Krain, Herzogtum
Kaiserliche Zoll-Verordnung für St. Johannes bei Tybein in Krain. 1644
Los 2591
Schätzung
450€ (US$ 500)
Krain (österr. Herzogtum, heute Slowenien). Kaiserliche Zollverordnung für die Grenzbeamten in St. Johannes bei Tybein. Kalligraphische Text- und Zahlen-Tabelle auf Papier mit 8 papiergedeckten Siegeln am Schluss. Imperial-folio (98 x 37,5 cm). Graz (Steiermark) 24.VIII.1644.
Noch im 30jährigen Krieg erlassene detaillierte Regeln für den Zolleinnehmer an der Grenze des Herzogtums Krain. "Vermerckht die Ordnung nach Welcher der Jetzig als Khünfftige Einnember zu Sanct Johannes bey Tybein von Ihr. Röm. Kay. May: wegen die Mauttgeföhlen abfordern und getreulich Verraittern solte ...". In großformatiger Kalligraphie werden 18 Vorschriften zu Waren und Zollbeträgen (in Kreuzern) aufgelistet. "Alß Erstlichen solle er auf daß daselbst in den Portten ankhumbende frembde Außlendiße Gesalz fleissig achtung geben, solches ordentlich beschreiben und craigneder verkhauffung von Jeden ... abfordern - 18 khr ... Von jeden Sämb an den Venedischen gebüett erkhaufften wein so in deß Kay: gebüet am Meer oder nach der Strassen gefierth wierdt ... Der aber so solches ohne Bolletten zu thun sich Understehet der ist Roß und alles waß er hat Verfahlen ... Alles daß Salz so von Triest, Salvach und derselben ortten ohne Triesterische Ambts Polleten auf St: Johannes ankhumbt daß Solt alß ein Wissentlich Contrabant anngehalten werden ... Deme zu wahrem Urkhundt Haben wür der Röm: Khy: May: Hof Camer Präsident und Rhäte diese Tarifa mit unserer gewöhnlichen Ambts Ferttigung bekhröfftiget ...". Darunter 8 blindgeprägte Wappen der Kammerräte und schließlich die Unterschrift eines Hofbuchhalters. - Interessantes, sehr großformatiges Dokument zur Wirtschaftsgeschichte des Habsburger Kaiserreiches gegen Ende des 30jährigen Krieges. - Ein größerer und etliche kleinere Faltenrisse; diverse ältere Ein- und Ausrisse (mit leichtem Textverlust) alt restauriert.
Lindbergh, Charles
Brief über die Umgestaltung seiner Farm in Miinnesota.1936
Los 2592
Schätzung
2.000€ (US$ 2,222)
Lindbergh, Charles, US-amerikanischer Flugpionier, Schriftsteller und Politiker, überquerte im Alleinflug den Atlantik von New York nach Paris (1902-1974). Eigh. Brief m. U. "Charles A. Lindbergh". 4 S. auf 4 Bl. blauem Papier. 4to. Sevenoaks Weald (Kent, England) 30.X.1936.
An einen Freund in den USA; ausführlich und sehr sympathisch über die künftige Verwaltung seines ererbten Anwesens in Minnesota. "... Your letter makes me homesick for Minnesota and the fall days which are nowhere as beautiful as in a country of cold winters. Seasons have never meant as much to me as they did during the years I lived in Minnesota. Dr. Nute, of the Minnesota Historical Society, sent me a number of pictures she took when you showed her over the property ...". Mit ähnlicher Diskretion wie die qualitätvollen Bilder sollen auch die nunmehr gefassten Pläne für die alte Farm verwirklicht werden. "... The planting of the trees which you mention ... should be a great improvement and should add materially to the beauty of the property after they have had a few years to grow ... I am especially interested in two policies ... First, that the property be left in a simple and natural condition. Second, that the fact of its being named after my father be not lost by bringing out too prominently incidents connected with my own life ... I hope the property is always handled in a way which will permit people from Little Falls and the nearby country to obtain real pleasure from going there. It should be a place where families can go on Saturday and Sunday and where children can enjoy playing in the creek und river ...". - Geschrieben vier Jahre nach der weltbewegenden Entführung und Ermordung seines Kindes, die Lindbergh bewog, mit der Familie nach England überzusiedeln.
Loewe, Wilhelm (gen. Loewe-Calbe), Mediziner und Politiker, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und Präsident des Rumpfparlaments, emigrierte in die Schweiz, nach England und in die USA, dort Mitglied der neuen Republikanischen Partei, nach der Rückkehr Abgeordneter des Preußischen Landtags und Mitglied des Reichstags (1814-1886). 2 eigh. Briefe m. U. "W Loewe". Zus. 6 S. Gr. 8vo. Tarasp 13.VII.1875 bzw. Berlin 24.VI. o. J.
An Freunde mit Berichten und Ankündigungen von Reisen. - Loewe war einer der aktivsten liberalen Politiker seiner Zeit; sein Grab in Berlin-Schöneberg wird als "Berliner Ehrengrab" gepflegt.
Maria Theresia, Kaiserin von Österreich
Pergament-Urkunde mit gezeichneter Ornamentik. 1743
Los 2594
Schätzung
800€ (US$ 889)
Maria Theresia, Kaiserin von Österreich (1717-1780). Urkunde m. U. "Maria Theresia" unter der Plica. Prächtige Kalligraphie auf Pergament, mit sehr reicher, teils figürlicher Ornamentik in Orig.-Federzeichnung auf allen vier Rändern. 1 S. Quer-imperial-folio (55 x 72 cm). Gefaltet. Wien 12.II.1743.
Verleihung des Tuchlauben-Rechtes an Leopold Benedl und seine Erben. Mit Angabe der Bedingungen. Die Kopfzeile sowie die 7-12 cm breiten Ränder mit reicher Ornamentik in Orig.-Federzeichnung gefüllt. - Teilweise angestaubt;die Schrift an einzelnen Stellen beschabt oder verblasst; die Signatur der Kaiserin wohl durch Feuchtigkeit stark ausgeblichen; 3 Löcher in der Plica von der ehem. Befestigung des - fehlenden - Siegels. - Trotz der Erhaltungsmängel eine beeindruckend prächtige Pergament-Urkunde aus der Frühzeit der Regierung Maria Theresias.
Milde, Carl August
Große Sammlung von Lebensdokumenten. 1840-1861
Los 2595
Schätzung
2.200€ (US$ 2,444)
Milde, Carl August, bedeutender schlesischer Industrieller und liberaler preuß. Politiker, Kattunfabrikant, Direktor der Warschau-Wiener Eisenbahn, Gründer der "Dresdener Zeitung", 1848 Präsident der preuß. Nationalversammlung und Handelsminister (1805-1861). Große Sammlung von Dokumenten zu seiner politischen Laufbahn und wirtschaftlichen Tätigkeit. Ca. 180 Blatt, davon ca. 320 S. beschrieben. Meist folio, ferner 4to und gr. 8vo. 1823-1861.
"K. Milde-Erinnerungen. I. Politisches aus den Jahren 1848-1861. - II. Wirtschaftliches aus den 40er und 50er Jahren" (Umschlagtitel des Konvoluts). Briefe, Brief-Abschriften, Konzepte zu Briefen, Manifesten, Veröffentlichungen etc., gesammelt und handschriftlich kommentiert entweder von seinem Schwiegersohn, dem namhaften Staatsrechtslehrer Hermann von Schulze-Gaevernitz (1824-1888) oder dessen Sohn, dem Nationalökonomen und Politiker Gerhart von Schulze-Gaevernitz (1864-1943). 38 meist umfangreiche Briefe Mildes sind an seine Frau Emilie gerichtet, der er ausführlich von seiner Tätigkeit in Politik und Wirtschaft berichtet. Die Briefe und die vielen weiteren Dokumente sind von Mildes Schwiegersohn oder Enkel, Fachleute auf diesem Gebiet, sorgfältig geordnet, teilweise aufgelistet und sachkundig in Regestenform kommentiert. Einige Beispiele für die von Schulze-Gaevernitz verzeichneten Inhalte: "K. Milde (1847). Antrag auf Anbringung einer Petition Seitens des Vereinigten Landtags wegen Errichtung eines Handelsministeriums". - "K. Milde (Wien 21.VI.1850) berichtet als Delegierter des preuß. Ministeriums über Konferenzen mit dem österr. Minister v. Bruck über Zollverfassung u. Handelspolitik (Vertrag mit Preußen). Milde vertritt Preußens Stellung als Haupt des Zollvereins mit Nachdruck" - "Dankschreiben (v. 1.VII.1847) der jüdischen Gemeinde in Breslau anläßlich des mannhaften Eintretens des Abgeordneten Milde für Gewissensfreiheit u. Gleichberechtigung der Konfessionen" . - "Milde, Breslau: Amtliches Exposé an den Minister in Berlin über Österreichs politische u. handelspolitische Lage" (Juni 1855). - "K. Milde an Rudolf v. Auerswald und dessen Antwort" (Juni 1859). - "K. Milde Breslau 15. Sept. 1859. Umfangreicher Brief (31 Seiten), Adresse unbekannt. Das wichtigste Dokument für die Kenntnis der politischen Anschauungen Milde's". - "K. Milde u. Genossen (Breslau d. 15. Sept. 1856). Aufruf zur Anlage von Baumwollspinnereien in Schlesien". - "K. Milde (ca. 50er Jahre). Über Bedeutung u. Notwendigkeit des Papiergeldes". - "Schilderung u. Geschichte der Baumwollfabrikation in England (unvollständig)". - Beiliegend 1 eigh. Beileidsschreiben (4.IV.1862) des preußischen Politikers und zeitweiligen Ministerpräsidenten Rudolf von Auersbach an die Tochter Carl August Mildes nach dessen Tod. - Ferner beiliegend 3 gedruckte Flugblätter und Aufrufe. - Einige Blätter beschädigt. - Sehr reichhaltiges, wertvolles Material zur preußischen Politik und Wirtschaftsgeschichte im Zeitraum 1840-1861.
Morgenstern, Lina
Brief und Manuskript über ein Kinderfest. 1863
Los 2596
Schätzung
450€ (US$ 500)
Morgenstern, Lina, bedeutende Sozialpolitikerin, Kinderbuch-Autorin und Frauenrechtlerin, Vorkämpferin der Kindergarten- und Volksküchen-Bewegung, Gründerin zahlreicher sozialer Vereinigungen und langjährige Herausgeberin der "Deutschen Hausfrauen-Zeitung" (1830-1909). Eigh. Brief m. U. "Lina Morgenstern" und beiliegendes eigh. Manuskript. Zus. 5 S. Gr. 8vo. Berlin 20.IV.1863 bzw. o. D.
An den Publizisten Hermann Kletke (1813-1886), dem sie Informationen über ein bevorstehendes "Spielfest" zu Ehren Friedrich Fröbels liefert. "... In größter Eile führte ich mein Versprechen aus, Ihnen das Material zu unsrem morgendem Spielfest zu geben, verzeihen Sie daher das Flüchtige ... Der Zweck des Spielfestes ist leicht ersichtlich - einmal das reine Vergnügen für die Kinder, in deren Herzen die dankbare Erinnerung für den Gründer der Kindergärten aufgefrischt wird. - Zweitens das lebendige Beispiel für die Familie u. das größere Publikum, was das gemeinsame Spiel wirkt u. zugleich - eine öffentliche Prüfung - um auch den Feinden, Gegnern u. Vorurtheilsvollen ein Zeugniß abzulegen u. eine Kritik zu hören, der wir uns gern unterwerfen, der wir aber auch zu begegnen hoffen! - Hinweis, - daß Fröbel gern u. oft solche Spielfeste ausführte, daß ihm aber das schöne Thüringer Land dazu auch äußere Gelegenheit im Freien bot ...". - Beiliegend der 3seitige eigenhändige, für den Abdruck in der Zeitung bestimmte Bericht über das veranstaltete Kinderfest: "Zum Andenken an Friedr. Fröbels Geburtstag veranstaltete der Frauen-Verein zur Beförderung der Kindergärten ... ein großes Kinder-Spielfest sämtlicher Vereinskindergärten. Da auch die Theilnahme den Kindern gestattet war, die den Kindergarten bereits verlassen hatten, waren der Mitspielenden wohl 600. - Um 3 Uhr versammelten sich die Kleinen mit ihren Eltern im großen Saal des Arnimschen Hôtels ...". Es folgen Schilderungen der einzelnen Spiele und Gesänge, mit Nennung der leitenden Kindergärtnerinnen. - Wertvolle Einblicke in die Bestrebungen der frühkindlichen Pädagogik in der Nachfolge Friedrich Fröbels.
Oppen, Wilhelm von
Generalvollmacht für Stellvertreter vor dem Kurfürsten von Sachsen. 1554
Los 2597
Schätzung
200€ (US$ 222)
Oppen, Wilhelm von (und 4 Brüder). Generalvollmacht für Caspar und Wolff von Oppen, ihn und seine 4 Brüder Friedrich, Hans, Rudolph und Peter vor dem Kurfürsten August von Sachsen zu vertreten. Deutsche Handschrift auf Papier. 1 S. Mit 5 blindgeprägten Wappensiegeln. Gr. 4to. Nichel (Mark Brandenburg), "Sonnabent nach Urbani" 1554 (?).
Generalvollmacht, die 5 Brüder v. Oppen, die am Kommen verhindert seien, vor dem Kurfürsten August von Sachsen (1526-1586, seit 1553 Kurfürst) zu vertreten. Friedrich von Oppen (gest. 1580) war Standesherr auf Fredersdorf (Mark Brandenburg); Rudolph von Oppen war Standesherr auf Nichel, Schlalach (etc.). Sein Sohn Caspar von Oppen (1516-1577), Standesherr auf Krausnigk und Nichel (seinem Geburtsort), war Administrator des Stifts Magdeburg und erzbischöflich magdeburgischer Hauptmann zu Zinna (wo er starb). - Gut erhaltene Urkunde der Reformationszeit, interessant durch die 5 Siegelprägungen der Herren von Oppen.
Philipp IV., König von Spanien
Urkunde über Vergabe einer Pfründe. 1639
Los 2598
Schätzung
300€ (US$ 333)
Philipp IV., König von Spanien (1605-1665). Urkunde mit eigh. Unterschrift "Yo El Rey". In spanischer Sprache. Mit gedrucktem Wappen am Briefkopf, mehreren Gegenzeichnungen und ausführlichem Dorsalvermerk. 2 S. Doppelblatt. Folio. Madrid 14.IX.1639.
Don Francisco Pizarro de Vargas y Aragon, Mitglied des Ritterordens von Calatrava und Nachfahre der berühmten Conquistadorenfamilie, erhält eine Pfründe im Benediktinerkonvent von San Benito oder San Bernardo in Ciudad de Trujillo. - Das leere Respektblatt zur Hälfte abgetrennt; sonst ordentlich erhalten.
Prince-Smith, John
Historisch bedeutender politischer Brief. 1849
Los 2599
Schätzung
300€ (US$ 333)
Prince-Smith, John, deutscher Nationalökonom engl. Herkunft, Gründer der deutschen Freihandelspartei, geistiges Haupt des deutschen wirtschaftlichen Liberalismus, lebte und starb in Berlin (1809-1874). Eigh. Brief m. U. "J Prince-Smith". 10 S. Folio. Berlin 10.I.1849.
An einen Herrn, der ihn den Wahlmännern seines Kreises als Vertreter vorschlagen möchte. Sehr umfangreicher, bedeutender Brief über die augenblickliche politische Situation und die Verfassungsfrage in der Abstiegsphase der 1848er Revolution. "... In dem Krieg gegen die trügerischen Phrasen der Sonderinteressenten schon geübt, fürchte ich scharf die gangbaren politischen Stichwörter als 'historische Basis, zeitgemäße Entwickelung, geschichtlicher Uebergang, ständische Gliederung, Rechte Boden, soziale Reform' u. dgl. m., um jedesmal die faktischen Momente, auf die sie sich beziehen, in schlichter Wirklichkeit zu erfassen. Wo das bequeme Wort sich einstellte, fragte ich mit nüchternster Strenge, was man denn eigentlich Reales dabei zu denken habe ... Unser Ausgangspunkt ist die gewaltsame Abbrechung der Vereinbarungsversuche seitens der Krone. Diese von Camphausen aufgegriffene Fiktion einer 'Vereinbarung' ist mir von Anfang an als Etwas ganz Unhaltbares erschienen ... Die Volksparthei glaubte eine unwiderstehliche Uebermacht zu besitzen. Im Verfolge hat die Krone entschieden dargethan, daß sie die Oberhand führt. Wenn man also vorhin auf 'Anerkennung der Revolution', d. h. Berücksichtigung der Volksmacht drang, muß man jetzt die 'Anerkennung der Conterrevolution' oder Einsicht in die Gewalt der Krone nicht versagen ... Ein absolutes Veto wird man schwerlich der Krone versagen wollen, welche uns eben gezeigt hat, daß sie die faktische Macht besitzt, bei entstandenem Konflikte die Volksvertreter mit Gewalt zu sprengen ...". - Die erste Seite etwas fleckig. Blaustift-Anmerkungen und Korrekturen für die Setzerei zeigen, dass der Brief zum Druck befördert wurde. - Prince-Smith gilt als "die bedeutendste Persönlichkeit der deutschen Freihandelsbewegung" (Wikip.)
Seydlitz, Alexander Gottlieb von
Brief an einen Prinzen über einen Deserteur. 1750
Los 2600
Schätzung
250€ (US$ 278)
Seydlitz, Alexander Gottlieb von, preuß. Generalmajor (1700-1782). Brief m. U. "A. v. Seydlitz". 1 S. Folio. Stolpe 18.X.1750.
An einen herzoglichen Prinzen, hier noch als Oberst. "... Was aber die Ueberlassung des ... desertirten Husaren nahmens Großer, betrifft, so ist solches eine Sache die zur Zeit von mir nicht dependiret, in dehm ich nicht weiß, zu was für einer Straffe er, durch die über ihn veranlaßete Inquisition graviret befunden werde. ich habe auch auf den Fall, wenn er aggratiiret und an ein ander Regiment mit Königl. Consens abgegeben werden dörffte, bereits vor 8 Tagen deßen Ueberlaßung an ein anderweitiges Regiment versprechen müßen ...". - Seit 1747 war Seydlitz Oberst und Chef des Husarenregiments "Halasz". 1758 wurde er zum Generalmajor befördert.
Weimarer Republik
Briefe zur Republik und zur Kriegsschuld. 1922-1926
Los 2601
Schätzung
350€ (US$ 389)
Weimarer Republik und Kriegsschuldfrage. 12 Briefe prominenter Politiker, Schriftsteller und Pädagogen. Zus. ca. 28 S. Verschied. Formate. 1922-1926.
An den Nationalökonomen und Politiker Gerhart von Schulze-Gaevernitz (1864-1943) gerichtete Briefe zur politischen Nachkriegs-Situation in Europa und zur Kriegsschuldfrage. Vorhanden: Geoffrey Drage, britischer Schriftsteller und konservativer Politiker (1860-1955). Masch. Brief m. U. "Geoffrey Drage". 11/2 S. 4to. London 22.III.1922. - George Peabody Gooch, britischer Journalist, Historiker und liberaler Politiker (1873-1968). 2 eigh. Briefe m. U. "George Gooch" bzw. "G. P. Gooch". Zus. 10 S. Quer-8vo bzw. 8vo. (London) 14.V.1922 bzw. 10.I.1926. Beiliegend ein Typoskript von Gooch über englische Kriegsschuld sowie die Durchschrift eines Briefes von Schulze-Gaevernitz an Gooch. - Kurt Hahn, dt. Pädagoge und Politiker, Gründer der Schule Schloss Salem (1886-1974). 3 masch. Briefe m. U. "Kurt Hahn". Zus. 61/4 S. Folio. Salem (Baden) 8.V. - 16.IX.1923. - Eduard von der Heydt, Bankier und berühmter Kunstsammler (1882-1964). 2 masch. Briefe m. U. "Heydt". Zus. 3 S. Gr. 4to. Zandvoort 25.III. bzw. 24.IV.1923. - Paul Graf Wolff Metternich zur Gracht, dt. Diplomat, Botschafter in London und im Osman. Reich (1853-1934). Eigh. Brief m. U. "P. Metternich". 4 S. 4to. Gracht bei Liblar 25.IV.1922. - Joseph Wirth, dt. Zentrums-Politiker, Reichskanzler (1879-1956). 3 masch. Briefe m. U. "J. Wirth". Zus. 3 S. Gr. 4to und 4to. Freiburg i. Br. 28.XII.1922 bzw. Berlin 17.IX. und 26.XI.1926. Beiliegend die Durchschrift eines Briefes von Schulze-Gaevernitz an Joseph Wirth. - Interessante, teils umfangreiche Briefe, alle mit politischem Inhalt. - Teilweise mit Büroklammaer-Rostspuren.
Wilhelm I., Deutscher Kaiser, König von Preußen
Urkunde: Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Kl. 1873
Los 2602
Schätzung
180€ (US$ 200)
Wilhelm I., Deutscher Kaiser, König von Preußen (1798-1888). Urkunde m. U. "Wilhelm" und blindgepr. Siegel. 1 S. Folio. Berlin 19.I.1873.
Dem bayerischen Hauptmann Christoph Carl Frhrn von Godin im Generalstab wird das Eiserne Kreuz II. Kl. verliehen.
Wilhelm II., Deutscher Kaiser
Brief als vierjähriges Kind an eine Cousine. 1863
Los 2603
Schätzung
600€ (US$ 667)
Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen (1859-1941). Eigh. Kinder-Brief m. U. "Vetter Willy". 31/2 S. Doppelblatt. 8vo. Schloß Rumpenheim (in Offenbach) 15.IX.1863.
Säuberlich geschriebener Kinderbrief des viereinhalbjährigen Prinzen Wilhelm von Preußen an eine Cousine Marie. "... Ich danke Dir für Deinen lieben Brief und die Bilder, von denen das, wo Ihr zusammen Kaffe trinkt, das ähnlichste ist. Heute reise ich nach Caßel, wo ich eine große Parade sehen will. Ich habe mich in Rumpenheim herrlich amüsiert. Grüße Elisabeth, Luise und die Gräfin ...". Er schließt mit den Worten: "Behalte lieb Deinen treuen Vetter Willy".
Wissmann, Hermann von
2 Briefe an einen Freund über die Emin-Pascha-Expedition. 1888
Los 2604
Schätzung
450€ (US$ 500)
Wissmann, Hermann von, Afrikaforscher, Offizier und Kolonialbeamter, Reichskommissar und Gouverneur von Deutsch-Ostafrika (1853-1905, starb durch Selbstmord). 2 eigh. Briefe m. U. "Wissmann". Zus. 5 S. Jeweils Doppelbl. mit kolor. Kopfvignetten (Privatpersonen zu Pferde). Bad Lauterberg (Harz) 24.IX.1888 bzw. o. O. u. J.
An ein befreundetes Mitglied der Ostafrika-Gesellschaft, das Verbindung zu dem Kolonialpolitiker Carl Peters hat. Ausführlich über die Planung der deutschen Emin-Pascha-Expedition. "... schwungvoll reden und schreiben ist ganz hübsch, handeln besser. Jetzt will mir der Ausschuß erlauben, Gewehre zu besorgen, morgen vielleicht Munition etc. Ich bitte um Nachricht ob Peter's [!] gezeichnet hat, die Sache zwischen uns erledigt ist und 20,000 - 15,000 Mark für mich da sind. Ich mache mich ja allmählich lächerlich. Wenn die Geschichte noch länger verzögert wird, wird vielleicht d. November z. Abreise zu spät werden ... December u. Januar in Zanzibar u. Februar auf d. Continent wo es dann recht hübsch feucht ist, immerhin hat andererseits die Zeit das für sich, daß ich mit meiner kl. Karawane in diesem Monat keiner größeren arabischen Karawane begegne. Nach Berlin komme ich nicht. Mein Auge ist ganz schwach, meine Nerven will ich noch einmal etwas auffrischen, 3 Hirsche will ich schießen ... Sollte das Geld nicht da sein, so bin ich bereit, es dem Comité vorzustrecken um wenigstens anfangen zu können, meine Dispositionen zu treffen. Bitte sagen Sie Peters, daß wir uns über die mitzunehmenden Europäer unter allen Umständen verständigen müssen. Ich nehme 2-3 mit, alle müssen sich verpflichten beiden Führern unbedingt zu gehorchen ... Möglichst wenig gesellschaftlich gleichstehende. Ueber Munition für Emin muß Schweinfurth sich bei Junker erkundigen und würde es rathsam sein, als Hinterlader für unsere Expedition dieselben Waffen, die Emin hat zu wählen ... Jeder Mann, Askari oder Träger erhält ein Gewehr. Ueber mitzunehmende Waaren für Emin muß Junker ebenfalls Auskunft geben ..." [24.IX.1888]. - Der zweite Brief wohl über publizistische Werbung für die Afrika-Expedition. "... Bitte geben Sie einliegendes mit Photographie dem Herrn ... Redakteur d. Colonialzeitung, der immer morgens auf d. Bureau der Ostafrika-Gesellschaft ist. Der Herr will einen Colonial-Kalender machen u. meinen Kopf u. ein paar Worte haben. Vielleicht kann er das gebrauchen. Ich bin zu faul etwas neues zu schreiben ...".
Wissmann, Hermann von
Sehr umfangreicher Brief über die Emin-Pascha- und Stanley-Expeditionen. 1888
Los 2605
Schätzung
600€ (US$ 667)
Wissmann, Hermann von (1853-1905). Eigh. Brief m. U. "Wissmann". 8 S. Gr. 8vo. Hamburg, Hotel Hamburger Hof, (wohl 1888).
Wohl an einen Journalisten. Sehr umfangreicher Brief, in dem Wissmann ausführlich die vielen Wirren und Unternehmungen zur Rettung des (aus Schlesien stammenden) in ägyptischen Diensten stehenden Emin Pascha schildert, der durch den Mahdi-Aufstand seine Verbindungen zum Norden Afrikas verloren hatte und seine Stellung als Gouverneur der Provinz Äquatoria gewaltsam einzubüßen drohte. Wissmann beschreibt die vielfältigen Aktivitäten der deutschen Afrika-Reisenden und der europäischen Staaten sowie Henry Morton Stanleys Rolle bei den Rettungsbemühungen um Emin Pascha, wobei Wissmann sich vor allem über Stanley kritisch äußert. - Wertvolle Quelle zur Erkenntnis der Geschehnisse in den jahrelangen Wirren um die Person Emin Paschas, geschildert von einem unmittelbar Beteiligten.
Balthus (d. i. Balthasar Klossowski de Rola, poln.-dt.-franz. Maler, 1908-2001). - Klossowska, Baladine, Malerin, die Mutter von Balthus, Schwester des Malers Eugen Spiro, Geliebte Rainer Maria Rilkes, Galeristin in Paris und Berlin (1886-1969). 6 eigh. Briefe m. U. "Baladine", "Bal" oder "B." In deutscher und teilweise franz. Sprache. Zus. 20 S. Gr. 8vo und gr. 4to. (Paris) 1957 bzw. o. J.
An die Ärztin, Psychologin, Chirologin, Sexualwissenschaftlerin und Schriftstellerin Charlotte Wolff. Inhaltsreiche Briefe über Familie und Freunde sowie über eigenes Dasein und Empfinden. Sie schwärmt für R. M. Rilke, ihren einstigen Geliebten, den Patenonkel und Namensgeber ihres Sohnes Balthus: "... ich schlief heute nacht bis 21/2 und wachte, indem ich bis in den Morgen hinein im dicken Gedichtband von R. las; ich komme nicht von ihm los und weinend bin ich gegen 1/2 6 eingeschlafen. Ach Lotte, der hat mich nicht geliebt und ich habe sehr viel Schuld daran und ich gräme und gräme mich zu Tode ... Rilke wollte 'einsam' sein - aber er lockte in seiner Einsamkeit, er spann unsichtbare Fäden, die Netze wurden, und die, welche hineintorkelten, waren für seine 'Versuche' Objekte, die ihm die Einsamkeit beschäftigen halfen. Er dichtete dann diese unsichtbaren Wesen an - die er hold und schön sich ausmalte und seine Neugier entfachten - wunderbare Gedichte - und immer seine Art erklärten ...". Öfter kommt sie auf ihren Sohn Pierre Klossowski und vor allem auf ihren Enkel Matthieu zu sprechen. Ferner über verschiedene Verwandte und Freunde. Und Rilke taucht immer wieder in den Briefen auf.
Dix, Otto, Maler und Graphiker (1891-1969). Eigh. Brief m. U. "Otto Dix". 1/2 S. Folio. O. O. (wohl um 1955).
An einen Kunstverlag. "P.P. Das Blatt heißt nicht Bauernkind, sondern 'Bettina'. Es ist mein Enkelkind Bettina. Wollen Sie mir bitte anstatt Honorar 200 Postkarten senden ...". - Die 1950 geborene kleine Bettina hat der Künstler in vielen Varianten und Techniken porträtiert. - Im unteren Viertel gering tintenfleckig.
Französische Maler und Bildhauer
12 Signaturen auf einer Petition. 1827
Los 2608
Schätzung
600€ (US$ 667)
Französische Maler und Bildhauer. 12 Signaturen auf einer Petition. 1 S. Doppelblatt. Folio. Paris 16.VII.1827.
Der Militär-Veteran Jean Baptiste Pécota wendet sich in einem ausführlichen Schreiben an den Comte de Forbin, Generaldirektor der Museen Frankreichs, mit der Bitte um eine Anstellung als Museumswächter in Paris, die zunächst einmal nicht berücksichtigt worden sei. Er habe seit dem Alter von 17 Jahren in der französischen Armee gedient, sei aber trotz seiner langjährigen Dienste nicht zu einem angemessenen Einkommen gelangt. Er habe sich jedoch hervorragend als Modell für die Künstler bewährt: "... heureusement la nature m'a doné [!] d'une physionomie fortement prononcée, de traits caracterisés qui depuis environ 8 ans deviennent utiles aux premiers artistes de l'academie Royale de peinture de la Capitale, je n'existe en quelque Sorte que dans leurs ateliers et j'ai concouru à la Création de nombre de Chefs-d'oeuvres, Ce qui doit indiquer que je possède les notions rélatives à l'emploi que je sollicite ...". - Zum Beweis dieser Aussage bat Pécota offensichtlich alle Künstler, denen er Modell gestanden hatte, seine Eingabe zu unterschreiben. Tatsächlich haben 12 Künstler, zwei sogar mit Empfehlung, das Schreiben unterzeichnet: J.-A.-D. Ingres, Gérard, Gros, Pradier, Horace Vernet, Bosio, Le Thière, Drölling, Mauzaisse, Meynier, Cartellier und Jean Baptiste Pécot. - Sehr ungewöhnliches Dokument der französischen Kunstgeschichte.
Französische Maler und Bildhauer
Sammlung von 34 eigenhändigen Briefen. 1813-1900
Los 2609
Schätzung
1.200€ (US$ 1,333)
Französische Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts. Sammlung von 34 eigenhändigen Briefen und 1 eigh. Postkarte. Ca. 1813-1900.
Eigenhändige, meist mit künstlerischen Themen befasste Schreiben. An Künstlern sind vorhanden: Eugène Emmanuel Amaury-Duval (1808-1885), Adèle d'Attry (1837-1879), Joseph Henri Barbet de Jouy (1812-1896), Jean-Auguste Barre (1811-1896, 2 Briefe), Paul-Albert Bartholomé (1848-1928, 2 Briefe), Paul Baudry (1828-1886), Joseph Louis Hippolyte Bellangé (1800-1886, beiliegend ganzseit. Federzeichnung), Julien Boilly (1796-1874), Louis Boulanger (1806-1867), Charles Carolus-Duran (1837-1917, 7 Briefe, 1 Karte), Eugène Carrière (1849-1906), Pierre Cartellier (1813), Henri Chapu (1838-1891, mit 2 Kohle- und Bleistift-Zeichnungen), Nicolas Charlet (1792-1845), Jules Chéret (1836-1932), Thomas Couture (1815-1879), Antoine-Laurent Dantan (1798-1878, 2 Briefe), Paul Delaroche (2 Briefe), Etienne-Jean Delécluze (1781-1863), Edouard Detaille (1848-1912, 2 Briefe), Achille Deveria (1800-1857), Narcisse-Vigile Diaz de la Pena (1807-1876), Charles Dupaty (1771-1825). - Häufig beiliegend Beschreibungen durch französische Antiquariate (darunter auch Charavet) sowie neuere Abzüge der Fotos von Porträts und Grabstätten der Künstler.
Geiger, Willi
3 Briefe mit ganzseitigen Ölkreide-Zeichnungen. 1962
Los 2610
Schätzung
600€ (US$ 667)
Geiger, Willi, Maler und Graphiker, Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, bedeutender Exlibris-Gestalter des Expressionismus (1878-1971). 3 eigh. Briefe m. U. "Willi". Jeweils auf der Rückseite von 3 ganzseitigen farbigen Ölkreidezeichnungen. Zus. 6 S. Gr. 4to. Feldwies und München 13.VIII - 10.XI.1962.
An ein befreundetes Paar in München. Berichtet u. a. von seinem Sommerurlaub in einem Bungalow in Feldwies am Chiemsee. Klagt über Gesundheitsbeschwerden, die ihn bei der künstlerischen Arbeit behindern. "... Es gab mancherlei in dem alten Haus ins Rechte zu bringen, aber trotz dieser Arbeiten komme ich zum Malen. Der Verleger Gurlitt möchte von mir Lithographein zu Gedichten von François Villon u. so werde ich nach längerer Pause wieder etwas Graphik machen ... Ich habe abends die Rehe dicht vor dem Haus. Das Wetter ist herrlich hochsommerlich u. ich hoffe daß es durchhält bis zu meinem 84. Geb. Tag [13.VIII] ... Der Herbst ist hier anhaltend schön und es sieht so aus als könnte ich noch längere Zeit in Feldwies verweilen. Auch die Arbeit geht gut von statten, nur das miserable rechte Bein gibt keine Ruhe. Seit ein paar Tagen ist etwas Lärm im Haus - es ist in der Küche u. am Dach allerhand zu erneuern. Da käme es mir sehr gelegen, wenn Du mir den Rest (M 400) gleich anweisen läßt, weil die Leute hier nicht gerne warten [13.IX.] ... ich hatte 3 sehr schöne Monate in Feldwies und war sehr fleißig, aber die feuchte Luft am Chiemsee ist meinem rechten Bein nicht gut bekommen ... Aus diesem Grund ist meine Bewegung auf die Wege von zu Hause in das Atelier u. zurück beschränkt ... Das ist der Grund, warum ich Euch seit meiner Rückkehr nach M.[ünchen] noch nicht aufgesucht habe ..." [10.XI]. - Die farbkräftigen Zeichnungen zeigen u. a. Blüten vor besonnten Bergen sowie fliegende Vögel über halb im Wasser versunkenen antiken Bauten. - Jeweils unauffällige Mittelfalten.
Hanfstaengl, Franz
Brief an den Weimarer Hofmaler Johann Heinrich Schramm.1845
Los 2611
Schätzung
450€ (US$ 500)
Hanfstaengl, Franz, berühmter Photograph, Lithograph und Kunstverleger, der bedeutendste deutsche Porträt-Photograph des 19. Jhdts (1804-1877). Eigh. Brief m. U. "Fr Hanfstaengl" sowie mit Adresse und Siegelresten. 1 S. Gr. 4to. Dresden 5.IX.1845.
An den Sachsen-Weimarischen Hofmaler Johann Heinrich Schramm (1810-1865), adressiert nach Coburg, weitergeleitet nach Jena, mit dem Ersuchen, "mir doch von den Portraiten der Jena'ensischen Profeßoren circa noch 10 zu übersenden; da ich mehrere zu gleicher Zeit anfangen möchte. Vorderhand glaube ich ist es ganz unnöthig, daß ich an die Universität schreibe." Er wolle den Professoren lieber die fertigen Abdrucke zusenden, "weil ihnen dann die Sache klarer vor die Augen treten wird". Der Adressat möge seinen Aufenthaltsort mitteilen, damit Hanfstaengl auch ihm Abdrucke sowie die Originale zusenden könne. "... Hier bin ich tief in Arbeiten vergraben, und ich befinde mich dabey doch beßer als es in Coburg bey dem vielen Nichtsthun der Fall gewesen ist ...". - Von 1835 bis 1844 wohnte Hanfstaengl mit seiner Familie in Dresden, wo er in der königl. Galerie ein Atelier einrichtete, um das große lithographische Werk über die Bestände der Dresdener Galerie herzustellen, von dem bis 1852 195 Blätter erschienen. 1844 siedelte er in das neuerworbene Schloß Pähl am Ammersee über, kam aber jährlich für mehrere Wochen oder auch Monate nach Dresden zurück, um das Galeriewerk weiterzuführen. - Gering tintenfleckig. - Selten.
Hentschel, H. Rudolph, Meissener Porzellanmaler und Radierer (1869-1951). Skizzenbuch. 41 Bl. Mit zahlreichen Bleistift-Zeichnungen. Quer-8vo. Pappband d. Z. (Gebrauchsspuren, Rücken mit Leinwand überklebt). (Meissen) 1886.
Reich gefülltes Skizzenbuch aus dem 3. Jahr von Hentschels Ausbildung auf der Meissener Zeichenschule, auf dem Vorsatz der Vermerk: "R. Hentschel. 1886". Schon ganz professionell wirkende naturalistische Zeichnungen von Frauen und Männern aus dem Alltag der arbeitenden Bevölkerung. Mit vielen Details der Modelle wie Köpfe, Gliedmaßen, Kleidung und Bewegung. Entsprechend seiner speziellen Begabung war Hentschel in der Porzellanmanufaktur vor allem als Figurenmaler beschäftigt. "Er gehörte gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Konrad Hentschel zu den bedeutendsten Vertretern des Meißener Jugendstils" (Wikip.). - Heftung lose. - Mehrere Beilagen: Ersatzreserve-Paß des Ersatzreservisten Johannes Rudolf Hentschel. XVI, 16 S. Mit vielen handschriftl. Eintragungen. Kl. 8vo. Orig.-Pappbd. Meissen 29.V.1889. - Ersatz-Reserve-Schein für den "Porzellan-Maler Julius Ernst Hentschel, geboren am 23 September 1843", der "wegen Krampfaderbruchs u. Schwäche der Ersatz-Reserve überwiesen" wird. Gedrucktes Formular mit handschriftl. Eintragungen. Liebenwerda 30.VI.1865. - Einzugschein. "Dem Manufacturisten Herrn Ernst Julius Hentschel ... wird auf Ansuchen ... hiermit Erlaubniß ertheilt, in Vorbrücke sich häuslich niederzulassen". Gedrucktes Formular mit handschr. Eintragungen. Meissen, Königl. Sächs. Gerichtsamt, 11.VII.1868. - Genehmigung des Kgl. sächsischen Kämmereramtes für Julius Ernst Hentschel, "Figurenmaler bei der Kgl. Sächs. Porzellan-Manufaktur Meissen", am 22.XI.1906 zur Audienz beim König zu erscheinen. Mit dem als "Königliche Angelegenheit" gekennzeichneten Umschlag. Dresden 17.XI.1906. - Die Bescheinigungen 2 und 3 mit Erhaltungsmängeln.
Kirchner, Ernst Ludwig
Brief an Dr. Bosshart in Riehen-Basel. 1935
Los 2613
Schätzung
1.500€ (US$ 1,667)
Kirchner, Ernst Ludwig, Maler und Graphiker, Hauptmeister des dt. Expressionismus, Mitbegründer der "Brücke" (1880-1938). Eigh. Brief m. U. "E. L. Kirchner" und eigh. Umschlag. 13/4 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Davos 16.VIII.1935.
An Dr. Bosshart in Riehen-Basel, der Kirchners Bild "Bern mit Münster" erworben hatte. Der Künstler dankt für den Empfang der Kaufsumme. "... Den Abgang des Bildes hatte ich Ihnen bereits angezeigt. Es wird wohl morgen oder Montag bei Ihnen sein. Schade, dass ich es nicht mit aufhängen kann. - Ich sende Ihnen eine Zeichnung als Beigabe, vielleicht mag sie Ihr Bub, dann könnte sie in seinem Zimmer hängen. Es interessierte ihn in der Ausstellung ein Kopf und ich freue mich immer, wenn jemand Interesse für Zeichnungen hat. Sind sie doch die Grundlage aller bildenden Kunst ...". - Der Name Bosshart erinnert daran, dass Kirchner 1923 einen Band Erzählungen von Jakob Bosshart (1862-1924) mit zahlreichen Holzschnitten versehen hatte.
Kirsch, Sarah, Lyrikerin, Trägerin von mehr als zwanzig Literaturpreisen (1935-2013). 2 eigh. Brief-Karten m. U. "Sarah K." bzw. "Sarah Kirsch". Zus. 3 S. Jeweils mit aufmontierten mehrfarbigen Aquarellen. Schmal-gr. 8vo bzw. quer-8vo. Tielenhemme 17.VIII.1991 (?) bzw. o. Datum.
An einen Freund. "... ich war viel unterwegs, dann noch Besuch aus dem 1. Teil meines Landes, was sehr anstrengend war, mehr will ich dazu nicht sagen ... Dies Buch bei Steidl ist nun sicher, Mierau kann ans Werk gehen! Wie er vorschlug mit Fotos - so soll es werden. Mein Buch beim gleichen Verlag wartet auf Sie wenn Sie nach Hause kommen. Hoffentlich kömmt meine Post in Saint-Siffret noch zurecht! Hier wird es schon herbstlich, die Schwalben üben 10 Stunden am Tag ihre Flügelchen schon [17.VIII.1991] ... nur ein Gruß bevor ich wieder fort muß! Es ist eine harte Zeit für eine, die Lesereisen nicht mag! Jüngst war ich in Wien, nun kömmt Berlin, dann wieder Westfalen ...". - Bei dem Buch mit Fotos handelt es sich vermutlich um den 1991 im Göttinger Verlag Steidl erschienenen Band "Spreu". - Dekorative Dichterin-Handschriften.
Kokoschka, Oskar
Brief an Ludwig Goldscheider über seine Bücher. 1963
Los 2615
Schätzung
600€ (US$ 667)
Kokoschka, Oskar, Maler, Graphiker und Dramatiker, Hauptmeister des Expressionismus (1886-1980). Eigh. Brief m. U. "OK". 2 S. auf blauem Papier. Mit gedrucktem Briefkopf. Gr. 8vo. Villeneuve (Schweiz) 2.VII.1963.
An den Kunsthistoriker und Verleger Ludwig Goldscheider (1896-1973) in London. "... Mit gleicher Post sende ich Ihnen mein einziges Exemplar des Arcimboldibuches, wo mein Aufsatz italienisch enthalten ist, wie nahe die Übersetzung dem Original kommt, kann ich mit meinem dürftigen Italienisch nicht beurteilen. Das deutsche Original ist unauffindbar ... An dem Griechischen Aufsatz werde ich jetzt wieder weiter schreiben, zu oft wurde ich dabei bisher unterbrochen. Doch liegt mir sehr dran, es fertig zu machen. In dem soeben ... erschienenen Band: Bekenntnis zu OK sind neben vielen, sehr interessanten, oft rührenden, Erinnerungen auch von mir zwei Reden abgedruckt, die eine für Rembrandt in Amsterdam aus dem Stegreif, wie sie auf Band aufgenommen wurde(das im Rembrandt Haus aufgehoben wurde!!), zögernd und 'unvorbereitet wie ich bin' und in der Tat war, als ich die Stiege zur Kanzel hinaufstieg ... und die andere, einmal im Wiener Rundfunk gelesen, die Ihr AltÖsterreicherherz erfreuen wird. - Soeben erhielt ich ... ein Exemplar 'An Anthology of German Expressionist Drama', worin Mörder Hoffnung der Frauen und Hiob übersetzt sind. ... Natürlich hatte ich noch nicht Zeit die Übersetzungen mit den Originalen zu vergleichen. Eine ist von Michael Hamburger (ich glaube Sie nannten den Namen?) ... Vielleicht finden Sie in London eine Kopie? ...".
Kollwitz, Käthe
Brief über den Weber-Zyklus. Dabei eine Radierung. 1917
Los 2616
Schätzung
900€ (US$ 1,000)
Kollwitz, Käthe, Graphikerin und Bildhauerin (1867-1945). Eigh. Brief m. U. "Käthe Kollwitz". 2 S. Doppelblatt. 4to. Mit dem eigh. Umschlag. (Berlin) 18.IX.1917.
An einen Berliner Kunstsammler, der eine Notiz zu ihrem berühmten "Weber"-Zyklus im Berliner Tageblatt gelesen und bei ihr angefragt hatte, in welchem Verlag die Serie erschienen sei. Die Künstlerin erteilt Auskunft und erläutert: "... Ich möchte bei der Gelegenheit noch einiges hinzufügen. Die Bemerkung,, welche die Redaktion des Berliner Tageblatt der Notiz beifügte, empfand ich nicht als ganz zu unrecht. Ich war einigermaßen unsympathisch berührt von der Reklame, die der Verlag gemacht hat. So handelt es sich nur um Wiedergabe des lang bekannten Weber-Cyclus und zweier kleiner früher Platten. Da der Prospekt bereits lange kursierte bevor ich ihn zu Gesicht bekam, hatte ich keine Möglichkeit mehr darauf einzuwirken ...". - Beiliegend eine nicht signierte oder nummerierte Original-Radierung mit Kaltnadel und Schmirgel ("Vier Männer in der Kneipe") der Künstlerin auf Japanpapier (25 x 35 cm), an einer Ecke mit Bleistift von anderer Hand bezeichnet "K.[nesebeck] 12". - Alles frisch erhalten.
Krüger, Franz
Brief und Porträt "Johannes David Neumann". 1821
Los 2617
Schätzung
500€ (US$ 556)
Krüger, Franz, hervorragender Tier- und Porträtmaler, Graphiker und preußischer Hofmaler (1797-1857). Eigh. Billet mit einer Bildbezeichnung sowie eigenh. Porträtzeichnung in Pastell auf dunkelbraunem Karton. 2 S. 21,6 x 18,4 cm. Unter Glas mit Passepartout in silber-vergoldeter Holzrahmenleiste (stärker abgeschabt). Berlin 1821.
Billet mit Bildbezeichnung verso auf einem Porträt in schwarzen und weißen Pastellkreiden von dem Hofmaler Friedrich Wilhelms III. und Friedrich Wilhelms IV. von Preußen, das den "Obertribunalsrat" Johannes David Neumann darstellt. Verso die 11-zeilige eigenhändige Beschriftung durch den Künstler: "Johannes David Neumann / dritter Sohn des Kirchen Raths / Neumann und der Ernestine / Wilhelmine Ludolphine geborene / Thalheim. Früher Ober Landes / Gerichts Rath in Westpreußen - / Seit 1820 Geheimer Ober Tri- / Bunals Rath, geboren den 14ten /September 1775, gezeichnet / von Franz Krüger im April / 1821. alt 45 Jahr." - Teils leicht fleckig, mit etwas Abrieb.
Münter, Gabriele
Signierte Einladungskarte zu einer Vernissage. 1930
Los 2618
Schätzung
450€ (US$ 500)
Münter, Gabriele, Malerin (1877-1962). Gedruckte Einladungskarte zu einer Ausstellung, mit eigh. Gruß und Unterschrift "G. Münter" (Bleistift). 1 S. Quer-8vo. Berlin 1930.
"mit frdl. Gruß! G Münter". Einladung zur Eröffnung einer Kollektiv-Ausstellung von Gabriele Münter in der Galerie Rudolf Wiltschek in Berlin W 10, Viktoriastrasse 30, am 15. November 1930. - Beiliegend der Ausstellungskatalog (3 S. Doppelblatt, gr. 8vo) mit Verzeichnis der ausgestellten Bilder und ihren Formaten. - So früh selten.
Purrmann, Hans
Brief an die Witwe des Malers Ernst Schumacher. 1963
Los 2619
Schätzung
180€ (US$ 200)
Purrmann, Hans, Maler, Matisse-Schüler (1880-1966). Masch. Brief m. U. "Hans Purrmann". 1 S. Mit gedrucktem Briefkopf. Gr. 4to. Montagnola 27.IV.1963.
An die Witwe des kurz zuvor verstorbenen Malers, Graphikers und Berliner Hochschullehrers Ernst Schumacher (1905-1963). 1 S., eng beschrieben. Gr. 4to. Montagnola 27.IV.1963. "... Ich habe mich gefreut, dass Goepel in der 'Weltkunst' einen Nachruf über Ihren Mann schrieb, der mir ganz freundlich vorkam, und da Goepel mit mir korrespondierte, lag es in seiner Absicht, ihn sehr schön abzufassen ... ich habe die Absicht, in einem längeren Aufsatz einmal meine Freundschaft und künstlerische Beziehung zu Ihrem Mann festzuhalten; schon aus dem Gefühl einer Dankbarkeit heraus wollte ich auch erwähnen, wie sehr er mich angeregt hat, und dass ich ihm zum grossen Teil zu verdanken habe, wenn ich überhaupt noch Fortschritte machen ... Leider habe ich noch wenig über den Künstlerbund und die Vorbereitung zur Ausstellung zu hören bekommen. Nur Seel schrieb an Meistermann und hat auch an mich telefoniert, dass scheinbar meine Bilder gut aufgenommen worden sind. Ich habe drei Bilder aus Levanto geschickt und ein anderes, das ich im Atelier malte. Gerade habe ich sehr viele Bemühungen gehabt mit Curth Georg Becker, den man vollkommen ausjuriert hatte, was ich doch sehr hart fand ... Meistermann, dem meine Bilder sehr gut gefallen haben, hatte aber aus vielen Gründen, die mir nicht alle bekannt sind, an der Jury im Künstlerbund nicht teilgenommen. - Ihr Mann wird an allen Ecken und Enden fehlen und vermisst werden. Ein gut Teil, dass der Künstlerbund die letzten Jahre zusammenhielt, hat man hauptsächlich ihm zu danken ...". - Beiliegend die Fotokopie (2 Bl.) eines Briefes von Peter Janssen mit einer Würdigung Ernst Schumachers.
Schinkel, Karl Friedrich
Brief an einen Feldmesser-Aspiranten. 1818
Los 2620
Schätzung
450€ (US$ 500)
Schinkel, Karl Friedrich, überragender Architekt, Kunstgewerbler und Maler, formte maßgeblich das Gesicht Berlins und vieler anderer Städte und Ortschaften in Preußen (1781-1841). Eigh. Signatur "Schinkel" auf einem Gemeinschaftsbrief der Berliner Kgl. Ober-Bau-Deputation. ½ S. Doppelblatt mit Adresse und Lacksiegel. Folio. Berlin 11.II.1818.
An Friedrich Wullstein, Kandidat der Mathematik, speziell der Feldmesskunst, in Magdeburg. Die Ober-Bau-Deputation in Berlin, hier vertreten durch den Oberlandesbaudirektor Johann Albert Eytelwein (1764-1848), Karl Friedrich Schinkel und die Oberbauräte Rothe, Cochius und Funk, fordert den Kandidaten auf, sich von der dortigen Provinzialregierung eine Prüfungsaufgabe aushändigen zu lassen: „Auf Ihre Eingabe ... haben wir heute die dortige königliche Regierung ersucht, Ihnen eine Karte zum Behuf Ihrer Prüfung in den zur Ausübung der Feldmeßkunst erforderlichen Kenntnissen aushändigen zu lassen ... Diese Karte ist übrigens auf gutes Royalpapier, welches vorher auf Leinewand gezogen werden muß, sauber und genau zu kopiren und bei gedachter Königlichen Regierung mit einem schriftlichen Aufsatze über Ihre wissenschaftliche Ausbildung und einem Atteste eines recipirten Feldmessers, daß Sie bereits gemessen und nivellirt haben, einzureichen." - Von allen fünf leitenden Berliner Baubeamten unterzeichnet.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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