Los 2562

Bismarck, Otto Fürst von
(1815-1898)Brief an Otto von Camphausen

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Aus dem Katalog
Literatur und Autographen
Auktionsdatum 9.10.2024

Lot 2562, Auction  124, Bismarck, Otto Fürst von, Brief an Otto von Camphausen

Bismarck umfassend über Finanzpolitik
Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler, Begründer eines geeinten Deutschen Reiches (1815-1898). Eigh. Brief m. U. "v Bismarck". 7 S. Gr. 4to. Varzin 31.X.1869.
An den (nicht genannten) preußischen Finanzminister Otto von Camphausen, vier Tage nach dessen Berufung durch König Wilhelm I. Sehr umfangreicher und bedeutender Brief über die Finanzkrise, den Staatshaushalt und die Steuerpolitik Preußens. "... Bezüglich der beiden ersten Punkte in Ihrem gefälligen Schreiben vom 29 habe mich telegraphisch schon ausgesprochen. Was den dritten, die Convertirung der Schatzscheine unter Erweiterung der Schuld um 2 bis 3 Millionen zur Deckung des Deficits betrifft, so konnte ich mich nicht mit telegraphischer Kürze fassen. Ich schicke voraus, daß ich in dem Augenblicke wo ich den Geschäften fern stehe, Sie aber eine schwierige Erbschaft, cum beneficiis natürlich, angetreten haben, und in wenigen Wochen eine seit 2 Jahren verschleppte Krankheit heilen, oder doch den Patienten bis zum 1 Januar marschfähig machen sollen, daß ich unter solchen Umständen natürlich nicht den Anspruch auf ein von hieraus zu übendes veto gegen irgend ein[e] der von Ihnen angeregten Maßregeln erheben kann ... Ich halte es für unrichtig, daß ein Deficit, welches aus einem dauernden, durch nachhaltige Einnahmeausfälle u. Ausgabensteigerung bedingten Mißverhältniße zwischen laufenden Einnahmen u. Ausgaben, sich als Nothwendigkeit ergiebt, durch Capitalbestände des Staates oder gar durch neue Schulden gedeckt werde, weil man Hoffnungen auf Steigerung der Einnahmen sezt, die durch keinerlei Bürgschaft zur Sicherheit gemacht sind. Meiner Überzeugung nach ist es die Pflicht jedes guten Haushalters, in solchem Falle ungesäumt für Vermehrung der Einnahmen zu sorgen, die Nothwendigkeit davon überall öffentlich in den Vordergrund zu stellen, u. ... eine vom Capital zehrende Wirthschaft zuzulassen; wenigstens nicht ohne Versuch soliderer Abhülfe, u. nicht ohne Protest gegen Landtagsbeschlüsse welche den Staat zu unsolider Wirthschaft nöthigen. Es ist gewiß nicht von Bedeutung, ob wir 2 Million[en] Vermögen oder Schulden mehr haben; aber von Bedeutung ist das Einreißen der kindischen Art mit welcher nachher im Landtage der nöthige Geldbedarf versagt u. die Regirung für dessen Beschaffung u. Verwendung dennoch verantwortlich gemacht wird. Die Abgeordneten u. die Wähler werden auf diese Weise niemals ihrer eigenen Verantwortlichkeit für das Staatswohl sich bewußt, u. der Wähler gewöhnt sich jedem Schwätzer zu glauben der auf die Regirung schimpft, Geld von ihr verlangt, aber jede Steuer abzulehnen verspricht. Diese Krankheit ist eine sehr ernste u. liegt tief in der Unselbständigkeit eines Volkes, welches seit Jahrhunderten gewöhnt ist, die Regirung allein für alles sorgen zu lassen. Wir werden ohne ernste Krisen zur Heilung dieser Verkehrtheit nicht gelangen, namentlich so lange wir mit Abgeordneten zu thun haben, deren letztes Argument in der Frage wurzelt, ob sie wiedergewählt werden ...". Es folgen 4 weitere Seiten solcher Erörterungen, und der Brief gleicht einer finanz- und wirtschaftspolitischen Grundsatz-Rede Bismarcks. - 1 Faltenriss; sonst gut erhalten.

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