Los 375

Seuse, Heinrich
(1295-1366)Diß buch das da gedicht hat der erleiicht vater Amnandus

Schätzung
12.000€ (US$ 12,903)

Abgabe von Vorgeboten möglich

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Aus dem Katalog
Wertvolle Bücher
Auktionsdatum 8.10.2024

Lot 375, Auction  124, Seuse, Heinrich, Diß buch das da gedicht hat der erleiicht vater Amnandus

Seuse, Heinrich. Diß buch das da gedicht hat der erleücht vater Amandus, genannt Seüß, begreift in jm vil guter gaistlicher leeren ... CCXXIII (recte CCLXXXIII) num. Bl. (ohne das le. w.). Mit 12 (4 rotgedruckten, 7 kolorierten bzw. beikolorierten) großen 10-zeiligen Holzschnitt-Initialen und 21 (5 ganzseitigen) kolorierten Holzschnitten von Hans Schäufelein von 16 Stöcken Hans Burgkmair, Text teils in Schwarz und Rot gedruckt. 26,5 x 18 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder des 17. Jahrhunderts (kleine, kaum sichtbare alte Schälstelle auf dem Rückdeckel, unwesentlich abgegriffen oder fleckig) über schweren, abgefasten Holzdeckeln mit 2 gehämmerten Messingschließen an Schweinslederlitzen und Grünschnitt. Augsburg, Johann Othmar für Johann Rynmann von Öhringen, 20.VI, 1512.
VD16 S 6097. Schreyl, Hans Schäufelein das druckgraphische Werk, 1990, Nr. 420-435. – Zweite Ausgabe der "Geistlichen Lehren" des bedeutenden Mystikers Heinrich Seuse (1295-1366), latinisiert zu Henricus Suso, auch Heinrich von Berg oder "Amandus", wie der Autor sich auf dem Titel nennt. Geboren am Bodensee in Konstanz oder Überlingen war er dem Dominikaner Predigerorden beigetreten und hatte Zeit seines Lebens in den Gegenden um Konstanz, Ulm, am Oberrhein und in der Schweiz seine Lehren von Demut, "Compassio" und "Imitatio" Christi verbreitet, die er auch in mehreren Schriften niederlegte.

Die erste, ebenfalls schon von Hans Schäufelein (1480-1540) mit Holzschnitten illustrierte Ausgabe war 1482 in Augsburg bei Anton Sorg erschienen (Copinger 5688, Goff S-871, Schramm IV, 770-785), die für die zweite Ausgabe meistens seitenverkehrt neugeschnitten wurden. Sie sind ein Zeugnis für "Schäufeleins Illustrationskunst der Augsburger Zeit auf ihrem Höhepunkt" (Katalog "Meister um Albrecht Dürer") und sind ausschließlich in dem vorliegenden Druck verwendet worden.

Er enthält am Anfang die vier als echt anerkannten größeren Schriften des deutschen Mystikers Seuse, der im Prolog seine Absichten nennt: Die Autobiographie solle die Orientierung des Lebens zu Gott weisen, Das "Büchlein der ewigen Weisheit" eine Versenkung in die Leiden Christi bewirken, Das "Büchlein der Wahrheit" der Verteidigung und Rechtfertigung von Seuses Lehrmeister, dem berühmten Meister Eckhart dienen (gegen den im Jahre 1326 ein Inquisitionsverfahren eingeleitet worden war). Schließlich sollte die Briefsammlung den Gott Suchenden Trost spenden. Die beiden außerdem beigedruckten Schriften ("Die neun Felsen" Fol. CXLIIb ff. und "Die Bruderschaft der ewigen Weisheit" Fol. CXLVIb ff.) wurden Seuse nur zugeschrieben. Als Autor der letztgenannten gilt heute Rulman Merswin (Künzle, S. 287).

Die vorliegende Ausgabe ist mit 21 Holzschnitten (darunter 4 Wiederholungen) von 16 verschiedenen Stöcken illustriert. Den Schlussholzschnitt, "Berg des schauenden Lebens" (19x14 cm), schuf Hans Burgkmair für Geilers Predigten von 1508 (1510 wiederholt). Der bemerkenswert schöne Druck - der Titel in Rot und Schwarz, der Text mit schönen Weißschnittinitialen, von denen einige auch rot gedruckt oder (Bl. T6a) mit rot gedrucktem Corpus eingefügt wurden, und die fünf Kapitelüberschriften in Rot - besorgte Johann Othmar, der in Augsburg in den Jahren 1502-1514 seine dritte und letzte Offizin betrieb. Unter ihren 39 bei Proctor verzeichneten Drucken befinden sich mehrere, die Othmar für Johann Rynmann besorgte. Rynmann betrieb 1497-1522 einen prosperierenden Verlag in Augsburg und kann "als der erste reine Verleger" bezeichnet werden (siehe Benzing Sp. 1250). – Titel am Außensteg verstärkt, mit getilgtem Besitzeintrag sowie kleinem Papierdurchbruch und oben altem handschriftlichem Eintrag "Opera Henrici Sûsonis". Die Blätter II, LIX und CXIII mit hinterlegter Fehlstelle im weißen Unterrand, dezente zeitgenössische Marginalien, wenige Wurmlöcher, kaum gebräunt oder fleckig, ein bemerkenswert schönes Exemplar in einem Holzdeckelband des 17. Jahrhunderts. Die Holzschnitte durchgehend in sehr gutem, sauberen und gratig-kontrastreichen Abdruck und in frischem, nuancierten Altkolorit des 16. Jahrhunderts. Von größter Seltenheit, kolorierte Exemplare sind nach dem Krieg kaum gehandelt worden.


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