Italienisch
spätes 16. Jh. Der büssende hl. Hieronymus
Los 6000
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.250€ (US$ 1,302)
spätes 16. Jh. Der büßende hl. Hieronymus.
Öl auf Holz. 38,7 x 27,5 cm.
Verso mit altem französischen Auktionsetikett mit einer Zuschreibung an Scipione Bartolommeo de Modena (d.i. Bartolomeo Schedoni, 1578-1615) sowie einer maschinenschriftlichen Zuschreibung an Jan van Scorel (1495-1562).
Italienisch
Anfang 16. Jh. Christus als Schmerzensmann
Los 6001
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,604)
Anfang 16. Jh. Christus als Schmerzensmann.
Öl auf Holz, mit dünner Holzplatte aufgedoppelt. 15,3 x 11,2 cm. Verso ein undeutlicher Sammlerstempel, verso auf dem Rahmen ein Etikett mit einer Zuschreibung an Girolamo da Santacroce.
Maestro del Tondo Borghese
Die Verkündigung
Los 6001a
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
8.125€ (US$ 8,464)
Die Verkündigung.
Tempera auf Holz. 26,6 x 48,5 cm.
Der Maestro del Tondo Borghese wurde bereits von H. Ulmann und G. de Francovich stilistisch als eigenständiger Künstler aus dem Umkreis Cosimo Rossellis bzw. Domenico Ghirlandaios anhand des namengebenden Tondos mit der Anbetung des Kindes in der Sammlung der Galleria Borghese in Rom identifiziert (vgl. H. Ulmann: "Piero di Cosimo", in: Jahrbuch der Königlichen Preussischen Kunstsammlungen, XVII, 1896, S. 139; G. de Francovich: "Appunti su alcuni minori pittori fiorentini della seconda metà del secolo XV", in: Bolletino d’Arte, VI, 1926/27, S. 535-540). Ausgehend von diesem Werk identifizierten Ulmann und Francovich ein ganzes Œuvre des Meisters und versuchten, den Maler mit einem Schüler Giorgio Vasaris als Jacopo Tedesco überein zu bringen. Dagegen plädierte jedoch zuerst Everett Fahy in einer 1976 erschienenen Schrift bereits dafür, den Meister als eigenständigen Künstler zu sehen (E. Fahy: Some Followers of Domenico Ghirlandaio, 1976, S. 167-168) und gab ihm den bis heute gültigen Namen. Wichtig für den ihm eigenen Stil waren die Einflüsse der wegweisenden Entwicklungen aus der Werkstatt Verrocchios und vor allem dessen Schülers Ghirlandaio; aber auch Stilmittel und motivische Inspirationen Cosimo Rossellis oder Botticellis sind in seinem Werk spürbar. Während seine frühen Werke wohl bereits aus dem Anfang der 1480er Jahre datieren und womöglich in der Werkstatt oder dem Umkreis Ghirlandaios entstanden, deuten mehrere datierbare Werke ab Mitte der 1490er Jahre bis etwa 1505 auf eine nähere Anlehnung an den Stil Rossellis und verdeutlichen auch den regen stilistischen Austausch der Künstler. Unser Gemälde wurde vor seiner letzten Versteigerung bei Sotheby's im Mai 1996 von Everett Fahy, Kurator am Metropolitan Museum of Art, New York im Original begutachtet und von ihm als ein eigenhändiges Werk des Meisters eingeordnet.
Provenienz: Sotheby's, New York, Auktion 6849 am 16. Mai 1996, Los 11 (mit Abb.).
Privatsammlung Niedersachsen.
Deutsch
1620. Bildnis eines Edelmannes im schwarzen Wams mit weißer Halskrause
Los 6002
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.750€ (US$ 2,865)
1620. Bildnis eines Edelmannes im schwarzen Wams mit weißer Halskrause.
Öl auf Leinwand, doubliert. 102,5 x 83 cm. Rechts oberhalb des Wappens monogrammiert "BVS" sowie unterhalb dessen datiert "i. J. 1620", auf einer Plakette auf der unteren Rahmenleiste betitelt "Der Bräutigam".
Provenienz: Aus dem Besitz des Albert Freiherr von Rüdt (lt. Auskunft der Besitzer).
Deutsch
um 1520. Die Anbetung der Hirten
Los 6003
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.000€ (US$ 2,083)
um 1520. Die Anbetung der Hirten.
Öl auf Holz. 53,9 x 38,2 cm.
Deutsch
16. Jh. Maria stillend mit dem Kind
Los 6004
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.750€ (US$ 2,865)
16. Jh. Maria stillend mit dem Kind, im Vordergrund ein Stillleben mit Apfel, Messer, Wein, Pfirsich, Kirschen und Klee.
Öl auf Holz, parkettiert. 29,5 x 21,2 cm.
Provenienz: Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, Auktion am 23. März 1931, Los 798.
Privatsammlung Berlin.
Deutsch
wohl 16. Jh. Bildnis eines Edelmanns mitTotenschädel
Los 6008
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
6.875€ (US$ 7,161)
wohl 16. Jh. Bildnis eines Edelmanns mit Totenschädel.
Öl auf Leinwand, auf einer Holztafel kaschiert. 77 x 63 cm. Links unterhalb der Nische mit der Bezeichnung "Staet Verghaet".
Bruegel d. Ä., Jan
Umkreis. Das Höllentor
Los 6009
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
11.250€ (US$ 11,719)
Umkreis. Das Höllentor.
Öl auf Kupfer. 20,9 x 26,2 cm.
Die Höllen- und Unterweltlandschaften mit ihren infernalischen Bränden und dämonischen Wesen in der Tradition Hieronymus Boschs gehören zum Frühwerk Jan Brueghels d. Ä. Erste Versionen dieser kleinformatigen Kabinettbilder konzipierte der junge Maler bereits in den 1590er Jahren in Italien. Bis etwa 1606 behielt er bildbestimmende Elemente wie die räumlich klare Struktur oder die Hintergrundplatzierung der dicken Rauchschwaden und dramatischen Lichteffekte bei. Wiederkehrende Details waren auch die auf hohen Felsen sitzenden Burgen und Türme sowie die gerüstartigen Strukturen mit großen Rädern, die sich auch in unserem Exemplar aus dem Umkreis des Meisters wiederfinden. Hier öffnet sich im Vordergrund einer bedrohlich beleuchteten Einöde feurig rot der Höllenschlund, in den die Verzweifelten stolpernd, fallend und händeringend von Spukgestalten gezerrt werden. Die Komposition variiert in leicht verkleinertem Format eine 1601 datierte Höllenszene in Privatbesitz (zuletzt Amsterdam, Galerie de Boer). Wir danken Ellis Dullaart vom Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie, Den Haag für wertvolle Hinweise (Februar 2022).
Provenienz: Privatsammlung Berlin.
Verwilt, François - zugeschrieben
um1660. Tanzende Putti in einer Felsenhöhle
Los 6011
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.875€ (US$ 1,953)
zugeschrieben. Tanzende und spielende Putti in einer Felsenhöhle, im Hintergrund eine Burgruine.
Öl auf Holz, teils parkettiert. 36,6 x 50 cm.
Provenienz: Sammlung Bischoff, Bremen.
Englisch
um 1660. Charles II. König von England
Los 6013
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.813€ (US$ 2,930)
um 1660. Charles II. König von England mit dem Band des Hosenbandordens (The Order of the Garter).
Öl auf Leinwand, doubliert. 61,5 x 43,2 cm. Verso auf dem Keilrahmen ein Etikett handschriftl. alt bez. "King Charles II. from H[...]".
Als 1642 der Bürgerkrieg ausbrach, war der Thronfolger Prinz Charles erst zwölf Jahre alt. In den folgenden vier Jahren nahm er mutig an den Kämpfen teil und rief einmal, als ihm zum Rückzug geraten wurde, „I fear them not". Die Unruhen im Land hielten an und schließlich wurde er 1646 zur eigenen Sicherheit nach Jersey geschickt. Sein Vater König Charles I. kämpfte indessen erbittert weiter um die Macht in England. Nachdem er sich weigerte, die neue Verfassungsordnung anzuerkennen, nahmen ihn die Parlamentstruppen unter Oliver Cromwell jedoch gefangen, klagten ihn des Hochverrats an und veranlassten seine Hinrichtung. England wurde zur Republik erklärt.
Nach dem Tod seines Vaters wurde Prinz Charles mit der Ausrufung zum König von Schottland in Edinburgh die Möglichkeit gegeben, den Thron Schottlands zu besteigen - natürlich unter Bedingungen, die er jedoch annahm und schließlich zum König gewählt wurde. Sein Versuch, 1651 in England einzumarschieren, endete mit der Schlacht von Worcester in einer Niederlage und seiner Flucht nach Frankreich. Nach dem Tod Oliver Cromwells und dessen ruhmlosem Nachfolgers, seinem Sohn Richard Cromwell, war der Weg zurück zur Monarchie schließlich geebnet. Das englische Parlament verlieh Charles II. im Mai 1660 schließlich die Königswürde - allerdings mit Einschränkungen seiner Macht.
Die zweite Hälfte seiner Regierungszeit war vom Krieg mit den Niederländern geprägt, nachdem die Königlich Afrikanische Kompanie, die das Monopol für den transatlantischen Sklavenhandel besaß, 1667 begonnen hatte, niederländische Sklavenhandelsstationen zu erobern. Im Jahr 1685 trat sein Bruder James II. die Nachfolge als König an, da Charles zwar vierzehn Kinder mit seinen Mätressen gezeugt hatte, aber keinen legitimen Erben hatte.
Das hier vorliegende Portrait zeigt Charles nicht im Königsornat, sondern in angesagter Kleidung wie sie die Aristokraten dieser Zeit trugen: eine Rockhose und die um die Knie typisch gewickelten Bänder, ein knielanger Mantel, dieser am Kragen reichlich mit rieselnden Spitzen versehen, die Schuhe mit Absatz und roter Schleife und auf seinem langen, lockigen Haar ein federbesetzter Spitzhut. Über seiner linken Schulter trägt er das blauen Band des Hosenbandordens, einer der exklusivsten britischen Orden. Bis heute fungiert er als ranghöchster Ritterorden.
Gotingh, Jan van
Krönungszug von Wilhelm III. von Oranien in London, 1689
Los 6014
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.500€ (US$ 3,646)
Krönungszug von Wilhelm III. von Oranien in London, 1689.
Öl auf Leinwand, doubliert. 64 x 79 cm. Unten links signiert "J. V. Gotingh".
Über das Leben und Schaffen von Jan van Gotingh ist kaum etwas bekannt. Zentrum seines Wirkens ist Haarlem, wo er 1658 erstmals Beiträge an die St. Lukasgilde entrichtet und zu dessen Obmann er 1675 ernannt wird. In diesem Zusammenhang entstand auch sein Porträt auf Jan de Brays Gruppengemälde der Gildenvorstände aus dem gleichen Jahr (Rijksmuseum). Die wenigen überlieferten Arbeiten van Gotinghs zeugen von einem facettenreichen Œuvre, das neben Ansichten auch Stillleben und Porträts umfasst. Bei unserer Darstellung handelt es sich um den Krönungszug Willems III. von Oranien, Statthalter der Niederlande, der 1689 mit seiner Frau Maria II. Stuart in London zum König von England, Schottland und Irland gekrönt wurde. Inmitten einer langen Prozession befinden sich die beiden Monarchen unter einem Baldachin auf dem Weg zur Westminster Abbey.
1643. Ehepaarbildnis: Herr in dunkler Robe und weißem Kragen, Dame mit Spitzenhaube und Mühlsteinkragen.
2 Gemälde, je Öl auf Holz. Je ca. 80 x 61 cm. Der Mann links oben im Hintergrund datiert und mit Altersangabe "AEtat. 37 / 164[3?].", die Frau mit der gleichen Inschrift rechts oben, das Alter allerdings nicht entzifferbar.
Gael, Barend
Belebte Dorfstraße mit Reitern
Los 6016
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.500€ (US$ 3,646)
Belebte Dorfstraße mit Reitern.
Öl auf Holz. 60,2 x 84,2 cm. Rechts an der Holzwand des Zeltes signiert "B. GAEL".
Vermeulen, Andries - Umkreis
Winterlandschaft mit Schlittschuhläufern auf einem zugefrorenen Kanal
Los 6018
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.875€ (US$ 1,953)
Umkreis. Winterlandschaft mit Schlittschuhläufern auf einem zugefrorenen Kanal.
Öl auf Holz. 29,4 x 43,3 cm.
An einem eisigen Wintertag genießen zahlreiche Bauern die Winterfreuden beim Schlittschuhlaufen auf einem zugefrorenen Kanal während einige Kinder mit ihren Schlitten einen kleinen Hügel bei einer Bauernkate hinunterrodeln. Unterdessen hat das Paar im Vordergrund ein praktischeres Anliegen und lässt eine kleine Gruppe Hausschweine in einem Kahn über das Eis zum anderen Ufer gleiten, während der kleine Hund des Pärchens, die Fahrt an der Spitze des Bootes sichtlich genießt.
Provenienz: 1880 Sammlung "m. C.H.O." laut handschriftlichem Etikett verso.
Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, Auktion am 19. März 1932, Los 119 (dort als "Klaes Molenaer").
Privatsammlung Berlin.
Niederländisch
um 1640. Gefecht zwischen Reitern und Infanterie
Los 6019
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.500€ (US$ 1,563)
um 1640. Gefecht zwischen Reitern und Infanterie.
Öl auf Holz. 48,5 x 62,4 cm. Unten links schwer leserlich monogrammiert, womöglich "OTB" oder "OFB".
Vries, Roelof van
Haarlemer Landschaft mit Bauernhäusern
Los 6023
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,604)
Haarlemer Landschaft mit Bauernhäusern.
Öl auf Holz, parkettiert. 39,5 x 53,5 cm. Um 1650.
Mit einer Expertise von Walther Bernt vom 18. Juni 1973.
Provenienz: Spätestens seit den 1970er Jahren Privatsammlung Berlin.
Manskirch, Bernhard Gottfried
Bauernfamilie auf einem Gebirgsweg mit ihrem Vieh, im Hinterhrund eine Burgruine
Los 6024
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.750€ (US$ 1,823)
Bauernfamilie auf einem Gebirgsweg mit ihrem Vieh, im Hintergrund eine Burgruine.
Öl auf Malpappe. 38 x 30 cm. Rechts unten signiert "B. G. Manskirch.".
Als Sohn eines seinerseits hochgeachteten Malers erhielt Manskirch schon früh Unterweisungen im väterlichen Atelier und wandte sich schon bald der Landschaft als Hauptgegenstand seiner Malerei zu. Kurfürst Wenceslaus von Trier wurde zu einem seiner wichtigsten Förderer. Er richtete eigens für die Arbeiten des Künstlers ein kleines Kabinett ein und berief ihn 1769 zum Hofmaler. Mansfeld begleitete den Kurfürsten auf einigen Reisen und erstellte für diesen Gemälde der schönsten Ansichten nach der Natur. Die Schwester des Kurfürsten, die Fürst-Äbtissin von Essen, beauftragte ihn mit einer Reihe von Gemälden, die ihn auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt werden ließen und ihm den Ruf eines der besten deutschen Landschafter seiner Zeit einbrachten. Über eine Station in Koblenz siedelte er 1790 nach Köln über, wo er ebenfalls große Anerkennung fand, durch die politischen Verwerfungen der Napoleonkriege aber viele seiner Gönner verlor und zunehmend in Vergessenheit geriet.
Provenienz: Privatbesitz Mainz.
Seit 1928 Privatbesitz Berlin.
Therbusch, Anna Dorothea
Selbstbildnis als Bacchantin
Los 6027 [*]
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
50.000€ (US$ 52,083)
Selbstbildnis als Bacchantin.
Öl auf Leinwand. 79, x 64,5 cm. Unten rechts signiert und datiert "A. D. Therbusch née de Liezewska Peintre / du Roi / 1778", die Signatur darüber wohl eigenhändig wortgleich wiederholt.
Ihr Werdegang war für das 18. Jahrhundert eine Ausnahme. Im friderizianischen Berlin zwischen Rokoko und Aufklärung setzte sich Anna Dorothea Therbusch mit ungewöhnlicher Hartnäckigkeit, Ehrgeiz und vor allem künstlerischem Talent als Berufsmalerin ersten Ranges durch. Für eine Frau, zudem Gastwirtsgattin und fünffache Mutter eigentlich undenkbar. Ihre einzige Ausbildung genoss sie im väterlichen Atelier, da Künstlerinnen der Zugang zu den Akademien verschlossen war. Beharrlich strotze sie ihren alltäglichen Pflichten als Mutter und Ehefrau Zeit zum Malen ab, wurde 1761 sogar Hofmalerin in Mannheim. In der preußischen Hauptstadt avancierte sie dann in den 1770er Jahren zu einer der wichtigsten Akteurinnen im Kunstbetrieb. Zu ihren Kunden zählten das Königshaus und das gehobene Bürgertum gleichermaßen, zu den Bewunderern Gelehrte und Künstler wie Denis Diderot und Simon Chardin, in den Salons rühmte man ihren „durchdringenden Verstand und ihre außenordentliche Wissbegierde“. Tatsächlich überwanden ihre Bildnisse die oft formelhaften Konventionen der Porträtmalerei ihrer Zeit. Sie verlieh den Dargestellten mit lockerem Pinselschwung eine einnehmende Lebendigkeit, die sie insbesondere den Gesichtern einzuschreiben wusste. Kennzeichnendes Merkmal von Therbuschs Bildnissen war zudem der differenzierte und experimentierfreudige Umgang mit Farben.
Auch unser Selbstbildnis fällt zunächst durch den Charme einer nuancenreichen Palette auf. Das Petrolgrün des gestreiften Seidenkleides ist herrlich auf das zarte Rosa des flatternden Schleiers abgestimmt. Das pudrige Rosé ist wiederum im Blumenkranz und den charakteristisch geröteten Wangen aufgegriffen. Es mag zunächst verwundern, dass sich die bereits 57-jährige 1778 als lebensstrotzende Bacchantin malt, wo sie uns doch nur drei Jahre später kurz vor ihrem Ableben mit Einglas als reife Frau mit strenger Mine entgegentritt. Die jugendliche Erscheinung, ist sich Helmut Börsch-Supan sicher, ist weniger ihrer Eitelkeit als vielmehr dem Wunsch geschuldet, ihre Vitalität geradezu allegorisch zu veranschaulichen. Nachdem sich nämlich 1777 Johann Heinrich Wilhelm Tischbein in Berlin niedergelassen hatte, war ihre Vormachtstellung als Porträtistin kurzzeitig ins Wanken geraten. Erstmals hatte sie auf ihrem Hauptgebiet ernsthafte Konkurrenz zu fürchten. Als Tischbein die Stadt nach nur einem Jahr wieder verließ, leuchtete der Stern der Malerin noch einmal strahlend auf. Die juvenile Inszenierung kann in diesem Zusammenhang als Statement ungebrochener Lebensfreude und Schaffensdrang gedeutet werden. Und welche Figur wäre hierzu geeigneter als die einer Mänade, jenen tanzfreudigen Frauen aus dem Gefolge des Bacchus?
Durchaus souverän meistert die Malerin die Mischung aus mythologischer Referenz und modischem Auftritt. Unverkennbar sind die französischen Anklänge, die dem Bildnis Grazie und Eleganz verleihen, ohne in die Falle des allzu Süßlichen zu tappen. Bereits in ihrer Jugend hatte Therbusch die Malerei des Antoine Pesne zum Studium kopiert. Mit Mitte Vierzig trat sie dann die gewagte Reise nach Paris an. In kürzester Zeit gelang ihr 1767 die Aufnahme als Mitglied der Académie Royale. Es bedeutete ihren Durchbruch. Fortan signierte sie stolz als „Peintre du roi“ und malte sich in den folgenden zwei Jahrzehnten in den weiblichen Olymp der Kunst des 18. Jahrhunderts. Zweifellos zählt vorliegendes Bildnis als Zeugnis selbstsicherer Eigeninszenierung und maltechnischer Virtuosität zu den Glanzstücken der späten Jahre.
Ein Gutachten von Prof. Helmut Börsch-Supan, Berlin, vom 21. Dezember 2021 liegt in Kopie vor.
Provenienz: 1924 belegt in der Sammlung des Bankiers Herbert M. Gutmann, Potsdam (s. Dissertation Leopold Reidemeister).
Zwischen 1924 und 1945 unter ungeklärten Umständen veräußert.
April 2022 gütliche Einigung über die Restitution durch die letzten Eigentümer mit den Erben von Herbert M. Gutmann.
Literatur: Eckhart Berckenhagen: "Anna Dorothea Therbusch", in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaften, 41 (1987), S. 151, Nr. 139 (als "Dame als Bacchantin").
Leopold Reidemeister: Anna Dorothea Therbusch: ihr Leben und ihr Werk, Diss. Berlin 1924, S. 85 (als "Portrait einer Dame").
Ermels, Johann Franciscus
zugeschrieben. Arkadische Landschaft mit Urne und Flötenspieler
Los 6028
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.500€ (US$ 1,563)
zugeschrieben. Arkadische Landschaft mit Urne und Flötenspieler.
Öl auf Leinwand, wohl doubliert. 42 x 61,5 cm. Verso von fremder Hand bez. "Joh. Franz Ermel".
Ermels war zunächst Schüler des Historienmalers Johann Hülsmann in Köln, bevor er sich anschließend in Holland unter dem Einfluss Jan Boths der Landschaftsmalerei zuwandte. Ab 1660 lebte und arbeitete Ermels in Nürnberg.
Niederländisch
um 1760. Maler an der Staffelei mit seiner Familie
Los 6029
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
10.000€ (US$ 10,417)
um 1760. Maler an der Staffelei mit seiner Familie.
Öl auf Leinwand, auf Holz kaschiert. 92,8 x 111,3 cm.
Der besondere Reiz dieses Familienporträts beruht auf der detailfreudigen Schilderung des vornehmen Interieurs sowie den kleinen erzählerischen Momenten, die der unbekannte Künstler geschickt in die Darstellung integriert. Seine vielköpfige Familie versammelt der Maler im guten Salon des Hauses, aus dem neun Augenpaare den Betrachter aufmerksam entgegenblicken. Der wohlgenährte Künstler sitzt an seiner Staffelei, neben ihm der Erstgeborene mit Zeichenstift und Papier. Offensichtlich soll er in die Fußstapfen des Vaters treten und ist bereits fleißig am Lernen. In einem blauen Seidenkleid und Spitzenhäubchen sitzt die Mutter am Tisch und hält mit einer Hand das jüngste Kind am Gängelband, während sie mit der anderen den Deckel einer Teekanne anhebt. Den Wasserkessel für den Tee bringt rechts eine Hausdienerin auf einem Stöfchen herein. Zur Teestunde haben sich auch die beiden Großmütter eingefunden, von denen eine mit dem Einglas aufmerksam die Arbeit des Malers inspiziert. Rechts im Bild stehen die drei übrigen Kinder, zwei Mädchen und ein Bub, vor ihnen verstreut am Boden ein Holzpferd und ein Federballspiel. Die bereits verstorbenen Angehörigen sind vermutlich als Porträts an der grünen Hinterwand zu sehen. Unser Bildnis entstand sicherlich als Repräsentationsstück zum Ausweis von Wohlstand, ist der Tisch doch mit dem Porzellanservice gedeckt und alle in bester Mise gekleidet. Zugleich verpflichtet sich die Inszenierung jedoch auch dem damals neuen Ideal einer herzlichen und intimen Atmosphäre zwischen Familienangehörigen, wie sie etwa aus Porträts der Familie Tischbein bekannt ist.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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