Los 213
Wanderbuch
für den Buchbindergesellen J. Plate, 1840
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Aus dem Katalog
Wertvolle Bücher Teil I
Auktionsdatum 16.4.2024
Die Walz eines jungen Buchbinders
Wanderbuch für den Buchbindergesellen Johann Heinrich Jürgen Herrmann Plate aus Stade. Gedrucktes Album, ausgefüllt in deutscher Handschrift. 35 foliierte Bl. (davon 6 S. typographisch und 23 handschriftlich). Mit Personenbeschreibung, Wanderregulativ etc. 15,5 x 10 cm. Halbleder d. Z. (kl. Einriss am unteren Kapital, Ecken leicht bestoßen, berieben) mit goldgepr. DSchild "H. Plate". Hannover, 31. December 1840.
Typisches Handwerksgesellen-Wanderbuch eines Buchbinders mit zahlreichen Eintragungen und Stempeln der örtlichen Polizeibehörden, u. a. in Hamburg, Magdeburg, Neumünster und Hannover. Der Beschreibung aus dem Wanderbüchlein folgend, zeichnete sich der neunzehnjährige Plate durch ein "ovales" Gesicht und "mittelgroße Statur" aus. "Blonde Haare und Augenbrauen" bildeten einen Kontrast zu seinen braunen Augen. Seine Nase und Mund werden als "gewöhnlich" bezeichnet, das Kinn war rund geformt, ein "Bart fehlt" noch und seine Gesichtsfarbe wird als "gesund" beschrieben. Als besonderes Merkmal war vermerkt, dass er (gegen Pocken) geimpft war.
Seit dem 12. Jahrhundert zogen junge Handwerker durch Landstriche auf die Walz, um verschiedene Kulturen zu erkunden und ihre Fachkenntnisse zu erweitern. Nach Freisprechung vom Meister begannen sie diese Wanderjahre, die bis zum 18. Jahrhundert Voraussetzung für die Meisterprüfung waren. Die Walz dauerte typischerweise drei Jahre, während denen die Gesellen minimalistisch lebten, arbeiteten und frei und ungebunden durch die Natur zogen. Diese Gesellenwanderung war eine Tradition für v. a. Maurer, Steinmetze, Zimmerer, Tischler und andere Handwerker, die einer Zunft angehörten. Angekommen in einer fremden Stadt, stellten sie sich dem Zunft- oder Zechvater ihres Handwerks vor. Falls keine Arbeit gefunden wurde, erhielten sie 'Zehrgeld' und setzten ihre Wanderschaft fort, meist hielt es sie nicht lange an einer Arbeitsstelle. – Mit Handhabungsspuren. Die ersten Blätter stempelfoliiert, dann ab Bl. 17 von alter Hand in Sepia. Gelegentlich braun- und wasserfleckig. Block etwas gelockert. Vorsatz leimspurig.
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