- Möllendorff, Johann Adolf von, preußischer Generalleutnant der Kavallerie, zuletzt Chef des Dragonerregiments Nr. 10 und Amtshauptmann von Hornburg (1690-1758). Wechsel m. U. "J A v Möllendorff" und rotem Ringsiegel. 1 S. Quer-8vo. Rittergut Wudicke (bei Rathenow) 25.IX.1752.
"Ein Tausend Reichs Thaler zahle ich Endes unterschriebener à dato binnen zwölf Monath, nebst einjähriger Interesse à 5 pro cent auf diesen meinen Sola Wechsel an des Herrn Landrath von Werder Hochwolgebohrnen oder deßelben Ordre. Valuta habe baar in Friedrich d'or erhalten ...". - Möllendorff nahm als Kavallerie-Offizier am ersten und zweiten Schlesischen Krieg teil, wurde 1745 zum Generalleutnant befördert und zeichnete sich besonders in der Schlacht bei Kesselsdorf aus. 1754 erbat er wegen schlechten Gesundheitszustandes seinen Abschied aus dem Militärdienst. Die für vorliegenden Wechsel erhaltenen 1000 Taler entsprachen zwei Jahre später der Höhe seiner jährlichen Pension. - Etwas gebräunt; vertikaler Einriss alt restauriert.
Fuchs, Paul Frhr von, kurbrandenburg. Staatsmann, Diplomat und Minister unter den Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrich III. von Brandenburg (1640-1704). Eigh. Brief m. U. „P v. Fuchs". In deutscher und französischer Sprache. 3 S. 4to. Berlin 25.XII.1696.
Eigenhändig an eine Gräfin über das „mandatum executionalis" des Kurfürsten, betreffend Besitzungen der Adressatin in der Provinz Cleve. „... Es ist schon längst ein Creyß-Schluß gemachet und noch jüngst erneuert worden, daß ob gleich die mandata executionalia auf sambt und sonders lauthen, dennoch die Creyß-ämbter sich zuvorderst untereinander vernehmen müssen, ob Sie die execution gesambter Handt thuen wollen, und das hatt auch gegenwerthigk geschehen müssen, so balde aber von Chur-Pfaltz und Münster nuhr antworth kommet, ob selbige gleich ferner die execution decliniren möchten, seynd Ire Churf. Durchl. entschlossen, die execution allein zuverrichten. Ew. Gräfl. Gnad. halthen sich nuhr fleissig an die Clevische Regierung, damit dieselbe die antworth bey Pfaltz und Münster pressire, so soll die sache balde zum stande kommen. Ich wündsche solches von Hertzen, damit Ew. Gnad: nach so vielem Verdruß dermahleinst soulagiret werden ...". Es folgt ein Postskriptum in französischer Sprache, da er soeben einen weiteren Brief von ihr erhalten habe: „... je suis sensible, Madame, aux indignités qu'on Vous fait souffrir, mais il est constant que Son Alt. El. ne peut pas proceder dans l'affaire autrement, qu'elle fait; à moins que de vouloir renverser l'ordre étably dans le directoire, ce qui est de dangereuse conséquence. Mais il faut sans cela, que l'affaire se termine: sur tout si vous penserez bien la Regence de Cleve: La jeune et belle Contesse mérite une meilleure destinée que de vivre dans la misère ...". - Am oberen Rand ein Streifen mit leichtem Textverlust abgeschnitten. - Eigenhändige Briefe des bedeutenden brandenburgischen Staatsmannes kommen sehr selten vor. - Beiliegend ein Kupferstich-Porträt des Freiherrn von Fuchs. - Weitere Beigaben: Derselbe. Gedrucktes Edikt mit eigh. Unterschrift "P Fr. Fuchs". 1 S. Cölln a. d. Spree 25.IX.1702. - Genehmigung einer Kollekte zur Reparatur der Kirche in Schwäbhein, Franken. - Ferner: Georg Matthias von Borcke, preuß. Staatsmann unter Friedrich Wilhelm I., Kanzler der Neumark (1671-1740). Fragment eines Briefes mit eigh. U. „Matthias von Borck Mppria". 1 S. Folio. (Berlin 1717). - An den König Friedrich Wilhelm I., in einer juristischen Angelegenheit. - Zus. 3 Teile.
Gentz, Friedrich von, dt.-österr. Politiker und Publizist, Staatstheoretiker, Berater Metternichs (1764-1832). Eigh. Schuldschein m. U. "Friedrich Gentz". 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Wien 10.IX.1802.
"Drey Monat auf dato zahle ich Endes Unterschriebener gegen diesen meinen Schuldschein an Herrn Baron N. von Arnsteiner oder dessen Ordre die Summe von fünfhundert Gulden. Valuta richtig empfangen ...". - Mit Vermerk des Zahlungsziels am oberen Rand. - Leicht gebräunt.
Hamburg. - Schröder, Johann Heinrich Frhr von, Hamburger Kaufmann, internationaler Großhändler und Bankier (1784-1883). Brief m. U. "J. H. Schröder". 1/2 S. Gr. 4to. Hamburg 13.I.1852.
An Georg Kayser in Lübeck. "... In höflicher Erwiederung Ihres geehrten Gestrigen schrieben wir laut einliegendem Schein heute für Ihre werthe Rechnung ... an hiesigen Herrn Paul Mendelssohn Bartholdy per Bank ab und werden uns dieserhalb mit Herrn D. Witte in Stettin benehmen ...". - Das Andenken an Schröder ist durch eine von ihm errichtete mildtätige Stiftung und bedeutende Immobilien in Hamburg noch heute lebendig. - An zwei Rändern angestaubt. - Dabei: Johann Berenberg, Gossler, Hamburger Bankier-Dynastie. Quittung m. U. "Joh Berenberg,Gossler". 1 S. Quer-schmal-8vo. Hamburg 5.IX.1856. - "Von Herrn Julius Campe hieselbst das demselben von Hrn. Emanuel Weiss, Boston, übersandte Manuscript, betitelt: 'Ideen über Welthandel in den Arabischen Gewässern, dem deutschen Handel gewidmet von einem Reisenden im Osten' zurück erhalten zu haben, bescheinigen hiedurch ...". - Das interessant klingende Manuskript schien dem Verleger Campe offenbar nicht geeignet; es ist zumindest in Deutschland nicht im Druck erschienen. - Ferner beigegeben ein sehr umfangreicher Brief des Bremer Kaufmanns Wilhelm Ludwig Oelrichs (1770-1846) an Edward Hagedorn in Philadelphia (Bremen 29.IX.1829), in geschäftlichen Angelegenheiten. - Aus der Sammlung Paul Wallich.
Hope, Henry Philip, berühmter englischer Kunst- und Edelsteinsammler holländ. Herkunft, Besitzer des blauen "Hope-Diamanten" von 45,52 Karat und einer gleichfalls nach ihm benannten Perle von 90 g Gewicht (1774-1839). Eigh. Albumblatt m. U. "Henry Ph. Hope". 11/2 S. Quer-8vo. London 4.X.1818.
Ausführliche, sehr höflich-bescheidene Widmung an einen Herrn. "... if you will kindly admit the plain spoken language of a heart truly devoted to you, and fully sensible of your worth, amidst the numerous affusions of art and genius that adorn the pages of your Album, these lines may not be unworthy of their Subject as recording the high regard and sincere attachment of one whose best wishes will always attend you, and who flatters himself he may occasionnally share in your recollection of the numerous friends to whom you have endeared yourself in this country ...". - Sehr selten.
Karl V., röm.-dt. Kaiser
Brief 1553 an die Stadt Braunschweig
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"friden, rhue, vnnd ainigkait"
Karl V., röm.-dt. Kaiser, als Karl I. auch König von Spanien, einer der mächtigsten Herrscher der frühen Neuzeit (1500-1558). Brief m. U. "carolus" (Signaturstempel?). 5 S. auf 2 Doppelbl. mit Adresse. Mitunterzeichnet (Paraphe) von Anton Perrenot Kardinal von Granvella. Folio. Diedenhofen 9.I.1553.
Umfangreicher politischer Brief an Bürgermeister und Rat der Stadt Braunschweig. Die selbstbewußte, wehrhafte Stadt, seit 1528 protestantisch, lag im Dauerkonflikt mit dem katholischen, unbeirrt kaisertreuen Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel, der zwar 1542 durch Truppen des Schmalkaldischen Bundes vertrieben und später inhaftiert worden war, aber nach dem Sieg des Kaisers in der Schlacht bei Mühlberg 1547 zurückgekehrt und das Herzogtum, mit Ausnahme der rebellischen Stadt Braunschweig, gewaltsam zu rekatholisieren bemüht war. Zugleich zog Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, der zuerst auf Seiten des Kaisers gekämpft, aber 1547 die Seiten gewechselt und den sog. Fürstenaufstand angezettelt hatte, mit einem Söldnerheer durch Franken und angrenzende Gebiete und plünderte die Bischofssitze und diverse Reichsstädte im sog. Zweiten Markgrafenkrieg. Daher sammelte sich unter dem Oberbefehl des Kurfürsten Moritz von Sachsen ein bundesständisches Heer, um dem jetzt auf protestantischer Seite agierenden Markgrafen entgegenzutreten. In dieser Situation hatte sich die Stadt Braunschweig an Karl V. gewandt und um friedenstiftende Maßnahmen gebeten. Der Kaiser antwortet mit dem vorliegenden, sehr ausführlichen Schreiben.
"... wissen Euch darauf gnediger Mainung nit zu verhalten, das wir gleichwol anfencklich bericht worden das solch Kriegsvolck fuernemblich wider vnns vnnd andere gehorsame Stende des hailigen Reichs, auch vnserm Vheind dem Konig von Franckreich zu guetem aufgebracht worden, wie sich dan gemelt Kriegsvolck In etlichen Iren Absag briefen außtrucklich auf gedachten Konig beruefft vnnd daruber nit allain berurten Hertzog Henrichen Sonder auch etliche anndere vnnsere und des hailigen Reichs Stende mit denen sie doch sonst in unguetem gar nichts zu schaffen gehabt, mit Brandtschatzung vnnd In annderweg gantz beschwerlich angegriffen, unnd beschediget haben solle ...
So habt Ir selbs leichtlich zugedencken, das vnnser hievor an Euch und anndere beschehne gnedige warnung, vnnd vermanungen, nit allain nit unzeitlich, sonder auch wir nochmals auf demselben also zuverharren nit geringe, sonder gantz notwendige vnvermeidliche vrsach haben. Dan wir seyen der gantz gnedigen Zuversicht, da sich Jemandts gedachts vnnsers Vheindts des konigs von Franckreich, one alle befuegte vrsach wider vnns anrennen, vnnd daruber auch anndere vndchuldige Stend, so sonst mit der sachen gar nichts, sonnder vil mer mit Inen selbs, vnnd gemainen des Hailigen Reichs obliegen zu schaffen, muetwilliger weise vberfallen vnnd In seinen anhang wider vnns als das Haupt dringen, vnnd nottingen wolt. Das Ir vnnd anndere gehorsame Stendt, vnnd Stett solchem nit allain kainen beyfall geben, Sonnder auch als vnnsern, vnnd des Reichs getreuen Vnderthanen wol ansteet, vnnd gepürt, auf die weg trachten helffen wurdet, dardurch das Hailige Reich Teutscher Nation, vnnd desselbigen gehorsame Stende In geliebten friden, rhue, vnnd ainigkait erhalten werden mogen.
Sofern es aber bey berurtem Kriegsvolck allain vmb das Zuthun, das die Obersten desselben vorhabens seind durch solche Kriegshandlung, das Irige von Herzog Henrichen widerumb zu bekhomen, darin hetten gleichwol vnnsers erachtens wol anndere vnnd glimpflichere wege ... gefunden werden mögen; Also das es dieser mercklichen vnrhue nit bedorffte, vnnd der armen Leüth darunder wol verschonet worden were.
Dan wie ganz statlich sich etlich Chur- vnd Fürsten, zum thail auf vnnser vorgeends Commission, vnd zum thail für sich selbs In die hanndlung geschlagen, vnnd allen moglichen fleyß angewendet, Ine Herzog Hainrichen nit allain mit den Herren, vnnd vom Adel so umb Recuperation Irer gueter bisher angehalten, Sonder auch mit Euch selbs guetlich zuvergleichen, vnnd zuvertragen ...". Ermahnt sie dann mit vielerlei Argumenten, sich mit dem Herzog zu einigen, und erklärt, dass er den Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin (1513-1571) gebeten habe, sich als Vermittler zu betätigen. - Sieben Monate später wurde Albrecht Alcibiades bei Sievershausen in der blutigsten Schlacht der ganzen Reformationszeit von den Kaiserlichen geschlagen, so dass die mit ihm verbündete Stadt Braunschweig sich dem Herzog Heinrich unterwerfen und seine Landeshoheit anerkennen mußte. Der Sieg wurde mit schweren Opfern erkämpft: Unter den 600 gefallenen Adligen waren zwei Söhne Herzog Heinrichs und der Kurfürst Moritz von Sachsen. - Die Blätter des Briefes in späterer Zeit mit kleinem Nummernstempel versehen. Das gleichmäßige Schwarz der Signatur des Kaisers läßt vermuten, dass es sich hier um einen von ihm veranlaßten Signaturstempel handelt; jedenfalls entspricht unsere Version der zweiten der beiden bei Geigy-Hagenbach abgebildeten üblichen Unterschriften des Kaisers. - Gut erhaltener, großer und wichtiger Brief Karls V. in seinem Bemühen, die unversöhnlichen europäischen Parteien in den Wirren der Reformationskriege zu Friedensverhandlungen zu bewegen.
Der Deutsche Kaiser in Ungarn
Kublin, Siegmund (später: Zsigmond), ungar. Schriftsteller und Finanzagent, Vertreter der Firma Berthold M. Schlesinger in Budapest (1853-1910). 4 eigh. Briefe m. U. "Kublin". In deutscher Sprache. Zus. 141/2 S. Gr. 4to und kl. 4to. Budapest, Mohács und Groß-Wardein 1895-1899.
An den Schriftsteller und Bankbeamten Hugo Schneider in Berlin. Umfangreiche, interessante Briefe; in zwei von ihnen äußert sich Kublin anläßlich des Staatsbesuchs des Deutschen Kaisers in Österreich-Ungarn ausführlich und begeistert über die Persönlichkeit Wilhelms II. aus ungarischer Sicht. Im Juli 1895 kommentiert Kublin einen satirischen Zeitungsartikel und fährt fort: "... Ganz was Anderes ist's wenn deutsche Zeitungen über ihren Kaiser oder den Exkanzler in offener oder versteckter Weise losspeien, bestehende Gegensätze - die es immer, selbst unter Blutsverwandten gegeben - vertiefen, oder nicht ermüden, solche zu suchen u. zu - finden ... Besonders Großes leisten in dieser Richtung die sogenannten 'freisinnigen' Zeitungen u. noch nie nahm ich ein solches Blatt in die Hand, ohne es mit Indignation über die plumpen Verdrehungen u. Verdummingsversuche, die der 'Stadt der Intelligenz' ohne Unterlaß dargeboten werden, weggelegt zu haben. - Der Gegensatz zwischen Kaiser u. Bismarck berührt jeden ehrlichen u. vernünftigen Menschen peinlich, er vermag aber der Verehrung, die diesen Zierden unseres Zeitalters gebührt, nicht den mindesten Eintrag zu thun. Die Wunden, die Bismarck Oesterreich geschlagen, haben mich nicht geschmerzt, sie waren geschichtlich und sittlich wohlverdient. Das Oesterreich welches zu seinem eigenen Schaden u. zum Schaden der Völker überall Anzettelungen hatte, konnte, nachdem es gleichzeitig von vorn u. hinten gehörig verwaschen [?] wurde, auf sich selbst besinnen u. seine Aufmerksamkeit den eigenen Völkern zuwenden. Nur dadurch wird die Consolidirung der Oestr. Ung. Monarchie möglich; aber auch die Consolidirung Deutschlands. Thatsächlich also hat Bismarck beiden großen Staaten einen Dienst erwiesen, u. ihnen den Weg gezeigt, auf welchem beide qualifizirt wären [14.VII.1895] ... Vor einer Stunde sah ich den Deutschen Kaiser! Mit gemüthlich-freundlichem Antlitz nahm er die lebhaften 'Elyen' meiner Landsleute entgegen, indem er langsamen Schrittes vom Landungsplatze zu seinem prunkvollen Separatzug einherschritt. Er ist so viel größer u. kräftiger als ich ihn mir dachte! Erzherzog Friedrich, ein Mann von Mittelgröße, kam für einen Augenblick an ihn heran, diesen überragte er bei weitem. Er trug Jagdkostüm, den Überrock lose umgehängt, u. blos mit einem Orden geziert. Das männlich-schöne, echt germanische Antlitz ist geradezu imposant ... Für mich war sein Anblick (ohne Übertreibung) ein weihevoller Moment. Als überzeugter Monarchist aus voller Seele, als Bewunderer u. Verehrer des Hohenzollernhauses, erscheint mir Wilhelm II. als die Verkörperung meines Ideals; denn nicht nur daß er der grösste Deutsche, so groß daß er an Geist u. Edelmuth alle Parteien gewaltig überragt, ist er zugleich der größte Dulder u. Sorger seines von endlosen Nörgeleien u. Sophismen irregeführten Volkes. Das war der Gesichtspunkt, unter welchem mein Blick vor einer Stunde auf Wilhelm II. ruhte ... so lag denn nichts näher, als Ihnen, dem Preussen, dem Unterthan Wilhelms des II., Bericht zu geben, von wie viel Befriedigung u. Genugthuung selbst ein Nichtdeutscher durch den Anblick Ihres edlen großherzigen Monarchen erfüllt ist. Eine ähnliche Wirkung, wenn auch aus oberflächlicheren Gründen, übte Wilhelm II. auf alle Anwesenden aus ... Viel gewaltiger wird diese Wirkung morgen in Erscheinung treten, wenn Wilhelm II. in die prunkvoll dekorirte Hauptstadt des Landes einziehen wird ..." [Mohács 19.IX.1897, "11 Uhr Nachts"). - Der letzte Brief behandelt eingehend Schneiders 1899 erschienenen Roman "Dankesfesseln".
Adolph Friedrich III., Herzog zu Mecklenburg-Strelitz
Brief 1738 + Beigaben
Los 2630
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Mecklenburg. - Adolph Friedrich III., Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1686-1752). Brief m. U. "Adolph Friederich HzM". 21/4 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Neustrelitz 27.III.1738.
An Bürgermeister und Rat der Stadt Alten Strelitz. Ungnädiger Brief wegen Mangels an Gehorsam bei den Bürgern, u. a. wegen Verwahrung der sog. "Bruch-Gelder". "... daß, nachdem von Unsers hochseeligsten Herrn Vaters Gnaden, Unserer Erb-unterthänigen Stadt Alten Strelitz den 25. Febr. 1709 ertheilten Begnadigung, euch aus keiner andern Ursache der 3te Theil der Bruch-Gelder beym Stadt-Gericht gegeben, als daß ihr einen Schließer, welcher beym Ober-Gericht mitgebrauchet werden könne, beständig halten, auch eine Custodie für Verbrecherr in beyden Pforten, bauen und unterhalten sollen. - Da aber beydes bißher nicht geschehen, vielmehr zu Unserer Cammer größesten Last ein Schließer besonders gehalten worden, und der so genannte Gerichts-Diener mehr in Stadt- als Gerichts-Diensten notorie gebrauchet wird, zu geschweigen, daß die Bürgerschaft, die gegen unsere vielfältige Begnadigung schuldige und unterthänigste Hochachtung oftermahls aus den Augen setzet, wie davon die vor einiger Zeit verweigerte Bürger-Wache bey denen hiesigen gefangenen euch deßen klar überzeuget, zumahl ihr auch von selbst bescheiden werdet, daß der Stadt durch aufruffung dieser sub conditione deferirten Begnadigung nichts entzogen werde; So hättet ihr nunmehro, was auch schon längstens obgelegen, zu prästiren, und mit Unserer Cammer wegen der in verfloßenen Jahren zur Ungebühr empfangenen Brüche euch zu vergleichen ...". - Etwas gebräunt; Verfärbung durch den Siegellack; Ausschnitt am Adressblatt durch Öffnen der Versiegelung. - Beiliegend zwei Verfügungen im Namen des Herzogs: 1708 befiehlt er die Anstellung eines Gerichtsdieners ("und demselben, alter observance nach, eine freye Wohnung, auch andern Unterhalt verschaffen"), nachdem sich der Stadtrichter von Alten Strelitz über respektloses Betragen des Ratsdieners beschwert hatte. - 1744 gibt er die Beschwerde des Müller Friedrich Moinke weiter, den von der Stadt versprochenen Hofraum hinter seinem Hause endlich zur Verfügung zu stellen.
- Adolph Friedrich IV., Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1738-1783). 3 Biefe m. U. "Adolph Friedrich HzM". Zus. 31/2 S. Doppelbl. mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Neustrelitz 1757-1783.
Jeweils an Bürgermeister und Rat (im letzten Brief an den Rat Jacobi) der Stadt Altstrelitz. Der erste Brief ist eine ernstliche (dritte) Ermahnung, endlich einen Schließer anzustellen und den Gerichtsdiener, der außer seinen Diensten beim Stadtgericht sowie dem "Polizey- und Contributions-Weesen" auch noch die Reinigung des Marktplatzes und einer Straße besorgt, angemessen zu bezahlen [29.III.1757]. - Im zweiten Brief lehnt der Herzog das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Altstrelitz ab, in der man den herzoglichen Justiz-Verwalter Jacobi unter Beibehaltung dieses Amtes zum Bürgermeister machen wollte. Der Herzog verbietet diese Ämterhäufung und erinnert an die "zum Exempel zu Friedland und Woldegk vorgekommenen Inconvenientien, Collisionen und Zwistigkeiten mit der Bürgerschaft, in einer und eben derselben Person zu verbinden". Der Rat Jacobi möge sich für eines der beiden Ämter entscheiden. Ebenso strikt lehnt der Herzog die erstmalige Wahl eines "Ratsverwandten" zum Zweiten Bürgermeister ab, zumal der gewählte "in große [!] Weitläuffigkeit in Ansehung der Cämmerey-Rechnung" stecke. Falls Jacobi im Justiz-Amt bleiben wolle, möge man einen andern der Advokaten, die sich beworben hätten, zum Bürgermeister wählen [1.VII.1773] - Im dritten Brief, direkt an den Rat Jacobi gerichtet, erteilt der Herzog die Anweisung, dass der Schneider Pragst aus Neustrelitz die Stelle eines Torschreibers und Gerichtsdieners in Altstrelitz übernehmen solle. - Hübsche Beispiele für die Verwaltung in einem Duodezfürstentum des 18. Jahrhunderts. - Die Adress-Blätter wie gewöhnlich mit Ausschnitt durch das Öffnen der Versiegelung.
- Carl II., Herzog (später Großherzog) zu Mecklenburg-Strelitz, Vater der Königin Luise von Preußen, hannoverscher Feldmarschall (1741-1816). 2 Briefe m. U. "Carl H zu Mecklenburg". Zus. 2 S. Doppelbl. mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Neustrelitz 1.III.1799 und 8.XI.1804.
Beide Briefe an den Magistrat von Alten-Strelitz. Billigt und genehmigt jeweils die Wahl des Hofrats Reinicke bzw. des Advokats Siemssen zum Bürgermeister von Alten-Strelitz. Der neue Bürgermeister solle jeweils, "was sein Antecessor an Gehalt und Accidenzien gehabt, ebenfalls genießen". - Das Adressblatt jeweils mit Ausschnitt vom Öffnen der Versiegelung; sonst frisch erhalten. - Beiliegend 2 etwas spätere Abschriften der Briefe.
Der Landesherr gegen seine Beamten
- Georg, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1779-1860). 2 Briefe m. U. "Georg H v M". Zus. 3 S. Neustrelitz 22.X.1835 und 2.III.1845.
An den Magistrat von (Alt-) Strelitz. Der umfangreiche erste Brief des Herzogs ist besonders interessant, weil er eine ausführliche und grundsätzliche Schelte für die Verwaltung und Gerichtsbarkeit seines Landes enthält. In einer Erbschaftsangelegenheit hatte die zuständige Behörde hohe Verwaltungsgebühren von der Witwe verlangt, ohne zu berücksichtigen, dass diese auch hohe Schulden mitgeerbt hatte. Der Herzog tadelt das Vorgehen seiner Beamten mit ausführlichem Kommentar. Er könne nicht umhin, "über die große Befangenheit, mit welcher ihr noch immer euren Irrthum festhaltet, Unsre ernstliche Mißbilligung hiermit auszusprechen. Schon auf den ersten Blick muß es einleuchten, daß es höchst unbillig ist, bei Berechnung der Gebühren für Erbschafts Regulirungen nach Procenten, die Schulden, als wenn solche gar nicht vorhanden wären, zu betrachten, so daß also für eine ganz kleine Erbschaft öfters dasselbe, und mehr, als für eine weit grössere, entrichtet werden soll, ja daß, unter Umständen, die ganze Erbschaft mit den Gebühren aufgehen kann ... Unbegreiflich ist es hiernach, wie ihr fortgesetzt vermeinen könnt, daß euer bisheriges Verfahren die gesetzliche Vorschrift für sich habe ... in einem offenbaren Widerspruche versirt ihr aber, wenn ihr auf der einen Seite die Competenz, jure supremae inspectionis, der Landes Regierung in der vorliegenden Angelegenheit anerkennt, auf der andern Seite aber vermeint, daß eine bereits erfolgte Entscheidung derselben demnächst annoch einer richterlichen Dijudicatur unterstellt werden könne, und dürfe! ...". Ganz verfehlt sei die Begründung, bei der geringen Besoldung der Beamten benötige man solche hohen Gebühren. Hier würden persönliche Interessen mit Rechtsgrundsätzen vermischt. - An solchem Fall wird verständlich, dass der Herzog trotz seiner politisch reaktionären Einstellung bei der Mehrheit der Bevölkerung sich einiger Beliebtheit erfreute. - Im zweiten Brief genehmigt der Herzog die Wahl Eduard Nauwercks (1809-1868) zum Bürgermeister von Strelitz. Der Burschenschaftler Nauwerck blieb 22 Jahre Bürgermeister von Strelitz, korrespondierte mit Fritz Reuter während dessen Festungshaft und war 1848 Mitglied der linken Fraktion in der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung. - Der erste Brief gering fleckig, der zweite leicht gebräunt.
Melanchthon, Philipp (eigentl. Ph. Schwartzerdt), als Reformator Martin Luthers engster Mitarbeiter, Theologe, Altphilologe, Philosoph, Humanist, Lehrbuchautor und neulateinischer Dichter, galt als "Praeceptor Germaniae" (1497-1560). Eigh. Schriftstück mit Namen am Kopf. 3 Zeilen. Ca. 4 x 18 cm (Abschnitt aus einem Quittungsbuch). Auf ein Untersatzblatt montiert. O. O. 1539.
"Ich Philippus Melanthon bekenn das ich von ... Christoff Planken empfangen hab funffzig florin vff das Quartal Reminiscere anno 1539". - Leicht stockfleckig.
- Brief m. U. „Nap". 4 S., eng beschrieben. Doppelblatt mit Goldschnitt. 4to. Schönbrunn 14.IX.1809.
An seinen Kriegsminister, Henri Jacques Guillaume Clarke, Herzog von Feltre, Pair von Frankreich (1765-1818). Sehr umfangreicher, bedeutsamer Brief über die Ausrüstung und Truppenstärke der französischen Armee. Clarke hatte ihm einen Gesamt-Etat für alle Truppenteile gesandt, und der Kaiser nimmt sich Punkt für Punkt vor, gibt Kommentare, macht Gegenrechnungen auf, stellt Forderungen und gibt Anweisungen. "... Si j'avais connu ce nombre, j'avais certainement profité du temps de l'armistice pour faire passer 100.000 fusils aux Polonais. Dans une lettre de ce jour je vous fais connaitre mes intentions la dessus. Ainsi voilà 100.000 fusils sur lesquels il ne faut plus compter; et - pour plus que les affaires de Pologne prisent certaine direction, il - faudroit en envoyer 200,000. - je vois par mes derniers états de l'artillerie française qu'il y a 286.000 fusils de 77, 37.000 du modèle No 1, et 80.000 de Dragons. j'ai donc 403.000 fusils ... je vois sur l'état des armées étrangères, que j'ai en France 14.500 fusils de Calibre français, 44.000 de Calibre supérieur et 18.000 de Calibre inférieur, total 76.500 fusils étrangers en France.- que j'ai de plus en italie, en albanie et en allemagne 11.000 fusils de Calibre français, 17.000 de Calibre Superieur et 3000 de Calibre inférieur ...". Neben den Bilanzen über die Waffenvorräte wird auch die Frage der Magazine erörtert. Es gelte "d'établir à Anvers une bonne Salle d'armée, où il y ait toujours 15 ou 16.000 fusils. ... il faut toujours 15. à 20.000 fusils à la fer, comme arsenal de Paris et comme point central. - la manière d'emmagaziner les armées devoit être l'objet d'un travail particulier ... en somme, j'approuve les Conclusions de votre lettre du 7.7bre et j'espère qu'avant juillet 1810 ma situation sera augmentée de 200.000 fusils de nouvelle fabrication et de 200.000 fusils reparés ...". - Bemerkenswert, wie der Feldherr bei der Rüstung nur noch in Hunderttausenden und in europäischen Dimensionen denkt. - Ein Nachsatz neben der Signatur, der Dank an einen General bestellt, stammt vermutlich von Napoleons Hand.
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