Von der Erde bis zur Sonne im Mittelpunkt des Universums
Armillarsphären. - "Sphere de Copernic. Sphere de Ptolemée". Ankolorierte Kupfertafel mit 2 Armillarsphären, montiert in schlichtem Glasrahmen. Plattenrand: ca. 24 x 26,5 cm. (um 1780).
Astronomische Tafel aus einem nicht weiter bekannten Atlas mit einer Gegenüberstellung der beiden Weltbilder nach Kopernikus und Ptolemäus, jeweils mit der Sonne bzw. der Erde im Zentrum. – Etwas fleckig.
Handwerkszeug eines werdenden Astronomen
Astronomie. Kleine Sammlung astronomischer Werke. 5 Bände. 1936-1987.
Vorhanden sind: I) Johannes Vehlow. Die progressiven Hilfshoroskope. Vergleichende und esoterische Astrologie u. a. Spezialgebiete. 536 S. 20,5 x 14,5 cm. OLeinen (Rücken leicht verblasst, gering berieben). Zeulenroda, Bernhard Sporn, 1936. - Mit verlasstem Feuchtigkeitsrand. - II) Johannes Hevelius. Selenographia sive lunae descriptio. Faksimiledruck der Originalausgabe aus dem Jahre 1647. 34,5 x 22,5 cm. Goldgeprägtes OLeinen. Leipzig, Edition Leipzig, 1967. - III) David Pingree. Albumasaris de revolutionisbus nativitatum. XVIII, 362 S. 20 x 15 cn. OLeinen. Leipzig, Teubner, 1968. - IV) Der Normal-Höhenpunkt für das Königliche Preussen an der Königlichen Sternwarte zu Berlin. 1 Bl., 13 S. Mit 7 Tafeln. 34,5 x 29 cm. 2005 (Reprint der Ausgabe von 1879). - V) Johannes Hevelius. Firmamentum sobiescianum. Faksimile. 38 x 24 cm. OKunstleder. Breslau, Ossolineum, 1987. – Wohlerhalten.
Binninger, Caspar
Entdeckung der wahren Ursache von Ebbe und Fluth auf dem Meere
Los 2807
Zuschlag
460€ (US$ 495)
"Der Mond die wesentliche Ursache" - eine Theorie der Gezeiten
Binninger, Caspar. Entdeckung der wahren Ursache von Ebbe und Fluth auf dem Meere, dabey zugleich von der innern Beschaffenheit der Erde, den unterirdischen Wassern, Feuer und Luft, und dem Ursprunge der Quellen gehandelt wird. 8 Bl., 294 S. 17 x 10 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (ecken leicht bestoßen, mit Papierrückenschild). Breslau, Johann Jacob Korn, 1761.
VD18 10547169. Poggendorff I, 194. – Sehr seltene erste deutsche Ausgabe der zuerst 1749 bei Gruner in Halle auf Französisch erschienenen Theorie der Gezeiten, sicher eine der skurrilsten Erklärungsversuche für das die Wissenschaft seit der Antike beschäftigende Phänomen von Ebbe und Flut. Binninger ignoriert dabei konsequent sämtliche wissenschaftlichen Ansätze von Koryphäen wie Galilei und Newton und setzt ganz eigene Akzente:
"Dass der Mond die wesentliche Ursache für Ebbe und Flut ist, weiß heute jedes Kind. Schon in der Antike war der Zusammenhang von Mondphasen und Gezeiten bekannt. Und spätestens seit Isaac Newton (1643-1727) war der Einfluss des Mondes unstrittig, wenn auch noch nicht restlos erklärt. Ein aufrechter Kämpfer jedoch stritt für die mittelalterliche Lehrmeinung, wonach die Erde ein in sich geschlossenes System und der Mittelpunkt des Weltalles zu sein hatte: Caspar Binninger. Standhaft ignoriert er die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft und leugnete den Einfluss des Mondes auf die Wassermassen der Erde - nicht sein kann, was nicht sein darf, schien seine Devise. Stattdessen entwickelt er eine ganz eigene Theorie. Danach fließt das Wasser von den Flüssen in die Meere und von dort durch den Meeresboden, der wie ein Sieb durchlöchert sei, in das Erdinnere. Dort brodelt ein Feuer, welches das Wasser reinigt. Derart behandelt wird es durch den Druck unterirdischer Lüfte als Quellwasser zu den Berggipfeln hoch gedrückt. Schließlich das furiose Finale: die Gezeiten. Der Meeresboden ist nicht gleichmäßig durchlöchert. Teilweise tuen sich regelrechte Abgründe auf, dort stürzt das Wasser in die Tiefe, reißt angrenzendes Wasser mit sich - schon war die Ebbe geboren. Vor lauter Übereifer staut sich dann das Wasser bei den Abgründen, türmt sich geradezu auf - auch die Flut war erklärt. Irgendwie passiert das ganze zyklisch - die Gezeitentheorie war perfekt" (Dietmar Fuhrmann in mare Nr. 15). – Das Blatt mit dem Inhaltsverzeichnis mit Fehlstelle im Seitenrand (etwas Wortverlust und Verlust der Seitenangaben). Braunfleckig, wenige Anstreichungen in rotem Farbstift. Titel mit neuerem Bibliotheksstempel der Erzabtei St. Ottilien im oberbayrischen Landsberg im unteren Rand, fl. Vorsatz mit weiterem hs. Exlibris von 1883 und Tintensignaturen.
Wie man die Himmels- und Erdgloben richtig anwendet
Bion, Nicolas. L'usage des globes celestes et terrestres, et des sphères, suivant les differens systemes du monde. Précedé d'un traité de cosmographie, où est expliqué avec ordre tout ce qu'il y a de plus curieux dans la description de l'univers. 2 Teile in 1 Band. 9 Bl., 300 S.; 112 S. Mit 26 teils gefalteten Kupfertafeln. 16,5 x 9,5 cm. Leder d. Z. (berieben, Deckel mit Schabspuren, Kapitale bestoßen, Gelenke geklebt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Paris, Jean Moreau für Laurent d'Houry und Jean Boudot, 1699.
Poggendorff I, 194f. Houzeau-Lancaster 9735. Graesse I, 429. – Erste Ausgabe der bis 1751 noch sechs Mal aufgelegten ersten Veröffentlichung des Pariser Globenhändlers Nicolas Bion (1653-1733). – Stellenweise etwas fleckig.
Blaeu, Joan
Sextans astronomicus trigonicus pro distantiis rimandis
Los 2810
Zuschlag
600€ (US$ 645)
Zur geometrisch-mathematischen Berechnung der Himmelsdimensionen
Blaeu, Joan. Sextans astronomicus trigonicus pro distantiis rimandis. Kolorierter Kupferstich aus Atlas Major. Plattengröße ca. 39 x 26 cm. Mit Passepartout unter Glas in teilvergoldeter Holzprofilleiste gerahmt. 56,5 x 42,5 cm. Amsterdam, Joan Blaeu, ca. 1662-1670.
Koeman II, 12:2. – Prächtige Darstellung des "großen Sextanten", eines der wichtigsten Geräte zur Bestimmung der Winkel und damit der Abstände und Entferungen von Himmelskörpern. Der Sextant ist auf einem Holzgestell über einer Kugel montiert und wurde erstmals von dem Astronomen Tycho Brahe (1546-1601) dargestellt und beschrieben.
Die Funktion wird bei Kästner im Zusammenhang mit den Instrumenten Brahes beschrieben: "17. Das Werkzeug läßt sich vermittelst einer Kugel, auf welcher es ruht, in jede Ebene bringen. Die Kugel dreht sich innerhalb eiens Kreises, wie bey Weltkugeln der Horizont ist, vom Kreise geht niederwärts Quadranten zur Haltung. So was, wie bey Feldmesserwerkzeugen die Nuß. Bey diesen beyden Winkelmessern sind die beyden Beobachter am Umfange" (Abraham Gotthelf Kästner, Geschichte der Mathematik, 1797, II, 637).
Der bemerkenswert gut erhaltene, exakt und nuanciert kolorierte Stich stammt aus dem "Atlas Major, sive cosmographia Blauiana, qua solum, salum, cœlum, genaue Beschreibung" (Amsterdam, 1662). Die Abbildung basiert auf Tycho Brahes illustrierter Beschreibung des Observatoriums Uraniborg auf Ven in Tycho Brahe, der "Astronomiæ instauratæ mechanica" (Wandsbek, 1598). Joan Blaeu's Vater, Willem Janszoon Blaeu (1571-1638), war 1594-96 als Instrumentenbauer und Kartograf in Uraniborg tätig. – Bemerkenswert schönes, sauberes Blatt in prachtvollem Kolorit, verso Text. Nicht ausgerahmt (möglicherweise Randläsuren), Versand nur ohne Rahmen.
Der Blick von oben auf die Erde: Die Polarregionen des Nordpols
Blaeu, Willem Janszoon. Regiones sub polo arctico. Teilkolorierte Kupferstichkarte. 41,5 x 53,5 cm (Plattenrand). Unter Glas In Holzleiste gerahmt. 52,5 x 63 cm. Amsterdam um 1664.
Van der Krogt 2, 0020:2.2. Burden, 252.1. – Die Karte stammt aus Blaeus "Grooten Atlas, oft Werelt-Beschryving, in welcke 't Aerdryck, de Zee, en Hemel, wort vertoont en beschreven", der in Amsterdam 1664 bis 1665 erschien, hier mit der Dedikation an G. Backer de Corneliis. Gezeigt wird die Polargegend mit dem nördlichen Kanada, Grönland, Island, Lappland sowie dem nördlichen Russland. – Die Karte im Falz vertikal in zwei Hälften geteilt. Stärker gebräunt und säureschattig. Etwas später koloriert. Nicht ausgerahmt, daher mit möglichen Randläsuren. Versand nur ohne Rahmen.
Bode, Johann Elert und Herschel, Friedrich Wilhelm
Von dem neu entdeckten Planeten
Los 2812
Zuschlag
1.400€ (US$ 1,505)
Namensgeber des von Friedrich Wilhelm Herschel entdeckten Planeten "Uranus"
Bode, Johann Elert. Von dem neu entdeckten Planeten. 2 Bl., 132 S. Mit gestochener Titelvignette von J. G. Meil und gefalteter Kupfertafel. 19,5 x 11,5 cm. Interimsbroschur d. Z. (etwas gebräunt und fleckig, schwache Knickspuren). Berlin bzw. Dessau und Leipzig, Christian Sigismund Spener für die Buchhandlung der Gelehrten, 1784.
Norman 253. Roller-G. I, 127. Dorn, Meil 434a (irrige Kollation). Vgl. DSB II, 221. Nicht bei Poggendorff und Houzeau-Lancaster. – Seltene erste Ausgabe von Bodes in der Fachwelt vielbeachteten Schrift über den 1781 von Wilhelm Herschel entdeckten Planeten Uranus, eine Zusammenfassung seiner in den Jahrgängen 1784 bis 1786 der Astronomischen Jahrbücher bereits verstreut erschienenen Überlegungen zum Thema. "Die astronomische Entdeckung, welche den Gegenstand der folgenden Blätter ausmacht, ist nicht allein sehr wichtig, sondern auch äußerst selten, denn sie ist seit dreytausend Jahren die einzige in ihrer Art" (Vorerinnerung).
Der aus Hamburg stammende und in Berlin wirkende Astronom Johann Elert Bode (1747-1826) "made public in 1772 ... the Titius-Bode series, according to which the distances between the large planets are in nearly regular geometric progression. The minor planets, unknown at that time, and the planet discovered 1781, fit well into this series ... Bode gave the name Uranus to Herschel's newly discovered planet" (DSB II, 221). "Unter den astronomischen Autoren des 18. Jahrhunderts nimmt er den ersten Rang ein" (ADB III, 1). – Etwas braun- oder stockfleckig, die Falttafel ist an den Seitenrand des letzten Textblattes montiert. Wohlerhaltenes und unbeschnittenes Exemplar.
Die Entstehung der Erde durch Vulkane, Erdbeben und Überschwemmungen
Christ, Johann Ludwig. Geschichte unseres Erdkörpers, von den ersten Zeiten der Schöpfung des Chaos an: und von den Revolutionen desselben durch Vulkane, Erdbeben und Ueberschwemmungen. VIII, 191 S.,1 Bl. (Errata). Mit gefaltetem Titelkupfer. 17 x 11 cm. Broschur d. Z. Frankfurt und Leipzig 1785.
VD18 10254722. Vgl. ADB IV, 143. – Sehr seltene einzige Ausgabe der geologischen Schrift des als Obstbauexperte und Insektenkundler in Erscheinung getretenen Pfarrers Johann Ludwig Christ (1739-1813), dem in Kronberg im Taunus ein Denkmal errichtet wurde. Das Titelkupfer zeigt das "Planetensystem unseres Sonnenreiches". – Kupfer mit vertikalen Quetschfalten, sonst wohlerhalten.
Dames, Wilhelm Barnim
Geologischer Erdglobus. Gezeichnet von M. Pütz.
Los 2815
Zuschlag
800€ (US$ 860)
Die Erde am Fin-de-Siècle - noch nicht am Fin-du-Monde
Dames, Wilhelm Barnim. Geologischer Erdglobus. Gezeichnet von M. Pütz. Teilkolorierte lithographierte Karte in 12 Segmenten über Pappmachékern. Durchmesser 33 cm. Mit Messingachse an breitem Messingmeridian mit Skala aufgehängt und auf hübschem gedrechselten Fuß mit runder, profilierter Bodenplatte montiert. Höhe 48 cm. Berlin, Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), o. J. (1898).
Hübscher Erdglobus des Fin-de-Siècle aus dem Berliner Verlag von Dietrich Reimer, herausgegeben von dem Geographen, Geologen und Paläontologen Wilhelm Barnim Dames (1843-1898) in dessen Todesjahr. Die Erdteilgrenzen sind in sanftem Grün und Blau, die Bergreliefs meist in Rot wiedergegeben. – Karte wie meist stärker gebräunt, sprenkelfleckig, angestaubt und hier und da fleckig, einige gravierendere Fehlstellen und Ausbrüche sowie Leimungen (vor allem mit Darstellungsverlust im nordamerikanischen Kontinent) deuten auf ausführlichere Restaurationen hin. Insgesamt aber noch ein passabler Zustand.
Die Kupfertafeln zur Astronomie aus Diderot-d'Alembert
(Diderot, Denis und d'Alembert. Encyclopédie). Astronomie. Folge von 26 Kupfertafeln. 38,5 x 23 cm. Lose Blatt. (Paris um 1770).
Mit Abbildungen zahlreicher verschiedener astronomischer Instrumente. Bei der von den beiden Aufklärern Denis Diderot (1713-1784) und Jean-Baptiste le Rond d’Alembert (1717-1783) herausgegebenen Encyclopédie handelt es sich um die berühmteste Enzyklopädie im modernen Verständnis, sie enthält insgesamt 72.000 Artikel zu allen erdenklichen Wissensgebieten und Lemmata. – Teils etwas fleckig. – Dabei: Drei lithographische Himmelskarten unter Passepartout (um 1830).
Doppelmayr, Johann Gabriel
Globi coelestis in tabulas planas redacti pars IV
Los 2817
Zuschlag
250€ (US$ 269)
Sternzeichenkarte des Nürnbergers Johann Gabriel Doppelmayr
Doppelmayr, Johann Gabriel. Globi coelestis in tabulas planas redacti pars IV. Teilkolorierte Kupferstichkarte. 49,5 x 58,5 cm (Plattenrand). Unter Glas in Holzleiste gerahmt. 58 x 67 cm. Nürnberg, Johann Baptist Homann, um 1725.
Warner 66, 1G. Whitfield 83. – Bei der vorliegenden Himmelskarte von Johann Gabriel Doppelmayr (1677-1750) handelt es sich um Blatt IV der insgesamt sechs Blätter umfassenden Folge zu den Sternzeichen. "The positions of the stars on the maps are correct for the year 1730 ... the star maps ... were actually engraved during the early 1720's" (Warner). – Gering gebräunt. Nicht ausgerahmt, daher mit möglichen Randläsuren. Versand nur ohne Rahmen.
Über die spiralförmigen Bewegungen von Venus und Mercur
Doppelmayr, Johann Gabriel. Motus in coelo spiralis. Kolorierte Kupferstichkarte. 49,5 x 58,5 cm. Unter Glas in Holzleiste gerahmt. 60 x 68 cm. Nürnberg, Johann Baptist Homann, um 1720.
Die Kupferstichkarte von Johann Gabriel Doppelmayr (1677-1750) zeigt die spiralförmigen Bewegungen von Venus und Mercur der Jahre 1712 und 1713 auf der Grundlage der Beobachtungen von Tycho Brahe (1546-1601). Doppelmayrs bekannteste astronomische Arbeit ist der "Atlas Coelestis", der 1742 bei den Erben Homann in Nürnberg erschien. Er trug darin seine astronomischen und cosmographischen Karten und Tafeln zusammen, die er im Laufe der Jahre angefertigt hatte und die bis dahin in anderen bei Homann veröffentlichten Atlanten erschienen waren. Erstmals wurde die hier noch ohne das Druckprivileg vorliegende Karte 1712 im "Atlas von hundert Charten" publiziert. – Gering gebräunt. Nicht ausgerahmt, daher mit möglichen Randläsuren. Versand nur ohne Rahmen.
Doppelmayr, Johann Gabriel
Atlas Coelestis in quo mundus spectabilis et in eodem stellarum
Los 2819
Zuschlag
11.000€ (US$ 11,828)
Getrüffeltes Exemplar in zeitgenössischem Kopertband mit Homanns Universal-Zeig und Schlag-Uhr
Doppelmayr, Johann Gabriel. Atlas Coelestis in quo mundus spectabilis et in eodem stellarum omnium phoenomena notabilia ... secundum Nic. Copernici et ex parte Tychonis de Brahe hipothesin. ... graphice descripta exhibentur. Gestochenes Frontispiz von J. J. Preißler nach J. C. Reinsperger, Kupfertitel mit eingedruckter gestochener Titelvignette (von eigener Platte) und 30 doppelblattgroße kolorierte Kupferstichkarten. Imperial-Folio 50,5 x 30,5 cm. Kopertband d. Z. aus dunkelbraunem Kalbsleder (beschabt und etwas abgerieben, mit wizigem Wurmlöchlein bzw. Fehlstellen am Rücken zum Kapital und kleiner Lederabplatzung am Deckel oben, Kanten und Ecken teils etwas bestoßen, beschabt, aber mit sehr schöner Ledertextur) über flexiblen Kartondeckeln mit Streicheisenlinien und rotem Deckelschild in goldgeprägten Versalien "DOPPELMEIERI ATLAS COELESTIS". Nürnberg, Erben Homann, 1742.
Geschichte der Kartographie C/1, 177 und 299, 317. Brown 51. Baranowski 1457. Warner 64. Poggendorf I, 593. Sandler 122 /123. Graesse II, 427. Ebert 6369. Homann-Ausstellung Nbg. 2002, Abb. 1 u. S. 132. Nicht bei Houzeau-Lancaster. – Erste Ausgabe des "Atlas Coelestis", eines der prachtvollsten Himmelsatlanten, hier in einem getrüffelten Exemplar in herrlichem Kolorit und zeitgenössischen Kalbsleder-Koperteinband. Die Erstausgabe "Atlas Coelestis" ist dabei besonders selten, meist wurde das Werk dann etwas später unter dem Titel "Altas Novus Coelestis" vom Verlag der Erben Homanns herausgegeben.
Autor ist der Nürnberger Mathematiker und Astronom Johann Gabriel Doppelmayr (1677-1750), der ab 1710 als Direktor der Eimmartschen Sternwarte in Nürnberg zahlreiche Himmelsgloben konstruierte und Werke zur Instrumentenkunde für Messung der Gestirne veröffentlichte. "His major work however, is the Atlas novus coelestis (1742), a collection of diagrams with explanations intended as an introduction to the fundamentals of astronomy. Besides star charts and a selenographic map the atlas includes diagrams illustrating the planetary system of Copernicus, Tycho Brahe, and Riccioli; the elliptic theories of Kepler, Boulliau, Seth Ward, and Mercator; the lunar theories of Tycho Brahe, Horrocks and Newton; and Halley’s cometary theory" (DSB IV, 166).
Die Karten waren über mehrere Jahre entstanden und sind immer wieder aktualisiert worden, um das astronomische Wissen der Zeit darzustellen. So entschloss sich der Verlag der Erben des Kartographen, Kupferstechers und Verlegers Johann Baptist Homann (1664-1724), 30 ausgewählte Karten aus dem Œuvre Doppelmayrs zusammen mit einem Frontispiz, Titel und einem „Index tabularum“ als Himmelsatlas herauszugeben - quasi als aktualisiertes Pendant des 1660 in Amsterdam erschienenen Himmelsatlas’ des Andreas Cellarius. Auch damit manifestierte sich die deutsche Kartographie der Homannschen Verlagsanstalt gegenüber der niederländischen und französischen Konkurrenz.
Dargestellt ist das Sonnensystem, sind die Planetenbewegungen, Sternkarten mit den Sternbildern, ferner zwei Mondkarten und eine Weltkarte, vielfach geschmückt durch allegorisches Beiwerk, astronomische Instrumente. Eine Karte mit den Ansichten der vier berühmtesten deutschen Observatorien inBerlin, Danzig, Kassel und Nürnberg usw. "His major work ... is the Atlas novus coelestis (1742), a collection of diagrams with explanations intended as an introduction to the fundamentals of astronomy. Besides starcharts and a selenographic map the atlas includes diagrams illustrating the planetary systems of Copernicus, Tycho Brahe, and Riccioli; the elliptic theories of Kepler, Boulliau, Seth Ward, and Mercator; the lunar theories of Tycho, Horrocks, and Newton; and Halley's cometary theory" (DSB). – Frontispiz und Titelblatt etwas stärker angestaubt und mit vereinzelten Feuchtfleckchen, die Karte 2 ("Systema Solare") mit Stockfleckchen und Wasserrändern, einige Karte mit kleinen, alt hinterlegten Bug- und Falzeinrissen, hier und da etwas fingerfleckig und mit Gebrauchsspuren, die übrigen Karten aber meist außergewöhnlich sauber und schön, in leuchtendem, frischen und meist bemerkenswert exaktem zeitgenössischen Kolorit, teils oben bzw. unten gering knapp beschnitten, um die Karten anzugleichen. – Das vorliegende Exemplar enthält neben den 30 im Index aufgeführten Karten 7 weitere doppelblattgroße Karten mit 11 kolorierten Kupferstichen, davon 6 aus Homanns Offizin:
1) Tabula Anemographica seu Pyxis Nautica ventorum nomina sex linguis repraesentans. Doppelblattgroße Kupferstichkarte von Jan Jansson. Amsterdam um 1650. - Mit Randläsuren und oben und unten über die Umfassungslinie beschnitten (teils etwas Darstellungsverlust), mit Wurmlöchlein und Fehlstellen, komplett aufgezogen.
2) Carte du cours des planètes et des comètes. Seltene, im unteren Rand eingefaltete, doppelblattgroße Kupferstichkarte der Planeten- und Kometenbahnen (ca. 58 x 58 cm), ohne Druckerangabe, dafür mit einer in die Platte gestochenen Entschuldigung des Druckers: "L'Impr[imeur] n'ajant pas les Caract. des Signes Celest. on les a omis dans L'impr[ession] au noed asc. de chaq. Comete les voicin selon l'orde des Chifr." - An Rändern mit Ausschnitten bzw. angesetzt, teils etwas stärker fleckig und mit kleinen Läsuren.
3) Sphaerum artificialium typica repraesentatio novißime adumbrata. Doppelblattgroße kolorierte Kupferstichkarte von Johann Baptist Homann. Nürnberg um 1720. - Die berühmte Darstellung dreier barocker Globen: Armillar-Sphäre (Sphaera Armillaris elevata supra Horizontem ad Latitudinem Noribergensem), Himmels-Globus (Globus Coelestis) und Erdglobus (Globus Terrestris). - Unwesentlicher, winziger Einriss unten am Rand, kaum fleckig, in grandiosem Kolorit.
4) Planisphaerium Caeleste hypothesis Ptolemaica - Hypothesis Copernicana. Doppelblattgroße kolorierte Kupferstichkarte von Georg Christoph Eimmart. Nürnberg, Johann Baptist Homann, um 1720. - Die bedeutende 2-Sphären-Himmelskarte des Astronomen und Gründers der ersten Nürnberger Sternwarte Georg Christoph Eimmart (1638-1705) mit den Zodiakzeichen als fein gestochene Tierdarstellungen, hier in außergewöhnlich buntem Kolorit. - Oben minimal knapp beschnitten, kaum angestaubt.
5-6) Die verfinsterte Erdkugel d. i. geographische Vorstellung der Sonnen- od. Erd-Finsternis den 25ten Julii A. 1748 ... auf das Fundament der Eulerischen Sonnen und Monds Tafeln ... verzeichnet. 2 doppelblattgroße kolorierte Kupfertichkarten von Georg Moritz Lowitz (1722-1774). Nürnberg, Offizin Homann, "1747" (d. i. 1748). - Fein kolorierte Ansicht der Erdsphären aus vier Blickwinkeln zur Darstellung der Wanderung der Sonnenfinsternis von 1748 und das "Zweyte Blat" mit der Insetkarte "Europa eclipsata d. XXV Iul. A. MDCCXXXVIII" in sehr exaktem Kolorit mit dem immer tiefer-tonigen Violett-Streifen der Sonnenfinsternis.
7) Geographische Universal-Zeig und Schlag-Uhr. Kolorierte doppelblattgroße Kupferstichkarte von Johann Baptist Homann. Nürnberg um 1720. - Die in dieser Form einzigartige Darstellung der astronomisch-geographischen Tischuhr des Nürnberger Stadt- und Hofuhrmachers Zacharias Landeck. Der Kupferstich zeigt die Uhr mit ausführlicher Beschreibung ihrer Funktion. So ermöglicht die kuriose Uhr, den mittäglichen Sonnenstand, die Tageslänge sowie den Sonnenauf- und -untergang, der Nordhalbkugel anzuzeigen. Der mittig dargestellte Globus ist von Wolken umgeben und innerhalb des Ziffernblattes befindet sich ein Ring mit den Tierkreiszeichen. Der Globus selbst bietet eine Aufsicht des Nordpols, Kalifornien ist noch als Insel eingezeichnet. Die Originaluhr des Zacharias Landeck befindet sich heute im Schweizer Uhrenmuseum der Stadt La-Chaux-de-Fonds bei Bern. - Obere Umfassungslinie überschnitten, kaum fleckig, sehr frisch und in überzeugendem, sehr minutiösen zeitgenössischen Kolorit.
Mathematik als Voraussetzung der Astronomie - die Gestirne als Hilfe zur Navigation
Euler, Leonhard. Vollständige Anleitung zur Algebra, von den verschiedenen Rechnungsarten, Verhältnissen und Proportionen. 2 Teile in 1 Band. 6 Bl., 256 S.; 2 Bl., 384 S. 20,5 x 11,5 cm. Halbleder d. Z. (Rücken leicht knickspurig, stärker berieben, leicht bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild und reicher RVergoldung. St. Petersburg (d. i. Lund), Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, 1771.
Smith I, 520. Vgl. Poggendorff I, 690. – Prächtig gebundenes Exemplar der seltenen schwedischen Ausgabe der im Jahr zuvor tatsächlich in St. Petersburg erschienenen ersten deutschen Ausgabe. Ein allgemeines, zum Selbststudium gedachtes Lehrbuch der Algebra, "greatly influenced nineteenth- and twentieth-century texts on the subject" (DSB IV, 475), das schon in der Akademie von St. Petersburg, in der Folge dann aber auch europaweit, vor allem Einfluss auf die Astronomie, die Berechnung der Planetenbahnen etc. hatte.
Leonhard Euler (1707-1783) gehört zu den bedeutendsten Mathematikern, Physikern und Astronomen seiner Zeit: "1766 folgte Euler einem Ruf der Kaiserin Katharina II. nach Petersburg. Er hatte soeben vom Parlament von Großbritannien 300 Pfund Sterling erhalten 'for having furnished theorems', eine in der Geschichte der Mathematik einzig dastehende Tatsache. Es handelte sich dabei um die für die Seefahrt wichtige Berechnung der Mondbahn. In Rußland wurde er wahrhaft verwöhnt. Er konnte nun seine 'Institutiones calculi integralis' (3 Bände, Petersburg 1768-70) veröffentlichen, er schrieb seine 'Algebra' (2 Bände, ebenda 1770), eines seiner schönsten Bücher, das immer wieder gedruckt wurde, ferner erschien seine für alle Gebildeten verfaßte Darstellung der gesamten exakten Wissenschaft von der Philosophie bis zu der Technik" (NDB IV, 688f.). – Gering gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhalten. Mit Exlibris.
Französische Ausgabe des berühmten Himmelsatlas' Flamsteeds
Flamsteed, John. Atlas céleste. VIII, 40 S. Mit 30 doppelblattgroßen und in der Platte nummerierten Kupfertafeln. 22 x 15 cm. Halbleder d. Z. (Kapitale mit kleinen Fehlstellen, leicht berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung. Paris, F. G. Deschamps, 1776.
Warner, Sky explored, 84, 1. Shirley C. Flam 1-a Anm. Roller-G. I, 402. Nederl. Scheepvaart Mu. I, 645. Vgl. DSB V, 22f. – Erste Fortin-Ausgabe des berühmten Himmelsatlas. Das englische Original war 1729 erschienen. Die vorliegende Ausgabe wurde um zwei Karten erweitert und im Format verkleinert. "The first 26 [maps] are centered on major constellations visible from Greenwich; the 'extra' map published by Fortin depicts Corvus and the rear half of Hydra, which were omitted from Flamsteed's 'Atlas Coelestis'. For Sharp's northern and southern hemispheres Fortin substitued those of Le Monniert; and he added Lacaille's map of the southern stars and a map for the alignments of the principal northern ones" (Warner). – Stellenweise in der oberen Ecke mit kleinem gebräunten Feuchtigkeitsfleck. Die Tafel 30 im unteren Bug mit längerem Einriss. Gelegentlich mit montierten hs. Zettelchen und selten mit hs. Randanmerkungen. Minimal fleckig.
Unter Ketzerei-Verdacht: Galileis Playdoyer für Kopernicus’ System
Galilei, Galileo. Dialogo. Dovè ne i congressi quattro giornate si discorre sopra i due massimi sistemi del mondo Tolemaico, e Copernicano. 4 Bl., 458 S., 17 Bl. (l. w.). Mit zahlreichen schematischen Textholzschnitten. Ohne das gestochene Frontispiz. 22 x 15,5 cm. Moderner Pergamentband mit hs. RTitel. Florenz, Giovanni Batista Landini, 1632.
Bibl. Osleriana 919. Riccardi 511. Zinner S. 43. Carli und Favaro 128. Cinti 89. PMM 129. Norman 858. Sparrow 74. Gamba 465. – Erste Ausgabe der epochalen Verteidigungsschrift Galileis zugunsten des heliozentrischen Systems des Kopernikus. "In the form of an open discussion between three friends - intellectually speaking, a radical, a conservative, and an agnostic - it is a masterly polemic for the new science. It displays all the great discoveries in the heavens which the ancients had ignored; it inveighs against the sterility, wilfulness, and ignorance of those who defend their systems; it revels in the simplicity of Copernican thought, and, above all, it teaches that the movement off the earth makes sense in philosophy, that is, in physics" (PMM).
Jahrelang hatte Galileis Kampf um die Erlangung der päpstlichen Druckerlaubnis gedauert. Kaum hatte er sie erreicht, gelang es seinen Gegnern, diese durch das Inquisitionsgericht zurückzunehmen und "alle Exemplare, deren man habhaft werden konnte, zu beschlagnahmen und zu vernichten" - was die große Seltenheit der Originalausgabe erklärt. Der sich daran anschließende Inquisitionsprozess endete mit dem berühmten Widerruf Galileis und der Verhängung einer Haft, die - wenn auch in gemilderter Form - bis an sein Lebensende dauerte, während sein Werk erst 1835 vom Index abgesetzt wurde. – Ohne das gestochene Frontispiz von Stefano della Bella (durch fachmännische Kopie auf festerem Papier ergänzt). Gewaschenes Exemplar, die ersten vier Lagen mit restaurierten und gekalkten Papierläsuren und Flecken in der unteren rechten Ecke, mehrere weitere Blatt im unteren Rand mit mit Kalkweiß überstrichenen Flecken. Stellenweise etwas gebräunt, die Lage Dd verbunden.
Geographische Tabellen der vier Welttheile
+ Beiband: Chronologische Tabellen
Los 2825
Zuschlag
600€ (US$ 645)
Zur Orientierung auf der Erde: Geographische Tabellen
Geographische Tabellen der vier Welttheile; welche derselben Staaten, ihre Grenzen, Regierungsformen, Religionen, Kriegs- und Ritterorden, samt ihren Einkünften und Stärke enthalten. Nebst einem Geographischen Wörterbuche, worinn man die Namen der Königreiche, Städte, ansehnlicher Flecken, ... und andre Merkwürdigkeiten findet. 1 Bl., 192 S. Mit gestochener Titelvignette und gestochenem Frontispiz. 17,5 x 10,5 cm. Leder d. Z. (berieben) mit RSchild. Leipzig, Arkstee und Merkus, 1745.
VD18 11619708. – Einzige Ausgabe des geographischen Orientierungswerks, dessen ausgeklügeltes Ziffernsystem im Wörterbuchteil es möglich macht, jedes Königreich, jede größere Stadt sowie alle "merkwürdigen Flecken, Festungen, Gebirge, Ströhme und Flüsse" problemlos in allen Staaten der Erdteile ausfindig zu machen. – Titel mit altem Namenseintrag, das Frontispiz mit Tinteneintrag (Hinweis zum Beiband). Wohlerhalten. – Beigebunden: Chronologische Tabellen worinnen alle Päbste, Kaiser und Könige enthalten, welche von Christi Geburt an, bis itzo regiert haben. Neue und vermehrte Auflage. 23 (statt 24) Bl. Mit gestochener Titelvignette, gestochenem Frontispiz und Wappenkupfer. Ebenda 1745. - Vgl. VD18 11658029 (Ausgabe 1746). - Es fehlt Blatt A8, Titel mit Tinteneintrag, sonst wohlerhalten.
Godson, William
Zwillingsgloben. A New and Correct Globe Erd- und Himmelsglobes in ihren reich vergoldeten Futteralständern.
Los 2826
Zuschlag
20.000€ (US$ 21,505)
Himmel und Erde in der Hand: Taschengloben-Zwillinge statt Fabergé-Eier
Godson, William. Zwillingsgloben. "A New and Correct Globe with trade winds and monsoons by W. Godson". Erd- und Himmelsglobus in ihren reich vergoldeten Futteralständern. Jeweils 12 kolorierte Kupferstich-Segmente auf massiver Pappmachékugel aufgezogen. Durchmesser 7,6 cm. Eingelegt in halbrunde, rostrot lackierte Futteral-Kalotte auf gedrechselten schwarzen und reich vergoldeten Kandelaberständern mit Lederunterfütterung, reichem floralen Golddekor und passenden schwarzlackierten Holzdeckeln mit radialer Lanzettvergoldung. Höhe ca. 21 cm. (London, William Godson, nach 1702).
Ein Set von reizvollen Zwillingsgloben nach dem Kupferstecher, Kartographen und Verleger Hermann Moll (1654-1732) mit der Welt- und Himmelskarte des Londoner Kartographen William Godson. Dieser hatte seine 1702 datierte Weltkarte unter dem Titel herausgegeben "A New and Correct Map of the World, Laid down according to the newest observations & discoveries in several different projections including the trade winds, monsoons, variation of the compass, and illustrated with a coelestial planisphere, the various systems of Ptolomy, Copernicus, and Tycho Brahe together with ye apearances of the planets &c." . Die Karte sollte dann auch noch zuerst bei Charles Price 1710 und dann 1714 und 1717 bei George Willdey in London mit dem Hinweis "W. Godson delin[eat]" erscheinen. Auf dieser Basis wurden dann die beiden kleinen Globen nach Vorbild der Taschengloben, die im Verlag von Hermann Moll erschienen waren, angefertigt.
Wie die o.g. Karte des William Godson sind die Ergebnisse der jüngsten Forschungsreisen in die Karte aufgenommen. So ist die kalifornische Halbinsel schon weitgehend korrekt dargestellt, wohingegen die Ostbegrenzung des australischen Kontinents noch offen und Neuseeland ganz fehlt. In der Gestaltung des terrestrischen wie des Himmelsglobus (dem eine Kartusche mit Titel fehlt) fallen mehrere Gemeinsamkeiten auf: Die ekliptischen und äquatorialen Linien, das Netz der Breitengrade und die nördlichen und südlichen Wendekreise entsprechen sich mit der Lineneinteilung des Himmelsglobus. Es gibt daher zeitgenössische Beispiele, in denen die zwölf Segmente des Himmelsglobus konkav auf die Innenseite des - meist mit dem Taschenglobus hergestellten - Futterals montiert sind.
"The undoubted heyday of the pocket globe was in Georgian England throughout the eighteenth century, they became very popular and 'in vogue'. They were to be found, usually in pairs, in many affluent homes. Wealthy English aristocrats would purchase them as much for their undoubted novelty value, as for their genuine interest in geography and astronomy. The production of pocket globes coincided with the age of the Enlightenment in Britain, which encouraged members of the upper classes to acquire a broad body of knowledge and understanding about the arts and sciences. The twin fields of geography and astronomy were expanding rapidly throughout this period, with British explorers and scientists making strong and significant contributions. Societies were founded to fund exploratory expeditions, and to encourage and foster research about foreign lands - from geography to natural history. World maps were frequently redrawn as the discoveries of Cook and Anson brought back with them new, priceless geographic information about the Western Hemisphere, the South Pacific and the Polar regions. Such discoveries and Cook’s routes were frequently noted on British globes, even at the small scale of a pocket globe. Knowledge, then as now was power, and had a significant impact on a countries ability to expand trade and empire" (B. de R.).
Auf dem Erdglobus ist eine Titelkartusche mit grüner Rankenbordüre und dem o.g. Titeltext angebracht. Der Äquator und der Ekliptikkreis sind graduell abgestuft. Es gibt zwei Polarkalotten sowie eine weitere abgestufte Linie zwischen den beiden polaren Regionen. Kartografische Details sind zu diesem Zeitpunkt nur in Bezug auf Umfang und Wissen begrenzt, was jedoch das Interesse oder die Neugier in keiner Weise minderte. Die australische Küste ist weithin ungenau dargestellt, das "Van Diemen Land" noch an das Festland angeschlossen und die gesamte Ostküste mit Papua-Neuguinea und Südostasien verbunden ist. Es gibt nur den vage Hinweis auf Neuseelands Geographie. Das Land wird immer noch als "New Holland" bezeichnet, eine Anerkennung für frühere niederländische Erkundungen und Entdeckungen. Japan ist unförmig dargestellt, und nur eine Lokation der Stadt Edo auf Honshu, dem heutigen Tokio, ist angegeben als "Land of Yedo". Brasilien wird immer noch als etwas zu weit in den Atlantik drängend dargestellt. Kalifornien wird fälschlicherweise als Insel kartiert, Spanien kontrolliert immer noch Florida und Mexiko. "New Mexico" ist in den heutigen US-Bundesstaaten Oregon und Washington gekennzeichnet. Große Teile Kanadas sind unerforscht und der Fantasie überlassen, belegt durch den Begriff der "[Terra] Incognita". Einige Regionen der amerikanischen Ureinwohner werden hingegen erwähnt.
Die Kontinente sind in verschiedenen pastellfarbigen Farben, in Rosé (Europa, Südamerika und Australien), Rot (Nordamerika), Grün (Afrika), Orange-Gelb (Asien) flächen- und genzkoloriert. Die Weltmeere bzw. die freien Flächen zwischen den Kontinenten sind voller Informationen und Notizen für den ehemaligen Seemann und Seefahrer. Sie informieren über Passatwinde und Monsunaktivitäten, unterstützt von hilfreichen Richtungspfeilen. Lukrative Handelswege von den europäischen Mächten zu ihren Märkten in weit entfernten Reichen sind rot hervorgehoben. Die aus englischer Sicht wichtigste Informationen waren die Routen zwischen der Westküste Afrikas und dem südlichen Nordamerika sowie der Karibik. Es sind dieses die Territorien des Sklavenhandels - ein Handel, der im 18. Jahrhundert florierte und für die Engländer eine große Quelle des Reichtums darstellte.
Der Himmelsglobus ist flächendeckend mit den Tieren und Menschen, den Figuren des Zodiac gestaltet worden, alle hier in zeitgenössischem Kolorit. Die zwölf Sternzeichen sind mit ihren lateinischen Namen betitelt, ebenso die zahlreichen weiteren Sternbilder, die von der Erde aus beobachtet werden konnten. So findet man: 1. Aries (Widder), 2. Taurus (Stier), 3. Gemini (Zwillinge), 4. Cancer (Krebs), 5. Leo (Löwe), 6. Virgo (Jungfrau), 7. Libra (Waage), 8. Scorpio (Scorpion), 9. Sagittarius (Schütze), 10. Capricorn (Steibock), 11. Aquarius (Wassermann) und 12. Pices (Fische). Jedes der Tierkreiszeichen steht für 30 Grad caelestischer Länge.
Von besonderer Schönheit sind die beiden Futteralständer, deren Sockel mit Durchmesser von 11 cm jeweils mit einem Lederteil unterfüttert wurden (beim Himmelsglobus erneuert). Über dem zylindrischen Sockel, der mit einem Goldring mit Wellenmuster geziert ist, leitet ein ebenfalls vergoldeter Polsterring über zu einer Hohlkehle, die mit bemerkenswert hübschen Goldblumen und zahlreichen filigranen Blüten auf schwarzem Grund ausgestattet sind. Aus der Kehle erhebt sich der Stumpf, der die untere Kalotte für das rostrot lackierte innere Futteral bildet, in dem die jeweilige Globenkugel eingelegt werden konnte. Die halbrunde Deckelkalotte ist ebenfalls innen mit rostrotem Lack ausgestattet. Nimmt man den Deckel ab, so kann jeder Globus präsentiert werden - und, ohne, dass man die Kugel herausnimmt jeweils zur Hälfte betrachtet und dann gedreht werden. Das kugelförmige Futteral ist mit hübschen gotischen Goldlanzetten ornamentiert, die oben radial in einem kleinen gedrechselten Schlussknopf enden. – Wenige kleine Farbretuschen, hier und da leichte Reinigungsspuren und Auffrischung des Schutzlacks. Die Südpolkappe des Himmelsglobus gering verschoben bzw. mit kleinem Darstellungsbruch (in der Platte), insgesamt in schöner, heiterer Farbigkeit und meist im zeitgenössischen Kolorit. Die prächtigen Standfutterale in bestem Zustand, kaum Farb- oder Goldabrieb. Insgesamt in sehr schönem Gesamtzustand - ein besonders seltenes Paar dieser frühen, seltenen Zwillings-Taschengloben in bemerkenswertem Zustand.
Hansteen, Christopher
Magnetischer Atlas gehörig zum Magnetismus der Erde
Los 2828
Zuschlag
650€ (US$ 699)
Beobachtungen und Untersuchungen über den Erdmagnetismus
Hansteen, Christopher. Magnetischer Atlas gehörig zum Magnetismus der Erde. Mit Kupfertitel und sieben Kupferstichkarten. 42,5 x 54,5 cm. (Ohne Einband). Christiana, Selbstverlag, 1819.
Poggendorff I, 1015. – Einzige Ausgabe. Der vorliegende Atlasband erschien zusammen mit Christopher Hansteens "Untersuchungen über den Magnetismus der Erde" und wurde aus dem Dänischen von Peter Treschow Hanson übersetzt. Hansteen studierte in Kopenhagen zunächst Jura, dann Mathematik und arbeitete als Lehrer in Frederiksborg auf Seeland, des Weiteren war er Direktor der Sternwarte zu Christiana tätig.
Seine Schriften über den Erdmagnetismus ermöglichten ihm einen Ruf als Professor für Astronomie und angewandte Mathematik an die Universität Christiania (dem heutigen Oslo). Bei den Beobachtungen und Untersuchungen den Erdmagnetismus betreffend, stand er mit Carl Friedrich Gauß in Verbindung. – Titel gestempelt, im Seitenrand knapp beschnitten und mit hs. Besitzvermerk. Stellenweise etwas gebräunt, meist aber nur leicht.
Hocker, Johann Ludwig
Einleitung zur Erkenntnis und Gebrauch der Erd- und Himmels-Kugel.
Los 2831
Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)
"Was heißt man dann Longitudinem Loci?"
Hocker, Johann Ludwig. Einleitung zur Erkenntnis und Gebrauch der Erd- und Himmels-Kugel. 7 Bl., 179 S., 2 Bl., 130 S., 3 Bl. Mit gestochenem Frontispiz und 10 kolorierten Kupfertafeln. 20 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (kaum angestaubt, ein winziger Kratzer) mit spanischen Kanten und blaugrünem Schnitt sowie hs. RTitel. Nürnberg, Konrad Monath, 1734.
Poggendorff I, 1117. Houzeau-Lancaster 9750. Zinner 384. – Erste Ausgabe des umfassenden Werkes über Erd- und Himmelsgloben. "Der vorliegende Band entstand auf Initiative des Verlegers Monath, der Hocker ein Manuskript des verstorbenen nürnbergischen Astronomen Johann Leonhard Rost über den 'Unterricht von dem Globo Coelesti und seinen Gebrauch' gegeben hatte, damit dieser noch den Teil über den Gebrauch des Erdglobus abfassen sollte" (Zögner, Die Welt in Händen S. 106 f.).
Im ersten Teil von Johann Ludwig Hockers (1670-1746) Erklärung widmet er sich mathematischen Betrachtungen der Erde. Hierfür werden aufeinander aufbauende Fragen gestellt, bspw. "Ist also die Lehre vom Globo und die Geographie nicht eins?", "Was heißt man dann Longitudinem Loci?" oder "Diese curieus Observation möchte wol bewiesen haben?" Hierin äußert sich Hocker u. a. kritisch gegenüber dem heliozentrischen Weltbild. Mit Aussagen wie "Müssen dann nicht auf solche Weise Häuser und Thürne über einen Hauffen fallen, und die Menschen einen beständigen Schwindel haben?" wird gegen Kopernikus’ Weltanschauung argumentiert. Stattdessen plädiert er für das geozentrische Weltbild.
Der zweite Teil setzt sich mit dem Gebrauch des ’Globi Terrestris’ auseinander und zeigt ’Aufgaben’, die die Nutzung vereinfachen und verdeutlichen sollen. So wird z. B. dazu aufgefordert, die Mittags-Linie, nebeneinander liegende Länder oder die Winter-Sonnenwende zu finden. Wieder werden die insgesamt 62 Aufgaben anhand möglicher Fragen erklärt.
In den folgenden Teilen werden "Erbauliche Gedanken über das Gebäude des Erdreichs" ausführlich behandelt sowie Fragen zu verschiedenen Themengebieten rund um die Geografie gestellt. Sie widmen sich u. a. dem Horizont, dem Äquator und "der Ecliptica", aber auch "den Circulis Diurnis" und "Circulus Altitudinum" und "dem Meridiano".
Die verschiedenen Aspekte und Berechnungen werden auf den kolorierten Tafeln anschaulich dargestellt. Sie zeigen die Erde aus verschiedenen geografischen Blickpunkten und in Querschnitten sowie unterschiedliche Globen, z. B. für Gestirne und das Gradnetz der Erde. – Vorsätze leicht leimschattig, stellenweise minimal fleckig und vereinzelt mit kleinen Bleistiftanmerkungen. Insgesamt schönes und sauberes Exemplar der seltenen und umfangreichen Arbeit Hockers, hier in bemerkenswert schönem, exakten zeitgenössischen Kolorit in leuchtender Farbigkeit.
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