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Lot 8100, Auction  119, Berg, Werner, Junge Familie

Berg, Werner
Junge Familie
Los 8100

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.860€ (US$ 2,000)

Details

Junge Familie
Radierung auf Velin. 1927.
25 x 17,8 cm (40 x 29 cm).
Signiert "Werner Berg".

Bereits vor seinem Leben auf dem Bauernhof zeigt Bergs vorliegende Radierung ein vom ländlichen Alltag geprägtes Sujet. Der junge Künstler, 1927 Schüler von Karl Sterrer an der Wiener Akademie und 1929 Meisterschüler bei Karl Caspar an der Münchner Akademie, ließ sich 1931 auf einem entlegenen Bauernhof in Kärnten nieder. Im Grenzgebiet zu Slowenien suchte er eine Existenz voll unmittelbarer Anschauung, er wollte, trotz all der damit verbundenen zeitlichen Beschränkungen für seine Malerei, das Leben eines Bauern leben. Die Erträge der Landwirtschaft sollten ihn zudem unabhängig von den Zwängen des Kunstbetriebes machen. Werner Berg gelang es, ausgehend vom deutschen Expressionismus, in seiner Kunst die Alltagswirklichkeit seiner Umgebung zu eindringlichen Zeichen zu verdichten. Prachtvoller, wunderbar klarer und differenzierter früher Druck mit Rand. Rarissimum, eine Auflage ist nicht nachweisbar.

Lot 8101, Auction  119, Nepo, Ernst, Junges Mädchen im gelben Kleid

Nepo, Ernst
Junges Mädchen im gelben Kleid
Los 8101

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.976€ (US$ 3,200)

Details

Junges Mädchen im gelben Kleid
Aquarell und Kreide in Schwarz auf hauchdünnem bräunlichen Japan. Nach 1920.
32 x 24,5 cm.
Verso mit Pinsel in Blau signiert "E Nepo".

Anmutige, schön stilisierte Zeichnung in harmonischer Farbigkeit. Mit sanft fließenden Umrisslinien erfasst der Künstler die sitzende Gestalt und verleiht ihr mit Hilfe der sie umgebenden Gelbtöne ein weiches Schimmern und Leuchten. Ernst Nepo, anfangs von Giovanni Segantini und Egon Schiele beeinflusst und stilistisch dem Expressionismus verpflichtet, wandte sich Mitte der 1920er Jahre der Neuen Sachlichkeit zu und zählte zu deren wichtigen Vertretern in Österreich. Nach Ende des Krieges 1918 bildete Nepo zusammen mit Rudolf Lehnert, Alphons Schnegg und Herbert Gurschner den sogenannten "Mühlauer Kreis", benannt nach dem Innsbrucker Stadtviertel Mühlau. 1925 gründete er mit Alphons Schnegg, Wilhelm Nicolaus Prachensky, Rudolf Lehnert und anderen als Gegenpol zu den bestehenden konservativen Tiroler Vereinigungen die Künstlervereinigung "Waage" und wurde 1927 Mitglied der Wiener Secession.

Lot 8102, Auction  119, Heitmüller, August, Porträt eines Mannes am Klavier

Heitmüller, August
Porträt eines Mannes am Klavier
Los 8102

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.480€ (US$ 2,667)

Details

Porträt eines Mannes am Klavier
Öl auf Holz. 1920er Jahre.
115 x 90 cm.
Verso mit Pinsel in Blau signiert "HEITMÜLLER" und mit der Ortsangabe "Hannover" sowie (schwer lesbarer) Künstleradresse.

Ganz im Stil der Neuen Sachlichkeit stellt Heitmüller den sitzenden Herrn am Klavier im Kniestück dar, nach rechts gewandt und versonnen ins Leere blickend. Heitmüller arbeitete in der Frühzeit seines Schaffens impressionistisch, nach Studien an der Kunstgewerbeschule in Hannover und an der Akademie der Künste in München bei Franz von Stuck und Otto Seitz sowie in Berlin bei Lovis Corinth. Es folgten Studienreisen nach Frankreich, England, Holland und Spanien. 1917 war er Mitbegründer der Hannoverschen Sezession, unter anderem mit Kurt Schwitters, und entwickelte sich nach dem Ersten Weltkrieg zum Expressionisten. In seinem alsbald von der Neuen Sachlichkeit beeinflussten Schaffen konzentrierte er sich auf die Porträtmalerei.

Provenienz: Ketterer, München, Auktion 342, 03.12.2008, Lot 36
Privatsammlung Europa

Lot 8103, Auction  119, Schad, Christian, Mann und Junge

Schad, Christian
Mann und Junge
Los 8103

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.240€ (US$ 1,333)

Details

Mann und Junge
Bleistift auf bräunlichem Skizzenbuchpapier. 1931.
60,6 x 23 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Schad" und datiert.

In reizvoller Verschränkung ordnet Schad die beiden sitzenden Aktfiguren des älteren Mannes und des Jungen an, dazwischen Studien einzelner Hände und Füße. Auch wenn sich im zeichnerischen Werk Christian Schads viele Aktstudien finden, so sind doch die Darstellungen männlicher Akte von größter Seltenheit. Nachdem in der Weltwirtschaftskrise auch für ihn Modelle unbezahlbar geworden waren, zeichnete Schad im Osten Berlins die sogenannten "Abend-Akte" - wie auch die von ihm geschätzte Jeanne Mammen es getan hatte. Viele der in dieser Zeit entstandenen Zeichnungen und Skizzen gingen bei einem Bombenangriff auf Berlin verloren.

Provenienz: Privatsammlung Europa

Oppenheimer, Max
Geschichte von St. Julian dem Gastfreien
Los 8108

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.720€ (US$ 4,000)

Details

Geschichte von St. Julian dem Gastfreien
10 Radierungen auf Van Gelder Zonen-Bütten. Lose in Orig.-Halbleinenmappe. 1927.
26 x 21,5 cm.
Jeweils signiert "MOPP". Auflage 30 num. Ex.
Pabst 52-61, Stix/Osborn 48-57.

Die komplette Folge mit dem radierten Titelblatt und neun weiteren Radierungen zu Gustav Flauberts Erzählung, erschienen im Verlag von Bruno Cassirer, Berlin. Nadelstriche von außerordentlicher Feinheit und Schärfe schildern expressiv die Szenen. Den Papiergrund setzt Mopp meisterlich ein, um Lichtwirkungen herauszuarbeiten. Brillante Drucke, alle mit dem vollen Rand. Sehr selten.

Ophey, Walter
Bemalter Holzkasten
Los 8109

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.968€ (US$ 4,267)

Details

Bemalter Holzkasten
2 Darstellungen, außen/innen. Gouache und Bleistift auf gebeiztem Holz. Um 1925.
35 x 27 x 9 cm.
Auf der Deckelaußenseite unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "WOPHEY" (ligiert).

Die abstrahierte Landschaftsdarstellung außen und das expressionistische Brustbild einer Frau auf der Innenseite machen den Holzkasten, in dem Ophey seine Farben aufbewahrte, zu einem seltenen Künstlerobjekt. Hochstilisiert und elegant geschwungen umreißen Konturlinien die Landschaft auf dem Außendeckel, während uns beim Öffnen auf dem Innendeckel aus blauem Grund ein Mädchenkopf in Schwarz und Gelbgrün entgegenleuchtet, expressiv in dieser überraschenden Farbkonstellation mit kantigen Formen und geraden Pinselzügen gestaltet. Parallel dazu, dass Mitte der 1920er Jahre kunstgewerbliche Gegenstände, die sich in Opheys Haushalt befanden, zu Bildgegenständen wurden, wird hier das Gebrauchsobjekt zum Bildträger. Ophey gehörte mit August Macke, Heinrich Nauen und anderen zu den wichtigsten Vertretern des Rheinischen Expressionismus; vgl. auch Losnummern 7250 und 7251. Unikat. Beigegeben: Aus dem Besitz Walter Opheys eine Schachtel mit Pastellkreiden, A.W. Faber "Castell", Polychromos, zudem der Ausst.-Kat. Kunstpalast Düsseldorf 2018, "Walter Ophey. Farbe bekennen!".

Provenienz: Nachlass Walter Ophey (Familienbesitz Pehle)
Privatbesitz Berlin

Literatur: Walter Ophey. Farbe bekennen!, Ausst.-Kat. Kunstpalast Düsseldorf 2018, Abb. Titelblatt (verso)

Lot 8111, Auction  119, Holz, Paul, "Der Clown ruht sich aus"

Holz, Paul
"Der Clown ruht sich aus"
Los 8111

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
806€ (US$ 867)

Details

"Der Clown ruht sich aus"
Feder in Schwarz auf Velin. Um 1934.
44,9 x 38,6 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz betitelt, verso von Lea Holz mit Bleistift signiert.

Mit gesenktem Kopf sitzt der Clown ruhend auf einer Treppe. Das Groteske auf der einen und die Leichtigkeit und Eleganz der Zirkuswelt auf der anderen Seite verdichten sich in der vorliegenden Zeichnung exemplarisch zu einer spannenden Komposition und zeigen einmal mehr die stilistischen Besonderheiten des Künstlers. Expressives, Abstraktes und Kalligraphisches verbindet sich mit Zügen der Karikatur und des Realismus zu einer unverwechselbaren Formensprache, die seinen ganz eigenen Stil charakterisieren. Verso eine weitere Studie des Künstlers.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

Lot 8112, Auction  119, Holz, Paul, Am Sterbebett

Holz, Paul
Am Sterbebett
Los 8112

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.178€ (US$ 1,267)

Details

Am Sterbebett
Feder in Schwarz auf Skizzenpapier. Um 1920.
35 x 25,7 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "Paul Holz".

In herabgebeugter Haltung erweist ein bärtiger Mann mit Zylinder einer kürzlich verstorbenen Frau die letzte Ehre. Durch das helle Licht einer brennenden Kerze erscheint die Zeichnung wie eine Szene der Erinnerung an den Tod. Paul Holz, der in seiner großen Familie immer wieder mit Nachrichten vom Tod konfrontiert wurde, fand in dieser Thematik eines seiner zentralen künstlerischen Motive, das immer wieder in seinem Werk auftauchte. Laut Helmut Börsch-Supan sei Holz ein sehr bedeutender Zeichner unseres Jahrhunderts. Er sprach ihm die Fähigkeit zu, die dramatische Zusammensetzung in menschlichen Existenzen zu erfassen und in seinen Zeichnungen charakteristisch wiederzugeben.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

Melzer, Moriz
Kompositionen
Los 8114

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
806€ (US$ 867)

Details

Kompositionen
2 Linolschnitte und 1 Pinselzeichnung in Schwarz auf dünnem Velin. Um 1930.
Bis 26,3 x 42,8 cm.
Sämtlich mit Bleistift signiert "Melzer", ein Blatt datiert.
Nicht bei Leistner.

Moriz Melzer studierte ab 1903 an der Kunstakademie in Weimar und bemalte Keramik zum Lebensunterhalt. Er beteiligte sich an den Ausstellungen der Berliner Sezession und gehörte 1910 mit Max Pechstein und Georg Tappert zu den Gründern der Neuen Sezession. Mit ihnen gründete er im Dezember 1918, ebenso wie mit César Klein, Otto Freundlich, Rudolf Belling und anderen, die Berliner „Novembergruppe“, deren Vorsitzender er um 1922 war. Ab 1921 arbeitete er als Lehrer an der Reimann-Schule in Berlin, bis er 1933 aus dem Schuldienst entlassen und als „entarteter“ Künstler deklariert wurde. Die beiden Linolschnitte sind charmante kleine Werke aus Melzers kubofuturistischer Zeit.

Wiiralt, Eduard
Nus féminins
Los 8118

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.960€ (US$ 5,333)

Details

Nus féminins
Vernis mou auf Velin. 1930.
34,6 x 26,1 cm (50,2 x 37,8 cm).
Signiert "Eduard Wiiralt" und datiert.

Eduard Wiiralt, geboren in Estland, studierte ursprünglich Bildhauerei in Tartu. Nach seiner Kriegsbeteiligung im Unabhängigkeitskrieg 1918-1919 zog Wiiralt nach Deutschland, wo er in Dresden weiterstudierte. 1923 kehrte er nach Tartu zurück und machte 1924 seinen Abschluss an der dortigen Pallas Academy, mit Schwerpunkt Druckgraphik. 1925 zog der Künstler nach Paris und lebte dort bis 1938. Aus diesen Pariser Jahren stammt auch unsere Graphik, die das Sujet der französischen Tänzerinnen meisterhaft aufnimmt, nach Dresdener Manier darstellt, ohne dass der Künstler seine Wurzeln vergisst. Heutzutage gilt Wiiralt als einer von Estlands bedeutendsten Druckgraphikern.

Lot 8119, Auction  119, Gangolf, Paul, "MON FILM: BAL MUSETTE au FAUBOURG"

Gangolf, Paul
"MON FILM: BAL MUSETTE au FAUBOURG"
Los 8119

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.356€ (US$ 2,533)

Details

"MON FILM: BAL MUSETTE au FAUBOURG"
Gouache und Graphit auf festem Maschinenpapier. Um 1930.
34 x 41,2 cm.
Unten rechts mit Bleistift betitelt.


Von Heinrich Stinnes finanziell unterstützt, zog Paul Gangolf 1926 nach Paris, wo er an verschiedenen Ausstellungen, u.a. am Salon der Tuileries, teilnahm. Nach 1930, lebte er teilweise in London und Paris und zog 1932 zurück nach Berlin. In der Pariser Schaffensperiode entstand sicher auch unser Blatt, das Gangolfs cineastische Begeisterung widerspiegelt.
Wir danken Dr. Ulrich Luckardt, Ingelheim, und Jan Giebel, Hannover, für die freundlichen Hinweise.

Provenienz: Ehemals Privatbesitz Zürich

Lot 8120, Auction  119, Gangolf, Paul, "Indische Musikanten"

Gangolf, Paul
"Indische Musikanten"
Los 8120

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.666€ (US$ 2,867)

Details

Indische Musikanten
Gouache und Graphit auf festem Maschinenpapier. 1932.
32 x 39,5 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Gangolf", datiert und bezeichnet "(London) (Alb. & Vict. Mus.) Ind. Musikanten".

Paul Gangolf, eigentlich Paul Löwy, war ab 1900 künstlerisch in Berlin tätig, wo er vielfältige Kontakte zu wichtigen Vertretern der aufkommenden Avantgarde, u.a. zu Else Lasker-Schüler oder Wieland Herzfelde hatte. Den Höhepunkt seines Schaffens erreichte er in den 1920er Jahren, als er in Berlin, London und Paris arbeitete und ausstellte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er verhaftet und 1936 im Konzentrationslager Esterwegen ermordet. Sein von der Außenwelt fast unbemerkter Tod trug dazu bei, dass Paul Gangolf schnell in Vergessenheit geriet. Eine Radierung Gangolfs aus den 1920er Jahren zeigt dasselbe Sujet.
Wir danken Dr. Ulrich Luckardt, Ingelheim, und Jan Giebel, Hannover, für die freundlichen Hinweise.

Provenienz: Ehemals Privatbesitz Zürich

Lot 8121, Auction  119, Lehmann, Kurt, Knabenkopf

Lehmann, Kurt
Knabenkopf
Los 8121

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.736€ (US$ 1,867)

Details

Knabenkopf
Bronze mit dunkelbrauner Patina. 1937.
27 x 21 x 21 cm.
Auf der Rückseite der Plinthe signiert "Kurt Lehmann", datiert und mit dem Gießerstempel "GUSS RICH. BARTH BLN MARIENDORF".

Kurt Lehmann studierte 1924-1929 an der Staatlichen Kunstakademie Kassel, in der Klasse von Alfred Vocke. Bereits 1929 folgte die erste Ausstellung des Bildhauers im Kunstverein in Kassel und 1930 ein Staatsstipendium an der Villa Massimo in Rom. Anfang der 1930er Jahre hielt sich der Künstler in Berlin auf, wo er in Kontakt zu Werner Gilles, Gerhard Marcks, Gustav Seitz und Hermann Blumenthal stand und an den Ausstellungen der Berliner Sezession und des Deutschen Künstlerbundes teilnahm. In den Nachkriegsjahren übernahm Lehmann 1949 eine Professur an der Technischen Hochschule Hannover (bis 1969), wo er den Lehrstuhl für Modellieren innehatte. Der mehrfach ausgezeichnete Künstler erhielt zahlreiche Aufträge zur künstlerischen Gestaltung öffentlicher Bauten und Plätze, unter anderem fanden seine Arbeiten Eingang in das Stadtbild von Hannover. Der kleine Knabenkopf, mit seinen zarten Gesichtszügen, wurde mit klaren, reduzierten Linien ausmodelliert. Prachtvoller Guss mit homogener Patina.

Lot 8124, Auction  119, Lenk, Franz, Häuser in winterlicher Landschaft

Lenk, Franz
Häuser in winterlicher Landschaft
Los 8124

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.612€ (US$ 1,733)

Details

Häuser in winterlicher Landschaft
Aquarell mit Deckweiß auf leichtem Karton. 1930.
22,6 x 29,4 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "F. Lenk" und datiert.

Dargestellt ist die ländliche Ansicht zweier Häuser in winterlicher Landschaft. Das Aquarell zeigt ein sehr typisches Erscheinungsbild von Lenks Landschaftsstil. Die Kombination aus weiter Landschaft und dörflicher Architektur verdichtet sich zu einer stimmigen Komposition. Franz Lenk zählt mit seinen Landschaftsgemälden und Stilleben zu den wichtigen Vertretern der Neuen Sachlichkeit der 1920er und 1930er Jahre in Deutschland.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

Lot 8125, Auction  119, Buchet, Gustave, Nu nacre, draperie bleue

Buchet, Gustave
Nu nacre, draperie bleue
Los 8125

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
17.360€ (US$ 18,667)

Details

Nu nacre, draperie bleue
Öl auf Leinwand. 1934.
73 x 54 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "G. Buchet" und datiert.

Das schöne Gesäß bekommen wir zu sehen, nicht das Gesicht. Dünne schwarze Konturen grenzen Körper- und Hintergrundformen voneinander ab, während Buchet mit fein changierender Tonalität und sorgfältigem Duktus die Plastizität der Körperrundungen ausarbeitet. Die feine, perlmuttartig schimmernde Leuchtkraft der Farben vereint sich mit dem rhythmischen Wechselspiel geschwungener Linienbögen und lässt den Einfluss des Orphismus erkennen.
Der in Genf an der Ecole des Beaux-Arts ausgebildete Künstler Gustave Buchet war Gründungsmitglied einer Gruppe Westschweizer Künstler, nämlich der 1915 in Genf ins Leben gerufenen Künstlervereinigung "Le Falot" (Die Laterne), die sich vom Einfluss des damals tonangebenden Ferdinand Hodler und des Postimpressionismus zu befreien suchten. Buchet, zeitlebens auf der Suche nach neuen formalen Lösungen, orientierte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Richtung der Pariser Avantgardebewegungen, ging in die französische Hauptstadt und ließ sich dort in der Zwischenkriegszeit nieder. Dort dominierten in der künstlerischen Avantgarde der Jahre 1910-1920 Kubismus, Futurismus und Orphismus. Begeistert von der blühenden Kunstszene der Stadt, griff Buchet auf diese stilistischen Neuerungen zurück, entwickelte aus diesen Impulsen heraus bemerkenswerte Kompositionen und gehört zu den wichtigen Vertretern orphisch-kubistischer Malerei der Schweizer Kunst.
Wir danken Paul-André Jaccard, Lutry, für die Bestätigung der Authentizität am 19.4.2022.

Provenienz: Nachlass des Künstlers
Paul Vallotton, Lausanne, 1973 (mit dessen Klebeetikett verso auf dem Keilrahmen, dort mit der Nummer "6685 C." sowie bezeichnet und betitelt)
Koller Auktionen, Zürich, 1974
Germann Auktionen, Zürich, 1979
Dobiaschofsky, Zürich, 7.5.2010, Lot 216
Privatsammlung Europa

Lot 8127, Auction  119, Kubin, Alfred, Aus dem kaiserlichen Wien

Kubin, Alfred
Aus dem kaiserlichen Wien
Los 8127

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.178€ (US$ 1,267)

Details

"Aus dem kaiserlichen Wien"
Bleistift auf Velin. Um 1935.
30 x 23,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "AKubin", unten links betitelt.

Lebendige Caféhausszene mit Musikanten, im Vordergrund hinkt ein bärtiger alter Mann aus dem Bild (vgl. W. Schmied/A. Marks, Der Zeichner Alfred Kubin, Salzburg 1967, Tafel 141). In lockerem Duktus und Kubins charakteristischen, vielfach nebeneinanderliegenden Konturlinien ausgeführte Zeichnung. Verso eine weitere Bleistiftkomposition Kubins zu demselben Thema.

Lot 8129, Auction  119, König, Leo von, Südliche Landschaft

König, Leo von
Südliche Landschaft
Los 8129

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.720€ (US$ 4,000)

Details

Südliche Landschaft
Öl auf Leinwand.
50 x 60 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "L. v. König".

Mit harmonischer Palette von Grün, Rosa und Ocker komponiert der Künstler in abgetöntem Kolorit die Szenerie einer weiten südlichen Landschaft mit Kloster oder Kirche im Mittelgrund, mit duftig-lockerem Duktus gemalt. 1896 debütierte Leo von König auf der Großen Berliner Kunstausstellung. In diesem Jahr noch wurde er Mitglied der Münchner Sezession, und 1902 trat er der Berliner Sezession bei. Wie auch Emil Nolde und Max Beckmann hielt Leo von König jedoch die Künstlervereinigung bald für reformbedürftig und forderte 1910 eine "freie Vereinigung, freie Künstler, freie Worte". Da seine Vorschläge vom Vorstand radikal abgewiesen wurden, trat er aus. Diese Entscheidung trug schließlich entscheidend zur Gründung der "Neuen Sezession" bei. Die nach verso umgeschlagenen Leinwandränder zeigen, dass es sich bei dem Gemälde um den Teil einer größeren Komposition handelt. Das Gemälde ist Dr. Alexandra Bechter, Wiesbaden, bekannt.

Lot 8131, Auction  119, Winter, Fritz, Komposition in Braun, Braunschwarz und Elfenbein mit hellblauem Fluchtpunkt

Winter, Fritz
Komposition in Braun, Braunschwarz und Elfenbein mit hellblauem Fluchtpunkt
Los 8131

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.960€ (US$ 5,333)

Details

Komposition in Braun, Braunschwarz und Elfenbein mit hellblauem Fluchtpunkt
Öl auf Japan, auf braunes Bütten montiert. 1932.
37,7 x 49,8 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Weiß signiert "Winter" und datiert.
Nicht bei Lohberg.

Biomorphe Variationen des Grundmotivs einer geschlossenen zweipoligen Form mit einem Kreis als Zellkern setzt Fritz Winter im Jahr 1932 vielfach um. Hier wandelt er das strenge Oval ab und löst sich von seinem ehemaligen Vorbild Hans Arp. Weiche, einander überschneidende Ovalsegmente und Linienschlingen bilden das Grundgerüst in glänzendem Schwarz vor grau-differenziertem Malgrund. Der kleine helle Kreis dient als Zentrum dieser Konstruktion und wirkt weiter abstrahierend. Die gedeckte, dunkeltonige Farbigkeit, geprägt von Helldunkelkontrasten und der Materialwirkung der Farben, erzeugt "eine geheimnisvoll-nächtliche Atmosphäre mit meditativ-stimmungshaften Klangwelten." (Gabriele Lohberg, Fritz Winter. Leben und Werk, München 1986, S. 53).
Wir danken Frau Helga Gausling, Fritz-Winter-Haus, Ahlen, für die freundlichen Hinweise.

Provenienz: Sammlung Naum Gabo
Florian Sundheimer Kunsthandel, München (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort bezeichnet und mit der Inv.-Nr. 2084 sowie mit Provenienzangabe)
Privatsammlung Europa

Lot 8136, Auction  119, Heldt, Werner, Blick aus einem Fenster auf Berliner Stadtkulisse

Heldt, Werner
Blick aus einem Fenster auf Berliner Stadtkulisse
Los 8136

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.720€ (US$ 4,000)

Details

Blick aus einem Fenster auf Berliner Stadtkulisse
Pinsel in Schwarz auf Velin. 1947.
31,4 x 45,2 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz monogrammiert (ligiert) "WH." und datiert.
Seel 452.

Mit vereinfachten, geometrisierten Formen zeichnet Werner Heldt die Szenerie. Aus leicht erhöhter Perspektive wird das Abbild einer Berliner Stadtkulisse sichtbar. Mit der schmucklosen und nüchternen Formensprache lässt Heldts Zeichnung die Stadt zu einem Stilleben werden. "Werner Heldt erfährt das Berlin von 1945 als existentiellen Ort, an dem deutsches Schicksal sichtbar wird. Vielleicht konnten Ruinen und Trümmer, das Zerstörte und das in der Zerstörung Gebliebene tatsächlich nur hier so kühl, so unsentimental gemalt werden wie in der Reihe der Fensterausblicke zwischen 1945 und 1950." (Wieland Schmied in: Werner Heldt, Köln 1976, S. 62).

Provenienz: Privatbesitz Berlin

Lot 8137, Auction  119, Heldt, Werner, Straße mit Baum und Guitarre

Heldt, Werner
Straße mit Baum und Guitarre
Los 8137

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.720€ (US$ 4,000)

Details

Straße mit Baum und Guitarre
Kohle auf Bütten. 1950.
62,4 x 47,5 cm.
Unten rechts mit Kohle monogrammiert "WH" und datiert, verso signiert von Eberhard Seel und mit dem Nachlaßstempel "Werner Heldt Nachlass".
Seel 675.

Während im Hintergrund die Realität einer Berliner Straßenszene abgebildet wird, formiert sich im Vordergrund der aus klaren geometrischen Linien und zweidimensionalen, flachen Formen bestehenden Komposition die gegenständliche und zugleich abstrahierte Darstellung einer Gitarre. Gitarre und Häuserkulisse bilden ein einer fortschreitenden Abstraktion unterliegendes Stilleben. "Sicher hat Werner Heldt diese Bildform nur durch die Kenntnis des Kubismus erreichen können. Aber jedes formale Stilmittel erfährt bei ihm sofort eine besondere Interpretation.“ (Wieland Schmied in: Werner Heldt, Köln 1976, S. 55). In dieser Zeichnung tritt die Melancholie der leeren Straßen und der unbelebten Häuserfronten klar und unausweichlich in den Vordergrund.

Provenienz: Nachlass des Künstlers
Privatbesitz Berlin

Lot 8138, Auction  119, Heldt, Werner, Berlin

Heldt, Werner
Berlin
Los 8138

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.340€ (US$ 4,667)

Details

Berlin
6 Lithographien auf festem Velin. Lose in lithographiertem Orig.-Umschlag. 1949.
42 x 29,8 cm.
Sämtlich monogrammiert "WH" und datiert. Auflage 110 num. Ex.
Seel 629-635.

"Ich habe in meinen Bildern immer den Sieg der Natur über das Menschenwerk dargestellt. Unter dem Asphaltpflaster Berlins ist überall der Sand unserer Mark. Und das war früher einmal Meeresboden. Aber auch das Menschenwerk gehört zur Natur. Häuser entstehen an Ufern, welken, vermodern. Menschen bevölkern die Städte, wie Termiten. Kinder spielen gerne mit Wasser und Sand; sie ahnen vielleicht noch, woraus so eine Stadt gemacht wurde." (Werner Heldt: "Aufzeichnungen eines Malers", in: Ausst.-Kat. Akademie der Künste, Berlin 1968). Die vollständige Folge der Mappe "Berlin", erschienen in der Edition Seel, Berlin 1949. Prachtvolle Drucke mit Rand. Als vollständige Folge selten.

Lot 8139, Auction  119, Heldt, Werner, Traum: Heiliger Satan hilf

Heldt, Werner
Traum: Heiliger Satan hilf
Los 8139

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.736€ (US$ 1,867)

Details

Traum: Heiliger Satan hilf
Kohle auf Velin. Um 1930.
44,5 x 33,5 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel "Werner Heldt Nachlass", von Eberhard Seel signiert, datiert, betitelt und bezeichnet.
Seel 217.

Werner Heldt, aufgewachsen im alten Berlin, war voller Bewunderung für die Berliner Milieudarstellungen seines Freundes Heinrich Zille, der ihn anfangs stilistisch sehr beeinflusste. In unserer in energischem Kohlestrich und dynamischem Schwung erfassten Häuseransicht handelt es sich vermutlich um eine Ansicht aus der Gegend zwischen Kloster-, Waisen- und Parochialstraße. Bei der Kirchturmspitze im Hintergrund könnte es sich um die alte Parochialkirche mit Glockenspiel handeln, die 1944 einem Luftangriff der Allierten zum Opfer fiel.

Provenienz: Nachlass Eberhard Seel
Privatbesitz Berlin

Lot 8140, Auction  119, Albert-Lasard, Lou, Nature Morte avec Poisson

Albert-Lasard, Lou
Nature Morte avec Poisson
Los 8140

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.240€ (US$ 1,333)

Details

Nature Morte avec Poisson
Öl auf Leinwand.
45,5 x 55 cm.
Verso mit dem Nachlaßstempel "Lou Albert-Lasard" und mit der Nachlassnummer "295" sowie mit den Maßangaben.

Tierdarstellungen liegen der Künstlerin. Selbst dem toten Fisch widmet sie sich mit Liebe: Mit lockerem Duktus des breiten Pinsels und lebendigem Farbenspiel fängt Albert-Lasard das Schimmern des Fischkörpers ein, der neben halbierten Zitronen auf dem von oben gesehenen Teller liegt. Der unbestimmte Hintergrund unterstreicht das harmonische Kolorit. Obwohl Albert-Lasard fest zur Künstlerszene in Berlin gehört hatte, kehrte sie 1928 aufgrund des aufkommenden Nationalsozialismus wieder zu ihrer künstlerischen Wirkungsstätte Paris zurück. Dort wandte sie sich intensiv der Darstellung von Tieren zu.


Provenienz: Lempertz Köln, Auktion 04.06.2002, Lot 6
Privatsammlung Paris

Lot 8143, Auction  119, Sintenis, Renée, Terrier

Sintenis, Renée
Terrier
Los 8143

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
6.200€ (US$ 6,667)

Details

Terrier
Bronze mit dunkelbrauner Patina auf Bronzeplinthe. 1940.
8 x 11 x 4,5 cm.
Hinten rechts auf der Plinthe monogrammiert "RS", seitlich mit dem Gießerstempel "H.NOACK BERLIN".
Berger/Ladwig/Wenzel-Lent 171, Buhlmann 106.

"Die Terrier, die von den zwanziger Jahren bis in die späteste Schaffensphase der Künstlerin immer wieder neue Gestalt finden, sind in der formalen Interpretation kaum unterschieden. Die Tiere sitzen (Kat. 94 und 95), liegen (Kat. 96 und 109), stehen (Kat. 99 und 106), spielen (Kat. 96, 101 und 102), oder kratzen sich (Kat. 106 und 107), wie Renée Sintenis es täglich bei den eigenen Hunden beobachten kann." (Britta E. Buhlmann, Renée Sintenis. Werkmonographie der Skulpturen, S. 74).
Buhlmann betitelte unsere Bronze mit "Sich kratzender Airedaleterrier" (Buhlmann 106). Mit der bewegten Haltung und dem lebendig gestalteten Fell erhält der Guss eine dynamische, lebensechte Ausstrahlung.

Lot 8145, Auction  119, Grosz, George, Erotische Szene

Grosz, George
Erotische Szene
Los 8145

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
19.840€ (US$ 21,333)

Details

Erotische Szene
Öl, Gouache und Feder in Schwarz auf Velin. Um 1940.
60 x 46 cm.

Es ist eine Szene der Enthemmung. Der stehende Frauenakt vorne schließt träumerisch und voll Lust am eigenen Körper die Augen, hinten rechts ist sie umgeben von orgienhaften, erotischen Phantasien, die der Szenerie etwas Phantastisch-Spielerisches verleihen. Der weiße Sonnenhut, den die junge Frau trägt, unterstreicht ihre Nacktheit und enthält in seiner etwas altmodischen Form zugleich eine ironische Anspielung auf Grosz' Figuren der Berliner Zeit. Wie deutlich Grosz diese Figur herausstellen wollte, zeigt sich darin, dass er ihren Körper als einzigen Bildbereich nicht mit dem typischen, gelblich glänzenden Firnis bedeckt. Sensibel fährt er die Rundungen ihres Körpers mit dem Pinsel nach, mit lockerem, zügigem Duktus bringt er die Braun- und Rosanuancen auf den gelblich braunen Grund. "In these pictures, Grosz seems to have become altogether Nietzschean, the maker of an art that was intensely sensual, sexual, and thoughtless. In doing so, he insinuated himself into a masculine modernist tradition as it was conceived by Pierre-Auguste Renoir, for example, who supposedly claimed to 'paint with my prick'." (James A. Van Dyke, Torture and Masculinity in George Grosz’s Interregnum, Academia.eu, S. 163). Verso eine weitere Zeichnung von George Grosz, "Schweinekopf mit Zitrone im Maul".
Die Authentizität der Arbeit wurde von Ralph Jentsch, Rom, am 28.08.2008, bestätigt.

Provenienz: Galerie Fred Jahn, München
Privatsammlung Europa

Lot 8146, Auction  119, Pechstein, Hermann Max, Auf dem Feld

Pechstein, Hermann Max
Auf dem Feld
Los 8146

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.952€ (US$ 6,400)

Details

Auf dem Feld
Kohle auf Skizzenpapier. 1941.
28,3 x 37,8 cm.
Unten links mit Kohle signiert "HMPechstein" (ligiert) und datiert, verso von Doris Metz Pechstein mit Bleistift bezeichnet "1189 DMP 68".

Pechstein verbrachte von 1927 bis 1944 in dem ehemals abgelegenen Fischerdorf Rowe, heute ein beliebter Ostseebadeort in der polnischen Wowoidschaft Pommern, jeden Sommer. In dieser unberührten, unverfälschten Landschaft und den arbeitenden Menschen fand er zahlreiche wunderbare Bildmotive. Unsere ausdrucksstarke Kohlezeichnung, die in kraftvollen, dynamischen Strichen mehrere Korngarben festhält, entstand vermutlich während eines Spätsommertages des Jahres 1941. Wir danken Julia Pechstein, Hamburg, für die Bestätigung der Authentizität des Werkes am 30.3.2022 per Email und die freundlichen Auskünfte.

Provenienz: Nachlass des Künstlers
Privatbesitz Berlin

Lot 8147, Auction  119, Pechstein, Hermann Max, Bildnis Freda Wermel in gelbem Kostüm

Pechstein, Hermann Max
Bildnis Freda Wermel in gelbem Kostüm
Los 8147

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
34.720€ (US$ 37,333)

Details

Bildnis Freda Wermel in gelbem Kostüm
Öl auf Hartfaserplatte. Um 1946.
70 x 53,5 cm.
Soika 1946/8.

Eine anmutige Schüchternheit, vielleicht ein Hauch von Trotz, eine sanfte Skepsis - die junge, aus Honolulu stammende Frau zeigt im Ausdruck mit ihrem zur Seite gewandten Blick unter hochgezogenen Brauen einen reizvollen Kontrast zur Präsenz des effektvoll leuchtenden Gelbgrüns von Kostüm und passendem Hut. Eher wenig repräsentativ sitzt sie also in klassischer Pose auf dem Lehnstuhl, leicht zur Seite gedreht. Vor dem zartblauen Hintergrund gewinnen ihr frisches Inkarnat und die Nuancen von Gelb und Grün zusätzlich an Strahlkraft. Mit breitem Pinsel trägt Pechstein die pastosen Farben kraftvoll und mit Entschiedenheit auf - eine dem Künstler ganz eigene Dynamik des Malens, die ihn ungebrochen bis in sein Alterswerk begleitet.
Porträts nehmen neben Landschaften und Stilleben im späten Schaffen von Max Pechstein einen besonderen Platz ein. Im Jahr 1946 malte Pechstein gleich drei Bildnisse von Freda Wermel, alle im Auftrag ihres Ehemanns Dr. Michael T. Wermel, den Pechstein 1946 in Berlin kennenlernte. Der amerikanische Besatzungssoldat war damals als Ökonomieprofessor für den Wiederaufbau der Arbeitslosenversicherung nach dem Naziregime zuständig. Nachdem er als Expressionist ersten Ranges, als Mitglied der Brücke und der Neuen Sezession 1937 von den Nazis als "entarteter Künstler" diffamiert worden war, wirkte Pechstein zu dieser Zeit, seit 1945, als Professor an der Universität der Künste im Westen Berlins. Nach langer Zeit des Schweigens und der Zurückgezogenheit war er also erst kurz bevor er das "Bildnis Freda Wermel" malte, rehabilitiert worden, und er ergriff die Chance, erneut Einfluss auf die Kunst zu nehmen. Unsere Porträtversion ist die zweite Bildnisvariante, neben dem "Bildnis Freda Wermel in spanischer Tracht" (Soika 1946/7) und dem "Bildnis Freda Wermel in blauer Bluse" (Soika 1946/9). Soika zufolge verblieb unsere Fassung damals im Nachlass des Künstlers. So ist wohl die Tatsache zu erklären, dass es unsigniert ist. Die beiden anderen Versionen blieben bis 2016/2017 im Besitz der Dargestellten bzw. ihrer Familie.

Provenienz: Nachlass des Künstlers
Privatsammlung Norddeutschland
Ketterer, München, Auktion 09.06.2012, Los 82
Privatsammlung Europa

Lot 8148, Auction  119, Levy, Rudolf, Rote Tulpen in Keramikkrug

Levy, Rudolf
Rote Tulpen in Keramikkrug
Los 8148

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
15.500€ (US$ 16,667)

Details

Rote Tulpen in Keramikkrug
Öl auf Leinwand. 1942.
55,5 x 38 cm.
Verso auf der Leinwand mit dem blauen Nachlaßstempel "AUS DEM NACHLASS DES KUENSTLERS R Levy".
Thesing 233.

Rudolf Levy studierte in München und war Meisterschüler von Matisse in Paris. Er kehrte 1919 nach Deutschland zurück und bewegte sich im Kreis um den Galeristen Alfred Flechtheim. 1928 wurde er Vorstands- und Jurymitglied der Berliner Sezession und gründete 1929, wohl in Anlehnung an das Matisse-Schüler-Atelier, eine private Malschule am Kurfürstendamm. Seit 1933 erlebte Levy als Emigrant eine Odyssee von Italien, Spanien über New York nach Kroatien und schließlich nach Ischia, wo er sich mit Werner Gilles, Max Peiffer Watenphul und Eduard Bargheer anfreundete. 1943 wurde er in Florenz durch SS-Leute in eine Falle gelockt und starb 1944 in einem Transportzug jüdischer Gefangener nach Auschwitz. Seine Werke wurden 1937 von den Nationalsozialisten bei der Aktion "Entartete Kunst" in deutschen Museen beschlagnahmt und sind bislang verschollen oder vernichtet. Unser farbenprächtiges Stilleben mit Tulpenstrauß entstand wohl in seiner letzten Lebensstation in Florenz.

Provenienz: Nachlass des Künstlers
Privatbesitz Niedersachsen

Ausstellung: Hans Purrmann, Rudolf Levy, Oskar Moll, Galerie F.A.C., Frankfurt a.M. 1962, Kat.-Nr. 13 (mit Abb.)
Deutsche Maler um Matisse, Heidelberger Kunstverein 1964 (laut rückseitigem Etikett)

Lot 8149, Auction  119, Laserstein, Lotte, Weiße Lilien

Laserstein, Lotte
Weiße Lilien
Los 8149

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.464€ (US$ 4,800)

Details

Weiße Lilien
Öl auf Hartfaserplatte.
19 x 24 cm.
Oben links signiert "Lotte Laserstein" (in die feuchte Farbe geritzt).

In lockerem Duktus gemalt, erheben sich zwei weiße Lilienblüten vor einem dunklem, braungrünem Grund. Sorgsam gesetzte Pinselstriche modellieren die Blüten und erzeugen eine spannungsvolle Komposition mit eindrucksvollem Helldunkelkontrast. Das Gemälde entstand in Schweden.
Dr. Anna-Carola Krausse, Berlin, ist die Arbeit bekannt. Wir danken ihr für wertvolle Auskünfte.

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.


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