"Kopf"
Gips, farbig gefasst. 1945-1949.
30 x 16 x 4 cm.
Verso mit dem geritzten, Schwarz gefassten Monogramm "JM" (ligiert) sowie auf Klebeetikett typographisch datiert und betitelt.
Mit Hohlräumen und einem Wechsel von Positiv- und Negativformen gestaltet Mammen den Kopf reliefhaft als "Scheibenplastik". Die reduzierte Bemalung in Rot, Grün und Blau lässt die durchbrochene Figuration, die sich en face präsentiert, in ihrer maskenhaften Starre zugleich humorvoll und geheimnisvoll-idolhaft wirken. Kaum hatte sich Jeanne Mammen von den Folgen des Ersten Weltkrieges erholt und sich erfolgreich als Künstlerin etabliert, entriss ihr der Zweite Weltkrieg erneut alle äußere Sicherheit: "Keine Fenster, keine Heizung, weder Gas noch elektrisches Licht, keine Lebensmittel. Bilder, Lithos, Zeichnungen, Möbel zum großen Teil verbrannt, abgesoffen, gestohlen." Die Umgebung ihres Berliner Ateliers am Kurfürstendamm 29 glich 1945 einem Trümmerfeld, sie überlebte mit Hilfe von Care-Paketen. Doch die Künstlerin gab nicht auf, konzentrierte sich auf die Arbeit und experimentierte mit neuen Materialien. Die Objekte einer Gruppe von Skulpturen - meist Köpfe - aus Gips, ungebranntem Ton und Wellpappe verbinden stilistisch Vor- und Nachkriegsmoderne. In diesem skulpturalen Schaffensbereich zeigt sie sich beeinflusst von der Avantgarde: Plastiken von Picasso, Henry Moore, den Pevsner-Brüdern, Karl Hartung und Mammens Freund Hans Uhlmann haben hinsichtlich des dreidimensionalen Werkes großen Einfluss auf die Künstlerin. Vor allem aber ist ein bedeutender Einfluss der außereuropäischen Kunst zu erkennen, die sie wohl auch durch das Studium der reich bebilderten, von Martin Hürlimann herausgegebenen Zeitschrift "Atlantis: Länder, Völker, Reisen" (erschienen von 1929 bis 1964 im Atlantis Verlag und dann fusioniert mit der Kulturzeitschrift "Du") intensivierte. Die ersten zwei Jahrgänge standen komplett in Mammens umfangreicher Bibliothek, und hierin fand sie vielfältiges Bildmaterial zur sogenannten Stammeskunst. "Formale Anregungen kommen von Seiten der Fetische außereuropäischer Naturvölker ebenso wie von der Liebe der Künstlerin zur europäischen Volkskunst. (...) Was für Jeanne Mammens Bilder gilt, trifft auch auf diese plastischen Werke zu: Strenge und Herbheit des Aufbaus ist mit einer liebenswürdig verspielten Phantasie gepaart, und das Ergebnis ist reine, lyrische Poesie. Ein Leuchten entfaltet sich vor einem Grund von Schwermut. Zuweilen spielt auch ein Sinn für Komik mit hinein" (Eberhard Roters, Jeanne Mammen 1890-1976, Berlin 1978, S. 75ff). Zu einem weiteren Aspekt der inhaltlichen Interpretation "dieser 'Köpfe' trägt vielleicht eine Überlegung des Kunsthistorikers Hans Seckel bei. Angesichts der beiden Weltkriege und anderer Katastrophen vertrat er die Auffassung, das Bild des Menschen könne in der Kunst des 20. Jahrhunderts nur mehr in der Form des Clowns oder des Roboters wiedergegeben werden, wobei dem Clown die Elemente der Melancholie und der Unverbindlichkeit, dem Roboter Brutalität und maskenhafte Anonymität zuzuordnen sind. Jeanne Mammen hat beide 'Modelle' in ihren Plastiken dargestellt (...) In einer Welt, die ihr zum zweiten Mal zerbrach, konnte Jeanne Mammen das Bild des Menschen nur noch maskenhaft, zur Fratze verzerrt, mit viel Zynismus, als leere Ruine und zerstört wie die Häuser nach den Bombennächten darstellen." (Gerhard Finckh, Jeanne Mammen. Köpfe und Szenen, in: Ausst.-Kat. Kunsthalle Emden 1991, S. 79).
Im Gegensatz zu den posthum gegossenen Bronzeobjekten Jeanne Mammens entstand der vorliegende "Kopf" zu ihren Lebzeiten. Das Werkverzeichnis (1997) führt lediglich 22 plastische Arbeiten Mammens auf, von denen sich die meisten Arbeiten in musealem Besitz befinden; vorliegender Kopf war Döpping/Klünner damals nicht bekannt. Unikat von musealem Rang; Gipsplastiken von Jeanne Mammen sind im internationalen Kunsthandel von größter Seltenheit.
Provenienz: Privatsammlung Hamburg
Enkel des Sammlers
Privatbesitz Süddeutschland
"Johannes auf Patmos"
Öl auf Hartfaserplatte.
130 x 40 cm.
Seitlich rechts in der Darstellung mit Pinsel in Schwarz signiert "Thea" und mit Künstlersignet, verso signiert und betitelt.
In leuchtender Farbigkeit, mit pastosem Farbauftrag und weichem Duktus gestaltet Schleusner das biblische Motiv, die Komposition im extremen Hochformat effektvoll vertikal gestaffelt. Thea Schleusner gehört als Malerin zur sogenannten Verschollenen Generation; in jüngster Zeit erfährt ihr bildnerisches Schaffen zunehmende Anerkennung. Sie erhielt ihre Ausbildung an der Damenakademie des Vereins für Künstlerinnen und Kunstfreunde in Berlin und nahm Unterricht bei Curt Stoeving, Franz Skarbina und Reinhold Lepsius. Um 1898 ging sie zwei Jahre nach Paris und besuchte die Académie Colarossi und die Académie Moderne von Eugène Carrière. Von ihrer Wohnung im Kloster Sacre Cœur nahm sie Verbindung zu Auguste Rodin, André Gide und Rainer Maria Rilke auf. In Berlin unterhielt Thea Schleusner später ein Schüleratelier. Ihre Werke wurden zu einem großen Teil während einer Bombennacht im Zweiten Weltkrieg vernichtet.
Provenienz: Privatbesitz Berlin
Zedlacher Paradies
Öl auf Leinwand. 1949.
75 x 62 cm.
Oben links mit Pinsel in Blassviolett signiert "E. Hertzer" und datiert.
Kantige Konturen und eine abgetönte, stimmige Farbwahl kennzeichnen Hertzers Gemälde der Osttiroler Berglandschaft aus der frühen Nachkriegszeit. Die Künstlerin erhielt ihre Ausbildung bei dem Sezessions-Mitbegründer George Mosson, an der Akademie der Künste und bei André Lhote in Paris. Ab 1918 war Else Hertzer über mehrere Jahre in den Ausstellungen der Berliner Sezession vertreten. Ihre Bilder wurden gemeinsam mit denen von Käthe Kollwitz, Lotte Laserstein, Marc Chagall und dem gleichaltrigen Karl Schmidt-Rottluff, mit dem sie eine Künstlerfreundschaft verband, ausgestellt.
Berliner Matsch
Pastell auf gräulichem Bütten, aufgezogen auf Malpappe. 1947.
44 x 34,5 cm.
Unten links mit Pastellkreide in Schwarz signiert "Otto Nagel" und datiert.
Schallenberg-Nagel 571.
Mit dem 1934 auferlegten Verbot, im Atelier zu malen, begab sich der Berliner Maler Otto Nagel auf die Straße und machte sie fortan zu seinem "Freiluftatelier". Als einer der führenden Realisten der 1920er Jahre wurde Nagel nun zum Chronisten der Berliner Stadtlandschaft und machte alte Innenhöfe, verborgene Ecken und Winkel oder einsame Gassen zu seinem Thema. Obwohl unser Pastell zwei Jahre nach Kriegsende entstand, wagte Nagel es kaum, seine Farbpalette aufzuhellen und schildert mit überwiegend gedämpften Farben einen regennassen Herbsttag auf Berlins Straßen. Den Kragen bis über die Ohren gezogen, die Hände in der Manteltasche, überquert ein schwarz gekleideter Mann mit Hut die Straße. Weitere Passanten, größtenteils mit Regenschirm, werden nur vage und verschwommen skizziert.
Provenienz: Ehemals Privatsammlung Kollow
Ausstellung: Otto Nagel/Berlin - Ölbilder, Pastelle, Zeichnungen, Deutscher Kulturbund, Dresden 1947
Das Bildwerk, 1. Ausstellung - Otto Nagel, Kunstamt Berlin-Pankow 1948
Otto Nagel - Werke aus drei Jahrzehnten, Deutsche Akademie der Künste, Berlin 1950/51
Otto Nagel - Betriebsausstellung, Kabelwerk Oberspree Berlin; Deutsche Akademie der Künste Berlin 1964
Otto Nagel, Leben und Werk 1894 - 1967, Gemälde, Pastelle, Zeichnungen, Städt. Galerie Schloß Oberhausen 1987
"Insekten und Larven"
Öl auf Leinwand. 1945.
26,5 x 35,5 cm.
Oben rechts mit Pinsel in Braun mit dem Künstlersignet "HB" und datiert, verso signiert "Herbert Böttger fecit" und auf dem Keilrahmen verso betitelt.
Die meisten der Insekten sind bereits präpariert, die kleine Stubenfliege im Vordergrund des Stillebens jedoch ist lebendig und wie zum Spott des Forschers im Begriff, auf das Präparationsbesteck zu klettern. Das mit großer Feinheit gemalte Arrangement in zurückhaltender Tonalität ist charakteristisch für den rheinischen Maler. Böttger, zunächst Vertreter der Malerei der Neuen Sachlichkeit, malte im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen keine sozialkritischen Themen, sondern bevorzugt Landschaften und vor allem Stilleben. Seine Bilder zeichnen sich durch eine altmeisterliche Malweise aus, wirken jedoch durch ihren übersteigerten Realismus zugleich surreal. Man hat ihn daher auch dem Magischen Realismus zugeordnet. Von 1919 bis 1925 besuchte Böttger die Kunstakademie Düsseldorf und studierte bei Heinrich Nauen und Franz Kiederich. Es folgten Studienreisen nach Italien, in die Schweiz und nach Österreich. 1928 wurde er Mitglied der Rheinischen Sezession, zwei Jahre später trat er der Rheingruppe bei.
Provenienz: Im Kinsky, Wien, Auktion 23.10.2007, Lot 593
Privatsammlung Europa
Baumeister, Willi
Linienzeichen auf Braun
Los 8160
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
13.750€ (US$ 14,785)
Linienzeichen auf Braun
Tempera auf festem Velin. 1945.
50,7 x 36,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Baumeister".
Beye/Baumeister 1075.
Kalligraphische, von der Linie bestimmte Figurationen mit starken Konturierungen und ein sparsamer Einsatz der Farben prägen die Arbeit. Anklänge an Figürliches und abstrakt-zeichenhafte Elemente ergänzen sich in deutlichen Hell-Dunkel-Kontrasten zu einer dichten, prägnanten Komposition auf pastosem braunen Untergrund.
Für die Entwicklung von Baumeisters Zeichnungen bis zum Jahr 1945 war seine Beschäftigung mit archaischen Texten und mit der Archäologie bedutsam. Wie auch die anderen im Werkverzeichnis unter dem Titel "Linienzeichen auf Braun" geführten Varianten ohne Numerierung des Künstlers und, anders als bisher angenommen, nicht in Öl, sondern in Tempera ausgeführt.
Provenienz: Nachlass des Künstlers
Galerie Fred Jahn, München (dort 2007 erworben)
Privatsammlung Europa
Literatur: Will Grohmann, Willi Baumeister - Leben und Werk, Köln 1963, WVZ-Nr. 756 (dort betitelt "Linienzeichen auf Braun I")
Badende
Gouache auf Leinwand, kaschiert auf Hartfaserplatte. Wohl 1948/1949.
100 x 95 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Degner", verso mit dem Nachlaßstempel.
Monumental, nahezu formatfüllend zeigt Degner die Figuralkomposition der Badenden in den für ihn typischen Farben Rot, Blau und Grün in spätimpressionistisch expressivem Duktus. Nach seinem Studium bei Ludwig Dettmann in Königsberg zog Degner 1909 nach Berlin, wo er von Max Liebermann und Lovis Corinth gefördert wurde. Schon 1912 konnte er in der Galerie Paul Cassirer ausstellen, später auch bei I. B. Neumann und vor allem bei Ferdinand Möller. Er wurde 1933 von den Nationalsozialisten mit Arbeits- und Ausstellungsverbot belegt, 1939 aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen. Nach Zerstörung seines Ateliers mit 300 Gemälden siedelte er 1943 nach Schlesien über. Nach Kriegsende wurde er von Karl Hofer wieder an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin geholt.
Bretonische Küste
Öl auf Hartfaserplatte. 1945.
51,5 x 72 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Rot signiert "A. Birkle".
Kraker 103.
Wie ein mitreißender Schwung zieht der Sturm durch das Bild, lässt den roten Schal flattern und ebenso die kleine Flagge am Holzkahn, weht Gischt ans Ufer und treibt dunkle Wolken über die Landschaft der Atlantikküste bei Saint Malo. Der Duktus des weichen Pinsels scheint dem Gang des Windes zu folgen, ihn aufzunehmen und geradezu materiell ins Bild zu bannen. Dem Sujet der Landschaftsmalerei widmet sich Albert Birkle sein ganzes künstlerisches Leben hindurch, und das leicht Verwehte, die schattenhaften Übergänge, die seine Landschaften kennzeichnen, werden diesem Küstenmotiv in besonderem Maße gerecht.
Das Werk wird laut Roswita und Viktor Pontzen, Archiv und Werkbetreuung Albert Birkle, Salzburg, in das in Vorbereitung befindliche erweiterte Werkverzeichnis mit der Nr. 660 aufgenommen.
Provenienz: Besitz des Künstlers (bis 1985)
Privatsammlung (bis 1987)
Galerie Heinze Salzburg
Kunsthandel Widder, Wien (dort 2007 erworben)
Privatsammlung Europa
"Die weißen Gartenstühle"
Öl auf Leinwand. 1947.
30 x 65 cm.
Unten links mit Pinsel in Grün signiert "Strecker", verso mit Pinsel in Schwarz datiert, mit dem Nachlaßstempel und auf dem Keilrahmen mit Bleistift betitelt.
Paul Strecker war Bühnenbildner, Maler und Schriftsteller. Bereits bei einem Aufenthalt in München, nach dem Abitur 1915, begann Strecker mit ausführlichen Malstudien. Nach Kriegsende studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München. Wohl auf Anregung von Alfred Flechtheim zog es den Künstler zunächst nach Berlin, wo er an der Kunstakademie studierte und im Januar 1923 bei Cassirer und Flechtheim ausstellte. Im Kreis von Alfred Flechtheim begab sich der Künstler auf Reisen durch den Süden Europas und zog 1924 nach Paris, wo er im Austausch mit Rudolf Levy und Jules Pascin stand. Die drei wesentlichen Motive in Streckers Bildern sind: die Innenräume, meist das Esszimmer des Hauses in Nikolassee oder auch die Terrasse, sowie der Garten mit Personen oder weißen Stühlen. Insbesondere in seinen Gartenbildern findet sich der Einfluss des französischen Impressionismus, wenn auch gepaart mit einer neuen Leichtigkeit und Transparenz.
"Weisse Terrasse"
Öl auf Leinwand. 1949.
45 x 65 cm.
Unten mittig mit Pinsel in Grün signiert "Strecker", verso auf der Leinwand mit Pinsel in Grün datiert und mit dem Nachlaßstempel, auf der oberen Keilrahmenleiste mit Bleistift betitelt.
Bis 1944 lebte Paul Strecker in Paris, von wo aus er diverse Reisen in das europäische Ausland und nach Deutschland machte. Als Frankreich von den Deutschen besetzt wurde, floh Strecker in den Süden und wurde dort von 1939 bis 1941 interniert. Nach Kriegsende bot man ihm 1946 eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin an. Das Motiv der Muthesius-Villa und die dazugehörige Terrasse beschäftigen Strecker bis ins Jahr 1949 immer wieder.
Jaenisch, Hans
Berliner Luftbrücke (Variante)
Los 8166
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.500€ (US$ 1,613)
Berliner Luftbrücke (Variante)
2 Kompositionen recto/verso. Relieftechnik auf braunem Karton. 1947.
51 x 70 cm.
Verso unten rechts mit Pinsel in Blau monogrammiert "Jae".
Bedeutende Arbeit aus Jaenischs frühesten Berliner Nachkriegsjahren. Bei der Reliefkomposition in Rot und Blau handelt es sich um eine Variation des Motivs "Berliner Luftbrücke". Verso eine weitere Darstellung: Ein Gerippe hält in beiden Knochenhänden eine kometenartige Steinkugel, ein Fisch kommt angeschwommen, ein Storchenvogel fliegt darüber hin. Das feine, zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion changierende Bild bringt durch seine angenehm nuancierende Farbigkeit eine besondere Wärme hervor. Die in der körnigen Oberfläche modellierte Reliefstruktur verleiht vor allem den Rundungen besonders viel Plastizität, während die schwarzen Skelettknochen tief in die feuchte Farbe geritzt sind. Jaenisch wird 1927 von Herwarth Walden entdeckt und in den Künstlerkreis seiner Galerie "Der Sturm" aufgenommen. Nach seiner Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft kommt Jaenisch 1946 nach Deutschland und erhält noch in demselben Monat seine erste Einzelausstellung im Berliner Kunstamt Charlottenburg. Zeitgleich unternimmt er den künstlerischen Sprung ins Reliefbild, bei dem die Bildgegenstände vereinzelt werden und so beginnen können, eine Geschichte zu erzählen.
Stiller Hafen
Aquarell über Feder auf Bütten. 1950.
24,5 x 29,5 cm.
Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "BERNHARD KLEIN" und datiert.
Karsch A 58.
Ausgebildet an der Staatlichen Landeskunstschule Hamburg, zählte Bernhard Klein zu den Gründungsmitgliedern der Novembergruppe 1918 und machte sich bis zum Berufsverbot durch die Nationalsozialisten vorwiegend als Bühnenbildner einen Namen. Anregung erhielt er stets durch seinen älteren Bruder César Klein. Bis zuletzt jedoch stand bei ihm das Gleichgewicht zwischen Form und Aussage im Vordergrund, den Weg der reinen Abstraktion, den auch sein Bruder bestritt, empfand er als Sackgasse. Unsere kleine aquarellierte Federzeichnung besticht duch ihre ausgewogene Komposition und die fein abgestimmte Farbpalette. In beidem zeigt sich Kleins ganze Meisterschaft.
Le Ciel étranger
Lithographie auf Velin. 1953.
93 x 62 cm (105 x 74,5 cm).
Signiert "J. Dubuffet" und datiert. Auflage 20 num. Ex.
Webel 360.
Dubuffet entwickelte für sich das Konzept einer antiintellektuellen Kunst, die er mit "Art brut" bezeichnete. Diese verteidigte er auch kunsttheoretisch in Texten und Vorträgen, so 1949 in seinem Manifest "L'Art brut préféré aux arts culturels". Seine frühen Gemälde sind vom Bildvokabular von Kindern, Naiven, von Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder geistigen Behinderung und gesellschaftlichen Außenseitern inspiriert, die für ihn die Künstler der Art brut sind. Er experimentierte intensiv mit Druckgraphik, insbesondere mit Holzschnitt und Lithographie. Die Lithographien erarbeitete er zuerst in der Werkstatt von Fernand Mourlot in Paris und richtete sich dann 1958 ein eigenes Atelier ein. Ein prägnantes Beispiel für seine Versuche mit der Lithographie ist das in kleiner Auflage von insgesamt lediglich 25 Exemplaren erschienene Blatt "Le Ciel étranger". Prachtvoller Druck mit dem wohl vollen Rand, unten und oben mit dem Schöpfrand. Selten.
Provenienz: Privatsammlung Baden-Württemberg
Ohne Titel
Pinsel in Schwarz und Gouache auf glänzendem, beschichtetem Velin. 1959.
70 x 50,2 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "GHoehme" und datiert.
Mit einfachsten Strichen und Überlagerungen erzeugte Gerhard Hoehme den Eindruck von Dreidimensionatlität. Der Künstler hatte sich mit seinem eigenwilligen und vielschichtigen Œuvre ab den 1950er Jahren einer lyrisch-abstrakten Bildwelt verschrieben und damit einen wesentlichen Beitrag zum deutschen Informel geleistet. Jedem seiner Werke ist ein experimenteller Charakter zu eigen. Das Bild definierte sich für Hoehme als Medium, als Durchgangsstation von Prozessen, deren Ende nicht fixiert werden kann. Im Entstehungsjahr der vorliegenden Arbeit wurde Hoehme auf die documenta II in Kassel eingeladen und erhielt nur ein Jahr später den Preis der Villa Massimo in Rom. Es handelte sich für den Künstler um eine Zeit des Umbruchs und auf das rein malerische Frühwerk folgte eine Auseinandersetzung mit dem Bildraum seiner Arbeiten. Zudem entstanden vermehrt skripturale Bilder in Gerhard Hoehmes Werk: Buchstaben, Silben, Worte fanden Eingang in das vielseitige Œuvre, diese Anklänge werden bereits in unserer frühen Arbeit sichtbar.
Provenienz: Privatsammlung Baden-Württemberg
Ohne Titel
Acryl auf Hartfaserplatte. 1957.
67,7 x 95,5 cm.
Unten rechts mit Farbstift in Schwarz signiert "F.Thieler" und datiert.
Die energetische Arbeit zählt zu Fred Thielers Gruppe der sogenannten Spachtelbilder, welche in den 1950er Jahren entstanden und in denen der Künstler experimentierfreudig Farbe und Material erprobte. Mit einem Spachtel wurde die zähe und schnell trocknende Acrylfarbe pastos auf den Bildträger aufgetragen. Der Künstler bewegte sich für diesen Prozess um das Werk herum. Die dadurch entstehende Bewegungsdynamik ließ eine rhythmisierende Komposition entstehen, welche von abrupten Kanten durchzogen wird und in welcher die verschiedenen Malschichten zum Vorschein kommen. In unserer Arbeit durchzog der Künstler abschließend die Farbe mit dem Ende eines Pinselstiels, wodurch die flächigen, gespachtelten Partien linear durchbrochen wurden. Die Dynamik der Bildkomposition spiegelt die Auseinandersetzung des Künstlers mit Rhythmus und Bewegung als Mittel der Bildsprengung. "Die bewusst herbeigeführte Ereignishaftigkeit der Bilder ist für Thieler mehr als eine experimentell-sinnliche Lust an der Farbe, am Malprozess - die ungewisse Veränderbarkeit ist Bildthema und Impuls zugleich. Darin offenbart sich Thielers Grundhaltung einer Erkenntnis und Anerkenntnis des steten Wandels des Lebens, der Ungesichertheit der menschlichen Existenz, der momentanen Subjektivität von Erleben und Erfahren" (Jörn Merkert, in: Fred Thieler. Monographie und Werkverzeichnis, Hrsg. A. Firmenich und J. Merkert, Köln 1995, S. 16).
Mit schriftlicher Bestätigung von Sigrid Melchior, Berlin, vom 12.05.2017.
Provenienz: Privatsammlung Baden-Württemberg
Schrieber, Ludwig Gabriel
Spanische Tänzerin
Los 8173
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.250€ (US$ 2,419)
Spanische Tänzerin
Bronze mit dunkelbrauner, teils rötlicher Patina auf Bronzeplinthe. 1966.
Ca. 63,5 x 29 x 24,5 cm.
Domscheit P 94.
Festgehalten ist ein prägnanter Augenblick des Tanzes, die Arme in ihrer Aufwärtsbewegung, der Kopf energisch geradeaus gerichtet. Wie man es kennt vom Flamenco und seiner vielgestaltigen Abwechslung zwischen schnellen Zapateados und langsamen Passagen, schildert Schrieber die Tänzerin in ihrer ganzen körperlichen Anspannung und Bewegung bis in die Fingerspitzen, was der Figur eine reizvolle Allansichtigkeit verleiht. Die doppelten Rüschen des Kleides wirbeln sanft um die Knie. Die lebhaft modellierte Oberfläche zur Ausführung der Stofflichkeit bis in die Rückenpartien, wo der Stoff um Gesäß und Hüften spannt, ist typisch für Schriebers Werke aus dieser Zeit und steht im Kontrast zu den geglätteten Gliedern, besonders der polierten Arme. Prachtvoller, feinzeichnender, teils scharfkantiger Guss mit wirkungsvoller Patina.
Artisten
Öl über Graphit auf Hartfaserplatte. Um 1954/1955.
80 x 61 cm.
Herbert Kitzel studierte von 1945 bis 1950 an der Burg Giebichenstein und ist einer bedeutendsten Vertreter des "Halleschen Grau". Anfang der 1950er Jahre entwickelte er seinen eigenen stets gegenständlich-figürlichen Stil. Artisten, Gaukler, Harlekine sowie melancholische Pierrots waren seine zentralen Bildmotive und lassen an Einflüsse von Picasso, Beckmann und Rouault denken. Tod, Tragik der menschlichen Existenz und Machtlosigkeit des Menschen in der Diktatur spiegeln sich in seinen frühen Werken vor dem Hintergund des staatlich gelenkten Kunstbetriebs wieder. 1958 zog er nach Karlsruhe, wo er 1962 eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste erhielt. Obwohl er große künstlerische Erfolge in zahlreichen Einzelausstellungen in Wuppertal, Darmstadt und München erzielt und 1974 in einer Retrospektive in der Kunsthalle Baden-Baden geehrt wird, bleibt Kitzel das Leben im Westen fremd. Im August 1978 nimmt er sich das Leben.
Wir danken Prof. Andreas Franzke, Karlsruhe, für die mündliche Bestätigung der Authentizität des Werkes am 6.4.2022 und die freundlichen Auskünfte.
Provenienz: Heidi Manthey, direkt vom Künstler erworben
Jakob Manthey (in den 1950er Jahren)
Privatbesitz Berlin
Les Saltimbanques
Lithographie auf Velin. 1958.
21,2 x 16,2 cm (44,6 x 32,2 cm).
Signiert "Picasso" (leicht verblaßt). Auflage 100 num. Ex.
Cramer 99, Bloch 855, Mourlot 285.
Frontispiz zum Buch von Léon Level, Souvenirs d'un collectionneur, gedruckt von Mourlot und herausgegeben von Alain C. Mazo, Editeur, 1959. Souvenirs d'un collectionneur beschreibt die Erinnerungen eines unersättlichen Kunst- und Literaturliebhabers, der die Anfänge Picassos miterlebt hat. Die Lithographie "Saltimbanques" versteht sich als Hommage an die guten alten Zeiten und verweist auf ein Bild dieses Themas von 1905, das der Autor einst erwarb. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.
Picasso, Pablo
Jeune Femme et Mousquetaire
Los 8180
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.500€ (US$ 3,763)
Jeune Femme et Mousquetaire
Aquatinta und Kaltnadel auf Velin. 1968.
8,9 x 11,8 cm (25 x 32,8 cm).
Signiert "Picasso". Auflage 50 num. Ex.
Baer 1769 II B b 1 (von C), Bloch 1752.
Druck des zweiten, endgültigen Zustandes von der verstählten Platte, herausgegeben von der Galerie Louise Leiris 1969 als Blatt 272 der Folge "347 Gravures". Druck Crommelynck, Paris. Ganz prachtvoller, toniger Druck mit effektvollen Aussprengungen der Zuckeraquatinta in der schwarzen Fläche oben, mit breitem Rand, rechts mit dem Schöpfrand.
Picasso, Pablo
Mousquetaire envoyant une Bouffée de Fumée de Pipe au Visage d'une jeune Femme
Los 8181
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.125€ (US$ 3,360)
Mousquetaire envoyant une Bouffée de Fumée de Pipe au Visage d'une jeune Femme
Aquatinta und Kaltnadel auf Velin. 1968.
8,9 x 11,8 cm (25 x 32,5 cm).
Signiert "Picasso". Auflage 50 num. Ex.
Baer 1770 II B b 1 (von C), Bloch 1753.
Druck des zweiten, endgültigen Zustandes von der verstählten Platte, herausgegeben von der Galerie Louise Leiris 1969 als Blatt 273 der Folge "347 Gravures". Druck Crommelynck, Paris. Ganz prachtvoller, toniger Druck mit wunderbar körniger Struktur der Zuckeraquatinta in der Rauchwolke, mit breitem Rand, rechts mit dem Schöpfrand.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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