Concetto Spaziale
Multiple. Kunststoffobjekt, mit beiliegendem Buch im Orig.-Karton. 1968.
30 x 30 x 2 cm.
Ruhé/Rigo M-15.
Herausgegeben von Achille Mauri, Mailand. Das dazugehörige Buch mit Fotografien von Ugo Mulas und zwei Gedichten von Nanni Balestrini liegt bei. Mit der berühmten Bilderserie "Concetto spaziale", seinen geschlitzten Leinwänden, wurde der revolutionäre Künstler Lucio Fontana Ende der 1940er Jahre weltbekannt. Im Jahr 1949 entstanden bei dem Versuch, mittels polychromer Skulpturen und Mosaike die dritte räumliche Dimension in der abstrakten Kunst zu erreichen, seine ersten Werke mit Löchern (buchi). Fortan experimentierte Fontana mit Löchern, Perforationen und Einschnitten in Bildoberflächen, wie monochromen Leinwänden, und schuf somit eine Verbindung von Malerei und Skulptur.
Ludwig, Wolfgang
Kinematische Scheiben "KS 28" und "KS 30"
Los 8187
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
750€ (US$ 806)
Kinematische Scheiben "KS 28" und "KS 30"
2 Serigraphien auf glattem Velinkarton. 1970.
Je 49,7 x 49,7 cm.
Beide Blätter signiert "Ludwig", datiert und betitelt. Auflage 100 num. Ex.
In seiner Serie der Kinematischen Scheiben nutzt Ludwig den Moiré-Effekt, der das Auge durch ein sehr feines Muster stark irritiert. Zielsetzung des Künstlers war es, die Wahrnehmungsmechanismen des Betrachters zu stimulieren und dadurch den Prozess des Sehens erlebbar und bewusst kontrollierbar zu machen. Ganz ausgezeichnete, formatfüllende Drucke.
Zet grau
2 Arbeiten, je Farbsiebdruck auf Leinwand. 1971.
Je 95 x 55 cm.
Verso jeweils signiert "Quinte" und datiert. Auflage 22 röm. num. Ex.
Zwei Variationen des Motivs, die dynamisch gefächerten Farbfelder in 15 unterschiedlichen Grautönen auf Leinwand gedruckt. Dass Quinte Schüler von HAP Grieshaber war, lässt diese konkrete Komposition des Künstlers aus seiner konstruktiven Periode kaum mehr erkennen. In den 1960er Jahren entstanden Quintes Fächer-, Schlitz- und ZET-Bilder. "'In der Malerei interessiert mich einzig und allein das optische Ereignis. Für meine Malerei bedeutet das, jedes Bild so zu konzipieren, dass es zum eindeutigen optischen Gegenstand wird - nichts daran auswechselbar und ohne Story' ... Es handelt sich also um eine bewusst 'unliterarische' Kunst, ohne Idee hinter dem Bild, ohne Bezug auf Figurales oder Landschaftliches. Das wurde von Lothar Quinte in konsequenter, ja radikaler Form verwirklicht. Dadurch entfällt auch der Begriff der Abstraktion: 'Ich abstrahiere nicht, ich schaffe absolute Kunst', sagte der Künstler." (Kei Müller-Jensen, Lothar Quinte - Das Frühwerk, Galerie Rottloff, Karlsruhe 2011, o. S.).
Wiener Blut
1 Doppelblatt Text und 16 Farbradierungen auf Arches-Velin. Lose in Orig.-Passepartouts in Orig.-Kartonkassette. 1973.
61,5 x 43 cm (Blattgröße).
Die Radierungen jeweils signiert "AHrdlicka". Auflage 250 num. Ex.
Lewin 543-558.
Eine "belehrende Bilderbuchwirkung" versprach sich Hrdlicka von der Radierfolge. "Ich will keine Anti-Propaganda für mein 'Wiener Blut' betreiben, aber das forciert Obszöne ist meist weniger persönlich als das unterschwellig Obszöne" (A. Hrdlicka, Textblatt zur Kassette). Die komplette Folge von Radierungen, erschienen beim Propyläen Verlag, Berlin. Prachtvolle, kräftige Drucke mit dem vollen Rand.
Hundertwasser, Friedensreich
Kolumbus Regentag in Indien
Los 8191
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.625€ (US$ 1,747)
Kolumbus Regentag in Indien
Farbserigraphie in 17 Farben mit Metallprägung in 5 Farben auf festem Schoeller-Stern-Velin. 1971/72.
46 x 59 cm (49,5 x 67,2 cm).
Auflage 3000 num. Ex.
Koschatzky 49.
Blatt 6 des Portfolios "Look at it on a rainy day". Die Serigraphie entstand nach einer gleichnamigen Mischtechnik vom Juli 1969 (Nr. 687). Im rechten Randbereich Prägestempel der Darstellung, drei japanische Prägestempel, Prägestempel der Signatur, drei Prägestempel vom Drucker (Diez Offizin) und Verleger (Ars Viva, Zürich). Prachtvoller Druck mit der für Hundertwasser charakteristischen leuchtenden Farbigkeit, mit vollem Rand.
Hundertwasser, Friedensreich
Die fünfte Augenwaage
Los 8192
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.625€ (US$ 1,747)
Die fünfte Augenwaage
Farbserigraphie mit Metallprägung auf festem Schoeller-Stern-Velin. 1972.
44,6 x 58 cm (49,3 x 67,2 cm).
Auflage 3000 num. Ex.
Koschatzky 48.
Blatt 1 des Portfolios "Look at it on a rainy day". Gedruckt bei Dietz Offizin, Lengmoos/Bayern. Der Drucker Dietz erreichte mit diesen Blättern "eine Druckqualität erstaunlichster Art" (Koschatzky S. 108). Herausgegeben von Ars Viva, Zürich 1971/72. Mit dem Prägestempel "Hundertwasser Regentag" und drei japanischen Prägestempeln sowie mit den Prägestempeln von Drucker und Verleger. Kräftiger, farbfrischer Druck mit Rand.
Hundertwasser, Friedensreich
Fall in Cloud, Fall in Fog, Fall Out
Los 8193
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.000€ (US$ 2,151)
"Fall in Cloud, Fall in Fog, Fall Out"
Multiple. 3 Farbserigraphien mit Metallprägung, jeweils auf Plexiglasscheibe in schwarzem Kunststoffrahmen. 1973-1979.
29,3 x 35 x 3,7 cm (Objektrahmen).
Verso mit Lackstift in Weiß signiert "Hundertwasser", datiert und mit Ortsangabe "Treviso/ 15. Gennaio 1979". Auflage 999 num. Ex.
Das dreidimensionale Multiple entstand in einer mehrjährigen Zusammenarbeit von Hundertwasser mit Alberto Della Vecchia in Venedig, und einem außerordentlich schwierigen Produktionsprozess. Der experimentelle Charakter in der komplexen Überlagerung der individuell bedruckten Plexiglasscheiben mit den schimmernden, charakteristischen Metallprägungen stand im Vordergrund des Konzepts. In mehreren Prozessen wurde die Wirkung der einzelnen Kompositionen austariert, ebenso die exakte Einfassung der Scheiben in einem gemeinsamen Rahmen. Hundertwasser fasste es zugleich als Chance auf, sich dem Gebiet der Malerei intensiver anzunähern. Herausgegeben von Gruener Janura AG, Glarus 1979, mit deren Stempel im Unterrand, Druck und Metallprägung Giuseppe Barbato, Venedig. Ganz ausgezeichnete, leuchtende und schimmernde Drucke.
Provenienz: 1981 Artes Verlag Edition Galerie, Rheda Wiedenbrück
seitdem Berliner Privatbesitz
Hundertwasser, Friedensreich
Stell Dich unter die Wiese es beginnt zu regnen
Los 8194
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.000€ (US$ 3,226)
Stell Dich unter die Wiese es beginnt zu regnen
Farbradierung mit Aquatinta auf Velin. 1976.
18 x 30 cm (37,8 x 53 cm).
Signiert "Hundertwasser Friedensreich", mit zwei japanischen Rotstempeln, datiert und mit der Ortsangabe "Wien". Auflage 220 num. Ex.
Koschatzky 69.
Eine von zwei Landschaften, die Hundertwasser, von seinem Segeltörn mit der "Regentag" durch die Karibik und im Pazifik glücklich zurückgekehrt, bei Finger in Wien 1976 direkt auf die Platte arbeitete. 110 Exemplare der Auflage wurden in Rot, die übrigen 110 in Blau gedruckt. Herausgegeben von der Gruener Janura AG, Glarus. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
Hundertwasser, Friedensreich
Window out of the pond
Los 8195
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.875€ (US$ 2,016)
Window into the pond
Farbradierung und Aquatinta auf Velin. 1978.
40 x 33 cm (66 x 50,3 cm).
Signiert "Dunkelbunter Regentag" und "Friedensreich", datiert, gewidmet und mit zwei japanischen Rotstempeln. Auflage 280 num. Ex.
Koschatzky 73.
Der Blick fällt in die Tiefe eines Brunnenschachtes, in die Dunkelheit des blauen Fensters hinein. "Ein fesselndes Blatt, das dem Betrachter alle Reize des Undurchschaubaren, alle Faszination des Raumerlebens aufzwingt." (Koschatzky S. 170). Das Exemplar der Farbvariante green blue, erschienen in einer Auflage von 130 Exemplaren neben den Varianten yellow brown und yellow blue, bildet ein Gegenstück zu den "Window out of the pond" betitelten Auflagenteilen in den gelbtonigen Farbstellungen. Gedruckt bei Robert Finger, Wien, und verlegt von Gruener Janura AG, Glarus, mit deren beiden Stempeln unten rechts. Prachtvoller, farblich sehr schön differenzierter Druck mit dem vollen Rand, unten mit dem Schöpfrand.
"Lauter Ballons II"
Eitempera und Kunstharz auf Leinwand. 1971.
200 x 175 cm.
Verso mit Pinsel in Violett signiert "Peter Nagel", datiert "Februar/März 1971", betitelt sowie mit den Maß- und Materialangaben.
Hoeppner Ö 112.
Großformatige Hauptarbeit Nagels. Nach seinen Studien an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg bei Carl Heinz Wienert, Karl Kluth und Johannes Geccelli gründete er 1965 mit Dieter Asmus, Nikolaus Störtenbecker und Dietmar Ullrich die Gruppe ZEBRA. In seinen Arbeiten scheint immer wieder eine spielerische Verfahrensweise durch. Peter Nagel, einer der führenden Vertreter des "Neuen Realismus", entwickelt unter Verwendung medialer Bildwelten mit der Zebra-Gruppe "der mittlerweile erwachten Nachkriegsgesellschaft eine Art bundesdeutsche Version der US-amerikanischen Pop-Art: vielleicht nicht ganz so schrill, nicht ganz so radikal, sondern etwas softer in Formen und Motiven, aber eindrücklich" (Frank Keil, Der Bilder-im-Bild-Maler, in: taz Nr. 12500, 27.3.2021). Er setzt Bekanntes in unbekannte Zusammenhänge und fordert den Betrachter dazu auf, Sachverhalte und Themen neu zu durchdenken. In einer beinahe fotografischen Malweise gibt er Kind (es ist Nagels Neffe Kai) und Ballons akkurat und detailgenau mit kräftigen Kontrasten und hoher Plastizität wieder, zeigt jedoch das Kleinkind aus extremer Untersicht beinahe grotesk verzerrt und in seiner spielerischen Bewegung wie eingefroren.
Provenienz: Galerie van de Loo, München (auf dem Keilrahmen mit deren Etikett)
Galerie d'Eent, Amsterdam (auf dem Keilrahmen mit deren Etikett)
Privatsammlung Niederlande
Ketterer München, Auktion 12.12.2009, Lot 373
Privatsammlung Europa
Warhol, Andy
Warhol und Christopher Makos
Los 8197
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.250€ (US$ 3,495)
Warhol und Christopher Makos
Farbiges Polaroid. Um 1975.
7,9 x 7,9 cm (10,7 x 8,7 cm).
Signiert "Andy Warhol".
Die Polaroid-Kamera war Warhols Medium der 1960er bis 1980er Jahre, das ihm in vordigitaler Zeit schnell authentische, unmittelbare Bilder lieferte. "Mit ihr fotografierte er jahrzehntelang mit der Besessenheit eines Paparazzi: Rockstars, Pornodarsteller, Schriftsteller, Politiker. Menschen, die er bewunderte (...) Mit hoher Kunst haben viele der Schnappschüsse nichts zu tun. Doch genau das macht ihren Charme aus. Die Ungezwungenheit der Bilder suggeriert eine intime Nähe zu einer Szene, die einst für den Normalbürger ziemlich unerreichbar war: Warhols elitärer Freundesklub aus skandalumwitterten Künstlern, Schauspielern, Außenseitern und schrägen New Yorker Promis, die sich in seinen Studios, der Factory, trafen." (Christoph Gunkel, Warhol- schnell und schmutzig, Spiegel.de, 06.08.2015, Zugriff 20.09.2021).
Provenienz: Hermann Wünsche
Fiesta Pig
Farbiges Polaroid. 1978/79.
9,3 x 7,3 cm (10,7 x 8,5 cm).
Signiert "Andy Warhol".
Mehr als 90 Polaroids knipste Warhol vom "Fiesta Pig", das so genannt wurde, weil das Schwein auf einigen der Fotos Cheerios von einem der bunten, modernen und von Warhol gerne in seiner Factory benutzten Fiestaware-Teller zu fressen scheint. Das Hausschwein namens "Baby Jane" hatte Warhol von "Baby" Jane Holzer, Schauspielerin, Model und Warhol-Superstar der 1970er Jahre, geschenkt bekommen.
Provenienz: Hermann Wünsche
Willy Brandt
Farbiges Polaroid. 1976.
9,3 x 7,3 cm (10,7 x 8,5 cm).
Signiert "Andy Warhol".
Ein Februartag 1976. "Der New Yorker Popkünstler Andy Warhol war nach Bonn gekommen, um Fotos von Willy Brandt zu machen. Warhol wollte den ehemaligen deutschen Bundeskanzler in seine Siebdruck-Serie der 'Superstar-Portraits' aufnehmen, in der schon Marylin Monroe und der 'Große Vorsitzende' Mao Tsetung verewigt waren. Das Treffen hatte der Galerist Hermann Wünsche, ein Freund des Künstlers, arrangiert (...) Der berühmte Popart-Künstler zückte eine Polaroid-Kamera, taxierte mit Profiblick unterschiedliche Blickwinkel und schoss 26 Fotos: was den Mann vor ihm politisch bewegte, interessierte ihn weniger. Er sucht die Aura des Politstars. Brandt, ganz Staatsmann a.D., versuchte einen würdevollen Gesichtsausdruck. Die Zigarette in der Hand gab ihm die nötige Lässigkeit" (Heike Mund, Der Popstar unter den Politikern - Willy Brandt und die Kunst, DW.com, Zugriff 20.09.2021).
Provenienz: Hermann Wünsche
Mildred Scheel
Farbsiebdruck mit Diamantstaub auf Velin. 1980.
76,7 x 53,8 cm (77,5 x 54,5 cm).
Signiert "Andy Warhol" sowie von Mildred Scheel signiert, verso mit dem Copyrightstempel des Künstlers. Auflage 1000 num. Ex.
Feldman/Schellmann 238.
Mildred Scheel, die Ehefrau des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Walter Scheel, ließ das Blatt publizieren, um Spenden für die von ihr gegründete Krebshilfe zu sammeln. Bei vielen seiner Porträts nutzte Warhol als Bildquelle Pressefotografien, in diesem Fall hingegen diente dazu ein eigens als Vorlage aufgenommenes Foto. Warhol selber bezeichnete die Hollywood-Stars als "erbärmliche Gespenster ihrer Reproduktion" und meinte, lediglich seine Reproduktionen besäßen eine Aura. Herausgegeben von der Deutschen Krebshilfe e.V., Köln, gedruckt von Rupert Jasen Smith, New York. Prachtvoller Druck mit blau und rot eingefärbtem, effektvoll glitzerndem Diamantstaub, an drei Seiten mit kleinem Rändchen.
Grützke, Johannes
Lächelnder männlicher Akt
Los 8201
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
7.188€ (US$ 7,728)
Lächelnder männlicher Akt
Farbige Kreiden auf braunem Packpapier. 1976.
134,5 x 100 cm.
Unten links mit Kreide in Schwarz monogrammiert "J.G." und datiert.
Eine emotionale Bewegung ist es, die Grützke zu thematisieren scheint: eine stille, versunkene Freude. "'Meine Bilder sind Ausdruck meiner persönlichen Erfahrungen (...) Gleichzeitig behaupte ich, dass meine Erfahrungen allgemeine Erfahrungen sind (...) Mit Hilfe eines Ausschnitts aus der Realität male ich die gesamte Realität'.(...) Der Bildgegenstand wird als gestellt qualifiziert und veranschaulicht so seine exemplarische Bedeutung." (E. Schenk zu Schweinsberg, Versuch zur Bildsprache von Johannes Grützke, in: Holeczek, S. 9). So wird die emotionale Bewegung, vorgeführt in einem beinahe übersteigerten Gefühlsausdruck und auch in einer leicht übersteigerten Plastizität, fast zu einer Inszenierung.
Technisch virtuos modelliert Grützke den stehenden Mann mit nacktem Oberkörper mit seinen charakteristisch geschwungenen, einander überkreuzenden und überlagernden Schraffuren aus dem braunen Untergrund heraus. Neben Weiß und Schwarz benötigt er nur Rot und ein wenig Gelbgrün, um Körper und Gesicht mit Hilfe akzentuierter Schatten und Lichtreflexe, plastisch auszuformen. Die linke Körperhälfte vom Bildrand angeschnitten, beugt sich der Mann nach rechts gewandt und mit geschlossenen Augen lächelnd hinab: einfach nur ein Mann in seinem Dasein, ohne jedes Beiwerk, so dass alleine der emotionale Ausdruck die Darstellung bestimmt.
Portrait Wowereit
Öl auf Leinwand. 2005.
50 x 40 cm.
Oben links mit Pinsel in Grau signiert "J.G." und datiert, rückseitig nochmals signiert "Johannes Grützke" und datiert "7.12.2005".
In gewohnt ironischer und humorvoller Art und Weise führt Grützke den ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit hier vor. Das Gemälde entstand im Dezember 2005 anlässlich der Veröffentlichung der damaligen Ausgabe der Künstler-B.Z. Für den darin enthaltenen Artikel mit Wowereits "Jahres-Beichte" malte Grützke ihn gleich zweimal: Einmal staatstragend und aufgeräumt, einmal - hier zu sehen - wie nach einer langen Nacht, mit schläfrigem Blick und roter Nase. Wowereit scheint dem Künstler diese amüsante Darstellung jedoch nicht nachgetragen zu haben - in seiner Ansprache zur Verleihung des Hannah-Höch-Preises an Grützke im Jahr 2012 fand er nur anerkennende Worte: "Wir würdigen ein Leben, das Kunst geworden ist, das Werk eines großen Berliner Künstlers, der ebenso Schriftsteller, Schauspieler, Musiker und Bühnenbildner ist. Johannes Grützke hat in einem eindrucksvollen Lebenswerk alle Bereiche der Bildenden Kunst bereichert, als Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer Bleibendes geschaffen. Seine Betrachtung unserer Zeit ist eine ironische Reflexion unseres Lebens und Treibens."
Porträt Traute Rose
Öl auf Bütten. Um 1980.
60,5 x 49,5 cm.
Oben links mit Pinsel in Braun signiert "Lotte Laserstein".
Gertrud „Traute“ Rose war lange Zeit das bevorzugte Modell von Lotte Laserstein. Die beiden Frauen lernten sich 1925 in Berlin kennen und entwickelten von da an eine enge Freundschaft. Während ihrer Zeit in Deutschland schuf Laserstein eine Vielzahl von Porträts von Traute, darunter auch immer wieder intime Aktdarstellungen sowie Doppelporträts, die sie selbst zusammen mit ihrer Freundin zeigen. Nach Lasersteins Emigration nach Schweden boten sich hingegen nur noch wenige Gelegenheiten zu solchen Malsitzungen, was unser Bild zu einem seltenen, späten Porträt der Freundin macht. Traute war selbst Malerin und Fotografin und heiratete 1933 den Schriftsteller Ernst Rose. Das vorliegende Bildnis zeigt sie, ein graues Tuch um Schultern und Arme geworfen, lässig in einem Lehnstuhl sitzend. Wir danken Dr. Anna-Carola Krausse für die Bestätigung der Authentizität des Werkes und für wertvolle Hinweise. Das Werk wird in das in Überarbeitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.
Selbstporträt
Öl auf Leinwand. 1970er Jahre.
46 x 38 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Rot signiert "Lotte Laserstein".
Eindrucksvolles Selbstbildnis aus dem Spätwerk Lasersteins. Mit wachen Augen blickt die Künstlerin selbst hier aus dem Bildraum, platziert vor einem Fenster und mit großem sommerlichem Hut ausgestattet. Grüne, braune und blaue Farbnuancen dominieren die Komposition. Laserstein schuf in ihrem Leben eine große Zahl an Selbstporträts, in denen sie selbstbewusst auf ihre Profession als Malerin hinweist. Nach ihrer erzwungenen Emigration nach Schweden im Jahr 1937 war die deutsch-jüdische Künstlerin hierzulande lange Zeit in Vergessenheit geraten, erlebte jedoch in den vergangenen Jahren eine Wiederentdeckung. Heute zählt sie zu den bedeutendsten Malerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und hat "als Künstlerin der Neuen Sachlichkeit ... dem Porträt und der gesellschaftlichen Stimmung der umkämpften Moderne auf höchstem malerischen Niveau Ausdruck verliehen." (Dr. Jutta Götzmann, Stadtmuseum Potsdam, Forum für Kunst und Geschichte). Wir danken Dr. Anna-Carola Krausse für die Bestätigung der Authentizität des Werkes und für wertvolle Hinweise. Das Gemälde wird in das in Überarbeitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.
Rotes Tor 17 III
Öl auf Hartfaserplatte. 1970.
22,7 x 50 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "Benes", verso datiert.
Menschen- und tierleer scheinen Erde, Himmel und Häuser. Ein kahler Baum inmitten der gehöftartigen und doch industriell anmutenden Siedlung ist das einzige Anzeichen von Leben, das uns sichtbar wird. Bekannt wurde Beneš mit ebenjenen kargen Landschaften, Vorstadt- und Industriemotiven. Anknüpfend an den sozialen Realismus und an die Poetik der konstruktivistischen Avantgarde, entwickelte sich Beneš' Malerei hin zu einem geometrisierenden poetischen Realismus; aus dieser Sicht malte er seine Industrielandschaften, oft lokalisiert in der Prager Peripherie, in einem reduzierten Flächenstil. Hier setzt er in den Außenwänden des Häuserkonglomerats in planer Landschaft effektvoll Farbflächen in Blau-Grün, Rot und Weiß nebeneinander, akribisch gezeichnet und das breite Querformat fast ganz ausfüllend. Ein ausgeprägtes technologisches Interesse führte Beneš zu Malrezepturen aus dem späten Mittelalter (Theodorik) und besonders aus der Renaissance, nach denen er in zeitaufwendigen Malverfahren seine Bilder schuf (vgl. Saur Bd. 9, S. 40). Verso auf unserem Gemälde dokumentieren handschriftliche Notizen des Künstlers genau die Entstehungszeit des Gemäldes: Exakt 16 Arbeitstage zwischen April 1970 und Juli 1971 vermerkt Beneš dort.
Brunovsky, Albin und Gažovič, Vladimir
Via Eva
Los 8206
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
813€ (US$ 874)
"Via Eva"
Farblithographie auf festem Velin. 1977.
35 x 45 cm (36,3 x 47 cm).
Signiert "ABrunovsky" und "V. Gažovič", datiert und betitelt. Auflage 80 num. Ex.
Vladimir Gažovič und Albin Brunovsky zeichnen sich beide in ihrem sozialsatirischen Zeichenstil durch die Verwendung von Elementen der Karikatur, des Symbolismus und durch außergewöhnliche technische Fähigkeiten aus. So ähneln viele ihrer Arbeiten komplizierter Aquarellmalerei. Beide wurden in der Tschechoslowakei der späten 1960er Jahre von Amerikanern entdeckt. Das in Gemeinschaftsarbeit entstandene Blatt vereint bestens miteinander harmonierende Darstellungen beider Künstler und spiegelt so wunderbar den engen Zusammenhalt der kleinen Künstlergemeinschaft. Prachtvoller Druck mit kleinem Rändchen. Selten.
"Záhorie koniec leta / Patro meo dedicatum"
Farblithographie auf Van Gelder Zonen-Velin. 1977.
38,7 x 56,7 cm (46,5 x 64,7 cm).
Signiert "ABrunovsky" sowie datiert und betitelt. Auflage 65 num. Ex.
"Zahorie, Ende des Sommers" betitelt der Künstler das fein gezeichnete Blatt voller Erinnerungen an die Figur seines Vaters. Die Idee eines Naturparadieses spiegelt sich in Brunovskys Arbeiten rund um die Heimatregion Zahorie wider. Prachtvoller, fein differenzierter Druck in Graublau, Rosa und Braun mit kleinem Rand. Selten.
Brunovsky, Albin
Labyrint sveta a raj srdca II (Fortunin hrad)
Los 8208
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.750€ (US$ 1,882)
"Labyrint sveta a raj srdca II (Fortunin hrad)"
Radierung auf Van Gelder Zonen-Velin. 1989.
39,3 x 29,5 cm (65 x 47,8 cm).
Signiert "ABrunovsky" sowie datiert und betitelt. Auflage 65 num. Ex.
Phantastisch-surrealistische Komposition Brunovskys. "Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens" ist ein bedeutender allegorischer Roman des Philosophen und Theologen Johann Amos Comenius, erschienen in der ersten Ausgabe 1631. Brunovsky schuf zu diesem Werk eine Reihe von hochsymbolischen Illustrationen. Ganz prachtvoller, klarer und differenzierter Druck mit breitem Rand. Selten.
Brunovsky, Albin
The Labyrinth of the World and the Paradise of the Heart V
Los 8209
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.625€ (US$ 1,747)
"The Labyrinth of the World and the Paradise of the Heart V"
Farbradierung auf festem Van Gelder Zonen-Velin. 1990.
39,4 x 29,5 cm (65 x 48 cm).
Signiert "ABrunovsky", datiert, betitelt und gewidmet. Auflage 35 röm. num. Ex.
Drastisch schildert Brunovsky Schrecken und Gemetzel; nach der Schlacht am Weißen Berg, der ersten großen militärischen Auseinandersetzung im Dreißigjährigen Krieg, hatte Comenius alles verloren: seine Frau, die Kinder, das Haus und fast die gesamte Bibliothek. Aus dieser Trauer heraus verfasste er das "Labyrinth der Welt" als Trostschrift; diese, wie auch die anderen Schriften von Comenius, war in seiner Heimat während der Gegenreformation als ketzerisch verboten. Ganz ausgezeichneter Druck in Schwarz und Rotbraun mit dem wohl vollen Rand, oben mit dem Schöpfrand.
"Noční ludia II"
Farblithographie auf Velin. 1996.
39,8 x 29,8 cm (62,5 x 46,5 cm).
Mit dem Signatur-Blindstempel des Künstlers sowie datiert, betitelt und verso signiert und autorisiert von Klára Brunvská. Auflage 120 num. Ex.
Der Zyklus "Nachtmenschen" zählt zu den letzten Werken Brunovskys; den vorliegenden Druck konnte er schon nicht mehr selber signieren. Prachtvoller Druck in Dunkelgrün und Braun mit dem wohl vollen Rand, oben mit dem Schöpfrand.
"(de)formation C I"
Radierung auf festem Velin. 1978.
62,3 x 40,7 cm (69,5 x 50 cm).
Signiert "maurer", datiert und betitelt.
Maurer, Vertreterin der ungarischen Neoavantgarde, legt der Werkreihe der "(De)formation" die Anordnung, Verschiebung und Zusammenfügung geometrischer Formen sowie die Auseinandersetzung mit mathematischen Berechnungen zugrunde. Arbeiten der Künstlerin sind u.a. in der Nationalgalerie Berlin, der Grafischen Sammlung der Albertina Wien, der Tate Gallery London und dem Museum of Modern Art New York zu finden. Ausgezeichneter Druck mit Rand.
Autorretrato
Aquatinta und Zuckeraquatinta mit Collagenfragment auf Velin. 1991.
21,6 x 17 cm (57 x 38,5 cm).
Signiert "Tàpies". Auflage 75 num. Ex.
Homs 1305.
Ausgezeichneter, differenzierter Druck mit dem wohl vollen, sehr breiten Rand, unten mit dem Schöpfrand.
Christo
Wrapped Sylvette, Projekt für das Washington Square Village, New York
Los 8213
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.125€ (US$ 2,285)
Wrapped Sylvette, Project for Washington Square Village, New York
Farbserigraphie, mit 2 Fotos collagiert, auf Velin. 1973-74.
65 x 50 cm.
Signiert "Christo". Auflage 300 num. Ex.
Schellmann 60.
Die Arbeit zeigt die Picasso-Skulptur "Sylvette", die im Washington Square Village in New York zwischen zwei von I.M. Pei entworfenen Apartment-Häusern steht. Mit dem Trockenstempel vom Verlag Domberger, Stuttgart, unten links.
Paar
Öl auf Leinwand, auf Hartfaserplatte aufgezogen. 1978.
91 x 80 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Rosa signiert "D. Weidenbach" und datiert, verso auf der Platte nochmals signiert, datiert und betitelt (von fremder Hand bezeichnet?).
Das Damenpaar von beeindruckender Präsenz ist eine bedeutende, frühe Arbeit des Vertreters der Leipziger Schule aus seiner Zeit bei Willi Sitte. Mit altmeisterlicher Präzision arbeitet der Künstler einzelne Details heraus, während die beiden eng beieinandersitzenden Frauen und ihre Umgebung insgesamt mit weich verschwimmenden Konturen dargestellt sind. Weidenbach studierte ab 1966 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und war 1978 bis 1980 Meisterschüler bei Willi Sitte an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle. Zum ihn inspirierenden Werk von Hieronymus Bosch fand er durch die Schriften des Kunsthistorikers Wilhelm Fraenger Zugang, ganz im Sinne seiner Leipziger Lehrer Werner Tübke, Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer, die mittels Verschlüsselung, symbolhafter Anspielungen und mythologischer Bezüge die gesellschaftlichen Zustände kritisch zu deuten suchten. 1985 verließ der Künstler die ehemalige DDR und zog in den Westteil Berlins.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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