Los 6719
Hammer, Walter Julius
(1873 Dresden - 1922 Leipzig)Selbstbildnis des Künstlers
Schätzung
1.200€ (US$ 1,250)
Abgabe von Vorgeboten möglich
Aus dem Katalog
Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts
Auktionsdatum 29.11.2024
Selbstbildnis des Künstlers.
Schwarze und rote Kreide, weiße Deckfarbe, auf braungrauem Papier. 29,8 x 44,6 cm.
Wir begegnen in diesem Selbstbildnis einem Zeichner, der die ihm zur Verfügung stehenden Mittel mit lockerer Souveränität miteinander kombiniert. Mit kurzen, schwungvollen Strichen und nur punktuell gewischter Kohle arbeitet er aus dem Tonpapier den Kopf und die Züge seines Gesichtes heraus. In den beleuchteten Partien verleihen die in Pinsel gesetzten Weißhöhungen dem Konterfei eine überzeugende Plastizität, der die Schraffierungen in roter Kreide eine gewisse Wärme einhauchen. Der Kontrast zwischen dieser zeichnerische Dichte und der Leere der rechten Blatthälfte erzeugt einen spannungsreichen Bildraum.
Dargestellt hat sich hier der heute zu Unrecht in Vergessenheit geratene Julius Walter Hammer. Geboren und ausgebildet in Dresden, gehörte er zu jener Gruppe von Künstlern, die um 1900 ihre künstlerische Heimat in Leipzig fanden. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Illustrator und Werbegraphiker. Gelegentlich versuchte er sich auch als Maler, doch die hier und im Folgenden (Lose 6719-6723) präsentierten Zeichnungen aus dem Nachlass zeugen von seiner Vorliebe und dem außerordentlichen Talent für das Zeichnen.
In der aufstrebenden Messestadt verarbeitete Hammer die Impulse von Jugendstil und Symbolismus und ließ nach und nach den wilhelminischen Kunstkanon hinter sich. Doch seine von Ironie nicht freien Porträts Max Klingers von 1913 (vgl. Los 6722) zeigen, dass er bald auch diese Kunstströmungen zumindest hinterfragte. Folgerichtig war seine Kunst nach dem Weltkrieg von expressionistischen Tendenzen geprägt, die Hammer wie bei jeder seiner künstlerischen Auseinandersetzung individuell auslegte.
Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (mit dem Nachlassstempel verso).
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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