Russ, Carl
Graf Niklas Salm auf der Kärntnertor-Bastei während der ersten Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1529
Los 6391
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.250€ (US$ 5,645)
Der verwundete Graf Niklas Salm mit seiner Gemahlin Elisabeth und Freiherr Wilhelm von Roggendorf auf der Kärntnertor-Bastei während der ersten Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1529.
Feder in Braun, braun und grau laviert. 37 x 47 cm. Rechts signiert und datiert "C. Ruß- 1816." sowie unterhalb der Darstellung eigenh. betitelt "Graf Salm und sein Freund Roggendorf bei der ersten Belagerung Wiens durch die Türken".
Die Zeichnung ist der Entwurf für ein großes Gemälde, das Carl Russ für Altgraf Hugo Franz Salm ausgeführt hat; ein Kupferstich nach diesem Ölbild erschien als Illustration in Hormayrs "Taschenbuch für die vaterländische Geschichte" von 1820 (Wurzbach, Biographisches Lexikon, 27, S. 284).
Provenienz: Antiquariat Christian M. Nebehay, Wien (1995).
Literatur: Christian M. Nebehay: Aquarelle, Zeichnungen, Graphik. Katalog 112, Wien 1994, Nr. 13 mit Abb.
Fellner, Ferdinand
Ein von einem Pfeil getroffener Krieger wird von zwei Nixen aufgefangen
Los 6392
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.375€ (US$ 1,478)
Ein von einem Pfeil getroffener Krieger wird von zwei Nixen aufgefangen.
Feder in Grau, grau, braun und blau laviert, auf festem Velin, verso eine Bleistiftskizze: Drei Knaben auf einem Weinfass. 25,2 x 31,9 cm.
Der vor allem als Zeichner bekannte Ferdinand Fellner studiert zunächst Jura, gibt den ungeliebten Beruf aber schnell auf und geht mit einem Stipendium des Städelschen Kunstinstitutes für drei Jahre nach München zu Peter Cornelius. Ab 1831 in Stuttgart ansässig, erhält er zahlreiche Illustrationsaufträge für Klassikerausgaben, Almanache, Taschenbücher und Volkskalender. Literarischen Themen bleibt er zeit seines Lebens verbunden, in frühen Arbeiten noch auf die Umrisslinie konzentriert, werden die Zeichnungen ab Mitte der 1830er Jahre großzügiger und temperamentvoller. Das Städel erwirbt 1925 aus dem Nachlass der Familie 255 Zeichnungen.
Provenienz: Aus dem Nachlass der Familie Fellner, Frankfurt a.M.
Wocher, Marquard
Ruine einer gotischen Kirche im Mondschein
Los 6393
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
750€ (US$ 806)
Ruine einer gotischen Kirche im Mondschein.
Aquarell über Feder in Grau, montiert. 18,7 x 25,2 cm. Auf dem Untersatzkarton bezeichnet "Wocher".
Effektvoll beleuchtet das durch die Wolken brechende Mondlicht die Klosterruine und verleiht dieser wildromantischen Landschaft eine geheimnisvolle Atmosphäre. Die Mauern der Ruine mit filigranem, gotischem Fensterwerk erinnert dem romantischen Topos entsprechend an Bauwerke wie die Klosterruine am Oybin im Zittauer Gebirge, die wir eindringlich aus den Gemälden Caspar David Friedrichs oder Carl Gustav Carus' kennen. Doch an einer genauen Topographie ist dem Maler dieses Bildes wohl nicht gelegen, sein Anliegen ist vielmehr die Verklärung der nächtlichen Landschaft durch das Licht des Mondes.
Der Leichenzug.
Radierung und Kaltnadel auf zwei zusammengefügten Bögen Velin. 24,2 x 112,3 cm. Nagler, Die Monogrammisten I, 2258 (dort als Fohr), Norbert Suhr, in: Unter Glas und Rahmen. Druckgraphik der Romantik aus den Beständen des Landesmuseums Mainz und aus Privatbesitz. Mainz 1993, S. 154, Nr. 63.
Die extrem querformatig erzählte Darstellung ist nur bei Nagler nachgewiesen und wurde dort noch Carl Philipp Fohr zugeschrieben. Vermutlich bereits um 1825 entstanden, war das Blatt als erstes zu einer geplanten, aber nicht ausgeführten Folge "Des Menschen Erdenwallen" oder auch "Von der Wiege bis zum Grabe" entstanden. 1844 wurde die Darstellung schließlich in Frankfurt bei E. Uhlmann unter dem Titel "Träume und Schäume des Lebens" veröffentlicht, begleitet von einer von O.L.B. Wolff verfassten Dichtung. Der Untertitel trägt den Namen Carl Sandhaas, womit die Autorschaft geklärt scheint. Der Künstler erzählt in dem Fries sein eigenes Leichenbegräbnis als imaginierten Traum. In der unteren rechten Ecke liegt der auf den Armen eingeschlafene Künstler und von dort aus spannen sich entlang des Rahmens Arabesken, ein widerkehrendes Motiv in der Romantik, die mit Motiven aus dem Totentanz und Engeln auf die Todsünden und die Vergänglichkeit verweisen. Carl Sandhaas war um 1825 in München Schüler von Peter Cornelius.
Ausgezeichneter Druck mit teils sehr feinem Rändchen um die Plattenkanten, teils an oder auf diese geschnitten. Etwas angestaubt und schwach fleckig, drei vertikale Falzspuren sowie weitere leichte vertikale Knickspuren, die Ränder umlaufend teils etwas bestoßen, sonst gut erhalten. Sehr selten.
Der Sonntag. Gedicht in sechs Gesängen von Ludwig Bechstein, erfunden und radiert von Ferdinand Berthold.
6 Radierungen. Je ca. 23 x 32,7 cm. Leipzig, Verlag C. G. Boerner, (1829-1832). Meyers Allgem. Künstlerlex. 2-7, Andresen 2-7, je IV.
Ferdinand Berthold war Schüler an der Dresdener Akademie, wo er unter Kügelgen studierte. Eine frühzeitige Krankheit fesselte den Künstler beständig an sein Zimmer, sodass er in erster Linie Autodidakt war und es deshalb nur sehr wenige Arbeiten von ihm gibt. Sein Hauptwerk ist zweifelsohne "Der Sonntag", das in Anlehnung an die Faustillustrationen von Peter Cornelius entstanden ist. In dieser Folge, zu denen Bechstein später noch die Liedzeilen dichtete, beschreibt der Künstler in "sechs poetischen, tief eindringenden und warm und wahr empfundenen Compositionen im Stil des 16. Jahrhunderts das Sein und Thun einer wohlhabenden Bürgerfamilie vom frühen Kirchgange bis zum Abendsegen, in religiöser Feier wie in heiterer Erholung vor Augen führt" (Andresen).
Prachtvolle, herrlich klare und kräftige Drucke mit Rand, wohl auf dem vollen Bogen. Ganz vereinzelt schwach stockfleckig, sonst in vollkommener und unberührter Erhaltung. Jeweils auf einen Untersatzkarton montiert, dort alt bez. "Ferdinand Berthold".
Provenienz: Sammlung Fürst zu Fürstenberg.
C. G. Boerner, Düsseldorf, Neue Lagerliste Nr. 85, 1986, Nr. 88.
Das Vater-unser in 9 Blättern gezeichnet und radiert.
9 Radierungen inkl. Titelblatt zzgl. 11 Blatt teils doppelseitigem Text (Textumschläge) von Anton Müller, lose im wohl originalen Papierumschlag (leicht lädiert und angeschmutzt). Je ca. 23,3 x 20,8 cm. Prag, Peter Bohmanns Erben, 1826. Nagler, Bd. 4, S. 522; Stephan Seeliger, in: Unter Glas und Rahmen. Druckgraphik der Romantik aus den Beständen des Landesmuseums Mainz und aus Privatbesitz. Mainz 1993, S. 114, Nr. 45.
Erste Ausgabe der anmutigen Folge, die Führichs Studium von Dürers Graphik einprägsam vorführt, in ganz ausgezeichneten Drucken überwiegend mit dem vollen Rand an drei Seiten. Etwas fleckig und altersspurig, vereinzelt kleine, teils ausgebesserte Randläsuren, sonst in guter Erhaltung.
Provenienz: Aus einer unbekannten Sammlung "R[oder K] W im Kreis" (nicht bei Lugt).
Aus der Bibliothek des Vereins Haus Wettin (Stempel auf dem Titel).
Peschel, Carl Gottlieb
Das Buch Tobiä in elf bildlichen Darstellungen
Los 6397
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
200€ (US$ 215)
Das Buch Tobiä in elf bildlichen Darstellungen.
11 Steinradierungen inkl. Titelblatt, zzgl. 30 S. Text und typographischem Titel, geheftet in grüner OBroschur (etwas angschmutzt und gebrauchsspurig, Rücken stärker lädiert, Bindung locker). Groß-8vo. Leipzig, C.G. Boerner, 1830. Nagler, Bd. 11, S. 145.
Die komplette Folge mit dem dazwischen eingefügten Text, darunter das Vorwort des Theologen D. August Hahn, in ganz ausgezeichneten Drucken mit Rand. Überwiegend zu den Außenrändern hin leicht stockfleckig bzw. fleckig, die Ecken leicht bestoßen, weitere Handhabungsspuren, sonst in guter Erhaltung.
Scheffer von Leonhardshoff, Johann Evangelist - nach
Selbstbildnis mit Pinseln in der Hand
Los 6398
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.500€ (US$ 1,613)
nach. Selbstbildnis mit Pinseln in der Hand, vor einer Draperie.
Kreidelithographie mit leicht grau-grünlicher Tonplatte, von Miller. 41 x 33,3 cm.
Empfindsam und voller Sehnsucht, zart und blass, lyrisch veranlagt und von schwacher körperlicher Konstitution verkörpert Scheffer von Leonhardshoff wie kaum ein anderer Künstler das Bild des romantischen Künstlers - ein Leben geprägt einerseits von Krankheit, als er sich in Rom die unheilbare Lungenschwindsucht zuzog, und andererseits von unerfüllter Liebe. Vorliegende Lithographie geht auf ein Ölgemälde des jungen Künstlers zurück, dass um 1820 nur zwei Jahre vor seinem frühen Tod entstand. Bei seinem zweiten Aufenthalt in Italien zwischen 1814 und 1816 schloss sich der junge Scheffer dem Kreis um die Nazarener und Friedrich Overbeck an. Von Papst Pius VII., den Scheffer auch portraitierte, bekam er den Christusorden verliehen. 1820 hatte er auf der Ausstellung der Wiener Akademie aufsehenerregenden Erfolg, was ihn zu einer neuerlichen Romreise bewog. Kurz nach seiner Rückkehr nach Wien, 1822, verstarb Scheffer erst 26-jährig an Tuberkulose.
Ganz ausgezeichneter Druck mit schmalem Rand um die Darstellung und unten mit dem Schriftrand. Minimal angeschmutzt, oben rechts in der Ecke sowie unten mittig geschlossener Randeinriss, weitere unmerklich ausgebesserte oder hinterlegte Randläsuren, Alters- und Gebrauchsspuren, sonst jedoch gut erhalten. Sehr selten.
nach. Romeo und Julia.
Kupferstich auf Velin von Eugen Eduard Schäffer. 56,8 x 60,1 cm. 1837. Stephan Seeliger, in: Unter Glas und Rahmen. Druckgraphik der Romantik aus den Beständen des Landesmuseums Mainz und aus Privatbesitz. Mainz 1993, S. 140, Nr. 57; Frances Carey, Antony Griffiths: German Printmaking in the Age of Goethe. London 1994, Nr. 119.
In seiner produktiven Schaffensperiode in Rom arbeitete Peter Cornelius teilweise zeitgleich an den Illustrationen zum Faust, den Nibelungen und Shakespeares Romeo und Julia. Cornelius hatte laut Seeliger immer eine Publikation als Kupferstich-Folge bei einem renommierten Verlag im Sinn. Der Faust konnte 1816 tatsächlich bei Friedrich Wenner verlegt werden und dominierte eine gewisse Zeit den Büchermarkt. Von den Nibelungen konnten einzelne Blätter gedruckt werden, von den Shakespeare-Zeichnungen wurde schließlich gar nichts veröffentlicht. Dies mag auch mit dem großen Format zusammenhängen, in dem die Verleger, etwa Wenner oder Georg Reimer ein Risiko sahen. So ist es nicht überraschend, dass die Darstellung von "Romeo und Julia", nach einer Zeichnung von 1819, knapp zwanzig Jahre später als großformatige Jahresgabe für den Münchener Kunstverein 1837 "unter Glas und Rahmen" kommt.
Das großformatige Blatt in einem ganz ausgezeichneten Druck mit teils breitem Rand, oben und unten mit schmalem Rändchen um die Plattenkante. Insgesamt etwas angestaubt und leicht angeschmutzt, stockfleckig, leichte Alters- und Handhabungsspuren, sonst gut.
Unten mittig mit dem Trockenstempel des "Kunst-Verein in München" (nicht bei Lugt).
Scheffer von Leonhardshoff, Johann Evangelist
Selbstbildnis, auf einer Stiege sitzend.
Los 6400
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
13.750€ (US$ 14,785)
Selbstbildnis, auf einer Stiege sitzend.
Radierung mit Kaltnadel auf gewalztem China. 8,8 x 5 cm. Um 1810-11. Nagler 1, Andresen 1, Geller 1214a: "verschollen", Stephan Seeliger, in: Unter Glas und Rahmen. Druckgraphik der Romantik aus den Beständen des Landesmuseums Mainz und aus Privatbesitz. Mainz 1993, S. 20, Nr. 2 (mit Abb., unser Exemplar).
Zweifellos erinnert Scheffers reizvolles Selbstbildnis in Format, Bildaufbau und der kleinteiligen Technik an den Kupferstich Marcantonio Raimondis mit dem Bildnis des in seinem Atelier sitzenden Raffael (B. 496). Vorliegendes Blatt ist selten wie viele, ganz dem Privaten zuzurechnenden Selbstbildnissen, wie etwa auch Overbecks Bildnis in Lübeck. Wohl um 1810/11 entstanden, stellt es ein Frühwerk in Scheffers Œuvre dar und zeigt den Künstler im Alter von gerade einmal 16 Jahren.
Prachtvoller Druck mit breitem Rand. Schwache Alters- und Gebrauchsspuren, sonst herrliches Exemplar. Hans Geller, der Autor der Bildnisse der deutschen Künstler in Rom 1800-1830, bezeichnet die Arbeit als "verschollen", was die große Seltenheit des enigmatischen Blattes unterstreicht.
Provenienz: Antiquariat Christian M. Nebehay, Wien.
Dort 1987 erworben.
Ausstellung: Ausst. Unter Glas und Rahmen. Mainz, Nürnberg und Lübeck 1993-1994.
Scheffer von Leonhardshoff, Johann Evangelist
"Mein schönes Fräulein, darf ichs wagen..."
Los 6401
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.000€ (US$ 1,075)
"Mein schönes Fräulein, darf ichs wagen..." - Faust bietet Gretchen seinen Arm zum Geleit.
Feder in Braun über Bleistift auf hellbraunem Velin, verso in Bleistift: Zwei sich umarmende Kinder. 26,1 x 22,9 cm. Am Unterrand eigenh. betitelt, monogrammiert und datiert "Faust IS [ligiert] Dec. 1818".
Das Jahr 1818 verbrachte Scheffer von Leonhardshoff bei seinem Förderer und Mäzen Kardinal Franz Xaver von Salm-Reifferscheidt in Klagenfurt. Anfang 1819 übersiedelte er dann nach Wien. Kompositorisch orientiert sich die Zeichnung an Peter von Cornelius' "Erste Begegnung Fausts mit Gretchen" aus dessen Faust-Illustrationen, die 1816 erschienen sind und die Scheffer von Leonhardshoff mit Gewissheit kannte (siehe Los 6402). Michael Krapf, Österreichische Galerie Belvedere, bestätigte die Autorschaft Scheffer von Leonhardhoffs nach Begutachtung des Originals (1990).
Provenienz: Sammlung August Heymann (1857-1937), Wien.
Kunsthandlung Neue Galerie, Wien (gegr. 1923 von Otto Kallir-Nirenstein).
Erworben 1988 bei dem Antiquariat Christian M. Nebehay, Wien.
Literatur: Archiv Neue Galerie Wien, Nr. 616/41: Maschinenschriftliches Verzeichnis der Werke von Scheffer von Leonhardshoff, Nr. 111 ("Faust und Gretchen. Sign. u. dat. 1818").
Cornelius, Peter von
nach. Bilder zu Goethe's Faust
Los 6402
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,688)
nach. Bilder zu Goethe's Faust.
12 Kupferstiche von Ferdinand Ruscheweyh und Julius Thaeter inkl. Titel- und Zueignungsblatt, lose Blatt in moderner HLMappe mit montiertem Deckelschild. Groß-Folio. Berlin, Reimer, 1845. Nagler (Ruscheweyh) aus 72-83 und (Thaeter) 13; Stephan Seeliger: Zur Editionsgeschichte der Faust-Bilder von Peter Cornelius, in: Aus dem Antiquariat, Heft 7, 1988, A 277 - A 283; Frances Carey, Antony Griffiths: German Printmaking in the Age of Goethe. London 1994, S. 175 ff, Kat.-Nr. 117.
Die komplette Folge der Illustrationen zu Goethes Faust mit dem Titel und dem Widmungsblatt für Johann Wolfgang von Goethe in der zweiten von G. Reimer besorgten Auflage von 1845 ("even rarer than the first", Antony Griffiths). Die Kupferstiche entstanden nach den Zeichnungen von Peter Cornelius, die von Beginn an als Kupferstichfolge im Stile Albrecht Dürers konzipiert waren und die dieser seit 1810 in Frankfurt und Rom entworfen hatte - zwei Jahre nachdem der Tragödie erster Teil publiziert wurde. Für das Projekt konnte der Verleger Wenner gewonnen werden, gegen dessen anfängliche Widerstände Cornelius schließlich doch den führenden Stecher des Nazarenerkreises in Rom, Ferdinand Ruscheweyh, durchsetzen konnte. Lediglich durch einen Zufall wurde ein Blatt von dem Dresdner Julius Thaeter ausgeführt: Dieser sah 1825 die bisher unverwendete Zeichnung des "Osterspaziergangs" von Cornelius in einer Sammlung und erwarb die Erlaubnis diese in Kupfer zu stechen. Hiernach wurde es an Wenner verkauft und der Folge beigefügt. Die Arbeiten gelten in ihrer klaren Umsetzung der strengen Linien und der altmeisterlichen Formensprache als Cornelius' Meisterwerke in der Zeichenkunst, Ruscheweyhs Drucke stehen dem in nichts nach und stellen einen Höhepunkt der Renaissance der Kupferstichtechnik im frühen 19. Jahrhundert dar. - Ganz ausgezeichnete, klare Drucke mit breitem Rand. Vereinzelt leicht stockfleckig, das Dedikationsblatt sowie Taf. 6 und 10 etwas stärker, Wasserflecken rechts und links in den Rändern, das Titelblatt mit teils unauffällig hinterlegten Einrisschen, weitere unerhebliche Alters- und Gebrauchsspuren, im Gesamteindruck gleichwohl noch sehr gut. Beigegeben ein zweiter Abzug von Taf. 5 "Faust bietet Gretchen den Arm".
Thaeter, Julius Caesar
Selbstbildnis des Künstlers
Los 6403
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.750€ (US$ 6,183)
Selbstbildnis.
Radierung auf Velin. 13,6 x 10,8 cm. Unterhalb der Darstellung alt bez. "Thaeter's eigenes Bildniß". 1824. Nicht bei Nagler, nicht bei Jacoby, Stephan Seeliger, in: Unter Glas und Rahmen. Druckgraphik der Romantik aus den Beständen des Landesmuseums Mainz und aus Privatbesitz. Mainz 1993, S. 36, Nr. 12 (mit Abb., unser Exemplar). Wz. Schriftzug "HoF" (Fragment).
Der Biograph Thaeters, Karl Josef Friedrich, würdigte den Künstler in seinen Abhandlungen zu Leben und Werk der großen nazarenischen Reproduktionsstichen als den "Meister von Linie und Umriß". Das frühe Selbstbildnis Thaeters war ihm bekannt, aber kaum bemerkenswert, bezeichnete Friedrich es doch als "klein und wenig gelungen". Nicht nur Stephan Seeliger sah dies im Mainzer Ausstellungskatalog anders, sondern auch wir. Vielleicht gibt es leichte technische Unzulänglichkeiten in der Schattenwirkung, doch überzeugt die fokussierte Konzentration auf das Wesentliche des Antlitzes vor dem weiß belassenen Grund. Und auch die durchdringende Ernsthaftigkeit der eigenen Betrachtung und des "Sich-Selbst-Ansehens" des jungen, gerade einmal 20-jährigen Künstlers beeindrucken den Betrachter.
Ausgezeichneter, klarer Abzug mit zarten Wischspuren und mit Rand um die markant zeichnende Facette. Vereinzelt leicht stockfleckig, minimale Gebrauchsspuren, sonst in sehr schöner und originaler Erhaltung. Von großer Seltenheit, bereits damals das einzige nachweisbare Exemplar.
Ausstellung: Ausst. Unter Glas und Rahmen. Mainz 1993.
Beim Goldschmied (Der Becher).
Bleistift auf feinem Velin. 21,6 x 24,3 cm. Unterhalb der Darstellung signiert und datiert "Julius Thaeter del. / Dresden 25/10 - 11/12 (18)30", verso nochmals von fremder Hand bez. "Julius Thaeter/ beim Goldschmied Kat. Nr. 827".
Versierte und herrlich feinteilig ausgeführte Vorarbeit für den Kupferstich, den Thaeter nach einer Vorlage von Moritz Retzsch für den Sächsischen Kunstverein 1830 schuf.
Beigegeben der ausgeführte und vollendete Kupferstich "Der Becher", mit aller Schrift (Nagler 15).
Provenienz: Arnold Otto Meyer, Hamburg.
C.G. Boerner, Leipzig; Auktion am 16.-18. März 1914, Nr. 827.
Deutsche Privatsammlung.
Kunsthandel Thomas Le Claire, Hamburg.
Nauwerk, Ludwig Gottlieb Carl
Darstellungen zu Goethe's Faust
Los 6405
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
15.000€ (US$ 16,129)
Darstellungen zu Goethe's Faust.
12 Lithographien mit gelber Tonplatte, je vier lose Blatt in 3 Original-Umschlägen d. Z. (mit Schöpfrändern, nur leicht bestoßen und stockfleckig) mit montiertem, blauem Titelschild. Gr.Folio. Hamburg, J. M. Commeter, (1826-1831). Zwei Umschläge mit je handschriftl. Bewidmung "Ihre Königl. Hoh. d. Fr. Herzogin v. Cumberland" und "Sr. Königl. Hoh. d. Hrn. Herzog v. Cumberland". Thieme-Becker XXV, S. 363. Wz. "H. OSER" (H. 1) und "M. de. I. A. HUBER" (H. 2), "I. C. de R. IMHOF" (H. 3).
Das Erscheinen des ersten Teils von Goethes Faust löste in der bildkünstlerischen Welt große Resonanz aus. Zu den frühen und gleichsam seltensten Illustrationsfolgen gehören die Lithographien des Ratzeburger Juristen, Dichters und Grafikers Ludwig Nauwerk, der die gerade im Entstehen begriffene Technik des Steindrucks bereits meisterhaft umzusetzen wusste. Erste Proben hatte er bereits 1810 an Goethe gesandt, bei dem er in Jugendjahren persönlich eingeführt worden war. Durchaus davon angetan, vermittelte der Literat die Werke an Karoline Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach und regte deren Veröffentlichung an. Diese erfolgte zwischen 1826 und 1831 in drei Heften. - Die vollständige Folge in prachtvollen, kräftigen Drucken auf den vollen Bögen. Insbesondere die ersten beiden Hefte leicht stockfleckig, die Ränder mit marginalen, vereinzelten Einrisschen und Bestoßungen, das Titelblatt mit Fehlstelle im Unterrand, sonst in sehr guter und originaler Erhaltung. Rarissimum, es konnte nur ein weiteres Exemplar im Frankfurter Goethe-Museum nachgewiesen werden (Inv. III-13273).
Retzsch, Friedrich August Moritz
Umrisse zu Goethe's Faust; Umrisse zu Schillers Lied von der Glocke
Los 6406
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
375€ (US$ 403)
Umrisse zu Goethe's Faust. Erster und zweiter Theil; Umrisse zu Schillers Lied von der Glocke nebst Andeutungen.
Faust: 40 Umrissradierungen (29 Tafeln und 11 Tafeln), zzgl. typographischem Titel und 10 Seiten Text. Quer-4to. Stuttgart und Augsburg 1836; Lied von der Glocke: 43 Umrissradierungen, zzgl. typographischem Titel und 24 Seiten Text. Quer-4to. Stuttgart, Tübingen und London 1834. Sämtlich gebunden in einem Lederband d. Z. (leicht fleckig, Ecken bestoßen, schwache Kratzer) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem Rückentitel "Retzsch's Outlines. Faust. Song of the Bell", Deckel- und Stehkantenfilete, Innenbordüre sowie Goldschnitt.
Bekannt wurde der aus Dresden stammende Zeichner, Maler und Radierer Moritz Retzsch durch seine in klassizistischer Manier ausgeführten Umrissradierungen zu den Dichtungen von Goethe, Shakespeare und den Balladen Schillers, deren visuelle Rezeption er nachhaltig prägte. Gleich nach dem Bekanntwerden des 1. Teiles von Goethes Faust (1808), also noch vor Cornelius, hatte Retzsch eine Reihe von Entwürfen geliefert, die Goethe um 1810 in Dresden begutachtete und die seiner Anregung folgend 1816 gedruckt wurden. Nach dem Erscheinen des 2. Teils erweiterte Retzsch die Folge und publizierte 1836 eine Gesamtausgabe, die nicht unerheblich zur Verbreitung des Faust in England beitrug. Auch unser Album entstand wohl für einen britischen Sammler, zumal der Rücken einen englischen Titel trägt und Schillers Lied von der Glocke in der Londoner Edition von 1834 beigebunden ist. - Die vollständigen Folgen in prachtvollen und klaren Drucken mit Rand. Durchgängig leicht stockfleckig, die ersten und letzten Tafeln der beiden Serien je etwas stärker, sonst in tadelloser und originaler Erhaltung.
Führich, Joseph von
nach. Umrisse zu Göthe's Hermann und Dorothea
Los 6407
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
250€ (US$ 269)
nach. Umrisse zu Göthe's Hermann und Dorothea.
10 Umrissradierungen in Schwarzbraun von Ludwig Gruner, lose in der originalen HLeinenmappe, typographischer Titel (minimal fleckig, Ränder beschabt und leicht bestoßen). Je ca. 16,5 x 20,5 cm. Braunschweig, Friedrich Vieweg, 1827. Wz. Schriftzug "IC R ImHOF". Nagler, Bd. 4, S. 523.
Erste Ausgabe der von Führich entworfenen und vom Direktor des Dresdner Königlichen Kupferstich-Kabinetts, Wilhelm Heinrich Ludwig Gruner, radierten Illustrationen zu Goethes 1797 erschienenem Idyll. - Ganz ausgezeichnete, kräftige und klare Drucke mit breitem, rechts teils dem vollen Rand. Überwiegend im weißen Rand etwas stockfleckig bzw. fleckig, Außenkanten leicht gebräunt, links mit Spuren alter Fadenheftung, Tafel 1 mit winzigem Papierverlust links oben, sonst einheitlich sehr gut erhalten. Beigegeben von August Lucas nach Moritz Oppenheim 10 Lithographien zur selben literarischen Vorlage, in der originalen Broschur (1828, Nagler, Bd. 9, S. 366).
Riepenhausen, Franz
und Johannes Riepenhausen. Leben und Tod der heiligen Genoveva
Los 6408
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
250€ (US$ 269)
und Johannes Riepenhausen (1788-1860).
Leben und Tod der heiligen Genoveva.
14 Radierungen zzgl. Frontispiz und 11 Blatt doppelseitigem, typographischem Text, sämtlich gebunden in einem Pappband d. Z. (bestoßen, Rücken fehlend, Bindung lose). Folio. Frankfurt a. M., Varrentrapp und Wenner, 1806. Andresen 3-14; Stephan Seeliger, in: Unter Glas und Rahmen. Druckgraphik der Romantik aus den Beständen des Landesmuseums Mainz und aus Privatbesitz. Mainz 1993, S. 124, Nr. 49; Frances Carey, Antony Griffiths: German Printmaking in the Age of Goethe. London 1994, vgl. Nr. 116; B. Kuhn-Forte, in: Zwischen Antike, Klassizismus und Romantik, Die Künstlerfamilie Riepenhausen, Mainz 2001, S. 107-109, Nr. III.1.
Die erste Ausgabe in prachtvollen Drucken, sämtlich mit Rand, unten und oben mit dem Schöpfrand. Vereinzelt schwach stockfleckig, Tafel 9 mit Einrisschen im weißen Oberrand, weitere unerhebliche Handhabungsspuren, sonst in schöner und originaler Erhaltung.
Provenienz: Aus der Sammlung Heinrich Röttinger (Spiegel mit dem Exlibris).
Führich, Joseph von
Bilder zu Tiecks Genovefa
Los 6409
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
500€ (US$ 538)
Bilder zu Tiecks Genovefa.
15 Radierungen inkl. Titelblatt zzgl. sechs Seiten auf drei Blatt 'Erläuternde Bemerkungen', gebunden in einem Leinenband d. Z. (angestaubt, fleckig, Kapitale leicht bestoßen und lädiert). Quer-Folio. Prag, P. Bohmanns Erben, (1831). Nagler, Bd. 4, S. 522, Stephan Seeliger, in: Unter Glas und Rahmen. Druckgraphik der Romantik aus den Beständen des Landesmuseums Mainz und aus Privatbesitz. Mainz 1993, S. 126, Nr. 50. Wz. "H. OSER".
Keine andere Geschichte schien dem jungen Führich geeigneter, seine eigene romantische Weltauffassung besser zum Ausdruck zu bringen, als Ludwig Tiecks Drama zur hl. Genovefa. In Prag hatte sich Führich begeistert der Lektüre hingegeben und 1826 voller Tatendrang sogleich fünfzehn Zeichnungen geschaffen, die in Wien so großen Anklang fanden, dass ihm durch Metternich ein Reisestipendium nach Italien gewährt wurde, wo er 1827-1829 verweilte. Ganz im Banne der Nazarener schuf er nach seiner Rückkehr nach Prag zwischen 1829 und 1831 einen neuen Bildzyklus zur Legende. Im selben Jahr der Vollendung wurde die Folge erstmalig veröffentlicht. Führichs Szenen setzten gewiss die Kenntnis der 1806 erschienen Serie der Brüder Riepenhausen voraus (siehe Los 6408), doch begeht er unter anderem durch eine detailliertere und reichere Ausgestaltung der Landschaften und einem freieren Strich eigene Wege. Der hier vorliegenden Erstausgabe folgen bereits ab 1834 und bis 1909 zahlreiche Neuauflagen. - Die vollständige Folge in ganz ausgezeichneten, gleichmäßigen Drucken mit breitem Rand. Vornehmlich in den weißen Rändern minimal stockfleckig, Tafel 5 mit winziger Bestoßung im Unterrand, Tafel 6 mit kurzem Randeinrisschen, weitere geringfügige altersbedingte Gebrauchsspuren, sonst in sehr guter und einheitlicher Erhaltung.
Provenienz: Aus der Bibliothek Hageveld, Heemstede (Bibliotheksstempel auf dem Vorsatz).
Führich, Joseph von
Manfred von den Teufeln auf den Vesuv entführt
Los 6410
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.000€ (US$ 2,151)
Ein Jüngling von Dämonen entführt (Manfred von den Teufeln auf den Vesuv entführt?).
Feder und Pinsel in Braun, braun laviert. 13,5 x 9,5 cm. Unten links bez. und signiert "Ios. Führich inv: & del: Roma". Um 1828.
Beigegeben die gleichseitige, wohl nach der Zeichnung ausgeführte Radierung (verso alt bez. "Führich gez. Rauch gest.").
Führich, Joseph von
nach. Der wilde Jäger
Los 6411
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.250€ (US$ 1,344)
nach. Der wilde Jäger von Bürger in 5 bildlichen Darstellungen.
5 Radierungen von Anton Gareis zzgl. Titel und 7 Blatt typographischem Text, sämtlich gebunden im originalen Pappband (leicht beschabt, Gelenke etwas brüchig bzw. lädiert) mit lithographierter Deckelvignette. 19,9 x 23,3 cm. Prag, Scholl'sche Buchdruckerey, 1827. Nagler, Bd. 4, S. 523.
Erste Ausgabe der außergewöhnlichen und kraftvollen Kompositionen Führichs, die seine Kenntnis der Werke Dürers und seiner Zeitgenossen veranschaulichen, in prachtvollen, kontrastreichen Drucken mit Rand. Durchgängig etwas stock- bzw. braunfleckig, bis auf Tafeln 1 und 2 nur schwach in den Darstellungen, sonst in sehr guter und originaler Erhaltung. Selten.
Schultze, C. F.
Undine von de la Motte Fouqué
Los 6412
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
438€ (US$ 470)
Undine von de la Motte Fouqué. Componirt von C. F. Schultze.
14 Radierungen inkl. Titelblatt, kordelgeheftet. Quer-4to. Nürnberg, Friedrich Campe, (1818). Rümann 2339, Nagler 2. Wz. "M. de I. A. HUBER".
Die 1811 erschienene Märchenerzählung Undine gilt als das bekannteste Werk des romantischen Dichters Friedrich de la Motte Fouqué (1777-1843). Undine, eine Wassernymphe, strebt danach, eine menschliche Seele zu erhalten, nachdem sie in Liebe zu Huldbrand, einem Ritter entbrannt ist. Als Huldbrand nach der Eheschließung erfährt, dass seine Frau eine seelenlose Wassernixe sein soll, entfremdet er sich von ihr und wendet sich seiner früheren Liebe Bertalda zu. Huldbrands Untreue endet tödlich, und er stirbt durch Undines Küsse und Tränen. De la Motte Fouqué vermengt Naturmystik, unheimliches Geistertum und mittelalterliche Folklore, womit er dem romantischen Zeitgeist entsprechend auch bildenden Künstlern eine faszinierende Stoffwahl bot. Zu den ersten Interpreten zählte Ludwig Schnorr von Carolsfeld, der 1816 in Wien das Gemälde "Undines Trauung" ausstellte und eine Folge von einundzwanzig Umrissradierungen nach dem Märchen herausgab (Andresen 3-23). Merkwürdigerweise ist über C. F. Schultze, den Autor unserer nur zwei Jahre später erschienenen Radierfolge, nahezu nichts überliefert - nicht einmal der Vorname. Diese Kenntnislücke überrascht, da die Blätter die Handschrift eines versierten Radierers verraten. Die einzelnen Episoden zeigen eine packende Bildregie und sind kompositorisch klar und einprägsam strukturiert. In der puristisch strengen sowie kraftvollen Linienführung und der Vorliebe für schlichte, horizontale Parallelschraffuren zeigen sich unübersehbare Parallelen mit dem Schaffen der Brüder Franz und Johannes Riepenhausen. - Überwiegend prachtvolle, satte Drucke mit Rand, unten teils mit Spuren des Schöpfrandes. Vereinzelt nur leicht stock- bzw. fingerfleckig, weitere schwache Altersspuren, sonst in schöner wie frischer Erhaltung.
Beiliegend gestochene Vignette "Geschenk für Freunde der de la Motte Fouqué'schen Muse", montiert auf rötlichem Papier.
Scheffer von Leonhardshoff, Johann Evangelist
Die tote hl. Caecilia
Los 6414
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
21.250€ (US$ 22,849)
Die tote heilige Caecilia.
Schwarze Kreide, teils weiß gehöht (partiell oxidiert), oben halbrund abgeschlossen. 29,2 x 40,5 cm. Um 1820-21.
Zwischen 1820 und 1821 schuf Johann Evangelist Scheffer von Leonhardshoff sein monumentales Gemälde „Die tote heilige Caecilia (Römische Fassung, Belvedere Museum Wien, Inv.Nr. 2244). Eine zweite, etwas kleinere Version entstand kurz darauf (Klosterneuburg, Stiftsmuseum, Inv.Nr. G 397). Vorliegende Zeichnung diente vermutlich der Lithographie von 1821 als Vorlage, die Scheffer selbst auch in Stein zeichnete (siehe Los 6415).
Sein Gönner Fürstbischof Xaver Salm-Reifferscheidt ermöglichte Scheffer 1814-16 einen Studienaufenthalt in Italien, wo er in engem Anschluss an Friedrich Overbeck im Kreis der Nazarener lebte und arbeitete. Im Oktober 1815 wurde er in den Lukasbund aufgenommen. Den Klassizismus ablehnend, hatten sie die Malerei Raffaels zu ihrem Ideal erhoben. Von Raffael übernahm Scheffer etwa das Prinzip der Dreieckskomposition seiner Figuren. Nicht nur deshalb gaben die Lukasbrüder, die in Scheffer aufgrund seiner hohen Begabung eine Wiedergeburt Raffaels sahen, den Beinamen „Il Raffaelino“.
Die Darstellung der Heiligen Cäcilia entstand in Anlehnung an Stefano Madernos Mamorskulptur in der Kirche Santa Cecilia in Trastevere, welche die Heilige und Märtyrerin im Moment ihres Todes zeigt. Cäcilia liegt mit leicht angewinkelten Beinen dem Betrachter zugewandt auf dem Erdboden, ihr Kopf ist sanft nach vorne gesunken, die Arme hat sie überkreuzt von sich gestreckt. Die Haltung der Hände und Finger bezeugt die Einheit und Dreifaltigkeit zu Gott und erinnert daran, dass Cäcilia für ihren Glauben gestorben ist und referiert zugleich auch auf ihr Orgelspiel und ihre Aufgabe als Patronin der Musik. Sind Haltung und Gesten im Prinzip dieselben wie bei Maderno, zeigt uns Scheffer jedoch das Gesicht der Heiligen, mit geschlossenen Augen ruht sie sanft auf dem Boden, im Nacken, kaum sichtbar, die Spuren ihrer Marter. Zwei Engel wachen über ihr, einer hält einen Palmwedel als Zeichen des Sieges über den Tod.
Die fortschreitende Krankheit führte den jungen Künstler zu einer fast visionären Frömmigkeit, die vielfach die Grenze zwischen Realität und Imagination auflöste. Aus Tagebucheinträgen ist bekannt, dass der schwerkranke Scheffer sich mit Todesgedanken und -motiven beschäftigte und auch seine Liebessehnsucht ausdrückte. Das Gemälde der Heiligen Cäcilia ist dabei auch eine Projektion seiner unerfüllten Zuneigung zu der verheirateten Cäcilia Bontzak. In schweren Krankheitsphasen kümmerte sie sich um Scheffer als er in Klagenfurt war, bevor er 1820-21 zurück nach Rom geht und dort sein Hauptwerk, "Die tote heilige Caelilia" malte. Dieser Interpretation entspricht auch die Widmung auf der Erstfassung seiner Lithographie: „Meiner verehrten Pflegemutter Cäcilia Bontzak gebne Bündsdorf aus kindlicher Erfurcht und Dankbarkeit gewidmet von J. von Ritter Scheffer Leonhartsdorf, den 22ten November 1821“. Die erhoffte Inbesitznahme der unerreichbaren Geliebten blieb bei Scheffer jedoch auf das Bild beschränkt.
Im Sommer 1821 kehrte der Künstler nach verschiedenen Reisen nach Wien zurück und erlag am 12. Januar 1822 seinen Krankheitsleiden.
Scheffer von Leonhardshoff, Johann Evangelist
Die sterbende heil: Caecilia
Los 6415
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.250€ (US$ 4,570)
Die sterbende heil: Caecilia.
Lithographie mit grauer Tonplatte. 37 x 43,3 cm. 1821. Andresen 5, Winkler unter 757. Wz. Schriftzug.
Nach dem bedeutenden Gemälde von Scheffer von Leonhardshoff, das sich im Belvedere Museum in Wien befindet (Inv. Nr. 2244). Ganz ausgezeichneter Druck mit Rand. Insgesamt etwas angestaubt und leicht stockfleckig, Handhabungs- und minimale Knitterspuren, sonst sehr gut erhaltenes Exemplar. Sehr selten.
Schwind, Moritz von - nach
Der Holzbauer und der Tod
Los 6416
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.125€ (US$ 1,210)
nach. Der Holzbauer und der Tod.
Radierung von Hermann Schütz. 32,1 x 26,8 cm. Um 1829. Unterhalb der Darstellung alt bez. "v. M. v. Schwind / gest. v. H. Schütz (unvollendet) Probedruck // Der Holzhacker und der Tod. ca. 1829".
Ausgezeichneter, feinzeichnender Druck vor der Schrift und den Adressen, mit dem wohl vollen Rand. Minimale Gebrauchsspuren, unten kurzer Einschnitt im weißen Rand, im unteren weißen Rand alt bez. und betitelt, sonst sehr gut erhalten. Sehr selten.
"Germania": Die gefallenen Germania.
Radierung in Schwarz und Gold gedruckt, über einem olivfarbenem lithographiertem Grund. 21,4 x 31 cm. 1850. Nagler, erwähnt auf S. 411, Andresen 1, Warren Breckman "Central Europe between 1770 and 1850: The Rise and Fall of German Romantic Art and Culture", in: The Enchanted World of German Romantic Prints 1770-1850. Philadelphia 2017, S. 50, Kat.-Nr. 108 mit Abb.
Im Gegensatz zu der stolzen Germania, die Philipp Veit 1848 als heroische Brunhilde mit Schwert und Flagge malte, findet die Verkörperung der deutschen Nation bei Julius Hübner eine melancholische Interpretation. Niedergeschlagen liegt Germania auf dem Boden, vor ihr ein Totenschädel und zur Linken Krone und Zepter. Die ikonographische Pose der Germania rekurriert dabei unmissverständlich auf die gemarterte Heilige Cäcilia, die der österreichische Nazarener Johann Evangelist Scheffer von Leonhardshoff um 1820 schuf (vgl. Lose 6414 und 6515), die ihrerseits auf die Renaissance-Skulptur der Heiligen von Stefano Maderno in Santa Cecilia in Trastevere zurückgeht. Hübner zeichnete seine Germania 1850 für ein Album des Königs Ludwig I., der 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. abgedankt hatte. Angesichts des beabsichtigten Empfängers ist es schwer zu glauben, dass diese Klage über den zerstörten Traum einer deutschen nationalen Einheit, der gefallenen Germania, auch einen gefallenen König betrauert, der, obwohl er ein getrenntes Königreich regiert hatte, sich so bereitwillig mit der Vision der deutschen Kultur identifizierte. Der kulturelle Nationalismus, den Ludwig mit mehreren Generationen deutscher Intellektueller und Künstler teilte, verblasste in den Folgejahren vor der viel eindringlicheren Vision einer vereinten deutschen Großmacht. Und im Gefolge der gebrochenen Hoffnungen von 1848 wich die romantische Sensibilität, die einen großen Aufbruch in der deutschen Kunst und Literatur ausgelöst hatte, einem neuen Realismus und Naturalismus (vgl. Breckman op.cit.). In diesem Zusammenhang markiert Hübners Germania auch das Ende einer künstlerischen Ära.
Prachtvoller Druck mit Rand. Unbedeutende Alters- und Gebrauchsspuren, rechts zwei schwache Stockflecken, verso wie recto kleine Bleistiftannotationen, sonst in hervorragender und unberührter Erhaltung. Von großer Seltenheit.
Provenienz: Aus der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums (Lugt 2809).
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