Colladon, Nicolas
Methodus facilima ad explicationem sacrosanctae apocalypseos Ioannis
Los 1039
Zuschlag
100€ (US$ 104)
Colladon, Nicolas. Methodus facilima ad explicationem sacrosanctae apocalypseos Ioannis. Mit Wappenholzschnitt auf dem Titel. 15 x 9,5 cm. Flexibles Pergament d. Z. (vorderes Gelenk mit kleiner Fehlstelle im Bezug, Vorder- und Rückumschlag mit Feuchtigkeitsspur, leicht gewellt, ohne die beiden Bindebänder) mit hs. RTitel. Morges, Le Preux, 1584.
IA IX, 268. Jöcher I, 2012. HBLS II, 601. Nicht bei Adams, nicht im STC. – Dritte erweiterte Ausgabe. Der Theologe und Pfarrer Nicolas Colladon (gest. 1586) studierte in Lausanne, übernahm 1566 den theologischen Lehrstuhl Calvins in Genf, wurde 1571 wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Rat wieder abgesetzt und lebte daraufhin als Theologieprofessor in Lausanne. Seltener Druck aus der ersten Offizin in Morges. Die Buchdruckerfamilie le Preux, an deren Spitze die Brüder François und Jean standen, kam von Paris über Lausanne (1574) und Morges (1581) nach Genf. – Zu Beginn im unteren Seitenrand mit kleinem Feuchtigkeitsschaden und im Bug mit Wurmspuren. Leicht braunfleckig und gebräunt, die Bindung etwas geschwächt.
Covarrubias y Leyva, Diego de
In librum quartum decretalium epitome
Los 1040
Zuschlag
140€ (US$ 146)
Covarrubias y Leyva, Diego de. In librum quartum decretalium epitome, ex quarta autoris recognitione aucta ac locupletata. 6 nn., 179 (statt 181?) num., 8 nn. Bl. Mit Holzschnittwappen auf dem Titel und Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Flexibler Pergamentband d. Z. (stärker fleckig und berieben, Rücken stark nachgedunkelt). Salamnca, Johannes von Canova, 1566.
Seltener, noch zu Lebzeiten erschienener Druck des kirchenrechtlichen Kommentars des aus Toledo stammenden spätscholastischen Theologen Diego de Covarrubias y Leyva, bekannt auch unter seinem lateinischen Namen Didacus Covarruvias (1512-1577). – Es fehlen wohl die beiden letzten Blatt der Lage Z. Anfangs und am Schluss stärker fleckig, anfangs mit Feuchtigkeitsrand, Titel und fl. Vorsatz mit gestrichenen Tinteneinträgen.
Custos, Dominicus und Henning, Marcus
Tirolensium principum comitum
Los 1041
Zuschlag
1.400€ (US$ 1,458)
Aus der Bibliothek von Heinrich von Bünau
Custos, Dominicus und Marcus Henning. Tirolensium principum comitum. Genuinae Eicones. Singulor Insignia, Quorunclam Emblemata. Ex Serenißmi SSa memoriae Ferdinandi Archid' Austriae Pr. Comit. Tirol. 38 Bl. Mit gestochenem Titel, 2 ganzseitigen Kupferstichen und 28 Porträtkupfern. 30 x 20 cm. Leder d. Z. (Vordergelenke am oberen Kapital angeplatzt, etwas berieben) mit reicher ornamenatler RVergoldung, goldgeprägtem RTitel und Wappensupralibros auf beiden Deckeln. Augsburg, Johannes Praetorus, 1599.
Lipperheide 847. Hollst. VI, 183, 66. – Erstausgabe (siehe F. w. H. Hollstein VI Seite 183 Nr. 66.). Mit dem Exlibris von Heinrich von Bünau (1697-1762) auf dem Rückdeckel. Seine Bibliothek umfasste um 42.000 Bände und bildeten später den Grundstock der heutigen Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Erstmals von dem Historiker Dominicus Custos (1559-1615) im Jahr 1599 in lateinischer Sprache herausgegebene Geschichte mit den Porträts der Tiroler Grafengeschlechter anhand ihrer fürstlichen Oberhäupter, die in großen Kupferstichen von dem Augsburger Stecher Wolfgang Kilian (1581-1662) angefertigt wurden und jeweils einen der Grafen als mächtige Statue in einer Spätrenaissance-Bogennische zeigt. Enthält unter anderem die Kupferporträts von: "Albertus I.", "Mainhardus Senoir", "Gebhardus", "Mainhardus Junior", "Albertus II.", "Otho", "Ludouicus I.", Henricus", "Leopoldus I.", "Johannes", "Ludovicus II.", "Mainhardus III.", "Rudolphus III.", "Margarita Maultaschia", "Albertus III. cum frica", etc. – Innenspiegel mit einem weiterem Exlibris. Vorderes Innengelenk angeplatzt, der gestochene Titel ist am Innensteg verstärkt und das Kupferporträt "Leopoldus Junior ambitiosus" mit hinterlegter Fehlstelle (kein Textverlust und Darstellung nicht betroffen). Insgesamt leicht feuchtrandig am Kopfsteg und am Innensteg sowie leicht stockfleckig (Darstellungen nicht betroffen).
Daneau, Lambert. Tractatus de Antichristo. Recens editus, in quo Antichristiani regni locus, tempus, forma, ministri, fulcimenta, progressio, & tandem exitium, & interitus ex Dei verbo demonstrantur, ubi etiam aliquot difficiles antea & obscuri tum Danielis, tum Apocalypseos loci perscipue jam explicantur. 8 Bl., 192 S., 8 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 15 x 10,5 cm. Neuerer Pappband (etwas berieben). Genf, Eustache Vignon, 1576.
Adams D 64. – Seltene erste Ausgabe. Der strenge Genfer Calvinist Lambert Daneau (1530-1595) verfasste zahlreiche moralische Abhandlungen und theologisch-polemische Schriften. In seinem Werk De veneficis beschäftigte er sich auch mit Hexen und Zauberern, die es dem inquisitorischen Zeitgeist gemäß auszurotten gilt, um den unheilvollen Pakt mit dem Antichristen zu verhindern. – Titel verso mit teils gelöschtem Stempel und mit restaurierten Defekten im Bug, dort verstärkt. Vereinzelte Anstreichungen und Marginalien. Ungleichmäßiger Schnitt, unten etwas knapp beschnitten.
Danti, Ignazio
Primo volume dell'uso et fabbrica dell'astrolabio
Los 1043a
Zuschlag
1.000€ (US$ 1,042)
Danti, Ignazio. Primo volume dell'uso et fabbrica dell'astrolabio, et del planisferio. Nuovamente ristampato, & accresciunto in molti luoghi, con l'aggiunta Dell'uso, & fabbrica di nove altri istromenti astronomici, come nella faccia seguente si contiene. 8 Bl., 325 S., 1 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken und 75 zumeist schematischen Textholzschnitten. 22 x 15,5 cm. Flexibler Pergamentband d. Z. (stärker fleckig und berieben, Rücken mit kleinem Papierschildchen). Florenz, Giunti, 1578.
EDIT 16 CNCE 16001. Adams D 124. STC 210. IA 149.985. MNE I, 167. Houzeau-Lancaster 3288. DSB III, 558. – Zweiter, umfangreich erweiterter Druck der Abhandlung über die Konstruktion von Astrolabien des aus Perugia stammenden Mathematikers, Astronomen und Kartographen Ignazio Danti (1536-1586). Der DSB zählt die Schriften Dantis zu den frühesten atsronomischen Werken Italiens. Die auf dem Titel recto aufgeführten Erweiterungen in dieser Ausgabe stammen meist von Ptolemäus. – Titel und Innenspiegel mit Tintenspritzern, vorderer fl. Vorsatz entfernt, zahlreiche Lagen mit Wurmspur im oberen Bug. Insgesamt etwas stockfleckig, stellenweise mit schmalem Wasserrand.
Dionysius Areopagita. Opera Dionysii. Veteris Johannem innuo scotigenam ... Johannis saraceni ... et nove translationis etiam novissime ipsius Marsilij ficini cum commentarijs Hugonis. Alberti. Thome. Ambrosij oratoris. Linconiensis et Vercellensis. Veteris translationis. De celesti hierarchia cum commento Hugonis et Alberti. 3 Teile in 1 Band. 8 Bl., LCCXXIX (recte 329), 1 w. Bl.; 4, CXVII, 1 w. Bl.; LXVII (es fehlen 2 Blätter: LXI und das le. w.). Mit fast ganzseitigem Titelholzschnitt und einigen schematischen Textholzschnitten. Stellenweise mit Rubrizierung und nahezu durchgehend mit Initialspatien. 28 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas stärker gebräunt, etwas gebräunt und berieben) über abgefasten Holzdeckeln mit 1 (von 2) Messingschließen. Straßburg, o. Dr. (Georg Husner), 1502-1503.
VD16 D 1848 (vgl. auch VD16 I 59 und P 4099). Adams D 521. Muller II, 11, 6. Hoffmann II, 88. Panzer VI, 29f. Proctor-Isaac 9997a-c. – Erste im 16. Jahrhundert gedruckte Ausgabe der Werke des spätantiken Philosophen Dionysius Areopagita, der von dem Apostel Paulus zum Christentum bekehrt und dann der erste Bischof von Athen wurde. Allerdings handelt es sich wohl eher um spätere theologische Texte, die unter dem Pseudonym des Dionysius geschrieben wurden: "Unter diesem Namen geht eine Reihe theologisch-mystischer Schriften und Briefe, die im Mittelalter viel gelesen und kommentiert wurden. Der eigentliche Verfasser hat Ende des 5. oder Anfang des 6. Jahrhunderts gelebt" (GW). Vgl. auch die Ausführungen von Bardenhewer IV, 282ff.
In der vorliegenden lateinischen Ausgabe werden die Schriften aus teils mehreren verschiedenen Übersetzungen kompiliert, wobei es teils zu einer etwas chaotischen Reihenfolge, aber auch zu Unstimmigkeiten und Dopplungen kam. Die erste Ausgabe des griechischen Urtextes druckte dann Giunta 1516 in Florenz: "Tade Enestin En Tede Te Biblio Tu Hagiu Dionysiu" (graece). Das Kolophon des ersten Teiles liest sich: "impressa Argentine ... viij. kal. februa. Anno salutis nostre Millesimo quingentesimo tertio.", die Teile II und III datieren auf den 28. IV. 1502 und 15. VI. 1502, erschienen also vor dem ersten Teil.
Der bemerkenswert hübsche große Titelholzschnitt zeigt zwei Greifvögel vor Fruchtbäumen, die zwei runde Schilder präsentieren, auf denen die (hier auch rubrizierten!) Titel der enthaltenen Texte zu lesen sind - mit dem berühmten Motto des Dionysius: "Theologia vivificans Cibus solidus". – Dem dritten Teil fehlen das Blat LXI und das letzte weiße Blatt. Titel gestempelt. Stellenweise immer wieder etwas, teils auch stärker feuchtrandig. Gelegentlich mit umfangreichen Marginalien in roter Tinte. Breitrandiges Exemplar.
Dioscorides, Pedanius. De medica materia libros. 38 Bl., 807 S., 8 Bl. Mit Mit Holzschnitt-Titelvignette und sehr zahlreichen Pflanzenholzschnitten im Text. 16,5 x 10 cm. Späterer Lederband (berieben, mit Schabspuren, Gelenke alt mit Lederstreifen restauriert, Rücken mit Mittelknick) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Lyon, Matthias Bonhomme, 1558.
Nicht bei Adams und im STC. – Lyoneser Ausgabe der Hauptschrift des griechischen Arztes Pedanois Dioskurides. Das unter dem deutschen Titel Über Heilmittel geläufige medizinische Handbuch umfasst ca. 1000 Arzneimittel pflanzlichen, tierischen und mineralischen Ursprungs mit knapp 5000 verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten. Seine hier erprobte wissenschaftliche Methode der Pflanzenbeschreibung galt bis in die Neuzeit als vorbildlich für spätere Kräuterbücher, wie sie u. a. die Väter der Botanik Hieronymus Bock und Leonhart Fuchs verfassten. Dioscurides' Arzneimittellehre kursierte über Jahrhunderte in unzähligen Handschriften und Drucken in allen wichtigen Sprachen auch des Orients, als eines der einflussreichsten Werke in der Geschichte der Medizin und Pharmakologie stellte es für mehr 1600 Jahre die maßgebende Autorität auf dem Gebiet der Pharmazie und Pflanzenkunde dar. – Titel mit Unterstreichung in Farbstift, tektiertem Stempel und gelöschtem Eintrag im unteren Rand (dort mit kleinen Rasurlöchern). Innengelenke verstärkt, Vorsatz mit gestochenem Exlibris und mehrzeiligem hs. Eintrag. Im Rand schwach gebräunt.
Dresser, Matthäus. Isagoge historica, Das ist: Historische Erzehlung, und kurtze, jedoch eigendliche Beschreibung, der fürnembsten und denckwirdigsten Geschichte, so sich von der Welt Erschaffung an biß auff unsere Zeit, so wol im Geistlichen Stande, als Weltlichen Regimentern zugetragen und begeben. 8 nn. Bl., 1063 S., 13 nn. Bl. Mit Titel- und Schlussvignette. 30,5 x 19 cm. Leder d. Z. (berieben, bestoßen und stärker gebräunt, Schließen fehlen) auf 5 Bünden über Holzdeckel sowie blindgeprägte Deckel. Leipzig, Jacob Apel, 1601.
Wegele 346. NDB IV, 112. Vgl. Göllner 1902. – Erste deutsche Ausgabe. Umfassendes Lehrwerk der Weltgeschichte, welches zuerst 1586 auf Lateinisch erschienen ist. Matthäus Dresser (1536-1607) war Schulhumanist, Pädagoge, Philologe und Historiker. Neben anderen lateinischen Werken ist Isagoge historica sein Hauptwerk. "Seine (auf kritischem Quellenstudium beruhende) Methode trug sehr dazu bei, 'Ordnung und Wahrheit' und eine bestimmte Arbeitstechnik in die historische Disziplin zu bringen" (NDB). – Titel und Vorsatz mit ausgestrichenem Eintrag. Papierbedingt gebräunt, etwas stock- und fingerfleckig sowie teils mit verstärkten Randläsuren und Einrissen, teils mit Transparentfilm. Exlibris auf Vorsatz.
Dürer, Albrecht
Hierinn sind begriffen vier bücher von menschlicher Proportion.
Los 1047
Zuschlag
2.800€ (US$ 2,917)
Dürer, Albrecht. Hierin(n) sind begriffen vier bücher von menschlicher Proportion. 108 (statt 132) Bl. Mit zahlreichen Holzschnittillustrationen. 29,5 x 20,5 cm. Etwas späterer flexibler Pergamentband (fleckig und berieben, mit Knickspuren) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Nürnberg, Hieronymus Formschneider, 31.X.1528.
VD16 D 2859. STC 256. Choulant S. 155. Durling 1295. Heller 11. Nicht bei Adams. – Erste Ausgabe von Dürers berühmter Proportionslehre, die ein halbes Jahr nach seinem Tod erschien. Das umfangreichste und bedeutendste der kunsttheoretischen Werke Dürers. "Enthält die Essenz einer dreißigjährigen Beschäftigung Dürer's mit den Proportionen des menschlichen Körpers" (KLL). "Illustrated with many woodcuts and diagrams which had formed the basis for anatomical proportion in his paintings and drawings" (Stillwell). Unvollständiges Exemplar ohne 24 Blatt. – Inkomplettes Exemplar ohne folgende 24 Blatt: Gi und Gvi, Ji, Jiii, Jiv und Jvi, Lage K, Lii und Lv, Mvi, Oii-iv, Siv-v, Xii-v. Titel mit großem Braunfleck und kleinen Randläsuren sowie hs. Einträgen, Blatt Yv mit angestückter Ecke, Blätter Diii und Gi mit kleinem Loch in der Darstellung, Blatt Fiv recto mit Tintenspritzern. Etwas finger- und braunfleckig und teils mit Feuchtigkeitsrand, wenige kleine Einrisse im Bug.
Ein schöne warhaftige Hystory
von Keiser Karolus sun genant Loher oder Lotarius. Straßburg 1514
Los 1049
Zuschlag
16.000€ (US$ 16,667)
Literarischer Meilenstein zwischen französischem Chanson de geste und deutscher Prosa
Ein schöne warhaftige Hystory von Keiser Karolus sun genant Loher oder Lotarius wie er verbant ward siben iar vß dem künigreich vnd wie er sich die selbig zeit so ritterlich bruchte, das er zueletst Roemscher keiser, vnd im vßgeschniten ward. CXXVI (recte CXXIV) num. Bl. Mit zahlreichen Holzschnitt-Initialen und 37 (4 fast ganzseitigen) Textholzschnitten (davon 25 von jeweils 2 Blöcken). 16,5 x 14 cm. Marmoriertes geglättetes Kalbsleder des 18. Jahrhunderts (kleine Bezugsfehler und Kratzer, Gelenke und Rücken brüchig, sorgfältig älter restauriert) mit goldgeprägtem RSchild und hübscher Deckelblindprägung mit Bugfileten und Fleurons. Straßburg, Johannes Grüninger, 25. Februar 1514.
VD16 S 3414. USTC 646651. Goedeke I, 357, 19. Schmidt. I, Grüninger, 133. Horváth 32. Heitz-Ritter 283. Gotzkowsky I, B.6.1. – Erstausgabe des berühmten Epos in der deutschen Übersetzung aus der Feder der Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken (1393-1456), wie es verso Titel heißt: "Die wolgeborne Fraw die da genant w[ir]z Margreth greuin zu Widmunt ... Hertzog friderichs von Lotring grauen zu Widemunds hußfraw, Die hat diß buch erstmals vß dem latin in Welsche sprach thun schreiben ... darnach fürbaß von welscher sprach zu teutsch gemacht durch die wol geboren fraw Elißabeth von Lotringen greuin, witwe zu Nassaw vnd sarbrücken ... Jm iar. M cccc.vii".
Es handelt sich um eines der erstaunlichsten Heldenmärchen in deutscher Sprache, basierend auf einem französischen Chanson de geste: "Loher" (Lothar), der erstgeborene Sohn von Kaiser Karl, wird für sieben Jahre vom Hof verbannt. In Begleitung seines Freundes Maller zieht er ins Ausland. Er kämpft für König Orscher von Konstantinopel und gewinnt die Tochter und das Land des Königs. Seine Frau stirbt bei der Geburt seines Sohn Marphone, während Loher erneut in Schlachten kämpft, nun in Rom im Auftrag des Papstes. Nach Karls Tod und in Abwesenheit von Loher lässt sich sein Bruder Ludwig zum französischen König krönen. Der Papst schlichtet den Konflikt: Ludwig bleibt König von Frankreich und Loher wird Kaiser von Rom. Unzufrieden mit dieser Lösung, locken die französischen königlichen Räte Loher in einen in einen Hinterhalt und kastrieren ihn, um sicherzustellen, dass der Kaiser keine Nachkommen hat (in Unkenntnis seines Sohns). Die folgenden Jahre des Krieges zwischen den Brüdern enden mit dem Sieg von Loher und Marphone, die nun erwachsen sind, der Hinrichtung der Verräter und der Versöhnung der Brüder.
Die Übersetzerin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken war die Tochter des Herzogs Ferry V. von Lothringen (gest. 1415) und Margarete von Vaudémont und Joinville (gest. 1416). Im Jahr 1412 heiratete sie Philipp I. von Nassau-Saarbrücken (gest. 1429). Seit den 1920er Jahren ist es weitgehend anerkannt, dass Elisabeth dieses und drei weitere französische Chansons de geste übersetzte. Es sind die frühesten erhaltenen Übersetzungen französischer epischer Verse in deutsche Prosa. Obwohl Elisabeths persönlichen Beitrag zu den Übersetzungen in der neueren Forschung umstritten ist (z. B. von Bloh 2002, S. 32), so muss sie doch zumindest die Übersetzungen initiiert und wahrscheinlich auch überwacht haben. Ihre Werke markieren den Beginn der deutschen epischen Prosa. – Titel mit wenigen leichten Fleckchen, gering angestaubt, wenige sauber restaurierte bzw. geschlossene oder angefaserte Papierläsuren, vereinzelt kleine Braun-, Stock- und Fingerfleckchen, zum Schluss wenige Wurmlöchlein (meist ohne Buchstabenverlust), insgesamt schönes Exemplar dieses überaus seltenen Drucks aus der Basler Offizin von Grüninger. So sind weltweit nur 13 Exemplare überhaupt in öffentlichen Bibliotheken nachweisbar, von denen wiederum drei als verlustig gelten (vgl. KVK, WorldCat und Gotzkowsky). Im Handel wurde seit 1975 kein Exemplar mehr angeboten (ABPC 1975-2015; JAP 1990-2014). Das vorliegende Exemplar stammt aus der bedeutenden Sammlung von Otto Schäfer, Schweinfurt (OS 1357), erworben 1986 von H.P. Kraus, New York.
Engel, Andreas. Wider Natur und Wunderbuch. Darin so wol in gemein von Wunderwercken deß Himmels, Luffts, Wassers und Erden, als insonderheit von allen widernatuerlichen wunderlichen Geschichten groessern theils Europae, fuernemlich der Churfuerstlichen Brandenburgischen Marck, vom Jahr 490. biß auff 1597. ablauffendes Jahr beschehen, gehandelt wird. 4 Bl., 307 S. 15,5 x 9,5 cm. Marmorierter Pappband des frühen 19. Jahrhunderts (berieben und etwas bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Frankfurt, Johann Kollitz für Paul Brachfeld, 1597.
VD16 E 1193. – Einziger Druck der sehr seltenen Zusammenstellung von Beobachtungen verschiedener "Wunderzeichen" in der Mark Brandenburg zwischen den Jahren 490 und 1597. Behandelt in sechs Kapiteln: "Was Wunderwerck seyn", "Woher die entspringen und Namen haben", "Wie mannichfaltig die seyn", "Von unterscheid Göttlicher unnd Teuflischer Wunderwercke", "Warumb zu dieser lezten Zeit so viel Wunderwerck geschehen", "Warumb die Wunderwerck so wenig wargenommen wird" und zum Schluss "Aller unnd jeder Wunderwerck historische Außführung". Der Strausberger Pfarrer Andreas Engel (1561-1598) ist vor allem als Chronist der Mark Brandenburg in Erinnerung geblieben, als sein Hauptwerk gelten die Annales Marchiae Brandenburgicae. – Gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhalten. Fl. Vorsatz mit neuerem Besitzstempel.
Erasmus von Rotterdam, Desiderius. Omnia opera. 9 Bände. Mit 9 (wiederholten) großen Holzschnitt-Druckermarken auf den Titeln. 32,6 x 22,5 cm. Pergament d. Z. (teils leicht angestaubt, etwas berieben, vereinzelt beschabt und gering fleckig, bestoßen, wenige Gelenke eingerissen, Pergamentbezug an wenigen Kanten etwas aufgegangen) mit blindgeprägter Arabeske auf den Deckeln und RSchild (teils abgeschabt, fehlend bei 2 Bänden) sowie dreiseitigem Rotschnitt. Basel, Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius, 1540-1542.
VD16 E 1865. Adams E 309. – Die vollständige erste Gesamtausgabe der Werke des großen Humanisten, Theologen, Philosophen, Philologen und Übersetzers Erasmus von Rotterdam (1466-1536) in neun monumentalen Folianten der berrühmten Basler Offizin von Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius. – Vereinzelt leicht fleckig, stellenweise auch papierbedingt etwas gebräunt, einige Bände mit gelegentlich stärkeren Feuchtflecken von unten, teils auch mit Sporflecken und dadurch kleinen Papierläsuren (ohne Textverluste). Bände I-II leicht fleckig, Band III und VII (nur am Anfang mit Feuchträndern, dann sauber), IV und VIII sehr gut erhalten, bemerkenswert sauber, Band V von unten mit Wasserschaden, meist nur die ersten Lagen stärker betreffend, dort mit Sporflecken und Papierläsuren, hier ist auch der Pergamentbezug teils vom Einband gelöst, Band IX ähnlich, nur mit von oben kommendem Wasserschaden, anfangs und am Ende mit Feuchträndern, in der Mitte aber meist sehr sauber. Insgesamt zwar etwas restaurierungsbedürftig, aber dennoch potentiell gutes Exemplar dieser seltenen Ausgabe in einheitlicher Bindung.
Ernst Friedrich, Markgraf zu Baden-Durlach
Christlichs Bedencken und erhebliche wolfundirte Motiven
Los 1053
Zuschlag
1.600€ (US$ 1,667)
Das Stafforter Buch
Ernst Friedrich, Markgraf zu Baden-Durlach. Christlichs Bedencken und erhebliche wolfundirte Motiven. Deß Herrn Ernst Friderichen Marggraven zu Baden und Hochberg (etc.) Welche jhre Fürst. Gn. biß dahero von der Subscription der Formulae Concordiae abgehalten, auch nachmaln, dieselbige zu underschreiben, bedenckens haben. Sambt ihre F.G. Confession und Bekandtnuß uber etliche von den Evangelischen Theologen erweckte strittige Artickel. 8 Bl., 555 (recte: 557) S. sowie ein w. Bl. nach S. 358. Titel in Rot und Schwarz. 19 x 15 cm. Pappband des 19. Jahrhunderts (berieben). Schloss Staffort, Bernhard Albin, 1599.
VD16 B 103. STC 286. Lautenschlager 9673. – Sehr seltene erste Ausgabe, zugleich einer von lediglich zwei Drucken, die in der kurzlebigen "Schlossdruckerei" des reformorientierten Markgrafen zu Baden-Durlach (1560-1604) hergestellt wurden. Der Druck ging als das sogenannte Stafforter Buch in die Geschichte der Druckkunst ein und enthält den vom Markgrafen selbst verfassten und im Land einige Unruhe stiftenden Versuch, die lutherische mit der calvinistischen Lehre zu versöhnen. Als Drucker verpflichtete er den in Speyer tätigen Hugenotten Bernhardt Albin, der allerdings bereits um die Jahreswende 1599/1600 starb und damit das Ende der nur rund ein Jahr betriebenen Offizin besiegelte. Eine Neuauflage des Glaubens-Bekanntnuß erschien 1601 in Heidelberg. "Nach seinem vier Wegstunden nördlich von Karlsruhe gelegenen Schloß ließ i. J. 1599 der Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach den Speyerer Drucker Bernhard Albin kommen und von ihm 2 Drucke herstellen, die des Markgrafen (er neigte dem schweizerischen reformierten Bekenntnis zu) vom Konkordienbuch abweichende Meinung darlegten, (darunter) das sogenannte 'Stafforter Buch'" (Benzing, Dt. Buchdrucker, S. 402; dort weitere Literaturangaben). Vgl auch: T. Längin. Die Markgräflich Baden-Durlachische Schloßdruckerei Staffort 1599. In: Gutenberg-Jahrbuch 1936, S. 161-164. – Es fehlt das weiße Schlussblatt. Titel etwas gebräunt und mit angestückter Ecke, letzte zwei Blatt etwas feuchtrandig, sonst nur vereinzelte Flecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar mit breitem Seitenrand.
Euripides. Tragoediai oktoe kai deka [graece]. Tragoediae octodecim. 464 Bl. 19 x 12,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (stärker fleckig und berieben, teils gebräunt, beide Deckel im oberen Rand mit Fehlstellen im Bezug, Bezug auch sonst teils gelöst, oberes Kapital lädiert, unteres Kapital mit tiefem Einriss, vorderes Gelenk angeplatzt) mit geprägtem Bindejahr "1560" auf dem Vorderdeckel. Basel, Johannes Herwagen d. Ä., 1551.
VD16 E 4215. Adams E 1033. STC 289. Brunet II, 1096. Vgl. ADB XI, 249. – Dritter griechischer Druck der Tragödien des Euripides, der bei Herwagen in Basel erschien. Die Edition besorgte Johannes Oporinus (1507-1568). – Titel mit Randläsuren und mehreren hs. Einträgen. Erste Lagen schwach ausgebunden, mit kleiner Wurmspur im Bug, anfangs auch mit schwachen Randknicken. Durchgehend im oberen Bug mit mal mehr, mal weniger ausgeprägtem Braun- bzw. Feuchtigkeitsrand, vorderes Innengelenk angeplatzt. Die illustrierten Einbanddeckel mit Tugendrolle sowie szenischen Mittelplatten. Die zweigeteilte Platte auf dem Rückdeckel zeigt die Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel mit der Bildunterschrift "Ecce ancilla Domini fiat mihi sec"[undum verbum tuum] aus dem Lukasevangelium Kapitel 1, Vers 38 ("Da sagte Maria zu dem Engel: Siehe, ich bin die Magd des Herrn"); die untere Platte mit einer Darstellung der Prophezeiung des Jesaia Kapitel 9, Vers 6.: "Puer natus est nobis et filius da[tus est nobis] aus Jesaia ("Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt").
Feyerabend, Sigmund und Amman, Jost
Heldenbuch, darinn viel seltzamer Geschichten
Los 1056
Zuschlag
4.200€ (US$ 4,375)
Mit Textholzschnitten von Virgil Solis und Jost Amman
Feyerabend, Sigmund. Heldenbuch, darinn viel seltzamer Geschichten und kurtzweilige Historien, von den grossen Helden und Rysen, Wie sie so Ritterlichen umb eines Koenigs Tochter gestritten haben, Und wies jnen zu Wormbs im grossen und kleinen, Rosengarten ergangen ist. Jetzundt durchauß, mit newen Figuren gezieret und in vier underschiedliche Buecher abgetheilet, deßgleichen zuvor nie Getruckt ist etc. 8 Bl. (le. w.), 253 (recte 252) Bl. Mit großem Titelholzschnitt und 85 teils wdhl. Textholzschnitten von Virgil Solis und Jost Amman. 21,5 x 17,6 cm. Flexibles Pergament vom Anfang des 18. Jahrhunderts (Rückdeckel mit winzigem Löchlein, ohne die Bindebänder) mit hs. RTitel. Frankfurt, Sigmund Feyerabend, 1590.
VD16 H 1569. Adams H 166. Goedeke I, 274, 6. Becker, Amman, 147, 10. USTC 661887. – Zweiter Druck der erste Ausgabe mit diesen Holzschnitten der großen Buchillustratoren des 16. Jahrhunderts Virgil Solis (1514-1562) und Jost Amman (1539-1591). Die Ausgabe von 1590 ist die vierte und letzte des 16. Jahrhunderts. Die Holzschnitte wurden latu Becker von Virgil Solis aus der Ausgabe von 1560 übernommen, die von Jost Amman neu geschnitten und hinzugefügt. Einer der Holzschnitte wurde im vorliegenden zweiten Druck auf Seite 86verso zusätzlich abgedruckt (er fehlt im ersten Druck).
Es ist die "Letzte Zusammenfassungnder deutschen Heldensage, auch der Nibelungensage, in volksmäßige, rhapsodenhaften Strophen" (Neufforge). Unter anderem sind die Stoffe um Ortnit, Wolfdietrich und Hugdietrich, Laurin etc. verarbeitet. – Ein winziger Eckverlust (Fol. 31), durchgehend nur leicht und gleichmäßig gebräunt, kaum fleckig, sehr schönes Exemplar. Vorsatz mit hs. Besitzvermerk von "1710" und der fliegende verso mit längerem Eintrag "NB der größte Theil dieses Heldenbuchs ist ein Werck Heinrichs Osterdingen. Ita Libellus, cui Titulus Charactera Teutscher Dichter und Prosaist pag. 50".
Fierrabras
Eyn schöne kurtzweilige Histori von eym mächtigen Riesen auß Hispanien
Los 1057
Zuschlag
5.000€ (US$ 5,208)
Fierrabras. Eyn schöne kurtzweilige Histori von eym mächtigen Riesen auß Hispanien, Fierrabras gnant, der eyn Heyd gewest und bei zeiten des Durchleuchtigsten großen Keyser Karls gelebt … 53 nn. Mit 20 (4 wdhl.) großen Textholzschnitten und großer Druckermarke am Schluss. 29,5 x 18,7 mm. Schlichter, mit hellblauem Lackpapier bezogener Pappband um 1780 (leicht beschabt, minimal fleckig, bestoßen) mit dreiseitigem Rotschnitt. Simmern, Hieronymus Rodler, 1533.
VD16 F 1007. Adams R-652. Fairfax-Murray Nr. 367. Bonnemann, Rodler, 3. Goedeke 1884, II, 21, 5. Lipperheide Cg 24. Neufforge 1940, 237. USTC 657497. Gotzkowsky, Volksbücher I, 1991, 71-72, B.2.1. J. Klingner, Minnereden im Druck, 2010, IV, 1. – Erste Ausgabe des Heldenromans aus der Karolingerzeit, in dem berichtet wird, wie Kaiser Karl der Große (742-814) den Sarazenenkönig Balan und seinen riesenhaften Sohn Fierrabras verfolgt, der die Peterskirche in Rom geplündert und wichtige Passionsreliquien geraubt hat. So sendet Karl seinen Ritter Olivier, den Gefährten Rolands, nach Spanien aus, um den Kampf gegen Fierrabras zu streiten.
"Diese in Alexandrinerlaissen mit assonierenden Reimen geschriebene chanson de geste beruht vermutlich auf einer älteren, verlorengegangenen Gestaltung des Stoffes. Die Vorgeschichte zum Fierabras wird in der Destruction de Rome berichtet, in der die Plünderung Roms durch die Sarazenen und der Raub kostbarer Reliquien beschrieben werden. Gegenstand des Fierabras-Epos ist die Flucht des Sarazenenkönigs Balan mit seinem Sohn nach Spanien. Dorthin zieht auch Karl der Große mit seinem Heer, um die entführten Passionsreliquien zurückzuerobern. Es gelingt seinen Truppen, Balans Sohn, den riesenhaften Fierabras gefangenzunehmen, doch fallen mehrere französische Ritter ... Nach einer Reihe abenteuerlicher Treffen und romantischer Ereignisse wird Balan im letzten entscheidenden Kampf von Karl besiegt und getötet. Der Kaiser teilt das neugewonnene Reich zwischen Fierabras, der zum christlichen Glauben übergetreten ist, und Gui de Bourgogne, der Floripas heratet. Die zurückgewonnenen Reliquien bringt er im Triumphzug nach Frankreich, wo sie in der Abtei von Saint-Denis aufbewahrt werden" (KLL 2898).
Überliefert in etwa zehn Handschriften, am frühesten im 13. und bis ins 15. Jahrhundert, gehört der "Fierabras" zur Gruppe jener Epen, in denen die von Karl dem Großen aus dem Heiligen Lande mitgebrachten Reliquien im Mittelpunkt stehen" (ebenda). Übersetzt wohl von Graf Johann II. von Pfalz-Simmern erschien die hier vorliegende erste deutsche Ausgabe 1533 gleich mit feinsten Holzschnitt-Illustrationen, deren Qualität zwar nicht mit Kaiser Maximilians Buchprojekten wie dem Theuerdank oder dem Weisskunig verglichen werden kann, auch wenn diese sicher als Vorbilder der Publikation dienten. Vier der Illustrationen in den Fierrabras waren zuvor in Rüxners berühmtem Turnierburch von 1530 verwendet worden, achtzehn Blöcke sind neu und stammen offensichtlich von der gleichen Hand. Zwei der Rüxner-Holzschnitte tragen die Initialen HH, die als Herzog Hans (oder Hans vom Hunsrück) identifiziert worden sind.
Dem VD16 nach sind noch zwei weitere Ausgaben im 16. Jahrhundert erschienen "Von Fierrabras dem Rysen auß Hispanien", Frankfurt, Georg Rab und Erben Weygand Hahn, 1564 (VD16 F 1008) sowie "Von Fierrabras dem Riesen auß Hispanien", Ebenda, Erben Wendel Humm, 1261 (VD16 F 1009). – Wie üblich ohne das meist vom Buchbinder herausgenommene weiße Blatt A8, so das die erste Lage nur sieben Blätter hat (A1-7), auch VD16 gibt nur 16 Blätter an. Titel mit unwesentlichem, minimalen Randeinriss, Blätter H5-6 unten im Rand mit sauber ergänztem Ausriss (ohne Textverlust), etwas knapp beschnitten (drei Schleifen der kalligraphischen Initialen minimal überschnitten), insgesamt leicht stockfleckig und gleichmäßig leicht gebräunt. Sehr schönes Exemplar dieses überaus seltenen Heldenromans aus bester Provenienz, aus der Bibliothek von Otto Schäfer Schweinfurt (OS 1485).
Flavius Josephus. Historien und Bücher: Von alten Jüdischen Geschichten, zwentzig, sambt einem von seinem Leben; Vom Jüdischen Krieg, und der Stadt Jerusalem endtlicher Zerstörung siben; Vom altem Herkommen der Juden wider den Apion von Alexandria, zwen: Von den Machthabeern, oder vom Regiment der Vernunfft, eins. 2 Teile in 1 Band. 6 Bl., 349 S., 13 Bl.; 178 S., 8 Bl. Mit breiter figürlicher Holzschnitt-TBordüre, 95 Textholzschnitten von Tobias Stimmer und Jost Amman sowie große Holzschnitt-Druckermarken am Schluss der jeweiligen Teile. Titel in Rot und Schwarz. 33 x 20,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (berieben, gebräunt, Rückdeckel mit Kratzern, kaum Wurmlöcher, bestoßen, Bezug an Kanten teils offen) über Holzdeckeln mit abgefasten Kanten sowie mit 1 (von 2) ziselierten Messingschließen. (Frankfurt am Main, Georg Rab und Erben Weigand Han), 1571-1573.
VD16 J 982. Goedeke II, 319, 5. Graesse III, 482. – Zweite Ausgabe der jüdischen Geschichten und Kriegen von Flavius Josephus in der Übersetzung des Theologen, Pastors, Bibliothekars, Übersetzers und Schriftstellers Conrad Lautenbach (1534-1595). Sie weist schöne Holzschnitte nach den Vorlagen Tobias Stimmers auf, die u. a. von Christoph van Sichem und Hans Christoffel Stimmer ausgeführt wurden. Diese gehören "zu den schönsten Erzeugnissen der Formschneidekunst der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts" (Thieme-Becker 32, 59). – Wenige winzige Wurmlöchlein am Anfang, minimal unfrisch und vereinzelt ganz leicht gebräunt, kaum stock- und fingerfleckig. Einige wenige Seiten weisen größere Flecken im Text auf, die Holzschnitte sind nicht betroffen. Schnitt angestaubt, leicht fleckig, insgesamt schönes, vollständiges Exemplar. Der bemerkenswerte Einband mit reicher Blindprägung und einer Christusrolle und einer kleineren Porträtkopfrolle (Caesaren).
Flötner, Peter
und Hans Rudolf Manuel Deutsch (?). Ornamente. Fragment mit 30 (von 40) Blättern
Los 1059
Zuschlag
12.000€ (US$ 12,500)
Holzschnitt-Ornamentsammlung von größter Seltenheit - aus dem Besitz des Königs Friedrich August von Sachsen
Flötner, Peter, und Hans Rudolf Manuel Deutsch (?). "Kunstbuch", Ornamente. Fragment mit 30 (von 40) Blättern. Mit ca. 170 Holzschnitt-Ornamentfiguren. Je 2 Blätter (zwischen 17 x 12 und 18,8 x 10,2 cm) auf die umfassende Rahmenlinie beschnitten montiert auf 16 Bl. modernen Albumkarton. 25 x 33 cm. Moderner Pappband mit rotem Kleisterpapierbezug in Pappschuber. Zürich, Andreas Geßner d. J., 1559.
Schab, Buchkunst der deutschen Renaissance, Kat. Bremen 2000, Nr. 10. - "Von der Kunst Perspectiva" und andere Kunsttraktate, exh. cat. Schweinfurt 2001, Nr. 11. - Angerer. Peter Flötners Entwürfe, Dissertation München 1983. - Dienst. Der Kosmos des Peter Flötner. München 2002, S. 185-520. - Hollstein, German Engravings, VI, 207. - Leeman-van Elck. Die zürcherische Buchillustration von
den Anfängen bis um 1850. Zürich 1952, S. 78. - Das Kunstbuch des Peter Flötner Zeichners Bildhauers und Formschneiders … 1549. Faksimile Berlin 1882. - Lugt. Les marques de Collections de Dessins & d’Estampes. Juli (marquesdecollections.fr). – Das so genannte "Kunstbuch" ist eine faszinierende Sammlung ornamentaler Holzschnitte mit kunstvollen Arabesken und Grotesken, die als Vorbild für Künstler und Handwerker, wie Goldschmiede, Steinmetzen, Tischler und sogar Buchbindern diente. Hier handelt es sich um Flötners zweite Ausgabe des Ornamentwerks "Kunstbuch". In der Erstausgabe ist eine Groteske (in diesem Exemplar nicht vorhanden) signiert und datiert "PF 1546", was auf den wahrscheinlich im Thurgau geborenen und seit 1522 in Nürnberg registrierten Peter Flötner (ca. 1490-1546) hinweist. Er war Illustrator, Schnitzer und Bildhauer und gilt als einer der innovativsten und einflussreichsten Entwerfer von Ornamenten für Möbel, Stickereien, für Orgeln und Altarbilder.
Flötners ornamentale Motive leiten sich eindeutig von norditalienischen Vorbildern ab, so dass die Vermutung naheliegt, er habe dort möglicherweise einige Jahre als Lehrling verbracht. Obwohl alle Holzschnitte des vorliegenden Buches ihm im 19. Jahrhundert zugeschrieben wurden, stammt ein Teil der Schnitte wohl auch von Hans Rudolf Manuel Deutsch (1525-1571).
Der Zürcher Holzschneider Rudolf Wyssenbach (tätig 1545-1566) druckte das Kunstbuch erstmals im Jahre 1549 auf seiner eigenen Presse. Kurze Zeit später betrieb er mit Andreas Geßner eine gemeinsame Druckerei, der das Werk 1559 erneut herausgab (die vorliegende Ausgabe). Geßner verwendete einige der hier verwendeten Holzschnitte als Sekundärdekoration in anderen Büchern, zum Beispiel in der Folio-Ausgabe von Jacopo Stradas Imperatorum Romanorum (1559).
Der Druckvermerk, hier auf dem letzten Blatt unter den fünf Ornamentblöcken zwischen drei typographischen Herzblätter-Vignetten lautet: "Getruckt in der Loblichen Statt Zürich bey Andrea Geßner, Im M.D.LIX. Jar." – Die Tafeln dieses Exemplars stammen aus dem Besitz des Königs Friedrich August II. von Sachsen (1797-1845), der ein großer Sammler von Grafiken und Zeichnungen war und jedes Blatt mit seinem kleinen gekrönten Monogramm-Stempel versehen ließ; diese Marke wurde bis 1834 für Erwerbungen verwendet (Lugt 971). Der Verkauf seiner Drucke fand zwischen 1927 und 1937 über Boerner in Leipzig statt. 1985 erwarb das Exemplar der Sammler Otto Schäfer, Schweinfurt (OS 1362), der es von Martin Breslauer, New York, bekommen konnte.
Die Folge, wenn auch nicht vollständig, ist von äußerster Seltenheit. Wir können in den letzten vier Jahrzehnten (1975-2019) kein einziges Exemplar im Handel nachweisen. Die Rarität dieser Modellbücher erklärt sich, da sie häufig von ihren Besitzern für die Übertragung zerschnitten, durchstochen und mit von den Handwerkern für die Übertragung auf Kunstgegenstände und Materialien mit Kreide durchgepaust wurden und dann meist nach Gebrauch entsorgt wurden. Es grenzt daher an ein Wunder, dass diese Zusammenstellung in so gutem Zustand auf uns gekommen ist.
Gellius, Aulus. Noctium atticarum libri XX summa accusatione Ioannis Connelli Carnotensis ad recognitionem Beroaldinam repositi: cum alphabetico indice. 8 nn., CLXVII num., 1 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 20 x 13,5 cm. Kalbsleder des frühen 18. Jahrhunderts (etwas fleckig und berieben, hinteres Gelenk teils angeplatzt, bestoßen) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. O. O., Dr. u. J. (Paris um 1515).
Vgl. Adams G-340. – Einer von mehreren kollationsgleichen Drucken der von Johannes Connellus herausgegebenen Ausgabe der Noctes Atticae, die um 1515 in Paris erschienen, hier ohne Firmierung. – Titel fingerfleckig und mit altem Besitzeintrag aus dem Jahr 1596. Mit zahlreichen, teils etwas beschnittenen hs. Annotationen, etwas finger- oder braunfleckig, vereinzelte schmale Wasserändchen. Insgesamt wohlerhalten.
Graminaeus (Gras), Theodor. Prodromus oder Fürdrab des Antichrists, darinnen durch den hellen Text und waren verstandt der Göttlicher heiliger Schrifft, außfürlich angezogen unnd erklärt wirt. 10 Bl., 252 S. Titel in Rot und Schwarz. Titel verso mit 3 kleinen Wappenholzschnitten. 19,5 x 15 cm. Modernes Leder. Köln, Alectorium und Erben Soter, 1578.
VD16 G 2806. Nicht bei Adams und nicht im STC. – Einzige Ausgabe, die erörtert, "Ob der Bapst, oder Babstumb zu Rom, der warer rechter Antichrist sey, Luther und Calvinus, Enoch oder Helias" (Untertitel). Die drei Wappenholzschnitte zeigen die rheinischen Erzbistümer Mainz, Köln und Trier. – Titel in der rechten oberen Ecke mit kleinem ergänztem Eckabriss. Leicht gebräunt und fleckig. Vorsätze erneuert.
(Gregor I., Papst. Exceptiones super Novum Testamentum). 142 num. Bl. Mit einigen gestochenen Initialen. 20,5 x 14 cm. Moderner Schweinslederband unter Verwendung des zeitgenössischen Bezugsmaterials mit hs. Titelschild auf dem Vorderdeckel. (Paris, Berthold Rembolt, 15.I.1516).
Adams G 1187. IA 104.188 (unter dem Herausgeber Alulphus). – Von dem belgischen Benediktinermönch Alulphus besorgter Auszug aus den Kommentaren Gregors des Großen zum Neuen Testament. Das Schlussblatt mit Rubrizierung. – Es fehlen die sechs nicht nummerierten Blatt Vorstücke, darunter der Titel mit der Druckermarke und der figürlichen Titelbordüre. Blatt ai mit kleinem Randeinriss. Mit zahlreichen Nota-bene-Händchen in Bleistift, am Schluss mit schmalem Feuchtigkeitsrand, die letzten beiden Blatt etwas fleckig.
Guilliaud, Claude
Collatio in omnes divi Pauli Apostoli epistolas
Los 1066
Zuschlag
200€ (US$ 208)
Guilliaud, Claude. Collatio in omnes divi Pauli Apostoli epistolas. Iuxta eruditorum sententiam facta. Omnia iudicio ecclesiae submissa sunto. 4 Bl., 465 S., 1 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. 23,5 x 16,5 cm. Etwas späterer Kalbslederband (berieben und mit Schabspuren) mit goldgeprägtem RSchild. Lyon, Sébastien Gryphius, 1542.
Adams G 1570. – Erster Druck von Claude Guilliauds (1493-1551) Exegese des Corpus Paulinum, ein zweiter Druck erschien ebenda im Folgejahr. – Mal mehr, mal weniger feuchtrandig, etwa bis zur Hälfte mit unscheinbarem Wurmloch am unteren Satzspiegel, Lage hH verbunden. Vereinzelte Marginalien, Titel mit mehreren alten Einträgen.
Gwalther, Rudolf. Antichristus. Id est, homilie quinque, quibus romanum pontificeum verum, & magnum illum antichristum. 8 nn., 87 num Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 15,5 x 9,5 cm. Modernes Halbpergament unter Verwendung eines Inkunabelblattes als Deckelbezug. (Zürich, Christoph Froschauer d. Ä., 1546).
VD16 W 1065. Adams G 1406. ADB VII, 360. Vgl. STC 905. – Erste Züricher und die zweite lateinische Ausgabe. Die erste Ausgabe erschien bereits 1546 ebenfalls in Zürich bei Froschauer und wurde in deutscher Sprache unter dem Titel "Der Endtchrist" veröffentlicht. Rudolf Gwalther (1519-1586) war ein Schüler des namhaften Schweizer Reformators Heinrich Bullinger und wuchs als Waise in seinem Haus auf. Seine Predigten gegen den Antichristen, den er in der Person des Papstes erkannte, beruhen auf den aus der Prophezeiung des Johannes und der Apostelgeschichte gewonnenen Erkenntnissen. "Seine 5 Homilien über den 'Endtchrist' nach Matthäus 24 (Zürich 1546) sind eine scharfe Polemik gegen das Papsttum, sie verfehlten ihren Zweck im aufkommenden Zeitalter der Glaubenskriege nicht und wurden deshalb auch in alle Sprachen der reformierten Welt übertragen" (ADB). – Titel im Seitenrand mit kleinem ergänztem Ausschnitt.
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