Botero, Fernando
Stilleben mit hängenden Orangen
Los 8031
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
33.000€ (US$ 35,484)
Stilleben mit hängenden Orangen
Bleistift auf chamoisfarbenem Ingres Canson-Bütten. 1973.
49,5 x 62,7 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Botero" und datiert.
Warum hängen die Orangen? Boteros Lieblingsfrüchte sind hier ganz ungewöhnlich platziert und schweben über Äpfeln und Birnen, Bananen und Trauben, die er mit Krug, Becher und Schale auf dem kleinen Tisch mit einem Tuch zu einem kompakten Stilleben gruppiert. Einige der Früchte sind aufgeschnitten, und aus der geöffneten Schublade schaut wie ein frecher Schnabel eine kleine geöffnete Zange oder Gartenschere heraus.
Zeichnerische Delikatesse muss hier die in der Natur üppig leuchtenden Farben der Früchte ersetzen: Mit scharfen Pünktchen beschreibt der Künstler die narbige Textur der Orangenschale, und raffinierte Schattierungen von delikater Weichheit erfassen die sinnlichen Rundungen der Früchte in einer Intensität, wie sie in den feinen Obststilleben Boteros nicht häufig zu finden ist. Der Künstler empfand die Orange mit ihrer einfachen Grundform als die am schwersten zu malende Frucht, und wohl aus diesem Grund verschafft er ihr in dieser Zeichnung eine herausgehobene Stellung. Also verknotet er Bindfäden an den Stielansätzen und lässt die beiden Orangen über allen anderen Früchten schweben.
Im selben Jahr entstand ein Gemälde Boteros mit beinahe identischer Komposition, auf dem lediglich die Schere fehlt. Der kleine Tisch mit leicht geöffneter Schublade, auch mit Schere, findet sich in seinen Stilleben häufiger, ebenso wie die hängenden Orangen (vgl. z. B. Hobi 1976/12). In seiner Liebe zu üppigen Volumina zeigt er sich beeinflusst von der italienischen Malerei des Quattrocento.
Mit den verschobenen Proportionen und den glatten, wie aufgeblasen wirkenden Formen transformiert Botero das Sujet 'Stilleben' in etwas ganz Eigenes. "(W)ith Botero, the Colombian still life attains the highest degree of excellence... His contributions to the genre mirror the same colossal, comic, critical, candid and documentary traits as the rest of his work." (Eduardo Serrano, Still Life in Colombia, Bogotá 1992, zit. nach Hobi, S. 28).
Fernando Botero, schon als zwölfjähriger Junge zum Matador ausgebildet, zeichnet zuerst Stierkämpfe. Nach einer ersten Gruppenausstellung in Medellín arbeitet er als Bühnenbildner, bereits 1951 findet eine Einzelausstellung seiner Werke in der Galería Leo Matiz in Bogotá statt. Hier lernt der Sohn eines kolumbianischen Handlungsreisenden im Kreis des Cafés "Automática" die kolumbianische Avantgarde kennen und studiert bald an der Academia de San Fernando, Madrid, bevor er 1953 nach Paris, dann nach Florenz zieht. Nach seiner Rückkehr wird Botero Professor für Malerei an der Kunstakademie von Bogotá und setzt sich als der wichtigste junge Künstler Kolumbiens durch. 1956 erscheint sein typischer, plastischer Malstil erstmals in dem Gemälde "Stilleben mit Mandoline". Er zieht 1960 nach New York, 1966 erlebt er seinen internationalen Durchbruch.
Provenienz: Galerie Brusberg, Hannover
Privatbesitz Norddeutschland
"Troika Glasnost"
Öl auf Holz mit Schnitzerei. 2009.
100 x 80 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "Uwe Bremer".
Skurrile Komposition voller Merkwürdigkeiten und mit Witz umgesetzt. Im rechten Bildrand leert sich allmählich das Glas, während links ein fratzenhaft entstellter Vater sein ebenso monströses Kind mit einer blutroten Pranke schaukelt. Nebeneinander stehen abstrahierte Rudimente menschlicher Figur, geometrische Elemente und die typische, kaum zu entziffernde Schrift.
Entstanden im Rahmen des Projekts "Bier", an dem 104 Künstler und 52 Autoren beteiligt waren und zu dem ein Katalogbuch 2009 beim Eichborn Verlag erschien, Abb. S. 100.
Menschen in der Stadt
Feder in Schwarz, aquarelliert, auf Bütten. 1919.
28,5 x 21,5 cm (31 x 24 cm).
Auf dem Passepartout unten rechts mit Bleistift signiert "Max Burchartz", unten links datiert und bezeichnet "Nr. 79".
Hervorragende, typische Arbeit aus der expressionistischen Phase des Künstlers während der Jahre nach Kriegsende in Hannover. Die Stadt entwickelt sich in der Nachkriegszeit zu einer modernen Kunststadt; die bereits 1916 gegründete Kestner-Gesellschaft und die neugegründete "Galerie moderner Kunst" von Herbert von Garvens stellen Werke der Avantgarde aus. Hier trifft Burchartz mit der Gruppe der Dadaisten um Kurt Schwitters zusammen und befreundet sich mit Otto Gleichmann, dessen expressionistische Gemälde er bewundert. Beide werden die überragenden expressionistischen Künstler der Stadt und zählen zur Hannoverschen Sezession, die sich 1917 gründete (Burchartz war ab 1.2.1920 Mitglied). Unterstützung finden sie durch den künstlerischen Leiter der Kestner-Gesellschaft, Dr. Paul Erich Küppers. Durch den regen Austausch mit überregionalen Künstlern angeregt, stellt Burchartz als Gast in der Dresdner Sezession Gruppe 1919 sowie der Novembergruppe (1919 und 1923) aus und hat ebenfalls Kontakt zur Berliner Sturm-Galerie. Die Auseinandersetzung mit den Ideen der radikalen, politischen Künstlervereinigungen führt zur künstlerischen Neuorientierung. Kubistische Elemente finden Eingang in sein Werk und er begreift die Bildstruktur als ein Flächenraster.
Wie bei den Brücke-Künstlern finden sich Formen der "primitiven" Kunst Afrikas, häufig weisen die Dargestellten Gesichtszüge afrikanischer Masken auf.
Unser Blatt steht stellvertretend für die bedeutende expressionistische Phase im Werk des Künstlers: Burchartz reiht Szenen, Objekte, Personen farbig partiell akzentuiert aneinander. Es herrscht eine kaleidoskopische Einheit in der Fläche; nichts ist wirklich exponiert dargestellt, die Bilder erzählen eine Geschichte. Die untere Figur hält ein Haus in ihrer Hand und erinnert an eine gotische Stifterfigur. Versatzstücke von Hausgiebeln und Fassadenelementen sind oben und am rechten Bildrand angegeben. Am linken Rand stürzt sich ein Hase ins Ungewisse, die Person über ihm scheint ebenfalls in Aufruhr zu sein und zu fliehen. Im sakralen Kontext lassen sich die Tiere in Jagddarstellungen als Verfolgung des Guten durch das Böse deuten, so etwa bei den romanischen Bauplastiken am Dom von Königslutter (um 1135). Hier symbolisiert der vom Jäger verfolgte Hase die menschliche Seele, die sich vor der Verfolgung durch den Teufel retten will. Burchartz beschäftigte sich nachweislich mit mittelalterlicher Skulptur.
In der Entstehungszeit unseres Aquarells wurde Max Burchartz von Alfred Flechtheim vertreten (1919-21), der die erste Einzelausstellung des Künstlers 1920 in seiner Düsseldorfer Galerie organisierte und ihm durch den Verlag einer großen Anzahl seiner graphischen Arbeiten eine breite Öffentlichkeit schuf.
Literatur: Gerda Breuer (Hrsg.), Max Burchartz, 1887-1961, Künstler Typograph Pädagoge, Berlin 2010
Webstuhl
Holzschnitt auf grauem Bütten. 1918.
11 x 7,8 cm (19,2 x 19 cm).
Signiert "Campendonk".
Engels/Söhn 65.
Erschienen im Programmheft zur Tagung des Deutschen Werkbundes, Krefeld 1926. Die Auflagenhöhe ist unbekannt. Brillanter, kräftiger und tiefschwarzer Druck mit dem rückseitigen Text, mit dem vollen Rand.
Chillida, Eduardo
Charles Racine: Le sujet est la clairière de son corps
Los 8036
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.750€ (US$ 1,882)
Charles Racine: Le sujet est la clairière de son corps
Aquatinta auf Auvergne-Bütten. 1975.
10,5 x 8,9 cm (24,3 x 18,2 cm).
Signiert "Chillida". Auflage 40 num. Ex.
Van der Koelen 75010.
Blatt 4 aus Charles Racines "Le sujet est la clairiere de son corps", gedruckt im Atelier Morsang, Paris, herausgegeben von Maeght, Paris. Neben einer Buchauflage von 120 numerierten Exemplaren und wenigen Probedrucken erschien eine zusätzliche Auflage der Radierungen von 40 numerierten Exemplaren. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, rechts mit dem Schöpfrand.
Danse de Miriam
Radierung, koloriert, auf Arches-Velin. 1958.
29,1 x 23,2 cm (53,5 x 39 cm).
Monogrammiert "M. Ch.". Auflage 5 röm. num. Ex.
Cramer books 30.
Blatt 35 der Folge "Bible", insgesamt 105 Radierungen, herausgegeben von Tériade Editeur, Paris 1958. Exemplar außerhalb der Auflage von 100 numerierten Exemplaren. Prachtvoller, fein differenzierter Druck mit dem vollen Rand.
Sur la plage
Farblithographie auf Japanbütten. 1968.
34,5 x 28 cm (57 x 38,5 cm).
Signiert "Jean Cocteau" und bezeichnet "Japon". Auflage 2 num. Ex.
Neben einer Auflage von 220 Exemplaren auf Bütten erschien eine kleine Vorzugsauflage auf Japanbütten. Prachtvoller, sehr schön farbfrischer Druck mit dem vollen Rand. Selten.
Spår 2 (Spur)
Öl auf Leinwand. 1977.
100 x 81 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "CORCUERA" und datiert, verso mit Stift in Schwarz bezeichnet und mit Richtungspfeil.
Francisco Corcuera studierte 1962 an der Academia de Bellas Artes in Santiago und promovierte 1967 an der Königlichen Akademie der Freien Künste in Stockholm. Zunächst lebte er in New York, wo er Andy Warhol und Marcel Duchamp traf und seine erste Einzelausstellung bei Leo Castelli stattfand. Mit der Heirat einer schwedischen Baronin zog er nach Schweden, heute lebt er im marokkanischen Tanger. In Schweden war er Mitbegründer des abstrakten Illusionismus und ist heute ein international erfolgreicher Künstler.
Corinth, Lovis
Die Liebschaften des Zeus
Los 8040
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
4.250€ (US$ 4,570)
Die Liebschaften des Zeus
Impressum und 8 Farblithographien auf hauchdünnem Japanbütten. In Orig.-Passepartouts, lose in lithographisch illustrierter Orig.-Halbpergamentmappe. 1920.
Ca. 34 x 42 cm.
Die Lithographien jeweils signiert "Lovis Corinth", das Impressum signiert "Fritz Gurlitt". Auflage 20 im Impressum num. Ex.
Schwarz 401.
Lovis Corinth illustriert alle prominenten Liebschaften des Göttervaters in seinen lebendigen Lithographien: Antiope und der Faun, Leda und der Schwan, Europa mit dem Stier, Ganymed und der Adler, Danae und der Goldregen, Alkmene mit Zeus-Amphitrion und Hermes, Calisto und Zeus-Artemis sowie schließlich Io mit der Wolke - stets nähert sich Zeus den schönen Irdischen in verwandelter Gestalt, um nicht die Eifersucht seiner Gemahlin Hera zu wecken. Jeweils im Druck betitelt. Erschienen als 10. Werk der Gurlitt-Presse, Fritz Gurlitt, Berlin, in einer Gesamtauflage von 100 Exemplaren. Die komplette Mappe in prachtvollen, samtigen Drucken, in frischer Farbigkeit und mit dem vollen Rand.
Kopf
Bronzeblech, geschweißt, mit dunkelbrauner Patina. 1994.
38 x 29,5 x 6,7 cm.
An der Innenseite eingefräst unten monogrammiert "M C", datiert und mit der Nummer "478". Unikat.
"Michael Croissants bildhauerisches Werk mutet, besonders von den späten Bronzeskulpturen her gesehen, abstrakt an. Sein Motiv war jedoch ausschließlich die kreatürliche Figur. Die frühen Bronzen tasten sich von der Naturform hin zum Amorphen, gewissermaßen zu den Frühstadien der materiellen, bloß brütenden Existenz. Seit Mitte der 1970er Jahre verschweißt er Eisen-, Blei- und Bronzeflächen zu wuchtigen Figuren oder Köpfen, immer abstrakter werdende Zeichen eines die Materie beherrschenden Geistes. Ab 1980/81 arbeitet Croissant mit 3 - 4 mm dicken Bronzeplatten, aus denen er Segmente herausschneidet und diese zu liegenden oder aufrechtragenden Figuren und Köpfen zusammenschweißt. Diese Arbeitsweise, der er bis an sein Lebensende treu bleibt, führt den Künstler schrittweise zu einer Formalisierung des Figurenmotivs hin zum Konstrukt. Dabei gelingt es ihm - und das ist die großartige Leistung seines Spätwerkes - bei größtmöglicher Reduktion der Figur zur geometrischen Hohlform, jeder Skulptur durch eine je eigene Umrisskontur, eine körperhaft existentielle Präsenz zu bewahren." (Ronald Appel, Galerie Appel, Frankfurt/Main)
Provenienz: Galerie Ohse, Bremen
Sammlung Ostertag, Wilhelmshaven
Vegetables
8 Lithographien mit Collage aus Farboffsetdrucken, jeweils auf dickem, weichem Velin. 1970.
Je ca. 45 x 41 cm (Blattgrößen).
Jeweils signiert "Jim Dine" bzw. monogrammiert. Auflage 96 num. Ex.
Mikro Gallery 66 a-h.
Vollständige Folge von 8 Graphiken, herausgegeben von der Petersburg Press, London. In diesem humorvollen Graphikset arrangiert der beliebte amerikanische Pop Art-Künstler verschiedene Gemüsesorten in einer Kombination aus farbiger Collage und Lithographie. Prachtvolle Drucke, jeweils an allen vier Seiten mit dem vollen Schöpfrand.
Dine, Jim
The Realistic Poet Assassinated
Los 8045
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.375€ (US$ 1,478)
The Realistic Poet Assassinated
Radierung, koloriert, auf dickem Velin. 1971.
69 x 54,5 cm (88 x 71 cm).
Signiert "Jim Dine" und datiert. Auflage 75 num. Ex.
Williams College catalogue 32.
Herausgegeben von der Petersburg Press, London. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.
Römerin
Farblithographie auf Van Gelder Zonen-Bütten. 1962.
57,5 x 36 cm (65,5 x 45 cm).
Signiert "Dix", datiert und bezeichnet "Probe".
Karsch 290/ II A (von C).
Eine der eindrucksvollen Graphiken aus dem Spätwerk von Otto Dix. Der Hintergrundstein in einem blassen Rosa, dieser nach Karsch nicht eindeutig zuzuordnen. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.
Dressler, August Wilhelm
Rückenakt mit weißem Tuch
Los 8051
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
2.500€ (US$ 2,688)
Rückenakt mit weißem Tuch
Öl auf Leinwand, auf Hartfaserplatte aufgezogen.
66 x 51 cm.
Unten links mit Pinsel in Rot mit dem Künstlersignet.
Die anmutige Geste, mit der das junge Modell sich die dunklen, zum Zopf gebundenen Haare richtet, findet in den eleganten Linien der Aloe Vera-Pflanze rechts im Bild ihre Entsprechung. Durch den dichten Farbauftrag erhält der Rückenakt eine Stofflichkeit, die durch die formstrenge Modellierung noch gesteigert wird. Dressler, einer der stilprägenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit, studierte 1906-1913 an den Akademien in Dresden und Leipzig. Anschließend zog er als freischaffender Künstler nach Berlin und schloss sich der "Novembergruppe" an. 1924 wurde Dressler Mitglied der Berliner Sezession. Zwischen 1925 und 1936 beteiligte er sich an verschiedenen Ausstellungen der "Novembergruppe" und des "Deutschen Künstlerbunds". 1925 nahm er an der ersten Ausstellung "Neue Sachlichkeit" in der Mannheimer Kunsthalle teil und erhielt 1927 den Rom-Preis der Preußischen Akademie der Künste. Zwischen 1930 und 1931 war er Stipendiat in der Villa Massimo in Rom. Ab 1934 schließlich unterrichtete Dressler an der Staatsschule in Berlin, aus der er jedoch 1938 wegen des Vorwurfs der "Entartung" wieder ausgeschlossen wurde.
Ohne Titel
Collage und Mischtechnik auf Bütten. 1928.
55,7 x 44 cm.
Unten rechts mit Bleistift signiert "Marc Eemans" und datiert.
Etwa 1926 lernte der belgische Maler, Dichter und Kunstkritiker Marc Eemans Mitglieder der surrealistischen Bewegung in Belgien kennen und wandte sich von der rein abstrakten Kunst ab. Er galt als der jüngste belgische Surrealist, und seine Bilderwelt ist der René Magrittes, mit dem er eng befreundet war, verwandt. Schon im Alter von 20 Jahren war Eemans als bedeutender Vertreter des belgischen Surrealismus sehr etabliert und stellte u. a. zusammen mit René Magritte und Salvador Dalí in der Pariser Galerie von Camille Goemans aus. Abseits vom Weltkunst-Zentrum Paris fand der Maler vielfach Anregung, Echo und Beistand in lokalen Künstlerkreisen. In Belgien, genauer gesagt in der Hauptstadt Brüssel, formierte sich schon bald nach André Bretons erstem "Surrealistischen Manifest" eine Surrealistengruppe. Gegründet wurde sie 1924 von den drei Dichtern Paul Nougé, Camille Goemans und Marcel Lecomte. Die Nähe zu Frankreich hatte Belgien seit jeher besonders empfänglich für die Neuerungen aus Paris gemacht, und auch im Falle des Surrealismus sollte sich die Nachbarschaft befruchtend auswirken. Kontakte zwischen Paris und Brüssel waren jedoch stets ebenso lebhaft wie eine ständig neu aufflammende Rivalität. Unsere frühe Collage steht noch unter dem Einfluss der vorhergehenden, konstruktivistisch-abstrakten Phase im Werk des Künstlers. Collagierte Offsetdrucke in Schwarz-Weiß zeigen eine feierliche mondäne Gesellschaft der 1920er Jahre. Eingeschlossen in die Umrissform eines Blattes, steht diese traumartige Szene sowohl technisch als auch motivisch in unwirklichem Kontrast zu der wüstenähnlichen und reizlosen Landschaft, in welcher sie sich befindet. Der spitz zulaufende, in diesem frühen Werk noch konstruktivistisch anmutende Pfeil lenkt den Fokus des Betrachters auf die schmuckvolle Szene, schafft eine spannungsreiche Verbindung zu der nüchternen Landschaft und erweitert die von Logik begrenzte Perspektive des Betrachters durch das Phantastische und Absurde.
Eemans, Marc
Gibelinse burcht/ Château Gibelin
Los 8055
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
1.875€ (US$ 2,016)
"Gibelinse burcht/ Château Gibelin"
Öl auf Leinwand. 1975.
55 x 46 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Grünblau signiert "Marc Eemans" und datiert, verso mit Filzstift in Schwarz signiert "Marc Eemans", betitelt und datiert.
Unsere Darstellung eines überdimensional großen weiblichen Aktes, der sich von hinten über die Burgtürme des Château Gibelin neigt und die eine Hand in graziler Haltung, doch ebenfalls überdimensionierter Größe, in die Luft streckt, lässt ein wenig an Magrittes rätselhafte Bildmotive einer einzelnen isolierten Figur in der kahlen Landschaft denken. Verso mit dem Brüsseler Adressetikett Marc Eemans.
Provenienz: Privatsammlung Brüssel
Étoile de mer
Farblithographie auf Arches-Velin. 1950.
42,7 x 26,8 cm (56,4 x 38,2 cm).
Signiert "Max Ernst". Auflage 200 num. Ex.
Spies/Leppien 47 D (von H).
Herausgegeben von der Guilde de la Gravure, Genf. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, unten mit dem Schöpfrand.
Vor der Küste
Lithographie auf Rives-Velin. 1951.
23,5 x 37,5 cm (33 x 48,2 cm).
Prasse L 14 I (von II).
Verso mit dem Stempel "The Print Club of Cleveland". Sehr schön nuancierter Druck des sehr seltenen 1. Zustandes (Prasse erwähnt lediglich zwei Abzüge vor Entfernung der Signatur und Datierung im Stein) mit breitem Rand, unten mit dem Schöpfrand.
Fisch mit Figur
Öl auf Leinwand. 2001.
110 x 130 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Braun signiert "Pavel" und datiert, verso mit der Werknummer "797".
Kat. Galerie Taube, Nr. 797.
Das eindrucksvolle, großformatige Gemälde wirft einige Rätsel auf: In einem unbestimmbaren dunklen Raum steht im Vordergrund ein hell erleuchteter Tisch, darauf ein überdimensionierter, von weißem Tuch umhüllter roter Fisch, dazu eine Schale Oliven, ein Granatapfel, aufgeschnittenes Obst sowie ein Glas. Es ist ein skurriles Stilleben - warum ist der Fisch wie ein Kranker umhüllt? Hinter dem Tisch steht eine vom Betrachter abgewandte Aktfigur, die genau wie der Fisch um den Kopf in weißes Tuch gehüllt ist. Mit erhobenen Armen streckt sie in der linken Hand eine Schale, in der rechten einen langen Holzstab in die Luft. Wiederum sehr rätselhaft: Warum ist die Figur abgewandt? Weshalb ist sie halb verhüllt, jedoch ansonsten nackt? Handelt es sich um eine Bettlerfigur? Pavel Feinstein lässt eine Interpretation seiner Bilder stets offen. Das Geheimnisvolle ist Bestandteil seiner Bilder, dies ist es, was den Betrachter an Feinsteins Werken fasziniert.
Der aus Russland gebürtige Pavel Feinstein, eigentlich Pavel Chmelnizkij, erhielt zunächst Malunterricht bei Leonid Starkow. 1978-1979 besuchte er die Kunstfachschule Duschanbe in Tadschikistan. Er emigrierte 1980 aus der Sowjetunion nach Berlin und studierte 1980-1985 an der Hochschule der Künste, 1985 wurde er Meisterschüler bei Gerhard Bergmann. Seine erste Einzelausstellung fand 1986 in der Galerie Taube Berlin statt, die später zahlreiche Ausstellungen für den Künstler organisierte. Feinstein orientiert sich sehr an Cézannes klassischen Stilleben, zudem an Picasso sowie Künstlern der russischen Avantgarde. Charakteristisch für seine Werke ist die besondere Betonung der Farbe verbunden mit dem Einsatz barocker Hell-Dunkel-Kontraste. Seine jüngsten Malereien sind durchdrungen von einem eindrucksvollen altmeisterlichen Stil in Rückbesinnung auf die klassische Bildgattung des niederländischen Stillebens, stets mit einer geheimnisvollen Note versehen.
Ausstellung: "Pavel Feinstein. Neue und alte Bilder. 1983-2001", Ausstellung 180, Galerie Taube, Berlin 2001, Kat.-Nr. 16
"Luca im Papierhut"
Öl auf Leinwand. 1926.
85 x 75 cm.
Unten links in der Darstellung mit Pinsel in Braun signiert "C. Felixmüller" und datiert sowie bezeichnet "Luca im Juni 26", verso nochmals mit Pinsel in Schwarz signiert "Conrad Felixmüller", datiert und betitelt, zudem auf dem Keilrahmen mit Adressaufkleber des Künstlers, Klotzsche, dort bezeichnet "im Papierhut".
Spielmann 369.
Vor Stolz und Kindheitsglück strahlt Felixmüllers Gemälde "Luca im Papierhut". Die groß angelegte Darstellung seines erstgeborenen Sohnes Luca gibt einen reizenden Einblick in das erfüllte Familienleben des Künstlers. Felixmüller heiratete Londa, geborene Baroness von Berg, zum Kriegsende im Jahr 1918; noch in diesem Jahr wurde Luca geboren. Diese persönlichen Lebensereignisse stimulieren eine einschneidende Stimmungsänderung in Felixmüllers Gemälden: Allmählich, besonders um die Mitte der Zwanziger Jahre, wendet er sich von den politischen und sozialkritischen Aussagen seiner früheren Arbeiten ab und beginnt, sich mehr privaten Inhalten, vor allem auch der Darstellung seines glücklichen Familienlebens zu widmen.
Der Maler blickt in seiner väterlichen Größe hinab auf den kleinen Sohn Luca, der stolz und mit vom Basteleifer geröteten Wangen seinen gefalteten Zeitungshut auf dem Kopf trägt. Durch diese geradezu dramatische Perspektive einer extremen Aufsicht fällt der Blick des Betrachters auf eine hoch differenzierte, extrem strukturierte Oberfläche: Inmitten der glatten, rhythmisch hin- und hergeführten Pinselstriche des zickzackförmigen Parketts steht die imposant durchmodellierte, erhaben gestaltete Oberfläche des Strickpullovers, dessen Textur der Maler mit einem außerordentlichen Farbauftrag sinnlich erfahrbar macht: Als strickte er selbst, setzt Felixmüller mit seinem Pinsel in Rot und Blau Masche an Masche, und der weiche Kragen des Pullis schmiegt sich erhaben um den schlanken Kinderhals.
Welche überpersönliche Bedeutung der Künstler selbst dem Gemälde beimaß, zeigt sich darin, dass er es quasi sofort auf mehreren Ausstellungen zeigte. Als eine Momentaufnahme väterlicher Liebe, umgesetzt mit immensem malerischem Können in einer charakteristisch lebendigen Palette, zählt das berührende Gemälde zu den bemerkenswertesten, herausragenden Arbeiten Felixmüllers.
Verso auf dem Keilrahmen diverse Numerierungen von verschiedenen Händen, auf dem Abdeckkarton mit Klebeetikett des Werkverzeichnisses.
Provenienz: Privatsammlung Norddeutschland
Ausstellung: Nassauischer Kunstverein, Neues Museum Wiesbaden 1926, Kat.-Nr. 21
Städt. Ausstellungsgebäude Mathildenhöhe, Darmstadt 1927, Kat.-Nr. 24
Kunsthallen Hansahaus, Essen 1927, Kat.-Nr. 9
Haus der Gesellschaft der Freunde junger Kunst, Braunschweig 1927, Kat.-Nr. 22
Juryfreie Kunstschau, Landesausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof, Berlin 1929, ohne Nr.
Kunsthütte Chemnitz 1929 (kein Katalog)
Museum am Ostwall, Dortmund, sowie Wiesbaden u. Saarbrücken 1978/79, Kat.-Nr. 97
Leicestershire Museums, Leicester 1994, Kat.-Nr. 38, Farbtafel 14
Kinderblicke. Kindheit und Moderne von Klee bis Boltanski. Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen 2001, ohne Nr. (mit Ausstellungsetikett auf Abdeckkarton)
Literatur: Heinz Spielmann, Conrad Felixmüller - Monographie und Werkverzeichnis der Gemälde, Köln 1996, Nr. 369
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