Los 2667

Streicher, Nanette
(1769-1833)Brief an ihren Mann

Zuschlag
900€ (US$ 938)

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Aus dem Katalog
Literatur und Autographen
Auktionsdatum 9.10.2024

Lot 2667, Auction  124, Streicher, Nanette, Brief an ihren Mann

Streicher, Nanette (eigentlich Anna-Maria, geb. Stein), gleichfalls als Klavierbauerin tätige Ehefrau des bedeutenden Wiener Klavierbauers Andreas Streicher, auch Komponistin, Musikpädagogin und Schriftstellerin (1769-1833). Eigh. Brief m. U. "Deine Nanette". 62/3 S. 2 Doppelbl. 8vo. (Wohl Wien um 1808).
Umfangreicher, rührender Brief an ihren Ehemann, in dem sie ausführlich die zwischen ihnen eingetretene Ehekrise behandelt und anhand von Beispielen beklagt, dass er ihre Liebe nicht mehr erwidere und sie permanent unfreundlich behandle. "... Dein Betragen gegen mich ist seit ein paar Tagen so auffallend hart, daß ich weinen möchte wenn ich (den zwar sonst auch aufbraußenden Mann) aber doch dabei den liebevollen Gatten, der mich glücklich zu sehen wünschte, mit dem Mann vergleiche, dem iezt eine iede Handlung von mir ungereimt, dumm, Liebe leer u. s. w. vorkommt. Es schmerzt mich dieses Betragen umsomehr da es zu einer Zeit geschieht, wo der Rechtschaffene gutdenkende Mann, für welchen ich Dich immer gehalten habe, einem Weibe die Alles für seine Liebe aufopferte, die harten Streiche des Schicksals (wofür beide nichts können) tragen hilft, und ihr nicht durch immerwährende Bezeugung der Unzufriedenheit über alles was sie thut, u. spricht, das Leben zur Hölle macht ... Sag mir einmal, um welchen Lohn ich mich in das Eheliche Joch geschmiegt habe, als um diesen der Liebe. Du kamst heute noch Haus, anstatt mir ein gut Gesicht zu machen fingst Du an entsetzlich zu toben - Du wilst den Brief nicht hineintragen! u. die Magdt geht nicht! ... Ich glaubte daß Du es haben woltest, daß ich nach Italien schreibe, u. als Du nach Hauße kamst machte mir Dein Betragen vermuthen daß es Dir in den Tod zuwider sei, daß ich geschrieben habe ... Das Weib soll nachgeben, es ist wahr! Das Weib soll alles zu entfernen suchen was dem Mann unangenehm sein könnte - dann ist Ruhe im Haus, sehr wahr; aber welcher gutdenkende Mann kann seine Ruhe verlangen auf Unkosten der Ruhe seines Weibes, die sie gewis nie findet, wenn ihr nicht erlaubt ist sich über die Unannehmlichkeiten deren ieder Hausstandt so viele aufzuweißen hat, ihrem Mann mittheilen zu dürfen? ...

Ich weis so gut wie Du daß ich Fehler habe, aber ich denke ein Mann der sich unter die Klügsten zählen darf, kann mit den Fehlern eines schwachen Weibes gedult haben ... Du wirst zwar sagen: Ich thu dir ia nichts! aber Lieber Streicher, einem fühlenden Herzen sind Mark u. Bein durchdringende Reden weit schmerzlicher als Stockschläge. Ich bitte Dich Lieber stell Dich nur einen Augenblick an meine Stelle. Ich habe alles verlaßen, um mein Schiksal mit Dir zu theilen; ich arbeite, ich ziehe mich von der großen Welt zurück, und was wird mir dafür? Kein gutes Gesicht von Dir, und der Herzennagende Schmerz Dich durch mich unglücklich zu sehen ... Deine Liebe ersezt mir alles, aber Du must mich durch gelindes Betragen u. Nachsicht mit meinen Fehlern davon überzeugen ...". - Wenn man bedenkt, dass Nannette Streicher eine hoch angesehene Konzertpianistin war, mit Beethoven, Goethe und vielen anderen Größen ihrer Zeit befreundet, und eine sehr erfolgreiche Klavierbau-Firma leitete, so mutet das Verhalten beider Ehegatten (die beide 1833 starben), vor allem aber das ihres Mannes, aus heutiger Sicht nicht recht verständlich an. - Sie unterschreibt "Nanette", so dass die in den meisten Nachschlagewerken angegebene Schreibung "Nannette" nicht als verbindlich gelten kann.

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