Konvolut von 5 Spazierstöcken. 20. Jahrhundert.
Spazierstock mit rundem Haken in Elfenbein (Loxodonta africana). Malakkarohrschuss mit vergoldeter Manschette und Hornabsatz. Länge: 83 cm. Gewicht: 265 g. Europa Vorkriegszeit. - Eleganter klassischer Gehstock für den Herrn in Weiß.
Spazierstock mit rundem Haken in Silber, an Schaft und Griffende mit Jugendstilmotiven verziert. Ebonisierter Schuss mit Metallzwinge. Länge: 86 cm. Gewicht: 250 g. Europa um 1910. - Mit Silberschmiedmonogramm "R.J." und Feingehalt-Stempel 830S.
Damenstock mit fein zieseliertem rundem Silberhaken. Bambusrohrschuss, ohne Zwinge. Länge: 84 cm. Gewicht: 105 g. Europa um 1900. - Dreifach punziert (Anker, schreitender Löwe, "O").
Messingstock mit Kolbengriff, teils versilbert, ziseliert und mit Bandornamenten bedeckt. Länge: 92 cm. Gewicht: 350g. Arabien 20. Jahrhundert.
Schlichter zeitgenössischer Spazierstock. Doppelkrücke ("Fritzkrücke"), Griff aus gegossenem Silberblech mit Naht. Lackierter dunkler Buchenschuss mit schwarzem Gummipuffer. Länge: 86 cm. Gewicht: 170 g. Deutschland nach 1945. – Wohlerhalten.
Zu diesem Objekt liegt eine auf zwei Gutachten basierende Handelsgenehmigung der Berliner Senatsverwaltung vor.
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Based on two expert opinions a trading permit of the Berlin Senate Administration is available for this object.
Aragon, Louis, franz. Dichter und Schriftsteller, Mitbegründer des Surrealismus, seit Mitte der 1920er Jahre aktiver Kommunist (1897-1982). Eigh. Brief m. U. "Aragon". 1 S. Gr. 4to. O. O. (Ende April/ Anfang Mai 1975).
An eine Mitarbeiterin, der er vor Antritt einer Reise einige Anweisungen erteilt. "... comme je vous l'avais dit je pars pour trois jours (je rentrerai peut-être un peu plustôt). Les obsègnes de Jacques Duclos ont compliqué mon emploi du temps. Je vais déjeuner à la campagne et je reviens directement pour l'enterrement, repartant aussitôt après. Je ne prends pas Raymond, ce serait trop compliqué ... Si les amis qui téléphoneront vous demandent où je suis, combien de temps, dites que tout ce que vous savez l'est que je rentre Vendredi ... Ne vous tracassez pas de moi ...". - Der kommunistische Politiker Jacques Duclos war am 25. April 1975 verstorben. - Faltenrisse unauffällig unterlegt.
Artmann, H. C., vielfach ausgezeichneter österr. Lyriker, Schriftsteller und Übersetzer, Büchner-Preisträger (1921-2000). Brief m. U. "H. C. Artmann". 11/2 S. Gr. 4to. Malmö 30.X.1964.
An den ihm befreundeten Verleger Otto F. Walter in Olten (Schweiz). Gehaltvoller Brief über seine literarischen Arbeiten anläßlich der Planung einer Artmann-Werksammlung. "... 17 uhr abends, soeben war der expressbote, vier stockwerke, armer teufel, an meiner türe. Vielen dank ... Nun, ich sehe, aus mir wird nie ein richtiger briefeschreiber. Und da bemühe ich mich um einen roman aus briefen (sic!). Ich fürchte, ich hatte mein letztes schreiben so wirr abgefasst, das sie es nicht verstehen konnten. Als ich schrieb, ich würde gerne nach den Kanarischen Inseln fahren, so geschah das aus zwei gründen: Ich hatte doch schon immer vor, die letzte fassung in Lissabon oder sonst irgendwo am südwestlichen Atlantik (is) fertig zu stellen, zweitens geht es mir darum, dem hiesigen winter auszuweichen (teuer und kalt; wo nehme ich die inspirationen her?) ... Inzwischen habe ich mir auch schon kopfzerbrechen über die gestaltung des stückebandes gemacht. Auch das wollte ich ihnen in meinem ungeborenen brief mitteilen. Ich bin nämlich gar nicht der meinung (war es nie), dass man alles in einen topf (excusez, in einen band) werfen darf. Die stücke sind ja so verschieden. Auf keinen fall, glaube ich, dass Kein Pfeffer für Czermak hineinpasst. Das ist doch ein 'volksstück' etwa im stil von Horvath ... Die sachen waren ja so gut wie verloren, und ich habe es nur dem armen Conrad zu verdanken, dass sie überhaupt noch existieren. Ich möchte ihm gerne, sollte der wirklich erscheinen, den band widmen.
Die manuskripte werde ich selbstverständlich neu schreiben, verbesserungen mit handschrift sind nicht sonderlich geeignet, nicht wahr? Die sache mit der kleinschreibung liegt mir persönlich noch genau so am herzen wie vor 20 jahren. Ich bin der ansicht, dass man sie endlich auch obligatorisch einführen wird. Mir ist es ganz gleich, ob man mich für einen der ganz vorne sein will hält oder nicht. Ich war nach 1945 übrigens der erste, der aus germanistischen, wie ästhetischen erwegungen [!] heraus zur kleinschreibung überging ... Wenn es sich um gedichte handelt, bleibe ich hart wie ein hufnagel, aber bei prosasachen .. meinetwegen ... Der band SUCHEN &c. gefällt mir ungemein. Ich schaue ihn mir immer vor dem schlafengehen an. Nur einen schönheitsfehler hat er: Ich bat und flehte, schimpfte und knurrte bei der buchmesse, da im motto das wort Saskatchewan, Sascatchewan geschrieben war. Und man versprach mir, es auszumerzen. Dass geschah aber leider nicht. Und dabei ist an dem ganzen wort das schönste das K. Um das ging es mir ...". - Das genannte Buch erschien als Walter-Druck 1 und hieß: "das suchen nach dem gestrigen tag oder schnee auf einem heißen brotwecken. eintragungen eines bizarren liebhabers" (Olten und Freiburg 1964). Die geplante Werksammlung ist nicht erschienen. - Schöner Brief, ganz H. C. Artmann, in dem der Dichter auch auf seine formalen Stilprinzipien eingeht. - Gelocht.
- Brief m. U. "H. C. Artmann". 1 S. Gr. 4to. Berlin-Schöneberg 20.II.1965.
An den Verleger Otto F. Walter in Olten. Nach seinem Umzug nach Berlin habe er jetzt seine ganze "Malmö-Post" nachgesandt erhalten. Er habe ein schlechtes Gewissen, weil er so lange nichts habe von sich hören lassen. "... Aber es ist so, dass sich die einen umbringen, die anderen irgendwie verkriechen und vergraben, ich gehör zu den letzteren. Nun, über meine gründe will ich mich nicht verbreiten, alles familienzores, ich tu ja mein bestes, aber vielleicht mach ich doch alles falsch, was weiss man schon? - Ich bin jetzt seit einem monat fast in berlin und habe hier eine kleine, aber gemütliche bude, schlag mich recht und schlecht durch, schreibe sogar schon wieder (seit einigen tagen), was mich sehr befreit, da ich schon dachte, aus mir kommt überhaupt nichts mehr raus. Ich bin neugierig, was sie zu den neuen sachen sagen werden. Die briefe habe ich vorerst ad acta legen müssen, ich kann im norden nicht vom lusitanischen Südwest schreiben, unmöglich ... Wie ich auch aus einem ihrer briefe erfahre, so liegt etwas radiohonorar für mich vor. Ich würde es ihnen nie vergessen, wenn sie mir das telegrafisch zugehen lassen könnten ... Ich habe jetzt zwei mieten zu bezahlen, Malmö und Berlin, und ausserdem tut der hunger wehe und der durst ist die schreckliche erfindung der wüsten der welt .. Im augenblick habe ich grade noch das porto für diesen brief.
Dass unser lieber [Peter] Bichsel das vorwort für mich geschrieben hat werde ich ihm ewig danken. Mir fiel und fiel nichts ein, und ich fürchte, dass Herr Ratti sehr böse auf mich sein wird, etwas also, was ich ihm bei[m] besten willen nicht sein kann. Ich habe vor einigen tagen gesprächsweise gehört, dass im DU ein aufsatz über mein buch sein soll ... Und gestern las ich die recension in der Süddeutschen. Die ist doch fein, nicht wahr? ...". Bittet um Abschriften von Pressestimmen: "... ich habe nämlich kaum was nennenswertes bis jetzt zu gesicht bekommen, habe keine ahnung, wie sich alles macht ...". - Bei dem
Buch handelt es sich um Artmanns Übersetzung "Junge Gäste oder Mr. Salteenas Plan", "ein Liebes- und Gesellschaftsroman um 1900 von Daisy Ashford geschrieben im Alter von 9 Jahren", mit einem Vorwort von Peter Bichsel. - Mit kleinen Randnotizen des Empfängers; gelocht.
Autographen-Album. 46 Albumblätter aus den Bereichen Literatur, Künste und Wissenschaft. Meist 2 auf 1 Kartonblatt, fest eingeklebt. Die ersten 38 Bl. auf starkem Bütten (ca. 9 x 11 cm), die restlichen 8 von unterschiedlichem Format und Papier. In einem Lederband d. Z. (28 x 22 cm; beschabt; eine Rückenkante geplatzt). 1877 und 1885.
Sorgfältig auf Bütten geschriebene Gedichte, Widmungen und Sinnsprüche von prominenten Personen aus fünf Ländern Europas. Vertreten sind aus dem Bereich Literatur: Ludwig Anzengruber, Rudolf Baumbach, Friedrich Bodenstedt (2), Paul Bourget, Felix Dahn, Ernest Daudet, Alexandre Dumas fils, Georg Ebers, Octave Feuillet, Robert Hamerling, Paul Heyse, Józef Ignacy Kraszewski (auf Polnisch), Hector Malot, Guy de Maupassant, Leopold von Sacher-Masoch, Josef Victor von Scheffel, Ossip Schubin, Jules Verne, Julius Wolff und andere. - Theater, Musik und Bildende Kunst: Stella Hohenfels, Henry Irving, Josef Lewinsky, Pauline Lucca, Helena Faucit Lady Martin, Amalie Materna, Carl Millöcker (3 Zeilen mit 7 Takten Musikzitat aus "Gasparone"), Adelina Patti, Ernst von Possart, Friedrich Preller, Theodor Reichmann, Ernesto Rossi, Adolf Ritter von Sonnenthal, Ellen Terry, Gustav Walter, Marie Wild und andere. - Wissenschaft: Charles Darwin, Ferdinand Gregorovius, Ernst Haeckel, Friedrich Max Müller, Ernest Renan, Henry Morton Stanley. - Wenige Blätter, darunter auch Darwin, etwas stockfleckig.
Benn, Gottfried, Arzt und Dichter, einer der bedeutendsten Lyriker des 20. Jhdts (1886-1956). Eigh. Brief m. U. "Gottfried Benn". 2 S. (Kugelschreiber). Mit eigh. Umschlag. Gr. 8vo. Berlin-Schöneberg 24.VIII.1954.
An Käte von Porada in Veuve (Frankreich). „... haben Sie herzlichen Dank dafür, dass Sie manchmal meiner gedenken ... Mich bedrückt der Gedanke, dass Sie etwa leidend sind, sehr. Die Mittel, von denen Sie schreiben, kennen wir hier nicht. Z. B. Rimison ist mir unbekannt. Wie ist die Blutsenkung, auf die hier viel Gewicht gelegt wird? Und nun müssen Sie auch noch Ihre schöne bisherige Wohnung verlassen - tut mir alles so leid für Sie.
Meine Hoffnung ist, dass Ihr grosser, von mir oft mit Erstaunen beobachteter Lebens-Optimismus Sie wieder beseelt. Das ist ja auch für die Heilung von Krankheiten so sehr wichtig ...“. - Dankt auch für eine beigefügte Rezension: „... sehr interessant für mich. Wenn schon einem ja im Laufe eines langen Jahres jede Kritik vollkommen gleichgültig wird, gute u. böse: im Grunde ... wird man unzerstörbar; man schlenderte oder kroch seinen Weg dahin u. eines Tages ist er zu Ende. Ob er ins Allgemeine lief, ob er von einigen aufgenommen wird, ist von so viel Zufällen abhängig , dass es einen auch nicht mehr berührt. Nur diese innere Unruhe in einem bleibt, dieser Tremor im Kopf u. im Herzen: noch einmal etwas anlegen, ausarbeiten, mit sich füllen [?], so gut man kann ...“.
Doderer, Heimito von, österr. Dichter (1896-1966). 2 eigh. Briefkarten m. U. "Heimito" bzw. "Heimito v Doderer". In Grün, Rot und Violett geschrieben. Zus. 11/2 S. Quer-8vo. Wien 5.I.1960 bzw. 14.XII.1963.
Die erste Karte mit Neujahrs-Glückwünschen an eine "liebe, verehrte Fanny" und deren Eltern; die zweite Karte an einen Freund: "... Ein kleiner Unfall (Sturz), lästig genug, hinderte mich, Ihnen allsogleich für Ihre lieben, vortrefflichen Zeilen zu danken, die mich so herzlich Ihres tiefen Verständnisses für meine Arbeit versichern! Mit meinem Dank und innigem Gedenken zugleich mögen meine Wünsche für's kommende Jahr Sie erreichen ...". - Wie immer reizvoll durch die Mehrfarbigkeit.
Döblin, Alfred, Arzt, Schriftsteller und Publizist (1878-1957). Eigh. Brief m. U. "Dr Alfred Döblin". 4 S. (Bleistift). Doppelblatt. 8vo. Berlin 1.III.1923.
Merklich im Café flüchtig geschriebener Bleistift-Brief an die umschwärmte Schauspielerin Tilla Durieux, die als exzellente Charakterdarstellerin nicht nur auf dem Theater und im Film glänzte, sondern auch mit Lesungen das Publikum begeisterte. "... ich wollte Ihnen - entschuldigen Sie das Papier, ich schreibe im Café - sehr herzlich danken für die große Freude Ihrer Vorlesung. Nein, Freude ist nicht der richtige Ausdruck; ich kann noch heute nicht einige Töne vergessen, die ich aus Ihrer Kehle oder Ihrem Mund an dem Abend gehört habe. Ich müsste eine ganze Novelle schreiben, um das 'Ach ...' auszuschöpfen, das Sie am Schluß brachten. Und anderes. Nun, im Grunde ist darüber nicht zu reden ... ich möchte Ihnen einmal - ich sprach schon mit Ihnen davon - ein und das andere epische Stück von mir vorlegen, nicht aber von der Art dieses von neulich, sondern aus der Substanz meines Buches. Ich habe da mehreres, was noch nicht abgeschrieben ist. Ich möchte es sehr gern mit Ihnen durcharbeiten, nur zu eigenem Gebrauch, zur Orientierung über die Sprache. Ich möchte meine Schreibtechnik an einer Sprechtechnik erproben. Vielleicht haben Sie einmal Lust und theaterfreie Zeit dazu. Die Dinge sind - zunächst wenigstens - schwer und besonders. Nun, ich weiß nicht, ob es Ihnen liegt. Ich würde Ihnen das nicht antragen, wenn Sie bloße Menschendarstellerin, Schauspielerin wären; Sie haben aber neben einem Intellekt - oh welche Rarität - eine Stimme und Beherrschung der Stimme ...". - Unschön gelocht, mit geringem Textverlust.
Drewitz, Ingeborg, Schriftstellerin (1923-1986). 2 Typoskripte. 58 und 3 Bl., einseitig beschrieben. Gr. 4to. O. O. (ca. 1954).
"Alle Tore waren bewacht. Ein Drama in drei Akten". - "Eindrücke vom Theaterleben in Jugoslawien." - Das in der NS-Zeit spielende Drama, 1955 in Berlin aufgeführt, scheint nicht im Buchhandel erschienen zu sein. - Der kurze Aufsatz, nach einem Besuch in Jugoslawien verfasst, ist wahrscheinlich in einer Zeitschrift erschienen. Beide Typoskripte stammen aus dem Nachlaß der Schauspielerin Tilla Durieux. - Altersbedingte Erhaltungsmängel.
"die geballte Romanarbeit"
Edschmid, Kasimir, Schriftsteller, anfangs einer der wichtigen Vertreter des Expressonismus (1890-1966). 3 eigh. Briefe m. U. "Kasimir Edschmid" oder "K. E.". Zus. 3 S. auf 3 Bl. Gr. 4to. Darmstadt 6.VI., 7.XI. und 13.XI.1919.
An die Schauspielerin Tilla Durieux, deren Ehemann Paul Cassirer Edschmids Roman "Die achatnen Kugeln" verlegen will. Edschmid äußert seine Freude, nennt sein nächstes Buchprojekt, schwärmt von Tillas Schauspielkunst und beschäftigt sich mit ihrer politischen Rolle in der Münchener Räterepublik, wo sie u. a. Ernst Toller unterstützt hatte, sowie mit ihren Konflikten am Münchener Residenztheater. "... Ihr lieber Brief hat mir toll Freude gemacht. Das ist gut und famos. Daß es Paul Cassirer gefällt, ist wichtig, denn Erfolg ist nur, was geglaubt wird. Es war keine leichte Sache für mich. Ich hab das Buch tatsächlich 5-7 mal geschrieben. Es gibt noch keinen expressionistischen Roman. Ich mußte die Form suchen, die lange Kurve, die Gliederungen, die Scharniere, daß schließlich das Ganze auf einen großen Bogen flitzt. Ich habe oft danebengehauen. Von neuem angefangen. Jahre lange Arbeit. Jetzt hab ichs. Und bin vergnügt. Im Sommer komm ich wieder südwärts. Vorher arbeite ich noch ein schmales Buch ‚Frauen’ aus. Zwei große Novellen; Landschaft, Frauen, Politisches, ... Poetisches. Es strengt nicht so riesig an wie die geballte Romanarbeit und läßt einige Zeit zum Autofahren, Segeln und ausschweifenden Leben.
Als wir uns zuletzt sahen, waren Sie bös, weltschmerzlich, ich schickte Ihnen Blumen, schrieb, daß Ihre Sophie [?] mir das größte Münchner Erlebnis [?] gewesen. Sie glaubten es, aber schrieben nicht. Schade. Sie müssen immer glauben, was ich sage. Ich bin nicht höflich genug, um zu lügen. Ich möchte Sie noch in vielen andern Rollen sehen. Sie sind doch neben der großen und gewaltigen Schicksals-Kraft der Geste und Sprache die einzige Frau, die einen Körper hat von einer Modulation der Bewegung, wie ihn nur die edelsten Tiere im Zoologischen Garten (mein Lieblingsaufenthalt) haben. Das ist etwas Fabelhaftes, Elementares. - Sie haben böse Wochen mitgemacht in München. Kann man nicht rasch eine Aktion arrangieren, um Toller zu retten. Ich nehme es sofort gern in die Hände [6.VI.] ... als ich Anfang Oktober in München Sie anrief, hieß es, Sie seien ein paar Tage vorher nach Berlin gefahren. Mir geht es schlecht, die Asthma-Attacken bewölken immer noch meinen Horizont ... Ich habe oft an den Mittag gedacht, den ich in der Sonne im Krankenhausgarten bei Ihnen saß. Und ich habe irgendwie daraus das Gefühl mitgenommen, daß ich gern Ihnen etwas Angenehmes täte [7.XI.] ... Ihr Brief hat mich sehr gepackt. Denn erstens ist es doch ungeheuerlich, wie Sie, die gutgläubig gingen und für die München auf den Knien danken sollte mit seinen alten Schauspielziegen, dort ein Unglück nach dem anderen erleben mußten und wahrscheinlich nur mit Schaudern zurückschauen auf diese Zeit und Epoche. - Und zweitens, weil ich wieder sah, wie übel die Menschen sind ...". Er habe damals schon den Eindruck gehabt, dass man sie dort ungerecht behandle. "... Daß aber die Literaten versagen, wissen Sie, das erstaunt mich nicht. Nur bei ganz jungen Leuten findet man Furor und Sich-riskieren ... Aber es geht uns irgendwie ähnlich. Sie sind eine Frau und brauchen in gewissen Situationen immer einen Mann, der für Sie eintritt. Ich brauchs nicht und scher mich einen Teufel drum. Aber es ist doch verflucht widerlich zu sehen, wie Menschen, die a priori annehmen, daß man für sie eintritt und für die man Bäume aus der Erde rupfte, daß solchen Schweinen auch nicht einmal die Idee kommt, sie könnten sich für einen einsetzen ... Ich mache im Winter einen Novellenband fertig und mache die Entwürfe zu einem großen Roman. Vergessen Sie nicht, dass Sie immer auf mich zählen sollen, wenn es nötig ist und Sie brauchen es nur ohne jede Formalität zu sagen. Sie sind in Ihrem Spiel so wundervoll gewesen, daß Sie in Berlin sicher Freude daran haben ..." [13.XI.]. - Alle Teile gelocht, der dritte Brief auch etwas fleckig.
Gernhardt, Robert, Dichter, Satiriker, Zeichner und Maler, hervorragender Repräsentant der „ Neuen Frankfurter Schule" von Satirikern (1937-2006). Eigh. Manuskript mit Namen und Titel zu Beginn und am Schluss. 9 S. Mit bräunlicher Tinte auf 9 zwei- bzw. dreiseitig unbeschnittenen Kartonblättern ("Schoellers Hammer"). Quer-4to. O. O. u. J.
"Durch die Banken". Satirische Glosse, formal als Gedicht gestaltet. "In dieser entgötterten Welt / - Oder haben Sie etwas zu verschenken? / behelligen mich Menschen mit Fragen / - Wer von uns hat das schon? / die in mir eine wilde Sehnsucht wachrufen / Haben Sie eigentlich Ihren Freistellungsauftrag bei uns eingereicht? / nach jenen Fragen, auf die Menschen wie ich / noch eine Antwort wußten: / Welches ist die wahre Natur Gottes? / Woher kommt das Böse? / Wohin gehen wir? / Was können wir erkennen? / Warum Kunst? ...". - Schöne Dichterhandschrift.
Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter und Staatsmann (1749-1832). Eigh. Quittung m. U. "v Goethe". 1/2 S. 4to. Verona 1.VI.1790.
"Zehen Zechinen auf Rechnung von Hn. v Einsiedel erhalten / Verona d. 1 Juni 1790. / v Goethe." - Der Lire-Wert von anderer Hand hinzugesetzt: "à 22 Lire".
- Geschrieben von Goethe auf dem Rückweg von der zweiten italienischen Reise, die hauptsächlich der Abholung Anna Amalias galt. Goethe war der Herzogin entgegengefahren, hatte sich schon Ende März in Verona aufgehalten und war am 31. März in Venedig eingetroffen, wo Anna Amalia in Begleitung des Kammerherrn von Einsiedel endlich am 6. Mai ebenfalls ankam (und wo Goethes "Ein Buch Epigrammen" entstand). Am 28. Mai schrieb er aus Mantua an das Ehepaar Herder: "... Wir haben bisher sehr vergnüglich gelebt. Venedig, Padua, Vincenz, Verona und Mantua sind besucht und durchsucht worden ... Sehnlich verlange ich nach Hause. Ich bin ganz aus dem Kreise des Italiänischen Lebens gerückt ...". - Der Aufenthalt am 1. Juni in Verona wird in der peniblen Goethe-Chronik von Rose Unterberger nicht erwähnt. - Goethe-Autographen aus Italien sind sehr selten.
Frommannsche Buchhandlung
"Cassa-Buch für die Jahre 1824 [bis] 1828"
Los 2319
Zuschlag
2.000€ (US$ 2,151)
- Frommannsche Buchhandlung in Jena. "Das kleine Cassa-Buch 1824 bis 1828" (Deckeltitel). Manuskript. 98 Bl., meist beidseitig beschrieben. 4to. Halblederband d. Z. (Rücken, Ecken und Kanten beschabt) mit handschr. Deckelschild. (Jena) Jan. 1824 - Dez. 1828.
Höchst interessantes, penibel geführtes Kontorbuch der angesehenen Jenaer Verlagsbuchhandlung, der Goethe nicht nur durch ihre Produktion, sondern auch durch die Frommannsche Ziehtochter Minna Herzlieb besonders verbunden war. Der Band enthält 3 Abteilungen. Den größten Raum nimmt die Soll- und Haben-Rechnung ein: Auf jeder Doppelseite stehen sich für jeden Tag des Monats und Jahres "Einnahme" und "Ausgabe" gegenüber, wobei stets darauf geachtet wird, dass der Gesamtbetrag auf beiden Seiten vollkommen identisch, der Kontostand also immer ausgeglichen sein muß. Da sich die Sparten natürlich unterschiedlich füllten, wurden die Differenzen aus der "Großen Cassa" oder anderen Konten beglichen. Diese jeden Geschäftstag nachweisenden Angaben sind nicht nur wirtschafts- und buchhandelsgeschichtlich, sondern auch literaturgeschichtlich von besonderem Interesse. Da vornehmlich die Neuerscheinungen des Frommannschen Verlags für die Einnahmen sorgten, lassen sich die aktuellen "Bestseller" erkennen und, da zuweilen die Käufer namentlich genannt werden, auch deren Abnehmer oder doch jedenfalls zahlende Kunden des Buchhändlers. Ganz besonders gefragt sind Herders "Katechismus" [d. i. "Luthers Katechismus. Mit einer katechetischen Erklärung", hrsg. von Herder, 1824], Wilmsens "Kinderfreund", ABC-Bücher, Ludens "Allgemeine Geschichte der Völker und Staaten" (1824) und "Handbuch der Staatsweisheit oder Politik", F. Jacobs' "Elementarbuch der griechischen Sprache" (1824), F. Dörings "Anleitung zum Übersetzen aus dem Deutschen ins Lateinische", Chr. F. Schulzes "Vorübungen zum Uebersetzen aus dem Deutschen ins Lateinische", K. H. Scheidlers "Methodologische Encyclopädie der Philosophie: 1. Prolegomena" sowie Kalender oder auch "Jean Pauls Portrait" (23.12.1828). - Einnahmen durch einzelne Käufer brachten z. B. "Hofr. Schopenhauer" (11.2.1826 und 28.8.1827), "Prof. Riemer" (1.6.1827), "Maj. v. Knebel" (1.7.1827 und 14.1.1828), "Frau v. Goethe" (13.12.1828) etc. - Ausgaben verursachten regelmäßige Zahlungen an Friedrich Johann Frommann sowie Druckkosten, Versandkosten ("Colli" bzw. "Ballen" nach Leipzig und Frankfurt), Zeitungsabonnement, aber auch "Laternengeld", Karten für den Buchhändlerball oder Beiträge zu einem "Griechen-Verein". - Abteilung II des Bandes listet genauestens sämtliche Portokosten für die fünf Jahre auf; sie geben Aufschluß über die weitverzweigten Geschäftsverbindungen der Frommannschen Buchhandlung, vor allem nach Weimar, Erfurt, Gotha, Leipzig und Frankfurt, aber auch zahlreiche weitere deutsche Städte, und selbst nach Mailand wurden Bücher verschickt. Der dritte Abschnitt des Bandes betrifft einen wichtigen Geschäftsbereich Frommanns: "Kalender-Cassa" und "Kalender-Conto" für den Zeitraum 1825-1828. Auch hier werden die einzelnen Kalender-Bezieher, wahrscheinlich großenteils Abonnenten, namentlich genannt. - Das "kleine Cassa-Buch" der Frommannschen Buchhandlung bietet also wertvolle Einblicke in den Buchhandel der Goethezeit im allgemeinen wie auch in verschiedene Aspekte der Buchproduktion im näheren Umkreis Goethes. - Durchgehend etwas gebräunt.
- Pogwisch, Ottilie von, Goethes spätere Schwiegertochter (1796-1872). Eigh. Albumblatt m. U. "Ihre neue Landsmännin Ottilie von Pogwisch". 1 S. Quer-8vo. Weimar 26.IV.1815.
Die 19jährige Freiin von Pogwisch, die zusammen mit ihrer Schwester erst 1809 ihrer Mutter an den Weimarer Hof gefolgt war, rühmt hier die Vernunft gegenüber dem Gefühl, indem sie Jean Paul zitiert: "Gefühle, sind Sterne, die blos bei hellem Himmel leiten, aber die Vernunft ist eine Magnetnadel, die das Schiff noch ferner führt, wenn jene auch verborgen sind und nicht mehr leuchten". - Zwei Jahre später vermählte sie sich mit August von Goethe. "Graziös präsidierte sie die Goethesche Geselligkeit, war endlich neben dem Hausherrn das anmutig-weibliche, das 'damenhafte' Element, das bisher dem Haus am Frauenplan gefehlt hatte. Goethe ... genoß die Gesellschaft dieses Töchterchens. Sie wußte ihm, ein begabtes Echo, witzig geistreich zu antworten; sie reagierte lebhaft-gescheit und sanft schmeichelnd auf seine galanten Billets, seine verständnisvoll, ihr liebevoll zugewandten Briefe ... Doch bei aller Freude an Ottiliens geselligen Vorzügen erkannte Goethe von Jahr zu Jahr deutlicher, daß sie der Gefahr erlag, jeden Maßstab zu verlieren, sah, daß ihr bei allem Charme Takt und Geschmack abhanden kamen" (E. Biedrzynski, Goethes Weimar). - So früh sehr selten. - Etwas geknittert.
Green, Julien, franz. Schriftsteller, Mitglied der Academie française (1900-1998). Eigh. Brief m. U. "Julien Green". 1 S.; angeheftet die Vorderseite des Briefumschlags mit der Empfänger-Adresse. 4to. (Paris) 1.VIII.1947.
An Richard Heyd vom Verlag "Ides et Calendes" in Neuchâtel. "... Il ne faut pas m'en vouloir. On m'a donné à faire un scenario de film qui a bousculé tous mes projets pour 1947, mais j'espère venir bientôt à bout de cette tâche ingrate. Dans un mois, je verrai plus clair. Ne viendrez-vous pas à Paris à l'automne? ...". Erkundigt sich nach der genauen Adresse des Verlags für weitere Kontakte.
Hasenclever, Walter, Bühnenautor und Lyriker, einer der wichtigsten Dramatiker des Expressionismus, starb 1940 im franz. Internierungskager durch Selbstmord (1890-1940). 4 eigh. Briefe m. U. "Walter Hasenclever". Zus. 5 S. Gr. 4to und 4to. Oberloschwitz bei Dresden, Vereinslazarett Dr. Tenscher's Sanatorium, 16.XI. - 25.XII.1916.
Ekstatische Huldigungsbriefe aus dem Weltkriegs-Lazarett an die umschwärmte Schauspielerin Tilla Durieux, die sich für sein im Entstehen befindliches neues Stück (wohl "Antigone") interessiert. "... Auch Sie, mir unerreichlicher als alles, schweben in diesem Stück. Die große Schauspielerin, die der Achtzehnjährige in Berlin aus der Armut eines Hinterplatzes sah. Man dichtete, Student in Mietswohnungen; Automobile fuhren auf vor Theatern, wo Sie spielten! - Sie haben mich aus der tonlosen Gleichheit dieser Tage gerissen - Sie wollen den 'Retter' lesen. Ich will die Tragödie schreiben, die forensisch auf Kothurnen wandelnd, wieder ein neues Jahrhundert erweckt. Sie müssen bald aus Gräbern tauchen, von grösseren Massen umringt, das Antlitz der Zeit errichten. Ich lebe einer Extase zu, die Sie ahnen! ... Während ich schreibe, Kinofresken, der alten Götter Metamorphose, sehe ich schon Sie, in asphaltener Dämmerung der Preu ... [? Textlücke durch Lochung], Kriege auslöschen und Fackeln schwingen. Vielleicht war Ihr Brief die erste Melodie des Entstehens, Ursache und Wirkung zugleich, mehr als alles - Verwirklichung! [16.XII.] ... Aus Nisch hat mir ein Kamerad eine Kiste mit allerhand eßbaren Dingen mitgebracht, die es seit dem 30jährigen Krieg nicht mehr in Deutschland giebt. Ich habe mir erlaubt, eine kleine Kiste davon für Sie zu packen und bitte Sie, diese höchst unliterarische Sendung freundlich entgegnzunehmen [2.XII.] ... Seit zwei Tagen besitze ich eine wundervolle, kleine Spieldose aus der französischen Schweiz, die 6 Stücke hintereinander spielen kann und mir alle Freuden der Welt ersetzt. Als ich eben Ihren Brief zum zweiten Male las, habe ich sie hineinklingen lassen, zur Begleitung Ihrer Worte: Martha, Martha; Freischütz und Rigoletto - und jetzt wieder, während ich Ihnen schreibe: Ballsirenen! Zaubertöne von Kindheit und Tannenbaum ... Freitag Abend lese ich Dr. Neuberger den ersten Teil des neuen Stückes vor. Er soll und muß Ihnen davon erzählen, da ich es selber nicht kann. Alles, was ich bis heute geschrieben habe, war Vorbereitung für dieses eine Stück. Ich möchte nicht, daß außer Ihnen in Berlin noch ein Andrer vor der Vollendung davon weiß [6.XII] ... Am 29. Dezember spielt Ernst Deutsch in den Kammerspielen 'Armut'. Er war derjenige, der die Aufführung vom 'Sohn' in Deutschland durchgesetzt hat, nachdem es mir nirgends gelungen war, das zu erreichen. Er hat mir oft davon gesprochen, daß es ihn sehr freuen würde, wenn Sie ihn bei seinem ersten Auftreten in Berlin sehen würden. - ich arbeite am 2. Akt Antigone - aber noch immer ohne Ihr Bild! ... [25.XII.] - Die Tragödie "Antigone", die 1917 im Verlag von Paul Cassirer, dem Ehemann von Tilla, erschien, ist "Tilla Durieux zugeeignet". Hasenclevers Stück "Der Retter" war 1916 in nur 15 Exemplaren gedruckt worden, die der Autor an prominente Schriftsteller und Politiker verschickte. Tilla Durieux war zur Zeit dieses Briefes Ensemblemitglied am Königl. Schauspielhaus in Berlin. - Alle Teile gelocht.
"die Februartage in Berlin"
Hatzfeld, Adolf von, Lyriker und Erzähler des Expressionismus, mit 20 Jahren nach einem Selbstmordversuch erblindet (1892-1953). 7 masch. Briefe, davon sechs einschl. der Unterschrift "Adolf v. Hatzfeld", der siebente mit handschriftl. Signatur "Dr. v. Hatzfeld". Zus. ca. 6 Seiten, typographisch eng beschrieben. Gr. 4to. Marburg, Oberstdorf und Bad Godesberg 1917-1919 und 1953.
Umfangreiche Briefe an die Schauspielerin Tilla Durieux, die er 1917 in Berlin besucht hatte, wo deren Mann, Paul Cassirer, zwei Bücher Hatzfelds in seinen Verlag nahm. Große, inhaltsreiche Bekenntnisbriefe mit langen Betrachtungen und Ergüssen über sein Leben und Streben, zuweilen im Anschluß an irgendein aktuelles Erlebnis. "... Mein einziger Besitz ist mein Leben, und das möchte ich mir nicht verderben. Ich weiss nicht, ob ich es vielleicht schon zu sehr verdarb, dass es wirklich nur Sünde war. Dies muss ich erst wissen. Und in Berlin kam es mir wie eine Zuversicht, dass ich nicht gesündigt habe, dass mein Wesen sich so ausbauen musste, wie es sich ausbaute ... Ich schreibe Ihnen dies, weil ich versuche, auf diesem Weg mich Ihnen verständlich zu machen, wie gross die Freude war, zu der sie mir die Hand reichten. Werden Sie verstehen, wenn ich Sie bitte, mir zur Erinnerung an dies Ganze Ihr Bild zu geben? [Marburg 12.II.1917] ... Ich erinnere mich deshalb immer wieder an die Februartage in Berlin, wo ich fühlte und später erkannte, dass irgendeine Kraft auf mich überging; durch die Verwirklichung einer Freude, die Sie mir gaben, und durch die Stunden, die ich bei Ihnen war [Marburg 21.V.1917] ... Vor einer Woche etwa war mein Vater auf der Durchreise hier. Er bemerkte, dass ich, obwohl es Werktag war, einen neuen Anzug trug. Ich machte gerade in jenen Tagen keinen Unterschied in meiner Kleidung, das heisst, ich wusste wirklich nicht, was ich anhatte, da ich gerade in dieser Zeit ganz von meinem Arbeiten verzehrt wurde. Mein Vater meinte, es sei nicht richtig, neue Anzüge an Werktagen zu tragen. Und als ich sagte, ich mache keinen Unterschied zwischen Werk- und Sonntagen, antwortete er: Das täten alle vernünftigen Menschen, und solange ich von ihm abhängig sei, habe ich die allgemeingültigen Anschauungen zu befolgen. Dies habe ich dann auch versprochen. Es ist sehr quälend, immer wieder zu sehen, wie furchtbar sich mein Vater um Alles sorgt, und wie da zwei Welten sind, von denen es keine Brücke zueinander gibt ...". - Er freue sich sehr über das Versprechen, einen Abguss einer Porträtbüste von Tilla Durieux zu erhalten: "... Gegenstände sind mir immer sehr nahe. Oft nehme ich ein altes Glas, eine Porzellanfigur in meine Hände, wenn ich ganz allein bin und fürchte, von Allem der Welt isoliert zu werden oder zu sein, und gebe diesen Dingen Seele, indem ich sie mit meinen Händen wärme ..." [Marburg 11.VI.1917]
Es folgen 1919 zwei Briefe mit exemplarischen Erlebnissen aus Oberstdorf, bei denen der Dichter, ohne es zu bemerken, mit der Maschine stets über den Rand hinausgeschrieben hat, so dass bei etwa 55 Zeilen am rechten Rand Teile des Textes fehlen. - 34 Jahre später, als Hatzfeld einen Bericht über das Leben der Schauspielerin in Jugoslawien gelesen hatte, wendet er sich aus Bad Godesberg noch einmal an sie - diesmal sogar mit handschriftlicher Signatur. "... Von mir zu erzählen, das erscheint mir nicht sinnvoll, Nur dies: Meine erste Frau starb vier Wochen vor diesem letzten, entsetzlichen Krieg. Meine Tochter ist schon verheiratet, und mein Sohn studiert Jura, ein seltsames Studium heute und in dieser Zeit. Im vorigen Jahr heiratete ich wieder, einen Menschen, der schon viele Jahre bei uns ist, der - es sei gestanden - über dreissig Jahre jünger ist. Morgen fahre ich nach Westfalen, wo mir der Annette-v. Droste- Hülshoff-Preis verliehen wird. Ich sage das nicht aus Eitelkeit, ich sage es in Erinnerung unserer ersten Begegnung, denn was aus mir geworden wäre, wenn Sie mich nicht damals nach Berlin gerufen hätten, das weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass der Weg ein anderer gewesen wäre als der, den ich zurücklegte ..." [Bad Godesberg 18.VI.1953]. - Interessant ist, dass in einem der hier vorliegenden Briefe auch dieses expressionistischen Autors der Vater-Sohn-Konflikt, ein klassisches Motiv des Expressionismus, autobiographisch hervortritt. - Alle Teile gelocht; ein Brief mit starken, die anderen mit geringeren Randschäden.
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