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Lot 8183, Auction  122, Hödicke, Karl Horst, Himmel über Schöneberg

Hödicke, Karl Horst
Himmel über Schöneberg
Los 8183

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
10.000€ (US$ 10,753)

Details

Himmel über Schöneberg
Gouache auf Velin. 1977.
60 x 85 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Hödicke" und datiert.

Ein roter Himmel. Der Blick fällt vom Boden gerade aufwärts, entlang an schwarzen Hausfassaden empor ins tiefe Rot des Himmels. Breite, zügige Pinselstriche hinterlassen ihre Spuren in der wässrig aufgetragenen Farbe. Souverän bewegt sich Hödicke mit seiner großformatigen Darstellung sowohl kompositorisch als auch technisch zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Hödicke gilt als einer der Wegbereiter des deutschen Neoexpressionismus und als engagierter Professor an der Berliner Hochschule der Künste; er war zudem einer der wichtigsten Anreger der sogenannten Neuen Wilden.

Provenienz: Galerie Raab, Berlin (dort erworben im Juni 1993)
Sammlung Prof. Hans Kollhoff, Berlin

Lot 8184, Auction  122, Walther, Franz Erhard, Nachzeichnungen. Zu Nr. 28, Gegenüber

Walther, Franz Erhard
Nachzeichnungen. Zu Nr. 28, Gegenüber
Los 8184

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.125€ (US$ 1,210)

Details

Nachzeichnungen. Zu Nr. 28, Gegenüber
Bleistift auf Maschinenpapier. 1967.
24,5 x 20 cm.
Im rechten Rand unten mit Bleistift signiert "Walther".

Die Gruppe der Nachzeichnungen entstand für den Katalog zur Walther-Ausstellung in der Kunsthalle Tübingen 1972, fand schließlich jedoch dafür keine Verwendung. Diese Nachzeichnungen von Fotos zeigen die Benutzung der 58 Teile des 1. Werksatzes in mehreren Stadien. Gemeinsam mit Gerhard Richter und Sigmar Polke studierte Walther von 1962 bis 1964 bei Karl Otto Götz an der Kunstakademie Düsseldorf. Im Anschluss an diese Zeit begann der Künstler die Arbeit an seinem frühen Schlüsselwerk, dem 1. Werksatz, entstanden um 1963/70. Es handelte sich dabei um 58 Objekte aus Baumwollstoffen, Schaumstoff, Holz und verschiedenen anderen Materialien, die die Betrachter benutzen sollten, indem sie diese zum Beispiel interaktiv auffalteten und sich überstülpten, sich hineinlegten oder geometrische Formen bilden konnten. Die Präsentation dieses 1. Werksatzes im New Yorker Museum of Modern Art brachte Franz Erhard Walther den internationalen Durchbruch. Hier platzieren sich zwei Benutzer des 1. Werksatzes auf Matten oder Decken entlang einer Geraden, in unterschiedlichen Abständen einander gegenüber. Beigegeben: Franz Erhard Walther, Nachzeichnungen, Hrsg. Veit Görner, Ostfildern 1993, vom Künstler signiert.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

Literatur: Franz Erhard Walther, Nachzeichnungen, Hrsg. Veit Görner, Ostfildern 1993, mit Abb. (o.S.)

Lot 8185, Auction  122, Walther, Franz Erhard, Werkhandlung Teil I (Der erste Werksatz)

Walther, Franz Erhard
Werkhandlung Teil I (Der erste Werksatz)
Los 8185

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
875€ (US$ 941)

Details

Werkhandlung Teil I (Der erste Werksatz)
Videokassette, C-Print auf AGFA-Papier und kolorierte Graphitzeichnung in Holzkasten mit leinenbezogenem Deckel. 1997.
33 x 26 x 6 cm (Holzkasten).
Der C-Print und die Kassette signiert "Walther", die Zeichnung mit Bleistift signiert "Walther", datiert und betitelt "die Formenwelten nicht geteilt Hervorhebung". Auflage 250 num. Ex.

Bis heute gilt Walther als einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart, auf der Biennale di Venezia wurde er 2017 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Das Besondere an Walthers Kunst ist der partizipative Ansatz; zu dem Objekt addiert sich eine Handlung, die dadurch wiederum selbst Werkcharakter erhält.

Lot 8193, Auction  122, Stella, Frank, Marriage of Reason & Squalor

Stella, Frank
Marriage of Reason & Squalor
Los 8193

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.500€ (US$ 4,839)

Details

Marriage of Reason & Squalor
Farblithographie auf festem genarbten Barcham Green-Velin. 1968.
25,5 x 38 cm (38,2 x 55,8 cm).
Signiert "F. Stella" und datiert. Auflage 100 num. Ex.
Axsom 7, Gemini 51.

Druck in Metallic-Schwarzgrau auf cremefarbenem Grund. Aus der Folge Black Series I, mit der Stella seine Black Paintings, entstanden 1958-60, festhielt. "Stella was actually a quintessential validating representative of what was, in fact, just one aspect of Gemini's production, since it was ideally suited to the strengths of his early geometric style." (Richard H. Axsom, The prints of Frank Stella, New York 1983, S. 15). Herausgegeben von Gemini G.E.L., Los Angeles, mit deren Blindstempel unten rechts und dem Stempel verso. Druck Kenneth Tyler. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.

Chillida, Eduardo
Martin Heidegger. Die Kunst und der Raum
Los 8194

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.500€ (US$ 4,839)

Details

Martin Heidegger. Die Kunst und der Raum
Zweibändiges Buch mit 7 Litho-Collagen, Japan auf Velin, sowie 1 Lithographie auf Japan auf dem Einband. 2 Orig.-Kartonbände im Orig.-Schuber. 1969.
21,5 x 16 cm.
Im Impressum signiert "Chillida" sowie zudem von Martin Heidegger signiert. Auflage 150 num. Ex.
Van der Koelen 69027-69034.

Während eines der regelmäßigen Treffen von Schriftstellern, Denkern und Künstlern, die in der Galerie Erker in St. Gallen stattfanden, lernten sich Martin Heidegger und Eduardo Chillida kennen. In Folge dieser Begegnung entstand eine intellektuelle Freundschaft, die zu einer künstlerischen Zusammenarbeit der beiden großen Geister führte.
Faksimilierte Handschriften Heideggers stehen hier neben Chillidas Collagen in Schwarz und Beige; der Textband gibt daneben eine deutsche sowie die französische Transkription des Heidegger'schen Textes "Die Kunst und der Raum" bzw. "L'Art et l'Espace" wieder. Erschienen im Erker-Verlag, St. Gallen 1969. Ganz prachtvolle Drucke.

Provenienz: Sammlung Prof. Hans Kollhoff, Berlin.

Lot 8195, Auction  122, Chillida, Eduardo, Homenaje a Picasso

Chillida, Eduardo
Homenaje a Picasso
Los 8195

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.750€ (US$ 2,957)

Details

Homenaje a Picasso
Aquatinta auf Arches-Velin. 1972.
33,8 x 36,7 cm (76 x 57 cm).
Signiert "Chillida", mit dem Künstlersignet sowie bezeichnet "E.(preuve d')A.(rtiste)".
Van der Koelen 72016.

Einer von 8 Künstlerabzügen außerhalb der Auflage von 186 Exemplaren, gedruckt von E. Arte und herausgegeben vom Propyläen-Verlag, Berlin. Chillidas graphisches Werk steht meist im Dialog zu seinen Skulpturen. Die zusammenhängenden schwarzen Formen bestehen aus schweren, breiten Balken. Noch sind sie eher kantig, ebenso wie die im Jahr 1972 von ihm errichtete monumentale Basaltskulptur "Campo Espacio de Paz II (Raumfeld des Friedens II)" in Lund. Einige Jahre später begann der gebürtige Baske mit der Arbeit an seiner wohl berühmtesten Skulptur "El peine del vieno" an den Klippen von San Sebastián. Es ist der Charakter des Metalls, dessen Oberfläche durch den Prozess verändert wird, die körnige Struktur der schwarzen Formen im Kontrast mit den hellen Flächen, durch die Chillidas Radierung "gewaltig" wirkt. Prachtvoller, intensiver Druck mit ausgeprägtem Relief, mit dem vollen Rand.

Lot 8196, Auction  122, Chillida, Eduardo, Bakuntza I

Chillida, Eduardo
Bakuntza I
Los 8196

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.500€ (US$ 3,763)

Details

Bakuntza I
Aquatinta auf festem BFK Rives-Velin. 1973.
39,7 x 39,5 cm (79 x 60,5 cm).
Signiert "Chillida" und mit dem Künstlersignet sowie bezeichnet "H.(ors) C.(ommerce)".
Van der Koelen 73020.

Einer von wohl sieben H.C.-Abzügen neben der Auflage von 50 Exemplaren. Daneben verzeichnet Van der Koelen weitere sieben Künstlerabzüge. Gedruckt bei Morsang, Paris, herausgegeben von Maeght, Paris. Ganz ausgezeichneter, fein nuancierter Druck mit zartem Plattenton und schöner Materialwirkung, mit dem vollen Rand.

Lot 8197, Auction  122, Chillida, Eduardo, Bildu

Chillida, Eduardo
Bildu
Los 8197

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
5.750€ (US$ 6,183)

Details

Bildu
Aquatinta mit Reliefprägung auf Paperski-Velinkarton. 1993.
21,2 x 18 cm.
Signiert "Chillida" sowie mit dem Künstlersignet. Auflage 50 num. Ex.
Van der Koelen 93004.

Erschienen in einer Gesamtauflage von 68 Exemplaren bei Ediciones T, Barcelona; Druck Taller Hatz, San Sebastián. Ganz prachtvoller Druck der formatfüllenden Komposition, mit deutlicher Prägung und von schöner Materialwirkung.

Lot 8199, Auction  122, Piene, Otto, Halbe Rose

Piene, Otto
Halbe Rose
Los 8199

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.250€ (US$ 1,344)

Details

Halbe Rose
Farbserigraphie auf Velin. 1965.
32 x 65 cm (50 x 65 cm).
Signiert "OPiene" (ligiert) datiert und bezeichnet "épreuve d'artiste".
Rottloff 7/4.

Die Auflage erschien in Pienes früher Siebdruckfolge "Rose oder Stern". Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand. Äußerst selten.

Lot 8200, Auction  122, Piene, Otto, Red My Love

Piene, Otto
Red My Love
Los 8200

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
875€ (US$ 941)

Details

Red My Love
Farbserigraphie auf festem Velinkarton. 1972.
99,4 x 69,5 cm.
Signiert "OPiene" (ligiert) und datiert. Auflage 50 num. Ex.
Rottloff 139.

Herausgegeben von der Galerie Heseler, München, in einer Gesamtauflage von 55 Exemplaren. Prachtvoller Druck der formatfüllenden Komposition mit kräftigen Farben.

Lot 8201, Auction  122, Piene, Otto, Mushroom

Piene, Otto
Mushroom
Los 8201

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
750€ (US$ 806)

Details

Mushroom
Farbserigraphie auf festem Velinkarton. 1976.
98,2 x 69,5 cm.
Signiert "OPiene" (ligiert) und datiert. Auflage 75 num. Ex.
Rottloff 215.

Herausgegeben von der Galerie Schöller, Düsseldorf, in einer Gesamtauflage von 90 Exemplaren. Prachtvoller Druck der formatfüllenden Komposition mit leuchtendem Rot.

Lot 8202, Auction  122, Piene, Otto, Red eye red

Piene, Otto
Red eye red
Los 8202

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.750€ (US$ 4,032)

Details

Red eye red
Farbserigraphie auf Velinkarton. 1977.
80 x 90 cm.
Signiert "OPiene" (ligiert) und datiert. Auflage 46 num. Ex.
Nicht mehr bei Rottloff.

Gedruckt und herausgegeben von der Galerie Rottloff, Karlsruhe. Prachtvoller, herrlich differenzierter Druck der formatfüllenden Komposition in leuchtender Farbigkeit. Selten. Beigegeben: Eine weitere Farbserigraphie von Otto Piene, "Blue eye blue", 1977 (nicht mehr bei Rottloff).

Lot 8204, Auction  122, Music, Zoran, Paysage rocheux

Music, Zoran
Paysage rocheux
Los 8204

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,688)

Details

Paysage rocheux
Aquarell und Gouache auf hauchdünnem Japan. 1980.
22 x 30 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Music" und datiert.

Schon früh beginnt Music, sich mit der kargen Landschaft Dalmatiens und Italiens in seinem Werk auseinanderzusetzen, und Felsformationen bleiben ein immer wiederkehrendes Thema in seinem Oeuvre. Ab den 1940er Jahren arbeitet er dann zunehmend abstrakter, und so dominieren auch in der vorliegenden Arbeit der weitgehende Verzicht auf Perspektive und der Blick auf das Wesentliche den Bildcharakter. Die pastellig-zarte Farbigkeit des weißen Untergrundes und des zart bläulichen Himmels mit den im Kontrast dazu stehenden gelblich konturierten, dunklen Steinen rückt die Szenerie nahe an eine natura morta nach italienischem Vorbild à la Morandi.

Provenienz: Nachlass Rudolf Dietrich
Privatbesitz München

Lot 8206, Auction  122, Tatafiore, Ernesto, CORDAY 37 AETATIS SUAE

Tatafiore, Ernesto
CORDAY 37 AETATIS SUAE
Los 8206

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.000€ (US$ 4,301)

Details

"CORDAY 37 AETATIS SUAE"
Mischtechnik und Metallstreben auf vier zusammengehefteten Büttenpapieren. 1980.
152 x 115 cm.
Unten links mit Pinsel in Weiß signiert "Tatafiore", rechts mit Pinsel in Gelb betitelt.

Als Psychiater beschäftigt sich Tatafiore in seinen Kunstwerken mit den menschlichen Abgründen und Illusionen, den Krisen und Verwerfungen des Daseins. Die Verwendung unterschiedlicher Werkstoffe ist dabei charakteristisch für das Werk des Italieners. Das dargestellte Frauengesicht könnte, dem Titel folgend, die Französin Charlotte Corday abbilden, die, für den Mord des französischen Revolutionsführers Jean Paul Marat im Jahr 1793 verantwortlich, mit nur 24 Jahren guillotiniert wurde. Tatafiore stellt sich die Märtyrerin mit 37 Jahren vor, das liebliche, in sich ruhende Gesicht wird von kalten, genagelten Metallstreben durchbrochen. Ein von der Härte ihres Lebens und ihrer Taten gezeichnetes Portrait.

Lot 8207, Auction  122, Tatafiore, Ernesto, Ohne Titel

Tatafiore, Ernesto
Ohne Titel
Los 8207

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.188€ (US$ 1,277)

Details

Ohne Titel
Kreide in Schwarz und Deckweiß auf collagiertem Transparentpapier. 1986.
Ca. 25 x 50 cm.
Oben rechts mit Kreide in Schwarz signiert "Tatafiore".

Die leichte, fließende Konturlinie wird zentral und mittig, genau im Schritt der liegenden Frau, unterbrochen von den weißen Winkelformen, die sich von unten senkrecht ins Bild schieben - ebendort, wo das feine Zeichenpapier aus zwei Hälften collagenhaft zusammengefügt ist. Diese Verbindung von Zeichnung und Collage ist charakteristisch für Tatafiores vielschichtiges Schaffen, das zu Beginn zwischen Konzeptkunst und Arte Povera changiert. Im Jahr 1980 waren seine Bilder in dem von Oliva und Harald Szeemann kuratierten Beitrag auf der 39. Biennale di Venezia zu sehen. 1982 hatte Tatafiore eine große Einzelausstellung im Kunstmuseum Luzern, 1985 zeigte er das graphische Werk im Metropolitan Museum of Art, New York, und 1993 eine Retrospektive im Museum Moderner Kunst in Wien.

Lot 8208, Auction  122, Bak Koi, Tay, Zwei Frauen am Fluss

Bak Koi, Tay
Zwei Frauen am Fluss
Los 8208

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.063€ (US$ 1,142)

Details

Zwei Frauen am Fluss
Aquarell auf Velin, auf Unterlagekarton kaschiert.
30,5 x 30,4 cm.
Links mittig mit Pinsel in Dunkelblau signiert "Bak Koi" (ligiert).

Der südostasische Künstler ist bekannt für seine Darstellungen von Fischerdörfern, Kampongszenen und Büffeln. Seine Arbeiten waren vertreten in zahlreichen Ausstellungen u.a. in Singapur, Malaysia, Hongkong, Japan, Australien, den USA und in Deutschland. Stilistisch changieren seine Bildmotive zwischen Realismus und Phantasie, technisch arbeitete er vor allem mit Öl- und Aquarellfarben.

Lot 8210, Auction  122, Blais, Jean Charles, Rouge Sang

Blais, Jean Charles
Rouge Sang
Los 8210

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
15.000€ (US$ 16,129)

Details

"Rouge Sang"
Mischtechnik auf Plakatabriss. 1983.
Ca. 138 x 82,5 cm.
Verso mit Faserschreiber in Schwarz signiert "Blais", datiert und betitelt.

Die Begeisterung des renommierten deutschen Kunsthistorikers, Journalisten und Autors Wilfried Wiegand (Berlin 1937-2020) für die Kunst von Jean-Charles Blais kommt in der umfassenden Beschäftigung mit dessen Werk zum Ausdruck. Gleich mehrere Beiträge und Texte verfasste der promovierte Kunsthistoriker, der nach seinem Studium eine Karriere als Kunstkritiker einschlug und regelmäßig für verschiedene Kunstzeitschriften und Zeitungen schrieb, über das Schaffen des französischen Künstlers. Er arbeitete bis in das Jahr 2002 als Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und war von 1986-1996 Feuilletonchef der FAZ. Zweifach wurde Wiegand für mehrere Jahre als Kulturkorrespondent nach Paris entsandt, wo er Bekanntschaft mit Blais machte. „Die Malerei von Jean-Charles Blais ist eine Kunst des Respektierens, des liebevollen Ernstnehmens. Respektvoll ist schon der Umgang mit dem Material, den ausgedienten Plakatschichten, die er als Malgrund benutzt: großstädtischer Kommunikationsmüll, der einem ästhetischen Recycling zugeführt wird. Respekt äußert sich auch darin, daß er diese Abrisse im Atelier nicht etwa korrigiert, daß ihre Zufallskonturen das Bild bestimmen dürfen, ja daß sogar das Relief der oft recht vielen Papierlagen kunstvoll in die Darstellung einbezogen wird. Ernst genommen werden auch die Figuren, denn ihnen wird die Ehre der Monumentalität erwiesen. Und welche Liebe äußert sich im reich changierenden Farbauftrag, der noch niemals plakativ geworden ist.“ (Wilfried Wiegand, Über Jean-Charles Blais, in: Jean-Charles Blais, Hrsg. Carl Haenlein, Ausst.-Kat. Kestner-Gesellschaft, Hannover 1986, S. 11).
Jean-Charles Blais studierte 1974-1979 an der École des Beaux-Arts in Rennes und setzte sich seit den 1980er Jahren intensiv mit der Technik der Décollage auseinander, inspiriert von den Künstlern des Nouveau Realisme. Seiner ersten Einzelausstellung im CAPC in Bordeaux im Jahr 1982 folgten zahlreiche Präsentationen in Galerien, u.a. bei Yvon Lambert in Paris, Leo Castelli in New York und Buchmann in Basel. 1987 wurde ihm eine Einzelausstellung im Centre Pompidou in Paris gewidmet. Besonders bekannt wurde Blais durch seine künstlerische Gestaltung der Pariser Métrostation Assemblé Nationale im Jahr 1990, die ihm ein breites internationales Publikum verschaffte.
Aus dem Nachlass der Sammlung Wiegand kommt eine außergewöhnlich charakteristische Gruppe von Arbeiten aus seiner frühen Schaffenszeit, den 1980er Jahren, zum Aufruf.

Provenienz: Nachlass Wilfried Wiegand, Berlin

Lot 8211, Auction  122, Blais, Jean Charles, Ohne Titel (rennender Mann)

Blais, Jean Charles
Ohne Titel (rennender Mann)
Los 8211

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
37.500€ (US$ 40,323)

Details

Ohne Titel (Rennender Mann)
Mischtechnik auf Plakatabriss. 1985.
Ca. 243 x 326 cm.
Verso mit Kreide in Schwarz signiert "Blais" und zweifach mit Kreide in Rot und Schwarz datiert.

Blais Kunstwerke zeichneten sich durch eine einzigartige Kombination von figurativen und abstrakten Elementen aus. Blais verwendete oft dicke, pastose Farbschichten und expressive Pinselstriche, um eine gewisse Rauheit und Energie in seinen Werken zu erzeugen. „Die Plakatabrisse waren zunächst ein zufällig entdeckter Bildträger, dessen Wert ich weder höher noch tiefer einschätzte als jenen der Leinentücher oder der Kartons, auf die ich malte. Ich war an einem Punkt angelangt, wo mir mein Schaffen sehr verzettelt vorkam. (…) Ich habe dann begonnen regelmäßig auf die von den Mauern abgerissenen Plakate zu malen, denn sie besaßen den Vorteil, die Eigenschaften aller anderen von mir benutzten Materialien zu vereinigen. Auf Grund ihres Volumens, ihres Zuschnitts, waren sie bereits Gegenstände. Alles, was mich interessierte, war in diesem einzigartigen Material schon enthalten.“ (Jean-Charles Blais, im Gespräch mit Sylvie Couderc, in: Jean-Charles Blais, Hrsg. Carl Haenlein, Ausst.-Kat. Kestner-Gesellschaft, Hannover 1986, S. 29). Statt die Vorderseiten der Plakate zu verwenden, gestaltet Blais die unebenen Rückseiten, die er oft mit figurativen Elementen bemalt. Die Zufälligkeit des Plakatabrisses bleibt als Relikt menschlichen Handelns zurück. Dabei richten sich die Motive stets nach der Form des Abrisses aus, und ab 1983 zeichnet sich darüber hinaus noch eine stärkere Verschränkung von Motiv und gegebener Form ab. Ein Falz wird zu einem Baumstamm, der Bildträger wird durch Einrisse oder Abrisse sichtbar gemacht. Zufallskonturen dürfen also das Bild bestimmen, die verschiedenen Papierlagen werden mit ihrem Relief, ihren Abrissen und ihren unregelmäßigen Kanten in die Darstellung mit eingezogen.

Provenienz: Nachlass Wilfried Wiegand, Berlin

Lot 8212, Auction  122, Blais, Jean Charles, Ohne Titel (Betrunkene Gestalt)

Blais, Jean Charles
Ohne Titel (Betrunkene Gestalt)
Los 8212

Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
32.500€ (US$ 34,946)

Details

Ohne Titel (Betrunkene Gestalt)
Mischtechnik auf Plakatabriss. 1980er Jahre.
Ca. 198 x 174 cm.
Verso mit Kreide in Schwarz signiert "Blais".

Den Kopf im Arm verborgen, mit dem gesamten Oberkörper schwer und schlapp über einer Balustrade hängend, wirkt die monströse Gestalt vollkommen verzweifelt und deutlich gezeichnet von Trauer oder einem übermäßigen Alkoholkonsum, auf den die Flasche im linken Bildbereich schließen lässt. Was ist vorgefallen bei dieser bemitleidenswerten Kreatur, die riesenhafte Züge trägt? Eine Hand streckt sich ihm aus dem rechten Bildrand entgegen und bietet Unterstützung an. Es sind diese Erzählungen ohne genaueren Kontext, die eine Narration andeuten, jedoch keine Aufklärung bieten, die sich in vielen von Blais Bildern finden lassen. „Das sind Bilder, die unbarmherzig mit der heiteren Grausamkeit der Märchen die sinnbildliche Wirklichkeit unserer Ängste, unserer Sehnsüchte und unseres Unvermögens festhalten. Gleichzeitig ist diese Aufzählung unrichtig, weil sie die Motive abstrakt herausstellt, also unabhängig von den ihnen zugrunde liegenden, durch die gegebene Form des Plakatabrisses bestimmten Ausgangssituationen. Die Bildträger als Relikte sind die stummen Zeugen, die Jean-Charles Blais beredt macht. Die Relikte, Zeichen der Vergänglichkeit, hochgepeitschte Bedeutungsträger und der Lächerlichkeit des Bedeutungslosen preisgegeben, geraten unter seinen Händen in einen metaphorisch-unterschwelligen Sog, der gerade durch die beschwingte Farbgebung zu einer Art Ironie des Zufalls und des Schicksals wird.“ (Jean-Christophe Ammann, Annäherung an das Schaffen von Jean-Charles Blais, in: Jean-Charles Blais, Hrsg. Carl Haenlein, Ausst.-Kat. Kestner-Gesellschaft, Hannover 1986, S. 21).

Provenienz: Nachlass Wilfried Wiegand, Berlin

Ausstellung: Jean-Charles Blais, Capc Musée d'art contemporain de Bordeaux, 1985, Ausst. Kat. S. 21

[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

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