Los 2508

Benn, Gottfried
(1886-1956)Verteidigungsbrief an einen Rundfunksender. 1952

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1.500€ (US$ 1,667)

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Auktionsdatum 7-8. Oktober, 2025

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Lot 2508, Auction  126, Benn, Gottfried, Verteidigungsbrief an einen Rundfunksender. 1952

Benn, Gottfried (1886-1956). Durchschrift eines masch. Briefes mit eigenhänd. Monogramm "G. B." am Schluß. 21/2 S. Gr. 4to. Berlin-Schöneberg 3.III.1952.
Sehr umfangreicher Brief an Frau Dr. Gambke, eine Mitarbeiterin des Berliner Rundfunksenders RIAS, mit scharfer Kritik an dem Manuskript einer geplanten Sendung über Gottfried Benn, das man ihm vorher zur Prüfung übersandt hatte. Benn protestiert gegen den gesamten Text, der nur darauf abziele, ihn "herabzusetzen". "... ich bin überzeugt, dass kein westdeutscher Sender dies Manuskript, das sich ja nicht etwa mit mir beschäftigt, sondern darauf angelegt ist, mich herabzusetzen, angenommen hätte. Dort achtet man, dass ich einer der ernsthaftesten und meistgenannten deutschen Autoren bin, einer der unbestechlichsten und unbeirrbarsten, dazu einer der wenigen deutschen Autoren, die auch im Ausland, sowohl dem romanischen wie dem angloamerikanischen, auch dem israelitischen mit Respekt und Bewunderung genannt, in internationale Jurys berufen und zu internationalen Kongressen als deutscher Repräsentant eingeladen werden. Einem Berliner Sender war es vorbehalten, mich einen Westberliner, der hier ausgehalten hatte, und den Ausländer[n] und Emigranten, wenn sie Berlin besuchen, zu begrüssen kommen, vor seiner Strasse, vor seinen Patienten, vor seinem Publikum als fragwürdige und wankelmütige, ja anrüchige, auf jeden Fall bekämpfenswerte Figur darzustellen ...
Es erscheint mir absurd, ja herausfordernd unsachlich, sich eine halbe Stunde mit mir zu beschäftigen, ohne meine Beziehung zur Lyrik zu erwähnen, in der ich eine anerkannte Erscheinung bin, in viele Sprachen übersetzt, und von einigen als der grösste europäische Lyriker seit Rilke und Valery bezeichnet. Dies alles, die Resultate meines Arbeitens und meiner Ideen erwähnt Ihr Autor an keiner Stelle und mit keinem Wort. Das übersieht er, dafür versteift er sich auf dies eine Buch 'Doppelleben' und verfährt nicht etwa mit der Methode, dem Rätsel dieses Doppellebens mit dem Ergebnis Gedicht und Kunst nachzugehen, sondern durch willkürliches Zitieren bemüht er sich, meine Gedanken zu verzerren ... Ich lenke Ihre Aufmerksamkeit auf Seite 12 des Manuskripts. Da steht ein ungeheuer bemerkenswerter Satz. Ich schrieb in meinem Buch: 'Mir sind keine Gesetze bekannt, die es verbieten, in der Art wie ich zu denken.' Was tut Ihr Autor? Er fügt den reizenden Fragesatz hinzu: 'Wenn es sie (die Gesetze) nicht gibt, ist es nicht an der Zeit, sie zu schaffen? Also neue Gesetze. Gegen wen? Gegen die Freiheit des Denkens, des Schreibens, die Freiheit der Kunst. Also wieder ausmerzen, ausrotten, Ausstossung aus der Reichsschrifttumskammer - wie gehabt ... Da Ihr Autor selbstverständlich auch das antisemitische Motiv bei mir sucht und zu finden glaubt, erlaube ich mir, Ihnen eine Kritik aus einer israelitischen Zeitschrift aus Tel Aviv beizulegen über - Doppelleben. ... Ihr Autor hat ja in der Öffentlichkeit nicht das Gewicht, das er sich selber zuspricht. Mit dem Autor selbst würde ich mich überhaupt nicht beschäftigt haben, wenn es nicht der RIAS wäre, der ihm sein von ernsthafter Seite abgelehntes Manuskript abgenommen hätte - RIAS, sozusagen mein Nachbar, nicht ohne Verdienste um eine Sache, die auch mir am Herzen liegt, und um Berlin. Angriffe bin ich gewohnt, meine Position kenne ich, ausgerottet hat mich noch niemand ...".
Beiliegend ein eigenhändiger Begleitbrief Benns (1 S. 8vo) an Walter Lennig, in dem es heißt, "da ... Sie die Freundlichkeit hatten, sich für die Riassache zu interessieren, erlaube ich mir Ihnen Abschrift eines Briefes an Frau Gambke zu senden ... Ich lasse die Sache nun auf sich beruhen. Je m'en fiche ..." (4.III.1952). - Kleine Büroklammer-Rostspur und leichte Gebrauchsspuren.


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