Los 6908
Kubin, Alfred
(1877 Leitmeritz, Böhmen - 1959 Wernstein)"Die Arbeit"
Schätzung
18.000€ (US$ 20,000)
Abgabe von Vorgeboten möglich
"Die Arbeit".
Feder in Grau und Schwarz, grau laviert, Spritztechnik, auf Katasterpapier. 32,1 x 40,5 cm. In der Darstellung unten links signiert "A. Kubin", unterhalb der Darstellung rechts betitelt "Die Arbeit" sowie mit Widmung an Franz von Bayros "s.[?]. M[arquis]. de Bajros gewidmet / A Kubin", darunter (von fremder Hand?) unleserlich bezeichnet "d... 1914" . Um 1901/03.
Sowohl motivisch als auch stilistisch enthält vorliegende, großformatige Zeichnung alle Elemente von Alfred Kubins einzigartigem Frühwerk bis 1904. In den Arbeiten aus dieser Schaffensperiode schuf Kubin dystopische, alptraumhafte Visionen, Abbilder seiner eigenen Ängste vor dunklen Begierden und unheilvollen Schicksalsmächten. Das Aufsehen und die Empörung der Zeitgenossen ob der drastischen Motive und zutiefst pessimistischen Grundhaltung waren groß, gerade weil das dargestellte Grauen den Zeitgeist der Jahrhundertwende spiegelte und den Betrachtern ihre eigene Welt am Abgrund vorführte; bis heute haben die Bildthemen nichts an Wirk- und Aussagekraft eingebüßt.
Das Böse erforschte Kubin zeichnerisch in all seinen vielfältigen Ausprägungen. Bei „Die Arbeit“ steht thematisch das Missverhältnis von Kräften, genauer die Wehrlosigkeit des Einzelnen gegenüber einer anonymen Übermacht im Mittelpunkt. Die Darstellung eines kraftstrotzenden Stieres, der sich vergeblich bemüht, die große Kugel auf seinem Nacken eine teilnahmslose Symbolfigur mit Pharaonengesicht emporzuschieben, erinnert an den Mythos des Sisyphos. Die Vorstellung des Strebens als sinnloses, zum Scheitern verurteiltes Abmühen ist hier zudem mit kapitalismuskritischer Konnotation imaginiert.
Diese von Kubin als abgeschlossen betrachtete Komposition könnte als Teil einer nie erschienenen Mappe mit Lichtdrucken nach Zeichnungen des Künstlers zum Themenkreis Staatsmacht, Militär und Kirche entstanden sein. Hierfür spricht, dass es eine weitere, jüngst auf dem Kunstmarkt angebotene Fassung von „Die Arbeit“ mit geringen Abweichungen gibt, die analog zu anderen Blättern wie „Das Kapital“, „Der Staat“ oder „Kanonenfutter“ eigenhändig nummeriert ist (vgl. Im Kinsky, Wien, Auktion am 3. Dezember 2024, Los 2503). Es ist durchaus belegt, dass wichtige Arbeiten aus Kubins Frühwerk in mehreren Fassungen existieren. Für die Erstveröffentlichung von „Die Arbeit“ im Jahr 1906 in der Zeitschrift „Amethyst“ entschied sich der Künstler für die vorliegende Version.
Provenienz: Karl & Faber, München, Auktion 102 am 19. Oktober 1966, Los 886.
Literatur: Vorstudie zu: Paul Raabe: Alfred Kubin, Leben, Werk, Wirkung, Hamburg 1957, Nr. 17.
Abgebildet in: Der Amethyst, Blätter für seltsame Literatur und Kunst, hrsg. v. Franz Blei, Jg. 1, Heft 3 (1906).
Abgebildet in: Das Leben. Illustrierte Wochenschrift, Nr. 44 (1906), Abb. S. 936.
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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