Los 337

Geiler von Kaysersberg, Johann
(1445-1510)Das Irrig schafe [und:] Passion des Here Jesu. Straßburg Grüninger 1514

Schätzung
13.000€ (US$ 13,978)

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Auktionsdatum 8.10.2024

Lot 337, Auction  124, Geiler von Kaysersberg, Johann, Das Irrig schafe [und:] Passion des Here Jesu. Straßburg Grüninger 1514

Aus dem ehemaligen Augustinerchorherrenstift zu Rebdorf bei Eichstätt
Geiler von Kaysersberg, Johann. Das Irrig schafe, Das irrig schafe Sagt vo cleinmütigkeit un böser anfechtung, Der helisch Lew Von böser anfecchtunge. Kristliche küngi Von underscheid tötlicher und teglicher sünde ... XCII num. Bl. Mit Titel- und 7 Textholzschnitten. Straßburg, Johann Grüninger, 25.III.1514 [und nachgebunden:] Derselbe. Passion des Here Jesu. Fürgeben und geprediget gar betrachtiglich und geteilt in stückes weiß eins süßen Lebkuchen ußzugeben ... Neulich uß dem latyn in tütsche sprach Tranßveriert, durch Johannem Adelphum Physicum von Straßburg. CXII (recte CXIV) num. Bl. Mit 43 (17 ganzseitigen) Textholzschnitten des Livius-Meisters, Hans Wechtlin und anderen. Ebenda vor dem 30.XI.1514. 28,3 x 20,4 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas fleckig und stärker gebräunt und gedunkelt, beschabt und berieben, Rücken geweißt und nachgedunkelt, bestoßen) über abgefasten Holzdeckeln und mit 2 intakten schlichten Messingschließen. Straßburg, Johann Grüninger, 1514.
VD16 G 724 (BSB-Exemplar Titelvariante "Gepredigt" statt "Geprediget") und G 747. Panzer I, 364, 773. Proctor 9931. Ritter II, 966. Schmidt, Grüninger, 136 und 141. Muller II, 33, Schmidt, Elsass, 381. Dacheux 48 und 65. Muther 1433-34. – Zwei bedeutende Werke des großen Predigers Johannes Geiler von Kaysersberg (1445-1510) in einem zeitgenössischem Schweinslederband. Das erste Werk "Das Irrig schafe" liegt hier im ersten Druck der zweiten Auflage vor (vgl. Ritter), das zweite in der besonders seltenen ersten deutschen Übersetzung. Beide Werke wurden reich illustriert mit Holzschnitten von dem Livius-Meister, Hans Wechtlin u. a. Auch typographisch handelt es sich um bemerkenswert schöne Straßburger Drucke mit figürlichen Initialen auf schwarzem Grund.

Das erste Werk enthält eine Sammlung beliebter Geschichten und Märchen in Predigtform, darunter eine der ersten literarischen Verwendungen des Aschenbrödel-Themas. Vorliegt hier der erste Druck der zweiten Ausgabe bei Grüninger, dem Erstdruck war ein undatierter Druck bei Schürer (um 1510) vorausgegangen.

Bei dem zweiten Werk handelt es sich um die seltene erste deutsch Ausgabe des wohl am reichsten ausgestatteten Werkes von Geiler von Kaisersberg in der Übersetzung des Johann Adelphus. Die schönen Holzschnitte sind meist aus früheren Drucken Grüningers entlehnt, so aus der Passion der vier Evangelisten (1509) und aus dem Hortulus anime (1502). Vier Holzschnitte wurden hier erstmals verwendet. Unter den blattgroßen Abbildungen sind folgende Szenen dargestellt: Christus am Ölberg, Ratschlag der Juden, Christus vor Pilatus, Dornenkörnung, Ecce Homo, Handwaschung des Pilatus, Kreuztragung, Veronika mit dem Schweißtuch, Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung. Ein Holzschnitt zeigt den Verfasser während einer Predigt am Aschermittwoch.

Geiler (1455-1510) war einer der beliebtesten Kanzelredner und Schriftsteller der vorreformatorischen Zeit, der mit deutschsprachigen Sammlungen wie dieser große Wirkung erzielte. "Sein eingängiger Stil, der auf Derbheiten und Komik nicht verzichtet, verfehlte seine Wirkung auch auf eine ungebildete Zuhörerschaft nicht" (C. Händl). Durch die originelle, anschauliche und mit bildhaften Beziehungen auf das tägliche Leben reich durchsetzte kraftvolle Bildsprache sind die Predigten heute eine außerordentlich wichtige und interessante Quelle für das Leben am Vorabend der Reformation.
Besonders durch die Schriften des Johann Gerson angeregt - Geiler hatte dessen Werke 1488 zusammen mit Schott und Wimpfeling herausgegeben - verschaffte ihm seine originelle und anschauliche, mit bildhafter Beziehung auf das tägliche Leben reich durchsetzte Redeweise, einen außerordentlichen Erfolg. Die "63 Löwenschrey des Löw" und die fünf folgenden Stücke sind Übersetzungen von Traktaten des Gerson. Der Holzschnitt des "hellisch Leuwe" trägt das Monogramm "ER", das von Nagler (III, 1753 No. I und III, 970) dem Erhard Schlozoc aus Straßburg zugewiesen wird (Abb. bei Kristeller S. 48). Der Holzschnitt "der dreieckecht Spiegel" ist mit "HG" signiert (Nagler No. 979 und 944) schreibt ihn Hans Baldung Grien zu. – Gegen Anfang und Ende und stellenweise etwas fleckig, angestaubt, fingerfleckig und unfrisch mit Gebrauchsspuren, jedoch kaum Einträge oder Papierläsuren, wenige Seiten mit Rubrizierung und Kapitalstrichelung, im Block meist auch bemerkswert wohlerhalten, die Holzschnitte kontrastreich und meist in sehr gutem Abdruck. Teils schon alt hinterlegte, von Buchwürmern aber wieder ausgeknabberte kleine Fehlstellen eines einstigen Griffregisters durch ein Folgeblatt (man hätte im 15. Jahrhundert weniger schmackhaften Leim verwenden sollen). Der bemerkenswerte zeitgenössische Einband aus der bei Kyriss genannten Augsburger Werkstatt 88 (mit der Augsburger Jagdrolle IV, um 1478-1514), die Deckel mit breiten Filetenrahmen, die äußere mit einer verflochtenen Bandwerkbordüre gefüllt (Schwenke-Schunke 302/36037), der Mittelspiegel ist mit Fileten in Kreuz-Rauten geteilt. Zur Provenienz: Eintrag auf dem vorderen Innendeckel: "Das puch gehort den layen prudern zu rebdorff in das gemain". Es handelt sich um das ehemalige Augustinerchorherrenstift zu Rebdorf im Altmühltal, im heutigen Bistum Eichstädt, das 1156 gegründet und 1803 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst worden war. Danach in der Bibliothek des David Alexander Edward Lidsay mit ausgelöstem Exlibris der "Bibliotheca Lindesiana" und verbliebener Signatur "67/H", dann Earl of Crawford, Nicolas Barker, London und schließlich im Handel und deutschem Privatbesitz.


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