Bartsch, Adam. Catalogue raisonné de toutes les estampes qui forment l'oeuvre de Lucas de Leyde. XVIII, 124 S., 5 Bl. 17,5 x 11 cm. Späteres Halbleder (etwas berieben). Wien, Degen, 1798.
VD18 11092920. – Erste Ausgabe. – Titel in den Ecken etwas leimschattig. Leicht gebräunt, braun- und stockfleckig.
Graul, Richard. Die Radirung der Gegenwart in Europa und Nordamerika. VII, 269 S. Mit 106 ganzseitigen Radierungen und zahlreichen Radierungen und Illustrationen im Text. 37,5 x 26,5 cm. Halbleder d. Z. (Kanten und Rücken stärker beschabt und berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Wien 1892.
Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart Band III. Repräsentativer Querschnitt zur Kunst der Radierung im späten 19. Jahrhundert. Unter den zahlreichen Beispielen überwiegend Original-Radierungen von L. Richter, J. A. Klein, C. Frommel, A. Schaeffer, Fr. Stuck, W. Leibl, C. Larsson, N. A. Whistler, A. Zorn u. a. – Einige wenige Tafeln in der Heftung gelockert. Gutes und annähernd fleckenfreies Exemplar.
Meder, Joseph
Handzeichnungen deutscher Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts
Los 421
Zuschlag
140€ (US$ 151)
Meder, Joseph. Albertina Faksimile. Handzeichnungen deutscher Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts. 18 S., 1 Bl. 40 montierte, meist farbige Tafeln unter Passepartouts. OBroschur (fleckig) in OHalbpergament-Mappe (stockfleckig, Klappen gerissen). Wien, Schroll, 1922.
Albertina-Facsimile. Erste Ausgabe. Eines von 500 nummerierten Exemplaren. Großartige Reproduktionen. – Leichte Gebrauchsspuren, Tafeln meist sehr sauber.
Petrus Riga
Aurora. Biblia versificata. Hochmittelalterliche Handschrift auf Pergament
Los 501
Zuschlag
40.000€ (US$ 43,011)
Poetische Morgenröte im finsteren Mittelalter
Petrus Riga. Aurora. Biblia versificata. Hochmittelalterliche Handschrift auf Pergament. 151 nn. Bl. 2 Spalten. 50 Zeilen. Schriftraum 19,3 x 10,8 cm. Format 25,8 16,4 cm. Mit zahlreichen bis zu 8-zeiligen Initialen in roten und blauen Versalien und Hunderten 2-4-zeiligen Minuskel-Initialen, Kapitelüberschriften und Texten in Rot. Modernes weißgelbes Schweinsleder über 5 Pergamentlaschen in Pappschuber. Frankreich um 1260.
Vollständiges, bis dato bibliographisch, mediävistisch und handschriftenkundlich nicht erschlossenes Manuskript der "Aurora", der berühmten Versbibel des Petrus Riga (1140-1209), eines Canonicus an der Kathedrale von Reims. Seine hochmittelalterliche Dichtung, die durchaus im Kontext mit den großen höfischen Epen der Zeit steht, erzählt den biblischen Text des Alten (Pentateuch, Propheten, Apokryphen) wie des Neuen Testaments (Evangelien und Apostelgeschichte) in eleganter Versdichtung nach, wobei der Autor mittels antiker Distichen und Hexameterreime vor allem auch zahlreiche stilistische Volten schlägt: "in 250 Distichen resümiert er das Alte Testament, wobei im ersten der 23 Abschnitte der Buchstabe 'a' nicht vorkommt, im zweiten 'b' nicht, usw. Uns erscheinen solche Spielereien als erklügelt und gekünstelt; dem Zeitgeschmack entsprachen sie so sehr, daß der Dichter - mit Aesop, Ovid oder Vergil - unter die Schulautoren aufgenommen wurde. Curtius hat darauf hingewiesen, daß leipogrammatische (einen Buchstaben weglassende) Kunstgriffe und annonminatio (Anklang von Wörtern) von der antiken Dichtung und Rhetorik über das Mittellatein bis ins spanische Barock tradiert wurden. Als poetische Techniken, alles preziös auszudrücken, sind sie - wie auch gesuchte Metaphern (z. B. 'zitherspielender Vogel') - wesentlich für den literarischen Manierismus" (KNLL XIII, 208).
Die Dichtung war so beliebt, dass sie bis heute in zahlreichen Handschriften überliefert ist. So zählte schon Paul E. Beichner, der 1965 die erste maßgebliche Forschungsarbeit veröffentlichte, ganze 248 Manuskripte oder Manuskriptfragmente (Paul E. Beichner, Aurora. Petri Rigae Biblia Versificata. A Verse Commentary on the Bible. 1965), zu denen noch einige in der Zwischenzeit hinzukamen. Unsere Handschrift lässt sich dabei der ersten Tranche zuordnen, vergleichbar etwa mit der wohl aus Salem stammenden Handschrift der Universitätsbibliothek Heidelberg Cod. Sal. IX,62, die ins späte 13. Jahrhundert datiert wird. Ebenso wie dort, sind auch in unserem Text jeweils die Anfangsbuchstaben jeder Reimzeile ausgerückt, wozu extra zwei weitere vertikale Linien in der Reglierung gezogen wurden. Dieses trägt der geistreichen Vers- und Wortspielerei des Autors Rechnung, woraus gefolgert werden kann, dass die Vorlage noch nah an den ersten Abschriften des Urtexts war, was freilich die Paläographie und Handschriftenkunde zu prüfen hat. Einige Abschnitte:
Seite 1r Incipit prologus in pentatheuco [moysi].
Seite 9v Explicit liber genesis. Incipit liber exodi
Seite 14r Incipit liber leviticus
Seite 24v Explicit liber num[eri]. Incipit liber deuteronomium
Seite 26r Expliciunt libri deuteronomium
Seite 26r Allegoriae de institut[ionum] sub lege (Propheten Josua bis Makkabäer)
Seite 49v Explicit liber machabeorum
Seite 49v Incipit prologus novi testamenti
Seite 73r beginnt das Versgedicht Rigas zum Hohelied: "Incipiunt cantica canticorum quae singulare pertinent ad beatam mariam. Sponsum cum sponsa salomonis cantica regis Alcius extollunt super omnia cantica legis ..." (vgl. die Arbeit von Rachel Lee Fulton, The Virgin Mary and the Song of songs in the High Middle Ages, Diss. 1994).
Seite 115v Das Buch endet mit dem hübschen Schreiberkommentar: "Liber scriptus est iste / Iam non velim amplius scribere" (etwa: "Dieses ist das geschriebene Buch, nun möchte ich nicht mehr schreiben"). – Erhaltung: Die hochmittelalterliche Handschrift ist ihrem Alter gemäß in ausgezeichnetem Zustand. Das recht dünne Pergament weist einige Knorpellöcher auf, nur selten Flecke oder Anstaubungen. Fol. 1 mit hinterlegtem größeren Ausriss an der rechten Kolumne (nur minimaler Buchstabenverlust). Möglicherweise befand sich hier ein entfernter Stempel, auch auf dem letzten Blatt Fol. 145r könnte eine Rasurstelle sein. Das Manuskript wurde mit den Datenbanken Artloss-Register und Lost Art des Zentrums für Kulturverluste abgeglichen. Fol. 1 mit einem älter braun geschwärztem Kopfsteg (geringer Durchschlag auf die Folgeblätter), darunter ein nicht mehr lesbarer Eintrag, wohl des 17. Jahrhunderts ("fabbrica"?).
Zur Provenienz: Die Handschrift gehörte einem französischen Karthäuserkloster, worauf ein Tintenvermerk des 15. Jahrhunderts auf Fol. 1r unten hindeutet: "Iste liber est dom[ini] p[rae]ter[itis] ord[inis]cartusiens[ium] A[nno] xij", demnach hat das Buch wohl schon im Spätmittelalter ein ("früheres", also schon "aufgelöstes"?) Karthäuserkloster verlassen. Unser Exemplar stammt aus Privatbesitz, davor aus dem Familienbesitz mit südwestdeutscher Provenienz. Beiliegt eine Expertise des Konstanzer Kreisarchivars Dr. Franz Götz sowie dem dortigen Stadtarchivar Dr. Helmut Maurer (datiert Radolfszell, den 26.X.1966), in dem diese die Handschrift als "Singener Codex" betiteln und eine erste Einordnung geben: "Der Singener Codex ist eine frühe Abschrift dieser Bibel. Eine genaue Untersuchung der Schrift ergab, daß die Handschrift dem 13. Jahrhundert angehört, wenn sie nicht gar schon um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert entstanden ist und damit der Entstehungszeit des Werkes überhaupt angehört". Auf Fol. 1r findet sich ein späterer Eintrag des 16. Jahrhunderts: "Petrus clericus ecclesiae Remensis dictus de Riga. Infra in Vespas prologo: Magister literature secularis Petrus Riga regularis".
Biblia latina
Perlschrift-Bibel Zwei Einzelblätter aus zwei unterschiedlichen Perlschriftbibel auf sog. "Jungfernpergament".
Los 502
Zuschlag
150€ (US$ 161)
Perlschrift-Bibel. - Biblia latina. Zwei Einzelblätter aus zwei unterschiedlichen Perlschriftbibel auf sog. "Jungfernpergament". 45 Zeilen. Schriftspiegel ca. 12,5 x 8,3 cm. Blattgröße ca. 19 x 13 cm bzw. 61 Zeilen. Schriftspiegel ca. 14,2 x 9,4 cm. Blattgröße ca. 20 x 14 cm. Mit 4 größeren Initialen in Blau und Rot sowie reichem, die Kolumne begleitenden Federwerk, rote Kapitalstrichelung und rot-blaue Kolumnentitel. Unter Glas mit Passepartout in Holzprofilleiste gerahmt bzw. unter Passepartout. Nordfrankreich um 1270-1280.
In feiner gotischer französischer Perlschrift in dunkelbrauner Tinte geschriebene Blätter, einmal aus dem Buch der Könige und dem Propheten Jeremia. Perlschriftbibeln, die in zahlreichen Exemplaren den Vulgatatext verbreiteten, wie ihn die Pariser Sorbonne um 1220/30 im sogenannten "Correctorium Sorbonicum" erarbeitet hatte (sog. "Pariser Normbibel"), stellen einen neuen Buchtypus dar, der für das 13. Jahrhundert charakteristisch ist. Durch die Verwendung einer extrem kleinen Schrift war es möglich, den gesamten Bibeltext einschließlich der Hieronymus-Prologe sozusagen im Taschenformat in einem einzigen Band unterzubringen. – Wohlerhalten, sauber und frisch, minimale Pergamentwellen. Ein authentisches Stück Mittelalter auf bemerkenswert feinem, feinsten Jungfernpergament, das teils aus der Haut ungeborener Lämmer gewonnen wurde.
Saint-Omer
Donationsurkunde aus der Diözese des französischen Bistums "Sanct Audomar
Los 503
Zuschlag
200€ (US$ 215)
Saint-Omer. Donationsurkunde aus der Diözese des französischen Bistums "Sanct Audomar". Kanzleischrift in Sepia auf der Fleischseite des Pergaments mit kalligraphischen Einsprengseln und zwei großen Notarssiegeln in brauner Federzeichnung sowie braunem Seidenband an der Plika (ohne das einstige Wachssiegel). Saint-Omer 8. Dezember 1399.
Donationsurkunde aus der Diözese des französischen Bistums "Sanct Audomar", ausgefertigt von der Abtei Saint-Bertin im in der französischen Stadt Saint-Omer im heutigen Département Pas-de-Calais in Nordfrankreich. Als Schenkung übergeben werden Rentenbezüge aus Grundstücken, Landgütern und Gutshöfen sowie darauf liegende Rechte wohl in favorem eines Johannes Demolen und seiner Frau Maria, beurkundet von den Notaren Martinus Maynard und Abel Pecar der Abtei Audomar, die von dem heiligen Otmar von Thérouanne (um 600-670), dem ersten Bischof von Tarvanna im fränkischen Reich gegründet worden war. Datiert ist die Urkunde "Anno domini millesimo tricentesimo nonagesimo nono", wohl am 8. Dezember, was geringfügig der Regeste verse widerspricht, wo "anno 1391" datiert wurde in etwas späterer Handschrift. – Nur leichte Gebrauchsspuren, ohne das Wachssiegel, wenige Einrisse, insgesamt sehr gut erhalten und von großer Seltenheit, da das Kloster St. Bertin geplündert, geschleift und während der französischen Revolution am 16. August 1791 aufgehoben worden war und heute nur noch als Ruine steht.
Protexisti me Deus
Einzelblatt aus einer liturgischen Handschrift auf Pergament
Los 504
Zuschlag
440€ (US$ 473)
Protexisti me Deus. Einzelblatt aus einer liturgischen Handschrift auf Pergament mit romantischer Quadratnotation in Schwarz auf vierlinigem roten System und mit besonders großer Zierinitiale "P" mit abstrakt floralem Ornament in Rot, Hellrot, Blau und Hellblau. Ca. 43 x 32 cm. Mit Passepartout unter Glas in Holzprofilleiste gerahmt. Norditalien um 1400.
Der Anfang des Introitus Missae mit der herrlichen Lobpreisung und Danksagung nach Psalm 63, 3: "Protexisti me Deus a conventu malignantium, alleluia" - "Du hast mich beschützt, Gott,
vor der Rotte der Übeltäter, Halleluja". Die stark stilisierte, künstlerisch hochwertige Initiale "P" (ca. 25 x 13,5 cm, mit Abhänger ca. 40 cm) ist typisch für den italienischen Raum, wohl um Bologna oder der Emiglia in der Zeit des sich internationalisierenden Stils um 1400. – Mit Knitterspuren, unten teils leichtem Textberieb, die Initiale aber bestens erhalten und von leuchtender, frischer Farbigkeit. Bemerkenswert schönes Blatt.
Verkündigung Mariae
Initialminiatur einer spätmittelalterlichen Handschrift
Los 505
Zuschlag
550€ (US$ 591)
Verkündigung Mariae. Initialminiatur auf einem spätmittelalterlichen Handschriftenfragment. Lateinische Gothica textura auf Pergament. 1 halbes Folioblatt Fragmentgröße ca. 14 x 22,6 cm mit 2 oberen Kolumnenhälften. Mit roten Kolumnentitel, roten und blauen Absatzmarken sowie 2 Zierleisten in Gold und Farben (eine zur Hälfte abgeschnitten, eine mit Groteske) sowie großer Initialminiatur "Q" in Gold und Farben mit einer Verkündigungsszene. Unter Passepartout montiert. Nordfrankreich um 1420.
Fragment einer theologischen Handschrift mit Texten wohl des Thomas von Aquin, Birgitta von Schweden und anderen. Der Kolumnentitel verso lautet: "Ad prima de convenencia incarnacionis christi...", beginnend mit "Quia salvator nostrer dominus ihesus christus ..." und später "Praeterea sicut distat corpus a summo spiritu sic malicia a summa bonitate sed omnino inconveniens esset quod deus qui est summa bonitas maliciam ..." Das "Quia" mit einer 8-zeiligen figürlichen Schmuckinitiale mit einer Verkündigungsszene im Binnenraum auf Goldgrund. Von links kommt der Engel zu Maria, die abwehrend die Hand hebt, zwischen beiden ein rotes Salbgefäß und das heruntergerollte Schriftband "Ave Ma[ria gratia plena]". Die lange Zierleiste, die beide Kolumnen nach rechts begleitet und in einer Gabelung mit zwei Herzblättchen endet, beginnt links an der Initiale mit einer Groteske, einem roten geflügelten Teufelchen mit Krallenfüßen. – Untere Hälfte abgeschnitten, teils etwas stärker wellig, knittrig und angestaubt, mit Flecken und leichten Bräunungen, die Initiale sehr hübsch, wenn auch retouchiert und in den Linienkonturen nachgezogen.
Horae Beatae Mariae Virginis
Lateinische Handschrift auf Pergament.
Los 506
Zuschlag
9.500€ (US$ 10,215)
Horae Beatae Mariae Virginis. Lateinische Handschrift auf Pergament. 128 Bl. 14 Zeilen gotica textualis. Schriftraum: 7,8 x 5,2 cm. Format: 15,2 x 10,8 cm. Text in Schwarz und Rot. Mit 5 vierteiligen Dornblattranken-Bordüre mit 3-zeiligen Goldinitialen, Hunderten von 1-2-zeiligen Zierinitialien und Zeilenfüllern in Blattgold auf blauem und rotem Grund mit weißer Federzeichnung sowie 7 ganzseitigen Miniaturen in Gold und Farben. Pergament des 19. Jahrhunderts (Deckel stärker geworfen, Gelenke schwach, Riss im Rücken, stärker fleckig und abgegriffen) über 4 Bünden mit dreiteiliger punzierter Messingschließe. Südfrankreich (?) um 1440.
Hübsches französisches Stundenbuch auf Pergament mit vollständigem Kalendarium und den Mariengebeten sowie sieben Miniaturen in Gold und Farben. Die im Kalendarium verehrten Heiligen lassen eine Lokalisierung des Stundenbuchs in die südfranzösischen Provinz als sinnvoll erscheinen: So wird am 9. Januar der Heilige Policarp, am 14. Sankt Batavius verner die Heiligen Lomer (auch Laumer, Laudomarus, Launomar oder Launomaro, gest. 593), Saint Lupien, Saint Gabin (Gabinus) oder Saint Aubin Südfrankreich verehrt, die meist im Midi des Hexagons. Am 12. Februar findet sich ein Eintrag für die Heilige Eulalia von Barcelona, am 14. Mai "Saint Aquilone".
Das Buch gliedert sich, wie folgt. Die ersten Seiten mit Beiträgen verschiedener Hände:
1r Trinitas-Rundschema im Sinne der Transsubstantiationslehre. Hübscher Trinitätskompass in Federzeichnung in Blau, Rot und Schwarz. Im äußeren Perimeter „Pater - Filius - Spiritus Sanctus“ in Rot, dazwischen jeweils „non est“ für die Wesenseigenheiten (Nicht-Substanzen), die alle in der Mitte als Hypostasen, verknüpft mit „est“ auf das Wort „Deus“ im blauen Dreieck zulaufen.
1v Christus-Rundschema mit „Virgo Maria“ als „mater“, „Johannes Baptista“ als „Prodeus“ und „Joseph“, die alle auf den Mitteltondo zulaufen „Xpist[us] J[es]u[s]“.
3r Johannes-Evangelium-Anfang. „Initium sancti evangelij secundum Johannem …“ und „Secundum lucam. In illo tempore…“ (4r).
5r Athanasisches Glaubensbekenntnis: Quicumque vult salvus esse ante omnia opus est, ut teneat catholicam fidem…“ 8r-v weiß.
10r-21v Kalendarium in Rot und Schwarz mit Liste der Heiligen und 12 großen Doppelgoldinitialen zum Monatsbeginn.
24r Stundengebete, beginnend mit „Domine labia mea aperies“ bis Fol. 128r „Qui vivis et regnas deus per xsm dn in infin. Amen“ (= „per Christum dominum in infinitum“). Das letzte Blatt in späterer Ergänzung, auch scheinen einige Blätter herausgenommen zu sein. Gegenüber unserer Zählung von 128 Blatt findet sich unten im Bug eine ältere weitere Zählung, die auf 142 Blätter kommt. Ferner weisen auch Falze auf möglicherweise entnommene Textblätter oder Miniaturen hin.
Die Miniaturen:
24r Heimsuchung Mariae
76v Verkündigung Mariae
80v Kreuzigung Christi
84r Trinitatis, Pfingstwunder
100v Thronende Muttergottes
106v Auferstandener Christus mit Wundmalen zwischen Maria und Johannes
110r Drei Mönche mit Lesepult
Die Miniaturmalereien sind meist auf kostbar ausgestattetem ornamentalem Grund mit blau-rot-goldenem Schachbrettmuster oder azurblauem oder purpurnem Brokatteppichmuster gemalt, was ebenfalls eine südfranzösische Provenienz nahelegt. Dafür könnte auch die von der üblichen Norm abweichende Ikonographie sprechen, die nicht nur mit der Mönchsdarstellung, sondern auch der recht ungewöhnlichen Darstellung der Stigmata-Präsentation Christi in einem eher südlichen Entstehungsraum weisen mag. – Einige Pergamentblätter später zwischengebunden, teils wohl auch fehlende Blätter, im Bug teilweise mit Falzen verstärkt, teils etwas stärker gebräunt, fingerfleckig und gegen Anfang wasserfleckig, insgesamt etwas unfrisch. Initialen und Buchschmuck teils etwas abgerieben und beschabt, die Miniaturen auch gelegentlich etwas verwischt und in der Oberfläche berieben sowie mit Farbabplatzungen. Insgesamt aber reizvolles, hübsch illuminiertes, individuelles Stundenbuch aus der Blüte des mittelalterlichen Herbstes.
Spätmittelalterliche Handschriften
Einzelblätter mit Texten und Illumination auf Pergament
Los 507
Zuschlag
700€ (US$ 753)
Spätmittelalterliche Handschriften. 5 (2 Doppel-) Blätter mit Texten und Illumination auf Pergament. Blattgrößen ca. 16,5 x 11,5 bis 21 x 15 cm (Doppelblatt bis 21 x 30 cm). Deutschland, Frankreich und Niederlande zwischen 1440 und 1500.
1) Dornblattranke. Doppelblatt mit 4 Seiten aus einem französischen Stundenbuch der Ile-de-France (21 x 30 cm) mit sauberer lateinischer Schrift in Schwarz, Sepia, Rot, Blau und Gold. Mit 4 größeren und 7 kleineren Initialen in Blattgold bzw. auf Blattgoldrahmen, die Spiegel umgeben mit rot-blauen Rahmen mit weißem Binnenornament, aus denen eine breite, alle vier Seiten umgebene Dornblattranke mit farbigen Blüten und schimmerndem Blattgold herauswächst. - Winziger Randausriss, Knickspuren, kaum gebräunt, sehr dekorativ. - 2) Randminiaturen zum Psalter. Doppelblatt mit 4 Seiten eines wohl niederländischen Stundenbuchs (16,5 x 23 cm) mit 25 Initialen in Pinselgold auf Farbgrund, Zeilenfüllern und 4 Randminiaturen (je 10 x 2,5 cm), u. a. zu Psalm 26 "Iudica me Deus et discerne causam meam de gente non sancta". Die etwas einfachen Miniaturen mit Vögeln und Menschen unter Bäumen. - Etwas gebräunt, leicht knittrig. - 3) Jacobus-Brief. 2 Blätter mit 4 Seiten aus den Episteln des Jacobus (je ca. 22 x 13 cm), darunter eine Stelle aus die berühmte Stelle des Tadelns der Reichen (Jako V, 1): "Agite nunc divites, plorate ululantes in miseriis vestris, quæ advenient vobis (Wohlan nun, ihr Reichen; weinet und wehklaget über die Trübsale, die über euch hereinbrechen werden). Auf besonders weißem, glatten Pergament, geschmückt mit ca. 30 1-2-zeiligen Initialen in Gold und Farben sowie Zeilenfüllern. - Montagespuren, schiefer Beschnitt im Bug. - 4) Initiale "I" aus Ausschnitt einer liturgischen Handschrift aus dem deutschen Raum (18 x 11 cm). Die Initiale in marmoriertem Blau mit rotem umgebenden floralen Ornament. Verso liturgisches Textfragment. – Geringe Gebrauchsspuren, sehr dekorativ.
Stundenbuchminiaturen
7 Miniaturen aus spätmittelalterlichen Stundenbüchern, den Horae Beatae Mariae Virginis.
Los 508
Zuschlag
5.000€ (US$ 5,376)
Stundenbuchminiaturen. 7 Miniaturen aus spätmittelalterlichen Stundenbüchern, den Horae Beatae Mariae Virginis. Französische Handschrift auf Pergament. Mit zahlreichen Blatt- und Pinselgoldinitialen, breiten, teils vielfach mit Figuren und Früchten belebten Randbordüren, teils als Akanthus- oder Dornblatttranke, und mit 7 kleineren und größeren Miniaturen in Gold und Farben. Darstellungsgröße zwischen 5 x 3,5 und 10,5 x 8,5 cm. Blattgröße zwischen 9,8 x 8 und 8,4 x 12,6 cm. Nordfrankreich ca. 1440-1500.
Querschnitt durch die höchste Kunst der letzten Blüte des mittelalterlichen Herbstes, die sich in reicher Handschriftenillumination in verschwenderischer Farbigkeit und leuchtenden Goldmalereien äußerte.
Vorhanden sind 3 Blätter eines Taschenstundenbuchs (zu ca. 9,8 x 8 cm) mit 3 Miniaturen (je ca. 9,8 x 8 cm) und reicher, breiter Dornblattbordüre: 1. Verkündigung an die Hirten. 2. Darbringung im Tempel. 3. Kreuzigung Christi. - Stundenbucheinzelblatt (14 x 10 cm) mit breiter floraler Bordüre mit Früchten und Blüten und großer Initiale "D" sowie großer Miniatur: 4. Verkündigung an die Hirten (14,5 x 5,4 cm). - "In illo tempore". Sehr fein gemaltes Stundenbuchblatt (16,8 x 11,8 cm) mit breiter, belebter Akanthusbordüre mit einer goldenen Schildträgergroteske und prachtvollen orangefarbenen Blüten, Erdbeeren etc. in der Bordüre mit einer großen Miniatur (10,5 x 5,5 cm): 5. Lukas malt die Madonna, ein eher seltenes Thema, hier besonders künstlerisch umgesetzt. Der weißbärtige Evangelist sitzt auf einer mächtigen Holztruhe, auf dem Pult eine goldene Maltafel, auf die er schon die Madonna in Farbe gemalt hat, die mit ihrem Jesusknaben im Arm in Effigie vor ihm steht. Im Hintergrund der Tempel zu Jerusalem, über der Truhe ein großer Baldachin mit blauem Goldbrokatbezug und dem Fleur-de-lys-Wappen der französischen Könige, auf der Truhe Farbtopf und Pinseletui. - 6. Pfingstwunder. Miniatur (11,8 x 7 cm) mit der unter einem roten Baldachin in der gotischen Stube sitzenden Maria mit Buch auf dem Schoße, umringt von den Aposteln Jesu, über deren isokephalen Köpfen die weiße Taube den Heiligen Geist ausgießt. Auch die breite Bordüre ist bemerkenswert: in 5 großen herzförmigen Pinselgoldfeldern sind zahlreiche Blumen, Blüten und Erdbeeren dargestellt (Blattgröße: 18 x 11 cm). - Ein großes Blatt (18 x 12,6 cm) einer Handschrift um die Jahrhundertwende, dessen Miniatur in einem massivem, mit Pinselgold gemalten Rahmenädikula eingepasst ist, wobei die Bordüre schon ganz dem Vokabular der Renaissance entspricht: mit Sockel, Pilasterpfeilern und Akanthuskapitellen, Architrav und Giebelaufsatz. Darin: 7. Verkündigung an die Hirten mit einer Szene vor weiter Berglandschaft mit spätmittelalterlicher Stadtsilhouette am Horizont. Der äußerste Rand um die Ädikula ist schwarz-marmoriert. – Teils etwas wellig, hier und da mit Knitter- und Knickspuren, hier und da Farbabplatzungen, weniger in den Miniaturen, als in den Bordüren, insgesamt meist gut erhalten und die Miniaturen in prachtvoller, leuchtender Farbigkeit und schimmerndem Gold.
Horae Beatae Mariae Virginis
2 Einzelblätter aus spätmittelalterlichen Stundenbüchern
Los 509
Zuschlag
300€ (US$ 323)
Horae Beatae Mariae Virginis. 2 Einzelblätter aus spätmittelalterlichen Stundenbüchern. Lateinische Gothica textualis und rotunda in braunschwarzer Tinte auf Papier. 24 Zeilen. Schriftraum 6,3 x 4,8 cm. Format 11 x 7,7 cm bzw. 18 Zeilen. Schriftraum 9,6 x 6,5 cm. Format 16 x 11,8 cm. Mit jeweils breiter Akanthusbordüre an Außenstegen mit bunten Früchten und Blumen, in Gold und Farben, 16 Goldinitialen, 6 Zeilenfüllern in Gold und Farben bzw. mit 5-zeiliger Initiale "S" in Gold und Farben sowie mehreren kleineren Initialen in Blau und Rot mit Federwerk. Unter Glas in Holzprofilleiste bzw. in Glas-Wechselrahmen. Ile-de-France um 1450.
Ein hübsches Blatt eines "Livre d'heures" im Miniaturformat mit hübscher Dornblattranke in Pinsel- und Blattgold. Das zweite, etwas größere Blatt mit zahlreichen schimmernden Blattgoldinitialen und breiter, sehr virtuoser Bordüre mit Akanthuswirbeln in Blau und Pinselgold. – Nur minimal gebräunt, wohlerhalten.
Inkunabel-Blätter
10 Einzelblätter aus Inkunabeln der Zeit von 1478-1499.
Los 510
Zuschlag
480€ (US$ 516)
Inkunabel-Blätter. Inkunabel-Einzelblätter. 11 Einzelblätter aus Inkunabeln vom letzten Viertel des 15. Jahrhunderts mit Druckorten wie Augsburg, Basel, Köln, Speyer, Straßburg und Venedig. Blattgrößen zwischen ca. 29 x 20,5 cm und 42,5 x 29 cm. 1478-1499.
Vorhanden sind jeweils ein Blatt aus: 1) Albertus Magnus, Sermones de tempore et de sanctis, Köln, Ulrich Zell, um 1475. 28,5 x 20,5 cm. - 2) Vicentius Bellovacensis, Speculum doctrinale, Straßburg, Adolf Rusch, um 1478. 42,5 x 29 cm. - 3) Angelus de Gambilionibus de Aretio, Lectura super institutis, Speyer, Peter Drach, 1480. 40 x 28 cm. Mit zeitgenössischen und späteren Sepia-Marginalien. - 4) Petrus de Harentals, Collectarius, Köln, Johann Guldenschaff, 1483. 29 x 20,5 cm. Rubriziert mit Lombarde. - 5) Petrus Paludanus, Sermones thesauri novi dominicales, Straßburg, Drucker der Vitaspatrum, 1483. 30 x 21,5 cm. - 6) Johann Balbus de Janua, Catholicon. Straßburg, Drucker des Jordanus von Quedlinburg, um 1483. - 7) Johannes de Bromyard, Summa praedicantium, Basel, Johann von Amerbach, um 1484. - 8) Vincenz Ferrer, Sermones de tempore hiemali, Köln, Heinrich Quentell, 1485. 38 x 27 cm. Rubriziert mit roter Kapitalstrichelung. - 9) Petrus Comestor, Historia scholastica, Basel, Johann von Amerbach, 1486. 29,5 x 20,5 cm (rubriziert, mit roten Lombarden). - 10) Guilllaume Durant, Speculum areum, Venedig, Baptista de Tortis, 1493. 42 x 28 cm. - 11) Eyke von Repgow, Remissorium, Augsburg, Johann Schönsperger, 1499. 30,5 x 21,5 cm. – Die Blätter stammen aus einem Bestimmungsbuch für frühe Typographie, alle unten mit einem fest aufmontierten Schildchen mit Angabe zu den Drucken (teils mit Kleber- und Säurespuren). Mehrere Blätter mit Feuchträndern, Randläsuren, Bräunungen, Flecken und vereinzelt stärkeren Wurmgängen, meist aber ordentlich. Insgesamt prächtige Beispiele der "Incunabula typographica", der immer noch hochwertigsten Druckkunst aller Zeiten.
Hermachoras Fortunatus
Doppelblatt aus einer liturgischen Antiphonale-Handschrift
Los 511
Zuschlag
240€ (US$ 258)
Heiliger Hermagoras von Aquileia
Hermachoras Fortunatus. Doppelblatt aus einer liturgischen Antiphonale-Handschrift. Lateinische Handschrift auf Pergament. 4 S. 8 Zeilen Text mit 8 Zeilen romanischer Quadratnotation auf vierlinigem System mit roter Linie für den Cantus firmus. Schriftspiegel 39,6 x 25 cm. Format 49,5 x 35,5 cm. Mit 12 roten und blauen Initialen mit blauem und rotem Federwerk, Kapitelanfängen, Überschriften und Psalmen- wie Antiphonanfängen in Rot. Norditalien um 1480.
Der heilige Hermachoras (Hermagoras) gilt als der erste Bischof von Aquileia, dessen Patron und Stadtheiliger er auch ist. Sein Festtag ist der 12. Juli. Bedeutend ist vor allem die bildliche Darstellung seines Lebens, Wirkens und Märtyrertodes um 304 unter Diokletian in der Krypta der Basilika von Aquileia.
Der Antiphonarum Italicum Textus enthält die Passagen: "Beatus Hermachoras dignus dei martyr pendens in ligno hymnum deo canebat dicens in adiutorium meum tu intende ... Beatus Hermachoras dixit ad Sevastum daemonibus tuis numquam sacrificabo erubesce miser erubesce cum patre tuo confusus diabolo". – Haarseite etwas bräunlicher, Fleischseite heller, kaum fleckig, wenige spätere Randeinträge.
Antiphonarium
Handschrift Pergament (Einzelblatt). Italien 1460
Los 512
Zuschlag
150€ (US$ 161)
Antiphonar. 2 Einzelblätter einer prachtvoll ausgestalteten liturgischen Monumentalhandschrift. Lateinische Handschrift in Schwarzbraun und Rot auf Pergament. Jeweils ca. 51,5 x 36 cm. Mit romanischer Quadratnotation auf schon 5-zeiligem roten System. Mit 5 großen Zierinitialen, davon 2 in Grün-Gelb-Schwarz und 3 in Rot und Violett mit aufwendigem Federwerk sowie 7 kleineren roten und blauem Initialen mit Federwerk. Südfrankreich um 1480.
Zwei sehr dekorative Einzelblätter auf festem Kalbspergament: "Iam Christus astra ascenderat". mit jeweils 2 großen gotischen Zierintialen in grün-gelbem Flechtwerk, die den Cantus firmus begleiten. Die bemerkenswert schönen Federwerk-Initialen "I", "A", "I" sind jeweils zweifarbig in Rot und Violett gehalten und umspielt von reichstem Federwerk in farbiger Entgegnung, jeweils in Kastenform mit weit auslaufenden Schnörkeln und Abhängern, gefüllt mit Rotundenelementen, Blütenkreiseln, stilisierten Akanthusblättern und vielem mehr. – Wenige Knickspuren, Regulierungslöchlein, teils leicht gebräunt, sehr sauber.
Schedel, Hartmann. Einzelblatt aus der Weltchronik. Figürlicher Holzschnitt. 36 x 27 cm. Mit Passepartout unter Glas in vergoldeter Holzleiste gerahmt. 48 x 37 cm. Nürnberg, Anton Koberger, 1493.
Der Holzschnitt zeigt Papst Pius II. (1405-1464) und Kaiser Friedrich III. (1415-1493) mit ihren Insignien Kreuzstab und Buch bzw. Zepter und Reichsapfel. Die beiden treten als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche bzw. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation auf. – Leicht gebräunt. Nicht ausgerahmt, daher mit möglichen Randläsuren. Versand nur ohne Rahmen.
Wolgemut, Michael. "Ipse dixit et facta sunt, Ipse mandavit et creata sunt". Holzschnitt mit dem Deus creator mundi auf einem Einzelblatt der Weltchronik der Hartman Schedel. 1 Bl. Mit ganzseitigem Holzschnitt. Blockgröße 37,5 x 23,4 cm. Blattgröße 43 x 28 cm. Nürnberg um 1493.
Darstellung Gottvaters auf dem Himmelsthron als Schöpfergold mit dem Schriftband "Ipse dixit et facta sunt, Ipse mandavit et creata sunt" nach Psalm XXXII, 9 ("Er selbst befahl, und alles wurde gemacht, alles geschah, er selbst trug auf, und alles wurde erschaffen"). Folio I aus der lateinischen Ausgabe der Chronika Hartmann Schedels (1440-1514) um 1493. – Etwas sprenkelfleckig, Rand mit Montagespuren und Einrissen, neuerlich glatt beschnitten.
Confortatus est principatus
Antiphonale-Doppelblatt auf Pergament + weiteres Blatt
Los 515
Zuschlag
180€ (US$ 194)
Confortatus est principatus eorum. Antiphonale-Doppelblatt auf Pergament in schwarzbrauner und roter lateinischer Schrift mit Quadratnotation auf vierlienigem System. Schriftspiegel 27 x 49 cm. Format ca. 44 x 60 cm. Mit 6 Zierinitialen in Blau und Rot in Federwerk-Quadrat. Unter Glas in profilierter Holzleiste gerahmt. Wohl Italien um 1500.
"Mächtig ist ihre Herrschaft, und hoch in Ehren stehen deine Freunde, o Gott" ("Confortatus est principatus eorum, et honorati sunt amici tui") als liturgischer Gesang zur Messe aus dem Psalm 138, 17: "mihi autem nimis honorificati sunt amici tui Deus nimis confirmati sunt principatus eorum". Hübsches, großes Doppelblatt auf bemerkenswert festem Pergament. Enthalten ist auch die Bitte des Fürgebets an den Priester: "Sacerdos et Pontifex, et virtutum opifex, pastor bone in populo, ora pro nobis Dominum". – Kleines zeitgenössische ausgeschnittenes Knorpelloch, gering wellig, an Ecken unten teils leicht fingerfleckig. Dekoratives Blatt. – Beiliegt 1 Einzelblatt aus einem Antiphonale. Lateinische Schrift in Sepia und Rot sowie Noten auf Papier. Um 1780. - Blasser Feuchtrand von unten. - Beide nicht ausgerahmt, Versand aber nur ohne Rahmen.
Kupferminiaturen
6 Holländische Genreszenen. Niederländische Temperamalerei auf Kupferplatten.
Los 516
Zuschlag
3.400€ (US$ 3,656)
Kupferminiaturen. 6 Holländische Genreszenen. Niederländische Temperamalerei auf Kupferplatten. Jeweils ca. 14,2 x 10,2 cm. Eingelegt in 2 Faltdiptychen aus rotem und grünem Kalbsleder (teils etwas fleckig, leicht abgeschabt, winzige Einrisse) mit farbigem Moiréseiden-Innenbezug sowie rahmenden Goldfileten. Niederlande wohl zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Sechs besonders hübsche bäuerliche, städtische und höfische Szenen, die in feiner Miniaturmalerei mit Gouachefarben auf Kupferplatten gemalt wurden. Dargestellt ist
1) Ein höfisches Ritterturnier vor einer typisch niederländischen Stadtkulisse, bei der sich vier geharnischte Reiter in farbenfrohen Rüstungen mit langen Lanzen und spitzen Schwertern bekämpfen. Auf einer Bühne im Hintergrund die Honorationen und hinter einem Zaun die Schaulustigen. Ein mächtiger Rathausbau und eine Straßenflucht mit Kirchturm bilden den Hintergrund.
2) Eheschließung im Rathaus. Unter einem grünen Baldachin sitzen die Ratsherren, während sich vorne ein kostbar gewandtetes Paar die Hand gibt, rechts begleitet von einer Musikkapelle mit Flöte und Trommel sowie einem Hofnarren. Links Adjutanten und im Hintergrund unter dem Gewölbe zwei Geistliche, die aus einem hölzernen Verschlag hinzutreten.
3) Baumfäller vor der Stadt, über eine hölzerne Brücke reitet ein Reiter auf einem Schimmel zum Stadttor, dahinter eine Burg mit Treppengiebeln. Vorne links grüßt ein Landarbeiter zwei hübsche junge Damen, deren erste in Rot gewandet ist und in ihrer Linken eine Taube hält. Im Hintergrund die See.
4) Einzug eines Paares in eine Stadt, das auf Pferden über eine Brücke durch ein hoch aufragendes Stadttor mit Flankentürmen und Zinnen einreitet, während unten im Fluss eine Kapelle mit Flöte und Mandoline auf einem Boot spielt. Überall werden Frühlingszweige in leuchtendem Grün geschwenkt. Im Hintergrund mehrere gotisch-romanische Kirchtürme.
5) Ein Jäger in rotem Wams und grünem Hut auf einem braunen Pferd reitet in das Dorf zurück. Er führt einen Schimmel, auf dem er sein Wildbret, einen mächtigen Achtender gelegt hat. Vor ihm begleitet ihn ein Knappe mit großer Lanze über der Schulter, mit Schwert am Gürtel, einen schwarzen Hund führend. Im Hintergrund wird Korn gesiebt.
6) Gewerbearbeiten im Dorf. Vor einer duftigen Winterlandschaft mit einem See und kleinem Kirchturm am Ufer schaut der Betrachter in zwei offene Holzhäuser, in denen links eine Frau Reisig bricht, während rechts in einem großen Trog Brotteig geknetet wird. Ein Knecht mit roter Kappe, gelbem Wams und grünen Hosen bringt die frisch gebackenen Brote zum Verkauf, während im Vordergrund ein Schwein geschächtet wird, dessen Blut in einer Pfanne aufgefangen wird. – Teils leichte Oberflächenläsuren, wenige Kratzer, kaum Farbabplatzungen, wohl ohne Retuschen, die Malerei aller Wahrscheinlichkeit aus dem 16. Jahrhundert in sehr nuancierten Farbigkeit, teils etwas nachgedunkelt und gebräunt.
** English **
Copper Miniatures. 6 Dutch Genre Scenes. Tempera painting on copperplates. Each around 14,2 x 10,2 cm. Netherlands most probably second half of 16th century. - Some light surface scratches and damage, but hardly any abrasions, probably without retouching. The painting derives most likely from the 16th century - colleagues of the art department stated that there is no evidence of a later time of origin (e. g. 19th century). This is to be proved though. In very nuanced colors, partly darkened and browned.
Wolfius, Henningus und Justinianus
Commentariolus in quatuor institutionum Iustiniani Imperatoris libros
Los 517
Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)
Hufnagel-Neumennotation
Justinianus. - Wolfius, Henningus. "Commentariolus in quatuor institutionum Iustiniani Imperatoris libros". 104 nn. Bl. Mit 2 (1 kolorierter) einmontierter Kupferstich. 17 x 10,5 cm. Flexibler Pergament-Kopertband d. Z. (eine Ecke mit Fehlstelle, etwas abgegriffen und angestaubt) unter Verwendung eines Handschriftenfragments des 14. Jahrhunderts. Deutschland 1619.
Justinian-Kommentar eines Henning Wolf oder Wolff (latinisiert in "Henningus Wolfius") zu den "Institutiones Iustiniani", dem bedeutendsten Gesetzeswerk von dem oströmischen Kaiser Justinian, Teil seines "Corpus iuris civilis". Auf dem Titel das Motto: "Discite justitiam moniti et non temnere Divos". Am Schluss eine hübsch kolorierte einmontierte, konturbeschnittene Kupfervignette, die den Kaiser Justinian zu Pferd darstellt, umgeben von zwei Landsknechten. – Einige Blätter fehlen, wohl auch am Schluss, in der "Analysis institionum Justiniani, ex libello", einige Blätter lose, teils etwas stärker fleckig und gebräunt sowie feuchtrandig. - Besonders interessant ist der Koperteinband aus einem Stück einer spätmittelalterlichen Neumenhandschrift. Das Fragment ist beidseitig beschrieben und an allen drei Seiten auf beiden Deckeln eingeklappt, so dass sich eine Gesamtgröße von ca. 26,5 x 30 cm ergibt. Auch wenn die Schrift teils etwas abgerieben ist, kann man den Text der Responsorien doch weitgehend gut verfolgen: "Kyrie eleyson - Alleluja".
Auf vier blass reglierten Linien sind die Neumen notiert, die hier in der sog. "Hufnagelform" - als kürzere und längere senkrechte Striche und einem mittels Bandzugfeder schräg aufgesetzten Punkt - Notenwerte wiedergeben, eine Vorstufe der sich daraus entwickelnden romanische Quadratnotation, die wiederum der heute gebräuchlichen Modalnotation vorausgeht. Für die Entwicklung des schriftlichen Festhaltens von Musik spielt die Neumennotation eine bedeutende Rolle. Mit diesen Handzeichen (Neuma ist griechisch der "Wink") wurden schon seit dem 9. Jahrhundert relative Tonhöhen im Kontext einer melodischen Passage notiert. Die spezielle Form der Hufnagelnoten hier ist ein besonders seltenes Beispiel im Zeitstrahl der Entwicklung musikalischer Notation.
Ceremonial
"Troiziesme Partie du Ceremonial" Französische Handschrift auf Papier
Los 518
Zuschlag
500€ (US$ 538)
Choreographie der Frömmigkeit
Ceremonial. "Troiziesme partie du cérémonial". Französische und lateinische Handschrift auf Papier. 49 nn. Bl. Mit ca. 70 Zeilen romanischer Quadratnotation auf 4-zeiligem System. 18,8 x 14 cm. Dunkelbraunes Leder um 1720 (etwas beschabt und bestoßen) mit RVergoldung (ohne das RSchild). Frankreich um 1670.
Vademecum mit Anleitung zur zeremoniellen Aufnahme junger Klosteranwärterinnen in den Konvent für den Dienste am Herrn. Die Handschrift beschreibt in beeindruckender Detailgenauigkeit und Präzision die zu absolvierenden Zeremonien bei der Einkleidung und Aufnahme von Novizinnen in ein (hier leider nicht näher bezeichnetes, wohl nordfranzösisches) Kloster, sowie bei Besuchen am Krankenbett, bei Verabreichung der Sterbesakramente und bei Beisetzungen von Nonnen. Dabei werden sowohl die vorgeschriebenen Bewegungen dargelegt - zerlegt in kleinste nachvollziehbare Schritte - als auch die zugehörigen Gebete und Gesänge wiedergegeben.
Diese besonderer Ausführlichkeit und Genauigkeit wird besonders augenfällg beim Vergleich der Handschrift mit den wenigen gedruckten Manualen, wie etwa den 1665 in Mons erschienenen 'Constitutions du monastère de Port-Royal'. Die hier enthaltenen Kapitel "De la manière de recevoir les filles à la profession' (Seiten 68-74) und 'La manière de recevoir les filles à profession au monastère du Port Royal' (343-345), sowie 'La manière de donner l'habit de Novice au monastère de Port Royal' (307-322), stellen im Kern die gleiche Prozedur dar, allerdings erfolgt die Schilderung der Zeremonien in eher knappen Begriffen und Formulierungen. Demgegenüber werden in der hier vorliegenden Handschrift - und darin liegt neben der Seltenheit solcher Dokumente im allgemeinen der besonderere Reiz des Manuskriptes - die Zeremonien wie in einem überaus genauen Drehbuch beschrieben. – Die erste Seite etwas angestaubt und fleckig, sonst nur stellenweise etwas braun- oder stockfleckig, das letzte Blatt vor den Nachträgen ist fleckig und verso mit dem ersten Nachtragsblatt verklebt. Titel mit handschriftlicher Widmung "A soeur marie seraphique en l'année ’73". Vorsatz mit "Ex-Libris Comte Rochat de la Vallée".
Schüching, Christoph Bernhard
Adelspatent für den Schauspieler und Dichter
Los 519
Zuschlag
2.400€ (US$ 2,581)
Schüching, Christoph Bernhard von. Adelspatent mit Wappenverleihung für den Kanzler des Bischofs von Münster und des Kurfürsten von Köln. Deutsche Handschrift auf Pergament. 10 nn. Bl. Mit großen kalligraphischen Titelzeilen, mehreren gezeichneten Rokoko-Initialen, breiter kalligraphischer Bordüre, kalligraphischen Kopf- und Schlussstücken um jede Seite sowie ganzseitiger Wappenmalerei in Gouachefarben, vielfach mit Gold- und Silberhöhungen. 33 x 24 cm. Dunkelroter Samtband d. Z. (nur leichte Bereibungen und Beschabungen, stellenweise gering verblasst) mit 2 (von 4) breiten Schließbändern aus gelber Seide sowie breiter geflochtener Kordel aus Gold- und Silberfaden mit angehängtem großem rotem Wachssiegel (Durchmesser 14 cm) mit den Kaiserlichen Insignien Franz I. in zweiteiliger runder Messing-Kapsel mit ziseliertem kaiserlichen Wappen auf dem Deckel (Durchmesser 16,5 cm), zusammen in passend gelötetem Eisenblechfutteral (teils etwas korrodiert und außen angerostet, wenige etwas spätere nachgelötete Stellen) mit angesetztem Siegelzylinder und Klappschließe. Wien 4. X. 1757.
Prachtvoller Adelsbrief und Adelspatent mit der Erhebung des bekannten Diplomat und Kanzlers des Bischofs von Münster sowie des Kurfürsten von Köln Christoph Bernhard Engelbert Schüching (1704-1774) durch den Habsburger Kaiser Franz I.: "Wir Franz von Gottes Gnaden erwehlter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien, zu Jerusalem, König, Hertzog zu Lothringen und Har, Groß-Hertzog zu Toscana, Hertzog zu Calabrien, Geldern, Montserrat, in Schlesien zu Teschen, Fürst zu Charleville, Marggraf zu Pont à Mousson und Nomeny, Graf zu Provence, Vaudemont, Blanckenberg, Zütphen, Saarwerden, Salm Falckenstein etc. etc. Bekennen für Uns und Unsere Nachkommen am heiligen Römischen Reich, öffentlich mit diesem Brief, und thun kund allermänniglich ... ihn Christoph Bernhard Schüching samt dessen jezigen und künfftigen ehelichen Leibs-Erben und derenselben Erbens-Erben beyderley Geschlechts absteigenden Stammes, aus Keyserlicher Macht-Vollkommenheit in des heiligen Römischen Reichs Ade-Stand gnädigst erhoben, gewürdiget und eingesezet [zu haben] ..."
Es folgt die Verleihung eines Wappens, das von einem bemerkenswert begabten Wappenmaler ganzseitig eingezeichnet wurde. In einem Goldrahmen ist das große Wappen mit nuancierten, vielfältig abgestuften Gouachetönen eingemalt. Der Rahmen wird oben in einer mächtigen Rokoko-Kartusche mit dem Habsburger Doppeladler als Insignie des Kaisertums bekrönt. Der Adler trägt auf der Brust das Wappen Franz I., darunter die Girlande mit neun weiteren Wappen der Königs- bzw. Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.
Im Schild trägt Christoph Bernhard von Schüching ein nach links steigendes silbernes Einhorn, das sich als Helmschmuck über der Krone wiederholt. Das Wappen ist in eine arkadische Landschaft gestellt und mit besonders üppigem silber-grünem Akanthusblattwerk gefasst. Zur Blasonik merkt die Handschrift an: "einen grünen Schild, worinnen ein zur rechten springendes silbernes Einhorn zu sehen ist. Auf dem Schild ruhet ein frey-adelich-offener, blau angeloffener, roth gefütterter gecrönter Turnier-Helm mit seinem Kleinod und beyderseits von von silber und grün vermischt herabhangender Helm-Decke. Aus der Cron wächset das im Schild beschriebene silberne Einhorn abermahl nach rechts empor".
Besonders hübsch ist das nahezu vollkommen intakte große rote Wachssiegel Kaiser Franz I. in der reich ziselierten Messingkapsel. Auf dem Vorderdeckel erscheint dasselbe Kaiserwappen noch einmal eingraviert im Rund, an zwei Löchern im Kapselzyliner ist die aus gelben und goldenen Fäden gedrehte Kordel durchgezogen. Auf den letzten Seiten ist das Patent von den Notaren signiert: "Ad Mandatum Sac.ae Caes.ae Majestatis proprium - Andras Moser" und weitere. – Leimränder des Vorsatzes minimal wurmlöchrig, kaum fingerfleckig, insgesamt in hervorragendem Gesamtzustand. Am Anfang eine eingelegte hs. Papier-Regeste sowie eine weitere Regeste auf der ersten weißen Seite "Bonn den 27ten Aprilis 1758". Bemerkenswert ist, dass die Urkunde auch noch in ihrem originalen Blechfutteral aufbewahrt wurde, womit bis heute ein historisches Ensemble erhalten blieb, das ein eindrucksvolles Beispiel für die kaiserliche Adelsverleihung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation darstellt.
Gebetbuch
Spätbarockes Andachts- und Gebetbuch. Deutsche Handschrift in roter und graubr
Los 520
Zuschlag
750€ (US$ 806)
Historische Quelle über die Gnadenbilder und ihre Wundertaten
Gnadenbilder. - Gebetbuch. Spätbarockes Andachts- und Gebetbuch sowie Pilgerhandbuch mit Beschreibung von deutschen Gnadenbildern und deren Legenden. Deutsche Handschrift in roter und graubrauner Tinte auf Papier. 8 (statt 10), 30 Bl., 146 S., 3 Bl. Mit 36 kolorierten Federzeichnungen und einigen gezeichneten Vignetten. 14 x 9 cm. Gebunden, ohne die Deckel (Rücken lädiert). Rhein-Main-Mosel-Gebiet um 1765.
Bemerkenswertes kleines Gebetbuch als Zeugnis der Volksfrömmigkeit und Pilgertums in Deutschland zum Ende des 18. Jahrhunderts. Neben dem Kalendarium und den Gebeten zu den Tageszeiten, den Heiligentagen im Kirchenjahr etc. sind vor allem Gebete aufgeschrieben, die in Zusammenhang mit berühmten Gnadenbildern in Kirchen und Kapellen im deutschsprachigen Raum stehen. So ist der Besitzer des Gebetbuchs quer durch die Landen gepilgert und hat die heiligen Stätten besucht, wo er jeweils nicht nur die Gebete in sein Büchlein kopiert hat, sondern auch noch jeweils eine Zeichnung des entsprechenden Gnadenbilds anfertigte, das er dann in den toningen Farben, Braun, Mattgelb, Schwarz, Dunkelrot etc. kolorierte.
Es entstand damit nicht nur ein einzigartig individuelles Andachtsbüchlein, sondern auch noch ein Pilgerführer, der den Status quo der wichtigsten Pilgerstätten Deutschlands bewahrt, deren Geschichte erzählt und ausführlich von den Wundertaten der Gnadenbilder berichtet.
Zum "Ersten Tag im Monat" befindet sich ein "Gnadenbild zu Noth Gottes" mit der Gethsemane-Szene, darunter die Erklärung: "Diß Bildniß ist 1390 aus einem hohlen Baum einige mahl in der Pfarrkirche dasigen Orts getragen, doch allzeit in dem Baum wieder eingefunden, worauf eine Kirch darüber gebauet, und 1621 den w. E. Cap. zur Beförderung der Andacht eingeräumet". Zum "Zweyten Tag im Monat" ist eine Kreuzigungsdarstellung gezeichnet "Gnadenbild zum H. Creütz bei Maynz" und die Erklärung beigegeben "An. 1283 hat ein Spieler Namens Schellfrop, ohnweit Mainz einen Cruczfixbild Christi im Zorn abgehauen, aus welchem häufig das miraculose H. Blut geflossen, die Hand Gottes stellte disen Bößewicht daß er nicht entweichen konnte, biß ihn die Obrigkeit ergriffen und gebührend gestraft".
Zum "Gnadenbild zu Walttüren": "Anno 1333 als ein Priester aus Unachtsamkeit das H. Blut verschütt, hat er Jesum am Creütz und ii blutstrome mit Dörnern gecrönte Köpf in das Corporal gedruckt. Es kommen anjetzo jährlich 4 Wochen lang weit und breit Procesionen dahin". Mit Darstellung einer Pietà: "Anno 1435 ist von dem hochedlen Ritter Brömser von Rüdeseim eine Kirche zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes aufgebauet und Bornhofen genannt. Anno 1673 wegen zunehmender Andacht den P. P. Capucinern übergeben worden", und zum "Gnadenbildn zu Buchen": "Als dieses Bild im Wald auf einem Eichbaum gestanden, hat ein gotterlästernder Jud mit einem Schechtmahl es verwundet, man hörte gleich eine klägliche Stimm, der Jud blieb stehen und es ist eine schöne Kirch darber gebauet".
Weitere Beschreibung von Gnadenbildern an folgenden Orten: "Gnadenbild zu Maria in Cöllen", "Gnadenbild der Schnur Gassen", "Gnadenbild zu Dettelbach", "Gnadenbild zu Diepurg", "Gnadenbild zu Eberhardt Claussen bey Trier", "Gnadenbild zu Einsidlen bey Gernsheim", "Gnadenbild zu auf dem Engelberg", "Gnadenbild zu Hessenthal", "Gnadenbild zu Luzenburg", "Gnadenbild zu S. Agnes Closter in Maynz", "Gnadenbild in der lieben Frau Kirch zu Maynz", "Gnadenbild zu Marienborn bey Maynz", "Gnadenbild zu Oggersheim", "Gnadenbild auf dem Ruperts-Berg", "Gnadenbild zu Speyer im Thom [Dom zu Speyer]", "Gnadenbild zu Trier", "Gnadenbild zu Kevelaer". "Gnadenbild zu Wagheussel", "Gnadenbild in der Vorstatt Worms", "H. 14 Nothhelffer u Gusenheim", "S. Wilgefort in dem Dom zu Mainz". – Es fehlen am Anfang wohl 2 Blätter oder mehr (Kalendarium ist jedoch vollständig), auch die beiden Deckel fehlen, sonst teils etwas fingerfleckig, teils leicht angeschmutzt, wenige Knickspuren. Interessantes Dokument.
Philosophia Eclectia
ad Trevirensis normam dictata Praeliminaris In Universam Philosophiam Dissertatio
Los 521
Zuschlag
600€ (US$ 645)
Die Philosophie und Metaphysik an der Universität zu Trier
Trier. - Philosophia Eclectia ad Trevirensis normam dictata Praeliminaris In Universam Philosophiam Dissertatio. Lateinische Handschrift auf Papier. 160 nn., 8 w. Bl.; 24 typographisch Bl. zwischengebunden. Mit 10 größeren Diagrammen in Federzeichnung im Text sowie gefalteter Tafel in Rötel- und schwarzer Feder. 20,5 x 17,4 cm. Halbpergament d. Z. (abgegriffen, fleckig, stärker beschabt und berieben) mit hs. RTitel. Trier 1766.
Umfangreiches Philosophie-Kompendium nach der Trierer Norm, abgefasst als Manuskript einer Dissertation an der Alma Mater von Trier. Zwischengebunden wurden jedenfalls drei gedruckte Traktatteile: "Philosophiae pars prima sive logica. Dissertatio I. Complectens priores binas Logicae partes de arte percipiendi, ac judicandi: Cujus placita in almâ, & antiquissimâ Universitate Trevirensis, in Gymnasio P. P. Soc. Jesu" des Jahres 1766 (gedruckt in Trier von Eschermann), ferner "Metaphysicae et psychologiae partes..." etc. (4; 4; 6; 4; 4; 2 Bl.). Mit phantasievollen Diagrammen, die die philosophischen und metaphysischen Zusammenhänge verdeutlichen wollen, wobei etwa Pique-Herzen an den vier Ecken mit Querverbidungen in Form von spitzen Schwertern oder über Kreuz liegenden Flinten zwischen Trommler-Tambouren sorgsam mit der Feder gezeichnet wurden. Die Falttafel vor allem mit geometrischen und stereometrischen Figuren. Am Ende des ersten Teils ist das Manuskript datiert "die 17 Martii 1766". – Minimale Gebrauchsspuren, wohlerhalten.
Educatio virginis
Die heilige Anna lehrt Maria das Lesen. Andachtsbild. Miniatur in Gouache
Los 522
Zuschlag
500€ (US$ 538)
Educatio virginis. Die heilige Anna lehrt Maria das Lesen. Andachtsbild. Miniatur in Gouache und Aquarell auf Pergament, teils mit Gold. Darstellungsgröße 10,6 x 7,7 cm. Format ca. 13,2 x 9 cm. Deutschland um 1780.
Die "Educatio virginis" gehört zu den eher seltenen ikonographischen Themen, die erst im 14. Jahrhundert in der katholischen Bilderwelt aufkamen und sich auf apokryphe Erzählungen um das Leben der Maria, vor allem ihrer Jugend, ranken. Die hübsche, auf ein Andachtsbild reduzierte Darstellung der Mutter Anna, die ihrem beflissenen Töchterlein Maria das Lesen beibringt, gehört dabei zu den herzigsten Szenen, die vor allem im Barock beliebt war - auch wenn es insgesamt nur recht wenige Beispiele (in Altartafeln etc.) gibt.
Sankt Anna trohnt hier auf einem prächtigen, orientalisch anmutenden, gedrechselten Stuhl mit Troddeln und Seidenstickereien, sie ist in weite Seidengewänder mit bläulichem, violettem und bräunlichem Schimmer gewandet, während die kleine Maria dem ikonographischen Farbkodex entspricht: die Tunica in Rot, die Toga in Blau. Die Szenerie findet auf einer Balkonnade statt, rechts begrenzt von einem schwerer Vorhang, davor ein prachtvolles Blumenbouqet mit Nelken, blauen Lilien und Rosen.
Maria konzentriert sich auf die Lektüre des Buches, das ihr Anna auf dem Schoße vorhält. Die linke Hand hat Maria demütig an die Brust gelegt, um damit schon die berühmte Geste der Verkündigung zu üben: "quae cum audisset turbata est in sermone eius et cogitabat qualis esset ista salutatio?" Und tatsächlich schwebt von oben links auch schon die große weiße Taube des Heiligen Geistes heran. Darunter drei Puttenköpfe im Gewölk, auf dem Tisch liegt ein weiteres Buch. – Minimal wellig, leichte Oberflächenbereibung mit nur wenig Farbabplatzungen, der einst goldene Rahmen teils oxidiert. Verso zeitgenössische Einträge.
Commentarius in civilis philosophiam
Lateinische Handschrift auf Papie
Los 523
Zuschlag
220€ (US$ 237)
Commentarius in civilis philo[so]phiam. Lateinische Handschrift auf Papier. 2 Teile in 1 Band. 139 hs. num S., 2 Bl.; 147 hs. num S. Mit einigen Schmuckzeichnungen in Sepia (davon 1 ganzseitig mit Blume). 8 eingebundenen Kupfertafel mit Philosophenporträts von Henri Bonnart. 22,3 x 16,8 cm. Dunkelbraunes Kalbsleder d. Z. (mit kleinen Fehlstellen durch Wurmschaden, etwas beschabt und bestoßen). Frankreich um 1780.
Handschriftliches Kompendium von der klassischen Philosophie seit der Antike über den Neuplatonismus bis hin zu den Kirchenvätern aus der Feder eines französischen Studenten, der sein Skript mit hübschen Kupferstichen des Henri II Bonnart (1642-1711) ausschmückte. Sie zeigen Porträts mit in die Platte gegrabenen Bezeichnungen und Kurzviten der bedeutendsten Philosophen, westliche und östliche Kirchenväter aller Zeiten, die der Student jeweils an die Stellen, an denen diese im Unterricht behandelt wurden, einheftete. Vorhanden sind: Marcus Tullius Cicero, Aristoteles, Porphyrius, Augustinus, Diogenes, Epikur. Die siebte Tafel zeigt das X-Schema des philosophischen Weltsystems (lose beiliegend). – Vortitel zweifach alt gestempelt "Bibl. prov. germ. inf. C.SS.R". Teils leichte Feuchtspuren an Rändern, sonst kaum gebräunt, meist sehr sauber.
Strategisches Handbuch für die Artillerie
Memorie per gli artiglieri. Italienische Handschrift auf Papier. 180 hs. num. S. 22 x 17 cm. Marmoriertes dunkelbraunes Leder d. Z. (minimale Fehlstelle auf dem Rückdeckel, leichte Risse, etwas beschabt und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung sowie Rotschnitt. Norditalien Ende des 18. Jahrhunderts.
Strategisches Handbuch zum Gebrauch der Kanonen im Krieg vor allem bei Häuserkampf in den Städten, aber auch zur Verteidigung vor den Toren einer Stadt sowie auf dem Lande. Die Handschrift gliedert sich somit in drei Teile: "Si insegneranno pertanto in queste memorie le inbombenze particolari agli artilieri.
I. Nella espugnazioni delle piazze (bei der Eroberung der Plätze)
II. Nella Diffesa (bei der Verteidigung)
III. Nella Guerra di Campagna (beim Kampf auf dem Schlachtfeld).
Alle Themen zur richtigen Positionierung, Ausrichtung und Bedienung der Artillerie, der Geschütze und Kanonen werden genau beschrieben, wie es in der Einleitung heißt:
"Essendo gli artiglieri destinati a concorrere in modo particolare nell'espugnazione, e nella diffesa delle piazze, e ne' fatti d'armi, debbonsi in queste Regie scuole teoriche esporre le principali incombenze sì degli officiali primari di quarto regimento, che nelle azioni di guerra non sono per anche intervenuti, venendo bastantemente informati dei doveri di ciascuno impiego possano nel bisogno adoperarsi opportunamente. Consistono queste incombenze nel fare uso col vantaggio maggiore in tempo die guerro de' Cannoni, de' mortari, dei fuochi artificiali, e delle mine; è necessario perciò dare diverse disposizioni, e discendere a molte operazioni dipendenti da certe determinate regole, ed indirizzi ...". – Kaum fleckig, insgesamt sehr sauber und wohlerhalten und durchgehend gut lesbar.
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