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Los 6078Egger-Lienz, Albin
Bildnis eines Geistlichen am Studiertisch
Auktion 123
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
13.750€ (US$ 14,785)
Bildnis eines Geistlichen am Studiertisch.
Öl auf Leinwand. 80,5 x 66 cm. Im Unterrand signiert, bezeichnet und datiert "A. Egger / München / 1887", verso auf dem Keilrahmen zweifach der Stempel des Münchner Künstlerbedarfs "Jos. Bayerle / Malrequisiten-Fabrik / Akademie-Strasse 11".
Der osttiroler Maler Albin-Egger Lienz zählt zu den bedeutendsten Künstlern der österreichischen Moderne und ist vor allem als eindringlicher Schilderer des kargen Lebens und Wesens des Tiroler Bauernvolkes bekannt. Vorliegendes Gemälde entstand in Egger-Lienz‘ frühen Jahren, als sein künstlerisches Wirken noch bestimmt war von dem Einfluss der prägenden Freundschaft mit dem 33 Jahre älteren Franz von Defregger und seiner Ausbildung als Historienmaler an der Münchner Akademie, von der er 1893 abging. Die Figur- und Formensprache ist noch dezidiert naturalistisch und doch ist sein späterer, auf monumentale Vereinfachung ausgerichteter Stil in den großzügig angelegten Flächen, den breiten Pinselstrichen und der Wahl erdiger Töne bereits in den Grundzügen angelegt.
Die Darstellung eines Geistlichen ist kongruent mit einer Vorliebe des Künstlers für Themen des religiösen Lebens der Landbevölkerung in dieser Frühphase, für die das Gemälde Karfreitag (1892/93) im Wiener Belvedere das vielleicht einprägsamste Beispiel darstellt. Aus den 1880er Jahren sind außerdem gezeichnete Studien von Mönchen und Priestern bekannt (vgl. Wilfried Kirschl: Albin Egger Lienz 1868-1926: das Gesamtwerk, Bd. 2, Z 198, Z 201 und Z 202). Kirschl publizierte eine weitere Fassung unseres Portraits, bei der es sich aufgrund der etwas summarischeren Ausführung um eine Vorstudie handeln könnte (vgl. ebd., S. 504, M 16 mit Abb.). Der Autor vermutet, dass dieses verschollene Bild deckungsgleich ist mit dem in Heinrich Hammers Werkverzeichnis aufgeführten Gemälde "Der Chronist" ist (vgl. Heinrich Hammer: Albin Egger Lienz, Innsbruck/Wien/München 1930, S. 261). Da unser Gemälde Kirschl nicht bekannt war, könnte es sich bei dem "Chronisten" jedoch auch um vorliegendes Werk handeln.
Dieses feinsinnige Frühwerk von Egger-Lienz wird nun erstmals auf dem Kunstmarkt angeboten und gelangte laut mündlicher Überlieferung wohl unmittelbar nach seiner Entstehung in den Besitz von Franz Graf Folliot de Crenneville, der in seiner Rolle als Oberstkämmerer Kaiser Franz Josephs unter anderem für die Neustrukturierung der kaiserlichen Kunstsammlungen verantwortlich war. Dieser soll es kurz vor seinem Tod an den Gmunder Lungenarzt und Kunstsammler Emil Kugler übergeben haben, dessen Nachfahren das Werk bis heute besitzen.
Provenienz: Vom Künstler wohl direkt an Franz Graf Folliot de Crenneville (1815-1888) verkauft, seit 1884 in Gmunden.
Vom obigen übergeben an Dr. Emil Kugler, Gmunden.
Seither in Besitz von dessen Nachfahren in Süddeutschland.
Egger-Lienz, Albin, österr. Maler (1868-1926). Eigh. Brief m. U. "Prof. A. Egger-Lienz". 4 S. Kl. 4to. Weimar 30.XII.1912.
Als Lehrer an der Weimarer Hochschule für bildende Kunst an einen Verleger von Kunst-Photographien. "... Ich suche hier vergebens mehrere Fotografien nach französischen Bildern, welche ich in Ihrem ersten Katalog seinerzeit gesehen habe. Eine große Kunsthandlung hier (Wasmund Kunstverlag/handlung) habe ich beauftragt, mir Kataloge von Braun in Dornach zu besorgen, damit die betreffenden Bilder bestimmt u. bestellt werden können. Die Kataloge wurden zwar leihweise zugesendet, aber leider finden sich die bewußten Bilder (welche ich nicht bezeichnen kann) nicht darinnen. Ich weis [!] nun nicht wie ich zu den Fotografien kommen kann und sehe keinen andern Weg als Sie zu ersuchen, der Firma Wasmund Ihren großen Katalog mit allen Beilagen ... leihweise auf einen Tag hieher zu senden. Die Bestellungen mache ich natürlich bei Ihrer Firma (es handelt sich um eine größere Collektion). Ich habe schon wiederholt aus Ihrem Katalog Fotografien bestellt, Sie können sich sicher erinnern. Es sind zahlreiche Miniatur Originalfotografien nach französischen Künstlern, aus welchen der Katalog besteht ...".
Egger-Lienz, Albin, österr. Maler (1868-1926). Eigh. Brief m. U. "Egger-Lienz". 2 1/2 S. 8vo. St. Justina bei Bozen 22.IX.1913.
An seinen Schüler Heinrich Krause. "... Mit Interesse habe ich aus Ihren Zeilen ersehen, daß Sie in die Lage gekommen sind, dem Zeichenlehrerberuf entsagen zu können. Ihre Annahme, ich hätte hier eine Schule, ist irrig, wie Sie aus beiliegender Ausschrift sehen, verhält sich der Fall anders. Wenn Sie jedoch den Versuch machen wollen mit den jungen Leuten in Klausen zu arbeiten, habe ich natürlich nichts dagegen u. ich werde Sie empfehlen. Ihre Aufnahme liegt bei der Gruppe. Ich kann u. will mich in die Angelegenheit des Kreises nicht zu sehr mischen, da ich meine Unabhängigkeit wahren muß. Wenn Sie den Leuten, die sehr brav sind, diesbezüglich schreiben, so bitte ich mich vorher zu benachrichtigen ... Die Verpflegung ist günstig und die Landschaft schön. Es könnte für Sie nicht übel sein ...". - Egger-Lienz war im Vorjahr als Lehrer an die Weimarer Kunsthochschule berufen worden; doch bereits 1913 verließ er sie wieder - wohl um "seine Unabhängigkeit zu wahren".
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.“
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