Eindrucksvoller Intarsieneinband im Stil des Genfer "Königsbuchbinders"
Bodin, Jean. Les six livres de la Republique. 4 Bl., 797 S., 27 Bl. Mit Druckermarke auf dem Titel, 5 kleinen Holzschnitten in der Kommentarspalte und weiterem Holzschnitt-Buchschmuck. 34 x 22 cm. Dunkelbraunes Kalbsleder des 19. Jahrhunderts (etwas berieben und bestoßen, Rückengelenke mit kleinen Einrissen und vereinzelt kleine Wurmgänge im RDeckel) im Stil des Genfer "Königsbuchbinders" mit goldgeprägten, floralen Intarsien aus hellem und dunklem Leder. Paris, Jacques du Puys, 1577.
Adams B 2235. Brunet I, 1025. Crahay u. a. F3a (mit Abb.). Cioranesco 4121 (Erstausgabe). Graesse I, 460. Lonchamp, Français II, 58. Nicht Tchemerzine II, 229 (= Crahay F1b). Vgl. STC (nur spätere Ausgaben). Vgl. PMM 94a (Erstausgabe). – Das bekannte Werk "Les six livres de la Republique" von Jean Bodin (1529-1590) im sehr schönen Intarsieneinband. Das erste Buch behandelt unter anderem die Familie als die Keimzelle des Staates. Das zweite in antiker Tradition die unterschiedlichen Staatsformen Monarchie, Aristokratie und Demokratie, deren Adäquatheit vom jeweiligen Zustand der Gesellschaft abhängt. Band III beschreibt die staatlichen Instanzen und Institutionen, die, wie er in Band IV und V ausführt, wie Lebewesen einem steten Wandel von Geburt, Entwicklung, Abstieg und Tod unterworfen seien. Aber auch die Unterschiedlichkeit der Menschen und Völker, etwa in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen, seien beim konkreten Regierungshandeln zu berücksichtigen - ein Gedanke der von Montesquieu wieder aufgegriffen wurde. Das sechste Buch handelt abschließend von den verschiedenen Ressorts und der Regierungspraxis. – Seite 520-551 in der Paginierung übersprungen, so komplett. Papier leicht gebräunt, streckenweise oben etwas feuchtrandig, nur gelegentlich leicht fleckig, strecken- und stellenweise minimale Wurmspuren im weißen Rand, ab Seite 697 auch eine Textzeile geringfügig betreffend, S. 789f. mit Randeinriß.
Besonders schöner historisierender Intarsieneinband des 19. Jahrhunderts. Der äußere Rahmen aus parallel geführten, sich teils halbkreisförmig überschneidenden Streifen ähnelt dem unseres "Breuiarium Romanum" von 1546 und erinnert an den Grolierstil. Einen ganz anderen Akzent setzt das komplizierte geschwungene Blattrankenmuster im großen Mittelfeld. Der Stil ähnelt dem des zeitgenössischen "Königsbuchbinders", der evtl. schon einige Zeit vor der Bartholomäusnacht in das reformierte Genf übergesiedelt war (vgl. Schunke 1962, I, 227f.; vgl. aber Schunke 1937, 52) und in den 1580er Jahren mit Geschenkbänden des Genfer Rats für Heinrich III. und Heinrich IV. beauftragt worden war (vgl. ebd.). Der floral intarsierte zeitgenössische Kalblederband macht aus dem wichtigen Buch das schönste erreichbare Exemplar.
Bonade, François
Eximii prophetarum antistitis regia dauidis oracula
Los 1267
Zuschlag
950€ (US$ 1,022)
Bonade, François. Eximii prophetarum antistitis regia Davidis oracula … ad psalmorum seriem centum quinquaginta numeris poëticis exarata. 8 Bl., 248 S., 4 Bl. 15,7 x 10,4 cm. Schwarzer Kalbslederband d. Z. (stärker beschabt, mit Kratzspuren, Außengelenke repariert und neu eingehängt) mit blind- und goldgeprägtem Deckel, zentral ein goldgeprägter gekrönter Delphin. Paris, Christian Wechel, 1531.
Adams 1412. STC 59 und 74 (mit falschem Verweis). Brunet I, 108. Ebert 2709. Élie 1954, 192. Graesse I, 479. – Lateinische Ausgabe des Psalters mit kurzen Zusammenfassungen der einzelnen Psalmen von 1531, beigebunden ist eine sehr seltene lateinische Spruchsammlung mit französischen Übersetzungen von 1544: jeweils ein Minimum an religiösem und literarischem Orientierungswissen, leicht fasslich aufbereitet. – Provenienz: Im Jahr 1684 befand sich das Buch in der Bibliothek des Benediktinerklosters St. Julien in Tours, das in der Zeit der Französischen Revolution aufgelöst wurde. Auf dem Titel: "Monasterii S. Juliani Turonensis 1684. Catalog. Inscript.", das ist das Benediktinerkloster St. Julien in Tours. Auf dem hinteren Spiegel montiert eine Notiz Henri Beraldis zur royalen Provenienz. - Auf dem Spiegel Monogrammexlibris Paul Hirsch (1881-1951). Auktionen Sotheby’s, London, 10.7.1950 und 7.7.1952. – Beigebunden: Formularium latinogallicum ex optimis quibus authoribus in gratiam atque utilitatem pueroru(m) compositum: ut ex Cicerone, Terentio, Plauto, Horatio, Virgilio, Persio, Ouidio, Martiale, Iuvenale, Seneca, Plinio, Livio, Sallustio, Suetonio, Quintiliano, & alijs multis. 64 S. Paris, Lud(ovicus) Grandinus, 1544.
Bonifatius VIII.
Sextus decretalium liber a Bonifacio. VIII. in concilio Lugdunensi editus
Los 1268
Zuschlag
420€ (US$ 452)
Bonifatius VIII. Sextus decretalium liber. in concilio Lugdunensi editus. Mit zahlreichen Holzschnitten im Text. In roter und schwarzer Schrift. 20,5 x 15,5 cm. Flexibles Pergament d. Z. (im Block gelöst, Rücken mit Fehlstelle und mit deutlichen Gebrauchspuren). (Venedig, Luc’Antonio Giunta, 1514).
EDIT 16 CNCE 13404. STC 568. Camerini 168. Essling 1814 und 1816. Isaac 13126. Sander I, 1215 und 2002. – Dieser Band versammelt die Bestimmungen des Kirchenrechts, die vom zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts bis um 1500 erlassen wurden. Die Kodifizierung des "Corpus iuris canonici" geht zurück auf das um 1140 entstandene "Decretum Gratiani". Dieses wurde um 1234 durch das "Liber Extra" bzw. die "Decretales domini pape Gregorij noni" in fünf Büchern ergänzt. Hier setzt der vorliegende dritte Band des "Corpus iuris" an. Die Foliierung lautet: CCLXXXVIII num. Bl., CXX num. Bl., XLIX num. Bl., LXIIII num. Bl., XLIX num. Bl., LXIIII num. Bl., XI num. Bl. – Titel mit mehreren getilgten hs. Besitzvermerken. Etwas stock- und fingerfleckig, einzelne Blätter gelöst und teils mit kleinen Wurmlöchern. Auf dem ersten Titel unleserlich gemachter Geschenkvermerk ("Dono" noch erkennbar) mit Jahreszahl 1617.
Braun, Georg und Hogenberg, Frans - Hrsg.
Vienne Austriae Metropolis
Los 1270
Zuschlag
340€ (US$ 366)
Braun, Georg. - Hogenberg, Frans (Hrsg.). Vienne Austriae Metropolis ... bzw. Buda, vulga Ofen ... Kolorierter Kupferstich aus "Civitates Orbis terrarum". 31 x 47 cm. ca. Mit Passepartout. Köln ca. 1572-1617.
Dargestellt sind die beiden wichtigsten Städte der Donaumonarchie, Wien und Budapest in einem Stich als Panoramaansicht aus den "Civitates orbis terrarum". Die Ansicht von Budapest ist nach dem Holzschnitt aus dem Jahre 1541 von Erhard Schön (1491-1542), einem deutschen Zeichner und Holzschneider gestochen. – Mit Mittelfalz, papierbedingt gebräunt, mit kleinen Randläsuren.
Brunschwig, Hieronymus
Das neüwe Distilier buoch Der rechten kunst, von Meister Jeronimo Brunschwig colligiert, zu distilieren, uß allen Kreütern
Los 1272
Zuschlag
5.500€ (US$ 5,914)
Brunschwigs Destillierbuch, mit über 200 kolorierten Holzschnitten
Brunschwig, Hieronymus. Das neüwe Distilier buoch Der rechten kunst, von Meister Jeronimo Brunschwig colligiert, zu distilieren, uß allen Kreütern die wasser, mit einem leichtern sinn angezeygt...so ist vß Galieno, vnnd der alt berümbten Artzten, hie durch den gantzen Herbarium ersucht, durch alle Capitel vsserlesen, die besten stuck, vff das du den Herbarium darbey magst haben, so doch alle figuren im Distilier buch stond. 1 Bl., Bl. VII-XXVIII, Bl. XXXI-CXXIV. Mit 218 kolorierten Holzschnitten (davon 1 doppelblattgroß), darunter 192 Pflanzendarstellungen. 28,4 x 18,3 cm. Pappband des 19. Jahrhunderts mit goldgeprägtem RSchild (etwas beschabt). Straßburg, (Johannes Grüninger), 1531.
VD 16 B 8723. STC 149. Benzing, Brunschwig, Nr. 16. Choulant 84. Chrisman 247, S2.1.4.Graesse I, 556. Heilmann 169. Kristeller, Straßburger 209. Muther 1457. Nissen, BBI 269. Nissen, Kräuterbücher 59. Ritter 312. Schmidt 250. Vgl. Brunet I, 1301. – Seltene siebte Ausgabe, die zweite mit dem Zusatze "Neues". Behandelt allegemeine Anweisung zur Destillation, Werkzeuge und Verrichtungen, Beschreibung der einzelnen Pflanzen zur Herstellung entsprechender Heilwässer, und schließlich deren Anwendung bei verschiedenen Krankheiten. – Holzschnitte altkoloriert. Vorsätze erneuert, durchgehend feuchtrandig, streckenweise vor allem am Innensteg braunfleckig, Titel mit ersetzter kleiner Randfehlstelle, Bl. CXVII mit größerem Einriß sowie Fehlstelle mit beidseitigem Bildverlust.
Caesar, Gaius Julius und Glarean
Commentariorum libri VIII. Quibus adiecimus suis in locis D. Henrici Glareani doctißimas annotationes.
Los 1274
Zuschlag
800€ (US$ 860)
Caesar, Gaius Julius. - Glarean (d. i.: Heinrich Loriti). Commentariorum libri VIII. Quibus adiecimus suis in locis D. Henrici Glareani doctißimas annotationes. 16 Bl., 741 S., 20 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke, 2 doppelseitigen Holzschnittkarten, 5 ganzseitigen Holzschnitten sowie einigen Holzschnitt-Schmuckinitialen. 16 x 10,3 cm. Schweinsleder d. Z. (datiert 1544; angestaubt und ohne die beiden Schließen, Ecken stärker bestoßen, diese und Fuß mit kleiner Fehlstelle) über abgeschrägten Holzdeckeln, mit Resten eines Bibilotheksschild auf dem Rücken, die Deckel mit Rahmenwerk aus Streicheisenlinien, einem Rollenstempel und Einzelstempeln in Blindprägung mit figürlichen sowie floralen Motiven, handschriftlichem Titel auf dem Seitenschnitt und brauner, zweiseitiger Schnittfärbung. Basel, Nicolaus Brylinger, 1544.
VD16 C 36. Fritzsche, XV, 104. Hieronymus 1984, 381b. Schweiger II/1, 42. Vgl. Ebert 3261 (kennt diese Ausgabe nicht). Graesse II, 6 (ebenso). Schreiber Glareanus, 10 (ebenso). Nicht im STC, bei Adams und Heckethorn. – Die erste Ausgabe der Caesar-Kommentare aus der Offizin von Nikolaus Brylinger in Basel, es folgten viele weitere. Der "Caesar" gehörte damit zu den "Bestsellern" der Zeit, weitere Ausgaben waren ab 1521 in Frankfurt bzw. Basel bei Thomas Wolff, in Basel bei Herwagen, Freiburg im Breisgau bei Johannes Faber und Stephan Gravius erschienen. Herausgeber und Kommentator war u. a. der "Glareanus" genannte Schweizer Altphilologe und Universalgelehrte, Musiker, Musiktheoretiker, Dichter, Lehrer, Historiker, Geograph und Mathematiker Heinrich Loriti (1488-1563). Weitere Beiträge stammen von Aldus Pius Manutius und Giovanni Giocondo.
Cäsars Klassiker war für Loriti von "ganz besonderem Interesse, denn wie ihn die Geographie überhaupt lebhaft beschäftigte, so namentlich die schweizerische" (Fritzsche 103): Seit dem gewonnenen Schwabenkrieg von 1499 grenzten sich die Eidgenossen nicht nur politisch, sondern auch kulturell von Deutschland zunehmend selbstbewußt ab. Für sie "gewann Julius Cäsars Bellum Gallicum dieselbe Bedeutung wie die Germania des Tacitus für die deutschen Humanisten". Der Zürcher Chronist Heinrich Brennwald und Loriti formulierten "als erste schriftlich die Vorstellung, die Eidgenossen ihrer Zeit seien die Nachfahren der von Cäsar beschriebenen, von jeher im Land ansässigen und freien Helvetier" - die davon abgeleitete humanistische Territorialbezeichnung "Helvetia" und die topographische Charakterisierung in Glareans 1514 erschienener Helvetiae Descriptio boten die Möglichkeit "die Eidgenossenschaft als eine Ganzheit erscheinen zu lassen" (Davatz 223). Loritis Kommentar zu Cäsar lieferte dafür gewissermaßen die historisch-geographischen Grundlagen. – Mit handschriftlichem Besitzeinträgen auf dem Titel und Vorsatz, Marginalien bis von S. 1-42. Im Innenspiegel ein Exlibris von Paul Anton Wickart montiert. Etwas fleckig, kleinere Eselsöhrchen, leicht gebräuntes, aber schönes Exemplar.
Canisius, Petrus
Authoritatum Sacrae Scripturae, et sanctorum patrum
Los 1276
Zuschlag
320€ (US$ 344)
Aus dem Arsenal der Gegenreformation
Canisius, Petrus. - Beuys, Pieter. Authoritatum sacrae scripturae, et sanctorum patrum, quae in summa doctrinae christianae doctoris Petri Canisii theologi Societatis Jesu citantur, et nunc primùm ex ipsis fontibus fideliter collectæ, ipsis Catechismi verbis subscriptæ sunt. 3 Teile in 1 Band. 186 num., 21 nn. Bl. (le. w.); 179 num., 25 nn. Bl.; 130 num., 14 nn. Bl. Mit 3 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken den Titeln sowie einigen größeren und kleinen Schmuckinitialen in Holzschnitt. 20,4 x ca. 15 cm. Flexibles Pergament des 18. Jahrhunderts (kaum fleckig). Venedig, Aldus, 1571.
EDIT 16 CNCE 8005. Adams C 516. De Backer-Sommervogel II, 440. Renouard 1834, 211, Nr. 2. Anker und Delphin 1201-1203. Vgl. Wetzer-Welte II, 1549. Nicht im STC. – Petrus Canisius (1521-1597) war 1543 als achtes Mitglied in den Jesuitenorden aufgenommen, 1547 von dem Augsburger Bischof Otto Truchseß von Waldburg an das Konzil von Trient berufen und 1552 nach Wien beordert worden, um als Gründer des ersten Jesuitenkollegs im deutschen Sprachraum die Gegenreformation entscheidend voranzutreiben. Sein im Jahr 1555 erschienener Katechismus, die Summa doctrinae christianae, war eine Antwort auf Luthers Großen Katechismus und wurde schon zu Lebzeiten des Autors rund zweihundertmal nachgedruckt.
Pieter Buys (1540-1587) stammte wie Canisius aus Nimwegen, studierte Theologie in Köln und lehrte später an der Universität Wien. Noch in Köln erschien 1569 sein "theologisches Hauptwerk" (ADB 3, 632), die quellenkritische Bearbeitung des "Canisius". Der vorliegende Aldus-Druck ist die zweite Ausgabe; ihr vorangestellt ist ein Vorwort von Girolamo Trevisano an den venezianischen Patriarchen Giovanni Trevisano. Die Aldine umfaßt drei Teile mit jeweils eigenen Titelblättern. Der erste handelt grundsätzlich De fide, spe, et charitate, der zweite De sacramentis ecclesiae und der dritte De priori iustitiae christianae parte, quae in fugiendis vitijs sita est: sive de peccatis. Renouard gibt die Information, ein vierter Teil sei schon ein Jahr zuvor in Köln gedruckt worden. – Papier leicht gebräunt, streckenweise kleinere Nässespur am Innensteg unten. Aus einer italienischen Privatsammlung. Auf einem beiliegenden Zettel ist vermerkt: "A dì 10 Aprile 1712 essendo stato una grandissima tempesta".
Capella, Martianus Mineus Felix
Satyricon, in quo De nuptiis Philologiæ & Mercurij libri duo
Los 1277
Zuschlag
350€ (US$ 376)
Die Einführung des Martianus Capella in die Artes liberales -
die vom jugendlichen Hugo Grotius besorgte Ausgabe
Capella, Martianus Mineus Felix. Satyricon, in quo De nuptiis Philologiæ & Mercurij libri duo, & De septem artibus liberalibus libri singulares. Omnes, & emendati, & notis, sive Februis Hug. Grotii illustrati. 12 nn. Bl., 336 S., 44 nn. Bl. (das le. w.). 17 x 10,4 cm. Eleganter hellbrauner Kalbslederband des 19. Jahrhunderts (geringe Schabspuren) mit schwarzem, goldgeprägtem RSchild sowie goldgeprägtem Wappensupralibros auf dem Deckel, am Rücken signiert "J. Weber", ferner mit Steh- und Innenkantenvergoldung. Leiden, Officina Plantiniana, Franciscus Raphelengius, 1599.
Adams C 586. BM STC Dutch 46. Brunet I, 1558. DNP 7, 963 (diese Ausgabe). Ebert 3484. Graesse II, 41. Schweiger II/1, 62. Ter Meulen-Diermanse 243 und 411. Provenienz: Französisches (?) Wappensupralibros mit Devise "Persevero". – 1499 erschien der Erstdruck, und noch im 16. Jahrhundert folgten sechs weitere Ausgaben. Entsprach die 'Manieriertheit' des Werks einerseits dem in Auflösung begriffenen Zustand der reichen antiken Kultur, korrespondierte sie vielleicht insgeheim auch mit der Gemütsverfassung des pubertären "Wunderkinds", dem die späte Ausgabe aus dem Jahr 1599 zu verdanken ist: Niemand anders als Hugo Grotius (1583-1654) veranstaltete sie im Alter von 16 Jahren, nachdem sie, wie er in seinem Vorwort an den Amice lector schreibt, bereits "anno meæ ætatis decimo quarto" fertiggestellt, aber durch eine Reise nach Frankreich und "Typographi impedimenta" verzögert worden war. Grotius hatte bereits mit elf Jahren das Studium in Leiden begonnen, wo der Verlag Plantin unter François de Raphelengien eine Filiale eröffnet hatte. Mit zwölf sprach er fließend Latein und Griechisch und absolvierte den üblichen Kursus in den Freien Künsten - insofern stellt das Buch auch eine abschließende Auseinandersetzung mit seinem Studium dar. Auf seiner Frankreichreise empfing König Heinrich IV. den Sechzehnjährigen als "le miracle de la Hollande", die Universität Orléans verlieh ihm den Ehrendoktortitel, in Leiden erhielt er die Zulassung als Anwalt.
Seine kommentierte Ausgabe des kuriosen Lehrbuchs, zu dem Grotius auch "des mss. et éd. anc." (Graesse) herangezogen hatte, widmete er dem elfjährigen Henri II de Bourbon, prince de Condé; einige lateinische Verse richtete er an Joseph Scaliger. In unserem Exemplar wurden die vier Blätter mit Grotius' Vorwort (Amice lector) und Errata dem Martianus-Text nachgebunden (vgl. Ter Meulen/Diermanse), stehen aber vor den Februa von Grotius, die mit eigenem Titelblatt etwas später gedruckt worden waren (vgl. ebd.). Schon als Probe der exorbitanten Gelehrsamkeit des kaum der Kindheit entwachsenen berühmten Herausgebers ist diese Edition die wohl begehrteste und "assez rare", wie schon Brunet konstatierte. – Erste Blätter oben rechts mit schwachem, verschwindendem Nässerand.
Cartari, Vincenzo
Le Imagini de i Dei de gli Antichi, nelle quali si contengono gl’Idoli, i Riti, le cerimonie ... alla Religione
Los 1278
Zuschlag
450€ (US$ 484)
Cartari, Vincenzo. Le Imagini de i Dei de gli Antichi, nelle quali si contengono gl’Idoli, i Riti, le cerimonie ... alla Religione. 20 Bl., 460 (es fehlen 2 Bl.) S., 1, 1 w. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel, 84 (von 86) ganzseitigen Kupferstichen von Bolognino Zaltieri sowie schematischer Darstellung in Holzschnitt. 20,5 x 14,7 cm. Halbkalbsleder des 18. Jahrhunderts (Deckel zum Falz hin leimschattig, Kanten be-, Ecken abgeschabt, kleine Wurmspur am Fuß) mit zwei farbigen goldgeprägten RSchildern und RFileten. Venedig, Francesco Ziletti, 1587.
Vgl. EDIT 16 CNCE 9762. Adams C 789, STC und Brunet I, 1601 (jeweils Ausgabe 1580). Ebert 3586 (kennt diese Ausgabe nicht). Graesse II, 56. Mortimer, Italian, 108 (Ausgabe 1571). – Als Diplomat und Protegé der kunstliebenden Herzöge von Ferrara konnte sich Vincenzo Cartari (1531-1569) auch in der Gegenreformation erstaunliche Freiheiten herausnehmen. Erstmals 1556 erschienen seine 'Imagini de i Dei de gli Antichi', zahlreiche weitere Auflagen folgten bis ins späte 17. Jahrhundert.
Schon Cartaris erklärte Absicht war es, "di fornire agli artisti figurativi un completo repertorio mitologico-iconografico" (DBI 20, 794), und tatsächlich ist das Buch nicht nur durch den Eigenwert der - sehr frühen - Kupferstich-Illustrationen immens bedeutsam, sondern auch für zahlreiche Künstlergenerationen als Handbuch der Götterdarstellung, nachzuweisen etwa an den "affreschi di Giorgio Vasari a Palazzo Vecchio, di Taddeo Zuccari nella villa Farnese di Caprarola e di Iacopo Zucchi nella galleria di palazzo Ruspoli a Roma" (ebd. 795). Darüber hinaus beeinflußte es die Literatur der französischen Pléiade ebenso wie die englischen Autoren des elisabethanischen Zeitalters und die höfischen Maskenfeste der späten Renaissance in ganz Westeuropa. – S. 201f. und 299f. fehlen und sind mit weißen Blättern ersetzt, dadurch auch zwei Kupferstiche. Papier gebräunt, leicht fleckig und wasserrandig, einige Blatt mit kleinen Eckläsuren. Auf dem Titel von alter Hand: "Clericorum regularium S.i Vincentij Placentie liberalitate D. Francisci Durantij". Auf dem fliegenden Vorsatz Namensvermerk des amerikanischen Anglisten Earl Reeves Wasserman (1913-1973).
Cassiodorus Senator
Doctissima et religiosissima Psalterii davidici expositio
Los 1279
Zuschlag
450€ (US$ 484)
Cassiodorus Senator. Doctissima et religiosissima Psalterii davidici expositio. 2 Teile in 1 Band. 16 nn., 229 (recte: 227) num.; 6 nn. Bl., 284 S. Mit Holzschnitt-Titel und Holzschnitt-Initialien. Titel in Rot und Schwarz gedruckt. 27 x 19 cm. Schlichtes Pergament (beschabt, bestoßen und Rücken mit Montageresten) mit RTitel. Paris, Andreas Boucard für Jean Petit, 1519.
STC 58. Adams C 877. Graesse II, 63. – Sehr seltene Cassiodor-Ausgabe, herausgegeben von dem Drucker und Buchhändler André Brocard bei Jean Petit in Paris: "Expositio Cassiodori in psalmum centesimumquinquagesimum et ultimum tertie quinquagene: noviter per Magistrum Andream boucard multis mendis relectis Pariß. impressa: Impensis autem Johannis petit universitatis illius bibliopole iurati Feliciter finit. Ex die .viij.septembris Millesimo quingentesimo decimonono" (Kolophon).
Der aus dem kalabrischen Scylaceum stammende Gelehrte und Staatsmann Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus (485-580) hatte sich in seinem Kloster Vivarium vor allem auch um die Weitergabe von antiken Texten gekümmert, die er seine Mönche ("monachi mei") für neue Handschriften kopieren ließ, ganz im Sinne des ora et labora, wie er im Vorwort zu seinem Hauptwerk, dem Psalterkommentar, vermerkt: "Möge Gott uns die Gnade erweisen, dass wir den Acker unseres Herrn, unermüdlichen Zugtieren gleich, mit der Pflugschar der Observanz und der klösterlichen Übungen durchfurchen". – Blatt l7 und das letzte, leere Blatt E6 fehlen. Titel etwas gelockert und fingerfleckig, durchgehend feuchtrandig sowie leicht Wurmspurig. Auf dem Spiegel handschriftlicher Besitzvermerk eines Magister Matthias Zimmermann, datiert 1656. – Beigebunden: Antonio Possevino. Notae divini verbi. Et Apostolicæ Ecclesiæ fides, ac facies ex quatuor primis oecumenicis synodis. Mit Holzschnitt-Initialien. Posen, Johannes Wohlrab, 1586. - De Backer-Sommervogel VI, 1070f. Graesse V, 422. Nicht bei Adams.
Castiglione, Baldassare. Il libro del cortegiano. 204 num. Bl. Mit Holzschnitt-Vignette auf dem Titel und Holzschnitt-Initialien. 15,5 x 10 cm. Pergament des 16. Jahrhunderts (etwas berieben und bestoßen, oberes Kapital mit kleinem Einriss) mit hs. RTitel. Venedig, Girolamo Scoto, 1556.
Adams C 937. Vgl. IA 133.620. Nicht im STC. – Frühe Ausgabe des "Cortegiano", des Hauptwerkes von Baldassare Castiglione (1478-1529). Die erste Ausgabe erschien 1528. – Etwas braun- und stockfleckig. Letzten hundert Blätter etwas feuchtrandig am Fußsteg. Vereinzelt mit hs. Notizen.
Cavalcanti, Bartolomeo. La retorica (…). Divisa in sette libri: dove si contiene tutto quello che appartiene all’arte oratoria. 6 Bl., 563 S., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und Holzschnitt-Schmuckinitialen. 21 x 14,5 cm. Älteres Pergament (mit kleiner Fehlstelle am VDeckel und am Rückengelenk) mit RTitel. Pesaro, Heredi di Bartolomeo Cesano, 1564.
EDIT 16 CNCE 10436. Vgl. Adams C 1175 (Ausgabe 1559), Brunet I, 1695f. (nicht diese Ausgabe), Fontanini 314f., Gamba 1307 und Graesse II, 91 (jeweils nicht diese Ausgabe). – Frühe Ausgabe des Werkes von Bartolomeo Cavalcanti (1503-1562). Der erste Druck erschien im Jahre 1559. – Erste und letzte Blatt mit unwesentlichen, teils geschlossenen Wurmspuren, die beiden letzten Blatt im Seitenrand unterlegt, Lage KK in sich verheftet, kaum fleckig. Selten.
Censorinus. Ad Q. Cærellium de die natali liber. Lud. Carione recensente, augente, & pristino ordini suo restituente. 8 Bl., 44 S., 5 Bl., 19 S., 3 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel, Schlussvignetten und Holzschnitt-Initialen sowie Holzschnitt-Buchschmuck. 15,5 x ca. 9,5 cm. Kalbsleder des 19. Jahrhunderts (berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild, goldgeprägten Steh- und Innenkanten (signiert: Koehler). Lyon, François Le Preux, 1593.
Adams C 1265. STC 97. Schweiger II/1, 101. Nicht bei Brunet und Graesse. – Der römische Grammatiker Censorinus (gest. 448) schrieb im Jahr 238 seine Abhandlung "De die natali", die er seinem Gönner Quintus Caerellius zu dessen Geburtstag widmete. Sie behandelt in einem weiten Bogen alle denkbaren Aspekte des Geburtstages an sich: im ersten Teil menschliche Naturgeschichte, Astrologie und Astronomie, Musik, Religion und Philosophie in Anlehnung an Varro, im zweiten mathematische und chronographische Themen, wie die Einteilung der Geschichte in Zwölfjahresrhythmen nach Varro, Sueton und griechischen Fachautoren. "Wiss(enschaftlich) beachtlich sind Zeugungslehre und Embryologie, Planetenlehre, Musiksystem und die doppelte Schematik der Säkularspiele" (DNP 2, 1058). – Gewaschen, wenige blasse Marginalien von alter Hand. Mit Exlibris auf dem Vorsatz. Auf dem Spiegel illustriertes Exlibris der "Bibliothèque lyonnaise" von Étienne Récamier (1834-1893), die 1925 in Paris versteigert wurde.
Chappuys, Gabriel
Figures de la Bible declares par stances, par G. C. T. Augmantees de grand Nombre de figures aux Actes des Apostres.
Los 1284
Zuschlag
600€ (US$ 645)
C(happuys), G(abriel). Figures de la Bible declares par stances, par G. C. T. Augmantees de grand Nombre de figures aux Actes des Apostres. 3 Teile in 1 Band. 108, 1 w.; 44; 84 Bl. Mit wiederholter Holzschnitt-Druckermarke auf dem Haupt- und Zwischentiteln, großer ovaler Holzschnitt-Druckermarke am Ende des zweiten Teils sowie 430 Textholzschnitten. 15,3 x 10,2 cm. Weinrotes Maroquin um 1850 mit goldgeprägtem RTitel, goldgeprägten Fileten auf den Stehkanten, goldgeprägte Dentellebordüre auf den Innenkanten und Ganzgoldschnitt (signiert: "HARDY"). Lyon, Estienne Michel, 1582.
Baudrier IV, 143. Brun 133. Brunet II, 1255. Cioranesco 6305. Delaveau-Hillard, 1306. Graesse II, 578. Lonchamp, II, 93. Nicht im STC, French, Mortimer, Selbach. – Erste, diese die seltenere bei Michel erschiene, Ausgabe. Mit 430 Holzschnitten - 192 zum Alten, 85 zum Neuen Testament und 153 zu den Apostelbriefen - ist dies eine der umfangreichsten Bilderbibeln des 16. Jahrhunderts. Die Ausgabe teilten sich die Lyoner Verleger Barthélemy Honorat und Estienne Michel, den Druck besorgte Basile Bouquet. Hauptinitiator des Unternehmens war wohl Honorat, der die für die Erben Giunta hergestellten Holzschnitte 1578 von Philippe Tinghi erworben und sie noch im gleichen Jahr für eine französische Folio-Bibel verwendet hatte.
Seit Baudrier hat sich die Zuschreibung an Pierre Eskrich (um 1520/30-um 1590) etabliert, den etwas jüngeren Zeitgenossen Salomons. Schon zwei Jahrzehnte zuvor hatte Eskrich eine Folge von Figures de la Bible gezeichnet, die der Lyoner Verleger Guillaume Rouillé ab 1562 für lateinische Bibelausgaben und 1564 für eine Bilderbibel mit Versen von Claude Pontoux verwandte. Die ungleiche Ausführung der neuen Serie rührt möglicherweise von der Arbeit mehrerer Holzschneider her.
Die originalen Holzstöcke mit Ausnahme derjenigen zum Neuen Testament sind bis heute im Musée de l’Imprimerie in Lyon erhalten. – Lediglich geringfügig fleckiges, ansonsten sehr schönes Exemplar. Mit gold-rotem, montiertem Wappen des Sammlers Jules Noilly im Vorsatz, der Einband von dessen früherem Mitarbeiter Hardy, der seine Werkstatt von 1850-1880 betrieb (Fléty 89).
Chappuys, Gabriel
Figures de la Bible declares par stances, par G. C. T. Augmantees de grand Nombre de figures aux Actes des Apostres.
Los 1285
Zuschlag
500€ (US$ 538)
C(happuys), G(abriel). Figures de la Bible declares par stances, par G. C. T. Augmantees de grand Nombre de figures aux Actes des Apostres. 3 Teile in 1 Band. 108; 44; 84 Bl. Mit wiederholter Holzschnitt-Druckermarke auf dem Haupt- und dem ersten Zwischentitel, großer ovaler Holzschnitt-Druckermarke am Ende des zweiten Teils, letzter Zwischentitel mit ganzseitiger, rahmender Holzschnitt-Druckermarke sowie 430 Textholzschnitten. 15,3 x 10,2 cm. Dunkelgrünes Maroquin um 1850 mit goldgeprägtem RTitel, blindgeprägten Rücken- und Deckelfileten, goldgeprägten Fileten auf den Stehkanten, goldgeprägte Dentellebordüre auf den Innenkanten und Ganzgoldschnitt (signiert: "Niedrée"). Lyon, Barthélemy Honorat, 1582.
Baudrier IV, 143. Brun 133. Brunet II, 1255. Cioranesco 6305. Delaveau-Hillard, 1305. Graesse II, 578. Lonchamp, II, 93. Nicht im STC, French, Mortimer, Selbach. – Erste Ausgabe. Mit 430 Holzschnitten - 192 zum Alten, 85 zum Neuen Testament und 153 zu den Apostelbriefen - ist dies eine der umfangreichsten Bilderbibeln des 16. Jahrhunderts. Die Ausgabe teilten sich die Lyoner Verleger Barthélemy Honorat und Estienne Michel, den Druck besorgte Basile Bouquet. Hauptinitiator des Unternehmens war wohl Honorat, der die für die Erben Giunta hergestellten Holzschnitte 1578 von Philippe Tinghi erworben und sie noch im gleichen Jahr für eine französische Folio-Bibel verwendet hatte.
Seit Baudrier hat sich die Zuschreibung an Pierre Eskrich (um 1520/30-um 1590) etabliert, den etwas jüngeren Zeitgenossen Salomons. Schon zwei Jahrzehnte zuvor hatte Eskrich eine Folge von Figures de la Bible gezeichnet, die der Lyoner Verleger Guillaume Rouillé ab 1562 für lateinische Bibelausgaben und 1564 für eine Bilderbibel mit Versen von Claude Pontoux verwandte. Die ungleiche Ausführung der neuen Serie rührt möglicherweise von der Arbeit mehrerer Holzschneider her.
Die originalen Holzstöcke mit Ausnahme derjenigen zum Neuen Testament sind bis heute im Musée de l’Imprimerie in Lyon erhalten. – Seiten etwas gebräunt und kaum fleckig, trotzdem ein schönes Exemplar. Auf dem Titel Namensvermerk und Notiz. Verso auf dem fliegendem Vorsatz Exlibris von Eugène Viollet-le-Duc. Er ließ sein Exemplar bei dem von 1836-1864 tätigen Pariser Buchbinder Jean-Edouard Niédrée binden (vgl. Ramsden, French 147 und Fléty 135).
Cicero, Marcus Tullius. Ad Q. fratrem dialogi de oratore. 235 S. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 11,5 x 5,5 cm. Neueres Pergament mit hs. RTitel und dreiseitigem Goldschnitt. Paris, Robert Estienne, 1537.
Armstrong 48, Anm. 3. Renouard 1843, 45, 14. Schreiber, 53. Schweiger II/1, 119. – Hübsch gedruckte Ausgabe bei Robert Estienne in Paris. Ciceros (106-43 v. Chr.) Gespräche über den vollkommenen Redner. Er verfasste das Werk im Jahr 55 v. Chr., nachdem er aus der Verbannung zurückgekehrt war und, "ausgeschaltet aus dem politischen Leben", versuchte, "auf seinem eigensten Gebiet wieder zu sich selbst zu finden: die Rhetorik philosophisch zu durchdringen" (KNLL 3, 1017). – Einige alte Anstreichungen und Marginalien, untere Hälfte von S. 189f. abgerissen, am Schluss zwei Blätter mit kleinen Randeinrissen. Die letzten zwei Blätter sind mit hs. Notizen. Unter dem Kolophon von alter Hand: "Di Monsig.r Sarasinesca".
Cicero, Marcus Tullius
In hoc volumine haec continentur. Rhetoricorum ad C. Herennium lib. IIII. M. T. Ciceronis de inuentione lib. II.
Los 1287
Zuschlag
3.000€ (US$ 3,226)
Kameen-Einband. - Venezianischer Renaissance-Einband mit Porträtmedaillon Ciceros
Cicero, Marcus Tullius. In hoc volumine haec continentur. Rhetoricorum ad C. Herennium lib. IIII. M. T. Ciceronis de inuentione lib. II. 15 nn., 1 w. nn., 244 (von 246) num. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke (von 2) auf dem Titel und mit ca. 40 später kolorierten Holzschnitt-Zierinitialen. 21,5 x 13,5 cm. Schwarzbraunes Leder d. Z. (am Kopf eingerissen und am Fuß mit größerer Fehlstelle, mit kleinen Ritzspuren und leichten Verfärbungen, berieben und der Rücken ein wenig wurmlöchrig, Ecken stärker bestoßen, leicht geworfen) mit gold- und blindgeprägten Voluten und Filetenbündeln auf Rücken und Deckeln, auf diesen zentral ein nach rechts gewandtes Medaillon-Bildnis Ciceros und goldgeprägter VDeckeltitel. (Venedig, Aldus (Manutius Erben) bzw. Andreas Socer, 1521).
Adams C 1677. Ahmanson-Murphy II, 180. Brunet II, 28 (mit Jahr 1522). Dibdin Introduction I, 436. Ebert 4285. EDIT 16 CNCE 12215. Graesse II, 159. Renouard 1834, 93, 13. Schweiger II/1, 112. STC 175. Staatsbibliothek zu Berlin, 360. – Cicero galt schon in der Spätantike als ein Klassiker, in der Renaissance wurde er in stilistischer Hinsicht "von vielen zum einzigen Orientierungsmodell erhoben" (DNP). Die vorliegende Ausgabe seiner rhetorischen Schriften, von Andreas Naugerius aus Handschriften verbessert, ist eine Wiederholung der Aldine von 1514. – Bl. 236 und 246 (mit der zweiten Holzschnitt-Druckermarke) fehlen. Vorsätze erneuert, Titel stärker, sonst durchgehend fleckig, streckenweise am Innensteg Nässespur, in den letzten Lagen auch an den Außenrändern, kleinere Wurmspuren, teils auch hinterlegt, im text alte Marginalien und Unterstreichungen. Auf dem Vorderdeckel der abgekürzte Name "Her. Sta.", laut De Marinis "verisimilmente quello di Hercole Stampa", aus mailändischem Patriziat. - Zu dem Einband:
Den Bibliotheken der Zeit waren oftmals Kabinette mit Münzen, Medaillen und Gemmen angegliedert, die man "as an additional source of information about the ancient world and as providing authentic portraits" (Hobson) hochschätzte. Der humanistischen Idee, "that nothing could be more absolutely beautiful than a genuine relic of antique art", entsprang in Italien um 1480 die Mode, auch Buchdeckel mit Abdrücken oder Nachbildungen von Medaillen oder Kameen zu schmücken "independently of any previous methods of binding" (Goldschmidt). Später wurden die Motive auch imitiert und fanden weitere Verbreitung: "At first plaquettes had been reserved for presentation copies or other special purposes, but by the second quarter of the sixteenth century their commercial use became more frequent". Auch unser Cicero-Medaillon "seems to have been cut for the trade", so fand Anthony Hobson es auf drei Einbänden zweier "north Italian booksellers, one of whom could not resist applying it to Seneca as well". Unser Plaketteneinband entstand seiner Einschätzung nach in "Venice, c. 1521-30" (Hobson).
Eine große stilistische Ähnlichkeit besteht mit einem bei Hobson gezeigten Medaillon, das den zeitgenössischen Autor Giovanni Pontano auf einem 1509 in Neapel gedruckten Werk zeigt. Der sparsame Einbanddekor, der das vergoldete Medaillon besonders hervorhebt, hat hingegen eine direkte Parallele in einem Cassius Dio bei Ernst Ph. Goldschmidt, den dieser in "Northern Italy, about 1540" (Goldschmidt) verortete. - De Marinis 1960, III, 3102 (dieses Exemplar, mit Abb.). Goldschmidt I, 71. Helwig I, 66. Hobson Humanists, 225, 32c (dieses Exemplar). - Zur Medaillon-Mode generell vgl. Goldschmidt 1950, 74. - Laut Angabe eines früheren Besitzers war dieser Kameenband auf folgenden Ausstellungen: Mostra Palazzo Pitti, Florenz 1922 (Nr. 300). Mostra della rilegatura artistica, Società degli Amici di Castel S. Angelo, Rom, Juni 1929, wo er aus der Sammlung Pignatelli (d’Angelo) stammend beschrieben war. Auktion Libreria Vinciana, Mailand, 23./24.10.1946, Nr. 307. Auktion Erasmushaus, Basel, 2.4.1960.
Cicero, Marcus Tullius
Opera quae aedita sunt hactenus omnia
Los 1288
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950€ (US$ 1,022)
Cicero, Marcus Tullius. Opera quae aedita sunt hactenus omnia, in tomos distincta quatuor, ad diversorum & vetustissimorum codicum collationem ingenti cura recognita ... Teil I-V in 4 Bänden. 4 Bl., 318 S.; 4 Bl., 595 S.; 6 Bl., 418 (recte: 420) S.; 10 Bl., 422 S., 1 Bl., 14 Bl., 124 S., 64 Bl. Mit 5 (3 wdh.) Holzschnitt-Druckermarken auf denTiteln und Schlußblättern und Holzschnitt-Zierinitialen auf schwarzem Grund. 36 x 24 cm. Hellbraunes Kalbsleder des 18. Jahrhunderts (leicht berieben und bestoßen) mit je 2 goldgeprägten RSchildern und RVergoldung. Basel, Johannes Herwagen, 1534 und 1540 (Band III-IV).
VD16 C 2815, 2816. STC, 207 (nur 3 Bände. der Ausgabe 1534). Adams C 1641 (Ausgabe 1640). Dibdin, Introduction I, 393f. Ebert 4254 bzw. 4257. Graesse II, 156. Heckethorn 123, 41. Schweiger II/1, 103 bzw. 104. Stockmeyer-Reber 123, 41 (Ausgabe 1534). – Erste bei Herwagen in Basel erschienene Ausgabe (Band I-II), die auf der Baseler Ausgabe von Bentinus aus dem Jahre 1528 basiert, diese jedoch verbessert und erweitert. "Herwagen wurde 1522 in Straßburg eingebürgert und richtete sich in der Elisabethenstraße eine mit Typen, Initialen und Titeleinfassungen wohl ausgestattete Druckerei ein. In guten Texteditionen brachte er über 100 Drucke von Luther, Melanchthon, Franz Lambert und anderen Reformatoren heraus ... 1528 wurde er Bürger zu Basel und wurde in die Schlüsselzunft aufgenommen" (NDB VIII, 719 f.).
Die beiden ersten stammen aus der ersten vierbändigen Ausgabe Herwagens von 1534, die gegenüber vorangegangenen Ausgaben "aus Mss. verbessert" wurde, die anderen beiden aus dessen zweiter Edition von 1540, die auf dem Pariser Druck von Petrus Victorius (1538-1539) basierte und wiederum "aus Mss. u. ältern Ausg. verbessert" (Schweiger) wurde. – Etwas stock- und braunfleckig, teils mit kleinen Wurmlöchern. Teils mit hs. Notizen und Unterstreichungen. Titel in Band III mit hinterlegtem Außensteg. In hübschen und dekorativen Einbänden.
Cicero, Marcus Tullius
Opera quotquot ab interitu vindicari summorum virorum industria potuerunt
Los 1289
Zuschlag
500€ (US$ 538)
Cicero, Marcus Tullius. Opera quotquot ab interitu vindicari summorum virorum industria potuerunt ... 4 Bände. Mit 9 (4 wdh.) Holzschnitt-Druckermarken auf den Titeln und Schlußblättern und Holzschnitt-Zierinitialen auf schwarzem Grund. 35 x 24 cm. Kalbsleder des 18. Jahrhunderts (beschabt, bestoßen und Kapitale mit Einrissen oder Fehlstellen) mit goldgeprägtem RTitel, RVergoldung und goldgeprägten Monogrammen auf dem VDeckel. Basel, Johannes Herwagen d. Ä., 1540.
VD16 C 2816. Adams C 1641. Dibdin, Introduction I, 393f. Ebert 4257. Graesse II, 156. Schweiger II/1, 104. Diese Ausgabe nicht bei Stockmeyer-Reber. Diese Ausgabe nicht bei Heckethorn. – Zweite Ausgabe. Die erste Ausgabe bei Herwagen erschien 1534. Die "Annotationes" des Herausgebers Joachim Camerarius (1500-1574), die "Explicationes" des Petrus Victorius sowie der Index, die in kleinerer Schrift gedruckt sind, wurden in diesem Exemplar dem ersten Band nachgebunden. – Teils etwas braun- und fingerfleckig sowie mit vereinzelten kleinen hs. Notizen. Zeitgenössische Marginalien in lateinischer Sprache. Auf den Einbänden des 18. Jahrhunderts gekröntes Monogramm: "GMR".
Cicero, Marcus Tullius und Manutius, Paulus
Epistolae ad Atticum, ad M. Brutum, ad Quintu(m) fratrem, summa diligentia castigatæ
Los 1290
Zuschlag
420€ (US$ 452)
Der private Cicero - in einer im ersten Umschlag erhaltenen 'Taschenausgabe'
Cicero, Marcus Tullius. Epistolae ad Atticum, ad M. Brutum, ad Quintu(m) fratrem, summa diligentia castigatæ, ut in ijs menda, quæ plurima erant, paucissima iam supersint. (Und:) Paulus Manutius. In easdem epistolas scholia, quibus abditi locorum sensus ostenduntur, cum explicatione castigationum, quæ in his epistolis penè innumerabiles factæ sunt. 2 in 1 Band. 2 nn. Bl., 331 num. Bl., 11 nn. Bl.; 24 nn. Bl. Mit 4 Holzschnitt-Druckermarken. 16,3 x 10 cm. Pergament d. Z. (leicht begriffen und mit Quetschfalten, Schließbänder fehlen) mit hs. RTitel und mit spanischen Kanten. Venedig, Paulus Manutius, 1540.
Adams C 1913. Ahmanson-Murphy III, 265. STC 177. Brunet II, 48. EDIT 16 CNCE 12246. Ebert 4421. Graesse II, 169. Renouard 120, 7. Schweiger II/1, 165. – Cicero wurde in der Antike und im Mittelalter hauptsächlich als Rhetoriker und Philosoph bewundert. Doch nach der Wiederentdeckung seiner Briefe in der Renaissance durch Francesco Petrarca (1304-1374) und Coluccio Salutati (1331-1406) wurde auch sein Wirken als Staatsmann und Privatperson zunehmend geschätzt. Seine Briefe gewähren intime Einblicke in seine Psyche und zeigen seine politische Unsicherheit, sein Schwanken zwischen den Parteien sowie sein unerschütterliches Vertrauen in das Ideal der res publica (KNLL 3, 1005). – Vorgeheftete Blätter gelockert. Provenienz: Auf dem Titel Besitzvermerk des 17. Jahrhunderts einer Jesuitenakademie. - Auf dem Innenumschlag gestochenes Wappenexlibris der Familie Vaulchier du Deschaux: „D’azur, au chevron d’or, accompagné de trois étoiles de même“ (Borel d’Hauterive 323), gestochen von J. Neuchwander (sic!) in Besançon. - Wappenstempel Comte Louis de Vaulchier auf einem Vorblatt gegenüber dem Titel.
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