Toulouse-Lautrec, Henri de
Yvette Guilbert, Chanson Ancienne
Los 8000
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
875€ (US$ 911)
Yvette Guilbert, Chanson Ancienne
Lithographie über beiger Tonplatte auf Bütten. 1898.
32,3 x 26,6 cm (49,5 x 37 cm).
Delteil 257, Wittrock 276.
Blatt sechs aus der Folge Yvette Guilbert. Aus der ersten Auflage von 350 Exemplaren auf Bütten, herausgegeben von Bliss, Sands & Co., London. Prachtvoller, klarer Druck mit dem vollen Rand, rechts mit dem Schöpfrand.
Provenienz: Sammlung "ES", mit deren Stempel verso (Lugt 3498)
Der Stadtmensch
Feder und Pinsel in Schwarz, aquarelliert und weiß gehöht, auf festem Velinkarton. Um 1900/1910.
47,8 x 60,9 cm.
Unten links mit Feder in Schwarz signiert "Th.Th.Heine".
Als einer der wichtigsten Mitarbeiter und genialsten Karikaturisten der Satirezeitschirft Simplicissimus prägte Heine mit seinen zahlreichen Zeichnungen das Blatt bis zu seiner Verfolgung 1933 entscheidend mit. Untrennbar vom Simplicissimus auch das von ihm entworfene Logo der Zeitschrift in Form einer von der Kette gerissenen, zähnefletschenden roten Bulldogge, die in der hier vorliegenden Arbeit neugierig aber mit wenig Angriffslust über das Kopfsteinpflaster rennt. Mit Witz und monochromer Farbpalette karikiert Heine einen modern gekleideten, groß gewachsenen Fremden, neben ihm sitzend ein uniformierter Dienstmann vor plakativer Kulisse. Typisch für Heine, der unter Zeitgenossen als Meister der feinen Linie bekannt war, ist die korrekte Ausgestaltung und saubere Malweise seiner Arbeiten.
Provenienz: Sammlung Wilhelm Denzel (verso mit dem Sammlerstempel)
Zisska & Lacher, München, Auktion 66, 13.05.2016, Lot 2143
Privatbesitz Norddeutschland
Morisot, Berthe
La Montagne de l'observatoire aux environs de Nice
Los 8002
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
6.875€ (US$ 7,161)
La Montagne de l'observatoire aux environs de Nice
Aquarell und Bleistift auf Bütten. 1889.
22,2 x 26,7 cm.
Unten rechts mit dem grünen Monogrammstempel "B. M".
Wildenstein 773.
Die Hügellandschaft mit dem Observatorium bei Cimiez in der Umgebung von Nizza zeichnet Morisot mit feinem Pinsel und flüssigem Duktus in zart abgestimmter Farbigkeit. Berthe Morisot, eine der bedeutendsten Malerinnen des späten 19. Jahrhunderts, war die erste Frau in der Gruppe der Impressionisten. Als junge Frau erhielt sie ab 1860 Malunterricht bei Camille Corot; 1874 nahm sie mit neun Werken an der ersten Impressionistenausstellung teil und war bis 1886, mit nur einer Ausnahme, an allen Ausstellungen dieser Gruppe vertreten. Im Dezember 1874 heiratete sie Eugène Manet, den Bruder Édouard Manets. Im Folgejahr wurde ihre Tochter Julie Manet geboren.
Das Observatorium bei Nizza auf dem Gipfel des Mont Gros, erst kurz zuvor im Jahr 1881 errichtet, ist nicht nur wissenschaftliche Stätte, sondern auch ein Meisterwerk der Architektur, konstruiert von Charles Garnier und Gustave Eiffel.
Provenienz: Privatbesitz Westdeutschland
Ausstellung: Galerie Durand-Ruel, Paris 1896, Nr. 336
Musée de Dieppe 1957, Nr. 71
Skarbina, Franz
Friedhof in Schenna, Südtirol
Los 8004
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.750€ (US$ 4,948)
Friedhof in Schenna, Südtirol
Öl auf grundiertem Velin, kaschiert auf dicke Malpappe. Um 1890.
45,5 x 65,5 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Rot signiert "F. Skarbina", rückseitig auf dem Keilrahmen mit Kreide und auf einem Klebeetikett von fremder Hand numeriert "266".
Die Unbehaglichkeit der Szenerie dringt nur langsam zum Betrachter durch. Doch ist da diese auffallend düstere Farbgebung, die Anlass zum genauen Hinsehen gibt. Franz Skarbina richtet seinen Blick in der hier vorliegenden Arbeit auf eine einsame, in sich gekehrte junge Frau in feierlicher Tracht an einem frisch ausgehobenen Grab. Die Geschichte wird in Südtirol erzählt, wohl auf einem Friedhof in dem kleinen Ort Schenna bei Meran, wo sich Skarbina zwischen 1881 und 1896 mehrfach nachweislich aufhielt. Das alte Mauerwerk der Friedhofskirche dominiert fast zwei Drittel der Bildbreite, während sich links der Blick auf die hügelige Landschaft mit Obstbäumen öffnet und einen Moment der Hoffnung und Zuversicht suggeriert. Klassisch komponiert führt ein groß aufgetürmter Erdhaufen mit Geröll und alten Knochen schräg von rechts in das Bildgeschehen ein. Kontrastierend zu der Enge dieses Bildausschnittes betrachtet Skarbina links daneben die trauernde Frau aus einfühlsamer Distanz und lässt sie vor der beschaulichen Landschaftskulisse verweilen. In sich gekehrt, die Hände zum Gebet übereinandergelegt, blickt sie in das offene Grab. Details ihrer Tracht und architektonische Schmuckelemente an der Kirchenwand verraten eine Verortung in Südtirol. Noch ist Skarbina dem von Adolph Menzel geprägten Realismus verhaftet. Aber er spielt meisterhaft mit den Kontrasten zwischen dezenter Weite und beklemmender Enge, zwischen minutiös ausgearbeiteten Details auf der linken Seite und dem skizzenhaften Auslaufen des Bildes nach rechts und zwischen sommerlich aufgehellter Farbpalette neben düsteren, wenn auch harmonischen Farbakkorden. Wir danken Dr. Miriam Owesle, Berlin, für ihre mündliche Bestätigung und freundlichen Hinweise zu Titel und Datierung vom 05.10.2022.
Provenienz: Privatbesitz Berlin (wahrscheinlich nach 1975 erworben), seither in Familienbesitz
Ende, Hans am
Birken in Worpsweder Landschaft
Los 8005
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
8.750€ (US$ 9,115)
Birken in Worpsweder Landschaft
Öl auf Malpappe. Um 1900.
Ca. 62 x 45 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Hellbraun monogrammiert "H.a.E.".
Hans am Ende wurde 1889 mit Fritz Mackensen, Fritz Overbeck und Otto Modersohn zum Begründer der Künstlerkolonie Worpswede. Während seiner Ausbildung an der Münchner Akademie bei Wilhelm von Diez fasste er mit Fritz Mackensen gemeinsam den Entschluss, in Worpswede in der Ruhe und Abgeschiedenheit der Natur und nahe dem einfachen, bäuerlichen Leben zu malen. Er bewohnte den Buchenhof, sein Wohn- und Atelierhaus, direkt neben Heinrich Vogeler, der sich 1894 der Künstlerkolonie anschloss. Mit seiner Könnerschaft in der Technik der Radierung war am Ende Vorbild für zahlreiche Schüler in Worpswede, u.a. Vogeler. 1895 erlangten die Worpsweder Maler durch die Ausstellung ihrer Werke im Münchner Glaspalast deutschlandweite Bekanntheit.
In der urtümlichen Natur der Heide- und Moorlandschaften von Worpswede fand am Ende die Motive für seine Landschaftsgemälde, die geprägt von einer hellen Farbpalette Einflüsse impressionistischer Bildsprache aufweisen. Unsere Ansicht einer hochgewachsenen Birke vor weiten Feldern und einem tiefen Bildhorizont erfasst der Künstler mit breiten Pinselstrichen, den durchscheinenden braunen Malgrund stellenweise künstlerisch mit einbeziehend. Die gedeckte Farbpalette verschiedener Grün- und Blautöne von Feld und Himmel wird durch die weißen Partien im Birkenstamm und den dahinter verlaufenden Wolkenbändern in abgestuften Lichtnuancen durchbrochen und aufgelichtet. Am Ende erzielt durch diese besondere Behandlung von Licht und Schatten eine wunderbar atmosphärische, lichtdurchtränkte Stimmung im Bild.
Porträt Wilhelm Bernatzik
Farbholzschnitt auf Japanbütten. 1900/03.
30 x 19 cm (30 x 23 cm).
Signiert "Emil Orlik", datiert sowie gewidmet "s.(einem) l.(ieben Josef) Hoffmann".
Vgl. Glöckner 1980, 87.
Ganz im Stil des Japonismus portraitiert Orlik den österreichischen Maler Wilhelm Bernatzik (1853-1906). Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Wiener Secession, verließ sie jedoch 1905 wegen interner Zwistigkeiten gemeinsam mit der Gruppe um Gustav Klimt. Bernatzik, früh Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, lebte in einer von Josef Hoffmann erbauten Wiener Villa. Bei dem Bildnis scheint es sich um einen der ersten Versuche Orliks auf dem Gebiet des Holzschnittes in Japan zu handeln. Orlik gehörte zu den ersten europäischen Künstlern, die nach der Öffnung Japans das Land bereisten. Auf seiner zehnmonatigen Reise von April 1900 bis Februar 1901 ließ er sich aufs Höchste von der Kunst, der Landschaft und den Menschen inspirieren und wurde zum führenden Vertreter des Japonismus. Besonders das Erlernen der erlesenen Technik des japanischen Holzschnitts interessierte den Künstler auf seiner Reise. Das bei Glöckner publizierte Exemplar, "Porträt eines Japaners" betitelt, weicht in den kleineren Maßen sowie in der Farbigkeit, bei Glöckner in Braun, von unserem ab. Ausgezeichneter, experimentell anmutender Druck, im Bereich der Signatur wohl ausgewischt, links mit Rand, mit der vollen Darstellung. Sehr selten.
Provenienz: Ehemals Familie Bernatzik, Wien
Privatbesitz Wien
Corinth, Lovis
Bauer aus Moterau/Königsberg
Los 8007
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.375€ (US$ 2,474)
Bauer aus Moterau/Königsberg
Bleistift auf Velin. 1879.
26,3 x 19,6 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Lovis Corinth", datiert und teils unleserlich bezeichnet "Du (...) aus Moterau".
Biermann 3.
Mit detailliert ausgearbeiteten Schraffuren zeichnet Lovis Corinth das Portrait eines Bauern aus Moterau. Während das Gesicht des Portraitierten plastisch ausgestaltet erscheint, bleiben Oberkörper und Jacke locker skizziert und schattiert. Diese frühe realistische Zeichnung stammt wohl aus der Lehrzeit des Künstlers an der Königsberger Akademie, an der er ab 1875 ausgebildet wurde.
Tod und Alte
Radierung in dunklem Blaugrün auf Velin. 1896.
17 x 11 cm (28,8 x 23,4 cm).
Signiert "HVogeler".
Rief 11 wohl II d (von f).
Rief bezeichnet das Papier als "Bütten". Prachtvoller Druck, in der Facette etwas Plattenschmutz, mit dem vollen Rand.
Gaul, August
Bärenpetschaft (Bär auf einem Baumstamm)
Los 8009
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.750€ (US$ 2,865)
Bärenpetschaft (Bär auf einem Baumstamm)
Bronze mit dunkelbrauner Patina mit Messingsiegel, in rotschwarzem Granitsockel ruhend. 1899.
10 x 6,4 x 3,5 cm.
Seitlich auf dem Schaft unter dem Bären signiert "Gaul" und datiert.
Gabler 54-2.
Die Haltung des kleinen Bären auf seinem Baumstamm erinnert an die eines Zirkusbären auf einem Ball. Sein runder Rücken entspricht einem Handschmeichler, während er seine Nase spitz nach vorne streckt und sich gleichzeitig mit seinen Pfoten auf der Spitze des Baumstammes abstützt. Später 1914 und 1915 schuf Gaul weitere Versionen von Bärenpetschaften: stehend, auf den Hinterläufen, eilig laufend oder trabend (vgl. Gabler 211-220); Nachlassgüsse sollten jedoch nicht hergestellt werden. Gabler kann einen Ankauf von 18 Bärenpetschaften durch die Galerie Cassirer, Berlin, nachweisen; eine deutliche Abgrenzung zwischen der Ausführung in Bronze und derjenigen in Silber (Gabler 54-1 bzw. 214) ist dabei nicht möglich. Eine Besonderheit stellt bei unserem Exemplar der Sockel, ein Pyramidenstumpf aus rotgesprenkeltem schwarzem Granit dar, in dem das Siegel, eine Schlange in Form eines "S", in einer eingelassenen quadratischen Bronzemanschette ruht. Ausgezeichneter Guss mit differenzierter Patina. Die Gesamthöhe beträgt mit Siegel ca. 12 cm, mit Sockel ca. 15,5 cm.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Im Hafen von Travemünde
Öl auf Malpappe.
37,5 x 48,5 cm.
Unten links mit Pinsel in Dunkelgrau signiert "Ulrich Hübner".
Westerhausen 127.
Der Berliner Impressionist Ulrich Hübner wurde von Zeitgenossen häufig mit Edouard Manet verglichen. Er malte vor allem in Berlin, im Havelland und in den Sommern entstanden zahlreiche Hafenbilder in Hamburg, Lübeck, Warnemünde und Travemünde, wo er zwischen 1909 und 1912 seinen Hauptwohnsitz hatte. In der Galerie von Paul Cassirer waren Hübners Arbeiten seit 1901 regelmäßig in Einzelausstellungen sowie in den Gruppenausstellungen der Berliner Sezession zu sehen.
Leistikow, Walter
Partie aus dem Grunewald
Los 8011
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
9.375€ (US$ 9,766)
Partie aus dem Grunewald
Lithographie, überarbeitet mit Gouache und Aquarell, auf grau-braunem Velin. Um 1898.
47,3 x 64,5 cm (47,3 x 65,7 cm).
Vgl. Nass 15.
Nass unbekannt gebliebener, handkolorierter Probeabzug der frühen Lithographie vom Grunewaldsee, wohl als Vorbereitung einer farbigen Version der schwarz-weißen Fassung. Die Kolorierung typisch für Leistikow in den bevorzugten dunklen Farben und mit den in abendlicher Sonne kupferrot leuchtenden Kieferstämmen, die in stimmungsvollem Kontrast zum zarten Grün der Schatten und Bäume stehen. Mit seiner farblichen Überarbeitung gelingt Leistikow eine wunderbare Arbeit, in der er die Stille und Schönheit des in der Abendsonne durchleuchteten Waldes am Ufer des Grunewaldsee auf besondere Weise einfängt. Mit einer beliegenden Bestätigung von Gerda Benzon, geb. Leistikow, von 1967.
Provenienz: Nachlass Walter Leistikow
Heinz Holtmann, Kiel (bis 1967, siehe beliegender Brief in Kopie)
Privatbesitz Berlin
Kollwitz, Käthe
Bewaffnung in einem Gewölbe
Los 8015
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.375€ (US$ 2,474)
Bewaffnung in einem Gewölbe
Kreide- und Pinsellithographie in Braun auf Similijapan. 1902.
36,7 x 23,4 cm (51,8 x 39,4 cm).
Signiert "Käthe Kollwitz". Auflage 50 num. Ex.
Knesebeck 65 C b.
Verworfene Fassung des vierten Blattes des Zyklus "Bauernkrieg". Aus der Auflage bei Richter 1918. Ausgezeichneter Druck mit breitem Rand.
Barlach, Ernst
Schlafende Vagabunden (Schlafendes Bauernpaar)
Los 8016
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.875€ (US$ 1,953)
Schlafende Vagabunden (Schlafendes Bauernpaar)
Böttgersteinzeug, unglasiert. 1912/ nach 1956.
Ca. 27 x 43 x 29,5 cm.
Seitlich auf Plinthe bezeichnet "E. BARLACH", auf der Unterseite mit der Meißener Schwertermarke und dem Stempel "BÖTTGER STEINZEUG" sowie mit den Nummern "A 1072" und "117J".
Schult 132.
Das Werk ist sichtbar von der Russlandreise des Künstlers beeinflusst, die er im Jahr 1906 für einige Monate antrat. Die dortigen Erfahrungen, die Weite der russischen Steppe und die Begegnungen mit den Menschen wurden der Impuls für einen künstlerischen Neubeginn. Im Anschluss entstehen charakteristische Skulpturen, die bereits Barlachs zukünftigte bildhauerische Sprache, voller Erdschwere und elementarer Ausdruckskraft tragen. Posthume Ausführung nach einer Holzskulptur aus dem Jahr 1912, nach 1956 in unbekannter Anzahl von der Porzellan-Manufaktur Meißen hergestellt. Prachtvoller Guss.
Leierkastenmann
Feder in Schwarz auf Skizzenblockpapier. 1912.
17 x 19,5 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "Grosz" und datiert, verso im unteren Rand mit dem (verblassten) violetten Nachlaßstempel und der Registriernummer in Tusche "3 30 4", zusätzlich mit der Bezeichnung "L4 Nr. 1223".
Das charakteristische Berliner Motiv zeigt noch nicht den um 1915 einsetzenden "messerscharfen Stil", sondern den nervös schwingenden Federstrich der frühen Berliner Zeit mit seinen zügigen, fedrigen und lockeren Linien. Das Blatt entstand direkt nach einem entscheidenden Schritt des Künstlers: Im Frühjahr 1912 war Grosz nach einem Intermezzo bei Richard Müller an der Akademie in Dresden mit einem Stipendium zurückgegangen nach Berlin, an die Kunstgewerbeschule, wo er die Klasse von Emil Orlik besuchte. Grosz zeichnete dort die Pariser "5-Minuten-Croquis" und genoss in diesen kurzen Berliner Vorkriegsjahren in vollen Zügen das Großstadtleben, er "schwamm (...) vergnügt im Strom des Friedrichstraßen-Hurenkorsos, der (billigen) Nachtlokale, des Heinrich-Zille-Balls oder der Admiralspalastredoute. (...) Die Peripherie - er wohnte in Südende - mit Laubenkolonien, Rummelplätzen und abenteuerlicher Stadtlandschaft zog ihn an, er zeichnete ununterbrochen." (Friedrich Ahlers-Hestermann, in: Ausst.-Kat. Akademie der Künste Berlin 1962, S. 23). Grosz zeichnet also die Umgebung seines täglichen Lebens in dem kargen, unsentimentalen Stil dieser frühen Jahre, Tag für Tag, auf unprätentiösen kleinen Skizzenblättern, und so schafft er einen "geradezu enzyklopädischen Querschnitt der Reichshauptstadt 'von unten'" (Hans Kinkel, in: George Grosz, 100 kleine Zeichnungen, Galerie Ilse Schweinsteiger, München 1985, o. S.).
Eine Expertise von Ralph Jentsch vom 21.10.2022 liegt vor. Die Zeichnung wird von Ralph Jentsch in den in Vorbereitung befindlichen Werkkatalog der Arbeiten auf Papier aufgenommen.
Provenienz: Atelier des Künstlers (1912)
Nachlass des Künstlers (1959)
Privatbesitz Süddeutschland
Nolde, Emil
Stehende Südseefrau mit Kind
Los 8021
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
25.000€ (US$ 26,042)
Stehende Südseefrau mit Kind
Aquarell auf Japan. 1913/14.
47,5 x 32,2 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Nolde".
Auf Noldes fast einjähriger Südseereise 1913/14 entstand das Aquarell der stehenden Südseefrau mit Kind im Arm. Mit wuchtigen schwarzen Konturen und in lebhafter Farbigkeit zeichnet er die Figur, während das Umfeld ganz ausgespart bleibt.
Diese lang ersehnte Reise nach Papua Neuguinea - ein zentrales Motiv und reiche Inspirationsquelle im Leben des Künstlers - verdankte Emil Nolde einer wissenschaftlichen Forschungsexpedition, an der er gemeinsam mit seiner Frau Ada teilnehmen durfte. Der Künstler wurde als ethnographischer Zeichner engagiert, um für das Berliner Reichskolonialamt Bilder der Bevölkerung sowie der Flora und Fauna Neuguineas anzufertigen. Mehr noch als die exotischen Pflanzen, fremden Vögel, Affen und Eidechsen beeindruckten ihn die Begegnungen mit den Ureinwohnern der Inseln. Indem er intensiv die Lebensweise der unterschiedlichen Stämme kennenlernte, erkannte er bald auch die Gefahr, die von der europäischen Kolonisierung ausging und verurteilte die sinnlosen Rodungen der Urwälder und die negativen Einflüsse der westlichen Kultur auf die indigenen Völker der Südsee. "Noldes Antrieb war die ihn zeitlebens bedrängende Faszination des Primären. Auf seiner Reise nach Neuguinea glaubte er, ursprünglichen Zuständen menschlichen Seins unverfälscht begegnen zu können. 'Die Urmenschen leben in ihrer Natur', schrieb er im März 1914 an seinen Freund Hans Fehr, 'sind eins mit ihr und Teil vom ganzen All. Ich habe zuweilen das Gefühl, als ob nur sie noch wirkliche Menschen sind, wir aber etwas wie verbildete Gliederpuppen, künstlich und voll Dünkel'." (Manfred Reuther, Aufzeichnungen einer versinkenden Welt, in: wissenschaft.de, Zugriff 04.10.2022).
Eine Fotoexpertise von Prof. Dr. Martin Urban, Nolde-Stiftung Seebüll, vom 24. März 1998, liegt vor.
"Segler"
Kaltnadel auf Kupferdruckkarton. 1907.
19 x 14,5 cm (44,6 x 31 cm).
Signiert "Emil Nolde" und betitelt.
Schiefler/Mosel R 64 II.
Nach Noldes eigenen Aufzeichnungen wurde das Blatt in einer Auflage von mindestens 29 Exemplaren gedruckt, neben zwei Probedrucken im ersten Zustand (vgl. Schiefler/Mosel R 64). Gedruckt bei Otto Felsing, Berlin.
Die Kaltnadelarbeit verweist schon auf die spätere Serie der Ansichten des Hamburger Hafens. Der zarte Plattenton unterstreicht die Stille des Motivs. Prachtvoller, prägnanter Abzug des zweiten und endgültigen Zustandes, nach Entfernung der waagerechten Striche im linken Bildrand und der Ätzflecke rechts unten, mit sehr breitem Rand.
Nolde, Emil
Ruhende Schiffe (Schiffe bei Windstille)
Los 8023
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.750€ (US$ 3,906)
"Ruhende Schiffe" (Schiffe bei Windstille)
Kaltnadel auf festem gelblichen Velin. 1907.
22,5 x 30,5 cm (44,5 x 63 cm).
Signiert "Emil Nolde", datiert sowie von Ada Nolde betitelt und bezeichnet "Kaltnadel", zudem vom Drucker Otto Felsing signiert.
Schiefler/Mosel 71 II.
Druck des endgültigen Zustandes, mit den kurzen Strichen unterhalb des Bugspriets am rechten Bildrand. Seit 1903 verbrachte Nolde die Sommer auf der Ostseeinsel Alsen, und bald kauften Ada und Emil Nolde dort ein Fischerhaus. Am Strand errichtete der Künstler sich ein Atelier; bald machten Gartenbilder von Alsen die Künstlergruppe "Die Brücke" auf Nolde aufmerksam. Die feine Kaltnadelzeichnung erfasst die Schiffe mit wenigen geschwungenen Linien, mit kleinen Kringeln der Radiernadel verleiht Nolde dem Wasser einen schimmernden Charakter. Schiefler/Mosel verzeichnen eine Auflage von mindestens 21 Exemplaren. Gedruckt bei Felsing, Sabo. Prachtvoller, gratiger Druck mit sehr breitem Rand. Sehr selten.
Heischer
Holzschnitt, aquarelliert, auf dünnem Velin. 1917/18.
24,6 x 20,5 cm (49,4 x 39,4 cm).
Monogrammiert „HMP“ und datiert "1918".
Fechter H 117.
Den ausgezeichneten, wunderbar differenzierten Holzschnitt hat der Künstler zart in Rot und Gelb koloriert, mit dem wohl vollen Rand. In dieser Form unikathaft und von allergrößter Seltenheit.
Pechstein, Hermann Max
Selbstbildnis mit Pfeife
Los 8025
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.375€ (US$ 2,474)
Selbstbildnis mit Pfeife
Holzschnitt auf Bütten. 1921.
34,2 x 28,2 cm (41,2 x 31 cm).
Signiert "HMPechstein".
Krüger H 250.
Wohl außerhalb der Auflage von insgesamt 125 Exemplaren, die 1924 in "Die Schaffenden", 4. Jahrgang, 1. Mappe, erschien. Ohne den Trockenstempel des Euphorion Verlages. Ausgezeichneter, tiefschwarzer Druck mit dem vollen, kleinen Rand.
Bildnisse
8 (von 10) Lithographien auf unterschiedlichen JWZanders-Papieren und 1 Blatt mit Titel und Impressum. In Passepartouts, lose in Orig.-Halbpergamentmappe mit Einband aus weinrotem Kleisterpapier. 1917.
Ca. 62,5 x 51 (Passepartoutgröße).
Alle Blätter signiert "HMPechstein" und datiert, das Impressum vom Verleger signiert "Fritz Gurlitt". Gesamtauflage 45 Ex.
Krüger L 206-208, 210-211, 213-214, 216.
Erschienen im Verlag Fritz Gurlitt, Berlin 1919, als "Neue Mappenwerke, 1. Folge", in einer Ausgabe A mit den Exemplaren I-XV auf JWZanders-Bütten neben einer Ausgabe B mit den Exemplaren 1-30 auf deutschem Bütten. Unser Exemplar, anders als im Werkverzeichnis beschrieben, mit der zusätzlichen Variante eines "Fliegers" (L 207), jedoch ohne das Bildnis des "Verwundeten" (L 209), eine Zusammenstellung, die der Numerierung im Impressum nicht entspricht. Es fehlen außerdem "Knabenbildnis" (L 212) und "Mädchenbildnisse IX" (L 215).
Der Anfang des 20. Jahrhunderts steht für einen Höhepunkt der Graphik, die gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein begehrtes Sammlerobjekt wurde und zu einem selbständigen, der Malerei ebenbürtigen Medium aufstieg. Für Künstler bot sie die Möglichkeit einer größeren Verbreitung, um schnell eine höhere Bekanntheit zu erlangen. Ideal waren dafür auch Mappenwerke, in denen man ganze Serien zusammenfassen oder bei Gelegenheit auch selbst seine Gedanken mit veröffentlichen konnte. Die hier vorliegende Mappe "Bildnisse" von Hermann Max Pechstein ist in dieser Form heute sehr selten. Die prachtvollen Drucke alle mit dem vollen Rand.
Kother, Paul
Blumenstilleben / Junges Mädchen
Los 8027
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
9.250€ (US$ 9,635)
Blumenstilleben / Junges Mädchen
2 Kompositionen, recto/verso. Öl auf grober Leinwand. 1912-14.
78 x 66 cm.
Recto oben rechts mit Pinsel in Rot monogrammiert "P. K.".
Der Einfluss der Brücke-Maler und ihrer expressiven Form- und Farbgebung zeigt sich deutlich in der Figur des jungen Mädchens verso. Kother, der zur sogenannten „verschollenen Generation“ zählt, freundete sich nach seinen Studien an der Leipziger Kunstakademie und der Königlichen Akademie der Bildenden Künste Dresden 1898 mit Otto Mueller an und heiratete später dessen Schwester. Ab 1909 lebte er in Dresden und schloss Bekanntschaft mit Max Pechstein und Käthe Kollwitz. Gemeinsam mit Max Pechstein, Cuno Amiet, Max Beckmann und Maria Slavona waren Kothers Werke in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. "Ab 1912 wird Kother einem breiten Publikum bekannt, als sein Gemälde 'Junge Mutter' auf der Großen Kunstausstellung in Dresden gezeigt und gelobt wird. Dass Paul Kother für eine Ausstellung in der bekannten 'Sturm'-Galerie von Herwarth Walden ausgewählt wird, spricht für den avantgardistischen Kontext, in dem sich Kother bewegt." (heylshof.de, Zugriff 03.10.2022). 1914 zog er nach Berlin, wo Kontakte zu Ernst Ludwig Kirchner und Conrad Felixmüller entstanden. Häufig sind aus Kostengründen oder auch Platzmangel sowohl die Vorder- als auch die Rückseite der Leinwand bemalt, ein Phänomen, das beispielsweise auch von Ernst Ludwig Kirchner bekannt ist.
Wir danken Torsten Sabatier, Verden (Aller), für die telefonische Bestätigung der Authentizität des Werkes am 10.10.2022 und die freundlichen Auskünfte.
Provenienz: Privatbesitz Norddeutschland
Die Brüder Karamasow
Lithographie auf Similijapan. 1919.
27,2 x 21,8 cm (35,8 x 29,3 cm).
Signiert "Erich Heckel" und datiert. Auflage 25 Ex.
Ebner/Gabelmann 750 L B, Dube L 253.
Erschienen in "Die Schaffenden", II. Jahrgang 1920, 2. Mappe, in einer Gesamtauflage von 125 Exemplaren. Ausgezeichneter Druck mit breitem Rand.
Frau
Lithographie auf Velin. 1921.
49 x 38,5 cm (64,3 x 51 cm).
Signiert "Erich Heckel" und datiert. Auflage 40 num. Ex.
Ebner/Gabelmann 773 L III, Dube 268 II.
Heckel druckte, wie auch die übrigen Mitglieder der Brücke, von Beginn an seine druckgraphischen Abzüge selbst. Bei der hier Dargestellten handelt es sich um Siddi Heckel, die Frau des Künstlers, deren Antlitz er effektvoll von vorne beleuchtet und vor dunkler Landschaft zeigt. Ausgezeichneter, wie üblich stellenweise etwas transparenter Druck des endgültigen Zustandes, mit breitem Rand.
Kirchner, Ernst Ludwig
Arbeitende Frauen auf Balkon
Los 8030
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
10.000€ (US$ 10,417)
Arbeitende Frauen auf Balkon
Holzschnitt, aquarelliert, auf dickem Blottingpapier. 1919.
38,5 x 34 cm (46,5 x 37,2 cm).
Verso mit dem Nachlaßstempel, dort bezeichnet "H 377 II", "K 5390" (zweifach) und "C-2379".
Gercken 1092 I (von II), Dube 397 I (von II).
Beispielhaft zeigt "Arbeitende Frauen auf Balkon" Kirchners für diese Jahre charakteristische, kleinteilige und splittrige Schnittführung, die Vorder-, Mittel- und Hintergrund komplex miteinander verzahnt. Eines von nur fünf Gercken bekannten Exemplaren und darunter das einzige aquarellierte, so bei Gercken verzeichnet. In diesem ersten Zustand weist Gercken lediglich zwei Exemplare nach. Unser Druck erhält durch die zarte Aquarellierung in Gelb einen Unikatcharakter. Wie schnell Kirchner nach dem Drucken das Blatt aquarellierte, zeigt sich daran, dass in den entsprechenden Bereichen die Druckfarbe ganz leicht verläuft. Der mit dem Pinsel eingefärbte Stock ruft beim Druck ein ganz zartes Relief hervor. Druck des ersten Zustandes, noch mit dem nach rechts ansteigenden oberen Bildrand, vor dessen Begradigung. Prachtvoller, präziser und in den Details klar zeichnender, wenngleich partiell etwas aufgelichteter Druck mit Rand, im Oberrand mit kleiner Farbspur vom Auflegen der Stockkante. Äußerst selten.
"Kinder"
Lithographie auf Velin. 1907.
24 x 32,5 cm (31,6 x 45 cm).
Signiert "Schmidt-Rottluff", datiert sowie betitelt und bezeichnet "12".
Schapire L 25.
Frühe Lithographie Schmidt-Rottluffs, gedruckt bei der Dresdner Kunstanstalt. In den meisten Fällen wurden vom Künstler nur 4-8 Eigendrucke der Lithographien gemacht, in ganz seltenen Fällen 12 als Höchstzahl. Auf den Handpressen in Dresden, Oldenburg und Berlin wurden 10, in Ausnahmefällen 25 Drucke hergestellt. Der Stein wurde, wie stets bei Schmidt-Rottluff, abgeschliffen. Auf den bis 1909 entstandenen Lithographien vermerkt der Künstler gelegentlich - so auch hier - Titel und Nummer des Blattes. Schmidt-Rottluffs Freund und Förderer Wilhelm Niemeyer, der oft bereits bei der Entstehung und beim Druck anwesend war, besaß insgesamt 186 Arbeiten des Künstlers, darunter 47 sorgsam ausgewählte Lithographien. Ganz prachtvoller, wunderbar toniger Druck mit breitem Rand. Sehr selten.
Provenienz: Sammlung Wilhelm Niemeyer
Privatbesitz Süddeutschland
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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Galerie Bassenge
Erdener Str. 5A
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