Heckel, Johann Jakob d. Ä., aus Mannheim stammener Musiklehrer und Kapellmeister, ab 1799 in Wien ansässig (1763-1811). Eigh. Brief m. U. "J. J. Heckel". 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelrest. 8vo. Wien 8.VII.1811.
An den bedeutenden Klavierbauer Andreas Streicher in Wien, bekannt durch seine Freundschaft mit Schiller und Beethoven. Bittet um die Herausgabe von Notenmaterial zu Johann Ladislaus Dusseks Klavierkonzert in g-moll für ein geplantes Konzert von Nanette Streicher in Baden bei Wien. "... Ich ersuche Sie, für Ihre Frau Gemahlin, der Überbringerin dieses, die vollständige Begleitung (Violine, Viola und Bass wo möglich zwiefach) von dem Duseckischen [!] Klavier-Concert aus g moll zu übergeben, da Ihre Frau solches, dem Wunsche des H. Erzherzog Rudolph gemäß, zu Ende dieser Woche in der Reunion zu Baaden spielen wird ... besagtes accompagnement soll sich einmal im Silberkastel und zum zweitenmal im Arbeitstisch finden ...". - Heckel, der sich auch als Komponist einen Namen machte, starb fünf Monate später in Wien.
Henze, Hans Werner
Konvolut Briefe und Postkarten
Los 2632
Nachverkaufspreis
4.000€ (US$ 4,301)
Henze, Hans Werner, einer der bedeutendsten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts (1926-2012). Konvolut von 50 Briefen, 1 Briefkarte, 6 Ansichts-Postkarten und 3 Bl. Notizen; davon 35 Teile handschriftlich, 22 maschinenschriftlich. Zus. 91 S. Meist gr. 4to. 1956-1967.
An seinen Liebhaber und späteren Biographen Klaus Geitel, renommierter Musik- und Tanzkritiker in Berlin (1924-2016). Meist sehr umfang- und inhaltsreiche Briefe, teils in tändelnd, neckischem Ton von Liebesbriefen, aber stets mit einer Fülle von Informationen über den Fortgang seiner kompositorischen Arbeiten, deren Aufführungen und Schicksale sowie über seine private Existenz (auch mit Mitteilungen aus seinem Sexualleben), seine Zusammenarbeit und Begegnungen mit Schriftstellern, Musikern und anderen prominenten Persönlichkeiten. Ein Großteil seiner zwischen 1956 und 1967 entstandenen Werke kommt zur Sprache. Breiten Raum nimmt z. B. Henzes Zusammenarbeit mit Klaus Geitel an der Oper "Der Prinz von Homburg" ein, deren Libretto zwar offiziell von Ingeborg Bachmann stammt, aber offenbar von Geitel für die Komposition erheblich mitgeprägt wurde. Einige Zitate:
"... der homburg wird inzwischen abgezogen auf matritzen und Dir zugesandt. meine gesamtdauer-minutage ist 130 minuten. die erste szene habe ich komponiert, genau 7 minuten. die erste reaktion auf den text den die inge [d. i. Ingeborg Bachmann] wirklich sehr clever und doll gemacht hat (darunter ein Liebesduett aus anderen Werken des Kleist zusammenmontiert, und ein schlusschor) war ein telegramm meines alten verlegers ludwig strecker (einer der immer was zu mummeln haben muss): bravo restlos einverstanden etc. ... ich selber habe auch ein sehr gutes gefuehl und habe mit viel konzemtration den neuen stil angespielt und ... bin sehr geruehrt von mir selber. es ist ganz was neues und unerwartetes ... die inge war sehr weg von Deinem schoenen brief. schreib mir doch bitte auch manchmal sowas! [8.VIII.1958] ... Dein homburg-brief ist die masche, und Du hast in allen Punkten recht. ich schicke es gleich an die inge, weil sie eh schon einige ezes hat & hie und da dran drehen muss. ein glück dass keine kritik [von Geitel] ueber die beiden ersten szenen dabei ist: denn die habe ich schon komponiert, heute beendet. das naechste ist die arie 'nun denn, auf deiner kugel, ungeheures' das mache ich morgen. heute will ich Dir nur erst mal sehr herzlich danken, mein lieber, fuer diese wirklich sehr wichtige freundestat ... ich bin doch sehr gluecklich, einen so cleveren freund zu haben ... habe irrsinnig geschuftet! aber die beiden ersten szenen stehn da, sind kurz und hauen hin. es ist eine neue musik, die bisher keiner weiss, nur das rumpelstilzchen. je mehr ich die worte des jungen kleist da lese, desto mehr gefallen sie mir & regen mich ja denn auch schon arch an ... zu Deinen homburg-korrekturen: ... die anmerkungen ueber kottwitz's schnellen meinungswandel in der schlacht und ueber den herold des entsetzens, wie ueber die herrliche aufklaerung werde ich ingeborg unterbreiten (der ich Dein skript schicke.) Deine ideen zur verbesserung des 2. aktes sollen alle akzeptiert werden ... uebrigens hatten wir schon Deinen vorschlag angenommen, drei akte zu machen und nicht zwei ... auch am schluss soll die ingeborg in Deinem Sinne drehen. Du weisst ja wohl, wie schwer es war, aus dem schweren prosa-apparat das herauszuloesen, was jetzt als libretto da steht (es sind auch zeilen aus 'penthesilea' und ich glaube den schroffensteins mit drin, kein wort von inge selber.) ...".
Viele Werke kommen zur Sprache, darunter das "Undine"-Ballett, "König Hirsch", "Die Bassariden" und natürlich "Der junge Lord". Henzes berufliche Beziehungen zu einem großen Teil der Prominenz des europäischen Musiktheaters auf seinen Reisen werden behandelt, darunter die Dirigenten Karajan, Dóhnanyi und Sawallisch. Henze, der ja immer qualitätvolle, bereits berühmte Textvorlagen für seine Kompositionen wählte, erörtert auch mancherlei unausgeführte Projekte. Und immer wieder lange Abhandlungen über Musiktheater im allgemeinen und seine Arbeiten im besonderen. - Beiliegend das 4seitige masch. Konzept eines Briefes von Geitel an Henze, 4 handschriftliche Briefe (einer auf der Rückseite eines Henze-Briefes) von dem Schauspieler Folker Bohnet, als dessen "lover" sich Henze bezeichnet, sowie eine handschriftliche Besetzungsliste. - Die große Brieffolge Hans Werner Henzes bildet eine außerordentlich dichte und aussagekräftige Chronik vom Leben und Schaffen des gefeierten Komponisten in der Epoche seiner größten Erfolge.
Himmel, Friedrich Heinrich, Komponist, Hofkapellmeister in Berlin (1765-1814). Eigh. Brief m. U. "Fr: Hr: Himmel". 1 S. Doppelblatt. 4to. Regensburg 8.VII.1808.
An den Pianisten und bedeutenden Klavierbauer Andreas Streicher in Wien, bekannt als Freund Schillers und Beethovens. Er sei auf dem Rückweg von seiner Italienreise über München nach Regensburg gelangt, sei aber in der Schweiz von einem heftigen Fieber befallen worden, so dass er in Zürich 19 Tage das Bett hüten musste. Er wolle jedoch so bald wie möglich nach Franzenbrunnen fahren, wo er sich auskurieren und das Bad gebrauchen wolle. "... Wäre dies Unglück nicht eingefallen, so hätte ich mich hier zu Schiffe gesezt, u. hätte Sie, mein Bester, in Wien besucht; so aber muß ich das Wasser scheuen, wie der Teufel die Kirchen. Mein schönes Instrument hätte ich gern gesehen, ich bin überzeugt, daß es göttlich ist. Haben Sie die Güte mir darüber, unverzüglich nach Frantzbrunnen bey Eger, zu schreiben, und melden mir gefälligst Alles Äußere u. Innere, kurz jede Kleinigkeit, die dem Instrumente angeht; dadurch werden Sie mich sehr freundschaftlichst verbinden ...". Er hätte längst geschrieben, wäre er nicht so krank geworden. "... Auch haben mich die Zeitungen sterben lassen, u. das schon 2mal, aber Gott sey Dank ich lebe noch, u. werde noch lange leben ... u. werden die Umstände in der Welt ruhiger, so würden Sie von Rom aus hübsche Bestellungen erhalten ...". - Vgl. hierzu die von Joseph Gelinek übermittelte Piano-Bestellung aus Rom in diesem Kapitel (Nr. 2630).
Joachim, Joseph, Violinist, Komponist und Dirigent, Direktor der Musikhochschule in Berlin, einer der bedeutendsten Violinisten des 19. Jahrhunderts (1831-1907). Porträt-Photographie mit eigh. Signatur "Joseph Joachim 1903" auf der Bildseite. Unter Glas zeitgenössisch gerahmt. 37 x 48 cm (mit dem Rahmen). O. O. 1903.
Die außerordentlich großformatige, qualitätvolle Aufnahme (Quer-gr. folio) zeigt den Künstler im Brustbild beim Geigenspiel. Im Hintergrund eine verzierte Säule. - Rückseitig der Aufkleber der "Kunst-Handlung Otto Sablewski, Danzig, Spezialgeschäft für Bilder-Einrahmung". - In dieser Bildgröße sehr selten.
- Brief m. U. "Joseph Joachim". 2 S. Gr. 4to. Berlin 16.X.1883.
An Mrs. Benecke in London, offenbar eine Mäzenin der "Felix Mendelssohn Bartholdy-Staats-Stipendien-Stiftung" in Berlin, deren Kuratorium Joseph Joachim angehörte. Zählt ihr Namen, Herkunft und Ausbildung der 10 Empfänger des Stipendiums im Jahre 1883 auf. Man habe dieses "... für Komponisten dem hiesigen Studirenden der Musik Ernst Seyffardt aus Crefeld und dasjenige für ausübende Tonkünstler dem aus Laibach gebürtigen Fräulein Gabriele Wietrowetz auf der hiesigen akademischen Hochschule für Musik verliehen, sowie kleinere Stipendien im Gesamtbetrage von 1800 M aus den reservirten Ersparnissen der Stiftung ...". Auch diese Stipendiaten aus ganz Deutschland werden mit ihren Ausbildungs-Orten aufgelistet. "... Wir haben uns zu diesen umfangreichen Stipendien-Bewilligungen entschlossen, weil zwar die Zahl der Bewerber nicht höher war wie im vorigen Jahre (29), erfreulicherweise aber die musikalische Beanlagung und Vorbildung der meisten Bewerber eine bessere als früher ...". - Zusätzlich unterzeichnet von dem Dirigenten und Komponisten Wilhelm Taubert (1811-1891), dem vielfach geehrten Musikdirektor der Berliner Hofoper und der Hofkapelle, der seit 1870 pensioniert, aber weiterhin für die Hofmusik, die Akademie der Künste, die Singakademie und die hier angesprochene Stiftung tätig war. - Randläsuren und Faltenrisse.
Kaminski, Heinrich, Komponist, Lehrer Karl Orffs (1886-1946). Eigh. Briefkarte m. U. "Kaminski". 2 S. Quer-8vo. Ried (Oberbayern) 27.IX.1921.
An einen Dirigenten über die Reinschrift des Klavierauszugs seiner Komposition "Der 69. Psalm für Chor und Orchester", die 1920 unter Bruno Walter uraufgeführt worden war. Nun soll der Stich des Klavierauszugs erfolgen, doch die Reinschrift sei nicht auffindbar. "... also: der Psalm ist im Druck (Universal-Edition), dem Kl.-A. ist also nicht zu entraten, es geht mir sogar im Gegenteil die Reinschrift des Kl.-A. ab. der Verlag verlangt als Stichvorlage die Reinschrift, u. ich habe keine Ahnung, wo sie ist. sollte ich sie Ihnen überlassen haben? oder wissen Sie vielleicht, wer sie damals nach der Aufführung hatte? ... ich glaube, wenn Sie den Psalm von langer Hand vorbereiten, dem Chor Zeit lassen, damit vertraut zu werden, dass Sie die Aufgabe, nach allem was ich von Ihren Aufführungen höre, sehr wohl mit Ihrem Chor bewältigen werden. denn was ich von Musikern wie von Privaten über Sie höre ist nur erfreulich u. berechtigt durchaus zu grossen Erwartungen ...". - Dabei: Hugo Riemann, der bedeutende Musikwissenschaftler und Lexikograph (1849-1919). Eigh. Postkarte m. U. "D. Hugo Riemann, Docent a. d. Universität Leipzig". In franz. Sprache. 1 S. (Leipzig) 29.I.1896. - An Jacques-Léopold Heugel in Paris, Herausgeber der renommierten und langlebigen Musik-Zeitschrift "Le Ménestrel". Sendet ihm den Prospekt seines Werkes "Repertorium der Kammermusik-Litteratur" mit Erklärungen zum Inhalt und der Bitte, eine Rezension in der Zeitschrift zu veröffentlichen. - Kleine Knickfalte sowie Stempelspur auf der Textseite.
"meine Stellung zu schädigen"
Karajan, Herbert von, einer der bedeutendsten und prominentesten Dirigenten des 20. Jhdts (1908-1989). Eigh. Brief m. U. "H. v. Karajan". 6 S. auf 3 Bl. Mit Briefkopf "Der Generalmusikdirektor der Stadt Aachen". Gr. 4to. Aachen (ca. 1936).
Umfangreicher, handschriftlicher Brief an den - nicht genannten - Komponisten, Kirchenmusiker und Musikpädagogen Franz Philipp (1890-1972), in dem er bittere Klage über einen Musikkritiker Zimmermann führt, der ihn in einem beleidigenden Brief und in mehreren Musikzeitschriften heftig angegriffen habe. Sich auf "unser letztes Konzert" beziehend, schreibt Karajan: "... Sie wissen, mit wieviel Mühe, mit wieviel Sorgfalt gearbeitet worden ist und ich darf ruhig aussprechen mit wieviel Herzblut ich dabei beteiligt war. Und immerhin hat das gesamte Publikum und die Presse das begriffen und auch gewürdigt ... Nun werden Sie auch verstehen, was für einen deprimierenden Eindruck es macht von einem Kritiker solch einen Brief wie ich hier beilege zu bekommen. Ich weiss nicht was Herrn Zimmermann veranlasst in der unverschämtesten Art seit meinem Dienstantritt in der Zeitschrift Die Musik ... in der A[llgemeinen] Musik Z.[eitung] und noch einigen anderen Blättern über mich herzuziehen. Es ist bewiesen dass er seinerzeit genau so Prof. Raabe und in der schärfsten Weise Herrn Rehmann angegriffen hat, er ist eine jener Zerstörernaturen die ihr unterdrücktes Geltungsbedürfnis in dieser Weise abreagieren. Von den anderen schmutzigsten Mitteln die er anwendet, um durch Briefe die er an alle möglichen Leute hier und auswärts schreibt, meine Stellung zu schädigen, schweige ich ganz. So weit geht er schon - dass er nicht einmal Halt macht vor Fragen der Kunstauffassung und sie gewaltsam hinunterzerren will auf das Gebiet der Rasse ... Sie werden ja in nächster Zeit wohl seine Besprechungen lesen und sich dann ein Bild darüber machen. Wenn Sie ... an irgend einer Stelle einmal auf eine dieser Strömungen stossen so bitte stellen Sie dann die betreffende Meinung richtig. Sie wissen wie man unter solchen Dingen leidet und sie einem die Ruhe zur Arbeit nehmen können ... Darf ich Ihnen noch vielmals danken über [sic] die unvergesslichen Stunden die Sie uns mit Ihren Werken bereitet haben ...". - Gelocht.
"wie Adolf Hitler immer gesagt hat"
- Masch. Brief m. U. "Herbert v Karajan". 1 S. Gr. 4to. Aachen 8.II.1936.
An den Komponisten und Kirchenmusiker mit Professorentitel Franz Philipp in Karlsruhe. Von einer Konzertreise zurückgekehrt, dankt Karajan Philipp für dessen "liebe Zeilen". "... Sie glauben gar nicht, welche Wirkung von ihnen ausging. Aus vielen Gründen und besonders weil Ihr Urteil mir in jeder Weise das Maßgebenste ist. Sie mögen bestimmt Recht haben, dass diese Rückschläge wohl notwendig sein müssen, damit wir nicht den Auftrieb und den Kampfeswillen verlieren. Nur gibt es Momente im Leben, in denen solche Dinge uns unvorbereitet und umso schmerzlicher treffen ... Ich danke Ihnen, lieber Herr Professor, nochmals von ganzem Herzen und mit aufrichtigster Verehrung und wie Adolf Hitler immer gesagt hat: 'Der Kampf geht weiter, aber diesmal mit frischem Mut und neuen Kräften' ... Heil Hitler!" - Gelocht. - Beiliegend ein Privatfoto (12 x 9 cm), das vermutlich den jungen Karajan um 1925 zeigt, sitzend, in den Händen eine Violine und den Geigenbogen.
Kienzl, Wilhelm, österr. Komponist (1857-1941). Eigh. Brief m. U. "Dr. Wilh. Kienzl". 3 S. Doppelblatt. 8vo. Graz 2.IV.1900.
An eine Excellenz, wegen der 50. Aufführung seiner Oper ("Der Evangelimann" ?) an der Wiener Hofoper. "... Für Ihre so liebenswürdigen Zeilen und Ihre Bemühungen in meiner Sache erlaube ich mir Ew. Excellenz meinen wärmsten Dank zu sagen. Ich habe Mahler auf sein zweites Telegramm geschrieben, dass ich bitte, die 50te Aufführung in den Tagen vom 17.-21. ansetzen zu wollen, da ich später wegen einer unaufschiebbaren Reise nach dem Auslande nicht mehr zur Verfügung stehen könnte. Hoffentlich macht er das möglich! ... Vielleicht gelingt es dann Ihrer Liebenswürdigkeit, das so sehr Gewünschte zu erreichen, zumal ja jetzt ein paar Wochen Zeit ist, um Seine Majestät darauf vorzubereiten ...".
Kneip, Gustav, Komponist, Dirigent und Hörfunk-Programmgestalter beim Westdeutschen Rundfunk in Köln (1905-1992). Eigh. Brief m. U. "Gustav Kneip". 2 S. Mit kurzem Musikzitat. Gr. 4to. Köln 5.XI.1927.
An den Theater- und Kunstkritiker Albert Buesche in Berlin. Umfangreicher Brief über gemeinsame Projekte, bei denen Kneip die Musik zu dramatischen Texten von Buesche (?) liefern sollte. Nachdem die mangelhafte Eignung des Stückes "Der Zusammenstoss" für den Rundfunk behandelt ist, geht Kneip auf ihre gemeinsame Oper "Joda" ein: "... Die Schlachtenarie ist fabelhaft gelungen (ohne Striche). Ein leiser Trommelrhythmus begleitet sie. 'Feuersäulen erhellten die Nacht' schneller Rhythmus in den höchsten Lagen des Piccolo. 'Die Erde erbebte' wird dasselbe Motiv von 'wühlenden' Contrabässen übernommen ... Ich habe so vollkommen das Gefühl, dass es das Beste ist ist, was ich bisher geschrieben habe. - 'Des Pudels Kern', mein Einakter, kommt im Dezember in Krefeld zur Uraufführung ...". - Kneips Komische Oper "Des Pudels Kern" wurde nicht im Dezember 1927, sondern erst am 7. Februar 1928 in Krefeld uraufgeführt. - Kleine Randläsuren. - Dabei: Werner Egk, Komponist (1901-1983). Brief m. U. "W Egk". 2/3 S. Gr. 4to. Lochham bei München 29.I.1948. - Gleichfalls an Albert Buesche, wegen eines Opern-Projektes. "... meine Absage wegen des 'Zauberbett' war wirklich definitiv gemeint. Abgesehen davon, dass unsere Besprechungen vom letzten Sommer kein greifbares Resultat gezeitigt haben, wäre es mir auch unmöglich gewesen, auf wesentliche Punkte des mir durch Herrn Eichmann übersandten Vertrages einzugehen ... hoffe aber trotzdem, dass dies der Freundschaft keinen Abbruch tut ...". - Dieser Brief auf gebräuntem Kriegspapier.
Kohàry, Maria Antonie Gabriele Prinzessin
Brief an Andreas Streicher
Los 2641
Zuschlag
360€ (US$ 387)
Koháry, Maria Antonie Gabriele, Prinzessin, geb. Gräfin Waldstein, ungarische Magnatin, Mutter bzw. Großmutter oder Urgroßmutter der Könige Ferdinand von Portugal, von Bulgarien, von Rumänien und schließlich Friedrich August von Sachsen, gemeinsam mit ihrem Mann eine der drei größten Grundbesitzerinnen Ungarns (1797-1862). Eigh. Brief m. U. "Koháry geb. Waldstein". 11/2 S. in winziger Schrift. Mit eigh. Umschlag. Beides in blindgeprägtem Schmuckpapier kleinsten Formats (14 x 9,5 cm; der Umschlag 5,3 x 7,5 cm). (Wien ca. 1830).
Zierliches Briefchen, adressiert an "Monsieur de Sträücher, Maitre de Clavecin", d. i. der Pianist und Klavierbauer Andreas Streicher in Wien, von dem sie Klavierunterricht für ihre Tochter erbittet. "Obwollen es mir bewust ist, daß Sie sehr beschäftiget sind und der Entschluß eine neue Schüllerin zu übernehmen, Ihnen schwerfällt, wage ich es doch, Sie zu ersuchen, Meiner Tochter in Forte Piano Unterricht geben zu wollen, aus folgenden Gründen: Sie ist zwelf Jahr alt, und keine Anfängerin mehr, hat Genie und findet Vergnügen an der Musick, ließt sie ziemlich fertich beym ersten Anblick; Sie hat, ich darf es sagen, eine gleich Sanfte Laune, guten Willen und einen lebhaften Geist, der zu jedem Fortschritt den Weg bahnt ...". Sie hoffe, dass diese Beweggründe seine Zusage bewirken, "die mir um so willkohmener seyn wird als ich mein ganzes Vertrauen in die Art setze, mit welcher Sie Ihre Schüllerinnen leiten. Noch einen Beweggrund könnte ich erwähnen. Meine Seelige Mutter, die Gräfin Waldstein war der Familie ihrer Frau sehr gut, wäre es ihrem Andencken nicht geehrt, wenn Sie ihrer Enckelin daß Musikalische Talent fortzupflanzen sich bemühen wollten? ...". - Reizendes Biedermeier-Produkt einer Vertreterin des europäischen Hochadels.
Kurzbeck, Madeleine de (eigentlich Magdalena von Kurzböck), Wiener Pianistin, Schülerin und häufige Begleiterin Haydns (1767-1845). Eigh. Brief m. U. "Madleine Kurzbeck". 1 S. Doppelblatt mit Adresse. 8vo. (Wien) 27.V. (1809).
An den Klavierbauer Andreas Streicher in Wien, dem sie die "unbescheidene" Bitte ausspricht, einen Termin zu vertauschen, obwohl sie eine Absage fürchtet. - Magdalena von Kurzböck galt um 1800 als eine der besten Pianistinnen ihrer Zeit.
Lifar, Serge, ukrainisch-franz. Tänzer und Choreograph, einer der größten Tanz-Interpreten der 1930er und 1940er Jahre, inszenierte u. a. die Ballette Prokofjews (1904-1986). 2 Briefe (einer eigenhändig) m. U. "Serge Lifar". Zus. 11/2 S. 4to. Paris o. J. bzw. 14.IV.1943.
An den als deutscher "Kultur-Offizier" im besetzten Paris tätigen Albert Buesche, Feuilleton-Ressortleiter der deutschsprachigen "Pariser Zeitung". In einem eigenhändigen Schreiben bittet Lifar, in der Zeitung auf einen Vortrag des Wiener Theaterwissenschaftlers Joseph Gregor über romantisches Ballett hinzuweisen. - Mit einem Brief vom April 1943 sendet Lifar einen versprochenen Aufsatz für die "Pariser Zeitung". - Dabei: Jean-Louis Vaudoyer, "administrateur général" der "Comédie Française". Brief m. U. "Vaudoyer".1 S. Paris 25.IX.1943. - Gleichfalls an Albert Buesche. Widerspricht der Meldung, dass keine Karten mehr an Kritiker ausgegeben würden. Theater-Chronisten seien nach wie vor willkommen. - Roger Lalande, Generaldirektor der Lyoner Oper. Brief m. U. "Lalande Roger". 1 S. Lyon 15.V.1943. - Bedankt sich "infiniment" für einen schönen Artikel Buesches über die Lyoner Oper in der "Pariser Zeitung". - Zus. 4 Teile.
Liszt, Daniel, Sohn von Franz Liszt und Marie d'Agoult (1839-1859). Eigh. Brief m. U. "D. Liszt". In franz. Sprache. 3 S. Doppelblatt. Kl. 4to. O. O. 3 X.1857.
An seine Freundin aus Kindheitstagen, Marie von Wittgenstein (1837-1920), Tochter der Prinzessin Caroline von Sayn-Wittgenstein (1819-1887), Franz Liszts Lebensgefährtin von 1847-1861. “Chère Magnolette, Si je ne me trompe, vous m'avez supposé le projet ultra- sournois d'allonger insensiblement le caoutchouc des chainons qui composent notre correspondance … Mais en relisant attentivement la lettre de votre mère, je me suis convaincu de mansonge, et je ne pense plus à me défendre contre un soupçon qui n'existe point ...". Kommt dann auf sein Jura-Studium zu sprechen: "... Les cours de droit vont commencer bientôt. Je compte écrire a mon père lorsque je pourrais lui donner un compte-rendu circonstancié de mes études. Pour le moment je suis dans une attente qui n'a rien de particulièrement agréable. Elle me met dans l'état d'une personne qui arrive à la gare du chemin de fer quelques heures avant le départ. Enfin, je me console en pensant que dans quelques jours je me mettrai en mouvement, prochant de mon mieux, et regardant plus souvent la terre qu'il faut creuser, que les corneilles que l'on ne peut pas faire rôtir ... J'ai été très heureux d'apprendre de votre mère elle même, qu'elle se porte mieux ...". - Briefe Daniel Liszts, der im Alter von 20 Jahre in Berlin an Tuberkulose starb, sind äußerst selten.
Miche, Paul, Schweizer Komponist und Violinist, Professor am Konservatorium in Genf (1886-1960). 2 eigh. Briefe m. U. "Paul Miche". Zus. 4 S. Mit 6 Notenzitaten und mit den Umschlägen. Gr. 4to. Genf 9.X.1950 und 25.II.1951.
An die Wiener Sängerin Anny Felbermayer, die an einem Gesangswettbewerb in Genf teilgenommen, aber nicht gewonnen hatte. "... Ich versammele meine halb vergessenen deutschen Kenntnisse um Ihnen herzlich zu gratulieren für den sehr grossen Erfolg den Sie vorige Woche in Genf bekamen! ... Ihre ausdrucksvolle Stimme ging zum Herzen Ihren zahlreichen Zuhörern. Meiner Ansicht nach, ist es kaum möglich tiefer in das Gebi[e]t des Gefühles einzudringen. Es war rührend und ich war sehr gerührt! - Das Urteil des Preisgerichtes war mir ein Rätsel. Alles ist Rätsel in der armen Welt seit der Zeit wo die Bosheit zur Tagesordnung geworden ist! Ich war sprachlos und kann als Musiker Ihre Enttäuschung um so mehr begreifen ... Gestern fand in 'Victoria-Hall' für die ganze Welt das Konzert der 'Siegreichen'! ... Sollten Sie in Radio-Wien singen, bitte schreiben Sie mir ein Wort [9.X.1950] ... Dank Ihrer rechtzeitig angekommenen Karte, hörte ich vorigen Dienstag die ganze Oper 'Falstaff'. Wunderschön! Wien hat die Musik im Blut. Wenn das wienerische Publikum feine Künstler und Künstlerinnen verlangt, so zeigt es auch denselben viel Verständnis und Begeisterung ... Es ist nicht übertrieben zu erkennen dass ein wichtiger Teil des Erfolges für Sie war ... Ich hoffe dass Sie den Erfolg beherrschen können ... Es ist nicht immer leicht für diesjenigen die auf einer Bühne oder einem Konzertpodium die Bewunderung des Publikums anlocken! ... Behalten Sie Ihre Konzert-Stimme! Man kann sehr gut im Theater mit einer Konzert-Stimme singen ...". Sendet ihr 7 musikalische Skizzen auf 7 kurzen Notensystemen und erbittet ein Foto von ihr. - Beide Briefbögen und die Umschläge mit Prüfstempel der "Österreichischen Zensurstelle". - Beigegeben ein eigh. Brief mit Umschlag (1.VIII.1894) einer Fürstin von Teck an den Violinisten und Musikpädagogen August Duesberg (1867-1922) sowie eine Gemeinschafts-Postkarte (1928) aus Bayreuth mit der Signatur des österreich-ungarischen Cellisten und Musikpädagogen Károly (Carl) Gianicelli (1860-1939).
Montez, Lola, irische Tänzerin, Abenteurerin und Theaterunternehmerin, Geliebte Königs Ludwigs I. von Bayern, der sie zur Gräfin Landsfeld erhob (1818-1845). Eigh. Brief m. U. "Lola". In franz. Sprache. 1/2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. O. O. 1845 (?).
Schwer leserlicher Brief, am oberen Rand von anderer Hand "1845" datiert, womit vielleicht ihr Sterbedatum gemeint ist . - An zwei Punkten auf einen Untersatzkarton montiert; das leere Respektblatt verso mit Montagespuren.
Moór, Emánuel, englischer Komponist ungar. Herkunft, Pianist und Erfinder eines Doppelklaviers, lebte in der Schweiz (1863-1931). Eigh. Musikmanuskript mit Namenszug "Emanuel Moór" auf dem Titel. 1 Bl., 77, 6 S. mit je 20 Systemen. Lose Bögen. Folio. O. O. (1907).
"Triple Concerto. op. 70. - à Alfred Cortot, Jacques Thibaud et Pablo Casals". Wohl vollständiges Rohmanuskript der Partitur des 1907 entstandenen Triple-Konzerts für Violine, Cello und Klavier; viele Verbesserungen mit Tinte und Blaustift. Das Konzert schrieb Moór speziell für die drei genannten Künstler. - Moórs 1915 erfundenes Doppelklavier "Duplex Coupler Grand Pianoforte" fand viel Beachtung. - Das Umschlagblatt etwas angestaubt.
Patti, Adelina, weltberühmte ital. Sopranistin, eine der großen Primadonnen des 19. Jhdts (1843-1919). Eigh Briefkarte m. U. "Adelina Patti Lederström". In engl. Sprache. 2 S. Quer-kl. 8vo. Paris, Hôtel Continental, (nach 1898).
An einen André, dem sie ihre Abreise nach London mitteilt. "... So sorry not to be able to make the acquaintance of your friend Jean Sardou but hope on my return to Paris to be more fortunate ...". Bestellt Grüße von ihrem dritten Ehemann, dem 33 Jahre jüngeren Baron Olof Rudolf von Lederström. - Etwas gebräunt; leichte Montagespuren. - Dabei: Eduard Hanslick, österr. Musik-Schriftsteller und -Ästhetiker, höchst einflußreicher und umstrittener Kritiker, Universitätsprofessor in Wien, Vorbild für Wagners "Beckmesser" in den "Meistersingern" (1825-1904). Eigh. Briefkarte m. U. "Ed. Hanslick". 1 S. Mit dem Umschlag. Quer-kl. 8vo. Wien 16.XI.1902. - An den ihm befreundeten österr. Generalkonsul in Zürich, Ludwig Ritter von Przibram. "... Ihr interessanter Artikel ist (- mit unverhoffter Schnelligkeit -) in dem gestrigen 'Literaturblatt' der 'N. Fr. Pr.' [Neuen Freien Presse] erschienen. Ich bitte um 'Mehr' und empfehle mich als diensteifrigen Vermittler! Mir geht's nicht am besten u. kaum kann ich es erwarten, anfangs März nach Meran zu kommen! ...". Spricht dem Adressaten und seiner Familie gute Wünsche für das Weihnachtsfest und das neue Jahr aus. - Das Kuvert mit Briefmarken-Ausschnitt.
Reinhardt, Max, Regisseur und Schauspieler, einer der bedeutendsten Theaterleiter des 20. Jhdts (1873-1943). Masch. Zeugnis m. U. "Max Reinhardt". 1/2 S. Mit Briefkopf "Schauspiel- und Regieseminar Schönbrunn. Leitung Professor Dr. Max Reinhardt". Gr. 4to. Wien 13.VI.1932.
"Fräulein Giselle Opatril hat mein Schönbrunner Seminar durch vier Semester ordnungsgemäss besucht und hat sich bei den Aufführungen des Seminars in mehreren Rollen bestens bewährt. Sie spielte die Mutter in Maughams 'Heiliger Flamme', die Frau Mücke in Sutton Vanes 'Reisegefährten' ... [folgen weitere Stücke] und die Madam Pace in meiner Seminar-Inszenierung von Pirandellos
'Sechs Personen suchen einen Autor' ...". - Beiliegend ein auf Papier montiertes Foto einer Seminar-Aufführung von Hofmannsthals "Jedermann" 1929 zur Eröffnung des Seminars, rückseitig mit Kugelschreiber eine Auflistung der damaligen Schüler und Lehrer, darunter Max Reinhardt, Max Kalbeck, Emil Geyer, Iwan Smith, Oskar Strnad und Alfred Roller. Ferner beiliegend ein kleines Privatfoto (9 x 7 cm), das Reinhardt im August 1931 in Salzburg zeigt. - Deutliche Erhaltungsmängel: das Zeugnis fleckig, links etwas beschnitten und mit einem teilweise durch Klebstreifen reparierten Einriss. Auch das kleine Reinhardt-Foto mit Erhaltungsmängeln.
"einen weiblichen Kapellmeister"
Richter, Hans, hervorragender Dirigent, aus Österreich-Ungarn stammend, einer der wichtgigsten Mitarbeiter Richard Wagners, leitete 1876 die ersten Aufführungen vom "Ring des Nibelungen" und 1883 die erste Wiener Aufführung von "Tristan und Isolde", 1904-1911 Chefdirigent des London Symphony Orchestra, Ehrendoktor der Universitäten Oxford und Manchester, Ehrenbürger von Bayreuth (1843-1916). Konvolut von 3 eigh. Briefen und 8 eigh. Postkarten m. U. "Hans" oder "Richterei". Zus. 12 S. Mit 3 Umschlägen. Verschied. Formate. 1906-1916.
Meist an den ihm befreundeten Hof- und Gerichtsadvokaten Carl Ritter von Sääf in Wien und dessen Tochter Dora. Von den Karten 1 aus Bayreuth, die anderen Reise-Grüße aus verschiedenen Orten. Ferner 2 Briefe aus Bayreuth, 1 aus London. Freundschaftlich-familiäre, teils humorvolle Korrespondenz; besonders interessant jedoch der umfangreiche Brief vom 10.I.1906 aus England, wo Richter eine Dirigentin in Blackpool beobachtete: "... Zwei neue Erfahrungen dabei gemacht: 1ens einen weiblichen Kapellmeister dirigiren gesehen. Und das kam so: der Operettenkapellmeister wurde plötzlich vor der Vorstellung krank; da setzte sich seine Frau, die allerdings die Chöre und das Ballet einstudirte, ohne Zagen an das Pult und commandirte die ganze Geschichte - 'Cinderella', das übliche Weihnachts-Pantomime-Stück - frischweg und ganz tüchtig. Einigemale sah sie sich nach mir um, aber ich nickte ihr aufmunternd zu, was ihr zu gefallen schien und sie aufmunterte. Ganz unter uns! Sie machte die Sache besser, als manche Berufs-Simpel. - 2tens ein Hausball der Hôtelbediensteten des Imperial Hôtels ... Die Stuben-Küchen- und sonstigen Hôtelmädels sahen famos und wirklich fein aus. Alle Bedienung wurde von den Gästen besorgt. Die nobelsten nettesten und feinsten Fräuleins kleideten sich als Kellnerinnen, die angesehensten Herren brachten Bier, Wein und sonstige Getränke ... Im Tanzsaal war's höchst gemüthlich und kein Zwang schied die Gesellschaft in zwei Theile. Komisch war der Effect am nächsten Morgen beim Breakfast ...". - 1 Gemeinschafts-Postkarte von Richter mitbeschriftet, aber ohne Unterschrift.
- Eigh. Bild-Postkarte m. U. "Dein Hans". 1/2 S. Mit zweifarbigem Bildnis Richard Wagners in der oberen Hälfte. Bayreuth 11.VII.1897.
An G. Huberti, Direktor des Konservatoriums in Antwerpen, den er mit "Lieber Freund" anredet. Wegen eines möglichen Dirigats. "... Ich hoffe es möglich zu machen, daß ich von Wien den Urlaub zum 3ten Cyclus bekomme, doch kann ich es nicht für ganz bestimmt zusagen. Deine Adresse weiß ich nicht, finde aber in meinem Buche eine alte Adresse; Man wird Dir doch diese Karte zusenden? ...". - Richters Befürchtung war berechtigt: die Adresse ist durchgestrichen und durch "Bruxelles" ersetzt. Geschrieben auf illustriertem, schwach beige getöntem Untergrund mit Aufzählung von Wagners Opern.
Verdis "Requiem" - "ein wahrer Skandal!"
Rietz, Julius, Dirigent und Komponist, Gewandhauskapellmeister in Leipzig, Hofkapellmeister in Dresden, städt. Musikdirektor in Düsseldorf (1812-1877).
Eigh. Brief m. U. "Julius Rietz". 12/3 S. Doppelbl. Gr. 8vo. Dresden 5.I.1876.
An den (nicht genannten) Komponisten Bernhard Scholz, dem er über die Aufführung von dessen Oper "Golo" (nach Tiecks Genoveva-Drama) in Dresden berichtet. "... Mit wenigen Worten theile ich Ihnen mit, daß Golo gestern Abend, zwar nicht vor besonders besetztem Hause, aber mit allgemeinem Beifalle gegeben worden ist, so daß er nun hier 3 Vorstellungen erlebt hat. Die Sänger waren alle sehr gut bei Stimme u. das Publikum benutzte jede zum Applaus herausfordernde Stelle, ihn rauschend ertönen zu lassen, am stärksten war dies der Fall nach dem Vorspiel, dem 2ten u. 3ten Akt. Eine Hoffnung hat sich indeß nicht erfüllt; der König hat die Vorstellung nicht besucht ... ich werde alles anwenden, daß Se. Majestät durch ihm nahestehende Personen animirt wird, bald wieder eine Vorstellung zu befehlen ... Begnügen Sie sich heute mit der kurzen Nachricht, daß Ihr Werk wieder sehr gut aufgenommen worden ist. Vox populi gilt doch etwas mehr wie die eines einzelnen bestechlichen critici. Und so denn muthig weiter, per aspera ad astra! ... Sonnabend werden wir durch das Verdische Requiem beglückt - Gedröhne von großen Trommeln u. chromatische Läufe des flauto piccolo in den höchsten Lagen habe ich neulich von weitem gehört. Ein wahrer Skandal!"
Saint-Saëns, Camille, franz. Komponist (1835-1921). Porträt des Künstlers in einer Orig.-Bleistiftzeichnung von Friedrich Pfeiler, von diesem signiert "F. Pf. 1910". Auf leichtem Zeichenkarton. Darunter mit Tinte ein Musikzitat (8 Takte) des Komponisten, signiert "C. Saint-Saëns, 1910". Auf leichtem Zeichenkarton. 21 x 16,1 cm. O. O. 1910.
Gutes Porträt in feiner Bleistift-Zeichnung. Friedrich Pfeiler war eigentich Opernsänger (Bariton), um 1905-1915 u. a. tätig an den Theatern von Dortmund, Köln, Düsseldorf, Altona. Er war Autographensammler, und in diesem Zusammenhang hat er es wohl gerade bei Musikern oftmals so gehandhabt, dass er Bildnisse von ihnen durchaus gekonnt zeichnete, meist wohl nach Vorlagen. Diese sandte er dann den Dargestellten mit der Bitte um eine Unterschrift samt Notenzitat. So wird dies auch in dem vorliegenden Fall gewesen sein. Das großzügige Musikzitat mit schwungvoller Unterschrift läßt darauf schließen, dass der Komponist mit seinem Bildnis zufrieden war. - Gleichmäßig etwas gebräunt; rückseitig Montagespuren von einer ehemaligen Aufhängung als Wandbild.
Schumann, Clara (geb. Wieck), Gemahlin Robert Schumanns, Komponistin und überragende Pianistin (1819-1896). Eigh. Brief m. U. "Clara Schumann". 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Düsseldorf 15.XII.1863.
An eine Dame, ausführlich über die Bestellung eines Kleidungsstückes, wohl einer Kopfbedeckung. Äußerst penibel trägt Clara alle gewünschten Einzelheiten des Stückes vor. "... Ich sende Ihnen hierbei den Guipure Deckel zurück, den ich reizend finde. Ihr Vorschlag wegen des Arrangements ist mir sehr recht, und sogar sehr lieb, doch wenn die Spitzen-Ecken, die immer an den Borten waren, wegfallen, denn da ich diese Aufsätze immer unter dem Hut trage, so werden die Enden sehr gedrückt, was häßlich aussieht. Bitte sagen Sie der Putzmacherin, daß sie also keine Enden von Spitze, sondern immer kleine vom Band ... macht - das Band soll sie aber recht gut nehmen, und ganz glatt, höchstens mit einem Atlas-Bändchen, nur ja nicht gemustert, das liebe ich nicht. Dann soll sie daran denken, daß mein Hinterkopf sehr klein ist, dazu ich wenig Haar hinten habe, also der Deckel nur mit schmaler - ich denke etwa 2 Finger breit - Spitze ... garnirt sein darf, sonst hängt er hinten zu weit herunter ..." [etc.]. - Am Rand noch die Bemerkung: "Wegen Chopin muß ich noch überlegen, danke auch dafür". - Sehr kleiner Defekt an einer Ecke. - Hübscher Einblick in Clara Schumanns private Sphäre.
Steinbach, Fritz, Dirigent und Komponist, großer Brahms-Verehrer, Hofkapellmeister in Meiningen, das er zu einer Johannes Brahms-Festspielstadt nach dem Beispiel Bayreuths zu gestalten versuchte, später Direktor des Kölner Konservatoriums (1855-1916). Eigh. Brief m. U. "Fritz Steinbach". 13/4 S. Doppelbl. mit Aufdruck "Conservatorium der Musik Cöln". Gr. 8vo. Köln 6.II.1910.
An den Dirigenten Ferdinand Meister, dem er für die Zusendung der Satzungen und Fragebogen des "Verbandes deutscher Orchester- und Chorleiter" dankt. "... bedaure ich dem Verbande nicht beitreten zu können. Unser Orchester ist städtisch. Daher ist auch die Stadtverwaltung die Anstellungsbehörde. Ich kann daher Verpflichtungen wie sie Ihr Fragebogen ... u. No 4 der Beilage ... [enthalten] nicht eingehen. Mir ist aus den beigelegten Drucksachen der Zweck des Verbands für Dirigenten von Hof- oder städischen Orchestern (mit städt. Verwaltung u. Beamten Qualität der Musiker) nicht ersichtlich. Sie werden mich aber stets bereit finden, wenn es gilt, etwas für die Hebung des Musikerstandes u. namentlich für die materielle Besser-Gestaltung der Verhältnisse deutscher Orchestermusiker zu tun ...". - Dabei: Wilhelm Kienzl, österr. Komponist (1857-1941). Eigh. Brief m. U. "Dr. Wilh. Kienzl". 4 S. Mit Adress-Stempel. 8vo. Graz 5.IV.1909. - Ebenfalls an den Kapellmeister Ferdinand Meister, der ein Konzert mit Kienzl-Kompositionen vorbereitet. "... Also am 29. Mai soll unsere Kammermusik sein. Es ist mir das ganz recht für den Fall, als dieser Tag nicht mit anderen unverschiebbaren musikal. Veranstaltungen zusammenfällt, zu denen ich mich einzufinden haben dürfte und die alle in die letzte Mai-Woche u. erste Juni-Woche fallen ... Jedenfalls ist mir der Mai lieber als der September. - Ich bin überzeugt, dass Sie treffliche Künstler gewonnen haben. Doch möchte ich fragen: ist Frau Gentner-Fischer Sopranistin oder Altistin? Und welche meiner Lieder hat sie gewählt? Ich wünschte nämlich, dass die Liedertexte dem Programm beigegeben würden. Nach Angabe der gewählten Lieder würde ich Ihnen die Texte zum Drucken senden. - Material für die Zeitung wünschen Sie? Ich bin gegen jede Reclame über meine Person. Sollten Sie es aber in Ihrem Interesse benötigen, so sende ich Ihnen anbei 2 biographische Artikel mit Bild ... Mein Trio wurde zuerst in Graz, dann ich Leipzig, Magdeburg, Dresden, Cassel, Hamburg, München, Wien, Breslau, Detroit, (Amerika), Laibach etc. gespielt ... Was die Bedingungen betrifft (300 Mark), so sind wir also darüber einig ... Ich würde einen Tag vor dem Konzert zur Probe eintreffen ...". - Die erwähnte Sängerin Else Gentner-Fischer war zu dieser Zeit am Frankfurter Opernhaus engagiert.
Strauß, Johann (Vater), Wiener Komponist, Kapellmeister und k. k. Hofballmusikdirektor, Komponist des "Radetzky-Marsches" (1804-1849). Eigh. musikalisches Albumblatt mit Widmung u. U. "Johann Strauß". 1/2 S. Gr. 4to. Stuttgart 17.III.1849.
"Herrn Rudolf Zumsteeg zur freundlichen Erinnerung von Johann Strauß". 5 Takte. - Auch dieser Enkel des Hofkapellmeisters Johann Rudolf Zumsteeg (1760-1802) lebte in Stuttgart. - Das Blatt besitzt zusätzlich einen besonderen Wert durch seine Rückseite: Sie enthält 6 Takte eines Klavierstücks ("Allo: con fuoco") mit eigenhändiger Widmung des Pianisten, Komponisten und Dirigenten Carl August Krebs, Kapellmeister am Hamburger Stadttheater und langjähriger, hoch angesehener Hofkapellmeister in Dresden (1804-1880). Am 22.XI.1847 schreibt Krebs in Hamburg: "Herzliche Freude gewährt mir die Bekanntschaft eines Enkels des unsterblichen Tonmeisters Zumsteeg. Glück und Frieden geleite Sie auf Ihren Lebenswegen. Mögen Sie beim Anblick dieser Zeilen sich freundlich erinnern an Ihren Sie werthschätzenden C. Krebs." - Großes, dekoratives Blatt mit musikalischen Widmungen von zwei der prominentesten Künstler ihrer Zeit. - Unter Glas (mit Sprung) gerahmt.
Strauß, Johann (Sohn), österr. Komponist, „Walzerkönig“, Schöpfer der Operette „Die Fledermaus“ (1825-1899). Eigh. musikal. Albumblatt m. U. "Johann Strauß". 15,5 x 12 cm. Auf ein größeres Untersatzblatt (27,7 x 20 cm) montiert. Franzensbad 31.VII. o. J.
Vier Takte aus dem berühmten "Frühlingsstimmen-Walzer". - Gut erhalten.
Strauss, Richard, Komponist und Dirigent (1864-1949). Eigh. Brief m. U. "Richard Strauss". 2 S. Doppelblatt. 8vo. O. O. (1896).
An einen Redakteur der Zeitschrift "Jugend" (Georg Hirth?), wegen eines Beitrags von Strauss in der ersten Nummer. "... Es ist allerdings gegen die Verabredung, wenn das ausdrücklich für die erste Nummer erbetene u. gegebene Lied nunmehr in der zweiten Nummer erscheint. Wenn es Ihnen wirklich so sehr um eine Weihnachtsnummer zu thun ist, da sich die Herausgabe des ersten Heftes so sehr verzögert hat, erkläre ich mich aber mit der vorgeschlagenen Zurücksetzung einverstanden, bemerke aber ausdrücklich, daß, wenn der Abdruck einer Composition von Richard Strauss - nach den neuesten Erfahrungen - dem Erfolge des ersten oder zweiten oder welchen Heftes der 'Jugend' schadenbringend sein könnte, oder Ihnen ... nur irgend eine Verlegenheit bereiten möchte, ich Sie, falls Sie es wünschen, von der eingegangenen Verpflichtung, mein Lied in der [Jugend; geschwärzt] abzudrucken, bereitwilligst entbinde ...". - Aus unbekannten Gründen sind die Namen des Empfängers und der Zeitschrift (dieser nur an einer Stelle) von einem Zeitgenossen geschwärzt; Faltenrisse; leicht fleckig.
- Eigh. Brief m. U. "Dr. Richard Strauss". 2 S. 8vo. Charlottenburg bei Berlin 17.X.1903.
An einen Konzertsänger. "... ich freue mich sehr mit Ihnen in Amerika zu musiciren, ganz besonders auch die Friedenserzählung aus Guntram. Ihrer Bitte um Überlassung von Orchesterbegleitungen zu andren Liedern kann ich leider nicht willfahren: die Partituren sind Manuscript u. ausschließliches Reservatrecht meiner Frau, die, wie Sie ja wissen, mich als Sängerin begleiten wird. Zum Glücke finde ich in Ihrem Liederrepertoir eine Unmasse meiner Lieder, die meine Frau nicht singt u. würde ich mich sehr freuen, wenn Sie unter den Liedern, die ich Ihnen beifolgend nenne, eine Auswahl treffen möchten, damit die beiden Programme, das Ihrige u. das meine Frau keine Wiederholungen bringen ...". Folgt eine Aufzählung von 20 Nummern aus 9 Opus-Zahlen. - Etwas gebräunt.
Strauss, Richard, Komponist und Dirigent (1864-1949). Eigh. Ansichtskarte ohne Unterschrift, wohl im Umschlag verschickt. 1 S. Mit einem Musikzitat in ganzer Zeilenlänge. (Sizilien) o. J.
Ohne Anrede. "Bitte, schreiben Sie mir die griechischen Tonarten, besonders die lydische! Sie wissen, daß ich in Musikwissenschaft, Theorie, Harmonieleere ebenso ungebildet bin, wie umstehendes Grautier, nur nicht so hübsch. Wenn Sie Herrn Klaessmann sehn, sagen Sie ihm bitte, er möge mir unverzüglich auf meinen Brief antworten!" Folgen 4 Takte aus seiner Oper "Salome" ("Er ist schrecklich ..."). - Die farbige Bildseite der Karte zeigt das "umstehende Grautier", das Strauss für einen Esel hält. Es ist aber ein reich geschmücktes Pferd, vor einen ebenso reich geschmückten Karren gespannt, der mit 6 Personen besetzt ist.
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