Los 6709

Carracci, Annibale
(1560 Bologna - 1609 Rom)Studienblatt mit dem Atlas Farnese

Schätzung
15.000€ (US$ 16,667)

Abgabe von Vorgeboten möglich

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Lot 6709, Auction  125, Carracci, Annibale, Studienblatt mit dem Atlas Farnese

Studienblatt mit dem Atlas Farnese.
Schwarze und weiße Kreide auf graugrünem Bütten, verso: Draperiestudien in Rötel und weißer Kreide. 34,5 x 25,8 cm. Um 1596-1598.

Die Studie ist eine wichtige Ergänzung zum Corpus der Zeichnungen Annibale Carraccis nach der Antike, die der Künstler nach seiner Übersiedelung von Bologna nach Rom Ende des Jahres 1595 schuf (vgl. A. Weston Lewis, „Annibale Carracci and the Antique“, in: Master Drawings, 30, 1992, S. 287-213). Der Grund seiner Reise war die Ausschmückung der Sala Grande im Palazzo Farnese, die sein neuer Mäzen und Auftraggeber Kardinal Odoardo Farnese den Taten von Alexander III Farnese als Befehlshaber der Truppen Philipps II in den Niederlanden widmen wollte. Aufgrund des ständigen Zögerns von Odoardo, der ihm schließlich die Dekoration seines eigenen Camerino und der Galerie anvertraute, welche die farnesische Sammlung antiker Statuen beherbergen sollte, bot ihm sein Aufenthalt in Rom auch die Gelegenheit, die römischen Werke von Michelangelo und Raffael zu studieren und sich der klassischen Antike zu widmen, deren Studium ein wichtiges Fundament für seine spätere künstlerische Tätigkeit war.
Zu den anderen Zeichnungen Carraccis nach antiken Bildwerken, die Pan und Daphne sowie die Gruppe der Niobe zeigen, kommt nun die vorliegende Studie hinzu, die auf die Skulptur des Atlas Farnese zurückgeht (heute im Museo Archeologico Nazionale, Neapel). Die Skulptur stellt den Halbgott Atlas dar, der die Himmelskugel auf seinen Schultern hält, als Strafe dafür, dass er die Titanen bei ihrem Versuch, sich gegen Zeus zu erheben, unterstützt hatte. Die massive Marmorstatue wurde Ende des 15. Jahrhunderts an Kopf und Gliedmaßen beschädigt aufgefunden und befand sich im Besitz von Stefano del Bufalo. Nach einer umfassenden Restaurierung durch Guglielmo della Porta wurde die Skulptur 1562 von Kardinal Alessandro Farnese für die riesige Summe von 250 Scudi gekauft. 1787 wurde sie dann zusammen mit den von Karl III. von Bourbon, dem Sohn von Elisabetta Farnese und letzten Nachkommen der angesehenen Familie, herausgegebenen Sammlungen nach Neapel überführt.
Annibales Zeichnungen nach der Antike dürften vor allem als Repertoire für Ideen und künstlerische Lösungen gedient haben, auf die er später zurückgreifen konnte. Den "Kopf des Pan" im Louvre etwa verwendete der Künstler in dem Gemälde "Pan und Diana" im Gewölbe der Galleria Farnese, die Figur des Atlas auf unserer Zeichnung erscheint als Herkules mit der Himmelskugel im Gewölbe des Camerino Farnese (zu den Vorstudien zum Fresko mit Herkules siehe: Oxford, Ashmolean Museum, Inv. Torino, Biblioteca Reale, Inv. 16074; Paris, Louvre, Départment des Arts Graphiques, Inv. 7205, 7206; Besançon, Musée des Beaux-Arts, Inv. D. 1539; J. R. Martin: The Farnese Gallery, Princeton 1965, S. 240, 242-243, Abb. 100-101, 113-117). Für die mit Rötel skizzierten Gewandstudien auf der Rückseite lässt sich keine Verbindung zu einem bekannten Werk herstellen, sie demonstrieren aber dennoch die übliche Vorgehensweise Annibales, das Blatt während des Zeichnens auf den Kopf zu stellen und mehrmals zu drehen.- Das Gutachten von Prof. Daniele Benati vom 23. Dezember 2020 ist in Kopie vorhanden.

Provenienz: Privatsammlung Rom.

Literatur: Daniele Benati: "Un Disegno inedito di Annibale Carracci dell'Atlante Farnese", in: Grand A Dossier, Archivio di Stato di Napoli, Ausgabe Nr. 1 ("Farnese"), Juni 2023, S. 58-61 mit Abb.

Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.


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