegs Corvette Danzig unter Prinz Adalbert v. Preußen K. H. gegen maroccanische Riff-Piraten 7ten August 1856." Während einer Geschwader-Übung im Atlantik hatte der Admiral Prinz Adalbert eine eigenmächtige Straf-Expedition gegen marokkanische Piraten durchgeführt, die 1852 eine Stettiner Brigg überfallen hatten. Höhepunkt der Aktion war das hier dargestellte, zwar mißglückte, aber in Deutschland als Heldentat wahrgenommene Scharmützel unter persönlicher Führung Adalberts gewesen. - Wohlwills Urteil über das Bild, sein Besuch des Friedhofs der Märzgefallenen und seine Bemerkung vom "Militärübermaß" lassen eine freiheitlich-pazifistische Gesinnung erkennen. - Mehrseitig interessantes Dokument aus der Restaurationszeit in Berlin.

Lot 2562, Auction  124, Bismarck, Otto Fürst von, Brief an Otto von Camphausen

Bismarck, Otto Fürst von
Brief an Otto von Camphausen
Los 2562

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,042)

Details

Bismarck umfassend über Finanzpolitik
Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler, Begründer eines geeinten Deutschen Reiches (1815-1898). Eigh. Brief m. U. "v Bismarck". 7 S. Gr. 4to. Varzin 31.X.1869.
An den (nicht genannten) preußischen Finanzminister Otto von Camphausen, vier Tage nach dessen Berufung durch König Wilhelm I. Sehr umfangreicher und bedeutender Brief über die Finanzkrise, den Staatshaushalt und die Steuerpolitik Preußens. "... Bezüglich der beiden ersten Punkte in Ihrem gefälligen Schreiben vom 29 habe mich telegraphisch schon ausgesprochen. Was den dritten, die Convertirung der Schatzscheine unter Erweiterung der Schuld um 2 bis 3 Millionen zur Deckung des Deficits betrifft, so konnte ich mich nicht mit telegraphischer Kürze fassen. Ich schicke voraus, daß ich in dem Augenblicke wo ich den Geschäften fern stehe, Sie aber eine schwierige Erbschaft, cum beneficiis natürlich, angetreten haben, und in wenigen Wochen eine seit 2 Jahren verschleppte Krankheit heilen, oder doch den Patienten bis zum 1 Januar marschfähig machen sollen, daß ich unter solchen Umständen natürlich nicht den Anspruch auf ein von hieraus zu übendes veto gegen irgend ein[e] der von Ihnen angeregten Maßregeln erheben kann ... Ich halte es für unrichtig, daß ein Deficit, welches aus einem dauernden, durch nachhaltige Einnahmeausfälle u. Ausgabensteigerung bedingten Mißverhältniße zwischen laufenden Einnahmen u. Ausgaben, sich als Nothwendigkeit ergiebt, durch Capitalbestände des Staates oder gar durch neue Schulden gedeckt werde, weil man Hoffnungen auf Steigerung der Einnahmen sezt, die durch keinerlei Bürgschaft zur Sicherheit gemacht sind. Meiner Überzeugung nach ist es die Pflicht jedes guten Haushalters, in solchem Falle ungesäumt für Vermehrung der Einnahmen zu sorgen, die Nothwendigkeit davon überall öffentlich in den Vordergrund zu stellen, u. ... eine vom Capital zehrende Wirthschaft zuzulassen; wenigstens nicht ohne Versuch soliderer Abhülfe, u. nicht ohne Protest gegen Landtagsbeschlüsse welche den Staat zu unsolider Wirthschaft nöthigen. Es ist gewiß nicht von Bedeutung, ob wir 2 Million[en] Vermögen oder Schulden mehr haben; aber von Bedeutung ist das Einreißen der kindischen Art mit welcher nachher im Landtage der nöthige Geldbedarf versagt u. die Regirung für dessen Beschaffung u. Verwendung dennoch verantwortlich gemacht wird. Die Abgeordneten u. die Wähler werden auf diese Weise niemals ihrer eigenen Verantwortlichkeit für das Staatswohl sich bewußt, u. der Wähler gewöhnt sich jedem Schwätzer zu glauben der auf die Regirung schimpft, Geld von ihr verlangt, aber jede Steuer abzulehnen verspricht. Diese Krankheit ist eine sehr ernste u. liegt tief in der Unselbständigkeit eines Volkes, welches seit Jahrhunderten gewöhnt ist, die Regirung allein für alles sorgen zu lassen. Wir werden ohne ernste Krisen zur Heilung dieser Verkehrtheit nicht gelangen, namentlich so lange wir mit Abgeordneten zu thun haben, deren letztes Argument in der Frage wurzelt, ob sie wiedergewählt werden ...". Es folgen 4 weitere Seiten solcher Erörterungen, und der Brief gleicht einer finanz- und wirtschaftspolitischen Grundsatz-Rede Bismarcks. - 1 Faltenriss; sonst gut erhalten.

Lot 2564, Auction  124, Bismarck, Otto Fürst von, 2 signierte Schriftstücke

Bismarck, Otto Fürst von
2 signierte Schriftstücke
Los 2564

Zuschlag
320€ (US$ 333)

Details

- 2 eigh. Schriftstücke m. U. "v Bismarck". Zus. 2 S. auf 2 Bl. Quer-gr. 8vo. Berlin 14.XII.1874 und 12.III.1886.
Zwei eigenhändige und signierte Zahlungsanweisungen an seinen Bankier Simon Bleichröder. 1874: "Herrn S. Bleichröder ersuche ich an den Oberförster Hintz in Aumühle bei Friedrichsruh 'Eintausend Thaler' für meine Rechnung zahlen zu wollen ...". - 1886: "Viertausend vierhundert und zweiundfünfzig Mark und 41 [Pfennig] ersuche ich Herrn S. Bleichröder an mich zu zahlen und bei der Jubiläumstiftung als Alters- und Armenpflege für Varzin und Reinfeld in Ausgabe zu stellen ...". - Beigegeben ein handschr. Schuldschein des Königl. Domänenrates v. Bismarck in Wittenberg, der vom Reichskanzler Bismarck ein Darlehen von 12.000 Mark in bar erhalten hat. 1/2 S. Doppelblatt mit rotem Lacksiegel des Schuldners. Wittenberg 19.XI.1877. - Faltenrisse.

Lot 2565, Auction  124, Bismarck, Johanna Fürstin von, 3 Briefe bzw. Billets

Bismarck, Johanna Fürstin von
3 Briefe bzw. Billets
Los 2565

Zuschlag
200€ (US$ 208)

Details

- Bismarck, Johanna von, geb. von Puttkamer, die Gemahlin des Reichskanzlers (1824-1894). 3 eigh. Briefe m. U. "J Fürstin Bismarck". Zus. 7 S. 8vo und gr. 8vo. Kissingen, Berlin u. o. O. 1877-1884.
Der erste Brief wohl an eine Bedienstete, die beiden anderen an das Hofjuwelier-Geschäft Gebr. Friedländer. "Ich habe, glaube ich, vergessen, Ihnen zu sagen, Sie möchten die beiden blauen u. weißen Porzellane u. Bronzen auch einpacken und nach Berlin zur Reparatur schicken. Die beiden kleinen braunen Bronzen sind ja wohl gleich nach unserer Abreise hin gekommen? An die Lampen- u. Bronze-Fabrik von H. Stobwasser u. Comp: Aktiengesellschaft. Berlin U. d. Linden 28. oder haben Sie sie in die Wilhelmstr. 76 an meine Adresse geschickt - nachdem wir schon hier in Kissingen waren? ... Haben Sie auch Betten u. Matratzen gesonnt u. geklopft? Das Wetter war u. ist so wunderschön dazu" [Kissingen 21.VI.1877]. - Im Schreiben vom 16.XII.1884 bittet sie den Juwelier Friedländer um seinen Besuch, um seine Rechnungen zu bezahlen. - In einem weiteren Billet fragt sie bei Friedländer an: "Ist das Muschel-Glasbrett [?] für meinen Sohn noch nicht fertig? Ich vergaß vorher zu fragen ...". - Faltenrisse, teils laienhaft repariert.

Lot 2566, Auction  124, Ketteler, Clemens Freiherr von, Signiertes Zolldokument in Peking

Ketteler, Clemens Freiherr von
Signiertes Zolldokument in Peking
Los 2566

Zuschlag
1.300€ (US$ 1,354)

Details

Eskalation im Boxer-Aufstand
China. - Ketteler, Clemens Frhr von, Diplomat, deutscher Gesandter in Peking, seine Ermordung verursachte einen Sühnefeldzug alliierter Truppen bis zur Niederschlagung des sog. Boxer-Aufstands (1853-1900). Eigh. Signatur "Freiherr von Ketteler" und Stempel "Kaiserlich deutsche Gesandtschaft" auf einem amtlichen Bericht über Zollgut. 11/2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Peking 8.V.1900.
Sechs Wochen vor seiner Ermordung beglaubigt Ketteler hier die Unterschrift eines Beamten der deutschen Gesandtschaft in Peking, der über die Öffnung mehrerer Kisten aus Hamburg berichtet, welche 7 (zerbrochene und beschädigte) "Venetianerspiegel" enthielten. - Am Morgen des 20. Juni 1900 wurde Ketteler auf dem Weg ins chinesische Außenministerium von einem Korporal eines mandschurischen Regiments erschossen, nachdem am 17. Juni die ersten Kampfhandlungen zwischen der chinesischen Armee und den europäischen alliierten Truppen stattgefunden hatten. Das Deutsche Reich entsandte daraufhin ein Expeditionskorps nach China, das die Führung der alliierten Straf-Expedition beanspruchte. - Selten.

Lot 2567, Auction  124, Deutsche und ausländische Politiker nach 1945, 37 Autogramm-Fotos

Deutsche und ausländische Politiker nach 1945
37 Autogramm-Fotos
Los 2567

Zuschlag
240€ (US$ 250)

Details

Deutsche und ausländische Politiker nach 1945. 37 signierte, meist farbige Porträtfotos und Foto-Postkarten. Verschiedene Formate.
Deutsche Politiker. Kurt Beck, Willy Brandt (2), Karl Carstens, Joschka Fischer, Sigmar Gabriel, Joachim Gauck, Hans-Dietrich Genscher, Kurt-Georg Kiesinger, Horst Köhler, Helmut Kohl, Angela Merkel, Johannes Rau, Rudolf Scharping, Walter Scheel, Helmut Schmidt (2), Gerhard Schröder, Frank-Walter Steinmeier, Edmund Stoiber, Franz Josef Strauß, Richard von Weizsäcker, Klaus Wowereit, Christian Wulff. - Die Eigenhändigkeit der Signaturen können wir hier ausnahmsweise nicht garantieren; einzelne Drucke sind nicht auszuschließen. - Ausländische Politiker. 13 signierte, meist farbige Fotos bzw. Porträtfoto-Postkarten. Vorhanden: Mary Mc Aleese (Präsidentin von Irland), Kofi Annan (UN-Generalsekretär), Jassir Arafat (Präsident von Palästina), José Manuel Barroso (Ministerpräsident Portugals und Präsident der EU), Tony Blair (britischer Premierminister), Gordon Brown (britischer Premierminister), Tarja Halonen (Präsidentin der Republik Finnland), Henry Kissinger (Außenminister der USA), Ban Ki-Moon (UN-Generalsekretär), Olof Palme (Ministerpräsident Schwedens, starb durch Attentat), Ronald Reagan (US-Präsident), Anwar as-Sadat (Staatspräsident Ägyptens), Margaret Thatcher (britische Premierministerin). - Die Eigenhändigkeit der Signaturen können wir hier ausnahmsweise nicht garantieren; einzelne Drucke sind nicht auszuschließen.

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