Los 6729
Niederländisch
um 1650/60. Dünenlandschaft mit Fischerhütte
Schätzung
7.500€ (US$ 8,333)
Abgabe von Vorgeboten möglich
um 1650/60. Dünenlandschaft mit Fischerhütte.
Schwarze Kreide, grau laviert. 18,3 x 30 cm. Wz. Nebenmarke LP.
Das schlichte Sujet einer verlassenen Fischerhütte am Strand besticht durch seine subtile atmosphärische Durchdringung und zeichnerische Brillanz. Treffsicher ist die aus alten Brettern und Treibholz erbaute Hütte charakterisiert; scheinbar mühelos hat der Künstler die umgekehrten Kübel und andere verstreute Artefakte dargestellt. Das Ganze verrät eine geübte, ja virtuose Hand. Von Jacob van Ruisdael, einem der größten niederländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts, sind einige wenige, aus den 1660er Jahren stammende Dünenansichten erhalten. Unser Blatt lässt sich stilistisch gut mit einer Dünenlandschaft des Künstlers vergleichen, die im Berliner Kupferstichkabinett aufbewahrt wird (Inv.Nr. KdZ 2593). Das Berliner Blatt ist in einer ähnlichen Technik ausgeführt und auf einem vergleichbaren gräulichen Papier gezeichnet. Stilistisch sehr ähnlich ist auch die pointierte, treffsichere Art, mit der das struppige, vom Wind aufgewühlte Helmgras wiedergegeben ist sowie nicht zuletzt auch die sehr gekonnte Zeichenmethodik, mit der der Künstler den hellen Papierton einsetzt, um die Wirkung des milden Tageslichtes zu suggerieren. Während der Künstler auf dem Berliner Blatt die Weite der Küstenlandschaft betont, konzentriert er sich in unserem Fall auf die detaillierte Wiedergabe der unterschiedlichen Strukturen der Fischerkate. Einen weiteren stilistischen Vergleich bietet die um 1650-60 entstandene Zeichnung einer Wassermühle im Rijksmuseum, Amsterdam (RP-T-1887-A-1392) die eine sehr ähnliche Auffassung des verfallenen Bauwerkes aufweist.
Unser Blatt hat eine illustre Provenienz und stammt aus der Sammlung des Karl Eduard von Liphart; es trägt verso seine Marke sowie die seines Enkels Freiherr Reinhold von Liphart. Die Zeichnung wurde am 26. April 1898 bei C.G. Boerner in Leipzig versteigert, wo sie als autographe Arbeit des Jacob van Ruisdael figuriert ("Treffliche breit behandelte Zeichnung in Kreide und Tusche"). Dennoch ist die Autorschaft des Künstlers nicht unumstritten. Jeroen Giltay äußerte sich auf Grundlage einer Fotografie negativ bezüglich der Autorschaft Ruisdaels (E-Mail vom 7. März 2025), während andere Fachkollegen seine Urheberschaft ohne weiteres für plausibel halten. Die in Bezug auf unsere Zeichnung vorgeschlagenen Zuschreibungen an Emanuel Murant (1622-1700) und den weniger bekannten Cornelis Gerritsz. Decker (1643-1678) scheinen uns weniger erwägenswert, da die autographen Arbeiten jener Künstler unserem Blatt in künstlerischer Hinsicht unterlegen sind. Wie so oft auf dem Gebiet der alten Zeichnungen bleibt die Autorschaft unseres Blattes vorerst nicht eindeutig geklärt. Unstrittig ist jedoch trotz divergierenden Ansichten, dass es sich um ein eminentes Beispiel niederländischer Zeichenkunst des 17. Jahrhunderts handelt.
Provenienz: Karl Eduard von Liphart (1808-1891, Lugt 1687).
Dessen Enkel Freiherr Reinhold von Liphart (Lugt 1758).
Seine Auktion C. G. Boerner, Leipzig, am 26./27. April 1898, Los 814 (als "Jacob Ruysdael; Fischerbaracke bei einer Anhöhe. 18 x 30 cm. Trefflich breit behandelte Zeichnung in Kreide und Tusche.").
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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