153050

Lose pro Seite


Minne, George
Der Kniende vom Brunnen
Los 8000

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
24.800€ (US$ 26,667)

Details

Der Kniende vom Brunnen
Gips, in zwei Teile gesägt, auf Gipsplinthe. 1898.
Ca. 79,5 x 18,5 x 35 cm.
Seitlich rechts auf der Plinthe signiert „G. MINNE“.
Vgl. Rossi-Schrimpf P 21, vgl. Puyvelde 26.

Gedankenverloren, meditativ, in sich versunken kniet der junge Mann in einer Geste von Verzweiflung, Schmerz und Schutzsuche, beide Arme eng um den Körper geschlungen, auf einer Erhöhung. Das Motiv des Knienden stellt das Hauptwerk George Minnes dar, womit der belgische Jugendstilkünstler den internationalen Durchbruch schaffte. Karl Ernst Osthaus hatte ihm 1896 den Auftrag zur Gestaltung eines Brunnens für das Foyer des Hagener Folkwangmuseums erteilt. George Minne schuf ab 1896 wohl drei Fassungen für den Knienden: „Der kleine Kniende“ (1896), „Der kleine Reliquienträger“ (1897) und „Der Kniende vom Brunnen“ (1898). Für den bedeutenden „Jünglingsbrunnen“ ordnete er die letztere Version aus Marmor in fünffacher Ausführung im Kreis um den Rand des Brunnens herum an. „Der Kniende vom Brunnen“ existiert in den verschiedenen Werkstoffen Gips, Bronze, Marmor und Stein, genaue Auflagenhöhen sind leider nicht bekannt, wahrscheinlich existieren weniger als zehn Güsse. Gipsfiguren finden sich sehr selten auf dem internationalen Auktionsmarkt. Wohl späterer, prachtvoller Guss.

Provenienz: Galerie Werner Kunze, Berlin (laut vorliegender Rechnung vom 16. Dezember 1993)
Privatbesitz Berlin

Lot 8001, Auction  122, Rohlfs, Christian, Antike Szene

Rohlfs, Christian
Antike Szene
Los 8001

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
9.920€ (US$ 10,667)

Details

Antike Szene
Öl auf Leinwand, auf Karton kaschiert. Um 1885-95.
25 x 32,5 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz monogrammiert "CR".

Ein phantastisch helles Licht liegt über der Wiesenlandschaft, das die Farben, das Weiß der Wolke und den roten Frauenrock, strahlen lässt und tiefe, kurze Schatten erzeugt, während es in deutlichem Gegensatz zur Dunkelheit des Himmels steht. "Ihn beschäftigte die bei seinem Werk folgerichtige Überlegung, daß helle Farbe, pastos aufgetragen, allein aus ihrer materiellen Kraft Lichtqualität entwickeln musste - ein betont deutscher Parallelweg zum immateriellen Licht der Franzosen." (Paul Vogt, Christian Rohlfs, Recklinghausen 1978, S. 12). Den Hügel hinab wandert die junge Frau, Schalmei spielend, begleitet von ihrer kleinen Schweineherde. Ob es sich um Circe handelt, die die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelt hat und nun mit ihnen über die Insel spaziert, oder um eine namenlose Schweinehirtin, das lässt Rohlfs in dieser antiken Szene offen. Die spannungsreich komponierte Komposition in kraftvoller Farbigkeit entspringt wohl Rohlfs' eigener Vorstellungswelt, die sich bereits zu Beginn seiner Laufbahn, in der Weimarer Zeit, von antiken Themen beeinflusst zeigt. Hier sind die Formen jedoch bereits effektvoll vereinfacht, die Bildmotive in zügigen, summarischen Pinselstrichen und pastosem Farbauftrag erfasst, Figuren und Landschaft souverän in Einklang miteinander gebracht.

Provenienz: Christie's, London, 26.03.1999, Lot 8
Sammlung Prof. Hans Kollhoff, Berlin

Lot 8002, Auction  122, Minne, George, Jüngling I (Adolescent)

Minne, George
Jüngling I (Adolescent)
Los 8002

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
42.160€ (US$ 45,333)

Details

Jüngling I (Adolescent)
Gips auf Gipsplinthe. 1891/1901.
43 x 31 x 15 cm.
Hinten rechts auf der Plinthe signiert "G. MINNE“ und datiert "91“.
Rossi-Schrimpf P 25, Puyvelde 42.

Ein hagerer männlicher Akt in dramatischer Pose: Die Beine sind weit geöffnet, die Arme überkreuzen sich über dem nach hinten geworfenen Kopf, während die Hände den Hals wie Fesseln umfassen. In dieser Haltung spiegeln sich eine gewaltige innere Zerrissenheit, Angst und Beklemmung, ja der Ausdruck eines großen inneren Kampfes. Georg Minne studierte zunächst in seiner belgischen Heimatstadt Gent und wurde 1891 Mitglied der Künstlergruppe "Les XX", der u.a. auch James Ensor angehörte. Im gleichen Jahr ging er nach Paris, um Schüler von Auguste Rodin zu werden, der ihn jedoch ablehnte. Darauf gründete er in Sint-Martens-Latem mit den Malern Albinus Van den Abeele, Valerius De Saedeleer, Albert Servaes und Gustaaf Van de Woestijne eine eigene Künstlerkolonie, die "Latemse School". Prachtvoller Guss. Gipsexemplare finden sich sehr selten auf dem Auktionsmarkt.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

Lot 8003, Auction  122, Minne, George, Jüngling I (Adolescent)

Minne, George
Jüngling I (Adolescent)
Los 8003

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.464€ (US$ 4,800)

Details

Jüngling I (Adolescent)
Bronze mit goldbrauner Patina auf Bronzeplinthe. 1891/1901.
42 x 30 x 14,5 cm.
Hinten rechts auf der Plinthe signiert „G. MINNE“ und datiert „91“, seitlich mit dem Gießerstempel „F.HERWEG/ BERLIN“. Auflage 6 num. Ex.
Rossi-Schrimpf P 25, Puyvelde 42.

Prachtvoller, späterer Guss mit gleichmäßiger warmtoniger Patina.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

Lot 8004, Auction  122, Orlik, Emil, Rast im Gebirge

Orlik, Emil
Rast im Gebirge
Los 8004

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
6.200€ (US$ 6,667)

Details

Rast im Gebirge
Farbholzschnitt auf Japanbütten. 1900.
21,8 x 30,9 cm (25,3 x 33,5 cm).
Signiert "Emil Orlik" und datiert sowie unleserlich betitelt oder gewidmet.
Voss-Andreae H 63 a (hier abweichend datiert auf 1901).

Entstanden vermutlich kurz nach Orliks Japanreise vom Februar 1900. Im Kunsthandel lassen sich in den letzten 25 Jahren nur zwei Exemplare dieses Blattes nachweisen. Ausgezeichneter, in seinen feingliedrigen, linienbetonten Holzstegen herrlich ausgearbeiteter Druck mit Rand. Sehr selten.

Orlik, Emil
Portrait Gustav Mahler (Brustbild im Profil nach rechts)
Los 8005

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
8.680€ (US$ 9,333)

Details

Portrait Gustav Mahler (Brustbild im Profil nach rechts)
Kaltnadel, Roulette und Vernis mou in Dunkelbraun auf festem Velin. 1902/1921.
29,2 x 20,1 cm (45 x 31 cm).
Signiert "emil Orlik" und (später) datiert.
Voss-Andreae R 127.

Eines der bedeutendsten Portraits von Emil Orlik zeigt Gustav Mahler auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Das Bildnis wurde zwischen 1902 und 1904 nur in einzelnen Exemplaren auf verschiedenen Papieren gedruckt; eine Auflage existiert nicht. Schöner, klarer Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und breitem Rand.

Lot 8007, Auction  122, Graphik & Handzeichnungen, Sammlung Ex Libris

Graphik & Handzeichnungen
Sammlung Ex Libris
Los 8007

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
992€ (US$ 1,067)

Details

Sammlung Ex Libris
1 Holzschnitt und 7 Lithographien, auf verschiedenen Papieren. 1905-48.
Bis 12,5 x 9 cm.

Dabei die Blätter von Karl Schmidt-Rottluff, „Helene Weiske“ (nicht bei Schapire), Ernst Barlach, „Marga Böhmer“ (Schult 280), Franz Marc, „Ex Libris Daniel Pesl II" (Hoberg/Jansen 46, zweifach vorhanden), Alfred Kubin, „Ex Libris Dr. jur. Carl Lamersdorf (Raabe 307), „Ex Libris Kurt Otte“ (Raabe 393), „Ex Libris Dr. Franz Heller“ (Raabe 549), „Ex Libris Hanns Heeren“ (Raabe 681), „Ex Libris Dr. Willy Tropp“ (Raabe 682). Prachtvolle Drucke mit schmalem Rand.

Lot 8008, Auction  122, Barlach, Ernst, Russische Bettlerin mit Schale

Barlach, Ernst
Russische Bettlerin mit Schale
Los 8008

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.356€ (US$ 2,533)

Details

Russische Bettlerin mit Schale
Gips. 1906.
29,5 x 30,5 x 23 cm.
Probst 103, Abgüsse b.

Im Jahr 1906 reiste Barlach mit seinem Bruder nach Russland, um dort ihren gemeinsamen Bruder zu besuchen. Die Eindrücke dieser Reise bewirkten, dass Barlach einen tiefgreifenden ästhetischen und thematischen Neubeginn in seiner Kunst anstrebte. Im Zusammenhang mit dieser Reise entstand die vorliegende Arbeit. Neben den sieben Exemplaren in Steinzeug nennt Probst zwei Abgüsse, einen in Stucco und einen in Gips. Ein Abguss befindet sich in der Ernst Barlach Stiftung, Güstrow. Prachtvoller Guss.

Lot 8009, Auction  122, Kandinsky, Wassily, Die Jagd

Kandinsky, Wassily
Die Jagd
Los 8009

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.472€ (US$ 3,733)

Details

Die Jagd
Holzschnitt auf hauchdünnem Japan. 1903.
11,8 x 5,4 cm (15,6 x 15,7 cm).
Roethel 23 II (von IV).

Der zweite Zustand des Holzschnittes, mit der reduzierten Felsformation. Vor der Veröffentlichung als Blatt Nr. 12 in dem 16 Blatt umfassenden Bändchen "Gedichte ohne Worte", Moskau 1903, und vor dem veröffentlichten Maschinendruck vom Stock in der Zeitschrift "Les Tendances Nouvelles", Nr. 26, Paris 1906. Differenzierter, prachtvoller Druck mit breitem Rand rechts.

Provenienz: Albert Stöcker, Amsterdam (mit dessen Stempel recto (Lugt 3872))

Kandinsky, Wassily
Der Drache
Los 8010

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.736€ (US$ 1,867)

Details

Der Drache
Holzschnitt auf Bütten. 1903.
5,5 x 16,3 cm (19,5 x 26,8 cm).
Roethel 18.

Wohl einer der von Roethel erwähnten Handdrucke des zweiten Zustandes. Noch vor dem Maschinendruck, welcher für die Zeitschrift "Les Tendances Nouvelles", 3. Jahrgang, Nr. 34, Paris 1907, gedruckt wurde. Der sehr frühe, äußerst seltene Holzschnitt in einem prachtvollen Druck mit breitem Rand.

Lot 8011, Auction  122, Signac, Paul, Le Phare

Signac, Paul
Le Phare
Los 8011

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.464€ (US$ 4,800)

Details

Le Phare
Aquarell und Bleistift auf Velin. Um 1905.
9,3 x 12,8 cm.

Paul Signac, einer der Hauptvertreter des Neoimpressionismus, erfasst den Leuchtturm und die davorliegende Bucht in zarter, pastelliger Farbigkeit. Mit lockerem Duktus und mit lebendiger Farbpalette wird der kleinen Ansicht eine flirrende Dynamik verliehen. Seit 1892 reist Signac jährlich nach Saint-Tropez. Die Motive der Region, das Meer und die Schiffe erfasst der Künstler mit Vorliebe sowohl in seinen Gemälden als auch in seinen Aquarellen. Mit einer schriftlichen Bestätigung von Marina Ferretti, Paris, vom 01.02.2016.

Provenienz: Artcurial, Paris, Auktion 2908, 05.04.2016, Lot 28
Privatbesitz Süddeutschland

Lot 8014, Auction  122, Kollwitz, Käthe, Die Carmagnole

Kollwitz, Käthe
Die Carmagnole
Los 8014

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.720€ (US$ 4,000)

Details

Die Carmagnole
Radierung mit Aquatinta und Schmirgel in Braun auf kaiserlichem Japan. 1901.
58, 9 x 41,2 cm (70 x 49,7 cm).
Signiert "Käthe Kollwitz" sowie vom Drucker Otto Felsing signiert.
Knesebeck 51 V b (von IX).

Knesebeck verzeichnet zurzeit 13 nachweisbare Exemplare dieses bereits zu Lebzeiten der Künstlerin bei Sammlern sehr begehrten Blattes. Am 6. November 1922 schrieb Käthe Kollwitz in ihr Tagebuch: "Herr Böttger vom Verlag Emil Richter teilte mir heute mit, daß bei einer Auktion die 'Carmagnole' auf 90.000 Mark hochgetrieben ist. So werden meine Blätter Spekulationsobjekt." (Käthe Kollwitz, Die Tagebücher, Berlin 1999, S. 541). Der Titel der Arbeit bezieht sich auf ein Sturmlied der Französischen Revolution, das bei der Einnahme der Stadt Carmagnole in Piemont entstand. Der Refrain des Liedes lautet: "Dansons la Carmagnole, Vive le son du canon.". Brillanter Frühdruck in Braun, mit breitem Rand.

Lot 8015, Auction  122, Kollwitz, Käthe, Selbstbildnis

Kollwitz, Käthe
Selbstbildnis
Los 8015

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.356€ (US$ 2,533)

Details

Selbstbildnis
Strichätzung und Polierstahl auf Bütten. 1921.
21,6 x 26,6 cm (31,8 x 38,2 cm).
Signiert "Käthe Kollwitz". Auflage 120 num. Ex.
Knesebeck 171 VI c (von d).

Aus der Auflage für das Mappenwerk "Selbstbildnisse deutscher Graphiker / sechs Radierungen", erschienen im Verlag von F. Bruckmann, München 1921. Ganz prachtvoller, tiefdunkler Druck mit breitem Rand.

Lot 8016, Auction  122, Kollwitz, Käthe, Mütter gebt von euerm Überfluß!

Kollwitz, Käthe
Mütter gebt von euerm Überfluß!
Los 8016

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.232€ (US$ 2,400)

Details

Mütter gebt von euerm Überfluß!
Kreidelithographie auf hellbraunem Affichenpapier. 1926.
34,4 x 32,1 cm (52,8 x 40,7 cm).
Knesebeck 227 III b.

Fürsorglich widmet sich die junge Mutter ihrer Aufgabe, die Kleinsten der Gesellschaft, die Säuglinge, zu ernähren. Behutsam nimmt sie eines an sich, während das andere noch wohlig in ihrem Schoß liegt. Mit dem Blatt, das im Auftrag der Kinderärztin Marie-Elise Kayser entsteht, unterstützt Kollwitz das Ziel, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch immer hohe Säuglingssterblichkeit zu bekämpfen. Kayser eröffnet 1919 die erste Frauenmilch-Sammelstelle Deutschlands. Im Unterschied zu anderen Kliniken wirbt sie aber auch außerhalb von Krankenhäusern und Wöchnerinnenheimen um Spenderinnen, um eine möglichst große Milchmenge zu erreichen. Einer von ganz wenigen Drucken, neben den bei von dem Knesebeck verzeichneten sechs Exemplaren, wohl gedacht für die Plakatierung in Erfurt. Wir danken Alexandra von dem Knesebeck für wertvolle Hinweise. Prachtvoller Druck des endgültigen Zustandes mit der typographischen Schrift, mit breitem Rand. Rarissimum.

Lot 8017, Auction  122, Kollwitz, Käthe, Handzeichnungen in originalgetreuen Wiedergaben

Kollwitz, Käthe
Handzeichnungen in originalgetreuen Wiedergaben
Los 8017

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.472€ (US$ 3,733)

Details

Handzeichnungen in originalgetreuen Wiedergaben
Lithographie
"Nachdenkende Frau" auf glattem Velin sowie 1 Doppelblatt Titel, Vorwort, Inhaltsverzeichnis und 24 Lichtdrucktafeln auf Velin. Lose in Halbleinenmappe. 1920.
65 x 48 cm.
Die Lithographie signiert "Käthe Kollwitz".
Knesebeck 160 A II a (von B).

Erschienen im Verlag Emil Richter, Dresden, wohl in einer Auflage von mehreren hundert Exemplaren, hier vorliegend Exemplar der Ausgabe "C". Die Lichtdrucktafeln verso mit dem Sammlerstempel von Emil Richter (Lugt L.5085). Nach eigenen Plänen von Käthe Kollwitz entstand 1920 die sogenannte Richter-Mappe mit den vorzüglichen Lichtdrucken und der beiliegenden Lithographie, diese gedruckt bei Herm. Birkholz, Berlin. Die von Kollwitz selbst getroffene, subjektive Auswahl verdeutlicht die Sicht der Künstlerin auf ihr Werk. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.

Klimsch, Fritz
Margot Klimsch
Los 8019

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.216€ (US$ 4,533)

Details

Margot Klimsch
Bronze mit goldbrauner Patina. 1906/60.
29 x 27 x 20 cm.
Verso an der rechten Schulter signiert "F. Klimsch" sowie mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN".

Kurz vor seinem Tod gegossene, möglicherweise aber deutlich früher modellierte Bronze des Bildhauers. Mit weich geglätteter Oberfläche gestaltet er das Gesicht des kleinen Mädchens - seiner Tochter - und hebt diese Partie mit einer etwas heller schimmernden Patina hervor. Portraitbüsten von Kindern finden sich außer diesem Stück im Œuvre Klimschs nicht. Sehr selten. Beigegeben: Eine monogrammierte Bleistiftzeichnung des Künstlers, auf der Rahmenrückseite bezeichnet "Margot Klimsch, gez. v. Fritz Kl., 1903".

Provenienz: Nachlass des Künstlers

Liebermann, Max
Allee mit Spaziergängern
Los 8021

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.728€ (US$ 2,933)

Details

Allee mit Spaziergängern
Bleistift und Feder in Blau auf Velin. Wohl 1917.
22,5 x 18,3 cm.

In lockerem, spontanem Strich zeichnet Liebermann den Blick in eine Parkallee mit Spaziergängern und sitzenden Ausflüglern auf einer Bank. Die kleine Szene entstand wahrscheinlich im Kurpark Wiesbaden, wo sich Liebermann 1917 zu einer Kur aufhielt. Gezeichnet auf der Rückseite eines Briefes von Hofrat Alexander Koch an Max Liebermann vom 28. September 1916. Wir danken Dr. Margreet Nouwen, Dr. Sigrid Achenbach sowie Georg Dietz, Kupferstichkabinett Berlin, für ihre freundlichen Auskünfte und Unterstützung bei den Recherchen. Mit einer Echtheitsbestätigung von Dr. Margreet Nouwen Berlin vom 16.03.2015.

Provenienz: Ehemals Sammlung Hofrat Alexander Koch, Darmstadt (Verleger diverser Kunstgewerbe-Fachzeitschriften, u. a. "Deutsche Kunst und Dekoration")
Privatbesitz Norddeutschland

Lot 8022, Auction  122, Liebermann, Max, Skizze zweier Frauen auf einem Sofa sitzend; Entwurfsskizze zu Theodor Fontanes "Effi Briest"

Liebermann, Max
Skizze zweier Frauen auf einem Sofa sitzend; Entwurfsskizze zu Theodor Fontanes "Effi Briest"
Los 8022

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.240€ (US$ 1,333)

Details

Skizze zweier Frauen auf einem Sofa sitzend; Entwurfsskizze zu Theodor Fontanes "Effi Briest"
2 Zeichnungen, recto/verso. Bleistift auf dünnem Velin.
18,2 x 14,3 cm.


Entwurfsskizzen zu verschiedenen Bildfindungen eines sitzenden Paares von Max Liebermann auf einem Blatt vereint. Vorderseitig der Entwurf zu einem Doppelbildnis zweier Frauen auf einem Sofa, rückseitig verschiedene Entwürfe zu Effi Briest und der Anordnung von Effi und ihrem Vater auf der Terrasse in Hohen-Cremmen (vgl. Achenbach L 135). Dr. Margreet Nouwen, Berlin, hat die Zeichnungen am 30.09.2022 mündlich bestätigt.

Provenienz: Ehemals Kunstkreis Berlin

Lot 8023, Auction  122, Liebermann, Max, Wärterin mit Kind auf einer Gartenbank

Liebermann, Max
Wärterin mit Kind auf einer Gartenbank
Los 8023

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
744€ (US$ 800)

Details

Wärterin mit Kind auf einer Gartenbank
Kaltnadel auf festem Kupferdruckpapier. 1923.
15,5 x 20,7 cm (24,7 x 30,9 cm).
Signiert "MLiebermann" und bezeichnet "II/I".
Achenbach 58.

Der bei Achenbach erwähnte Probedruck aus der Sammlung Heinrich Stinnes vor der späteren Auflage von 90 numerierten Abzügen auf JWZanders-Bütten. Zweiter Zustand vor Verstählung der Platte und noch vor den kräftigen Kaltnadelverstärkungen im Buschwerk hinter der Bank und unter der Bank mittig und links sowie noch ohne die vertikale Ergänzung der Banklehne links unterhalb der Armstütze und ohne die Begrenzung der Sitzfläche nach hinten. Ergänzend zu den Angaben bei Achenbach unterscheidet Florian Karsch 1998 insgesamt vier Druckzustände. Unser Exemplar der bei ihm aufgeführte Zustand 58/II. Ausgezeichneter Druck mit feinem Stempelglanz und dem vollen Rand. In dieser Form sehr selten.

Provenienz: Sammlung Heinrich Stinnes (Sammlerstempel vorderseitig Lugt 4437; rückseitig 2373 a)
Galerie Gerda Bassenge, Berlin, Auktion 10, 7.-11.11.1967, Lot 1319
Seither Privatbesitz Frankfurt

Ury, Lesser
Nächtliche Begegnung in der Tiergartenstraße
Los 8024

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.224€ (US$ 3,467)

Details

Nächtliche Begegnung in der Tiergartenstraße
Radierung auf festem Velin. 1919.
20,6 x 11,5 cm (39,3 x 28,3 cm).
Signiert "L. Ury" und bezeichnet "I Probedruck".
Rosenbach 51.

Urys Radierung wiederholt hier sein Gemälde "Tiergartenstraße", entstanden 1889 (Donath S. 21, Abb. 8). Vor der Auflage von 150 Exemplaren auf Japanpapier bzw. auf Velin. Ganz prachtvoller, gratiger, differenzierter und in den Schwärzen samtiger Druck mit sehr breitem Rand.

Lot 8027, Auction  122, Campendonk, Heinrich, Die Erschaffung der Tiere

Campendonk, Heinrich
Die Erschaffung der Tiere
Los 8027

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.720€ (US$ 4,000)

Details

Die Erschaffung der Tiere
Holzschnitt auf dünnem China. 1916.
33 x 20 cm (42 x 28 cm).
Signiert "Campendonk" und bezeichnet "No 7".
Engels/Söhn 18a (von c).

Früher Handdruck auf China, vor dem Auflagendruck, veröffentlicht in "Der Sturm", 7. Jahrgang 1916/17, Heft 5, auf der Titelseite und vor den späteren Drucken auf Arches. Prachtvoller Druck mit breitem Rand dieses seltenen Blattes.

Lot 8028, Auction  122, Zachmann, Max, Zwei Gestalten und Tiere in Landschaft

Zachmann, Max
Zwei Gestalten und Tiere in Landschaft
Los 8028

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
16.120€ (US$ 17,333)

Details

Zwei Gestalten und Tiere in Landschaft
Öl über Bleistift auf Leinwand. 1913.
41,3 x 64,4 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert "MZ" (ligiert) und datiert.

Der junge expressionistische Maler und Graphiker fiel 1917, 25-jährig, an der Westfront in Flandern. Zachmanns Œuvre gilt heute als weitestgehend unbekannt und nur wenige Arbeiten haben sich erhalten. Der künstlerische Nachlass ging nach seinem Tod in den Besitz der Mannheimer Kunsthalle über. Zachmann absolvierte von 1910 bis 1912 ein Studium an der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule Karlsruhe und wechselte dann an die Kunstgewerbeschule Esslingen. 1914 wurde er schließlich zum Militärdienst berufen. Zunächst noch unter dem symbolistischen Einfluss Ferdinand Hodlers arbeitend, wandte sich Zachmann kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs dem Expressionismus zu. In expressiver Farbigkeit und Formensprache, die Flächen umrandet von dunkelblauen Konturlinien, schildert Zachmann einen hügeligen Landschaftsausschnitt in breitem Querformat. Die Komposition entwickelt sich dynamisch aus der Mitte, links und rechts von Bäumen flankiert. Wie Adam und Eva liegen zwei nackte Figuren ausgestreckt in der Sonne in friedlichem Beisammensein mit einem Löwen und einem Pferd, umsprungen von einem kleinen bellenden Hund. Arbeiten des Künstlers sind heute auf dem Kunstmarkt sehr selten.

Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 39, 28.05.1994, Lot 910
Privatsammlung Berlin

Lot 8032, Auction  122, Nolde, Emil, König und Mannen

Nolde, Emil
König und Mannen
Los 8032

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.116€ (US$ 1,200)

Details

König und Mannen
Kaltnadel und Aquatinta auf dickem Velin. 1911/52.
24,1 x 29,6 cm (31,9 x 37,8 cm).
Signiert "Emil Nolde". Auflage ca. 35 Ex.
Schiefler/Mosel 166.

Eines der bei Schiefler/Mosel aufgeführten Exemplare, die 1952 von Paul Wunderlich, Hamburg, in einer Auflage von ca. 35 Abzügen für die Gäste zur Feier des 85. Geburtstages von Nolde bestimmt waren. Prachtvoller Druck mit Rand.

Lot 8035, Auction  122, Prikker, Johan Thorn, Abstrakte Komposition (Glasfenster St. Georg, Köln)

Prikker, Johan Thorn
Abstrakte Komposition (Glasfenster St. Georg, Köln)
Los 8035

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
12.400€ (US$ 13,333)

Details

Abstrakte Komposition (Glasfenster St. Georg, Köln)
Bleiglasfenster. Farbiges Mosaik mit Bleiruten. Um 1928.
106 x 101 cm.

Zahlreiche dunkle und vereinzelt farbige Glasfelder ergeben in Kombination mit den tragenden und zugleich strukturierenden Bleistreben eine eindrucksvolle Komposition. Das Spannungsverhältnis zwischen dem Material Glas, metallischen Elementen und dem ständig wechselnden, die Farben zum Leben erweckenden Licht ist charakteristisch für die monumentalen Wandgemälde, Glasmalereien und Mosaike, die das künstlerische Werk des niederländischen Künstlers Johan Thorn Prikker bestimmen. Während er in seinem Frühwerk mit expressionistischen und neoimpressionistischen Techniken experimentierte, nähert er sich schließlich künstlerisch dem späten Jugendstil an, welcher ihm für die Entwicklung seiner eigenen Malweise als Ausgangspunkt diente. Im Zentrum seiner Kunst stehen der Mensch und religiöse Motive. 1926 ließ sich Prikker, nach sechs Jahren Lehre für Glasmalerei an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München und an der Kunstakademie Düsseldorf, in Köln als Professor an der Werkschule nieder. In dieser Zeit fertigte er die vorliegende Arbeit als Auftragsarbeit für die Romanische Basilika St. Georg in Köln an. Die tiefe Religiosität des Künstlers zieht sich durch einen großen Teil seiner Werke. Dabei fand Johan Thorn Prikker zu seinem ganz eigenen Stil, der sich von den anfänglich intensiv genutzten figurativen Elementen zu einer streng geometrischen Formsprache hin entwickelte. Das Fenster wurde in den Kriegsjahren aus der Basilika St. Georg in Köln ausgebaut.

Provenienz: Sammlung Derix, Kevelaer

Lot 8038, Auction  122, Schmidt-Rottluff, Karl, Der Angler

Schmidt-Rottluff, Karl
Der Angler
Los 8038

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
992€ (US$ 1,067)

Details

Der Angler
Holzschnitt auf Bütten. 1923/49.
18,1 x 13,2 cm (21 x 15,3 cm).
Signiert "SRottluff".
Rathenau H 4.

Der Holzschnitt war laut Werkverzeichnis für den Graphikkatalog "Berliner Neue Gruppe" gedacht, wurde jedoch nicht dafür verwendet. Er wurde in den Katalog der Ausstellung "Der Keilrahmen" eingefügt, der von der Rheinischen Künstlergemeinschaft Köln im Kölnischen Kunstverein, Hahnenburgtor, im Juni 1949 herausgegeben wurde. Prachtvoller Druck mit Rand. Beigegeben: Vollständiger Katalog "Der Keilrahmen" mit zwei weiteren Holzschnitten von Friedrich Vordemberge und Rudolf Scharpf.

Lot 8039, Auction  122, Schmidt-Rottluff, Karl, Lago Maggiore

Schmidt-Rottluff, Karl
Lago Maggiore
Los 8039

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.208€ (US$ 5,600)

Details

Lago Maggiore
Holzschnitt auf Japanbütten. 1930/60.
39,2 x 50,2 cm (43,2 x 58,2 cm).
Signiert "SRottluff". Auflage 175 Ex.
Schapire H 32.

Einzige Auflage, die 1960 von der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin als Jahresgabe in Auftrag gegeben wurde. "Der Holzschnitt muß etwa von 1930 sein, ursprünglich sollte daraus ein Farbholzschnitt werden. Aus nicht mehr erklärbaren Gründen ist das unterblieben. Da der Stock sich zufällig erhalten hatte und mich die Hoferges. letzthin bat, ob ich nicht u.s.w., kam mir der Stock wieder in die Hände, ich ließ ihn andrucken und man war damit einverstanden." (zit. nach Schapire H 32). Prachtvoller Druck mit tiefschwarzen Partien, mit Rand.

Lot 8040, Auction  122, Pechstein, Hermann Max, Gewitter an der See

Pechstein, Hermann Max
Gewitter an der See
Los 8040

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
19.840€ (US$ 21,333)

Details

Gewitter an der See
Pinsel in Schwarz und Aquarell auf festem Zeichenblockpapier. 1920.
40,9 x 52,5 cm.
Unten rechts mit Zimmermannsbleistift monogrammiert "HMP" und datiert.

Max Pechstein malte das vorliegende Aquarell in Nidden an der kurischen Nehrung, wo er von 1909 bis 1920 immer wieder die Sommermonate verbrachte. Die malerische Landschaft, das Licht, die unberührte Natur und die Natürlichkeit der dort lebenden Menschen lieferten ihm fruchtbare Inspiration für seine Kunst und bildeten ein Gegengewicht zum großstädtischen Leben. Beherrschendes Thema ist oft das Zusammenspiel zwischen menschlicher Existenz und elementarer Naturgewalt. So trotzt das hier dargestellte einsame Fischerhaus der ungestümen Natur während eines Sommergewitters an der See. Mit schwungvoll robustem, teils fahrigem, stets aber markant schwarzem Pinselstrich fängt Pechstein den Augenblick ein und koloriert in kräftigem Komplementärkontrast. Der auffällig schroff dahingeworfene Blitz im dunklen Gewitterhimmel kontrastiert dabei deutlich mit der horizontalen Einheit aus Vegetation, Gehöft und Meeresbucht. Dennoch gelingt Pechstein eine in sich ausgewogene Komposition, in der er den besonderen Charakter der Landschaft inszeniert und sie mit Licht und Dunkel in eine ausgewogene Dynamik versetzt. Wir danken Julia Pechstein, Hamburg, für wertvolle Hinweise vom 07.09.2023. Das Werk wird als eigenhändige Arbeit von Max Pechstein in der Dokumentation der Max Pechstein Urheberrechtsgemeinschaft, Hamburg geführt.


Provenienz: Galerie Gerd Rosen, Berlin, Auktion 25.11.1955, Lot 2141
Privatbesitz Berlin

Lot 8041, Auction  122, Pechstein, Hermann Max, Krankes Mädchen

Pechstein, Hermann Max
Krankes Mädchen
Los 8041

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.224€ (US$ 3,467)

Details

Krankes Mädchen
Holzschnitt auf festem Velin. 1919.
40,2 x 29,8 cm (44,3 x 32 cm).
Signiert "HMPechstein". Auflage 75 num. Ex.
Krüger H 211.

Blatt 11 der Mappe "Holzschnitte 1919", erschienen als 13. Werk der Gurlitt-Presse im Verlag Fritz Gurlitt, Berlin. Prachtvoller Druck mit Rand.

Provenienz: Sammlung Tremmel
Ketterer, München, Auktion 282, 06.05.2003, Lot 944
Privatbesitz Hessen

Lot 8042, Auction  122, Carrà, Carlo, Donna al balcone (Simultaneità)

Carrà, Carlo
Donna al balcone (Simultaneità)
Los 8042

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.116€ (US$ 1,200)

Details

Donna al balcone (Simultaneità)
Lithographie auf Velin. 1912/49.
36,3 x 26 cm (47,7 x 38,6 cm).
Signiert "Carlo Carrà". Auflage 60 num. Ex.
Carrà 85.

Beispielhaft macht das hochdynamische Blatt die kompositorische Strenge, die intellektuelle Spannung und die räumliche Dichte der futuristischen Bildfindung sichtbar. Carrà lässt die unterschiedlichen Ebenen, Figur, Bewegung und Umfeld miteinander verschmelzen, mit dem Ziel, die geschlossene Form vollständig abzuschaffen. Ein Aufenthalt in Paris in ebenjenen Jahren und die Bekanntschaft mit Picasso, Modigliani, Braque und Matisse hatte Carrà den Kubismus nahegebracht und ihn vielfältig inspiriert. Aus der Folge "Carrà 1912-1921", erschienen in einer Gesamtauflage von 63 Exemplaren bei Edizioni del Cavallino, Venedig 1950. Ganz prachtvoller, differenzierter Druck des frühen Entwurfes, mit breitem Rand. Selten.

Lot 8043, Auction  122, Marinetti, Filippo Tommaso, Une assemblée tumultueuse (Sensibilité numérique).

Marinetti, Filippo Tommaso
Une assemblée tumultueuse (Sensibilité numérique).
Los 8043

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.488€ (US$ 1,600)

Details

Une assemblée tumultueuse (Sensibilité numérique).
Buchdruck in Rot auf bräunlichem Velin. 1919.
23,6 x 32,7 cm (31,1 x 39 cm).

Das Blatt wurde 1919 veröffentlicht in "Les Mots en Liberté Futuristes", Marinettis typographischem Meisterwerk. Das Buch, das als Höhepunkt von Marinettis typographischen Experimenten gilt, enthält eine Vielfalt von handgezeichneten Schriften und Kalligraphien. 1909 veröffentlichte Marinetti das "Manifest des Futurismus", in dem er eine revolutionäre Kunst forderte, die die Klänge, Bilder und die Dynamik des modernen Lebens widerspiegeln sollte. In diesem Druck stellt Marinetti den Sieg Italiens im Ersten Weltkrieg dar, wobei er freie Wortbilder verwendet, eine Form des futuristischen Wortspiels, bei dem Zahlen, Buchstaben und Zeichen von ihrer Funktionalität befreit werden und die Syntax außer Kraft gesetzt wird, um überzeugende visuelle Kompositionen zu schaffen. Kraftvoller Druck mit Rand.

Lot 8044, Auction  122, Bauer, Rudolf, Ohne Titel

Bauer, Rudolf
Ohne Titel
Los 8044

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
49.600€ (US$ 53,333)

Details

Ohne Titel
Öl auf Leinwand. 1911-17.
85,5 x 100 cm.

"Man fühlt ein Bild, wie man Musik fühlt. Wie man in der Musik Ton für Ton nachempfindet und sich an ihrer Folge und Klangfarbe erfreut, so soll man in der Malerei Farbe für Farbe nachempfinden. Man verfolgt von einer Stelle eines Bildes aus nacheinander die sich anschließenden Formen, wie sie sich bekämpfen, begatten, verdrängen, auflösen, ergänzen, wie sie leben in Bewegung und Gegenbewegung; man verfolgte die Farben, wie sie sich gegenseitig steigern, wie sie sich verschmelzen, wie sie eine Schönheit an die andere reihen.", so beschrieb Rudolf Bauer seine Gefühle zur Kunst (zit. nach: Rudolf Bauer, Ausst.-Kat. Galerie Gmurzynska, Köln 1969, unpag.). Rudolf Bauer lernte gegen den Widerstand des Vaters an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin und arbeitete als Illustrator und Karikaturist für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen. 1912 lernte er Herwarth Walden kennen und war in den folgenden Jahren in 80 Ausstellungen des "Sturm" u.a. mit Wassily Kandinsky, Marc Chagall, Paul Klee, Otto Nebel und Franz Marc vertreten. 1917 hatte er seine erste große Einzelausstellung in der Galerie "Der Sturm" (57. Ausstellung). Durch seine langjährige Freundin Hilla von Rebay kam Bauer in Kontakt mit Solomon Guggenheim, der den Künstler förderte. 1940 gab Bauer aus persönlichen Gründen das Malen auf und es entstanden keine Bilder mehr, der Künstler verschwand gänzlich von der Bildfläche, bis 1969 die Galerie Gmurzynska, Köln, eine große Retrospektive mit 120 Bildern aus dem Nachlass des Künstlers veranstaltete. Verso ist auf dem Keilrahmen zweimal mit Kreide die alte Beschriftung „No 12“ zu erkennen; ob es sich hierbei eventuell um die Katalognummer aus seiner ersten großen Einzelausstellung in der Galerie "Der Sturm" handelt, ist nicht mehr zu eruieren, im dazugehörigen Katalog unter der Nummer 12 ist das Bild „Improvisation 12“ aufgeführt. Auch die Datierung des Gemäldes ist unklar, verso ist das Bild mit Bleistift von fremder Hand auf 1911 datiert, die Galerie Gmurzynska, Köln, ordnet es im Katalog von 1973 in das Jahr 1912 ein, stilistisch lässt sich das Werk eher um 1915 als Teil der abstrahierenden Bilder einordnen, in denen sich der starke kompositorische wie auch theoretische Einfluss Kandinskys widerspiegelt, dessen kontrastreiche Materialität und imposantes Farbspektrum allerdings noch extremer, fast eklektisch explosiv wirkt.

Provenienz: Nachlass Louise Bauer Parry (Witwe des Künstlers), USA
Grisebach, Berlin, Auktion 51, 08.06.1996, Lot 394
Privatbesitz Berlin

Ausstellung: Rudolf Bauer. Bilder aus der "Sturm"-Zeit, Galerie Gmurzynska, Köln 1971, Abb. Kat.-Nr. 29 (der Eintrag wohl verwechselt mit Nr. 10)
Rudolf Bauer. Galerie Gmurzynska, Köln 1973, Kat.-Nr. 75 (datiert „1912“), mit Farbabb. (verso mit dem Etikett)

Lot 8045, Auction  122, Gering, Andreas, Handgranate

Gering, Andreas
Handgranate
Los 8045

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.960€ (US$ 5,333)

Details

Handgranate
Mischtechnik auf JWZanders-Velin. Um 1914.
50,2 x 63,3 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel, dort mit Bleistift bezeichnet "2899".

1914 wurde der Künstler Andreas Gering 22-jährig zum Militärdienst eingezogen, und die Grausamkeiten des Krieges, mit denen der junge Nürnberger konfrontiert war, prägten fortan sein bildnerisches Schaffen dieser Jahre. Ausdrucksstark, pointiert und zeitlos plakativ spannt Gering die schlanke Figur eines jungen Soldaten wie eine eingefrorene Statue über die gesamte Bildfläche. Die Umrisse der dunklen Figur werden nur schemenhaft angedeutet und kontrastieren in höchstem Maße mit dem leuchtend gelbroten Umraum. Dabei geht es Gering um keinerlei Details auf dem Schlachtfeld. Der Fokus liegt einzig auf dem Soldaten. Einsam und verlassen müht er sich ab. Die schwere Stielhandgranate lastet dabei wie ein Kreuzbalken auf seinen Schultern und lässt Arme und Kriegsgerät miteinander verschmelzen.

Lot 8046, Auction  122, Gering, Andreas, Der Führer

Gering, Andreas
Der Führer
Los 8046

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
744€ (US$ 800)

Details

"Der Führer"
Lithographie auf weichem Japanbütten.
23,4 x 31 cm (33 x 55 cm).
Signiert "A. Gering", betitelt und bezeichnet "Org. Lithographie.".

Ein Soldat mit Totenkopf und knochigen Fingern trägt die schwere Last der Sense als Zeichen des nahenden Todes auf seinen Schultern. Traumatisiert von den Erlebnissen im Krieg, gelingen Gering in seinen Lithographien stets eindrückliche Darstellungen mit schockierender Wirkung. Kräftiger, differenzierter Druck mit breitem bis vollem Rand, an drei Seiten mit dem Schöpfrand.

Gering, Andreas
Der gute Kamerad
Los 8047

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
744€ (US$ 800)

Details

"Der gute Kamerad"
Radierung und Aquatinta in Graublau auf Velinkarton. 1917.
19,7 x 14,2 cm (47,5 x 35 cm).
Signiert "A. Gering", datiert, betitelt und bezeichnet "Orig.Radierung".

Als gelernter Graphiker setzte sich Gering vor allem in seinem umfangreichen druckgraphischen Œuvre intensiv mit den Gräueltaten des Ersten Weltkrieges auseinander. Gering selbst erlitt nach einem Bombenangriff schwere Verletzungen, und der Tod auf dem Schlachtfeld blieb ein ständiger Begleiter. Prachtvoller, differenzierter und detailreicher Druck mit dem vollen Rand.

Gering, Andreas
Krieg u Frieden
Los 8048

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.116€ (US$ 1,200)

Details

"Krieg u Frieden"
Lithographie auf JWZanders-Bütten. 1917/19.
22,7 x 27,7 cm (44 x 55,5 cm).
Signiert "A. Gering", datiert, betitelt und bezeichnet "Orig. Lithographie". Auflage 30 num. Ex.

Die vorliegende Lithographie entstand wohl während des Ersten Weltkrieges 1917, Gering druckte sie aber in unterschiedlichen Jahren in verschiedenen Auflagen. Unser Exemplar hat er nach dem Krieg 1919 abgezogen und mit dem Titel "Krieg u(nd) Frieden" versehen. Prächtiger, differenzierter, teils transparenter Druck mit dem vollen, breiten Rand.

Dix, Otto
Zerstörtes Gehöft
Los 8049

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
29.760€ (US$ 32,000)

Details

Zerstörtes Gehöft
Tempera auf dünnem Velin. 1917.
29,3 x 29 cm.
Oben links mit Pinsel in Rot signiert "DIX".

Expressiv, kubofuturistisch und zugleich abstrakt sind die Trümmer eines zerstörten Hofes in umliegender Landschaft festgehalten. Mit intensiver Farbigkeit erfasst Otto Dix das titelgebende Gehöft und lässt den Betrachter Teil einer Szenerie werden, in der man sich auf erschütternde Art und Weise in die Grabenschlachten des Ersten Weltkriegs und das Erleben des jungen Dix begibt. Fragmente eines Hauses und das Gehöft umgebende Zäune verschmelzen mit einer Landschaft, die keine Landschaft mehr ist. Umgebung und architektonische Elemente verdichten sich zu einer Collage und werden vom Künstler mit annähernd abstrakten Formen zu einem künstlerischen Zeitdokument montiert. Dix, der sich 1914 als Kriegsfreiwilliger meldete, und wie die meisten seiner Zeitgenossen, den Krieg als Symbol des Aufbruchs und eines längst fälligen Abschieds von einer prüden und als einengend aufgefassten Epoche empfand, erlebte nach anfänglicher jugendlicher Euphorie die Schrecken und Grauen des Krieges an vorderster Front. Anders als seine Künstlerkollegen Ernst Ludwig Kirchner oder Max Beckmann ließ er sich, trotz seiner ausgeprägten Sensibilität, anfänglich von den Ereignissen herausfordern. Seine Wahrnehmungen und die Nüchternheit, mit der er den Kriegsereignissen begegnete, hielt er schonungslos offen in seinen Tagebüchern fest. Neben dem geschriebenen Wort blieb ihm das Zeichnen von eindringlichen Skizzen, von denen die meisten zwischen 1915 und 1918 auf zahlreichen Feldschauplätzen entstanden. Damit gelang es ihm, neben dem dokumentarisch kriegsgeschichtlichen und chronologischen Charakter seiner (Auf-) Zeichnungen, vor allem auch das Unmenschliche und Starre des erlebten Grauens zu transportieren. So ist auch unsere Temperaarbeit nicht nur als zeitgeschichtliche Aufzeichnung zu verstehen, "sondern auch autobiographische(s) Dokument ersten Ranges", das dazu beiträgt "die Persönlichkeitsstruktur eines Künstlers zu erklären, für den der Krieg (…) das entscheidende Erlebnis seiner schöpferischen Entwicklung darstellte." (Eva Karcher, in: Otto Dix 1891-1969. Entweder ich werde berühmt - oder berüchtigt, Köln 2010, S. 30 f.). Die Darstellungen von Gewalt, Leiden und Tod verdichten sich in den Jahren 1915 und 1916 und bestimmen eine ganze Werkreihe von Zeichnungen, Gouachen und Temperaarbeiten aus dem Ersten Weltkrieg. Die Zusammensetzung von gestischen Linien, kubischen Strichbalken und die Überlagerung von Schraffuren ohne scharfe Begrenzung dominieren die vorliegende Komposition und deuten zugleich auf die Brutalität der Kriegsgeschehnisse hin. Abgerissene Linienführung, Zacken und Kanten, eingebunden in geometrisierende Liniengeflechte, vermitteln den Eindruck von Zerstückelung. Meisterhaft fängt Dix die Stimmung des erlebten Moments ein und spiegelt zeichnerisch mit einer ungeheuren Intensität das Erleben und Wahrnehmen von Explosion, Angriff und Überfall wider. Wir danken Dr. Ulrike Lorenz, Weimar, für freundliche Hinweise vom 09.10.2023. Die Arbeit wird in der Otto Dix Stiftung, Vaduz, unter der Nummer G 1917/41 registriert.

Provenienz: Privatsammlung Schleswig-Holstein

Lot 8050, Auction  122, Dix, Otto, Sitzendes Kind (Ursus)

Dix, Otto
Sitzendes Kind (Ursus)
Los 8050

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
7.440€ (US$ 8,000)

Details

Sitzendes Kind (Ursus)
Rötel, weiß gehöht, auf rötlichem Ingres-Velin. 1928.
63,1 x 43,5 cm.
Unten rechts mit Rötel signiert "Dix" und datiert.
Lorenz NSk 8.4.38.

Die Kinderhände zu kleinen Fäusten geballt, den Kopf leicht trotzig nach unten geneigt, sitzt der mollige Junge auf einem Kissen. Vehement und intensiv stürzt sich Dix auf sein Zeichenmodell, bildet mit Genauigkeit jedes Detail des Kinderkörpers ab, zugleich modelliert er fast liebevoll die Plastizität von Gesicht und Körper und offenbart zeichnerisch seine Sensibilität. In dieser charaktervollen Darstellung fängt er das Portrait seins Sohnes Ursus ein. Dessen Geburt am 11. März 1927 führte in eben diesem und dem folgenden Jahr „zu einem in Ausdruckskraft und Realitätsnähe nicht wieder erreichten Höhepunkt der Säuglings- und Kinderbilder im Werk.“ (Ulrike Lorenz, in: Otto Dix. Das Werkverzeichnis der Zeichnungen und Pastelle, Hrsg. Otto Dix Stiftung Vaduz, Weimar 2003, Bd. III, S. 1235). Die Geburt beziehungsweise das Ereignis „Ursus“ kann als einzelne Werkgruppe im Œuvre des Künstlers genannt werden. Als Kinderportrait der Neuen Sachlichkeit reiht sich unsere Zeichnung in die ab den 1920er Jahren eintretende Werkphase einer brachialen Kehrtwende vom Expressionismus und vom Dada hin zu einer ureigenen Form von Realismus oder Verismus, ein. Dix erklärte sich selbst zum Erfinder der Neuen Sachlichkeit und wurde zum Vorreiter eines neuen polemischen Brutalrealismus, der mit sozialkritischer Potenz und politischer Brisanz aufgeldaden wurde. Wir danken Dr. Ulrike Lorenz, Weimar, für freundliche Hinweise vom 09.10.2023.

Provenienz: Privatsammlung Schleswig-Holstein (zwischenzeitlich in Kommission im Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen/Berlin)

Ausstellung: Zwischen Traum und Reportage - Künstler der Neuen Sachlichkeit. Malerei, Zeichnungen und Druckgraphik, Kunstsammlung Städtisches Museum, Jena 2014 (Kat.-Nr. 16, Abb. S. 49)

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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