Rothaug, Alexander
Studienblatt mit schlafendem weiblichen Akt
Los 6960
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.625€ (US$ 1,747)
Studienblatt mit schlafendem weiblichen Akt
Kreide in Schwarz und Bleistift, weiß gehöht, und Farbproben auf grauem Velin.
23,2 x 30,3 cm.
Unten mittig rechts mit Bleistift signiert "Alexander Rothaug".
Der souverän durchmodellierte, schlafende Frauenakt und ein liegend sich über einen Vorsprung lehnender Männerakt, jeweils mit kleinen Konstruktions- und Detailskizzen, fügen sich zu einer spannungsreich ausbalancierten Komposition. Wahrscheinlich handelt es sich um Vorstudien zu der Figur der schlafenden Nixe und zu dem sie beobachtenden Faun in Rothaugs Komposition "Meeresstille" (Auktionshaus Hassfurther, Wien, 24. Oktober 2011, Los 49).
Rothaug, Alexander
Weiblicher Akt, Studie zu: Julia in der Gruft der Capulets
Los 6961
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
750€ (US$ 806)
Weiblicher Akt, Studie zu: Julia in der Gruft der Capulets
Bleistift, weiß gehöht, auf grauem Velin. Wohl vor 1906.
33,3 x 23,3 cm.
Im Oberrand bezeichnet "Mitzi Bernasek / X. Muhreng. 15 (...)".
Anmutige Aktstudie zur Figur der Julia in Rothaugs Gemälde "Julia in der Gruft der Capulets", das als eine von zwei Illustrationen zu Shakespeares "Romeo und Julia" auf der 2. Berliner Kunstausstellung 1906 ausgestellt war (Ludwig 23, Abb. S. 81).
"Werbung" (Froschkönig)
Tempera über Bleistift auf Malpappe. Vor 1913.
53,5 x 42 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "ALEX ROTHAUG", verso auf Klebeetikett nochmals signiert, mit der Künstleradresse "Wien XIII, Hauptstrasse 114", betitelt und bezeichnet "Ungefirn. Tempera" sowie auf Klebeetikett der Künstlerhauses Wien datiert und mit der Nummer "254".
Als weiblicher Reifungsprozess wird das Märchen von Froschkönig gemeinhin gedeutet. Erstaunt und neugierig erblickt die Prinzessin, was da vor ihr geschieht: Der Frosch hat soeben in seinem Maul die goldene Kugel der Prinzessin herbeigeholt und offeriert sie ihr nun mit großer Geste, während seine Krone, Künftiges andeutend, zwischen ihnen am Boden liegt. Die helle, reizvoll durchmodellierte Gestalt der blumengeschmückten Prinzessin vermag der dünne Schleier kaum zu verhüllen, so dass sie auf dem Kies des Teiches dem werbenden Frosch nahzu unbekleidet gegenübersteht und allem Kindlichen des Märchenreichs damit durchaus entfernt scheint. Rothaug schuf, wohl im Rahmen seiner Märchenillustrationen, mehrere Zeichnungen zum Motiv des Froschkönigs (vgl. z.B. Dorotheum Wien, Auktion 11. März 2020, Los 3). Hier spielt sich die Szene an einem natürlichen Quellbrunnen mit kleinem Wasserfall ab, nicht im gepflegten Schlosspark. Reizvoll korrespondiert das hell herabrieselnde Wasser mit den weißen, leicht gewellten Linien des Schleiers, und die lockere Pinselführung unterstreicht den dekorativen, symbolhaften Charakter der Szenerie.
Egon Schiele hatte im Hause Hietzinger Hauptstraße 101 von 1912 bis 1918 sein Atelier. 1914 war das Jahr, in dem er sich um Edith Harms bemühte, die er bald darauf, nämlich 1915, heiratete. Er ging demnach in diesen Jahren im Haus Nummer 114, in Rothaugs Atelierhaus, ein und aus, so dass Rothaug und Schiele einander sicherlich kannten.
"Waldesstille"
Tempera über Bleistift auf Karton.
26,4 x 19,5 cm.
Unten links mit Bleistift signiert "Alexander Rothaug", verso betitelt "Waldesruhe" (teils überklebt) und "Waldesstille", schwer lesbar bezeichnet "Atmosferisches (sic) Licht, Luft die (...)" sowie auf Klebeetikett typographisch bezeichnet "Landschaftsstudie, A. Rothaug, 13., Hietzingerhauptstr. 114.".
Eichhörnchen und Reh nähern sich furchtlos der auf einem Felsen kauernden Nymphe, die, ganz im Zauber der Waldesstille versunken, die Gegenwart der Waldtiere gar nicht wahrzunehmen scheint. Trotz des diffusen Lichtes im tiefen Waldinneren leuchtet die Figur mit ihrem hellen Inkarnat hell inmitten des Dunkels von Waldboden, Baumstämmen und Blätterdach. Moospolster und Fliegenpilze im Vordergrund tragen mit ihren grünen und roten Farbakzenten zur märchenhaften Stimmung der Waldszene bei.
In den Rändern zarte Bleistiftmarkierungen von einer Quadrierung erkennbar. Das entsprechende größere Gemälde auf Leinwand folgt bis ins Detail der vorliegenden Zeichnung ("Im Wald", 56 x 38,5 cm, Dorotheum Wien, Auktion 15. Januar 1992, Los 7).
Rothaug, Alexander
Kentaur im Wald mit Teichnymphe
Los 6964
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
525€ (US$ 565)
Kentaur im Wald mit Teichnymphe
Radierung auf festem Japanbütten.
19,3 x 27,3 cm (27,7 x 37,7 cm).
Signiert "Alexander Rothaug".
Ausgezeichneter Druck mit Rand. Selten.
Drei Kentauren
Pinsel in Grauschwarz und Gelb, collagiert, auf gelblichem Bütten.
17,5 x 21,8 cm.
Oben links mit Bleistift signiert "ALEXANDER ROTHAUG".
Höchst dekorativ verwebt Rothaug die geschwungenen Konturen der drei Figuren mit der Landschaft, so dass eine fein durchbrochene, scherenschnittartige Komposition entsteht. Die collagierte Figur der Kentaurin im Vordergrund ist mit den separat gezeichneten beiden Kentauren weiter hinten zusammenmontiert, ein Vorgehen, das sich in Rothaugs Zeichnungen immer wieder findet, und auch die Skizzenbücher legen davon Zeugnis ab (vgl. Losnr. 7082).
Kentaur und Nymphe
Pinsel in Rot und Grün auf Velin.
17,7 x 20,3 cm.
Oben links mit Pinsel in Rot signiert "ALEXANDER ROTHAUG".
Ganz zart aquarelliert der Künstler die Grundierung in Blassgrün für dieses bevorzugt von ihm umgesetzte Motiv, während er die roten Pinselschwünge in pastoserem Farbauftrag ausführt. Den ornamentalen Charakter der Darstellung unterstreicht Rothaug, indem er die Ränder leicht gewellt zurechtschneidet und die Ecken etwas unregelmäßig abrundet. Dadurch ergibt sich zudem eine schöne Korrespondenz mit den weich schwingenden Konturen der Darstellung.
Rothaug, Alexander
Liegender weiblicher Akt, Ausschau haltend
Los 6967
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
875€ (US$ 941)
Liegender weiblicher Akt, Ausschau haltend
Bleistift, weiß gehöht, auf grauem Velin.
23,3 x 32,5 cm.
Oben rechts mit Bleistift bezeichnet "40".
Das attraktiv komponierte Studienblatt vereint mehrere Fassungen des weiblichen Aktes, dessen Darstellungen mit zart geschwungenen Parallelschraffuren plastisch durchgestaltet sind. Die vier unterschiedlichen Varianten der Liegenden werden ergänzt durch zwei kleine Kompositionsskizzen sowie Pinselproben im rechten Rand.
Quellnymphe
Tempera auf Leinwand, auf Malpappe kaschiert.
49 x 30 cm.
Unten links mit Pinsel in Rot signiert "ALEXANDER ROTHAUG".
Eine märchenhafte Stimmung beherrscht die Darstellung der Quellnymphe im Wald. Direkt neben der Quelle im Gras einer sonnendurchfluteten Lichtung schläft die mythologische Figur. Neben der schönen, leicht in ein Tuch gehüllten Rothaarigen ruht ein Reh, während ein unter dem Quellstein verborgener Putto zum leisen Rinnen des Wassers seine Flöte spielt. Die mit feinem, trockenem Pinsel aufgetragene Farbe lässt deutlich die Leinwandstruktur durchscheinen und verleiht der Komposition ein feines Schimmern.
Ernst Fuchs beschäftigt sich nicht nur in seinen Bildern, sondern auch im "Porträt der Nymphe" mit der mythologischen Gestalt, und er schreibt: "Die Nymphe ist eine Lilithgestalt, das Weib, das aus der Phantasie auf einen zukommt, aber so intensiv, dass es körperlich fassbar wird. Für die Frauengestalten in meinen Bildern ist dieses Moment sehr wichtig." (in: Weis/Fuchs, a.a.O., S. 220).
Auf der Malpappe verso Fragment eines Landschaftsgemäldes von fremder Hand.
Rothaug, Alexander
Jagender Kentaur / Trüber Tag (Waldlandschaft)
Los 6969
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
3.500€ (US$ 3,763)
Jagender Kentaur / "Trüber Tag" (Waldlandschaft)
2 Zeichnungen, recto/verso. Tempera über Bleistift bzw. Bleistift auf heller Grundierung (verso) auf Karton.
19,3 x 26,1 cm.
Verso im Unterrand mittig mit Bleistift betitelt.
Ein sonniger Sommertag am See. Arglos grasen die beiden Rehe im Hintergrund, doch eben zieht er einen Pfeil aus seinem Köcher, der jagende Kentaur mit dem aparten, schwarz-weißen Pferdekörper, der in achtsamer Anspannung an der felsigen Uferböschung lauert. Die vitale, bedrohliche Kraft der mythologischen Figur stellt Rothaug der Schreckhaftigkeit und anmutigen Zartheit der Rehe gegenüber, und er greift damit in seiner Darstellung einen der bei den Künstlern des Symbolismus beliebten Gegensätze auf. In den farbig gefassten Rändern sind zart die Bleistiftmarkierungen einer Quadrierung zu erkennen, die der Herstellung einer größeren Gemäldevariante diente (60 x 91 cm, Wiener Kunstauktionen, Wien 5. Oktober 2006, Los 613).
Rothaug, Alexander
Kauernder Jünglingsakt
Los 6970
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.625€ (US$ 1,747)
Kauernder Jünglingsakt
Kreide in Schwarz, weiß gehöht, Bleistift und Farbproben auf grauem Velin.
23,3 x 19,8 cm.
Wie durchdacht Rothaug seine Kompositionen anlegt, zeigt sich in mehreren unterschiedlich ausgeführten Studien der Jünglingsaktes. Schritt für Schritt nähert sich Rothaug damit der Figur des kauernden, an der Quelle trinkenden Siegfried, kurz vor dem Moment, in dem Hagen ihm den Todesstoß versetzen wird (vgl. die Zeichnung "Siegfrieds Tod" aus dem Nibelungenzyklus, Losnr. 7039). Beigegeben: Eine weitere Studienzeichnung des Künstlers, "Kniender weiblicher Akt".
Rothaug, Alexander
Danaë und der Goldregen
Los 6971
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.000€ (US$ 2,151)
Danaë und der Goldregen
Tempera und Bleistift, quadriert, auf grauem Velin.
16 x 25 cm.
Im Rand mit Bleistift Quadrierungsmarkierungen, rechts Angaben zur Komposition, verso Farbangaben.
Zeus in Gestalt der golden schimmernden Wolke stürmt durch das offene Fenster in Danaës Schlafgemach, und eben dieses Schimmern scheint den ganzen Raum zu erfüllen. "alles in Goldglanz getaucht", notiert Rothaug entsprechend am Rand des Blattes, und diese ganz zauberische Stimmung zeigt sich tatsächlich in unserer kleinen, mit lockerem Duktus weich durchgestalteten Zeichnung deutlich intensiver als in dem größerformatigen Gemälde des Künstlers, für das das vorliegende, ganz zart quadrierte Blatt als Vorlage diente (vgl. Lempertz, Köln, Auktion 5. Juni 2021, Los 2176). Die handschriftlichen Anmerkungen des Künstlers belegen die Sorgfalt seiner Planung der Komposition und ihres Kolorits. "In der Tat gibt es in den Bildern von Alexander Rothaug keine Farbenabstufung, keine Abschattung von dunkel und hell, keine Kraft oder Zartheit, keinen Kontrast und keine Harmonie, ja keinen noch so kleinen und feinen Reiz, der vom Künstler nicht vorher in der Natur aufgespürt, genau beobachtet und mit freudigster Immenemsigkeit in einer Studie festgehalten worden wäre." (Arthur Roessler, Ein deutscher Kunstmeister - Eine kleine Rede auf den Maler Alexander Rothaug, in: Der getreue Eckart, 12. Jg., Heft 4, Januar 1935, S. 250ff).
Rothaug, Alexander
Aktstudie für mythologische Szene
Los 6972
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
813€ (US$ 874)
Aktstudie für mythologische Szene
Bleistift, weiß gehöht, und Farbproben auf grauem Velin.
32,6 x 23,3 cm.
Oben rechts mit Bleistift bezeichnet "59", im rechten Rand Markierungen.
Das nackte androgyne Menschenwesen gibt uns Rätsel auf. Es ist keinem Geschlecht eindeutig zuzuordnen, trägt einen angedeuteten kreisförmigen Nimbus um den Kopf und scheint sich in einer Felslandschaft zu befinden. In Rothaugs Gemälde "Mythologische Szene" steht ein weiblicher Akt in derselben Haltung, ebenfalls mit Nimbus um den Kopf, in dunkler Felsschlucht, zu ihren Füßen entspringt aus einem Totenschädel eine Quelle (vgl. Wiener Kunstauktionen, Wien 21. April 1998, Los 108). Dezente Quadrierungsmarkierungen im rechten Rand verweisen auf die erneute Umsetzung der Aktkomposition in größerem Format.
Wanddekoration
Tempera und Goldbronze auf leichtem Karton. Um 1900/10 (?).
39 x 29 cm.
Unten rechts in der Darstellung signiert "ROTHAUG ALEX".
Als Verkörperung von Unschuld und märchenhafter Reinheit steht im Zentrum der Wanddekoration ein junges Mädchen im weißen Kleid, das dem Spiel der Tauben am Springbrunnen in einem sonnigen Palastgarten zusieht. Reich ornamentierte, in Grisaille gezeichnete Pilaster und Marmortäfelungen strukturieren die Wand um die figürliche Darstellung und unterstreichen deren idyllische Wirkung. Die sehr dünne Tempera setzt Rothaug hier, wie er es häufig favorisierte, lasierend wie eine Aquarellfarbe ein, und die fein durchgestalteten Dekorationselemente lassen seine ausgefeilte Zeichentechnik erkennen.
Draperiestudie
Kreide in Weiß und Rot sowie Bleistift auf grauem Velin.
33 x 23,5 cm.
Schimmernde, fein ornamentierte Tücher bauschen sich in Rothaugs Draperiestudie zu einem voluminösen, fast hyperrealistischen Faltenwurf, während Brüstung und Umgebung zart angedeutet bleiben. Oben rechts Farbprobe.
Rothaug, Alexander
Stehende Frau mit drapiertem Gewand
Los 6975
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.000€ (US$ 4,301)
Stehende Frau mit drapiertem Gewand
Kreide in Schwarz und Rot, weiß gehöht, auf graubraunem Velin.
34,8 x 24,8 cm.
Ein spannender, beinahe irisierender Effekt ergibt sich aus dem Übereinander von Konstruktionsskizze in Rot und der fertig durchgestalteten, sorgsam ausgeführten Zeichnung. Der Hintergrund bleibt lediglich angedeutet.
Rothaug, Alexander
Joseph und das Weib des Potiphar
Los 6976
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
25.000€ (US$ 26,882)
Joseph und das Weib des Potiphar
Öl auf Leinwand.
85 x 116 cm.
Unten links mit Pinsel in Braun signiert "ALEXANDER ROTHAUG".
Die Sinnlichkeit einer Haremsszene vereint sich in Rothaugs Gemälde mit dem Bild eines erbitterten Kampfes: Mit geradezu männlich muskulösen Armen und kräftig zupackenden Händen versucht die Frau, den widerstrebenden Joseph an seinem Mantel zu sich zu ziehen. Ihre Erregung verdeutlicht der Künstler mit Hilfe der markanten Rötungen im Inkarnat. Im Kampf wendet die Frau uns den entblößten Rücken zu, so dass die Üppigkeit des Frauenkörpers leuchtend hell den Vordergrund des Bildes dominiert. Damit verdeutlicht Rothaug dem Betrachter seine eigene Verführbarkeit und zeichnet uns ein Bild von der Macht der Sexualität.
Farblich bestimmt der Kontrast von Rot und Grünblau das Gemälde, das durch die Gestaltung mit kurzen, fein und parallel geschwungenen Pinselzügen eine besondere Lebendigkeit und Plastizität erhält.
Arthur Roessler schreibt passend in seiner Lobrede auf Rothaug: "Über das Erzählerische in seinen Gemälden darf man jedoch das Bildkünstlerische, insbesondere das Reinmalerische nicht übersehen; beispielsweise das farbige Licht und die sonnigen Schatten; den heiteren Hauch des Südens oder die schwermutsträchtigen Dämmerungen des Nordens in der Luft. Denn in jedem Bild von seiner Hand sind Ergebnisse fleißiger und genauer Lichtstudien, sind auch seltene Erfahrungen im Bereich von Farbe und des Tones auf das Bedächtigste und mit Geschmack verarbeitet. Hier ist die Stelle, an der passend von der handwerklichen Darstellungsweise des Künstlers gesprochen werden kann. Sie ist sehr eigenartig und reizvoll. Rothaug streicht nämlich die Farbe (er verwendet fast ausschließlich Temperafarben, die er selbst 'anreibt') nicht in österreichischer Barockbreite und Saftigkeit derb hin, sondern streut über das feste Gerüst der mit sicherer Hand virtuos gezeichneten Formen gleichsam ein Konfettigestöber flimmernder Farbtupfen und Strichelchen, das erst auf der Netzhaut des Beschauers flächenhaft harmonisch zusammenschmilzt." (in: Der getreue Eckart, 12. Jg., Heft 4, Januar 1935, S. 250ff).
Im Zentrum der Komposition befindet sich eine Leerstelle: der spannungsgeladene Zwischenraum zwischen Mann und Frau, der Raum des Kampfes, des verschmähten Begehrens. In ähnlicher Weise - und ganz ähnlichem Format - stellt Rothaug das Motiv "Die verlassene Dido" (vgl. hier die entsprechende Zeichnung, Losnr. 7011) dar, deren unbekleidete Gestalt ebenso den Vordergrund des Gemäldes dominiert, während weiter hinten rechts im Bild der Geliebte flieht. Beide Werke thematisieren offen das unglückliche, mutig ausgelebte und unerfüllte Begehren der Frauen.
"Vor der Sündflut"
Feder in Schwarz, Aquarell und Tempera sowie farbige Kreiden auf graugrünem Velin.
25 x 35 cm.
Im Unterrand mittig links mit Feder in Schwarz betitelt, in den Randbereichen und verso mit Feder bzw. Bleistift mit zahlreichen Anmerkungen sowie Kompositionsskizzen.
"Bau der Arche - gottlose Treiben der Menschen" notiert Rothaug neben dem Titel, und so zeigt er das lasterhafte Leben der Menschen um den dunklen Bug des noch an Land liegenden Schiffes herum, während Noah die Arche belädt und sich am Himmel um die Figur Gottvaters herum bereits drohend die grauen Gewitterwolken zusammenziehen. "Große Flächen kontrastieren hier mit kleinteiliger Szenerie, was durchaus den Prinzipien des Jugendstils entspricht." (Ludwig S. 124, zu: "Vor der Sündflut", Varianten, Ludwig Nr. 6 und 7, Abb. S. 125 und 127). Zahlreiche handschriftliche Anmerkungen bezeugen die Intensität, mit der sich der Künstler dem biblischen Thema widmete, kleine Quadrierungsmarkierungen in den gezeichneten Rändern belegen die geplante Wiederverwendung im größeren Maßstab. 1921 schuf Rothaug Illustrationen für die Publikation "Noahs Arche", erschienen im Verlag von Otto Wigand, Leipzig.
Die Sintflut
Aquarell, Deckweiß, Feder in Schwarz und Bleistift auf hellgrauem Velin.
25 x 35 cm.
In den Randbereichen mit Bleistift Anmerkungen und Kompositionsskizzen, verso weitere Skizzen.
Der Regen fällt in Strömen, wilde senkrechte Federschwünge implizieren das Schütten der Wassermassen. Leichen von Ertrunkenen treiben im Wasser, viele sind auf den Meeresgrund hinabgesunken. Ein paar wenige Überlebende haben sich auf einen Felsen gerettet und flehen zur Arche Noah empor um Hilfe, dort zeigt Rothaug jedoch keine Menschen, sondern nur den vorbeifahrenden dunklen Schiffsbug. In unterschiedlich gezeichneten Variationen setzte sich der Künstler mit dem Themenkreis der Sintflut auseinander; bei vorliegendem Motiv der Ertrinkenden während der Flut handelt es sich um eine ungewöhnliche, selten dargestellte Szene.
Nixe in Meeresgrotte
Tempera auf Leinwand.
38,3 x 26 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "ALEX. ROTHAUG".
Inmitten von munteren Fischlein schwimmt die Nixe eben aus einer Meeresgrotte hervor, so dass wir ihren Fischschwanz nur erahnen können. Auch wenn die weit geöffneten Augen - typisch für Rothaugs besondere Weise, die Physiognomien von Meerjungfrauen zu zeichnen - sie ein wenig gespenstisch wirken lassen, so erscheint diese Nixe in ihrem Habitus doch außergewöhnlich lebendig und freundlich. Liebevoll und mit leichter Hand gestaltet der Künstler den felsigen Hintergrund und die submarine Vegetation in einem schimmernden Farbspiel differenzierter Grüntöne. In der Bildsprache der Symbolisten um 1900 spielen Unterwasserwesen eine bedeutende Rolle, stehen sie doch sinnbildlich für das menschliche Unterbewusste. Zugleich boten Nixen dem Künstler die Möglichkeit, in gesellschaftlich akzeptiertem Rahmen weibliche Erotik darzustellen.
Rothaug, Alexander
Neptuns Reich / Faun und Nixe
Los 6980
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.750€ (US$ 2,957)
"Neptuns Reich" / Faun und Nixe
2 Zeichnungen, recto/verso. Tempera und Feder in Schwarz bzw. Tempera auf Karton
27,6 x 36,7 cm.
Recto unten rechts mit Feder in Schwarz signiert "ALEXANDER ROTHAUG" und unten mittig betitelt, im Unterrand Reste handschriftlicher Annotationen.
Als Herrscher thront Neptun, den Dreizack in der Hand, in seinem Unterwasserreich vor einem mächtigen Korallenriff, neben ihm liegt am Meeresgrund das Wrack eines gesunkenen Schiffes. Umgeben ist er von lasziv sich vergnügenden Nixen und Wassermännern, umspielt von Fischen. Durch das diffuse Licht und andererseits die fein gezeichneten Details und haarscharfen Konturen erscheint das unterseeische Treiben beinahe gespenstisch. Verso ganz im Gegensatz dazu Kentaur und Nixe über Wasser, die Formen stilisiert, die Konturen weich, die Gesichter lediglich angedeutet. In beiden Darstellungen aus der Wasserwelt schimmert das typische Rothaug-Türkis.
Rothaug, Alexander
Miramar / Landschaftsstudien
Los 6981
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.750€ (US$ 2,957)
"Miramar" / Landschaftsstudien
2 Zeichnungen, recto/verso. Tempera über Bleistift auf Karton. 1912.
20 x 26,3 cm.
Recto unten rechts mit Bleistift betitelt "Miramar", verso bezeichnet mit Farbangaben.
Reizvoll unvollendet bleibt der Blick auf die Küste Mallorcas beim Kloster Miramar, das 1276 auf Antrag Ramon Llulls als Kloster und Schule für orientalische Sprache gegründet und am Ende des 19. Jahrhunderts vom neuen Besitzer, dem Erzherzog Ludwig Salvator, umfassend restauriert wurde. 1912 weilte Rothaug auf Einladung des Erzherzogs auf Mallorca und veröffentlichte in der Folge die Publikation „Skizzen aus Miramar“. Hier blickt er von oben auf das Kloster, das älteste Gebäude der Insel, und zeichnet mit lockerem, weichem Pinsel und lasierendem Farbauftrag die Mittelmeerlandschaft an der mallorquinischen Nordwestküste.
Verso drei kleine weitere farbige Landschaftsstudien.
Studienbuch
58 Blatt. Feder in Schwarz und Bleistift, teils aquarelliert, teils mit farbigen Kreiden, auf Velin. Orig-Broschur. Um 1922-1929.
24 x 19 cm.
Mehrfach mit Bleistift bzw. Feder in Schwarz signiert "Alexander Rothaug", datiert, mehrfach betitelt und bezeichnet.
Das Studienbuch Rothaugs zeigt nicht nur das akribische, ja fast besessene Arbeiten des Künstlers an seinen Figuren und Entwürfen, sondern auch sein profundes anatomisches Wissen und den feinen Sinn für Kompositionen, der sich selbst in der spannungsreichen Gestaltung der Studienblattseiten widerspiegelt. So gruppiert er die unterschiedlichsten Motive zusammen, Skelettstudien neben Kampfszenen, Aktzeichnungen neben einen Mönch, den Engel des Todes und Odysseus neben Typologien von Zaghaften, Stürmern und Feigen, Architekturentwürfe neben Studien zu Guido Reni. Ein lose beiliegender und ein montierter Ausschnitt einer Zeichnung zeigen exemplarisch Rothaugs Arbeitsweise, gelegentlich besonders gelungene Figurenstudien collagenhaft in Zeichnungen einzufügen. Es finden sich u. a. folgende Themen: Die Ausgeschlossenen, Odysseus sehnt sich nach der Heimat, Des Frühlings Erwachen, Penelope und die Freier, Danayden-Brunnen, Venus, Boreas, Mönch am Ufer, Der gekreuzigte Christus, Der Engel des Todes, Tantalus, Sisyphos, Apollo schießt seine todbringenden Pestpfeile auf die Stadt, Dirke, Die Nymphe belauscht den Einsiedler, Jason, Nymphenraub, Schaumgeborene / Aphrodite Anadyomene, Odaliske, Charon entführt die Kinder, Und vor dem Fenster steht schweigend die Nacht, Strandpiraten, Heilige Nacht, Grotte am Meer, Turm von San Telmo, Jagender Kentaur, Danae, Pandora und viele mehr, sowie ein Selbstbildnis, datiert 1923. Auf der Umschlaginnenseite notiert Rothaug: "Gott siehet auf das Treiben der Menschen / Milionen sterben durch die Schuld einzelner / Aber warum lässt du dieses geschehen? / Alle hoffen zu leben auf dieser schönen Erde / und sie morden sich. Jeder will Alles. Keiner / gönnt den anderen was."
Rothaug, Alexander
Waldnymphe (Daphne) / Studienskizzen
Los 6983
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.875€ (US$ 2,016)
Waldnymphe (Daphne) / Studienskizzen
2 Zeichnungen, recto/verso. Tempera bzw. Tempera und Bleistift auf Karton.
25,7 x 13,8 cm.
Verso unten links mit Bleistift die Studiennotiz "Braunes Wasser es spiegelt sich nur was heller ist als der Grund / im Schatten der Spiegelung bleibt der Grund stehen".
Weil Rothaug sich, wie viele Symbolisten, mit Vorliebe Themen der griechischen Mythologie zuwandte, handelt es bei der vorliegenden kleinen Zeichnung möglicherweise um ein Bild der Nymphe Daphne, die sich Ovids Metamorphosen zufolge im Wald vor ihrem Verfolger Apoll zu verbergen sucht, kurz vor ihrer Verwandlung in einen Lorbeerbaum. Unbekleidet steht sie versteckt in der dunklen, schmalen Lücke zwischen zwei stattlichen Baumstämmen; ihr linker Unterschenkel scheint bereits von Rinde bedeckt, und ein belaubter Ast scheint nach ihren rotblonden Haaren zu greifen. Verso mehrere kleine Bleistift- und Temperaskizzen mit Landschafts- und Figurenstudien. Die Notiz dazu verso bezeugt, wie intensiv sich Rothaug mit Licht- und Schattenphänomenen auseinandersetzte.
"Nach dem Regen"
Feder in Schwarz und Sepia sowie Farbstifte auf glattem Velin.
22,8 x 28,5 cm.
Unten links mit Feder in Schwarz signiert "ALEXANDER ROTHAUG", unten rechts betitelt "NACH DEN REGEN" (sic).
Junger Hirsch und Amsel stehen zugleich am Ufer des Baches, der sich nach dem Regen im Wald zwischen den mächtigen Baumstämmen gebildet hat. Die fein ausgearbeiteten, souverän gezeichneten Strukturen der Borken kennzeichnen jeden der Bäume auf seine ganz eigene Art, und das zarte Kolorit verleiht der Zeichnung eben jene frühlingshafte Frische, die der Natur nach dem Regen innewohnt.
Rothaug, Alexander
Die verlassene Nixe
Los 6985
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
27.500€ (US$ 29,570)
"Die verlassene Nixe"
Öl auf Holz. Vor 1932.
95 x 44,5 cm.
Oben links mit Pinsel in Rot signiert "ALEXANDER ROTHAUG", verso nochmals signiert, betitelt und bezeichnet "Ölgemälde" sowie auf Klebeetikett des Künstlerhauses Wien typographisch datiert und mit der Nummer "2642".
Er muss sich entscheiden zwischen der rätselhaften Traumwelt der Nixe und einem Leben in der Wirklichkeit. An dieser Grenze zwischen Helligkeit und Sonnenschein der Welt einerseits und andererseits dem Dunkel des Nixenreiches rund um die Waldquelle zögert der Jüngling, eben im Begriff, auf seinem Pferd ins Helle davonzureiten. Ähnlich einer Mauer trennen ihn die dunklen Baumstämme von der am Brunnenrand sitzend zusammengekauerten Gestalt der trauernden und doch so verlockenden Nixe. Ihr Inkarnat schimmert ein wenig grünlicher als bei Menschen üblich, so dass sie eindeutig als mit der Quelle verbundener Wassergeist erscheint. Wie Wasser scheinen ihr rotblondes Haar und der weiße Schleier über ihr Bein hinweg vom Brunnen hinabzufließen, der Rinnsal ihrer Tränen vereint sich mit der Quelle, so dass die Natur mit zum Ausdrucksträger wird.
Die Figur der Brunnennixe, Elementargeist des Wasserquells, dient in dieser Szene möglicherweise einer Sagen- oder Märchenillustration. Zur Gestalt der kauernden Nixe vgl. auch Rothaugs Gemälde "Die Brunnennixe" (Ludwig S. 59, Abb. 11).
Geknäuelte Draperie
Kreide in Schwarz, weiß gehöht, auf grauem Velin.
32,7 x 23,8 cm.
Einen seidigen Schimmer erhält der gebauschte, geknäuelte Stoff durch Rothaugs meisterliche Erfassung der Materialität, sein Nachspüren jeder Falte und jedes Schattens in dem Tuch, das die Draperie beinahe lebendig wirken lässt. Seitlich ganz zart die Zeichnung eines männlichen Brustbildes.
Rothaug, Alexander
Ziehender Kentaur, Studie zu: Nymphenraub
Los 6987
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.500€ (US$ 4,839)
Ziehender Kentaur, Studie zu: Nymphenraub
Bleistift, weiß gehöht, und Pinselproben auf grauem Velin. Um 1920-30.
32,8 x 23,4 cm.
Verso mit Farbstift in Violett (von fremder Hand?) bezeichnet "Studie zu einem Zentaur mit seiner Frau".
Satyrn und Kentauren, die dämonischen Mischwesen mit dem Oberkörper eines Menschen und dem Unterkörper eines Pferdes, beschäftigen Rothaug häufig als Motiv, und die drastische Lüsternheit, die er hier ausdrückt, stellt ihn in Zusammenhang mit der Kunst Otto Greiners. Die vorliegende Zeichnung diente Rothaug als Studie zur Figur des Kentauren in seinem Gemälde "Nymphenraub" (Im Kinsky, Wien, Auktion 5. Dezember 2017, Los 290) bzw. zum Gemälde "Kentaur Eurytion versucht die Braut Hipodameia zu rauben" (Hassfurther, Wien, Auktion 24. Oktober 2011, Los 22). Es sind also nicht etwa Seile, an denen der Kentaur zieht, sondern die langen Haarsträhnen der Nymphe, an denen er sie auf seinem Rücken festhält. Sein Ausdruck lässt in unserer Zeichnung zwar eher auf eine spielerische Neckerei als auf einen Kampf schließen, die im Gemälde sichtbare Gegenwehr der Nymphe spricht jedoch nicht für ein Spiel.
Rothaug, Alexander
Der gefrozelte Kentaur
Los 6988
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.875€ (US$ 2,016)
"Der gefrozelte (sic) Kentaur"
Tempera auf Leinwand. 1916.
21 x 27,7 cm.
Oben links mit Pinsel in Schwarz signiert "ALEX ROTHAUG", verso mit Bleistift datiert und betitelt sowie mit Kreide in Blau bezeichnet "No. 8: 11,5 cm hoch (in Rot zu "breit" korrigiert)/ No. 7 u. 8 gleich hoch!".
Neckend schnippst die üppige blonde Kentaurin mit ihrem Finger nach der Nase des dunklen Kentauren, worüber sich der rote Kentaur rechts im Bild lustig macht. Ihre Apfelbäckchen glänzen rot, trunken nicht nur vom Eifer der Neckerei. So dicht verschachtelt komponiert Rothaug die Szene mitten im Wald, zwischen den dunklen Baumstämmen, dass nicht auf den ersten Blick klar wird, welcher Pferdeleib zur welchem menschlichen Oberkörper gehört. Mit leichter Hand arrangiert der Künstler die komplexe Szenerie und führt das in seinem Oeuvre in verschiedensten Varianten auftretende Motiv (vgl. "Neckerei", Hassfurther, Wien, Auktion 24. Oktober 2011, Los 43) hier mit feinem Pinsel, warm-rotbraunen Kolorit und lockerem Duktus lebendig aus. Das Motiv des Kentauren ist eines von vielen malerischen Themen, die Rothaugs Kunst mit der internationalen Bewegung des Symbolismus verbinden und uns ihn als einen von vielen Einzelnen in dieser künstlerischen Strömung verorten lassen.
Rothaug, Alexander
Trinkende und Obst pflückende weibliche Akte
Los 6989
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.125€ (US$ 1,210)
Trinkende und Obst pflückende weibliche Akte
Bleistift und Rötel, weiß gehöht, sowie Farbproben auf grauem Velin.
32,6 x 23,5 cm.
Reizvoll beleben die bunten Tupfer der Farbproben die Aktstudien. Eine Draperiestudie ergänzt die anmutigen Darstellungen der knienden und stehenden Frauenfiguren.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.
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