Los 866
Horae BMV
Flämisches Stundenbuch in lateinischer Handschrift auf Pergament.
Zuschlag
15.000€ (US$ 15,625)
Besonders reich illuminiertes flämisches Stundenbuch
Horae BMV. - Flämisches Stundenbuch in lateinischer Handschrift auf Pergament. 162, 5 w. Bl. 20 Zeilen. Schriftraum: 6,6 x 4,8 cm. Format: 10,5 x 7,4 cm. Text in Sepia und Rot, mit Hunderten von 1-2-zeiligen Initialen in Blattgold, Blau und Rot mit Federwerk in Rot und Schwarz sowie in ornamentalen Umrahmungen in Rot, Blau und Schwarz mit Weißhöhungen, großen, 5-zeiligen Zierinitialen in goldschwarzer Federzeichnung auf nachtblauem, grasgrünem oder roséfarbenem Grund und 13 Miniaturen in Gold und Farben, jeweils mit der gegenüberliegenden Seite in prachtvollen belegten Bordüren in Gold und Farben, mit Blumen, Ranken, Blüten und Insektendarstellungen. Braunes Kalbsleder d. 17. Jahrhunderts (lediglich die Gelenke etwas brüchig und mit kleinen, sauber restaurierten Fehlstellen), reicher RVergoldung mit RTitel "Office de eglise", Stehkantenfileten, Deckelbordüren in dreifachen Goldfileten mit Eckfleurons und Innenkanten-Dentelles, dreiseitiger Goldschnitt. In modernem Lederschuber. Flandern um 1450.
Das Stundenbuch enthält das Kalendarium (Fol. 1-12) mit den bedeutenden Heiligen der römischen Kirche wie Stephan, Petrus und Paulus in Rot und mit einigen weiteren, sporadisch eingetragenen, weniger kommunen Heiligen wie Abdon und Sennen, Mauritus, S. Agnetis Virginis et Martyris, Willerum Episcopum, Valentin von Rätien, Gertrud von Helfta und andere mehr, darunter auch Aldegundis von Maubeuge, deren Gedenken am 30. Januar vor allem im nordostfranzösisch-südflandrischen Gebiet gefeiert wird, demnach man das Stundenbuch mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Gegend bei Charleroi, Mons und Maubeuge lokalisieren kann, also in den südwestflämischen Raum. Aldegundis (630-684) stammt aus dem heute französischen Grenzstädtchen Cousolre, von wo sie nach Malbodium, dem heutigen Maubeuge ging. Dort gründete sie ein machtvolles Doppelkloster, dem sie als Äbtissin vorstand.
Die Ausstattung des Stundenbuchs ist bemerkenswert schön, so sind alle Kapitelanfänge mit verso einer überaus feinen Miniatur geziert, die in einen üppigen Goldbordürerahmen eingepasst ist, welcher wiederum auf der gegenüberliegenden Rectoseite weitergeführt wird so das sich die Sanctität von der Schrift des biblischen Wortes und dem Bild mit der Darstellung des szenischen Heilsgeschehens zu einer synoptisch erfassbaren Einheit ergänzen.
1. "Hic incipit horae sancte crucis" (S. 14r), Miniatur Kreuzigung mit den drei Marien und Johannes (13v).
2. "Incipit hore sancti spiritus" (S. 17r), Miniatur Pfingsten Ausgießung des Heiligen Geistes (16v).
3. "Incipit missae beate marie" (S. 21r), Miniatur Thronende Muttergottes zwische zwei Engeln (S. 20v).
4. "Incipiunt hore virginis marie ad visum romanum" (S. 32r), Miniatur Verkündigung an Maria im kostbaren Gehäuse (31v).
5. "Ad laudes" (43r), Miniatur Heimsuchung mit Maria und Elisabeth vor den Toren der Stadt (42v).
6. "Ad primam" (55r), Miniatur Geburt Christi im Stall von Bethlehem (54v).
7. "Ad primam" (58r), Miniatur Verkündigung an die Hirten (59v)
8. "Ad sextam" (64r), Miniatur Epiphanias, die Heiligen Drei Könige beten den Heiland an (63v).
9. "Ad nonam" (68r), Miniatur Herodes befiehlt den Bethlehemitischen Kindermord (67v).
10. "Ad vesperas" (73r), Miniatur Auszug nach Ägypten (72v)
11. "Ad completorium " (89r), Miniatur Darbringung Christi im Tempel (90v).
12. "Incipiunt septem psalmi" (87r), Miniatur König David im weiten Lande mit seiner Harfe (86v).
13. "Incipiunt vigilie mortuorum" (105r), Miniatur Totenfeier in einer Kirche mit drei Mönchen vor einem Katafalk (104v).
Es folgt die "Devota oracio ad beatam virginem mariam" (S. 153r) mit großer Blattgoldinitiale "O" auf Federwerk-Grund in rotblauem Kasten sowie floraler einseitiger Randbordüre. – Recht und oben beschnitten vor Neueinbindung am Ende des 17. Jahrhunderts in den heutigen Einband, dabei wurden die Bordüren teils leicht überschnitten (hin und wieder mit Verlust der Umfassungslinie und geringem Bordüreverlust). Vereinzelt wenige Gebrauchsspuren wie leichte Fingerflecke, Braunfleckchen, Knicke oder Bereibungen. Jedoch sind nur wenige der Zierseiten oder gar der Miniaturen von Farbabrieb betroffen, sondern zumeist in sehr guter Erhaltung, grandioser, leuchtender Farbigkeit und einem immensen Detailreichtum, das immer wieder über die Kunst der Miniaturisten ihrer Zeit staunen lässt.
So wurden auch die prachtvollen breiten Bordüren in schwarzen Umfassungslinien vor flächigem Pinselgoldgrund mit zahlreichen verschiedenen grünen Ranken und feinstem Blumendekor mit Veilchen, Diesteln, Margeriten, Nelken und Mohnblumen ausgeschmückt, in denen sich immer wieder auch Insekten wie hübsche gelbe, rote, blaue und roséfarbene Schmetterlinge und braune wie weiße Falter tummeln, und verschiedene Vögel tummeln.
Provenienz: Aus dem Besitz des belgischen Bibliophilen Carlo de Poortere (1917-2002), dann süddeutscher Privatbesitz. Vorsatz mit Exlibris: "Ex Libris Carlo de Poortere". Die Sammlung des Teppichfabrikanten und großen Bibliophilen Poortere war 2014 in Paris versteigert worden.
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