Koranhandschrift
Osmanischer Taschenkoran. Arabisches Manuskript auf Papier. Istanbul um 1775
Los 1008
Zuschlag
420€ (US$ 438)
Koran - Al Qur’an. Osmanischer Taschenkoran. Arabische Handschrift auf gelatiniertem Papier. Ca. 302 (statt 304?) Bl. Mit doppelblattgroßer Zierseite ’Unwan in Pinselgold und Farben, alle Seiten in goldenem Rahmen, mit roter einfacher und schwarzer Doppelline konturiert, die ca. 100 Surenüberschriften in Rot auf weißem Grund und in Kästen mit Gold und verschiedenen Farben (Lindgrün, Warmbelb, Himmelblau, Rosé etc.), Kapitelanfänge mit ca. 120 Rosettenweisern in Gold und Farben sowie Goldpunkten für die Versanfänge. 16,5 x 11 cm. Moderner Klappeneinband aus grünem Leinen. Wohl Istanbul um 1820.
Recht hübscher osmanischer Taschenkoran wohl aus Istanbul. Dafür sprich nicht zuletzt die Illuminierung der Handschrift und das gelatinierte feine Velinpapier. Dieses ist dermaßen dünn, so dass der große Umfang von über 600 Seiten (auf 300 Bl.) in das kleine Taschenformat passt.
Die Doppelzierseite ’Unwan am Anfang ist in prachtvoller Kastenmalerei in üppigem Gold mit zahlreichen Arabesken-Ornamenten in Orange, Blau, Rot, Dunkelrot gehalten. – Neu beschnitten. Wenige unsachgemäße Filmklebungen von Rissen einzelner Blätter (u. a. linke Zierseite). Die Doppelseite mit ’Unwan im Falz gebrochen (geringe Papierausbrüche, auch an den Rändern, meist aber vollständig), es fehlen wohl ganz wenige Blätter zum Schluss. Vereinzelt immer wieder etwas feucht- und wasserrandig, die letzten Blätter mit kleinen Ausbrüchen im Rand (ohne Textverlust), insgesamt geschrieben und illuminiert auf besonders schönem, fast pergamentähnlichen feinstem Velinpapier, sauber gestrichen und fest gelatiniert. – Beiliegt: Eine weitere Koranhandschrift. Arabische Handschrift auf etwas gebräuntem Velinpapier, teils fragmentarisch erhalten. Mit einst hübscher Doppelzierseite ’Unwan in Gold- und Farben. 19 x 12 cm. Klappenband mit alt überklebtem Rücken und Gebrauchsspuren. Wohl Isfahan um 1880. - Mehrere Blätter mit Ein- und Ausrissen und Läsuren, einige Blätter fehlen. Gebrauchsspuren.
Paulus de Sancta Maria und Thomas Cantipratensis
Scrutinium scripturarum und Bonum universale de proprietatibus apum (Bienenstaat)
Los 1009
Zuschlag
18.000€ (US$ 18,750)
INKUNABELN
Paulus de Sancta Maria (Paulus Burgensis). Scrutinium scripturarum. 218 nn. Bl. (inkl. 3 w.). 39 Zeilen. Got. Textura Rotunda. Schriftraum: 18 x 10,9 cm. Mit Hunderten von bis zu 10-zeiligen rot eingemalten Initialen, roten Kapitelüberschriften und Kolumnentitel sowie durchgehender Rubrizierung. Strassburg, Johann Mentelin, um 1474 [und beigebunden:] Thomas Cantipratensis. Bonum universale de proprietatibus apum. 134 nn. Bl. 2 Spalten. 39 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 18,5 x 13,4 cm. Mit zahlreichen bis zu 6-zeiligen rot eingemalten Initialen sowie durchgehender Rubrizierung. Köln, Johann Koelhoff, um 1479. - 2 Werke in 1 Band. Format: 28,4 x 20,6 cm. Schweinsleder d. Z. (etwas abgegriffen und fleckig, Rücken alt gekalkt und mit hs. RTitel auf rotem Grund, Bezug an den Gelenken etwas brüchig) über schweren, kantigen Holzdeckeln mit Streicheisenlinien und 2 (von 4) Messing-Schließbeschägen (ohne die Schließen). Straßburg bzw. Köln 1474-1479.
I. Hain 10762. GW 29974. Goff P-203. Proctor 223A. Pellechet 8929. Collijn 806. Gamper 164. Günther 2893. Hubay 1571. Jaspers 121. Madsen 3060. Nentwig 306. Sack 2655. 2656. Voulliéme 1280. Walsh 64. Wilhelmi 478. Zedler 552. BMC I, 58. BSB-Ink P-47. CIBN P-72. CBB 3010. CIH 2532. IBE 5112. IBP 4194. IDL 3515. IGI 7327. Schorbach, Mentelin, 34. ISTC ip00203000.
II. Hain-Copinger 3644. GW 46647. Goff T-347. Proctor 1042. Pellechet 3212. Klebs 969.2. Bodleian T-197. Borm 2621. Collijn 1416. Finger 909. Günther 683. Hubay 2057. Madsen 3955. Oates 530. Voulliéme 465. Wilhelmi 578. 579. BMC I, 223. BSB-Ink T-330. CIBN T-217. CBB 3768. CIH 3306. IBP 5353. IDL 4347. ISTC it00347000. – I: Paulus de Sancta Maria. Scrutinium scripturarum. Zweite Straßburger Mentelin-Ausgabe des ersten gedruckten antisemitischen Buchs, das erstmals um 1470 bei demselben Drucker erschienen war. Paulus de Sancta Maria (1351-1435), eigentlich Salomon ben Levi, trat 1390 zum katholischen Glauben über und galt als der bedeutendste Exeget seiner Zeit. Er wurde Geheimkanzler des Königs Heinrich II. von Kastilien und Patriarch von Aquileia. Sein vorliegendes Hauptwerk ist eine Art Dialog zwischen Christentum und Judentum, in dessen erstem Teil ein Jude Saulus und ein Christ Paulus darüber diskutieren, ob mit Jesus Christus der verheißene Messias gekommen sei. Der zweite Teil enthält Erläuterungen der Grunddogmen des christlichen Glaubens durch einen christlichen Magister gegenüber einem Schüler. - Prächtiger früher Druck aus der Offizin Mentelins, der um 1460 in Straßburg zu drucken begann und sein Handwerk vermutlich in Mainz erlernte.
II: Thomas Cantipratensis. Bonum universale de proprietatibus apum. Die zweite Ausgabe der Hauptschrift des Theologen, Tier- und Naturforschers, Enzyklopädisten, Augustiner-Chorherrn und Dominikaners Thomas von Cantimpré (auch Thomas Cantimpratensis, Thomas Brabantinus oder Thomas van Bellinghen; 1201-1272), der darin "das menschliche Gemeinwohl im Bienenstaate" erschaut. Tatsächlich handelt es sich um das früheste Werk, in dem die erstaunliche Organisation eines Bienenstaats auf Naturbeobachtungen basierend nahezu wissenschaftlich beschrieben wurde. Dabei vergleicht Thomas Cantipratensis die Bienengemeinschaft mit der Gesellschaft und dem Zusammenleben der Menschen, wobei die Organisation des christlichen Klosterlebens als Muster und Vorbild dient. Thomas war Chorherr zu Cantimpré bei Cambrai, hatte unter Albertus Magnus in Köln studiert und wurde schließlich Subprior in Löwen. Prachtvoller zweispaltiger Druck von Johann Koelhoff d. Ä., der seine Druckwerkstatt seit 1471 betrieb und das Handwerk wahrscheinlich bei Wendelin von Speyer in Venedig erlernt hatte – Lediglich ein Blatt mit kleinem Eckabriss, ein weiteres mit Randeinriss, die Ränder vereinzelt geringfügig stockfleckig, sonst fast durchgehend strahlend sauber und frisch, die Vorsätze erneuert. Zwei außergewöhnlich gut erhaltene Drucke auf kräftigem, bemerkenswert breitrandigem Papier in sorgsamer Rubrizierung, gebunden in einem zeitgenössischen Holzdeckeleinband, dessen Deckelblindprägung mit schlichten Fileten zu einem recht geistreichem Rautenornament gefügt wurden. Mit hübschem gotischen Schnitttitel unten "Scrutinium scripturarum" und Resten von einem zeitgenössischen Titelschild auf dem Vorderdeckel, der ebenso nur dem ersten enthaltenen Werk Rechnung trägt: "Scrutinium scripturarum".
Seltene erste Koberger-Ausgabe
der ersten Realenzyklopädie
Bartholomaeus Anglicus. De proprietatibus rerum. 265 (statt 268) nn. Bl. 2 bzw. 3 (Index) Spalten. 53 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 22 x 14,4 cm. Format: 30,8 x 21,6 cm. Mit Hunderten von Lombarden in Rot und Blau und durchgehender sparsamer Rubrizierung. Blindgeprägtes braunes Kalbsleder d. Z. (ohne den Rücken und mit fehlenden Kanten, stärker wurmstichig, mit Fehlstellen und Bereibungen, komplett im 19. Jahrhundert neu aufgbunden, dabei das originale Deckelmaterial aufkaschiert, Vorsätze erneuert) über Holzdeckeln mit 8 (von 10 gehämmerten und punzierten Deckelberschlägen mit kreisrunden Profilbuckeln sowie 2 intakten Messingschließen (Schließen und Nägel teils erneuert) mit goldgeprägtem Titel in gotischen Lettern auf dem VDeckel "Bartholomeus de pr[oprietatibus]". Nürnberg, Anton Koberger, 30.V.1483.
Hain 2505. GW 3409. Goff B-137. Proctor 2036. Pellechet 1872. Klebs 149.8. Bodleian B-064. Madsen 549. Mendes 164. Nentwig 175. Ohly-Sack 393. Rhodes 269. Schlechter-Ries 205. Sheehan B-62. BMC II, 425. BSB-Ink B-95. Ink B-81. CIBN B-101. CIH 504. IBE 756. IBP 800. IGI 1255. ISTC ib00137000. – Erste Koberger-Ausgabe, insgesamt achte lateinische Inkunabelausgabe der berühmten, Anfang des 13. Jahrhunderts verfassten und erstmals um 1470 erschienenen naturwissenschaftlichen Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus, eines aus England stammenden Theologen und Scholastikers des Franziskanerordens, der mit seinem Werk eines der ersten Handbücher, Nachschlagewerke des Mittelalters geschaffen hatte, das sich noch bis weit ins 15. und 16. Jahrhundert höchster Beliebtheit erfreute.
Das Werk "De proprietatibus rerum", also etwa "Von den Eigenschaften der Dinge" ist eine Realenzyklopädie, die zahlreiche verschiedene Gebiete des Wissens bearbeitet, darunter auch Naturgeschichte, Astronomie, Pflanzenkunde, Medizin, Musik, Wissenschaften und vieles mehr. "Still important for its information on political, geography and its accounts of natural history. It treats also of medicine, cosmology, form and matter, meteorology, minerals, metals, trees, plants, measures and weights, musical instruments, and many other matters" (Stillwell IV, 595).
Interessant ist auch, das der Autor dabei durchaus immer wieder seine Quellen nennt, wie z. B. an einer Stelle seinen berühmten Zeitgenossen Albertus Magnus erwähnt. – Es fehlen die ersten beiden Blätter, davon das erste weiße (a1-2) sowie das letzte weiße (R8), Blatt b1 zum oberen Drittel ausgerissen (Verlust der einstigen großen Federwerk-Initiale), die letzte Lage mit Randausrissen und teils größeren Fehlstellen (jedoch nur überschaubarem Textverlust), letztes Textblatt mit transparenter Textüberklebung, von Rändern her mit Wasser- und Feuchtflecken, teils etwas sporfleckig und allenthalben mit Wurmspuren und Wurmgängen, zur Blockmitte aber meist recht sauber und das feste, breitrandige Papier gut erhalten. Interessanter Einband wohl einer südwestdeutschen Werkstatt.
Inkunabel-Sammelband
8 seltene Inkunabeldrucke, darunter die mit Holzschnitten reich illustrierte "Historia septem sapientium Romae".
Los 1011
Zuschlag
20.000€ (US$ 20,833)
Inkunabel-Sammelband. 8 seltene Inkunabeldrucke, darunter die mit Holzschnitten reich illustrierte "Historia septem sapientium Romae". 4°. 20 x 14,4 cm. Hellbraunes Kalsbsleder d. Z. (Kapitale ausgerissen, Rücken mit Lederfehlstelle, stärker beschabt, bestoßen und berieben, fliegende Vorsätze alt erneuert) über Holzdeckeln mit reicher Fileten- und Stempelblindprägung (und späterer Nummer "96" in Schwarz auf dem Rücken sowie einem kleinen Schnitttitel "Hymni" auf dem Kopfschnitt und 2 (1 punzierte) Schließbeschlägen (ohne die Schließe). In grüner moderner Halbmaroquin-Kassette mit goldgeprägtem Rückentitel, Leinen-Deckelbezug und 4 Messing-Buckelknöpfen unten. Köln, Leipzig, Straßburg und Venedig 1485-1491.
Umfangreicher Sammelband überaus bedeutender und seltener Inkunabeldrucke aus Köln, Leipzig, Straßburg und Venedig, wohl - das legt der Einband nahe - in Leipzig gesammelt und zusammengebunden. Der Messeplatz galt damals schon als eines der europäischenn Handelszentren wie Frankfurt - und unser Sammelband führt eindrucksvoll vor Augen, wie die einzelnen Drucke international kursierten und europaweit gehandelt wurden - Druckerzeugnisse waren eben damals schon nicht in erster Linie nationales, sondern europäisches Kulturgut!
Im Zentrum des Bandes steht (als sechster Druck) die im Mittelalter überaus populäre, hier in der reich illustrierten siebten Ausgabe vorliegende Historia septem sapientum Romae, „eine zyklische Rahmenerzählung“, die „in zahlreichen orientalischen und abendländischen Versionen vor[liegt]. Die Drucke des 15. Jahrhunderts gehören der ‚abendländischen Normalform‘ an“ (GW).
Im Zentrum des Bandes steht (als sechster Druck) die im Mittelalter überaus populäre, hier in der reich illustrierten siebten Ausgabe vorliegende Historia septem sapientum Romae, „eine zyklische Rahmenerzählung“, die „in zahlreichen orientalischen und abendländischen Versionen vor[liegt]. Die Drucke des 15. Jahrhunderts gehören der ‚abendländischen Normalform‘ an“ (GW). Kaiser Pontianus schickt seinen jungen Sohn Diokletian zum Unterricht zu den sieben weisen Meistern. Nach seiner Rückkehr legt der Sohn ein Schweigegelübde ab, wie es die Sterne raten. Während dieser Zeit weist er die Annäherungsversuche seiner Stiefmutter, der Kaiserin, zurück, die zum Kaiser geht und den Prinzen beschuldigt, sie verführen zu wollen. An sieben aufeinanderfolgenden Tagen kommt es zu einem Wettstreit von Geschichten und Gegengeschichten, die von der Stiefmutter und den sieben Weisen erzählt werden, wodurch die Hinrichtung des Prinzen aufgeschoben wird, bis er die Freiheit erlangt, die die Wahrheit frei herauszusagen. Die Ursprünge der Erzählungen liegen im orientalischen, im persischen oder indischen Raum. Die 23 ganzseitigen Holzschnitt-Illustrationen sind von elf verschiedenen Blöcken gedruckt (mit Wiederholungen), sie zeigen:
1. Tod der Kaiserin, der Mutter von Diokletian.
2. Pontianus vertraut seinen Sohn den sieben klugen Meistern an.
3. Heirat von Pontianus und seiner neuen Frau.
4. Der Junge und die Weisen lesen die Zukunft in den Sternen.
5. Begegnung zwischen dem Kaiser und seinem Sohn.
6. Der Junge weist die Annäherungsversuche seiner Stiefmutter, der Kaiserin, zurück.
7. Die Kaiserin gibt dem Kaiser vor, von seinem Sohn angegriffen worden zu sein.
8. Die Kaiserin erzählt die erste Geschichte.
9. Der erste Weise erzählt seine Geschichte.
10.-22. Dieselben zwei Holzschnitte werden abwechselnd wiederholt.
23. Der Junge erzählt seine Geschichte, und die falsche Magd der Kaiserin wird als ihr (männlicher) Liebhaber entlarvt.
Der Stil der detailreichen Illustrationen erinnert an den niederländischen Bellaert-Meister. Der Drucker Koelhoff entlieh die Holzschnitte von Gerard Leeu in Antwerpen, der sie zuvor für die
Bruder Claes Leeu für die niederdeutsche Ausgabe von 1488 und danach für seine lateinische Ausgabe vom 6. November 1490 verwendete.
Dieser Druck ist von allerhöchster Seltenheit, seit 1975 kann kein Exemplar auf dem amerikanischen, seit 1990 auch keines auf dem deutschsprachigen Markt (bis ca. 2015) nachgewiesen werden, lediglich 15 weitere Exemplare sind weltweit in öffentlichen Bibliotheken nachweisbar. Der gesamte Sammelband gliedert sich, wie folgt (mit bibliographischen Angaben):
I) Thomas a Kempis. Imitatio Christi. Mit: Johannes Gerson, De meditatione cordis. 56 Bl. 40 Zeilen. Venedig, Peregrinus de Pasqualibus und Dionysius Bertochus, 1485. - Hain-Copinger-Reichling 9088. GW 46818. Goff 1964, I-8. BMC V, 390. BSB-Ink T-167. ISTC ii00008000. Arnim, Schäfer, 1984, 332.
II) Thomas von Aquin (Pseudo-). De arte et vero modo praedicandi. 12 nn. Bl. 33 Zeilen. Leipzig, Konrad Kachelofen, um 1489. - Hain 1826. GW 46062. Goff T-270. ISTC it00270000. - Die wahrhafte „Weise zu predigen“ wurde irrtümlicherweise Thomas von Aquin zugeschrieben, es handelt sich jedoch um eine Zusammenstellung von Werken des Jacobus de Fusignano, das wiederum Henricus de Hassia zugeschrieben wird (vgl. T. M. Charland, Artes praedicandi, Paris, 1936, S.87).
III) Elegantiarum viginti praecepta. 12 nn. Bl. (e. w.). 36 Zeilen. Köln, Heinrich Quentell, um 1490. - Hain-Copinger 1895. GW 291. ISTC ie00032050. Fälschlicherweise wurde das Werk manchmal Aegidius Suchtelensis zugeschrieben (vgl. GW VIII, 23, nach B. Kruitwagen in Het Boek 15, 1926, S. 1-6). Siehe auch Arnim, Schäfer, 1984, 121.
IV) Johannes Gobius. De spiritu Guidonis: Hijstoria de spiritu quodam coniurato per priorem fratrum predicatorum Guidonis. 14 Bl. 33 Zeilen. Leipzig, Konrad Kachelofen, um 1489. - Hain-Copinger 8741. GW 10943. Goff G-315. BMC III, 624. Arnim, Schäfer, 142. ISTC ig00315000.
V) Bonaventura. De Praeparatione ad missam. 8 Bl. 36 Zeilen. Köln, Heinrich Quentell, 1499 (i.e. 1494?). - Hain-Copinger 3549. GW 4684. Goff B-936. BMC I, 291. Arnim, Schäfer, 73. ISTC ib00934550. - Die Anweisungen zur Vorbereitung der Heiligen Messe des Bonaventura ist von Quentell in das Jahr 1499 datiert, von Arnim und andere vermuten hier einen Fehler im Kolophon, da die Gotica Type 3:180G nicht später als in einem 1493 datierten Druck der Offizin nachweisbar ist.
VI) Historia septem sapientum Rome. 50 Bl. 34-37 Zeilen. Mit Holzschnitt-Druckermarke und 23 ganzseitigen Textholzschnitten von 11 Blöcken gedruckt. Köln, Johann Koelhoff d. Z., vor 6. November, 1490. - Hain-Copinger 8725. GW 12853. Goff S-449. BMC I, 230. Bodleian S-172. Schreiber 5139. Schramm VIII, 6 und 18, Abb. 301 und 303-314. ISTC is00449000. Die siebente lateinische Ausgabe der berühmten Geschichtensammlung.
VII) Expositio hymnorum. 56 S. 46 Zeilen (Kommentar). Straßburg, Johann Prüss, um 1491. - Hain 6779. GW 13696. Goff E-148. ISTC ie00148000. Diese „Expositio hymnorum“ der Offizin von Johann Prüss wurde häufig zusammengebunden mit den „Sequentiae“, beide in derselben Type der Offizin. Dennoch handelt es sich hier um zwei unterschiedliche Drucke mit verschiedenen Lagensignaturen und gedruckt auf anderen Papierchargen (Arnim, Schäfer, 172).
VIII) Sequentiae. Textus Sequentiarum cum optimo commento. 134 Bl. Zeilen 45-46. Straßburg, Johann Prüss, um 1491. - Hain-Copinger 14683. GW 41648. BMC I, 129. Arnim, Schäfer, 315. ISTC is00456500.
. – Vereinzelte alte Anmerkungen, teils geringe Wurmspuren in den ersten und letzten Blättern, die letzten beiden Lagen etwas feuchtrandig, kaum Papierläsuren (kleine Eckläsuren in den ersten beiden Blättern von Teil I, ein winziger Eckabriss in Teil VI), sonst sehr gut erhalten - und in einem bemerkenswerten zeitgenössichen Inkunabeleinband sächsischer Provenienz, möglicherweise aus Leipzig (Losange-Stempel mit Lilien, Rundstempel mit Rosen, Kronenstempel).
Provenienz: Der Band stammt aus der Familie Dietrichstein zu Nikolsburg (Mikulov, Mähren) mit deren Signatur auf dem ersten fliegenden Vorsatz "J, II, 32" und "inc. 96", wurde dann an K. Hiersemann, Leipzig, verkauft von Gilhofer & Ranschburg, Lucerne (auf der berühmten "Dietrichstein Auktion" vom 21./22. November 1933 (Los 205). Sodann im Besitz des großen Bibliophilen Ferdinand Baron Neufforge (1869-1942), dessen Bücher zu einem Großteil über der Auktionshaus Gerd Rosen, Berlin, in mehreren Katalogen zwischen 1959-1961 verkauft wurden, worauf man es in London in einer Auktion bei Sotheby’s (Auktion vom 13./14. März 1961, Los 75) findet, auf der es Otto Schäfer über Ernst Weil erwarb (OS 226, 1-8).
Johannes de Paltz
Quaestio determinata de revelatione antichristi
Los 1012
Zuschlag
2.800€ (US$ 2,917)
Seltene Erstausgabe über die Ankunft des Antichrist vom Lehrer Luthers
Johannes de Paltz. Quaestio determinata de revelatione antichristi. 43 (statt 44) nn. Bl. 32 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 14,1 x 11 cm. Format: 19,4 x 13,5 cm. Mit durchgehender Rubrizierung. Modernes Pergament unter Verwendung eines Blattes einer liturgischen Handschrift um 1400 mit romantischer Quadratnotation auf vierlinigem roten System (teils etwas abgewischt, berieben). Erfurt, Drucker des Bollanus, nach dem 24.VIII.1486.
Hain 1154. GW 14435. Goff A-771. Proctor 3112A. Ernst I/1 29. Günther 1014. Madsen 3428. BMC II, 590. BSB-Ink I-497. IBP 4640. VB 1133. ISTC ia00771000. – Erste Ausgabe der "Quaestio determinata de revelatione antichristi" von dem Theologen und Augustiner-Eremiten Johannes von Paltz (auch Johannes Jeuser, Geuser oder Johannes Greffenstein genannt; 1445-1511). Er stammt aus Pfalzel bei Trier, war Augustiner-Eremit und zählt zu den wichtigsten Intellektuellen Erfurts um 1500. "Am Studium der Erfurter Augustiner bekleidete er das Amt des 'Magister regens' und war als solcher 1505/06 Lehrer Luthers ... Als Peraudi in Erfurt weilte, besorgte Johannes de Paltz dem Erfurter Augustinerkonvent erhebliche Ablässe, die u. a. 2 Jahre darauf dem Bau der Klosterbibliothek zugute kamen.
Seit 1507 war Johannes, der sich als Visitator um die Reform der deutschen Provinz der Augustinereremiten verdient gemacht hat, Prior des Konvents von Mülheim (heute Ehrenbreitstein), wo er schon vorher wiederholt geweilt hatte. Er war ein wegen seiner volkstümlichen Beredsamkeit und Gelehrsamkeit geschätzter Prediger. Aus seinen Ablaßpredigten entstand die dem Kurfürst Friedrich dem Weisen gewidmete 'Himmlische Fundgrube' ... Anläßlich des Jubeljahres 1500 erweiterte Johannes de Paltz die lat. Ausgabe dieses Werkes. Im Mittelpunkt seiner Prediger- und Lehrtätigkeit stehen neben Fragen, die die Ablaßlehre betreffen, die Verteidigung der unbefleckten Empfängnis Marias sowie das Bußsakrament, dem er bereits die Funktion der 'contritio imperfecta' zubilligt. Außerdem setzt er sich für stetigen Empfang des Altarsakraments und für ständige Bibellektüre ein" (NDB X, 565 f.).
In der "Quaestio determinata de revelatione antichristi" wendet sich Johannes de Paltz gegen die Lehre und Rechtgläubigkeit von Annius' "De futuris Christianorum triumphis", wobei er den Propheten Mohammed mit dem Antichrist vergleicht und Berechnungen anstellt, um dessen Ankunft auf Erden zu determinieren.
Der Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW) weist diesem Druck die Erstausgabe zu, was Angesichts der Typographie, der Fehler etc. auch sofort evident wird, auch wenn der sehr viel häufigere Memminger Folgedruck (bei Albrecht Kunne; GW 14438; Hain 1155; Goff A-772) oft als gleichzeitige Parallelausgabe angeboten wird. Bei diesem kann die Datierung nach dem 24.VIII.1486 und jedenfalls nicht nach 1492 eingegrenzt werden, wogegen der uns vorliegende Erstdruck zwar ebenfalls nach dem 24.VIII.1486, nicht aber nach 1488 erschienen ist. In der Lagensignatur unterscheidet sich unser Exemplar allerdings gegenüber dem BMC, hier a10b6c8d6e8f6, dort a-d8ef6. – Es fehlt das erste Blatt a1, vereinzelt gering fleckig und leicht gebräunt, insgesamt jedoch bemerkenswert sauberer, wohlerhaltener, auffallend breitrandiger Frühdruck der vierten Dekade, der 80er Jahre, der außergewöhnlich selten ist. Weltweit sind nur wenige, teils inkomplette Exemplare erhalten, im Handel ist dieser Druck seit Jahrzehnten nicht nachweisbar.
Itinerarium seu peregrinatio
Die Wallfahrt oder Pilgerung unser lieben Frauen. Hain 9325. GW 15414.
Los 1013
Zuschlag
32.000€ (US$ 33,333)
Von William Morris an Emery Walker
Kein Exemplar in der British Library,
der Biblithèque Nationale, der Library of Congress
Itinerarium seu peregrinatio beatae Mariae virginis. Die Wallfahrt oder Pilgerung unser lieben Frauen. 49 nn. Bl. (ohne das le. w.). 32 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 14,6 x 9,4 cm. Format: 20,1 x 14,4 cm. Mit 10 jeweils 9-zeiligen Maiblumen-Initialen und 19 ganzseitigen Textholzschnitten, durchgehend rot regliertes und rubriziertes Exemplar mit roter Linienkolorierung der Initialen und Kapitalstrichelung. Flexibles Pergament vom Ende des 19. Jahrhunderts mit spanischen Kanten und RTitel in moderner beigefarbener Halbmaroquin-Kassette mit Leinenbezug und goldgeprägtem RTitel sowie Innenausstattung in schwarzem Filz. Ulm, Johann Reger, 16.II.1487.
Hain 9325. GW 15414. Goff I-221. Schreiber 4586. Schramm VII, 14. 165-184. Proctor 2582. Amelung 148. Bodleian I-049. Sack Freiburg 2177. Schäfer 175. BSB-Ink I-654. ISTC ii00221000. – Erste Ausgabe dieses der privaten Marienandacht gewidmeten Büchleins "Die walfart oder bylgerung vnser lieben frawen", mit einem Text zur Verehrung der Muttergottes, wie er im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in Südwestdeutschland sehr beliebt war, besonders in der Gegend um Ulm. Während der vorliegende Text, Wallfahrt oder Pilgerung der seligen Jungfrau Maria, die Übersetzung eines lateinischen Textes ist, handelt es sich hier um die erste veröffentlichte Ausgabe.
Der Drucker Johann Reger ist von 1486 bis 1499 in Ulm nachgewiesen. Er begann seine Tätigkeit in Ulm mit dem Nachdruck von Lienhart Holls berühmtem Ptolemäus im Auftrag von Justus de Albano, der das gesamte Druckmaterial aus der Werkstatt von Lienhart Holl erworben hatte, der der Ulm verlassen musste, als er die Schulden seines Unternehmens nicht mehr bezahlen konnte. Reger kaufte später die Werkstatt und druckte von da an selbständig, wobei er mehrere wichtige Inkunabeln veröffentlichte. So war er auch für das lateinische Original unter dem Titel "Itinerarium seu peregrinatio beatae Mariae virginis" verantwortlich, das wenig später erschien. Weitere Ausgaben des Textes sind 1489 in einer deutsche Ausgabe von Johann Schobser in Augsburg gedruckt worden, ebenso wie zwei Fassungen in Deutsch und Latein, die Lienhart Ysenhut in Basel veröffentlichte.
Die bemerkenswert schönen Holzschnitt-Illustrationen sind charakteristisch für die Ulmer Schule dieser Zeit. So beginnt das Werk auf Blatt 1verso mit einem ganzseitigen Holzschnitt, der die Mater Omnium oder Schutzmantelmadonna darstellt:
Maria, die ihren Mantel über die Personifikationen der klerikalen und weltlichen Orden ausbreitet, eine ikonografische Form, die von den Mendikantenorden maßgeblich weitergegeben wurde. Die anmutige Figur der Jungfrau mit ihrem elegant schattierten Faltenwurf richtet ihren Blick nach oben auf eine Versammlung um
Gott im Himmel, mit Engeln und weiteren biblischen Figuren wie dem gehörnten Moses, der auf seine Gesetzestafeln weist, und dem heiligen Petrus, der ein Buch und einen großen Schlüssel hält. Die übrigen achtzehn Holzschnitte sind horizontal in drei Fächer unterteilt und zeigen Szenen aus dem Leben
der Jungfrau und Christi. – Die beiden Blätter a8 und b1 am Falz im Bug alt verstärkt, von den ledernen Schnitt-Handmarken sind zwei an den Blättern c2 und c7 ausgerissen. Wenige Knicke bzw. unwesentliche Dünnungen durch die starke Reglierung, vereinzelt minimal angestaubt, jedoch kaum fingerfleckig, insgeamt außergewöhnlich gut erhaltenes, bis auf das weiße Blatt vollständiges Exemplar.
Die vorliegende deutsche Erstausgabe ist von allergrößter Seltenheit, viel seltener als die lateinische. Der ISTC führt lediglich inklusive des unsrigen 13 Exemplare auf, und auf dem Auktionsmarkt ist seit 1975 keines je gehandelt worden. Es fehlt in der British Library, in der Bibliothèque Nationale, in der Library of Congress etc.
Provenienz:
Die Verwendung zeitgenössischen Pergaments für den Einband, aber auch die (etwas oxidierte) Goldprägung des Rückentitels lassen auf die Binderei der Doves Press von Thomas James Cobden-Sanderson schließen, was auch die Provenienz schlüssig erscheinen lässt. Demnach schied das Exemplar als Dublette der Staatsbibliothek München aus (Vorsatz mit Eintrag: "Inc. Dupl. 5647") und gehörte dann dem Architekten der Arts and Crafts Bewegung Philip Speakman Webb (1831-1915) in Oxford/London, ein Freund von William Morris, von dem er das Exemplar erhalten hatte. Vgl. dazu den Eintrag auf dem fliegenden Vorsatz: "Philip Webb from W. M." Webb gab das Exemplar an den bedeutender englischer Drucker, Typografen und Fotografen Emery Walker (1851-1933), Mitbegründer der Doves Press und Freund des Thomas James Cobden-Sanderson. Mit Eintrag: "Emery Walker from P. W. 1915". Aus dieser noblen Provenienz ging unser Exemplar an Otto Schäfer (1912-2000), Schweinfurt (OS 1042), der es im Juli 1974 von Martin Breslauer (1871-1940) erwerben konnte.
Holkot, Robertus. Super sapientiam Salomonis. 367 nn. Bl. (ohne das le. w.). 2 Spalten. 42 Zeilen. Rom. Typ. Schriftraum: 16,8 x 11,1 cm. Format: 20,5 x 15 cm. Mit 8-zeiliger Schmuckinitiale "D" in Gold und Farben, zahlreichen, teils größeren Initialen sowie durchgehender Rubrizierung in Rot und Blau. Pergament vom Ende des 17. Jahrhunderts (gering restauriert, etwas fleckig, Deckel leicht geworfen, Block neu eingehängt, fliegende Vorsätze neu). Paris, Georg Wolff, 21.X.1489.
Hain-Copinger 8759. GW 12888. Goff H-290. Proctor 8127. Pellechet 6035. Bodleian H-133. Claudin I, 89. Mendes 610. Rhodes 924. Sallander 2247. BMC VIII, 144. BSB-Ink H-315. CIBN H-168. CBB 1978. IBE 2926. IBP 2834. IGI 4791. ISTC ih00290000. Nicht bei Oates – Erste Pariser Ausgabe, fünfte nach dem Kölner Erstdruck (Konrad Winters um 1476) von Robert Holcots (1290-1349) Exegese des Buchs der Weisheiten, dem Liber Sapientiae Salomonis, des deuterokanonischen oder apokryphen Buchs des Alten Testaments, das neuesten Forschungen nach wohl aus der Feder eines hellenistischen Juden stammt. Die Sentenzen des englischen Dominikaners, bedeutenden Scholasten und Kirchenlehrers Robert Holcot (1290-1349), des "Doctor firmus et indefatigabilis" sind bis dato weitgehend unerforscht. Die vorliegende Ausgabe gehört zu den seltenen Inkunabeldrucken dieses Werkes. So sind lediglich zwei Exemplare in Frankreich nachweisbar (Lyon, Paris), davon eines inkomplett (Paris).
Grundlage für den Druck waren nicht weniger als 175 Manuskripte mit Kommentaren zum Buch der Weisheiten (Lectiones super librum Sapientiae), die Geoffrey Chaucer als wichtigste Quelle für "The Nun's Priest's Tale". – Es fehlt lediglich das letzte weiße Blatt, die ersten Blätter mit Wurmspuren, meist nur im unteren Rand (kaum Buchstabenverlust), nur wenige Blätter anfangs mit leichten Feuchtfleckchen von oben, am Schluss sind zwei Blätter mit hs. Notizen eingebunden, betreffend eine irrige Zuweisung des Druckes an Ulrich Gering und Berthold Rembolt. Bemerkenswert ist die hübsche Initiale "D" für "Dominus petra mea et robur meum..." in hübschem Hellblau auf roten quadratischen Kasten, der mit zarten Pinselgoldlinien ornamentiert ist. Die Initiale ist mit leuchtendem Blattgold gefüllt, darauf hübsche Blüten und Fruchtkelche in Grün, Rot und Blautönen.
Suntheim, Ladislaus
Altherkommen und Regierung der Fürsten und des Landes Österreich.
Los 1016
Zuschlag
13.000€ (US$ 13,542)
Die erste Chronik und Genealogie Österreichs
und der Habsburger
Suntheim, Ladislaus. "Der löblichen fürsten und des lands österrich althackomen und regier" - Altherkommen und Regierung der Fürsten und des Landes Österreich. 21 nn. Bl. (ohne d. le. w.). 45 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 20,8 x 13,4 cm. Format: 27,4 x 19,4 cm. Mit 30, bis zu 7-zeiligen Schwarzgrund-Initialen, Initialspatien mit Lettern sowie 2 ganzseitigen Textholzschnitten vom Meister des Haintz Narr. Schlichte Pappband des 19. Jahrhunderts (leicht beschabt und bestoßen, etwas angestaubt) mit altem Bibliotheksschildchen auf dem Rücken "XV.B3", Rotschnitt. In Pappkassette mit Marmorpapierbezug (leicht beschabt) und Futter aus weinrotem Wildleder. Basel, Michael Furter, nach 1491.
Hain 879. GW 44566. Goff S-868. Proctor 7791. Schreiber 4075. Schramm XXII, 1057, 1058. Kaufmann-Nabholz 612. Madsen 4422. Schüling 780. Walsh 1243. BMC III, 782. BSB-Ink S-653. CIH 3171. IGI 9220. ISTC is00868000. – Erste Ausgabe dieser frühen Chronik des österreichischen Hauses Babenberg. Die Grafen, Markgrafen und Herzöge der Babenberger regierten Österreich vom 10. bis zum 13. Jahrhundert, bis ihr Herzogtum schließlich an das Haus Habsburg fiel. Ladislaus Suntheim (oder Sunthaym; ca. 1440-1513), war Priester am Stephansdom in Wien und später Mitglied der "Sodalitas litterarum Danubiana", der humanistischen Literaturgesellschaft des Conrad Celtis. Anlässlich der Heiligsprechung von Leopold III. (Markgraf von Österreich zwischen 1095 und 1136) im Jahre 1485 wurde Suntheim vom Propst des Stifts Klosterneuburg - das von Leopold 1106 gegründet worden war - beauftragt, einen großen Stammbaum des Hauses Babenberg sowie eine chronologische Geschichte der Abstammungsgeschichte der Familie und der österreichischen Landen zu verfassen. Das Ergebnis seiner Forschungen waren acht handschriftliche Tabellen auf Pergament, die auf Holz aufgezogen und in Klosterneuburg präsentiert werden sollten, die Tabulae Claustroneoburgenses. Ferner diente Suntheim auch als Kaplan am Kaiserlichen Hofe Maximilians I. und wurde ab 1498 dort zum Hofhistoriker ernannt, eine Ernennung, die er wohl aufgrund seiner seiner genealogischen Leistungen bekam.
Bei der vorliegenden ersten Buchausgabe dieser genealogischen Tabellen in deutscher Sprache handelt es sich um die erste gedruckte österreichische Chronik überhaupt. Es war Suntheim, der den frühen Herrschern Österreichs ihre bekannten Beinamen gab, wie Leopold II. "der Schöne" (1050-1095) oder Leopold IV. "der Freigiebige" (1108-1141). Die Chronik enthält auch einen Anhang mit einer kurzen und weitgehend unkritischen Genealogie der Familie Habsburg, entnommen aus Steinhöwels Spiegel des menschlichen Lebens (Augsburg, um 1476; Übersetzung von Rodericus Zamorensis' Speculum humanae vitae).
Die beiden ganzseitigen Holzschnitte stellen die reich illustrierten Stammbäume der Babenberger von ihrem Stammvater Leopold I., dem Erlauchten (um 940-994) - mit dem Heiligen Leopold III. in der Mitte - bis zum letzten Babenberger Herzog, Friedrich II., dem Kämpfer (gest. 1246), und den Habsburgern vom Grafen Albert IV., Vater König Rudolfs I. von Deutschland (1218-1291), bis zu Kaiser Maximilian I. (1459-1519) dar. Beide Holzschnitte, die viele männliche und weibliche Halbfiguren enthalten, wurden von Erich Römer einer Basler Werkstatt zugeschrieben, der an der Illustration von Die sieben geistlichen Laden (gedruckt bei Amerbach; siehe Schramm XXI, Abb. 592-599) beteiliegt war; ebenso an Bertholdus' Zeitglöcklein (Schramm, Abb. 601-640) und Meders Quadragesimale (Schramm XXII, Abb. 472-504). Die gesamte Produktion der Werkstatt wird heute dem Meister des Haintz Narr zugeschrieben, benannt nach dem Holzschnitt mit diesem Titel in Sebastian Brants Narrenschiff (siehe Winkler, Dürer und die Illustrationen zum Narrenschiff, Berlin 1951).
Der Drucker, Michael Furter, stammte aus Augsburg und hatte sich ab 1483 in Basel niedergelassen, wo er 1488 Bürger der Stadt wurde. Er druckte von 1483 bis zu seinem Tod um 1516/1517, und viele seiner Bücher sind wegen ihrer außergewöhnlich schönen, detailreichen Holzschnitt-Illustrationen geschätzt. – Es fehlt das letzte weiße Blatt. Gering gebräunt bzw. braunfleckig, rechte untere Ecke leicht fingerfleckig, allenthalben mit meist sauberen Unterstreichungen und zeitgenössischen Marginalien sowie einigen Weisehändchen (maniculae) in schwarzer Tinte (teils mit leichten Überschneidungen vom Beschnitt).
Obwohl der Druck dieser ersten Chronik und Genealogie Österreichs in mehreren öffentlichen Bibliotheken zu finden ist, ist sie bemerkenswert selten. 40 Exemplare sind weltweit verzeichnet, vier davon laut ISTC in den Vereinigten Staaten. Allerdings ist kein einziges Exemplar im Jahrbuch der Auktionspreise zwischen 1950-2011 verzeichnet, wir können lediglich drei Vorkriegsexemplare bei Gilhofer & Ranschburg in den Jahren 1929, 1933 und 1934 nachweisen sowie das Kreisler-Exemplar bei Parke-Bernet im Jahr 1949; aus jüngerer Zeit sind nur zwei Exemplare im ABPC aufgeführt (1975 und 2013). Das Sexton-Exemplar wurde 1981 an die Cambridge University Library verkauft. Das andere ist das vorliegende Exemplar, das somit offenbar das einzige Exemplar ist, das sich noch in Privatbesitz befindet.
Es stammt aus den Bibliotheken des Lathrop C. Harper, dann in der Collection Helmut N. Friedlaender, New York, mit deren Exlibris "HNF" auf dem vorderen Innendeckel. Danach in europäischen Privatsammlungen.
Job
Dises büchlin sagt. Straßburg, Bartholomäus Kistler, 1498.
Los 1019
Zuschlag
28.000€ (US$ 29,167)
Hiobs Elend in wechselnd
zusammengestellten Holzschnitten
Job - Von dem heiligen Job. "Dises büchlin sagt von dem heyligen Job". Mit Vorstücken des Heiligen Hieronymus. 46 nn. Bl. 2 Spalten. 29-30 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 14 x 10,6 cm. Format: 20,4 x 14,4 cm. Mit einigen, bis 5-zeiligen Holzschnittinitialen, Initialspatien mit Repräsentanten-Buchstaben sowie 32 (2 ganzseitigen) Textholzschnitten, gedruckt von 13 Stöcken. Moderner Pergamentband unter Verwendung eines Manuskriptfragments des 15. Jahrhunderts mit großer farbiger Initiale auf Goldgrund. In modernem grünem Leinenschuber mit goldgeprägtem RSchild. Straßburg, Bartholomäus Kistler, 1498.
Hain 9377. GW 8368. Goff J-221. Schramm 4328. Günther, Early printed bibles, 13. VB 2547. Schäfer 159. ISTC ij00221000. – Erste Einzelausgabe des biblischen Buches Hiob in deutscher Sprache. Hinsichtlich Orthographie und Syntax unterscheidet sich die Textversion nur geringfügig von Grüningers deutscher Bibel von 1485 (ISTC ib00633000). Die Textfassung ist identisch mit zwei alttestamentlichen Handschriften in München (Bayerische Staatsbibliothek, cgm 221 und cgm 503), beide datiert 1463 (siehe GW 8368).
In den spätmittelalterlichen Stundenbüchern, der bevorzugten Form des Laiengebetbuchs, begleitete die Hiob-Geschichte gewöhnlich Totenoffizium. In den gedruckten Ausgaben dieser Bücher illustrierten kleine Szenen, die mit den neun Lektionen aus dem gleichnamigen biblischen Buch korrespondieren, das bedauernswerte Schicksal Hiobs. Der Text war höchst populär und wurde in frommen Haushalten häufig gelesen, ebenso wie er bei der Totenwache für einen Verstorbenen zum Gedenken vorgetragen wurde. Untersuchungen belegen, dass das Totenoffizium der am häufigsten konsultierte Text im Stundenbüchern war. Der Tod war ein allgegenwärtiges Phänomen im mittelalterlichen Leben und daher war es naheliegend, stets vorbereitet zu sein, um dem Fegefeuer oder der Verdamnis in der Hölle zur entgehen. Der in seinem Glauben unerschütterlich fromme Hiob galt somit als eines der besten Vorbilder: Selbst als ihm ohne plausiblen Grund alles genommen wurde, bestand er darauf, für seine angeblichen Sünden zu büßen und Sühne zu leisten.
So war dieses "Hiob-Büchlein" ein großes Desideratum, herausgelöst aus dem biblischen Kontext und als separate und erschwingliche Ausgabe gedruckt. Vermutlich liegt hierin der Grund, warum nur wenige Exemplare dieses Druckes erhalten sind: Sie wurden von ihren Besitzern immer wieder gelesen. Es ist daher ein bemerkenswert glücklicher Umstand, dass das vorliegende Exemplar, noch dazu in außergewöhnlich gutem Zustand ohne jeglichen Verlust von Blättern, bis in unsere Zeit bewahrt wurde. Lediglich vier andere Exemplare sind weltweit in öffentlichten Bibliotheken nachweisbar (vgl. ISTC), auch im Handel tauchte in den letzten 40 Jahren kein Exemplar jemals auf.
Üppige 32 Textholzschnitte illustrieren die Geschichte Hiobs (freilich mit mehreren Wiederholungen). So dient der erste Holzschnitt auf Blatt a1verso als Frontispiz und nimmt die ganze Seite ein (wiederholt a5verso). Hier wird alles Unglück zusammengefasst, das Hiob widerfahren ist. Ein Bote teilt dem wohlhabenden und gottesfürchtigen Gutsbesitzer mit, dass sein gesamter Besitz verloren gegangen ist. Alle seine Herden wurden gestohlen, sein Haus ist abgebrannt, und seine sieben Kinder sind gestorben. All das wegen einer zufälligen Wette zwischen Satan und Gott, bei der geprüft wurde, ob Hiob seinen Glauben verlieren würde, sobald er in Not und Bedrängnis geriet.
Die anderen Holzschnitte sind fast halbseitig und in den Schriftspiegel eingepasst. Die meisten setzen sich aus jeweils zwei kleineren Schnitten in verschiedenen Kombinationen zusammen, so dass aus neun kleinen Holzschnitten elf verschiedene seitenbreite Illustrationen entstanden sind. Es war der Straßburger Drucker Johann Grüninger, der diese sparsame Technik in Straßburg eingeführt hatte.
Auch der Drucker Bartholomäus Kistler verwendete den typischen Straßburger Holzschnittstil mit schmalen Schraffuren, wenn auch nicht in der hohen künstlerischen Qualität von Grüningers Büchern. Der Künstler des vorliegenden Buches wird manchmal als "Meister der Werkstatt Kistler-Hupfuff" bezeichnet. Auch wenn seine Identität ein Rätsel bleibt, schlägt Arnim vor, dass er mit Hans Schrotbank (1460-1503) in Verbindung gebracht werden kann, über den wir jedoch gut wie nichts wissen. Ein populärer Einzelblattdruck von 1490 (ISTC is00330490), der zwei männliche Büsten zeigt und der Schrotbanks Signatur trägt, hat in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Stil der vorliegenden Schnitte. Möglicherweise handelt es sich um ein Werk Bartholomäus Kistlers selbst (Arnim 1984, Nr. 210, Anm. 7). Der Drucker ist auch als Maler, Buchmaler und Schreiber nachgewiesen. Ob er die Holzschnitte für seine eigenen Ausgaben selbst schuf, konnte aber bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Kistler stammte aus Speyer. 1486 beantragte er das Bürgerrecht in Straßburg, wo seine Tätigkeit bis 1509 belegt ist.
. – Teils leicht gebräunt, minimal braunfleckig und hin und wieder leicht feuchtschattig, meist aber nur an den äußeren Rändern, noch bemerkenswert breitrandiges Exemplar. Für den Einband wurde das Fragment eines Blattes aus einem Missale des frühen 15. Jahrhunderts verwendet mit dem Textanfang: "Domine in tua miesricordia seperavi", der Messeeingang des ersten Sonntags nach Trinitatis, hier mit einer 10-zeiligen Initiale "D" in grünem Akanthusblattwerk mit roséfarbener Blumenfüllung in schwarzer Federzeichnung in einem Rautenraster vor punziertem quadratischen Goldgrund und einem blauen und Roten Aushänger, der blaue mit einem apotrophäischen Monsterkopf. Auch die Vorsatzpapiere aus einem lateinischen Manuskript des 15. Jahrhunderts auf Papier sind bemerkenswert.
Provenienz: Das Exemplar stammt aus der Münchner Auktion vom Karl & Faber (Auktion 7/57 vom 3. Mai 1933), dann im Besitz des Konsuls Rinderknecht (vgl. Arnim), von da ging es an den Sammler Ulco Proost (1885-1966) in Amsterdam, dessen Bücher bei Beijers in Utrecht versteigert wurden (7.-8. November 1967, Los 1358). Hier erwarb es Martin Breslauer, und von diesem kam es in die Sammlung Otto Schäfers in Schweinfurt (OS 624, erworben 1968).
Augustinus, Aurelius
In sacras Pauli epistolas interpretatio. Paris 1499
Los 1020
Zuschlag
2.200€ (US$ 2,292)
Kein Exemplar des Pariser Drucks
in der Bibliothèque Nationale de Paris
Augustinus, Aurelius. In sacras Pauli epistolas nova et hactenus absondita interpretatio: per Venerabilem Bedam ex innumeris illius codicibus mira industria sumoque labore collecta [mit:] Johannes Chrysostomus, De laudibus beati Pauli homiliae. Mit Beigaben von Gaufredus Boussardus. 14 nn., 235 num. Bl. (ohne d. le. w.). 2 Spalten. 68-69 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 25,2 x 15 cm. Format: 36 x 25 cm. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und zahlreichen, bis zu 18-zeiligen, teils figürlichen, teils belebten Criblé-Initialen. Holzdeckelband d. Z. (VDeckel vertikal gebrochen, Ecken abgeschürft, mit Fehlstellen) mit breitem blindgeprägtem Lederrücken (restauriert, Fehlstellen und Rücken ergänzt, Gelenke erneuert) sowie mit 4 Messing-Schließbeschlägen (auf dem VDeckel mit punziertem Monogramm (ohne die Schließbänder und Schließen). Paris, Ulrich Gering und Berthold Remboldt, 28.XI.1499.
Hain-Copinger 1983. GW 29866. Goff A-1277. Proctor 8310. Pellechet 1496. BMC VIII, 31. BSB-Ink A-889. Bodleian A-588. Borm 273. Collijn 198. Ernst II/3 18. Feigelmanas 51. Günther 2231. Oates 3127. Rhodes 210. Sack 2653. Schlechter-Ries 1399. Voulliéme 2318. Wilhelmi 78. IBE 108. IBP 648. IBS 914. IDL 521. CIH 2517. IGI 7264. ISTC ia01277000. Kein Exemplar im CIBN: Keines in der Bibliothèqua Nationale Paris. – Erste Ausgabe des Kirchenvaters Aurelius Augustinus (354-430) Exegese der Paulusbriefe, herausgegeben von Petrus Securibilis (1445-1508). Es handelt sich um den Druck aus der dritten Presse des Ulrich Gering, des Erstdruckers in Paris und Frankreich, der ab 1470 nachweisbar ist und zugleich als Universitätsdrucker der Sorbonne wirkte. Die zusammen mit Berthold Remboldt ab 1494 betriebene Offizin war aufgrund ihrer editorischen und typographischen Sorgfalt führend im Handwerk der Schwarzkunst.
Charakteristisch sind die vielen figürlichen und floralen Initialen, Holz- und Metallschnitte, für die es über 150 Stempel gab. Unter Bezugnahme auf Polain hält Goff die Zuschreibung im Vorwort des Geoffroy Boussard an Beda Venerabilis für irrig. Eher, so Goff, gehe die Kompilation wohl auf Drepanius Florus (ca. 800-860) zurück (a.a.O.).
Besonders prachtvoll ist die sogenannte "Paulus-Initiale" mit dem Buchstaben "P", die eigens für diesen Druck geschaffen wurde. Sie zeigt den heiligen Apostel im gestirnten Nachthimmel mit einem Buch auf der Kanzel im Binnenraum des geschwungenen "P", umgeben von der ihm lauschenden, ihn anbetenden Menge. Rechts unten im Zwickel erscheint die Figur eines Orientalen im weiten Mantel, Cape und Turban, der quasi "von Ferne" zuhört - Symbol für die Heidenmission Pauli in Kleinasien, das ja bekanntermaßen zur Zeit des Druckes schon seit zwei Generationen - seit 47 Jahren - mit dem Fall Konstantinopels dem Osmanischen Weltreich anheimgefallen war. – Das Titelblatt mit ausgestrichenem Besitzvermerk oben und älteren Auflegungen unten und zum Bug hin (ohne Textverlust), zu Anfang und Schluss stärker, im Block innen dann nur noch gering wurmstichig (teils geringer Buchstabenverlust), die Schlusslage mit kleinen Randschäden und gering fleckig, sonst meist sauber und mit wenigen alten Marginalien, bemerkenswert breitrandiges, hübsch zeitgenössisch gebundenes Exemplar dieses seltenen Druckes.
Altercatio Synagogae
et Ecclesiae. Köln, Melchior von Neuß, 1540
Los 1021
Zuschlag
1.900€ (US$ 1,979)
ALTE DRUCKE VOR 1600
Altercatio Synagogae et Ecclesiae, in qua bona omnium fere utriusque instrumenti librorum pars explicatur: opus pervetustum ac insigne. Nunc iterum exactissima diligentia recognitum, ac emendatius quoque typis excusum. 5 nn., CIV num. Bl. Mit großer Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel, 2 12-zeilige Holzschnitt-Initialen und 2 großen Textholzschnitten. Weinrotes geglättetes Maroquin um 1600 (leicht berieben und bestoßen) einer französischen Werkstatt mit goldgeprägtem RTitel, RVergoldung, dreifachen Deckelgoldfileten, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie dreiseitigem Goldschnitt. Köln, Melchior von Neuß, 1540.
VD16 A 1997. STC 22. Adams A 815. – Die zweite und letzte Ausgabe der "Altercatio Synagogae et Ecclesiae", des Vergleichs zwischen Judentum und Christentum in Form eines fiktiven Dialogs, der vermutlich von der bekannten "Altercatio Simonis judaei et Theophili christiani" (Arethascodex Paris Gr. 451; vgl. Adolf Harnack, Die Altercatio Simonis Judaei et Theophili Christiani nebst Untersuchungen über der antijüdische Polemik in der alten Kirche, 1883) beeinflusst worden ist. Der Dialog wird hier zwischen dem Apostel Paulus und dem berühmten Schriftgelehrten Gamaliel geführt. Der Verfasser ist anonym geblieben. Der erste Holzschnitt zeigt die Allegorie der "Sapientia", der zweite Gamaliel und Paulus mit dem auferstendenen Christus. – Titel minimal fleckig, sonst sehr schönes, kaum fleckiges, kaum gebräuntes Exemplar, zweites und drittes Blatt der Vorstücke mit kleiner weiß angesetzten Ecke, am Schluss unten minimal wasserschattig. Aus der Bibliothek des Carl J. Ullmann mit dessen goldgeprägtem Lederexlibris und einem weiteren gestochenen Exlibris "Edmundi Mc Clure" auf dem Vorsatz.
Aretius, Benedictus
Commentarii in quatuor sanctos evangelistas + in actuum Apostolicorum historiam
Los 1022
Zuschlag
150€ (US$ 156)
Aretius, Benedictus. Commentarii in quatuor sanctos evangelistas. Editio altera, priore longe emendatior, utilißimisque ad marginem notis illustrata. 10 Bl., 572 S. Mit Portrait-Holzschnitt. 32 x 21 cm. Moderner strukturgeprägter Leinenband. (Morges oder Genf), Jean Le Preux, 1596.
Adams A 1591. – Posthumer Druck seines Evangelienkommentars. Der Berner Theologe und Botaniker Benedictus Aretius (1522-1574) trat "als einer der ersten Reformierten in seinem enzyklopädischen Hauptwerk (Theologiae problemata, Genf 1573) für die Herstellung des kirchlichen Friedens mit den Lutheranern ein, und zwar auf Grund der Übereinstimmung in den heilsnotwendigen Glaubensartikeln, während er an der Verschiedenheit der Riten festhielt. Aretius veröffentlichte auch Kommentare zum Alten und Neuen Testament und zu Pindar, ferner astronomische, botanische und medizinische Schriften" (NDB I, 349). – Titel mit diagonaler hinterlegter Knickspur, insgesamt etwas fleckig und mit kleinen Feuchtigkeitsrändern. Blatt ci mit kleinem Loch im weißen Seitenrand durch Tintenfraß, Blatt Ooiii verso mit unschönen Tinten- und Schmutzflecken, Blatt Ttiii mit kleinem Loch und zwei Braunflecken, Blatt Zzii mit tieferem Einriss, vereinzelte Unterstreichungen und Marginalien. – Beigebunden: Derselbe. Commentarii in sacram actuum apostolicorum historiam, facili & perspicua methodo conscripti. 6 nn., 117 num., 1 w. Bl. Mit Holzschnitt-Portrait. Ebenda 1590. - Vgl. Adams A 1597. - Posthumer Druck seiner Exegese der Apostelgeschichte des Lukas. Beide Ausgaben erschienen in der kleinen Offizin des aufständischen Hugenotten Johannes Le Preux (getauft 1574) im schweizerischen Morges, neben Bern seinem zweiten Wirkungsort. Wegen des Handels mit Schmähschriften gegen die katholische Kirche auf der Messe in Zurzach wurde Le Preux an den Pranger gestellt, ausgepeitscht und verbannt. - Etwas fleckig und mit kleinen Feuchtigkeitsrändern.
Augustinus, Aurelius. Opera omnia. Omnia vetustorum codicum collatione. 10 Teile in 18 Bänden (komplett). Mit 15 Holzschnitt-Druckermarken. 16,5 x 10,5 cm. Blindgeprägte Schweinslederbände d. Z. (etwas fleckig und berieben, die Bände V/1, V/2 und VI stärker betroffen und mit leichtem Feuchtigkeitsschaden, Band III/2 mit abgeschabter Ecke) mit hs. Bandtiteln und intakten Messingschließen (es fehlt lediglich eine Schließe bei Band X/1). Lyon, Sebastian Honorat (Bände I und IX) bzw. Erben Giunta, 1560-1563.
IA 110.359 (Honorat). Adams A 2163 (Honorat). Baudrier IV, 186f. (Honorat) und VI, 309f. (Giunta). – Komplettes Exemplar dieser seltenen Lyoneser Ausgabe. Die Verleger Sébastian Honorat und Jacques Giuntas Erben teilten sich die von Jacques Favre gedruckte Auflage. Vorliegend die beiden Bände I und IX mit Druckermarke und Impressum von Honorat, die übrigen Bände wurden von Giuntas Erben vertrieben. Mit leichten Abweichungen gegenüber Baudrier und Adams; insbesondere ist Band V, der De civitatae dei enthält, bereits 1560 erschienen. Der Titel von Band X/2 (752 S., 24 Bl., 423 S.) lautet Homiliae de tempore. Band I mit der Epistola ad Archiepiscop. Toletantum des Erasmus von Rotterdam (vgl. Vander Haeghen II, 12). – Stellenweise etwas gebräunt oder stockfleckig, Band VI im Rand mit bräunenden Wasserflecken, Band X/1 stellenweise schwach wasserrandig, Band III auf Seite 641f. mit geringem Wortverlust durch Wurmfraß, 2 Bl. Vorstücke in Band IV/1 nach Band IV/2 verbunden. Innenspiegel mit Signatur in Farbstift. Prächtige und uniform gebundene Reihe. Die Mittelplatte des Vorderdeckels mit einer Darstellung der Taufe Jesu im Jordan, der Rückdeckel zeigt den Gnadenstuhl mit Gottvater und Christus im Arm, darüber den Heiligen Geist. Exemplar der Bibliothek des Bibliophilen Ferdinand Hoffmann von Grünbühel und Strechau (1540-1607), die Innenspiegel mit seinem Namenszug und dem Memento-Mori-Motto "Zeittlichs Zergankhlich" sowie der Jahreszahl 1581. Hoffmann stammte aus der Steiermark und war u. a. Hofkammerpräsident von Kaiser Rudolf II., der ihm Güter in Mähren verlieh. Hoffmanns Erben setzten dann den Ausbau der Büchersammlung fort. Im Jahr 1664 ging die Sammlung in den Besitz des Fürsten Ferdinand von Dietrichstein über und wurde so Teil der berühmten Bibliothek Dietrichstein-Nikolsburg, die Anfang der 30er Jahre teilweise versteigert wurde.
Beda Venerabilis. Homiliae aestivales, de tempore item & sanctis, nunc denuo summa diligentia restitutae. 8 Bl., 625 (recte: 623) S. 14,5 x 9,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (fleckig und berieben) mit hs. Rücken- und Schnitttitel sowie 2 Messingschließen. Köln, Johann Gymnich, 1541.
VD16 B 1433. – Einer von zwei im selben Jahr bei Johann Gymnich erschienenen Drucken der Predigtsammlung Beda Venerabilis' (672-735) für den Sommerteil des Kirchenjahres von Ostern bis Advent. – Erste Lage gelockert, Titel mit zeitgenössischem Besitzeintrag. Etwas braun- und fingerfleckig.
Bibel, Alt und new Testament
nach dem Text in der hailigen Kirchen gebraucht, durch Doctor Johann Ecken
Los 1027
Zuschlag
12.000€ (US$ 12,500)
Bibel, Alt und new Testament, nach dem Text in der hailigen Kirchen gebraucht, durch Doctor Johann Ecken, mit fleiß, auf hohteutsch, verdolmetscht. 3 Teile in 1 Band. 6 nn., CCLXXXII num. Bl.; CCXVI num. Bl.; CXXIX num. Bl. (zahlreiche fehlende Lagen des NT durch entsprechende Lagen einer anderen zeitgenössischen Ausgabe ergänzt). Titel in Rot und Schwarz. Mit szenischer Holzschnitt-Titelbordüre und zahlreichen, zumeist kolorierten bzw. ankolorierten Textholzschnitten von Hans Weidlitz und Michael Ostendorfer. 29 x 19,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (berieben) mit 8 kunstvoll gestalteten Messing-Eckbeschlägen mit Hohlbuckeln und 2 Messing-Schließbeschlägen (ohne Schließen). Ingolstadt und Augsburg, Georg Krapf für Alexander Weißenhorn, Juni 1537.
VD16 B 2702. – Erster Druck der sogenannten Eck-Bibel, wohl die wirkungsmächtigste der Korrekturbibeln, die in der Folge der Lutherübersetzung erschienen und in der sich Johannes Eck (1486-1543) theologisch direkt gegen seine Rivalen Luther richtet. Im Gegensatz zur Übersetzung Luthers ist Ecks Übertragung nicht im ostmiteldeutschen Sächsisch verfasst, sondern im bayrischen Oberdeutsch, und war im süddeutschen Raum weit verbreitet, insgesamt erschienen sieben Auflagen in Ingolstadt und Köln. – Ohne die sieben Blatt Nachstücke mit apokryphischen Texten. Der Teil III mit dem Neuen Testament in der Übertragung von Hieronymus Emser ist nach Blatt LIII durch zahlreiche Lagen (Bl. 263-338) einer im Druckbild sehr ähnlichen, aber arabisch paginierten Ausgabe textlich passend und zeitgenössisch ergänzt (Anschlüsse leicht fehlerhaft), ab Blatt CXIX folgt das Exemplar wieder der korrekten Paginierung (außer Blatt CXXVIII, das ebenfalls aus einer anderen Ausgabe ergänzt wurde).
Titel mit einigen hs. Einträgen, im Druckbild mit größerem Braunfleck, bis auf die Einfassungslinie der Holzschnittbordüre beschnitten und komplett aufgezogen. Erste Lage etwas stärker fingerfleckig, mit Feuchtigkeitsrand und Einriss im unteren Rand. Das AT etwas feuchtrandig, teils mit kleinen Randeinrissen, ein Textblatt auch mit Eckabriss (Textverlust). Insgesamt mal mehr, mal weniger gebräunt und finger- oder braunfleckig, stellenweise mit schmalen Feuchtigkeitsrändern, die Schlusslagen stärker betroffen und mit zumeist hinterlegten, stellenweise etwas stärkeren Randläsuren (teils mit etwas Textverlust).
Exemplar im prächtigen zeitgenössischen Schweinslederband mit reicher ornamentaler Rollen- und Stempelprägung und Cäsarenrolle sowie acht (einer abweichend) kunstvoll im Relief gestalteten Messing-Eckbeschlägen mit scheibenförmigem Hohlbuckel und Blattornamenten mit jeweils sechs kleinen Durchbrüchen, das Randschriftband mit dem Beginn des Mariengebets "Ave Maria gratia plena".
Biblia Sacra ad optima quaeque Veteris, et Vulgatae translationis exemplaria summa diligentia, parique fide castigata. Cum Hebraicorum, Caldaeorum & Graecorum nominum interpretationee. Accesserunt Indices copiosissimi. Und: Omnes, cum Libris machabaerum & nouo Jesu christi Testamento. Teil I und II in 1 Band. 7 nn. Bl, 423 nummerierte Bl.; 310 nummerierte Blätter, 1 nn. Bl. Mit Holzschnitttitel, Titel- und Schlussvignette und 196 Textholzschnitten von Jost Amman und Virgil Solis. 18 x 11,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (berieben, stärker gebräunt, bestoßen und Verschlussschnallen fehlen) mit hs. RSchild auf 5 Bünden über Holzdeckeln. Frankfurt am Main, Peter Fabricius für S. Feierabend, Heinrich Tack und Peter Fischer, 1585.
VD 16, B 2663. BM, German Books S. 87 (inkomplett). Slg Lüthi 102. – Seltene Ausgabe der erstmals 1571 erschienenen Oktavbilderbibel von Jost Amman. Ein Teil der Holzschnitte wird von Lüthi auch Virgil Solis zugeschrieben. – Titel mit überstrichenem handschriftlichem Besitzvermerk. Vorderes Innengelenk verstärkt, durchgehend feuchtrandig, Schnitt etwas sporfleckig und mit Gebrauchsspuren. Mit handschriftlichen Besitzvermerken und Exlibris auf dem Vorsatz. Der Einband mit den Reformatorenportraits von Luther und Melanchthon.
Bugenhagen, Johannes. Annotationes in decem epitolas Pauli, scilicet ad Ephesios, Philippenses, Colossenses, Thessalonicenses primam et secundam, Timotheum primam et secundam, Titum, Philemonem, Hebraeos. Denuo recognitae. 145 num., 1 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 16 x 10,5 cm. Moderner Pappband mit RSchild. Nürnberg, (Johann Petreius), 1524.
VD16 B 9233. – Zweite lateinische Ausgabe seiner erstmals im selben Jahr in Basel erschienenen Auslegung der zehn Epistel Pauli. Enthält im Anhang die Concordia evangelistarum de resurrectione ac ascensione domini. – Zahlreiche Lagen mit kleinem Feuchtigkeitsrand, Titel verso mit montiertem Wappenexlibris des 19. Jahrhunderts.
Camerarius, Joachim
Notatio figurarum sermonis + Notatio figurarum orationis
Los 1036
Zuschlag
240€ (US$ 250)
Camerarius, Joachim. Notatio figurarum sermonis in libris quatuor evangeliorum, et indicata verborum significatio, et orationis sententia, ad illorum scriptorum intelligentiam certiorum. 8 Bl. (l. w.), 303 S., 16 Bl. - [Und]: II. Notatio figurarum orationis et mutatae simplicis elocutionis in apostolicis scriptis. Accessere et in librum praxeon [graece], et apokalypsews [graece] similes notationes. Edita denuo. 15 Bl., 369 S. Mit 2 wiederholten Holzschnitt-Druckermarken. 19 x 14 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (etwas fleckig und berieben, ohne Schließen) mit Tugendrolle. Leipzig, Ernst Vögel (und Andreas Schneider), 1572.
VD16 C 486 und 487. Adams C 439 und 438. – Zweite Ausgaben, der erste Druck der Notatio figurarum orationis et mutatae erschien bereits 1556 ebenda bei Valentin Pabst, der vorliegende zweite Druck von Vögel wurde allerdings um den Kommentar zur Apokalypse erweitert und stellt deshalb die maßgebliche Ausgabe dar; gemeinsam bilden die beiden Drucke einen kompletten Kommentar zum Neuen Testament. Spätes exegetischen Opus magnum des einflussreichen Humanisten, Philologen und Universalgelehrten Johannes Camerarius d. Ä. (1500-1574), der "nach dem Tode des Erasmus (als) der hervorragendste deutsche Philologe des 16. Jahrhunderts" gilt (NDB). Camerarius stützt sich in seiner Auslegung über weite Textpassagen auf Theophylaktus von Ohrid und Johannes Chrysostomos. – Fl. Vorsatz im oberen Bug gelöst und mit hs. Eintrag, der u. a. die Seltenheit der beiden Drucke hervorhebt: "Ces notes estoient devenues extrèmement rares". Titel von Teil I mit kleinem Eintrag im unteren Rand. Wohlerhaltene und saubere Exemplare.
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