Artist Index: Buchholz, Friedrich

JUDAICA
Buchholz, Friedrich. Moses und Jesus, oder über das intellektuelle und moralische Verhältniß der Juden und Christen. Eine historisch-politische Abhandlung. 3 Bl., 266 S. 18,5 x 11 cm. Neuerer marmorierter Halblederband (Kanten berieben; ältere Broschur eingebunden) mit ornamentaler RVergoldung, 2 goldgeprägten RSchildern und KGoldschnitt. Berlin, Johann Friedrich Unger, 1803.
Eichstätt 382. Fürst I, 134. – Erste Ausgabe der Betrachtungen des aus Altruppin stammenden Schriftstellers Friedrich Buchholz (1768-1843), der als Wegbereiter des soziologischen und positivistischen Denkens in Deutschland gilt. Ein moderner Reprint erschien 1992 in der Reihe Bibliothek der deutschen Literatur. – Stockfleckig, Titel gestempelt ("Holstein-Holstenborg").

Für Opposition, Volksvertretung und Revolution
Buchholz, Friedrich, Berliner Publizist, Historiker und politischer Schriftsteller, Lehrer an der Brandenburger Ritterakademie, schrieb zahlreiche staatsphilosophische Werke und war Hrsg. des "Journals von und für Deutschland", der "Neuen Monatsschrift für Deutschland" und des "Historischen Taschenbuchs" (1768-1843). Eigh. Brief m. U. "Fr. Buchholz" und Adresse. 3 S. 4to. Berlin 30.IV.1814.
An den Verleger Friedrich Arnold Brockhaus in Altenburg, Herausgeber der "Deutschen Blätter". Interessanter politischer Brief im Jahr des Wiener Kongresses, den Buchholz sicher nicht an Brockhaus gerichtet hätte, wenn er nicht dessen demokratische Gesinnung gekannt hätte. "Ich habe von den Deutschen Blättern so lange nichts gesehen, daß ich nicht weiß, ob sie fortdauern oder nicht. Auf jeden Fall wird die Wendung, welche die politischen Angelegenheiten genommen haben, einen wesentlichenEinfluß auf ihren Inhalt ausüben. Melden Sie mir doch, in welchem Sinne sie von Ihnen fortgesetzt werden sollen. Bei mehrerer Muße vermag ich, daran Antheil zu nehmen ...". Erhofft sich Brockhaus' Besuch in Berlin, um seine persönliche Bekanntschaft zu machen. "... Was mir jetzt am meisten im Kopfe herumgeht ist ein Werk über National-Repräsentation. Überall fühlt man in Deutschland das Bedürfniß der gegenwirkenden Kraft als einen wesentlichen Bestandteil in jedem Regierungs-System; da man aber nicht weiß, wie eine solche Kraft zu organisiren ist, so zagt u. zaudert man mit ihrer Darstellung. Mein Werk über die National-Repräsentation würde eine Entwickelung der Grundsätze enthalten, die hierbei zu beobachten sind: Grundsätze, die man neuerdings in Spanien u. in Frankreich über das Knie gebrochen hat. Täuscht mich nicht alles, so haben zwar die Freiheitskriege ihre Endschaft erreicht; aber die Restitutionskriege werden nun ihren Anfang nehmen. Denn so wie die Verfassungen jetzt sind, können sie nicht bleiben. Geben Sie Acht, jetzt kommt, wie im sechzehnten u. siebzehnten Jahrhundert, die Reihe der Revolutionen in Deutschland ... Die deutsche Kaiserwürde läßt sich nicht zurückführen, seitdem den Königen u. Großherzogen Ideen von Souveränität eingeimpft sind; u. wenn jenes auch der Fall wäre: Wie sollte Oesterreich durch seine bloße Lage nicht verhindert werden, Deutschland so zu durchdringen, daß eine Einheit zum Vorschein käme! In rein politischer Hinsicht ist Deutschland Europa's unheilbarer Schaden, u. wird es bleiben, so lange man die richtigen Grundsätze der Staatsorganisation aus den Augen läßt, u. Personen an die Stelle der Dinge bringt ... Wenn die Deutschen aller Völkerschaften sich nach u. nach von der Knechtlichkeit befreieten, welche ihnen bisher gegen ihre Fürsten eigen gewesen ist, wäre das Mittel gefunden, sie almählig zu einer Nation zu erheben, ohne welche Erhebung Europa nie eines dauerhaften Friedens genießen wird ...". - Brockhaus' "Deutsche Blätter" erschienen von 1813 bis 1816. - Buchholz, dessen Periodika z. T. hohe Bandzahlen erreichten, galt als einer der einflußreichsten Publizisten seiner Zeit. - Geringfügiger Textverlust durch das Siegel.