Los 6513
Italienisch
17. Jh. Wächter des Sultans im bestickten Kurzrock aus besticktem Goldbrokat
Schätzung
2.400€ (US$ 2,581)
Abgabe von Vorgeboten möglich
Aus dem Katalog
Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts
Auktionsdatum 29.11.2024
17. Jh. Wächter des Sultans im Kurzrock aus besticktem Goldbrokat.
Aquarell und Gouache über Kohle auf Bütten, auf altem Sammlerkarton montiert. 24 x 18,6 cm. Wz. Fleur-de-Lis im Doppelkreis mit angehängtem Buchstaben V (Fragment; vgl. Heawood Nr. 1591).
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelte sich europaweit ein bemerkenswertes Interesse an Trachten, das sowohl historische als auch zeitgenössische sowie traditionelle Modelle umfasste. Diese Neugier manifestierte sich in einer zunehmend systematischen Publikationstätigkeit von Verlegern, die Bildbände mit detaillierten Kostümillustrationen aus aller Welt herausbrachten. Die Darstellung von Trachten diente hierbei nicht der Porträtierung individueller Figuren, sondern vor allem der geographischen und kulturellen Verortung. So entstand eine visuelle Topographie, die das europäische Wissen über „andere“ Kulturen über das Medium der Kleidung vermittelbar machte.
Die Faszination für diese Mode wurde oft im Kontext von Reisebeschreibungen in den illustrierten Büchern vermittelt. Ein bekanntes Beispiel ist Nicolas de Nicolay, der in den Jahren 1551 bis 1552 Konstantinopel besuchte. Seine Erfahrungen fanden später Eingang in seine 1568 in Lyon veröffentlichte Publikation Les Quatre premiers livres des navigations et peregrinations orientales, ein Werk, das nicht nur Cesare Vecellio, sondern auch Künstler wie Jacopo Ligozzi beeinflusste.
Melchior Lorck, einer der herausragendsten Trachtenzeichner des 16. Jahrhunderts, lieferte ebenfalls bedeutende Beiträge zur Trachtenillustration. Zwischen 1555 und 1559 reiste Lorck als Mitglied der Gesandtschaft unter Ogier Ghiselin de Busbecq nach Konstantinopel. Dort fertigte er vor Ort naturgetreue Zeichnungen an, die später als Vorlage für seine berühmten Holzschnitte dienten. Diese Werke waren prägend für die Entwicklung einer genuin europäischen Vorstellung des Orients.
Auch spätere Künstler wie Abraham de Bruyn (Antwerpen, 1581) und Hans Weigel (Ulm, um 1577), ließen sich von den vorausgehenden Trachtenbüchern inspirieren, übernahmen Kompositionen und entwickelten diese weiter. Dabei verfeinerten die Künstler häufig Details, sie nahmen Elemente der Vorlagen auf, transformierten sie und schufen dadurch eine eigene künstlerische Sprache. Jacopo Ligozzi etwa erweiterte seine Serie von Figuren des Osmanischen Reiches (Florenz um 1580/85) durch das Hinzufügen von Tieren und Fantasiewesen, was den Darstellungen eine zusätzliche Ebene der allegorischen Bedeutung verlieh.
Die prächtigen, farbenfrohen Aquarelle Ligozzis lassen sich als zentrale Quelle für die hier vorliegenden Zeichnungen identifizieren (Los 6513-6515), da sie in vielen Details und in der Auffassung der Figuren übereinstimmen. Das Wasserzeichen deutet auf eine Entstehung unserer Zeichnungen um das Jahr 1670 hin oder geringfügig später. Die anhaltende Rezeption von Ligozzis Arbeiten zeigt sich auch in der Porzellanmanufaktur Doccia, die 1737 in Sesto Fiorentino gegründet wurde. Um 1750 beauftragte der Gründer Marchese Carlo Ginori zwei venezianische Maler, die Ligozzis Figuren auf Porzellantellern verewigten. So führt die Tradition der Trachtenillustration, die im 16. Jahrhundert begann, weit in das 18. Jahrhundert hinein und zeigt die beständige Wirkungskraft von Ligozzis ikonischen Werken. Unser anonymer Zeichner führt diese Tradition mit bemerkenswerter technischer Sicherheit und frischen, leuchtenden Farben fort.
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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