"Zigeunerlied"
Aquarell, Deckweiß und Bleistift auf Velin, auf Unterlagepapier kaschiert. 1923.
22,8 - 18,6 x 14,3 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Sulamith Wülfing" und datiert, unten links auf dem Unterlagepapier betitelt.
Barfuß und in dünnem, zerrissenem Kleid spielt die junge Frau ihre Geige, hinter ihr lassen drei transparent gezeichnete Geistwesen silbrigweiß schimmernden Feenstaub in die Luft schweben. Mit großer Feinheit erfasst und aquarelliert, zeigt das Blatt ein über die materiellen Erscheinungen hinausgehendes geistiges Bild der Musizierenden in einer kargen Hügellandschaft. Die bezaubernde Zeichnung ist ein charakteristisches Beispiel für das Schaffen Sulamith Wülfings. Ihre ausgeprägte Intuition und Sensibilität ließen sie immer wieder feinsinnige Ausdrucksformen für Spirituelles, für die feinstofflichen, geistigen Welten in ihren Bildern finden. Sie illustrierte Gedichte von Christian Morgenstern und Rainer Maria Rilke und war mit den Familien Fidus und Vogeler befreundet. Die persönliche Begegnung mit Jiddu Krishnamurti hat ihr künstlerisches Gespür für das Übersinnliche sicherlich gestärkt.
Provenienz: Privatbesitz Nordrhein-Westfalen
Ohne Titel
Aquarell und Goldbronze auf dünnem Velin. Um 1926.
26,8 x 19,3 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "My.".
In rhythmischer Bewegtheit lässt Ullmann Pinsel und Feder über das Papier tanzen, spielt mit Positiv- und Negativformen, mit leeren Flächen und kleinen, feinen Anklängen einer Ornamentik, von der sich die Künstlerin zu dieser Zeit bereits wieder weitgehend gelöst hatte, nachdem sie in Franz Cizeks Klasse für Ornamentale Formenlehre ihre Begabung für dekorative Rhythmik geschult hatte. Der experimentelle Unterricht sensibilisierte die Studierenden für ihre innersten Gefühle und ihre Intuition und nutzte dafür auch Techniken der rhythmischen Gymnastik und des Ausdruckstanzes. Diese Bewegtheit, bei Ullmann kein Tanz auf dem Vulkan, sondern eine schwingende Heiterkeit, zeigt sich reizvoll in den gekurvten Linien unserer transparenten, feinsinnigen Komposition.
Provenienz: Privatbesitz Wien
Literatur: Barbara Stark und Lilli Hollein (Hrsg.), My Ullmann - Bilder, Bühne, Kunst am Bau, Ausst.-Kat. MAK Wien und Städtische Wesenberg-Galerie Konstanz, Petersberg 2023, Vortitel mit ganzseitiger Abb.
Hoffmanneske Szene
Farblithographie auf festem Velin. 1921.
31,6 x 22,8 cm (35 x 26,4 cm).
Signiert "Klee", datiert und mit der handschriftlichen Werknummer "123".
Kornfeld 82 II c, Söhn HdO 101-6.
Eines der Hauptblätter des Künstlers, das seine schöpferische Phantasie und Verspieltheit zeigt, entstanden in der Frühzeit des Bauhauses. Paul Klee schuf für die Erste Bauhaus-Mappe seine beiden frühesten Farblithographien, "Die Heilige vom innern Licht" (Kornfeld 81) und die "Hoffmanneske Szene". In die von rechteckigen Farbfeldern bestimmte Komposition setzt er um ein dreischiffiges Gebäude herum skurrile Figuren, wuchernde Pflanzen und geheimnisvolle Symbole. "Seine Begeisterung für E.T.A. Hoffmann äußerte Klee bereits am 26. Februar 1906 gegenüber seiner Freundin und späteren Frau Lily Stumpf: 'so nahm ich wieder Hoffmanns Erzählungen vor und las aus den 'Phantasiestücken' den 'Magnetiseur' (grossartig)'" (Staatsgalerie Stuttgart, staatsgalerie.de, Zugriff 05.03.2025). Die farbige Lithographie wurde gedruckt von zwei Farbsteinen in Gelb und Violett. Erschienen als Blatt 6 der I. Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Deutsche Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1922, mit dem Blindstempel des Bauhaus Weimar (Lugt 2558 b). Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
Kopf
Lithographie auf Maschinenpapier. 1921.
17,2 x 12,2 cm (29,1 x 23,3 cm).
Signiert "a.jawlensky." (ligiert).
Rosenbach 17, Söhn HdO 104-7.
Erschienen als Blatt 7 der IV. Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Italienische und russische Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1923. Aus einer Gesamtauflage von 110 Exemplaren, gedruckt von der Druckerei des Staatlichen Bauhauses Weimar, mit dem Blindstempel unten links (Lugt 2558 b). Schöner, differenzierter Abzug wohl mit dem vollen Rand.
Dorfstraße
Farbstift auf Velin. 1922.
24 x 32,8 cm.
Unten links mit Farbstift in Rotbraun monogrammiert "A.N.J. A.A.M.G.", unten rechts datiert.
Phantasievoll und beinahe märchenhaft gestaltet der junge Künstler die dörfliche Szenerie. Vermutlich entstand die Zeichnung in Ascona oder in Wiesbaden, wo Jawlensky 1922 lebte. Zu dieser Zeit bestand eine intensive Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn. Andreas Jawlensky zeigte sich anfänglich von van Gogh beeinflusst, ging aber später zum Expressionismus über. Vorwiegend beschäftigt er sich mit russischen Motiven, Traumvisionen einer Heimat, die er selber nie erlebt hatte.
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 04.06.2016, Lot 1159
Privatbesitz Wiesbaden
"Teltow, 1"
Zinkätzung auf Bütten. 1914.
17,8 x 23,7 cm (25 x 34,1 cm).
Signiert "Lyonel Feininger", datiert und betitelt.
Prasse E 53 A (von B).
Die Graphik entstand nach dem Gemälde "Teltow I" von 1912. Eines von etwa fünf bekannten Exemplaren dieses Zustands und eines von zwei Prasse bekannten Blättern auf cremefarbenem Bütten und mit dem Blindstempel des Staatlichen Bauhaus Weimar (Lugt 2558 b). Prachtvoller, klarer Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und Rand.
Kreis und Flächen
Linolschnitt auf Velin. 1922.
11 x 8,3 cm (29 x 22,6 cm).
Signiert "Moholy=Nagy" und gewidmet.
Dreiecke, Rechtecke und ein Kreis gruppieren sich in der Bildkomposition zueinander und sind verbunden sowie durchdrungen von filigranen Linien. Die Spannung besteht in einer interessanten Wechselwirkung einander durchscheinender Flächen, die der Komposition eine transparente Tiefe verleihen. "Moholy-Nagy entdeckte gleichzeitig - um die Jahreswende 1921/22 - die kristallene Schönheit der Werke von Malewitsch und die Glasarchitekturtheorie von Adolf Behne. Aus beiden entstand seine Glasarchitekturmalerei. Die schwingenden Quadrate und Rechtecke von Malewitsch inspirierten seine schöpferische Phantasie - er ordnete die Formen vor- und hintereinander an, aber so, dass sie durchscheinend blieben und ihr Struktursystem sich klar abzeichnete. Die innere, irreale Klarheit der suprematistischen Bilder bewahrte er, ordnete aber das freie, ungebundene Schweben der Elemente in eine rationale Form und verlegte die Betonung auf das neue Element: auf ungestörte Schönheit, Harmonie und Dekorativität." (Krisztina Passuth, Moholy-Nagy, Weingarten 1986, S. 31). Kurz darauf, im Jahr 1923, wurde Moholy-Nagy als Nachfolger Johannes Ittens von Walter Gropius ans Bauhaus berufen. Prachtvoller, reliefartiger Druck, tiefschwarz und klar in den Details, mit sehr breitem Rand.
Meyer-Bergner, Lena
entwurf für doppelgewebe (hohlgewebe)
Los 7128
Schätzung
900€ (US$ 1,000)
"entwurf für doppelgewebe (hohlgewebe)"
Aquarell über Bleistift auf Maschinenpapier. Um 1928.
29,8 x 21 cm.
Unten rechts mit Bleistift betitelt und bezeichnet "kette: weiss", 5
Nach ihren Studien am Bauhaus im Vorkurs bei Albers sowie in den Kursen von Klee, Kandinsky, Moholy-Nagy, Schlemmer und Joost Schmidt schloss Lena Meyer-Bergner 1930 ihr Bauhausdiplom ab, nachdem sie insbesondere in der Weberei und der Reklamewerkstatt tätig gewesen war. Im selben Jahr folgte sie Hannes Meyer, den sie später heiratete, in die Sowjetunion, wo sie für die Textilindustrie Entwürfe erarbeitete. Insbesondere der Gestaltungsunterricht von Paul Klee spiegelt sich im Schaffen der Textilkünstlerin wider, wobei sie sich in erster Linie auf Gebrauchsstoffe konzentrierte, was sie zu einer typischen Vertreterin der Bauhausorientierung unter Hannes Meyer werden ließ.
Provenienz: Nachlass Lena Meyer-Bergner
Schneider-Henn, München, Auktion Mai 1991, Lot 476
Privatbesitz Hessen
"entwurf für jaquard"
Aquarell über Bleistift auf Maschinenpapier. Um 1928.
29,8 x 21 cm.
Unten rechts mit Bleistift betitelt und bezeichnet "kette: gelb / schuss: orange, braun", verso unten rechts mit Bleistift signiert "lbergner".
In ihrer Zeit am Bauhaus in Dessau, um 1928, schuf Lena Meyer-Bergner die Textilentwürfe, die ihr Leben lang aufbewahrte. In Winter 1928/29 hatte sie die Färbereischule in Sorau besucht und leitete danach die Färbereiabteilung am Bauhaus Dessau. Ab 1929 arbeitete sie in der Textilwerkstatt unter der Leitung von Gunta Stölzl und zählt neben dieser, Anni Albers, Otti Berger und Benita Koch-Otte zu den wichtigsten Textilkünstlerinnen des Bauhauses.
Provenienz: Nachlass Lena Meyer-Bergner
Schneider-Henn, München, Auktion Mai 1991, Lot 476
Privatbesitz Hessen
Meyer-Bergner, Lena
entwurf für doppelgewebe (hohlgewebe)
Los 7130
Schätzung
900€ (US$ 1,000)
"entwurf für doppelgewebe (hohlgewebe)"
Aquarell über Bleistift auf Maschinenpapier. Um 1928.
29,8 x 21 cm.
Unten rechts mit Bleistift betitelt und bezeichnet "kette: weiss", verso unten rechts mit Bleistift signiert "lbergner".
Meyer-Bergner, eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Textilkunst am Bauhaus, entwirft eine geometrisch gestaltete, vertikal geteilte Stoffbahn in Schattierungen von Blau, Grau und Gelb.
Provenienz: Nachlass Lena Meyer-Bergner
Schneider-Henn, München, Auktion Mai 1991, Lot 476
Privatbesitz Hessen
Zwei Textilentwürfe
2 Bl. Farbstifte und Bleistift auf Maschinenpapier. Um 1928.
Je 30 x 20,5 cm.
Beide in den Rändern mit Bleistift mit Web- und Farbanweisungen bezeichnet sowie "a.7." bzw. "a.8.".
Spiegelsymmetrisch angelegte, geometrische Entwürfe, möglicherweise für Wandbehänge. "Die Bild- oder Gobelinweberei hat ihren Sinn insofern, als sie innerhalb des modernen, vom Ornament erlösten Raumes eine Möglichkeit gibt, Gegenstand zweckentbundener, reiner Betrachtung zu sein." (Helene Nonné-Schmidt, d.i. Lena Meyer-Bergner, Das Gebiet der Frau im Bauhaus, in: Vivus voco, Bd. V, Heft 8/9, Leipzig 1926, zit. nach: Hans M. Wingler, Das Bauhaus, Bramsche 1962, S. 126).
Provenienz: Nachlass Lena Meyer-Bergner
Schneider-Henn, München, Auktion Mai 1991, Lot 476
Privatbesitz Hessen
Köpfe (Indianer)
Zimmermannsbleistift und Gouache auf dünnem Briefpapier. Um 1933.
Ca. 29,8 x 21 cm.
Unten rechts mit dem Blindstempel "Nachlass Walter Dexel".
Vorstudien in Form verschiedener Kompositionsalternativen zu dem stilisierten Kopf "Ein Indianer" von 1933 (vgl. Wöbkemeier Nr. 419), das endgültige Motiv mittig unten dann schon in dem monochromen Rot des späteren Gemäldes koloriert. Anfang der 1930er Jahre schuf Dexel eine ganze Serie typisierter Köpfe, die er mit Zirkel und Lineal entwarf und in der er es trotz der geometrischen Abstrahierung schaffte, den Typus des jeweiligen Zeitgenossen bildhaft zu machen. Auf der Rückseite eines Briefbogens von Grete Dexel mit dem typographischen Briefkopf und der Adresse in Jena.
Der Jesuit
Bleistift und Pinsel in Rot auf Manila-Schreibmaschinenpapier. Um 1930-33.
20,8 x 16,8 cm (gefaltet).
Unten links mit dem Blindstempel "Nachlass Walter Dexel", seitlich und verso mit Bleistiftannotationen.
Wie mit dem Lineal entworfene und in klarer Formensprache geometrisch abstrahierte, ganz im Sinne der "Neuen Reklame" oder der "Neuen Typografie" gestaltete Typisierung eines Ordensmannes, die das Wesentliche des Menschenstyps mit den Mitteln des Konstruktivismus pointiert erfasst. Auf gefaltetem Briefbogen mit dem typographischen Briefkopf von Grete Dexel zeichnet Dexel die Studie zur gleichnamigen, 1933 entstandenen Tempera- und Tuschearbeit (Wöbkemeier 410), nach der er wiederum 1968 eine Serigraphie schuf (veröffentlicht als Blatt 2 der Dexel-Mappe 2, Vitt 25). "Diese Arbeiten sind ganz sicher ein wichtiges und einmaliges Zeugnis der Ausdrucksmöglichkeiten des Konstruktivismus." (Walter Vitt, Walter Dexel, Köln 1971, S. 10).
Provenienz: Nachlass des Künstlers
Galerie Meißner, Hamburg
Privatbesitz Hessen
Quadrate 1925
Holzschnitt, aquarelliert, auf Japanbütten. 1925.
23,1 x 21,6 cm (48 x 34,8 cm).
Signiert "W DEXEL". Auflage 40 num. Ex.
Vitt 16.
Handdruck des Künstlers, erschienen als Eigenedition. Prachtvoller Druck mit leuchtend aquarellierten Partien, mit sehr breitem Rand.
L'homme au cochon
Umdrucklithographie auf Bütten. 1922/23.
46,3 x 32,4 cm (57,5 x 32,3 cm).
Signiert "Marc Chagall". Auflage 35 num. Ex.
Mourlot 21.
Das äußerst seltene Blatt in einem transparenten, fein differenzierten Druck mit breitem Rand. Die feine, mechanisch wirkende Rasterung im Druck entstand laut den Angaben Mourlots durch die Verwendung eines geleimten Umdruckpapiers, dessen Oberfläche sich im Druck abbildet: „Diese Lithographie und die Nr. 20 [Akrobat] gaben Anlass zu Diskussionen; sie war nämlich auf Papier angefertigt, dessen Leimgrund von feinen Quadraten durchrastert war. Dies erzeugt einen mechanischen Aspekt, der bei einigen Spezialisten Zweifel erweckte, obwohl es sich um eine Originalarbeit handelte, die mit der Handpresse abgezogen wurde“ (zit.n. Fernand Mourlot, Chagall Lithograph, 1960, S. 51). Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, dass die Übertragung auf den Stein in Form einer Autographie erfolgte (vgl. Christofer Conrad, in: Marc Chagall. Die Lithographien. La Collection Solier, Stuttgart 1998, S. 39). Die Lithographie entstand nämlich in den Jahren 1922-23 in Berlin, kurz nachdem Chagall von Russland in die deutsche Hauptstadt übergesiedelt war. Angeregt von Paul Cassirer, schuf Chagall eine Reihe von Radierungen und Holzschnitten sowie eine Gruppe von 24 Lithographien, zu der die hier vorliegende zählt. Anders als in seinen späteren Arbeiten, zeichnete Chagall seine Vorlagen für diese Gruppe alle auf Umdruckpapiere, die von Cassirer wiederum zum Druck in eine Druckerei gebracht wurden. Die Arbeit auf dem Umdruckpapier war typisch für die Inflationsjahre, denn Lithosteine waren knapp, und aus Kostengründen war man darauf bedacht, potentielle Schäden bei der direkten Arbeit auf den Stein zu vermeiden (vgl. Christofer Conrad, in: Marc Chagall. Die Lithographien. La Collection Solier, Stuttgart 1998, S. 41). Bitte Zustandsbericht anfragen.
Zwei weibliche Akte
Lithographie auf Bütten. 1921/22.
36 x 29 cm (49,5 x 33,5 cm).
Signiert "Archipenko".
Karshan 25, Söhn HdO 104-1.
Erschienen als Blatt 1 der IV. Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Italienische und russische Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1923. Aus einer Gesamtauflage von 110 Exemplaren, gedruckt von der Druckerei des Staatlichen Bauhauses Weimar, mit dem Blindstempel unten links (Lugt 2558 b). Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
Die Familie des Harlekin
Lithographie auf Maschinenpapier. 1922/23.
30,5 x 20,6 cm (46,2 x 29,8 cm).
Signiert "GinoSeverini".
Meloni 14, Söhn HdO 104-11.
Erschienen als Blatt 11 der IV. Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Italienische und russische Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1923. Aus einer Gesamtauflage von 110 Exemplaren, gedruckt von der Druckerei des Staatlichen Bauhauses Weimar, mit dem Blindstempel unten links (Lugt 2558 b). Prachtvoller, klarer Druck mit dem wohl vollen Rand.
Häuser vor dunklem Himmel
Aquarell auf hauchfeinem pergaminartigen Velin. Um 1920.
24,8 x 32 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "FR".
Seeba 1905.
Eindringlich hell und zugleich traumverloren leuchten die mit feinen linearen Ornamenten gestalteten Häuser unter tiefdunklem Himmel. Rot- und Blautöne dominieren die menschenleere Komposition. Im Jahr 1920 tritt Radziwill als jüngstes Mitglied in die Freie Sezession in Berlin ein; er schließt Bekanntschaft mit Dix, Grosz, Pechstein, Heckel, Schmidt-Rottluff und Schlichter.
Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 41, 26.11.1994, Lot 206
Privatsammlung Berlin
Ausstellung: Franz Radziwill und Bremen, Kunsthalle Bremen 2017, Kat. Nr. 19
Ohne Titel
Bleistift und farbige Kreiden auf Velin, aufgezogen auf Karton. 1920.
Ca. 34 x 45 cm.
Unten links mit Kreide in Schwarz signiert "Christ B" und datiert.
Der niederländische Künstler Chris Beekman studierte an der Kunstakademie in Den Haag und begann bereits in frühen Jahren, im Stil der Haager Schule zu malen. Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Paris kehrte Beekman 1916 in die Niederlande zurück und pflegte Freundschaften mit linksradikalen Künstlern wie Bart van der Leck, Peter Alma und Robert van 't Hoff. In dieser Zeit begannen seine Gemälde und Zeichnungen, flache, stilisierte figurative Motive zu zeigen. Beeinflusst von einer Begegnung mit Piet Mondrian, wird sein Werk zunehmend von den Prinzipien der De Stijl Bewegung geprägt, und die Suche nach Abstraktion wird in den Vordergrund gerückt. 1919, nach einem Disput mit Theo van Doesburg, dem führenden Kopf der De Stijl-Bewegung, brach Beekman mit der Gruppe. Obwohl der Künstler anfangs weiterhin abstrakte Werke schuf, wandte er sich mehr und mehr einer figürlichen, sozial engagierten Kunst zu. Der hier vorliegende Kopf ist stilistisch noch ganz im Stil seiner frühen abstrakten Arbeiten gehalten.
Provenienz: Privatbesitz Europa
Schwitters, Kurt
Ohne Titel (Scheveningen-Voorburg)
Los 7140
Schätzung
70.000€ (US$ 77,778)
Ohne Titel (Scheveningen-Voorburg)
Merzzeichnung. Collage, verschiedene Papiere und Stoff auf leichtem Karton, auf Unterlagekarton montiert. 1926.
14,7 x 11,2 cm.
Unten links auf dem Unterlagekarton mit Bleistift signiert "Kurt Schwitters" und datiert.
Orchard/Schulz (2003) 1447.
Fundstücke und Abfallprodukte, banale Fragmente und unbrauchbare Materialien transformiert Schwitters auf revolutionäre Weise zu Kunstwerken und erfüllt sie mit seinem persönlichen Geist, seinem Charme und seiner Poesie. Ein Eisenbahnbillett von Scheveningen nach Voorburg springt unten rechts ins Auge, oben links steht in Beziehung dazu ein Fahrscheinfragment aus Schwitters' Heimatstadt Hannover. Beides bildet eine Art Klammer um die kantigen, mehrfarbigen, in rhythmischer Komposition zusammengesetzten Materialien. Schwitters' frühe, nach 1922 entstandene Collagen weisen häufig eine geradlinige Anordnung auf, zeigen oft ein ausgeprägtes Gespür für Rhythmus und geometrische Muster und spiegeln sowohl seine Verbundenheit zum russischen Konstruktivismus als auch seine Freundschaft mit El Lissitzky wider. Sie sind zudem deutlich vom Geist des Dada geprägt. Schwitters, einer der individuellsten Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und damit bald Bürgerschreck, nahm früh aktiv an Dada-Ausstellungen teil und arbeitete mit Künstlern wie Raoul Hausmann und Hannah Höch zusammen. Er distanzierte sich jedoch von den destruktiven und kommunistisch-revolutionären Aspekten des Dadaismus und verstand Kunst nicht vorrangig als Instrument für politische Botschaften, sondern betonte das kreative Potenzial von „Merz", das er sowohl mit seiner Kunst als auch mit Texten begründet. Das Wortfragment „Merz", abgeleitet von „Commerzbank", entstand zufällig im Prozess des Collagierens und steht für eine Weltanschauung der Ästhetisierung von scheinbar zufälligen Beziehungen. Schwitters' Verbindung zu Theo van Doesburg und de Stijl beeinflusste wahrscheinlich seine Verwendung geometrischer Formen und Muster in seinen Collagen dieser Zeit. Er entwickelte eine intensive Beziehung zu den Niederlanden und knüpfte Kontakte zu dortigen Künstlern wie Piet Mondrian und Vilmos Huszar. Schwitters' frühe Collagen der Jahre 1924 bis 1926 stellen eine entscheidende Phase seiner künstlerischen Entwicklung dar.
Provenienz: Galerie Vömel, Düsseldorf 1971
Privatsammlung Düsseldorf
Privatsammlung Düsseldorf (durch Erbschaft von der Vorbesitzerin)
Marokkanisches Mädchen
Pinsel in Graubraun auf faserigem Japanbütten. Um 1923.
62 x 45,3 cm.
Unten links mit Pinsel in Graubraun signiert "Erich Wolfsfeld" und bezeichnet "Tetuan".
Seit seinen ersten Reisen in die Türkei im Jahr 1905 blieb Wolfsfeld der Kultur Südeuropas und des Nahen Ostens immer verbunden. In den 1920er Jahren reiste er nach Marokko (1923), nach Ägypten und Palästina (1928). Das Bildnis eines stehenden jungen Mädchens entstand, Wolfsfelds Bezeichnung entsprechend, in Marokko. Genaue Beobachtung und präzise Formgebung lassen das Bildnis des Mädchens zeitlos und naturnahe erscheinen, während die Kleidung skizzenhaft angedeutet bleibt. Die ausdrucksstarke Zeichnung lässt den Einfluss seiner Vorbilder Rembrandt und Menzel erahnen.
Provenienz: Privatsammlung Berlin
Bassenge, Berlin, Auktion 100, 01.12.2012, Lot 8407
Sammlung Henning Lohner, Berlin
Ausstellung: "Übersehene Bilder", Kunstmuseum Solingen, 2006/07, Abb. S. 202
"Zuckerhof bei Sayda, Erzgebirge"
Kreide in Schwarz auf halbtransparentem Skizzenblockpapier. 1924.
32,5 x 43,3 cm.
Unten rechts mit Kreide in Schwarz signiert "Fritz Bleyl" und datiert, unten links betitelt.
Mit charakteristischer Lockerheit und Ungezwungenheit im Strich zeichnet Bleyl die ländliche Szenerie zügig und klar. Der in Sachsen geborene Künstler verbrachte einige Jahre seiner Kindheit im Erzgebirge. Nach Gründung der Künstlergruppe "Brücke" 1905 beteiligte sich Bleyl sehr aktiv an den gemeinsamen Ausstellungstätigkeiten der Gruppe, trat aber schon 1907 wieder aus, da er sich für ein bürgerlicheres Leben entschieden hatte.
Provenienz: Lempertz, Köln, Auktion 792/793, 11.11.2000, Lot 686a
Privatbesitz Hessen
Parklandschaft
Öl auf Leinwand.
48 x 31 cm.
Oben rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "Hein Steiauf".
Die Bäume scheinen miteinander in schwingender Rhythmik zu tanzen, die Natur zeigt der Künstler auf ganz eigentümliche Weise bewegt und in seinem individuellen neusachlichen Stil. Steiauf, ausgebildet an der Frankfurter Städelschule und der Frankfurter Künstlergesellschaft, bei Johann Vincenz Cissarz und ab 1931 als Meisterschüler bei Max Beckmann, muss 1933, nach der Auflösung der Meisterklasse durch die Nationalsozialisten, seine Ausbildung abbrechen und arbeitet fortan abseits des öffentlichen Kunstbetriebs (vgl. Museum Kunst der Verlorenen Generation, verlorene-generation.com, Zugriff 28.01.2025). Verso Reste einer weiteren Komposition.
Stilleben mit Kürbis
Öl auf Holz. Um 1925.
36 x 46 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Weinrot monogrammiert "CH" (ligiert) und datiert.
Wohlert 671.
In der Schlichtheit ihrer Auffassung und der unübertroffenen malerischen Delikatesse gehören Hofers Stilleben zweifellos zu den Höhepunkten seines künstlerischen Schaffens. Das herbstliche Arrangement von Kürbis, Mohrrübe, Rettichen und Gurke, locker drapiert auf dem dunklen Tisch, gestaltet er in delikat abgemischten Nuancen von Grün-, Braunviolett- und Orangetönen. Gemüse und Früchte stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit, während der Hintergrund in unbestimmtem Dunkel bleibt. Die Formen sind vereinfacht, der Duktus weich und locker, die Komposition wirkt geschlossen und, dank der Mohrrübe im Vordergrund, zugleich spannungsreich. Die Stilleben Hofers, entstanden seit den 1920er Jahren, stellen einen fast intimen Bereich innerhalb des Schaffens des Künstlers dar. Sie sind gleichsam malerische Fingerübungen, die dem Künstler die erforderliche Kraft und Konzentration für die monumentalen Figurenkompositionen gaben.
Provenienz: Stuttgarter Kunstkabinett R. N. Ketterer, T. 1, S. 47, Lot 195, Abb. Taf. 150 (hier: Stilleben mit Kürbissen, Rettichen und Rübe) (mit dessen Klebeetikett verso, dort bezeichnet "195")
Kunsthaus Lempertz, Köln, Auktion 508, 1969, Lot 4486, Abb. Taf. 7 (hier: Gemüse-Stilleben)
Galerie Pels-Leusden, Berlin
Galerie Bassenge, Berlin, Auktion 65, 27.05.1995, Lot 6419 (hier: Stilleben mit Kürbis, Gurke, Rettich und Rübe)
Privatbesitz Berlin
Ausstellung: Neue Kunst am Oberrhein Freiburg 1926, S. 10, Nr. 46
Das Stilleben in der Kunst des 20. Jh., Galerie Pels-Leusden, Berlin 1974, S. 5, Nr. 33
Stilleben
Öl auf Malpappe. 1920.
47,7 x 34,7 cm.
Oben rechts mit Pinsel in Schwarzbraun monogrammiert "B." und datiert.
Ausschnitthaft, mit klarer Schärfe und in teils leuchtendem Komplementärkontrast schildert Behringer die Gegenstände auf dem runden braunen Tisch. Eine blaue Obstschale mit gelben Äpfeln, daneben eine geschwungene grüne Blumenvase und im Vordergrund die türkisgrüne Tasse. Der Rest des behaglich wirkenden Umraums in warmen, erdigen Farben bleibt dagegen unklar. Behringer, der heute als einer der wichtigsten Vertreter des Leipziger Expressionismus gilt, wirkte im Umkreis von Christian Rohlfs, Rüdiger Berlit und Max Schwimmer und gehörte zum engeren Bekanntenkreis von Max Beckmann. Gemälde Behringers aus dieser frühen Zeit Anfang der 1920er Jahre sind auf dem Kunstmarkt sehr selten.
Provenienz: Privatbesitz Süddeutschland
Andersen, Robin Christian
Stilleben mit Äpfeln und Maiskolben
Los 7146
Schätzung
900€ (US$ 1,000)
Stilleben mit Äpfeln und Maiskolben
Öl auf Malpappe.
41,5 x 25,3 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Braun signiert "R. C. Andersen".
In kraftvollem Gestus und naturnaher Farbwahl schildert Andersen das dank der Schräge im Hintergrund besonders spannungsvoll komponierte Stilleben. Ab 1911 zählte er zu den Mitgliedern der Neukunstgruppe in Wien, der u.a. auch Egon Schiele, Albert Paris Gütersloh, Anton Kolig und Anton Faistauer angehörten. Im März 1918 nahm Andersen an der legendären, von Egon Schiele organisierten 49. Secessionsausstellung teil und wurde Mitglied der von Egon Schiele initiierten Neuen Secession Wien.
Provenienz: Privatbesitz Wien
"Stilleben mit Büchern"
Aquarell und Feder in Schwarz über Bleistift auf festem Skizzenblockpapier. 1924/25.
37 x 49 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Franz Radziwill", mit Bleistift monogrammiert "FR" und datiert "25", verso nochmals signiert, datiert "1924" und betitelt sowie bezeichnet "K. 999" und auf Klebeetikett "117".
Seeba 2539.
Die beinahe übernatürliche Transparenz der Glasflaschen und die warme Materialität der Bücher und der Pflanze stellt Radziwill in einen reizvollen Kontrast zueinander, indem er in meisterlicher Aquarelltechnik die unterschiedlichen Oberflächenwirkungen der Objekte auf der roten Tischplatte schildert. Harmonisch korrespondieren Rot- und Grüntöne miteinander, präzise Federstriche akzentuieren einige Konturen und unterstreichen die Klarheit der Bildgegenstände.
Provenienz: Nachlass des Künstlers
Sammlung Wolf Jobst Siedler, Berlin (in den späten 1960er Jahren direkt aus dem Nachlass erworben)
Ausstellung: Franz Radziwill, Rathaus Wilmersdorf, Berlin 1967 (Abb. S. 96)
Werder im Schnee
Öl auf Leinwand. 1920.
75 x 90 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "F. Heckendorf" und datiert.
Schräg fallen die Sonnenstrahlen aus der aufreißenden, tiefdunklen Wolkendecke und beleuchten die verschneiten Wege und Wiesen bei Werder. Die frühe, stimmungsvolle Szenerie im Havelland beeindruckt mit den sensibel und atmosphärisch dicht gesetzten Kontrasten. Mit großzügigem, schwungvollem Duktus sind die Farben pastos aufgetragen und verleihen der kurvenreich bewegten, tiefenräumlich wunderbar durchgestaffelten Landschaft ebenso wie dem wolkendurchzogenen Himmel einen besonderen Schwung. "Stets hat Heckendorf die Motive wie von einer nicht vorhandenen Anhöhe herab geschildert. Er musste sich erheben, um einen möglichst großen Überblick zu haben und aus dieser Sicht das Ganze im Bilde zusammenzubinden. Für viele seiner Landschaften könnte man zutreffend sagen: 'Wie ein Vogel flog er drüber hin'." (Horst Beyer, in: Franz Heckendorf, Galerie Michael Haas, Berlin 1984). 1919 bezog Franz Heckendorf in Geltow bei Potsdam die Villa Auf dem Franzenberge 7, das Haus der Künstlerin Hannah Schreiber-de Grahl, bald umbenannt in Villa Heckendorf; Havellandschaften zählten nun zu seinen bevorzugten Motiven. Die Echtheit wurde von Trautl Jährling, Pfungstadt, am 31.03.2025 telefonisch bestätigt.
Provenienz: Sammlung Wolf Jobst Siedler, Berlin
Südfranzösische Küste
Öl auf Holz. 1932.
75 x 95 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "F. Heckendorf" und datiert.
Seit 1933 galt Heckendorfs Malerei als "entartete Kunst". Das vorliegende Gemälde entstand kurz zuvor, noch unbeeinflusst von der kommenden Erniedrigung. Heckendorf gestaltet die mediterrane Landschaft in nuancenreich differenziertem Blau, Grün und Rotbraun. Die in ihrem unbefangenen, dynamischen Duktus und Kolorit lebendige und frische Arbeit intensiviert den Natureindruck durch das Nebeneinander von kräftigen, leuchtenden Lokalfarben mit klaren Konturen. Die stimmungsvolle südliche Szenerie beeindruckt mit den sensibel und dicht gestaffelten Bildgründen, die der Maler von seinem typischen, leicht erhöhten Standpunkt aus schildert und die der Komposition eine besondere Tiefe verleihen. Die Echtheit wurde von Trautl Jährling, Pfungstadt, am 31.03.2025 telefonisch bestätigt.
Provenienz: Privatbesitz Österreich
Rüdersdorfer See mit Kalkwerk
Aquarell und Deckweiß über Bleistift auf Aquarellkarton. 1932.
51 x 71 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Kuhfuss".
Hellwich/Röske 32/44.
Durchstrahlt von Kuhfuss' eigenwilliger, gelblichgrüner Tonalität, erfüllt die märkische Industrielandschaft ein fast magisches Leuchten. "Paul Kuhfuss hat nun seine unverwechselbare Handschrift gefunden. Seine phantasievollen, poetischen, bisweilen traumhaften Bilder entziehen sich weitgehend einer Zuordnung zu Stilrichtungen oder Strömungen seiner Zeit" (Peter Röske, in: Hellwich/Röske, S. 14).
Provenienz: Bassenge, Berlin, Auktion 59, 06.05.1992, Lot 6781
Privatsammlung Berlin
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2024 Galerie Gerda Bassenge
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
14193 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag, 10–18 Uhr,
Freitag, 10–16 Uhr
Telefon: +49 30 8938029-0
Fax: +49 30 8918025
E-Mail: info (at) bassenge.com
Impressum
Datenschutzerklärung
© 2022 Galerie Gerda Bassenge