Los 6010
Lievens, Jan
(1607 Leiden - 1674 Amsterdam)Landschaft mit badenden Nymphen
Schätzung
24.000€ (US$ 25,806)
Abgabe von Vorgeboten möglich
Aus dem Katalog
Gemälde Alter und Neuerer Meister
Auktionsdatum 28.11.2024
Landschaft mit badenden Nymphen.
Öl auf Leinwand, doubliert. 56,5 x 58 cm. Um 1657/1660.
Diese stimmungsvolle Waldlandschaft, die vor einigen Jahren in einer rheinischen Privatsammlung wiederentdeckt wurde, ist zweifellos mit dem Gemälde von Jan Lievens identisch, das in dem 1704 von der Witwe von Gerrit Cloppenburgh erstellten Inventar aufgeführt ist. Dieses Inventar wurde zum ersten Mal 1915 von Abraham Bredius in seinen Künstler-Inventaren veröffentlicht. Hans Schneider und Rudolf Ekkart führen in ihrem Catalogue raisonné das im Inventar erwähnte Gemälde, dessen Verbleib bisher unbekannt war, unter der Nummer 334 auf: „Landschaft mit Akt“. Das Wiederauftauchen dieses Gemäldes ist eine wichtige Entdeckung, die unser Wissen über das malerische Werk dieses niederländischen Künstlers, der während seiner frühen Jahre in Leiden mit Rembrandt befreundet war, vervollständigt.
In seiner Landschaftsmalerei zeigt sich der Leidener Künstler vor allem durch die flämische Malerei inspiriert, wenngleich Waldlandschaften im Werk von Jan Lievens nur selten anzutreffen sind. Von 1635 bis 1643 lebte Lievens in Antwerpen, wo ihn die Werke von Adriaen Brouwer und Peter Paul Rubens stark beeinflussten. Zu den charakteristischen Merkmalen der Landschaften aus dieser Zeit gehört ein breiter, pastoser Farbauftrag, bei dem die Palette dunkler Farben in wirkungsvollem Kontrast zu den lichten Tönen steht. Die vorliegende Landschaft, die aus den letzten Lebensjahren des Künstlers datiert, zeigt deutliche Anzeichen für den Einfluss der venezianischen Maler des Cinquecento, insbesondere des späten Tizian. Die subtil abgestuften, samtigen Grün- und Blautöne sind eine eindeutige Reminiszens an Tizian. In der Dämmerung nehmen Nymphen ein Bad in einem Waldteich, die Strahlen der untergehenden Sonne illuminieren den Himmel und schaffen ein grandioses Farbschauspiel. Auch die lyrisch-pastorale Atmosphäre der geheimnisvollen Waldlandschaft und die freie, grob skizzierte Behandlung der Figuren sind unmittelbar auf den Einfluss des großen venezianischen Vorgängers zurückzuführen.
Im Spätwerk von Lievens finden sich mehrere Beispiele, die der vorliegenden Landschaft ähneln, so etwa das Gemälde "Waldweg mit Wanderer" in der National Gallery of Scotland in Edinburgh (Schneider/Ekkart Nr. 302) und die "Waldlandschaft mit Hagar und dem Engel" im Musée des Beaux-Arts in Rouen (Schneider/Ekkart Nr. 377). Vergleichbare Details in der Behandlung der Tannenbäume finden sich auch im Landschaftshintergrund des Gemäldes "Christus und der Hauptmann von Kapernaum", das auf 1657 datiert ist. Die stilistische Nähe zu den vorgenannten Landschaften spricht dafür, dass das vorliegende Bild zwischen 1657 und 1660 entstanden ist. Eine zusammenhängende Gruppe von Zeichnungen mit pastoralen Landschaften stammt ebenfalls aus dieser Zeit, was die Datierung unterstützt (siehe Ausst.Kat. Jan Lievens. A Dutch master rediscovered, von Arthur K. Wheelock, National Gallery of Art, Washington 2008, Nr. 126 ff, mit Abb.). Reine Landschaften bilden jedoch eine Ausnahme im malerischen Œuvre dieser Periode. In seinem Spätwerk konzentrierte sich Lievens vor allem auf Allegorien und antike Historienbilder, von denen einige im Auftrag des niederländischen Hofes in Den Haag und des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg entstanden. Gegen Ende seines Lebens tat sich Lievens auch als Porträtist hervor.
Dr. Lloyd DeWitt, Kurator für europäische Kunst am Chrysler Museum of Art in Norfolk, Virginia, hat nach Begutachtung des Originals bestätigt, dass Jan Lievens der Autor dieses Werks ist, das er auf die späten 1650er Jahre datiert.
Provenienz: Gerrit Cloppenburgh, Amsterdam, erwähnt im Inventar seiner Witwe, 1704.
Zuletzt Privatsammlung Rheinland.
Literatur: Inventar der Witwe Gerrit Cloppenburgh in Amsterdam 1704, in: Abraham Bredius: Künstler-Inventare: Urkunden zur Geschichte der holländischen Kunst […], Bd. I, Den Haag, 1915, S. 220.
Hans Schneider, Rudolf Ekkart: Jan Lievens: sein Leben und seine Werke, Amsterdam 1973, S. 168, Nr. 334.
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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