Allmers, Hermann, niederdeutscher Schriftsteller, als "Marschendichter" bekannt (1821-1902). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. "Hermann Allmers". 2 S. Doppelblatt. 4to. O. O. 1860.
"Ostern in Rom". 24 Zeilen: "Weich und wonnig weht die Luft, / Wenns Ostern wird, am Tiberstrom / Glanzvoll ragt aus goldnem Duft / Die Kuppel vom Sanct Peters Dom / Kirche reiht an Kirche sich / Palast steigt an Palast empor / Und drüber hin tönt feierlich / In blauer Luft der Glocken Chor ... O glücklich, wer im Frühling war, / Wenns Ostern wird, am Tiberstrom, / dann singt und klingt's wohl immerdar / Im Glockenklang: O Rom, o Rom!" - Leichte Gebrauchsspuren. - So früh selten.
Benn, Gottfried, Dichter und Arzt, einer der bedeutendsten dt. Lyriker des 20. Jhdts (1886-1956). Eigh. Rezept m. U. "Benn". 1 S. (Kopierstift). Mit Aufdruck "Dr. G. Benn. Facharzt für Hautleiden". Kl. 8vo. Berlin 30.VII.1946.
Eigenhändiges und signiertes ärztliches Rezept für ein "Frl. Ilse ...": "Sulfur. praecipit. 60,0. - Vaselin. all 200,0 ... äusserlich ...". - Gelocht.
Fälschung, Unterschlagung, Beleidigungen
Canzler, Johann Georg, Bruder des kursächsischen Historikers und Oberbibliothekars in Dresden, Karl Christian C.; Diplomat und Historiker, kursächsischer Legationsrat in Stockholm (1738-1809). Eigh. Brief m. U. "J G Canzler". 3 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Dresden 13.II.1791.
Umfangreicher und interessanter Brief an Friedrich Nicolai in Berlin, dem er Aufregendes, ja Kriminelles mitzuteilen hat, nachdem ihn Nicolai um Auskunft über einen Diener ersucht hatte. Canzler meldet, "daß der Bediente Kretzschmar, Sohn eines hiesigen Appellationsgerichtsbothen, am 31. Decembr. v. J. mein Haus verlassen, ohne von mir jemals einen Abschied verlangt, weit weniger erhalten zu haben. Wirklich hat er bey mir vom Jul. 1789 an gedient und mein Zutrauen in seine Ehrlichkeit so vollkommen zu erwerben gewußt, daß ich ihm sehr oft, selbst noch im besagten December, mehrere Tausend Thaler an Geld und Scheinen zur Bestellung anvertraut, und niemals im Verdacht gehabt habe, ob mir gleich von Zeit zu Zeit kleine Geldposten gefehlt haben. Die Ursache, welche ihn zum Entlaufen verleitet hatte, konnte ich daher auch nicht errathen, bis sich einige Tage nachher verschiedene Gläubiger bey mir meldeten, und ich bey näherer Untersuchung erfuhr, daß er auch noch überdieß gegen 30 rth an verschiedenen von mir erhaltenen Praenumerationsgeldern, und andern Posten untergeschlagen hatte. Uebrigens hat er von einer erst 8 Tage zuvor fertiggewordenen doppelten Livrée, die er erst künftigen Jul. zum Gebrauch erhalten sollte, eine Weste und ein paar Beinkleider, nebst einem ebenfalls noch nicht ganz verdienten Livrée Rocke, und Surtout mitgenommen. - Um seinen sehr armen, alten und kranken Vater nicht noch mehr zu kränken und um ihm selbst, dem Sohne, nicht alle Mittel zur Besserung zu entziehen, habe ich hiervon nichts durch öffentliche Blätter bekannt gemacht. Auch noch itzt bin ich nicht geneigt, ihm, in so fern es ohne offenbaren Nachtheil eines Dritten geschehen kann, sein Unterkommen zu erschweren. Den vorgeblich von mir erhaltenen, merklich aber ganz falschen Abschied kann ich aber nicht mit gutem Gewissen in seinen Händen lassen. Ew. Wohlgeb. würden mir also eine ganz besondere Freundschaft erweisen, wenn Sie sich denselben von ihm wo möglich in Güte, einhändigen ließen. - Schließlich danke ich Ew. Wohlgeb. herzlichst für die vortheilhafte Erwähnung, mit welcher die Deutsche Bibliothek mich zu verschiedenen malen, auch in neuern Zeiten, bey Gedlegenheit anderer Recensionen beehrt hat. Hr. [Karl Heinrich] von Roemer, der mich sehr eifrig, obgleich größtentheils ohne Grund critisirt, der sich aber doch auch zugleich meine gedruckten und ungedruckten Schriften, letztere freylich ganz wider meinen Willen und mein Wissen gar sehr genutzt hat, ist seit einigen Monaten nicht mehr in Wittenberg, weil das gegen ihn, wegen unterschlagener Pupillengelder eingelangte Endurthel, ihn zu einer zweyjährigen Zuchthausstrafe mit Handarbeit verurtheilt hat ... Hr. Hofrath [Johann Christoph] Adelung ist wegen der mir in der Allg. Litteraturzeitung zugefügten Beleidigungen zur Abbitte und 10 rh Strafe verurtheilt worden ...". - Der Jurist und Staatsrechtler Karl Heinrich von Römer (1760-1798) war 1790-1791 a. o. Professor des Staatsrechts in Wittenberg und offenbar trotz der Zuchhausstrafe noch bis 1796 a. o. Beisitzer des Oberhofgerichts in Leipzig. - Der verdienstvolle Sprachforscher Johann Christoph Adelung (1732-1806) war zu dieser Zeit Oberbibliothekar in Dresden.
Dahn, Felix, Rechtshistoriker, leidenschaftlicher Erforscher der germanischen Frühgeschichte, Erzähler und Dramatiker, Professor in Würzburg, Königsberg und Breslau (1834-1912). Eigh. Albumblatt m. U. "Felix Dahn". 1 S. Quer-8vo. O. O. u. J.
Ungewöhnliches Albumblatt Dahns, weil die beiden einzigen Sinnsprüche, die er zu verteilen pflegte, hier zusammen und direkt untereinander stehen: "Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk. Wahre Schönheit ist schöne Wahrheit. Felix Dahn." - Vertikale Falte; verso kleine Montagespur am oberen Rand. - Dabei: Derselbe. 2 Visitenkarten mit eigh. Beschriftung u. U. "F. D." (Breslau o. J.) bzw. "Felix Dahn (Königsberg 10.XI.1882). Mit der einen verschickt er "das gewünschte Gedicht". Mit der anderen dankt er für "die wiederholte ehrenvolle Aufforderung", das Libretto zu einer geplanten Oper zu schreiben: "... in Bälde schreibe ich über die Sache selbst; ich muß mir noch einige Puncte - Umfang Einrichtung, Quellen -, Literatur - Noten oder keine? - gründlich überlegen ...". - Dahn starb nicht in Wroclaw, wie es bei Wikipedia heißt, sondern in Breslau. Von den zahllosen Werken des unglaublich fleißigen Gelehrten gehören seine rund 3000 Seiten umfassenden Memoiren zu den lesenswertesten.
David, Jakob Julius, österr. Schriftsteller und Journalist aus jüd. Familie, früh gestorben, erhielt ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (1859-1906). Eigh. Brief m. U. "J. J. David". 11/2 S. 8vo. (Wien) 27.VII.1892.
An einen Redakteur, dem er auf Anraten seines Dresdener Verlegers Minden das Manuskript seiner Novelle "Ein Poet?" zur Prüfung übersendet. "... Ich wäre sehr vergnügt, wen die Geschichte, die zum Besten zählt, was mir je gelang, Ihren Beifall fände und im Tageblatt käme; sehr unglücklich, wenn die Handschrift in Verlust gerieth. Denn ich wüßte sie nicht zu ergänzen und so wäre damit mein Herbstband im Wasser. So bin ich denn natürlich in einiger Unruhe. Darf ich Ihnen bei dieser Gelegenheit gegen meine Gewohnheit das Ding an's Herz legen? Ich glaube nicht, daß es nöthig ist; denn ich weiß von Anderen, wie Sie gerne fördern, wo Ihnen Begabung und Streben entgegentreten. Sollte aber: Der Poet aus diesem oder aus jenen Gründen Ihnen nicht geeignet für das Blatt scheinen, dem Sie vorstehen, dann erbitt' ich mir nochmals auf's Schönste Rücksendung der Erzählung, ... die ich im neuen Buche, das hoffentlich wieder einen Fortschritt bedeuten wird, unter keinen Umständen missen möchte ...". - Wahrscheinlich ist der Band "Probleme. Erzählungen" gemeint, der 1892 bei Minden in Dresden erschien. Die genannte Novelle zählt offenbar tatsächlich zu Davids besten Prosawerken, denn noch 1910 wurde sie unter dem Titel "Ein Poet und andere Erzählungen" in "Reclam's Novellenbibliothek" aufgenommen. - Das leere 2. Blatt abgetrennt; 2 kleine Einrisse unauffällig unterlegt.
Dichter und Dichterinnen, Schriftsteller und Journalisten. Konvolut von ca. 60 Autographen. Verschiedene Formate. 1814-1913.
Fast immer eigenhändige Briefe, Postkarten, Visitenkarten, Albumblätter, Gedichte und weitere Schriftstücke. Darunter: Isabella Braun, Felix Dahn (sein üblicher Sinnspruch), Georg Ebers, Ottomar Enking, Otto Ernst, Gustav Falke, Konrad Falke, Gustav Frenssen, Ludwig Fulda, Martin Greif, Max Halbe (an die Schauspielerin Lina Lossen), Maximilian Harden, Gerhart Hauptmann (sign. Ansichts-Postkarte aus Bayreuth), J. C. Heer, Hermann Heiberg, Rudolf Herzog, Wilhelmine von Hillern, Gustav Höcker, Arno Holz, Wilhelm Jensen, Paul Keller, Joseph Lauff, Paul Lindau, Albert Lindner, Franz Lipperheide, Wilhelm Lobsien, Emil Marriot, Börries von Münchhausen, Wilhelm Raabe (datierte Signatur als Albumblatt), Oscar von Redwitz, Josef Ruederer (Albumblatt "Poeta Monacensis"), Ferdinand von Saar, Richard Schaukal, Leopold Schefer, Julius Stinde, Adelheid von Stolterfoth (Geburtsurkunde und Taufzeugnis für sie und ihre Schwester Jeannette, 1814 und 1816), Ernst Wichert, Ernst von Wildenbruch, Friedrich Zarncke und andere. - 4 Stücke nur fragmentarisch erhalten; einige Stücke rückseitig oder an den Ecken mit kleinen Spuren ehemaliger Montage.
Dichter, Schriftsteller, Journalisten und Literaturhistoriker. Mehr als 100 Autographen. Ca. 1860-1960.
Briefe, Albumblätter, Postkarten, Visitenkarten und andere Schriftstücke von Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter: Hermann Bahr, Rudolf Baumbach, Anton Bettelheim, Otto Julius Bierbaum, Rudolf G. Binding, Karl Blind, Victor Blüthgen (2), Hans Friedrich Blunck, Friedrich Bodenstedt, Ernst Decsey, Ernst Eckstein, Ottomar Enking (2), Otto Ernst, Karl Emil Franzos (2), Karl Frenzel, Alfred Friedmann, Friedrich Friedrich, Ludwig Fulda, Karl Theodor Gaedertz, Karl Gerok, Rudolf von Gottschall (2), Angelo de Gubernaty, Ola Hansson, Ludwig Hardt, Karl von Heigel, Franz Hirsch, Fritz Hirth (2), Karl Henckell, Fritz Homeyer, Hans von Hopfen (2), Rudolf Huch, Fritz Jacobson, Oscar Justinus, Gustav Karpeles, Fritz Klein, Adolph Kohut, Franz Langheinrich, Otto Leixner, Fanny Lewald, Paul Lindau (2), Rudolph Lindau (2), Hermann Lingg, Raphael Löwenfeld, Rudolf Löwenstein (2), Sigmar Mehring, Robert Misch, Wolfgang Müller von Königswinter, Börries von Münchhausen, Hermann Oelschläger (2 längere Gedichte), Emil Palleske (2), Ernst Pasqué, Adolf Paul, Emil Peschkau, Gustav zu Putlitz, Oskar von Redwitz, Max Ring, Emil Rittershaus, Benno Rüttenauer, Gregor Samarow (d. i. Oskar Meding), Josef Sarrazin, Adolf Friedrich Graf von Schack, John Schikowski, Paul Schlenther, Oskar A. H. Schmitz, Franz von Schönthan, Wilhelm Schmidtbonn (5 Bl. Manuskript-Fragment), Willy Seidel, Sil Vara, Friedrich Spielhagen, Edgar Steiger, Ludwig Sternaux, Julius Stettenheim (2), Rudolf Stratz, Konrad Telmann, Heinz Tovote (2), Egon Vietta, Richard Volkmann-Leander, Richard Voss, Adolf Wilbrandt, Ernst von Wildenbruch (2), Julius Wolff (2), Theodor Wolff, Eugen Zabel und andere. - Viele Stücke mit schmaler Montage-Spur an einem Rand; einige Bl. defekt, einige gelocht.
Dichterinnen und Schriftstellerinnen des 19. Jhdts. 14 Autographen. 1849-1927.
Eigenhändige Briefe und Postkarten von: Eufemia von Adlersfeld (geb. Ballestrem; Brief 1886), Ida Boy-Ed, Anna Croissant-Rust (2 Briefe), Elise von Hohenhausen, Rosa Mayreder, Luise von Ploennies (Brief 1849), Elise Polko (Brief u. Postkarte), Alberta von Puttkamer (Gedicht), Gabriele Reuter (Brief 1927), Elsa von Schabelsky, Doris Freiin von Spättgen, Emma Simon-Vely. - Meist rückseitig mit kleinen Montagespuren.
Über Sacher-Masoch und Ostjudentum
Ebers, Georg, Ägyptologe, Orientalist und erfolgreicher Roman-Schriftsteller (1837-1898). Eigh. Brief m. U. "Georg Ebers". 4 S., eng beschrieben. 8vo. Tutzing 26.V.1890.
An einen Herrn (den Verleger Bensheimer in Mannheim?), der ihn dazu bewegen wollte, ein einführendes Vorwort zu Leopold von Sacher-Masochs Buch "Jüdisches Leben in Wort und Bild" zu schreiben. Ebers lehnt mit ausführlicher Begründung ab. "... Wie gern ich Herrn Sacher Masoch, dessen hohe poetische Begabung ich aufrichtig schätze und bewundere, gefällig sein möchte, brauche ich nicht zu versichern; ich bin aber leider in diesem Fall nicht im Stande seinen Wunsch zu erfüllen. Erstens habe ich noch jüngst nahen Freunden ein ähnliches Anliegen abschlagen müssen, weil ich sehr oft um dergleichen ersucht werde - besonders seitdem ich einführende Worte zur ... Maspero'schen Histoire des peuples de l'Orient geschrieben - und es doch nicht möglich ist, sich häufiger zum Einführer fremder Werke zu machen ... Es widerstrebt mir die Praetension, die in solcher Einführung liegt, und dazu fühle ich mich diesen Dingen gegenüber keineswegs competent. Die Welt, die da vorgeführt wird, ist mir fremder als etwa der Lebenskreis des Chinesen oder Türken, und wenn ich auch recht wohl die Wahrheit vieles Allgemein-Menschlichen wiedererkenne, wenn ich auch empfinde, daß sich in diesen drei Geschichten - die letzte geht mir zu sehr in's Märchenhafte und Abenteuerliche - Sacher Masochs denkerische Kraft und Kunst vortrefflich bewährt, so weiß ich doch nicht, in wie weit die fremdartigen Typen, die uns in diesen Erzählungen vorgeführt werden, und die eigenartige Bühne, auf der man sie uns zeigt, der Wirklichkeit entsprechen. - Ich kann mir, wie gesagt, diesen Lebensbildern gegenüber ebensowenig ein zutreffendes Urtheil zutrauen als etwa bei ähnlichen Skizzen aus dem Japanischen ... ja ich habe die Empfindung, daß für mich eine Selbstüberhebung darin liegen würde, dem genialen Dichter u. tiefen Kenner dieser Dinge aus meiner Unkenntniß derselben heraus gleichsam ein Zeugnis auszustellen oder einen Geleitsbrief zu geben ... Im Ganzen zweifle ich nicht, daß diese merkwürdigen Gemälde aus einer eng begrenzten, interessanten kleinen Welt zunächst unter den Israeliten, dann aber auch unter den Christen, die sich für Völkerpsychologie und dem christlichen Leben fernliegende Kreise der zeitgenössischen Gesellschaft interessieren, lebhafte Theilnahme erwecken werden ... Sagen Sie, bitte, Herrn Sacher Masoch, er werde mich stets gefällig finden und mit Freuden bereit, ihm nach bestem Vermögen förderlich zu sein, - es sei mir aber durchaus unmöglich, ein Werk einleitend einzuführen, dem gegenüber ich mich als Beurtheiler so wenig, ja so gar nicht competent fühle ... Um nicht mißverstanden zu werden, bemerke ich, daß ich viele deutsche Israeliten kenne und einige derselben zu meinen besten Freunden zähle, hat sich mein Großvater doch selbst erst im Anfang dieses Jahrhunderts taufen lassen. Wärmer als ich in meinem Roman 'ein Wort' ist selten jemand für die Israeliten eingetreten, u. wo ich kann werde ich fortfahren, dies zu thun; - aber die in Sacher-Masochs Werk dargestellten 'polnischen Juden' mit ihrem geradezu insular abgeschlossen eigenartigen Leben, ihrer Absperrung von der sie umgebenden europäischen Kultur, ihrem Jargon etc. sind mir allerdings eine durchaus fremde und, daß ich's gestehe, nicht immer sympathische Welt."
Über Friedrich Rückerts Sohn
Freytag, Gustav, Dramatiker, Kulturhistoriker, Erzähler und Publizist (1816-1895). 2 eigh. Briefe m. U. "Gustav Freytag" bzw. "Freytag". Zus. 41/2 S. gr. 8vo. O. O. 16.II.1867 bzw. Leipzig 24.II.1876.
Der erste Brief ohne Anrede und Gruß, vielleicht als Beitrag für eine Zeitschrift gedacht, anläßlich einer Wahlrede des Nationalökonomen Friedrich Gottlob Schulze (-Gaevernitz) über den belgisch-französischen Nationalökonomen Gustave de Molinari. "Die Schulzesche Rede, ein Meisterwerk schöner und guter Arbeit, wofür auch ich ihm von Herzen die Hand drücke, ist in ihrer Wahrheit ein öffentliches Zeugniß, das man sich edler und erhebender kaum denken kann. Ihre Worte werden in den Seelen haften. Auch hier hat sie bei den Bekannten Aufsehen und Freude erregt. - Gustav Freytag am 16.Febr. 67." - Der zweite Brief wohl an Schulze selbst, der ihn um seine Unterschrift unter einem Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den Historiker und Germanisten Heinrich Rückert (Sohn Friedrich Rückerts) gebeten hatte; der am 11. Sept. 1875 in Breslau Verstorbene war dort seit 1852 Universitätsprofessor gewesen. Freytag erklärt sich zu einer Spende bereit, aber nicht zu einer Unterschrift, und erläutert das ausführlich auf 4 Seiten: "... Man soll, was vor der Oeffentlichkeit verpflichtet, nur unterzeichnen, wenn man es gesehen u. in seinem Wortlaut gebilligt hat. Außerdem erscheine ich grade in diesen Wochen als Unterzeichner für ein Reuter-Denkmal vor dem Publicum. - Endlich aber bin ich der Meinung, daß der Fall Rückerts mich, der ich mich gern zu seinen Freunden rechne, nicht berechtigt, öffentlich um Beiträge zu bitten. Dem stillen Gelehrten, der für die, welche ihn persönlich kannten, so viel sein konnte, war nicht vergönnt, eine entsprechende Bedeutung für seine Wissenschaft zun erringen. Solchem ein Denkmal zu setzen ist Sache der Freunde und vertrauteren Schüler, nicht des großen Publicums. Was ihn verhindert hat, sich als Schriftsteller und Lehrer in weiten Kreisen Geltung zu verschaffen, das wissen Sie und ich und einige Duzend Andere, und uns erscheint dies Hindernde vielleicht so rührend, daß es unsere Theilnahme und die persönliche Zuneigung noch erhöht. Aber das darf uns nicht bestimmen, mit dem Hut in der Hand vor Herrn Omnes zu treten. Wenn wir das thun, so sollten wir das nur thun, wenn wir für einen großen Toten als nationalen Dank die höchsten Ehren begehren ...". - Damit deutet Freytag an, dass er Heinrich Rückert nicht zu den "großen" Toten zählt. Nennt als Beispiel den badischen Politiker Karl Mathy, dessen Denkmal nur von einem engeren Freundeskreis finanziert worden sei (Freytag hat Mathy allerdings 1870 mit einem Buch ein Denkmal gesetzt). - Beide Schriftstücke mit 2 kleinen Druckstellen an einer oberen Ecke und mit Bleistift-Notiz über den Inhalt am oberen Rand.
Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter, Theaterleiter, Staatsmann und Naturforscher (1749-1832). Brief (von Kräuters Hand) mit eigh. Unterschrift "ergebenst Goethe". 1 S. Doppelblatt. 4to. Weimar 25.II.1815.
Wohl an Friedrich Justin Bertuch in Weimar. "... übersende sogleich, den vortrefflich gerathenen Plan von Maynz, nebst dem Brief des Herrn Hauptmann Hundeshagen. Es liegen noch fünf Exemplare bey mir, wovon ich eins auf die Bibliothek geben will, mit der Anordnung, daß der Betrag von 5 fl. 30 Kr. an Dieselben gezahlt wird ... Ich zweifle nicht daß dieses Blatt guten Abgang finden wird ...". - Auf seiner Rhein- und Mainreise im Vorjahr war Goethe mit dem Wiesbadener Architekten und Kunstschriftsteller Helferich Hundeshagen (1784-1849) zusammengetroffen, der Goethe jetzt seinen Plan der Festung Mainz übersandt hatte. - In der Sophien-Ausgabe, Bd 51 (Nachträge), Nr 7024 a ist nur der erste Satz gedruckt, und zwar mit der Anrede "Excellenz" statt "Wohlgeboren"; daraus resultierte wiederum die irrige Vermutung, Voigt sei der Adressat. - Vor allem an den Rändern stockfleckig.
Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar
Brief 1760 an Herzog Ferdinand von Braunschweig
Los 2014
Zuschlag
1.100€ (US$ 1,183)
Goethe-Kreis. - Anna Amalia, Herzogin zu Sachsen-Weimar-Eisenach, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, vormundschaftl. Regentin für ihren Sohn Carl August, bedeutende Mäzenin der Künste und Wissenschaften im Herzogtum, Begründerin des "Weimarer Musenhofes" (1739-1807). Brief m. U. "Dienstwillige ergebene Muhme und Dienerin Amelie HzS". 2 S. in kunstvoller Kalligraphie. Doppelblatt. Folio. Weimar 4.I.1760.
An den Prinzen Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, Feldmarschall in preußischen und hannoverschen Diensten (1721-1792). In ihrer Eigenschaft als vormundschaftliche Regentin über die Herzogtümer Weimar und Eisenach führt die Herzogin Klage über die Lasten, die durch den Siebenjährigen Krieg insbesondere dem Fürstentum Eisenach aufgebürdet würden. Die auf Befehl Ferdinands ständig zu leistenden Fuhren für die preußische Armee und ihre Verbündeten ruinierten die Bevölkerung ihres Fürstentums und seien nicht länger zu ertragen. "... Ich glaube ... nicht nöthig zu haben, Ew. Lbd. den Nothstand der Ober Vormundschafftlichen Lande und deren Einwohnern, vorstellig zu machen, welche nun schon in das dritte Jahr von allen Seiten dasjenige Ungemach erleiden müssen, welches die natürliche Folge eines sie eigentlich ganz und gar nichts angehenden Krieges ist. Diejenigen Fuhren, welche bereits verschiedentlich zum Dienst der alliirten Armée aus dem Fürstenthum Eisenach verlanget, und, nachdem man sogar die Execution dieserhalb verhängen wollen, aus selbigem auf einen sehr weiten Weg und unter sehr schlechter Behandlung der Anspännern gestellet worden, haben zu der völligen Entkräfftung der vorhin schon äußerst mitgenommenen und beynahe ruinirten Unterthanen das Ihrige mit beygetragen, und es ist fast nicht abzusehen, wie selbige, was der Cammer-Praesident von Massow dieserhalb annoch verlangen dürffte, aufzubringen vermögend seyn werden ...". Ferdinand möge den Befehl ergehen lassen, "dass das Fürstenthum Eisenach zu Stellung mehrerer Fuhren nicht angehalten, sondern damit vors künfftige gäntzlich verschonet werden möge". Sollte das absolut nicht möglich sein, so könne er doch vielleicht erreichen, "daß das Quantum der zu stellenden Fuhren erträglich eingerichtet, die Unterthanen nicht allzu weit zu fahren angestrenget, noch unterweges hart gehalten, auch selbige jedesmahl an den zu bestimmenden Orten, nach erfolgter richtiger Zahlung des convenirten Fuhr-Lohns ohnaufhältlich wiederum entlassen werden mögen ...". Über diesen zweiten Fall sei die vormundschaftliche Regierung bereits angewiesen worden, nur das zu tun, was die völlig erschöpften Kräfte des Landes noch zuließen, und von Zeit zu Zeit mit Herrn von Massow darüber zu verhandeln. - Der preußische Kammerpräsident Valentin von Massow (1712-1775) war während des Siebenjährigen Krieges Chef des General-Kriegs-Kommissariats der alliierten Armee. - Wenige kleine Wasserfleckchen. - In eigentümlichem Gegensatz zu den rauhen Zeiten und dem bedrückenden Thema steht das überaus zierliche und dekorative Erscheinungsbild des Briefes.
Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar
Brief 1761 an die Weimar. Regierung
Los 2015
Zuschlag
400€ (US$ 430)
- (Anna Amalia). Brief m. U. „Amelie HzS". 11/3 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Weimar 27.III.1761.
An die Weimarer Regierung mit der Anweisung, dass den Burgerischen Erben ein Teil von den rückständigen Gerichtskosten in ihrem Prozess gegen die Weimarer Garnison erlassen werden soll. - 1 Faltenriss; sonst ordentlich erhalten. - Beiliegend ein gedrucktes Edikt Anna Amalias, betreffend die jährlichen Termine für die Zahlung von "Ordinar"- und "Extraordinar-Steuern" in den Jahren 1763-1769 (6 S. Folio. Geheftet. Eisenach 22.XI.1763).
- (Anna Amalia). Brief m. U. "Amelie HS". 11/4 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Weimar 27.VII.1773.
An die Weimarer Regierung mit dem Befehl, ihr den Bericht über die komplizierte Pfänder-Angelegenheit zwischen Maria Dorothea Illinger, der Diakonissin Johanna Sophie Vorkauf und dem Bedienten Johann Christoph Benjamin Kühn zusammen mit den einschlägigen Akten "ohne den mindesten ferneren Anstand", d. h. unverzüglich "pflichtgehorsamst" zuzusenden. - Frisch erhalten.
- Bertuch, Friedrich Justin, Dramatiker, Übersetzer, Verleger, Publizist und Großkaufmann in Weimar, mit Goethe befreundet (1747-1822). Eigh. Brief m. U. "F J Bertuch". 1 S. Doppelblatt mit Adresse. 8vo. Weimar 2.I.1782.
Neujahrsbrief an den bedeutenden Reformpädagogen Christian Heinrich Wolke (1741-1825), zu dieser Zeit Professor am Philanthropin in Dessau. Entschuldigt sich wegen der Verspätung seiner Antwort. "... An guten Willen fehlte es warlich nicht; aber tausend heterogene Geschäffte, alle unvermeidlich, nagen an meiner Zeit, und machen meine Tage entfliehen wie einen Traum. - Die Beylage Ihres Briefes hab' ich sogleich bestellt; und mich über die Nachricht Ihrer Versinnlichungs Methode sehr gefreuet. Ich subscribire hierdurch auf 1 Exemplar der neuen Ausgabe der 100 Elementar-Kupfer, für meine Kinder. Meinen Gold Ludwig [gemeint ist wohl: Louis d'or] dafür mag Ihnen zu Ostern Hr. Mag. Reiche für mich zahlen, und mir zurechnen. - Seegen des Himmels auch in diesem Jahre über Sie, liebster Wolcke, und den ganzen Kreis Ihrer edlen Thätigkeit ...". - Mit der "Versinnlichungs-Methode" sind offenbar die zur Praxis der geistigen Entwicklung hergestellten Geräte und Gegenstände gemeint, mit denen Wolke seine Unterrichtsräume ausstattete. Mit den "100 Elementar-Kupfern" meint Bertuch Wolkes Veröffentlichung
"Beschreibung der zum Elementarwerk gehörigen und von Daniel Chodowiecki (bis auf 18) gezeichneten hundert Kupfertafeln, enthaltend die Methoden durch welche der Jugend auf eine leichte und angeneme Weise Kenntnisse der Sachen und Sprachen zugleich können mitgetheilt werden", die 1782-1787 in zwei Bänden bei Crusius in Leipzig erschien.
- (Bertuch, F. J.). Billet m. U. "F J Bertuch". 3 Zeilen. Mit Schmuck-Bordüre. Quer-kl. 8vo. (Weimar vor 1795).
„Ein Mann den Hr. Lips empfiehlt, und für den er bürgt, kann ohne Bedenken Credit erhalten. F J Bertuch". Auf einem Zettel mit blassgrüner Zierbordüre. - Der von Goethe sehr geschätzte Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips (1758-1817) war bis 1794 als Lehrer am Freien Zeicheninstitut in Weimar tätig; seine Porträtzeichnungen von Goethe und Christiane Vulpius gehören zu den schönsten Bildnissen des Paares. - Verso kleine Montage-Spuren.
- Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Freund und Förderer Goethes (1757-1828). Brief m. U. "Carl August HzS". 11/5 S. Mit Trauerrand. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Weimar 18.V.1780.
An die weimarische Regierung. Der ehemalige Hofcassierer König habe ihn um Hilfe gebeten, da es ihm nicht gelinge, verliehenes Geld von mehreren Schuldnern einzutreiben; diese Beträge seien aber notwendig "zu Tilgung des wegen seines Rechnungs- und Propre-Rests zu zahlenden aversional-Quanti von 5000 rh bestimmten Capitalien". Sobald der Gläubiger ihnen die Namen der Schuldner benannt haben werde, solle man die "säumigen debitores ... zu Bezahlung Capitals und Interessen, mit Nachdruck anhalten, und ihnen keine Auszüge gestatten ...".
Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar
Brief 1801 an Herzog Ernst von Sachsen-Gotha
Los 2021
Zuschlag
320€ (US$ 344)
- (Carl August). Brief m. U. "Carl August". 2 S. Mit Trauerrand. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Weimar 9.I.1801.
Kondolenzbrief an den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745-1804), dessen Schwiegertochter Luise Charlotte, geb. Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin, am 4. Januar verstorben war. Sie war die Ehefrau des Erbprinzen August von Sachsen-Gotha-Altenburg. - Herzog Carl August unterschreibt eigenhändig: "Ew. Ldn. dienstwillig treuer Vetter, Gevatter u. Diener Carl August".
- (Carl August). 2 Militärbefehle m. U. "Carl August". Zus. 2 S. Folio. Weimar 25.I.1825 und 18.III.1826.
Beide Ordres an das sachsen-weimarische Generalkommando. "Nachdem Ich Mir von Meiner Landes-Direktion eine Uebersicht des für die Zusammenziehung und Waffenübung beider Linien-Bataillons nöthigen Kassen-Aufwandes vorlegen lassen: so habe Ich die Entschließung gefaßt, die Zusammenziehung für dieses Jahr noch auszusetzen und der Landes-Direktion aufzugeben, vorbereitungsweise für Anschaffung der nöthigen Mäntel und Zelte für das kommende Jahr zu sorgen. Indem Ich den Herrn General-Major v. Egloffstein hievon in Kenntniß setze ertheile Ich demselben die Ordre: ferner strenge darüber zu halten, daß die gewöhnlichen Waffenübungen in diesem Jahre pünktlich überall gehalten werden ..." [25.I.1825]. - Der zweite Befehl enthält Anweisungen über das Aufschlagen eines Lagers bei Marksuhl. "... 1, das Lager selbst, welches nur ein Bataillon zu umfassen braucht, indem das andere in der Kaserne in Marksuhl kantonirt, soll an dem Wege, der von Eckardtshausen nach Marksuhl führt, auf der Höhe, mit dem rechten Flügel an der Chaussee, die von Förtha kommt, mit der Fronte gegen Marksuhl abgesteckt und aufgeschlagen werden, weil dort die Gegend trockner, zum Kampiren also gesünder seyn wird, als wie auf dem Exercier-Platze. - 2, Das Lager soll en parade, mit tiefen Gassen, aufgeschlagen werden. Den Lagerdienst selbst soll das General-Kommando in Vorschlag bringen und dazu dem Major von Germar, der die Königl. Preußischen Eingaben dazu benutzen wird, den Auftrag ertheilen ..." [18.III.1826]. - Am Rand eine Notiz des Generalmajors v. Egloffstein: "Hr. Major v Germar ist zu veranlaßen die fragl. Papiere u. Zeichnung an das Milit. Commando alsobald abzugeben. Egloff." - Der General August von Egloffstein (1771-1834) gehörte nach seiner Rückkehr von fast allen Schauplätzen der pro- und anti-napoleonischen Kriege zu dem geselligen Kreis, den Goethe regelmäßig um sich zu versammeln pflegte (vgl. Biedrzynski, Goethes Weimar, S. 66-68).
- Eckermann, Johann Peter, Schriftsteller, Goethes enger Vertrauter und Mitarbeiter, Herausgeber seiner berühmten "Gespräche mit Goethe" (1792-1854). Eigh. Brief m. U. "Eckermann". 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Weimar 24.V.1844.
An einen Schriftsteller, den er mit "mein geliebter Freund" anredet und dem er einen "Brief von H. v. Cotta selbst" übersendet, "an den ich persönlich geschrieben. Ich denke Sie gehen in die Bedingung einer successiven Erscheinung der Bände, so wie sie nach einander fertig werden, ein, welches für Sie viel Bequemes und für die Handlung mehr Sicherheit hat. Ich freue mich recht, den ersten Band nun bald in der durch ganz Europa bekannten Firma der Cottaschen Buchhandl. erscheinen zu sehen ...". - Leicht gebräunt; das leere 2. Blatt für Rechenoperationen benutzt.
Griesbach, Johann Jakob
Teil seines schriftlichen Nachlasses
Los 2024
Zuschlag
7.500€ (US$ 8,065)
Über Goethes Doktorprüfung
- Griesbach, Johann Jakob, Theologe, einer der Väter der Textkritik des Neuen Testaments, Klassenkamerad Goethes in Frankfurt, Professor in Halle und, auf Betreiben der Herzogin Anna Amalia, ab 1775 in Jena (1745-1812). Teil seines schriftlichen Nachlasses. Zus. 16 Briefe und 3 Manuskripte, meist sehr eng beschrieben und äußerst umfangreich. Die Briefe meist 4to, die Manuskripte folio. 1762-1775.
Das reichhaltige Konvolut besteht aus folgenden Teilen: I. Johann Jakob Griesbach. 4 eigh. Briefe an seine Braut Friederike Schütz. Zus. 15 S. Halle 1774-1775. - II. 2 eigh. Briefe an seine Eltern und 1 eigh. Brief an seine Schwiegermutter. Zus. 10 S. Tübingen und Halle 1762-1775. - III. Johanna Dorothea Griesbach, seine Mutter. 1 eigh. Brief an ihren Sohn Johann Jakob. 4 S. 1765. - 1 eigh. Brief an ihren Mann, betreffend den ungünstigen Einfluß Semlers auf ihren Sohn in Halle. 4 S. Bad Soden 1766. - 1 eigh. Brief an ihren Sohn, mit Erwähnung von Goethe, Goethes Mutter und Graf Zinzendorf. 31/2 S. Frankfurt am Main 13.IX.1771. - 1 eigh. Brief an ihren Sohn; über dessen Lehrtätigkeit und wieder über Semler. 11/2 S. Frankfurt 1772. - 1 eigh. Brief an ihren Mann. 3 S. Halle 1774. - IV. Christian Gottfried Schütz, Professor in Halle und Jena, weimarischer Hofrat, Griesbachs Schwager. 1 eigh. Brief an seine Mutter; mit geistreichen philosophischen Betrachtungen. 4 S. Halle 1771. - 1 eigh. Brief an seine Schwester Friederike, Griesbachs Braut. 4 S. Halle 1773. - V. 2 Briefe an J. J. Griesbach: Johann Christoph Döderlein, Theologe. 1 eigh. Brief. 21/2 S. Windsheim 21.VIII.1782. - Christian Gottlob von Voigt, Dichter, Weimarischer Wirklicher Geheimer Rat und Präsident des Staatsministeriums, Goethes Kollege. 1 eigh. Brief. 2 S. Weimar 1802. - VI. Staatsrechtliche Arbeiten Griesbachs: "Gnädigste Proposition d. 9. Januar 1809" und "Unterthänigste Ständische Erklärung darauf. 25.Febr. 1809.". 34 S. (Schluß fehlt). Folio. Geheftet. - "Constitution der vereinigten Landschaft der Herzogl. Weimar- und Eisenach: Lande, mit Einschluß der Jenaischen Landesportion, jedoch mit Ausschluß des Amtes Illmenau. 20. Sept. 1809." 42 S. Folio. Geheftet. - Dabei: 3 gedruckte Glückwunschgedichte zu Griesbachs Silberner Hochzeit, davon 2 auf Seide gedruckt (1 mit zusätzlicher Stickerei) und wiederum 2 verfasst von der Witwe Schütz (16. April 1800). - 1 bei Wiederhold gestochenes Albumblatt Griesbachs mit einem Schiller-Zitat aus dem Gedicht "Würde der Frauen": "Ehret die Frauen! Sie flechten und weben [etc.] ... Jena in der Stunde der Trauung seiner jungen Freundin ...". - Eine der bemerkenswertesten Stellen in den inhaltsreichen Briefen findet sich in dem Schreiben von Griesbachs Mutter aus Frankfurt, 13. September 1771: "... H. Göthe ist als Doctor zurück gekommen von Straßburg, nachdem ihm seine Diss. sauer genug geworden, da der arme Mann als nicht die lateinischen Wörter gewußt, wie mir seine Fr. Mutter klagte, ist sie ihm gar auch noch bey der gewöhnl. recension verworfen worden, er sagt: weil sie gegen die Catolicen zu hart sey. Gott wird es freuen - läßt sichs denken daß einer auf einer solchen Universität wie Straßburg gegen die Cat. öfendl. disp. will, ... ist darüber so böse worden, daß er über einige Thesen in der eil disputirt und davon gegangen, so daß er unerwartet hier erschien. Er hat schon wirkl. den Advocaten Eid abgelegt, doch bleibt er nicht hier, sondern hat die günstige Erlaubniß von seinem H. Vater erhalten, künftiges Frühjahr nach Wetzlar oder Wien zu gehen Er siehet noch so übel auß wie sonst, ist aber doch gesund und viel tractabler im Umgang ...". - Das Albumblatt am Rand mit Büroklammer-Rostspur; sonst alles gut erhalten.
- Hand, Ferdinand Gotthelf, klass. Philologe, Gymnasiallehrer in Weimar, Professor in Jena (1786-1851). 2 eigh. Briefe und 1 eigh. Quittung m. U. "Professor Hand", "Prof. F. Hand" und "Hand". Zus. 11/2 S. 4to. Leipzig 16.IX.1810, Weimar 1.VII.1817 und Jena 9.V.1823.
I. An die Steinackersche Buchhandlung in Leipzig bei Übersendung von vier verschiedenen Statius-Ausgaben: "Anbei übersende ich für Hrn. Buchhändler Göschen folgende zur Göttinger Bibliothek gehörigen Bücher: 1. Statius. Editio Veneta 1490 ... Ich bitte diese Bücher nach Verabredung mit Hrn Göschen, bis zu dessen Zurückkunft wohl zu bewahren ..." [1810]. - II. Quittung für Friedrich Justin Bertuch: "13 rh 23 gr habe ich nach weiterer Abrechnung als Honorar für Aufsäzze zum Journal der Moden ["Journal des Luxus und der Moden"] durch das ... Landes Industrie Comptoir allhier ausgezahlt erhalten ..." [1814]. - III. An Friedrich Theodor David Kräuter (1790-1856): "Ich ersuche Sie, hochzuverehrender Herr Secretär, mir für einen dringenden Gebrauch von Ihrer Bibliothek auf beifolgendem Schein genanntes Buch zukommen zu lassen. Der Bote kann es wol mit zurückbringen. Ich weiß nicht anders, die lezten Bände des Bände des Heyneschen Werkes sind auf der Großherzogl. Bibliothek. Ich bedarf nur den Band in welchem die Abhandlung über Boetius ist, also entweder 5 oder 6 Band ..." [1823]. - Hand unterrichtete seit 1810 am Weimarer Gymnasium und wurde später Professor der Philosophie und der griechischen Literatur an der Universität Jena. Er war Mitherausgeber der "Neuen Jenaischen Literaturzeitung" (1804 ff.) und Verfasser zahlreicher philologischer und philosophischer Schriften sowie einer zweibändigen "Ästhetik der Tonkunst". - Der letzte Brief mit Eck-Ausriss vom Öffnen der Versiegelung.
- Knebel, Karl Ludwig von, Goethes „Urfreund", Schriftsteller und Übersetzer (1744-1834). 2 eigh. Briefe m. U. "ihr Freund Knebel" bzw. "Knebel". Zus. 2 S. Quer-schmal-8vo. (Wohl Jena um 1805).
Der erste Brief an eine "geliebte Freundin". "... ich habe schon so lange die schönen Blätter vom Battisterio di St. Giovanni bei mir, die Ihre Güte mir zugeschickt hat, daß ich mich schäme, sie länger zu behalten. Es war aber blos aus Unwissenheit, wohin ich sie Ihnen zuschicken sollte - damit sie nicht in ungeschickte Hände kämen. - Ich bitte Sie, mir dieses durch einige Worte wissen zu lassen - und danke Ihnen indeß für Ihre Liebe und Gefälligkeit ...". Beklagt am Schluß den Tod ihres Vaters. - Der zweite Brief ist an einen Dr. Gruber gerichtet, möglicherweise Johann Gottfried Gruber (1774-1851), der von 1803 bis 1805 als Privatdozent für Philosophie und Ästhetik in Jena lebte. "Ich wünsche und hoffe, daß Sie, lieber Freund, nicht von Jena abziehen werden, ohne mir nochmals das Vergnügen Ihrer Gegenwart vergönnt zu haben. Ich wäre ohne Zweifel selbst zu Ihnen gekommen, wenn mich nicht mein starker Katarrh und die rauhe Witterung davon abhielten. Sie werden mich zu jeder Stunde zu Hause finden, wenn Sie mir heute Ihren angenehmen Besuch vergönnen möchten." - Dieser zweite Brief mit kleinem Eck-Ausschnitt und Tintenwischer.
- (Knebel, K. L.). Eigh. Schriftstück m. U. "Knebel". 1 S. Quer-gr. 8vo (gefalt. Quartblatt). O. O. "Im April" 1832.
"Für den Herausgeber". Anweisungen für die Edition eines literarischen Nachlasses - etwa Johann Wolfgang von Goethes, der am 22. März verstorben war? "NB. Unter diesen leztern Blättern die nur fragmentarisch hingeschrieben, ohne Folge, und als Einfälle, hingeschrieben sind. Diese müßten nun geprüft, und nach kritischer Uebersicht beigelegt, und nicht vor das Publikum gebracht werden. Die ganz jugendlichen Gedichte, wenn sie keinen besondern Werth haben, besonders registrirt. Man verläßt sich auf den Sinn und Geschmack der Sammler und Herausgeber. Manche prosaische Säze blieben ganz weg. Die Uebersezungen aller Art machten einen besonderen Band." - Zu denken wäre auch an Knebels eigenen literarischen Nachlaß, der drei Jahre später von Varnhagen und Theodor Mundt in drei Bänden herausgegeben wurde.
Ein Leibarzt für Carl August und Goethe
- Langermann, Johann Gottfried, Arzt, Psychiater, Pädagoge und Medizin-Reformer, schuf in Bayreuth die erste moderne psychiatrische Heilanstalt, unterrichtete Novalis und verkehrte mit Goethe, Schiller und Haydn, 1810 nach Berlin übergesiedelt, wurde er von Hardenberg zum Staatsrat im Innenministerium ernannt und schließlich zum Chef des gesamten preuß. Medizinalwesens (1768-1832). Eigh. Brief m. U. "Langermann". 1 S. Gr. 8vo. Berlin 2.IV.1826.
Wohl an einen Kollegen, wegen der Suche nach einem qualifizierten Leibarzt für den Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar. "Unser gütiger Gönner in W.[eimar] scheint nicht zu wissen, daß der General Lieut. v. Müffling hier beauftragt ist, einen Arzt für W. in Vorschlag zu bringen. Er hat sich an [Johann Nepomuk] Rust gewandt u. später auch meinen Vorschlag erfahren. Rust hat den D. [Carl] Vogel in Liegnitz vorgeschlagen, den er persönlich kennt. Er schätzt ebenfalls D. [Karl Wilhelm] Ideler sehr; doch hält er D. Vogel noch für besser geeignet zu dieser Stelle, als Ideler, der ihm auch persönlich bekannt ist. Ich kenne zwar V. nicht von Person, doch hat ihn mir der verstorbene Reg. Med. Rath D. Kausch vielfach als einen ausgezeichneten Arzt gerühmt, dem auch während seiner langen Krankheit seine Geschäfte übertragen wurden ... Die Hauptsache ist, daß ein Arzt hinkömmt, der durch Talent, Geschicklichkeit u. Conduite sich volles Vertrauen erwirbt. Er kann viel Dank u. Ruhm in ganz Deutschland verdienen, wenn es ihm gelänge, zur Erhaltung des herrlichen deutschen Fürsten u. seiner Theuren beyzutragen. Und wie viel könnte er insbesondere bey Uns verdienen! ...". - Der genannte Johann Nepomuk Rust (1775-1840) war preußischer Generalchirurg und Leiter der Charité in Berlin. Carl Vogel (1798-1864) wurde schließlich dem Psychiater Karl Wilhelm Ideler (1795-1860) vorgezogen und 1826 als Hofmediziner nach Weimar verpflichtet, wo er auch 1827 den Titel eines Leibarztes erhielt. Goethe hielt große Stücke auf Vogel, der auch sein Hausarzt wurde und 1833 Goethes Krankengeschichte (enthaltend den berühmten Ausspruch "Mehr Licht") veröffentlichte.
- Lavater, Johann Caspar, Schweizer Dichter und Physiognom, befreundet mit Goethe und anderen Autoren der dt. Klassik (1741-1801). Eigh. Albumblatt m. U. "L". Mit typograph. Schmuckbordüre. 5,6 x 8 cm. O. O. 25.VII.1800.
"An einen Freünd nach meinem Tode. - Auch dem Verläumder entziehe / Den Stoff zur Verläumdung durch Tugend. 25.VII.1800 L." Eines der zierlichen Blättchen mit moralischen Motti oder Betrachtungen, die Lavater zu den verschiedensten Anlässen an Freunde verschenkte oder verschickte.
- Luise, Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl Augusts Gemahlin, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1757-1830). Brief m. U. "sehr wohlwollende Luise Ghz zu Sachsen". 1 S. Doppelblatt. 4to. Weimar 12.X.1818.
An den (nicht genannten) Weimarer Hofprediger, Oberkonsistorialrat und Märchensammler Wilhelm Christoph Günther (1755-1826), einen Freund Goethes, der 1806 auch die Vermählung des Dichters mit Christiane Vulpius vollzogen hatte. "... Ihre mir unterm 13ten d. M. überschickte Predigt, zur Feier des Kirchganges meiner Frau Schwiegertochter Kaiserl. Hoheit [d. i. Maria Pawlowna, Großfürstin von Russland], ist mir richtig zugekommen, und ich habe sie nicht nur mit allem dem Interesse, das die vertrauliche Begebenheit mir einflösen [!] muste, sondern auch mit wahrer Erbauung gelesen. Sie hat in mir recht lebhaft die Gefühle von Dank für die große Wohlthat erneuert, die wir der Vorsehung für die Geburt des Prinzen und für die glückliche Wiederherstellung der geliebten Mutter schuldig sind, und es ist höchst erfreulich, daß auch alle Bewohner des Landes diese Wohlthat in einem so hohen Grade als eine öffentliche angesehen und gefeiert haben ...". - Nach drei Töchtern war am 24. Juni dieses Jahres als erster männlicher Sprößling der Erbprinz Karl Alexander zur Welt gekommen. - Mehrere Faltenrisse unauffällig unterlegt; etwas gebräunt.
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